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Dr. Georg Scholzen: Schadenprävention in der Trinkwasserinstallation – Ein innovatives Pilotprojekt mit Potenzial

Dr. Scholzen: Schadensprävention in der Trinkwasserinstallation
Die Leitungswasserschäden in Wohngebäuden steigen von Jahr zu Jahr. Für 2024 rechnet die Versicherungswirtschaft mit über 4, 5 Milliarden Euro. „Je früher ein Schaden erkannt wird, desto geringen können die Kosten sein,“ sagt Dr. Georg Scholzen. Foto: Geisselbrecht-MIT 2024 https://geisselbrecht.biz/

Die Schadenprävention gehört zu den größten Herausforderungen der Versicherungsbranche – insbesondere im Bereich von Leitungswasserschäden. Trotz moderner Technik bleibt dieser Schadensbereich für die Wohnungswirtschaft und Versicherer weiterhin ein kostspieliger Risikofaktor.

Dr. Georg Scholzen ist Diplom-Chemiker, seit über 20 Jahren in der Schadenverhütung tätig und der Experte im FORUM LEITUNGSWASSER der AVW Unternehmensgruppe. In seinem Vortrag beim 14. Mainzer Immobilientag stellt er eine neue, digitale Lösung zur Schadensprävention vor. Sie erkennt digital mögliche Leckagen und Wasserverloste im Leitungssystem und macht sie sichtbar macht. Ein Vorteil: durch einfache Installation bleiben die Kosten niedrig.

Die Problemstellung: Leitungswasserschäden als Kostentreiber

Ein Großteil der Sachschäden in der Wohngebäudewirtschaft ist auf Leitungswasserschäden zurückzuführen, die rund 50 % der Gesamtschäden in diesem Bereich ausmachen. Besonders brisant: Seit den 1990er Jahren hat sich die Schadenshöhe dramatisch erhöht.

Durch die Inflation und steigende Baukosten haben sich die durchschnittlichen Schadenskosten vervielfacht, sodass die finanzielle Belastung für Versicherer und Immobilienwirtschaft weiter steigt.

Absperrventile – eine unzureichende Lösung

Bisherige technische Maßnahmen wie Absperrventile oder andere sensorbasierte Systeme zur Überwachung des Wasserdurchflusses haben sich als wenig praxistauglich erwiesen. Häufig führte der Einsatz solcher Systeme zu Fehlalarmen oder Einschränkungen im Alltag – wie etwa einem automatischen Wasserstopp während des Duschens – was letztlich zu einem unbefriedigenden Nutzungserlebnis und einer geringen Akzeptanz in der Praxis führte.

Neue Wege mit digitaler Wasserüberwachung

In einem Pilotprojekt mit dem Unternehmen Beulco wurde ein neuartiges System erprobt, das eine zentrale und flexible Überwachung des Wasserverbrauchs in Echtzeit ermöglicht. Das Kernstück des Systems ist ein einfach zu installierendes Überwachungsgerät, das auf bestehende Wasserzähler aufgesetzt wird und kontinuierlich Impulse zählt, um den Wasserverbrauch zu analysieren.

Der Zugang zur Installation ist einfach gestaltet und erfordert keinen Eingriff in die Leitungen. Ein Hauptmerkmal ist die Möglichkeit zur Alarmfunktion bei auffälligen Verbrauchsmustern, was frühzeitig auf potenzielle Schäden oder ungewöhnlichen Verbrauch hinweist.

Praxiserfahrungen im Pilotprojekt: Einfache Installation und frühzeitige Erkennung

Das Pilotprojekt umfasste zehn Gebäude mit insgesamt 52 installierten Überwachungsgeräten, darunter auch komplexe Gebäudestrukturen. Der geringe Installationsaufwand und die geringen Folgekosten wurden als wichtige Pluspunkte hervorgehoben, ebenso wie die einfache Bedienung für Anwender.

Die ersten Ergebnisse zeigen, dass das System in der Lage ist, Leckagen und andere Anomalien zu erkennen, bevor größere Schäden entstehen. Beispielsweise konnte in einem Fall ein erhöhter Wasserverbrauch, verursacht durch eine defekte Toilette, rechtzeitig entdeckt und behoben werden. In einem weiteren Fall wurde nächtlicher Wasserabfluss festgestellt, der auf unautorisierten Zugriff hindeutete. Diese Vorfälle verdeutlichen das breite Einsatzspektrum des Systems und das Potenzial zur Reduzierung von Wasserverlusten.

Zukunftsweisende Lösung für die Wohnungswirtschaft

Das vorgestellte System bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Prävention von Leitungswasserschäden und zur Kontrolle des Wasserverbrauchs in der Wohnungswirtschaft. Durch die Nutzung bestehender Wasserzähler und die Einbindung moderner Datenübertragungstechniken wird eine kostengünstige und wartungsarme Überwachung ermöglicht.

Das Pilotprojekt zeigt, dass sich die Technik sowohl für Neubauten als auch für Altbauten eignet und dass durch eine breite Implementierung potenziell erhebliche Einsparungen für Immobilienbesitzer und Versicherer erzielt werden können.

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Andreas Miltz: Serielle Sanierung und KI. Effizienz und Nachhaltigkeit im Wohnungsbau

Andreas Miltz: Serielle Sanierung, KI. Effizienz und Nachhaltigkeit
Andreas Miltz, RENOWATE, auf dem Mainzer Immobilientag. Foto: Geisselbrecht-MIT 2024 https://geisselbrecht.biz/

Auf dem 14. Mainzer Immobilientag stellte Andreas Miltz, Geschäftsführer von Renowate, ein Joint Venture der LEG Immobiliengruppe und Rhomberg Bau, eine Lösung zur seriellen Sanierung von Wohngebäuden vor. Ziel sei es, durch innovative Technologien und Künstliche Intelligenz (KI) den Energieverbrauch von Bestandsgebäuden zu minimieren und die Klimaziele der Wohnungswirtschaft zu erreichen.

Serielle Sanierung: Der neue Standard im Bestand

Renowate setzt auf serielle Sanierungslösungen, um Mehrfamilienhäuser von schlechten Energieeffizienzklassen auf A+ oder sogar Net Zero zu transformieren. Dazu werden vorgefertigte Fassadenelemente, neue Dachsysteme und moderne TGA-Komponenten verwendet. Diese Elemente werden industriell produziert und just-in-time auf der Baustelle installiert.

Andreas Miltz betonte, dass die Bau- und Wohnungswirtschaft grundsätzlich ähnlich wie die Automobilindustrie standardisierte Prozesse und Vorfertigung etablieren muss: „Wir können nicht mehr jedes Gebäude einzeln manuell planen und sanieren. Das würde weder den Klimazielen gerecht noch wäre es wirtschaftlich machbar.“

Ein Pilotprojekt aus dem Jahr 2022 veranschaulichte die Effizienz der Methode: Ein 50-Wohneinheiten umfassendes Gebäude mit 2.500 Quadratmetern Fassadenfläche wurde innerhalb von sechs Monaten saniert. Dabei wurde die Belastung der Mieter auf nur drei Monate reduziert, was das Konzept nicht nur effizient, sondern auch sozialverträglich macht.
KI im Einsatz: Von der Planung bis zur Umsetzung

Die digitale Transformation spielt in Renowates Ansatz eine entscheidende Rolle. KI und Automatisierung kommen in verschiedenen Prozessstufen zum Einsatz:

  1. Fassadenkonfigurator: Basierend auf 3D-Scans der Gebäude erstellt ein KI-gestützter Algorithmus Vorschläge für die Fassadengestaltung. Der Architekt muss nur noch Details wie Dach- oder Sockelanschlüsse überarbeiten. Das spart Zeit und ermöglicht es, mehr Projekte parallel zu planen.
  2. Optimierung der energetischen Maßnahmen: KI hilft dabei, die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Verbesserung der Energieeffizienz – etwa durch mehr Dämmung oder effizientere Heizsysteme – zu bewerten. Ziel ist es, den Standard A+ oder höher mit minimalen Kosten zu erreichen.
  3. Automatisierte Mieterkommunikation: Um Verzögerungen durch nicht erreichte Mieter zu vermeiden, hat Renowate ein Mieterportal entwickelt. Dieses ermöglicht Terminvereinbarungen per App, Voicebot oder Browser und koordiniert automatisch die Zeitpläne von Mietern, Bauleitern und Handwerkern. Andreas Miltz erklärte: „Der Bauleiter behält durch das System stets den Überblick und wird informiert, wenn es zu Abweichungen kommt.“

Ein Portal für alle Stakeholder

Renowate arbeitet daran, ein zentrales digitales Portal zu entwickeln, das alle Beteiligten – vom Mieter über Nachunternehmer bis hin zum Bestandshalter – einbindet. Dieses Portal soll Transparenz schaffen, den Baufortschritt dokumentieren und alle relevanten Informationen in Echtzeit bereitstellen.

„Wir wollen eine Plattform schaffen, auf der alle Stakeholder Zugriff auf die für sie relevanten Daten haben. Das macht die Kommunikation effizienter und reduziert Fehler“, so Miltz.

Potenziale und Herausforderungen

Die Nachfrage nach seriellen Sanierungslösungen ist enorm. Allein in Deutschland müssen in den kommenden Jahren Millionen von Wohnungen energetisch saniert werden, um die Klimaziele zu erreichen.

Andreas Miltz wies darauf hin, dass dies ohne den Einsatz moderner Technologien nicht umsetzbar sei: „Wir haben weder die Zeit noch die personellen Ressourcen, um den Bestand ohne Digitalisierung und KI zu dekarbonisieren.“

Gleichzeitig betonte er die Herausforderungen. So müssen Prozesse weiter optimiert und gesetzliche Rahmenbedingungen angepasst werden, um den Einsatz von KI und Automatisierung zu erleichtern.

Eine Blaupause für die Zukunft

Andreas Miltz zeigte in seinem Vortrag, wie serielle Sanierung und KI die Transformation der Wohnungswirtschaft vorantreiben können. Durch die Verbindung von Effizienz, Nachhaltigkeit und technologischem Fortschritt wird ein Modell geschaffen, das sich skalieren und auf viele Bestandsgebäude anwenden lässt.

„Unser Ziel ist es, eine nachhaltige und wirtschaftliche Sanierung für die gesamte Wohnungswirtschaft zu ermöglichen. Nur so können wir den Klimawandel wirksam bekämpfen und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum erhalten“, resümierte Miltz.

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Elektroinstallation – Darum ist die Ausstattung nach Norm bei Neubau und Modernisierung wichtig!

Elektroinstallation – Norm bei Neubau und Modernisierung wichtig!
Am falschen Ende gespart! Überspannungsschaden in der Steuerplatine einer Waschmaschine. Bild entnommen aus Initiative ELEKTRO+ Raumplaner, Seite 7.

Der am 6. November 2024 beschlossene Gesetzentwurf zur Einführung des Gebäudetyp E soll es ermöglichen, von bautechnischen Normen abzuweichen und einfacher und kostengünstiger zu bauen. Eine der im Entwurf genannten Normen ist die DIN 18015-2, die die Mindestausstattung elektrischer Anlagen in Wohngebäuden definiert.

Doch ist es wirklich zielführend, an dieser kritischen Infrastruktur im Haus und Wohnungen zu sparen – mit Blick auf die Sicherheit, aber auch in Bezug auf die Zukunftsfähigkeit unseres Gebäudebestandes?

Fragen und Antworten zur Elektroausstattung nach Norm. Der ZVEH und die Initiative Elektro+ geben Antworten auf einige Fragen zu Standards und Ausstattung.

Bei Neubau und Sanierung an der Elektroinstallation sparen – wie sinnvoll ist das?

Die Festlegung einheitlicher Ausstattungswerte für die Elektroinstallation in Häusern und Wohnungen schafft Transparenz und Planungssicherheit für alle am Bau Beteiligten. Die Mindestausstattung elektrischer Anlagen in Wohngebäuden ist in der Planungsnorm DIN 18015-2 beschrieben.

Dabei handelt es sich um Empfehlungen, die erst dann verbindlich werden, wenn sie als Ausstattungsstandard zwischen Bauherren und Installationsunternehmen vertraglich vereinbart sind.

Welche Ausstattungsstufen gibt es?

In Anlehnung an die DIN 18015-2 haben Experten die Richtlinie RAL RG-678 entwickelt, die drei Ausstattungsstufen definiert: 1-Stern entspricht der Mindestausstattung gemäß DIN 18015-2, 2-Sterne sind die Standardausstattung und 3-Sterne gelten als Komfortausstattung.

Die jeweils angegebene Anzahl von Schaltern, Steckdosen und Stromkreisen ist das Ergebnis langjähriger Erfahrungen aus der Praxis und technischer Expertise. Sie sichert Qualität und Vergleichbarkeit beim Mieten, Kaufen, Bauen und Modernisieren.

Warum ist eine normgerechte Elektroinstallation wichtig?

Eine Elektroinstallation nach DIN 18015-2 gewährleistet zeitgemäße Sicherheitsstandards und Wohnkomfort. Darüber hinaus hilft sie, Missverständnisse zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer zu vermeiden und bietet als Grundlage für vertragliche Vereinbarungen und die Baubeschreibung Rechtssicherheit für alle Beteiligten.

Wie trägt eine genormte Elektroinstallation zur Sicherheit bei?

Eine genormte Mindestausstattung der Elektroinstallation minimiert das Risiko von Kurzschlüssen, Stromunfällen und Bränden. So empfiehlt die DIN 18015-2 beispielsweise eine Platzreserve von 20 Prozent im Hausverteiler, um Überhitzungen im Verteiler und damit Brandgefahr zu vermeiden. Außerdem verhindert sie eine zu schnelle Alterung von Leitungen und anderen Bauteilen und sichert so die zuverlässige Funktion der Anlage.

Ein weiteres Beispiel: Die Norm fordert auch eine ausreichende Anzahl von Fehlerstromschutzschaltern (RCDs) und gleichzeitig eine Begrenzung der Anzahl der Stromkreise pro Schalter. Damit wird verhindert, dass ein auftretender Fehler die gesamte Anlage abschaltet, was die Sicherheit in Haus und Wohnung erhöht. Pro Fehlerstromschutzschalter sollten daher maximal sechs Stromkreise angeschlossen werden.

Im Fall einer überlasteten Mehrfachsteckdose kann es schnell einem Brand kommen. Foto: ustoomm/ adobestock.com aus „Sicherheit der Elektroinstallation in Wohngebäuden“ (S. 11)

Welche Vorteile hat eine ausreichende Elektroinstallation für den Wohnkomfort?

Die Mindestausstattung stellt sicher, dass genügend Steckdosen und Stromkreise vorhanden sind, damit moderne Haushaltsgeräte problemlos betrieben werden können, ohne die Elektroinstallation zu überlasten. Eine zu geringe Ausstattung führt dazu, dass die Bewohner auf Mehrfachsteckdosen zurückgreifen, die zur Brandgefahr werden können.

Bei der Vielzahl von Elektrogeräten, die heute im Haushalt verwendet werden, ist es jedoch ratsam, besser eine höhere Ausstattungsstufe als die Mindestausstattung zu wählen – wir empfehlen mindestens eine 2-Sterne-Installation.

Wie unterstützt eine gute Elektroinstallation die Energiewende?

Keine Energiewende ohne zukunftsfähige elektrische Infrastruktur! Die nach DIN 18015-2 geforderte Platzreserve im Verteiler erleichtert zukünftige Anpassungen, Erweiterungen und Umnutzungen. Die Mehrkosten für den größeren Verteiler sind eher gering im Vergleich zu einer kompletten Neuerrichtung, die aufgrund von Platzmangel bei einer Anlagenerweiterung notwendig werden könnte.

Ausreichende Stromkreiskapazitäten ermöglichen zudem Erweiterungen für den Einsatz von Energiewendetechnologien wie PV-Anlagen, Stromspeichern, Wärmepumpen oder Ladestationen für Elektroautos. Die Planungsnorm DIN 18015-2 und die RAL-RG 678 geben hier eine verlässliche Orientierung.

Eine Elektroinfrastruktur, die von der Kapazität her flexibel ist für zukünftige Veränderungen, sorgt auch für Nachhaltigkeit beim Bauen und Wohnen. Eine zu sparsame Ausstattung kann spätere Umbauten erforderlich machen, die mit höheren Kosten und erheblichem Aufwand verbunden sind und in keinem Verhältnis zu den geringen Mehrkosten für die Flexibilität stehen.

Welchen Einfluss hat die Elektroinstallation auf den Wert einer Immobilie?

Eine gut geplante und normgerechte Elektroinstallation erhöht den Wert einer Immobilie, da Käufer und Mieter eine moderne technische Infrastruktur bevorzugen. Sparinstallationen können schnell teure Nachrüstungen erforderlich machen, um aktuellen Standards und zeitgemäßen Anforderungen gerecht zu werden.

Macht eine Sparversion der Elektroinstallation à la Gebäudetyp E die Wohnungen günstiger?

Die Reduzierung von Steckdosen und Zuleitungen kann zwar beim Bau einer Wohnung Kosten sparen, führt aber langfristig zu Komforteinbußen und birgt möglicherweise Sicherheitsrisiken. Bei späteren Umbauten können hohe Mehrkosten entstehen.

Ein Beispiel: Die Elektroinstallation einer Dreizimmerwohnung in einem Mehrfamilienhaus (Bad, Küche, Schlafzimmer, Arbeitszimmer, Wohnzimmer) kostet mit der Mindestausstattung nach DIN 18015-2 ohne zentralen Zählerschrank rund 3.800 Euro. Wird die Anzahl der Steckdosen halbiert, können circa 800 Euro eingespart werden. Eine Reduzierung der Zuleitung und ein kleinerer Stromkreisverteiler sparen weitere 150 Euro.

Damit ist die Dreizimmerwohnung in der Sparvariante rund 950 Euro günstiger als in der Mindestausstattung, allerdings verbunden mit Komforteinbußen und Sicherheitsrisiken, zum Beispiel durch die sehr wahrscheinliche Verwendung von Mehrfachsteckdosenleisten. Steht dann später doch eine Nachrüstung an, entstehen erhebliche Mehrkosten.

Der Wert der Wohnung sinkt.

Zu beachten ist auch, dass die in der DIN 18015-2 beschriebene Mindestausstattung keinen besonderen Komfort bietet. In der RAL-RG 687 wird die in der DIN 18015-2 beschriebene Mindestausstattung als 1-Stern-Ausstattung bezeichnet. Für zukunftssicheres, nachhaltiges Bauen werden höhere Ausstattungswerte empfohlen. Die 1- bis 3-Sterne-Ausstattungen sind in der Praxis erprobte Richtwerte und ermöglichen jedem, nach seinem individuellen Budget zu planen.

Quelle: Initiative ELEKTRO+

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Faktencheck: Wie viele Steckdosen in der Wohnung retten Leben: 24 oder mindestens 40?

Gerd Warda, Foto: krimiwa

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

oft haben wir von den schnellen Gesetzen gehört, die am Stammtisch auf einem Bierdeckel konzipiert worden sind.  Sie passierten auch schnell alle gesetzgeberischen Hürden. Erst großer Jubel, großes Kino, dann das Erwachen. Was schlank daher kam, war am Ende eine Kostenfalle. Man hatte die Folgen der Vorgaben nicht bis in die nächste oder übernächste Legislatur berechnet. Oder einfach nicht sehen wollen.

Nun haben wir wieder so ein Gesetz auf dem Tisch. Laut des ehemaligen Bundesjustizministers Marco Buschmann (FDP, Rücktritt am 7. November 2024) ist Bauen in Deutschland zu teuer. „Das ist ein wesentlicher Grund für den Wohnungsmangel. Die Kosten müssen also runter – insbesondere beim Neubau von Wohnungen“, so der Minister????  Mit mehreren Änderungen im Bauvertragsrecht, soll das erreicht werden. Deswegen hat das Kabinett im November 2024 noch den Entwurf eines „Gebäudetyp-E-Gesetzes“ beschlossen.

Im Klartext, statt eine saubere, nötige Förderung des sozialen Wohnungsbaus, will man an die Normen etc. ran.

Nehmen wir als Beispiel eine bezahlbare Dreizimmerwohnung mit 75 Quadratmetern. Hier sollen nun nur 24 Steckdosen ausreichen. Grund: Kosten müssen runter. Befolgt man die Mindestausstattung nach DIN-Norm 18015-2 kommen dafür ungefähr 40 Steckdosen zusammen. Ja, Sie lesen richtig. Mindestausstattung! Und was will das „Gebäudetyp-E-Gesetzes“? Zurück in die 70ziger Jahre?

Heute gibt es andere Zwänge, denn die Zahl der elektrischen Geräte mit den unterschiedlichen starken Verbräuchen wächst. Gibt es keine Steckdosen, gibt es noch die Steckerleisten mit bis XXxx Steckmöglichkeiten. Genauer: Ein Leitungszugang, viele Abnehmer. Was ist meist die Folge?  Überbelastung der Leitungen! Und im schlimmsten Fall steht die Feuerwehr im Flur. Das wollen wir nicht, denn mit schadenpräventiver Planung werden diese unkalkulierbaren Folgenkosten bisher nachhaltig verhindert.

Wir haben Experten Johannes Hauck, Sprecher der Initiative ELEKTRO+, gefragt. Seine Antwort ist klar. Lesen Sie in dieser Ausgabe: Zukunftssicherheit garantieren – Kein „Abspecken“ der Elektroinstallation in Wohnungen und Elektroinstallation – Darum ist die Ausstattung nach Norm bei Neubau und Modernisierung wichtig.  

Januar 2025 – Wohnungswirtschaft energie. Eine neue Ausgabe mit vielen neuen Blickwinkeln liegt bereit. Klicken Sie mal rein.

Bleiben Sie zuversichtlich und nachhaltig.

Ihr Gerd Warda

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Zukunftssicherheit garantieren – Kein „Abspecken“ der Elektroinstallation in Wohnungen

Zukunftssicherheit - Kein „Abspecken“ der Elektroinstallation
Waschmaschine und Trockner nicht an einer gemeinsamen Steckdosenleiste bzw. an einen gemeinsamen Stromkreis anschließen, © ELEKTRO+

Wer einen Neubau oder die Renovierung des Eigenheims plant, sollte besonders auf eine qualitativ hochwertige, richtig dimensionierte und zukunftssichere Elektroinstallation achten.

„In Zeiten, in denen immer mehr elektrische Geräte genutzt werden, ist eine durchdachte und vorausschauende Elektroplanung unverzichtbar für Komfort, Energieeffizienz und vor allem für die Sicherheit aller Hausbewohner. Außerdem ist ein Haus mit zu wenig Steckdosen und Stromkreisen auch nicht fit für die Energiewende“, erklärt Johannes Hauck, Sprecher der Initiative ELEKTRO+, und ergänzt:

„Der neue Elektro+ RAL Online-Raumplaner hilft Bauherren und Modernisierern, ihren Bedarf besser einzuschätzen und eine so eine gute Grundlage für die Planung der elektrischen Anlage durch den Fachbetrieb zu bekommen.“

Unerlässlich für die Sicherheit: Nicht unter Mindestausstattung

Die DIN 18015-2, auch bekannt als empfohlene Mindestausstattung für die Elektroinstallation, legt fest, wie viele Stromkreise, Steckdosen, Schalter, Beleuchtungsauslässe, TV- und Kommunikationsanschlüsse ein Haushalt mindestens braucht.

„Entscheiden sich Bauherren bei ihrem Projekt für diese Mindestausstattung gemäß DIN 18015-2, können sie sich auf einen grundlegenden Sicherheits- und Funktionsstandard für die elektrische Anlage in ihrem Zuhause verlassen,“ erklärt Hauck.

Sparen am falschen Ende: Die Gefahren unzureichender Elektroinstallationen

Um den Wohnungsbau in Deutschland zu vereinfachen, will das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen den „Gebäudetyp E“ als Standard für günstigeres Bauen ins Leben rufen. Dabei wird unter anderem empfohlen, die Anzahl der Steckdosen zu reduzieren, um Kosten einzusparen.

Ein Beispiel: In einer Dreizimmerwohnung mit 75 Quadratmetern sollen 24 Steckdosen ausreichen. Befolgt man die Mindestausstattung nach DIN-Norm 18015-2 kommen dafür ungefähr 40 Steckdosen zusammen.

„Eine Unterdimensionierung der Elektroausstattung ist nicht nur unpraktisch und wenig komfortabel, es drohen auch schwere Sicherheitsrisiken“, warnt Hauck. „Viele Menschen nutzen dann Mehrfachsteckerleisten, um fehlende Steckdosen zu ersetzen. Oft wissen sie nicht, dass das auch zur Gefahr werden kann, weil schnell zu viel Last über eine einzige Steckdose läuft.

Im schlimmsten Fall kann es dadurch sogar zu einem Brand kommen. Durch die Vorgabe einer Mindestanzahl von Stromkreisen ist sichergestellt, dass jede Wohnung angemessen ausgestattet ist und das Risiko von Überlastungen reduziert wird.“

Die Anzahl elektrischer Geräte in deutschen Haushalten wird tendenziell weiterwachsen. Ausreichend freie Steckdosen sind dann nicht nur eine Frage der Sicherheit, sie bieten auch Komfort, da Hausbewohner nicht mehr nach freien Steckdosenplätzen suchen oder ihre Möbel anders stellen müssen, als gewünscht, nur um die einzige freie Steckdose im Raum nicht zuzustellen.

Gebäudesystemtechnik (GST) sorgt für eine intelligente Vernetzung der zahlreichen elektrischen Funktionen im Gebäude. Die ausgereifte, genormte und intelligente Haus- und Gebäudesystemtechnik verbindet und steuert zum Beispiel Heizung, Beleuchtung, Jalousien, Belüftung und Sicherheitstechnik. Grafik: RAL Online-Raumplaner

Neues Online-Tool: der Elektro+ RAL Raumplaner

Die Initiative Elektro+ stellt auf ihrer Website ein neues Online-Tool zur Verfügung, das Bauherren hilft, den Bedarf an elektrischer Ausstattung in ihren Räumen Schritt für Schritt zu erfassen. „Mit nur wenigen Klicks erhalten Nutzer eine Übersicht über ihre benötigte Elektroinstallation.

Das Ergebnis ist eine hervorragende Grundlage für das Gespräch mit dem Elektrofachbetrieb, der dann in die konkrete Detailplanung geht“, erklärt Johannes Hauck. Das Tool nutzt die Richtlinie RAL-RG 678 als einheitlichen Standard für Planer, Installateure und Bauherren. Diese bewährte Planungshilfe unterteilt die Elektroinstallationen in drei Ausstattungsstufen: die 1-, 2- und 3-Sterne-Installation. Die Mindestausstattung der DIN 18015-2 stellt den ersten RAL-Ausstat­tungs­wert dar, die sogenannte 1-Stern-Installation (*).

Darüber hinaus werden die Anforderungen für die Standard-­ (**) und die Komfortausstattung­ (***) definiert. Die 2-Sterne-Ausstattung ist im „Raumplaner“ als Standard voreingestellt, kann aber problemlos an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. „Somit ist sichergestellt, dass auch bei kostengünstigeren Lösungen ein Mindestmaß an Qualität und Funktionalität gewährleistet ist. Und Bauherren können sicher sein, dass sie nicht an der falschen Stelle sparen“, betont Hauck.

Die Initiative Elektro+ empfiehlt möglichst Ausstattungswert 2 zu wählen, damit die Elektroinstallation wirklich zukunftsfähig und bei Bedarf ohne Aufwand erweiterbar ist.

Zukunftssicher durch gut geplante Elektroinstallation

Auch nach Abschluss eines Bau- oder Renovierungsprojekts können sich Änderungen oder neue Bauwünsche ergeben. Etwa, weil aus dem Kinderzimmer ein Arbeitszimmer werden soll, oder Hausbewohner in Elektro-Mobilität oder eine PV-Anlage investieren wollen. Wer dann eine unterdimensionierte Elektroausstattung geplant hat, muss oftmals mit hohen Nachrüstungskosten rechnen.

Schon die Mindestausstattung bietet über die optimale Steckdosenanzahl hinaus die Basis für mögliche Erweiterungen: Sie sieht eine Platzreserve von 20 Prozent in Stromkreisverteilern vor und ermöglicht somit spätere Änderungen oder die Integration von Gebäudesystemtechnik und energieeffizienten Lösungen. Energiemanagementsysteme lassen sich leichter einbauen und Bauherren können somit Energieeffizienzanforderungen an Gebäude einhalten und Kosten einsparen.“

Quelle: Initiative ELEKTRO+

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Norddeutschlands soziale Vermieter fordern alle Parteien auf, ernsthaft umsetzbare Lösungen für das bezahlbare Wohnen zu entwickeln

Norddeutschlands sozialen Vermieter fordern bezahlbares Wohnen
Wie das bezahlbare Wohnen gelingen kann, erklärte Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), die am 14. Januar 2025 am Rande des 27. VNW-ManagementForums in Hamburg. Foto: VNW

„Wohnungsbau lässt sich nicht über‘s Knie brechen und bedarf in allererste Linie eines pragmatischen Herangehens“, heißt es in einer Erklärung von Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), die am 14. Januar 2025 am Rande des 27. VNW-ManagementForums in Hamburg veröffentlicht wurde. „Dieser Pragmatismus muss gepaart sein mit den Erfahrungen jener, die im Norden seit mehr als 125 Jahren bezahlbare Mietwohnungen anbieten.“

Das bezahlbare Dach über dem Kopf sei eine der zentralen sozialen Fragen unserer Zeit, so der VNW-Direktor weiter. „So wichtig ein auskömmliches Bürgergeld, ein höherer Mindestlohn und Gendergerechtigkeit sind: das bezahlbare Wohnen ist der entscheidende Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Wer Angst um seine Wohnungen haben muss, der ist für Solidarität und Gemeinsinn verloren.“

Hohe Mieten gelten in Deutschland als ein besonderes Problem, da die Bundesrepublik das einzige EU-Land mit mehr Mietern als Eigentümern ist. Der Statistikbehörde Eurostat liegt die Eigentümerquote hierzulande bei unter 47 Prozent. Eine Umfrage der Direktbank ING zufolge finden es 26 Prozent der Mieter derzeit „schwierig“ oder „sehr schwierig“, ihre Wohnkosten zu stemmen. Unter den Eigentümern gaben das nur zwölf Prozent an.

Im VNW sind in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg rund 350 Wohnungsgenossenschaften und am Gemeinwohl orientierte Wohnungsgesellschaften organisiert. Sie bieten rund 1,7 Millionen Menschen ein bezahlbares Zuhause. Ihre monatliche Netto-Kaltmiete liegt im Durchschnitt bei 6,59 Euro pro Quadratmeter. VNW-Unternehmen gehören auf ihren Wohnungsmärkten zu den größten Vermietern und beeinflussen dadurch nachhaltig das jeweilige Mietniveau.

Um beim bezahlbaren Wohnen voranzukommen, unterbreitet VNW-Direktor Andreas Breitner zehn Vorschläge:

Die öffentliche Förderung des Baus und der Sanierung bezahlbarer Wohnungen muss verstetigt werden. Wir erkennen an, dass die Landesregierungen in Kiel, Hamburg und Schwerin kurzfristig mit einer Ausweitung der Förderung auf höhere Baupreise und gestiegene Zinsen reagiert haben. Wohnungsbauprojekte haben regelmäßig einen mehrjährigen Planungsvorlauf. Bauwillige benötigen deshalb gerade auch auf der Finanzierungsseite mehr Planungssicherheit. Angesichts sehr hoher Baukosten entscheidet die Finanzierung maßgeblich mit über die letztlich zur Kostendeckung notwendige Miethöhe.

Bund. Länder und Kommunen im Norden müssen sich dringend um das wachsende Problem der Nebenkosten kümmern. Wir erleben derzeit überall – u.a. bei Heizenergie, Strom, Wasser, öffentlichen Gebühren, CO2-Abgabe – einen ungebremsten Anstieg der Kosten. In einigen Regionen ist die sogenannte zweite Miete bereits höher als die Kaltmiete. Eine Politik, die das Wohnen verteuert, dann aber zwischen Selbstnutzer und Mieter unterscheidet, ist eine Politik der gesellschaftlichen Spaltung. Das geht nach hinten los.

Die sozialen Vermieter unterstützen als sogenannte Bestandshalter die Energiewende mit ganzem Herzen. Allerdings muss der Wandel zu einer Gesellschaft, die ohne die Produktion klimaschädlicher Emissionen auskommt, sozial verträglich organisiert werden. Notwendig sind dazu zielgerichteter Pragmatismus und weniger ideologisch motivierte Vorgaben. Der Umbau hin zu Klimaneutralität kostet sehr viel Geld. Allein im Verbandsgebiet des VNW – und nur für den Klimaschutz – sind in den kommenden Jahren weit mehr als 100 Milliarden Euro zu finanzieren. Um das stemmen zu können, werden auch die Wohnkosten deutlich steigen müssen.

Bei ihren ordnungsrechtlichen Vorgaben muss die Politik daher auf die Kosteneffizienz achten. Echter Klimaschutz findet durch CO2-Vermeidung statt – nicht durch teure material- und damit CO2-intensive bauliche Energieeffizienzvorgaben, deren Einhaltung Planer aber lediglich auf dem Papier nachweisen können. Bei der Sanierung bestehender Wohngebäude besteht das größte Potenzial, klimaschädliche Emissionen zu reduzieren. Deshalb muss sich die öffentliche Förderung auf die energetische Sanierung und die Umstellung auf eine emissionsfreie Energieversorgung konzentrieren. Außerdem ist eine verbindliche Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung erforderlich.

Bauen verursacht immer klimaschädliche graue Emissionen. Beim Klimaschutz im Gebäudesektor kommt es deshalb darauf an, diese grauen Emissionen so weit wie möglich zu vermeiden. Das gilt besonders für energetische Maßnahmen im Gebäudebestand, bei deren Umsetzung keinesfalls mehr Emissionen entstehen dürfen, als durch ihre Wirkung mittelfristig wieder eingespart werden. Sonst würde dem Klimaschutz ein Bärendienst erwiesen. Die Umstellung auf eine emissionsfreie Energieversorgung bietet meist einen effizienteren Klimaschutz-Hebel als die maximale Dämmung der Gebäudehülle, die deshalb auf ein optimales Maß begrenzt werden sollte.

Beim Klimaschutz ist eine unrealistische Verkürzung des Zieljahrs für die Klimaneutralitätkontraproduktiv. Diese für das Jahr 2040 oder gar 2035 vorzuschreiben, dient dem Klimaschutz nicht. Weder sind ausreichend Fachkräfte vorhanden noch reicht das Geld. Hier ist Ehrlichkeit statt Wunschdenken gefragt. Niemand stellt die Notwendigkeit des Klimaschutzes in Frage. Zum Ziel muss es aber einen für alle gangbaren Weg geben. Das ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Akzeptanz und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Die Anstrengungen der Bundesländer, die jeweiligen Landesbauordnungen zu entschlacken, können nur ein erster Schritt sein. Wir brauchen eine noch weitergehende Reduzierung kleinteiliger Regelungen und eine Harmonisierung der Landesbauordnungen mit der Musterbauordnung. Eine ‚norddeutsche Bauordnung‘ könnte ein erster Schritt sein. Auch Bauordnungen müssen konsequent durch die Brille der Kosteneffizienz betrachtet werden. Ebenso die dazugehörigen Durchführungsverordnungen und Verwaltungsvorschriften. Die sichere Nutzung von Gebäuden muss gewährleistet sein. Darüber hinaus muss aber auf Verzichtbares verzichtet werden können.

Baugenehmigungsverfahren müssen – wo immer möglich – beschleunigt werden, denn auch am Bau gilt „Zeit ist Geld“. Für den Umgang mit eingereichten Antragsunterlagen muss es angemessene, aber kurze Fristen geben, in denen die Behörden die Vollständigkeit der Unterlagen bestätigen oder – einmalig – Nachforderungen stellen können. Geschieht das nicht, muss eine Vollständigkeitsfiktion für die eingereichten Unterlagen eintreten, damit die gesetzliche Genehmigungsfrist zu laufen beginnt. Flächendeckend muss endlich der vollständig digitale Bauantrag Realität werden.

Der „Gebäudetyp E“ muss für das konkrete Wohnungsbauvorhaben konsequent im Sinne der Reduzierung auf das wirklich Notwendige ausgelegt werden. Tiefgaragen, Keller, Balkone sind nicht immer zwingend erforderlich. Überzogene statische Sicherheiten sind unnötig. Das „E“ steht dabei vorrangig für einfach und erleichtert, nicht für experimentell. Hauptziel sind bezahlbare Wohngebäude mit bezahlbaren Mieten. Schleswig-Holstein zeigt mit dem „Regelstandard E“ im geförderten Wohnungsbau: die Reduzierung von Baukosten ist möglich.

Bauland ist ein knappes Gut. Maßnahmen gegen die Spekulation mit Bauland sind unverzichtbar. Die Städte und Gemeinden müssen die Möglichkeiten städtebaulicher Verträge ausschöpfen und im Interesse künftiger Entwicklungsmöglichkeiten mehr auf die eigene frühzeitige Baulandbevorratungsetzen. Notwendig ist ein kommunales Baulandregister, um Transparenz zu schaffen. Die Fokussierung auf das Erbbaurecht ist kontraproduktiv, weil sie für bestandshaltende Wohnungsunternehmen auf lange Sicht unkalkulierbare Risiken birgt. Wir brauchen differenzierte Regeln für verschiedene Bauherren: Wer bietet langfristig bezahlbares Wohnen an und wer ist auf Maximalrendite aus.

Die Grundsteuerreform wird in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern das Wohnen in guten Lagen verteuern und so der Segregation Vorschub leisten. Jetzt gilt es, die Nachteile des Bundesmodells rasch zu heilen und Lösungen zu finden, die bezahlbares Wohnen auch in besonders nachgefragten Quartieren ermöglicht. Hierfür kann das Hamburger Modell als Beispiel dienen.

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 445 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,59 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

Oliver Schirg

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Klimaschutz und Energiewende im Vorfeld der Bundestagswahlen – das meinen die Wähler

Klimaschutz und Energiewende im Vorfeld der Bundestagswahlen

Klimaschutz und Energiewende sind im Vorfeld der Bundestagswahlen weiterhin wichtige Themen für Bürgerinnen und Bürger – und zwar unabhängig von politischen Einstellungen. Große Zustimmung gibt es von Wähler:innen fast aller Parteien für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, allen voran der Solarenergie.

Insbesondere Unterstützer:innen von CDU/CSU, SPD und Grünen wünschen sich ein verstärktes solares Engagement sowie einen schnellen Ausbau der Solarkapazitäten.

Für eine Mehrheit der Bevölkerung haben die Themen Klimaschutz und Energiewende weiterhin hohe Priorität. 69 Prozent aller Teilnehmer:innen einer repräsentativen Umfrage von YouGov im Auftrag des Bundesverbandes Solarwirtschaft im November 2024 gaben an, dass ihnen Klimaschutz und die Energiewende wichtig oder eher wichtig seien. Wähler:innen, die bei den letzten Bundestagswahlen CDU/CSU (75%), SPD (81%) oder die Grünen (92%) gewählt haben, treiben diese Themen besonders um.

Fast zwei Drittel der Bürger:innen wünschen sich einen schnelleren Ausbau der Solartechnik. Die Parteien sollten sich nach ihrer Meinung für den weiteren Ausbau von Solarenergie und Batteriespeichern engagieren, zum Beispiel durch den Abbau von Bürokratie oder mit geeigneten Förderinstrumenten. Besonders stark ist die Zustimmung dafür bei Wähler:innen von CDU/CSU (71%), FDP (72%), SPD (73%) und Grünen (88%) .

Über 100.000 Beschäftigten und über 25 Milliarden Euro Jahresumsatz

Verlässliche und attraktive Rahmenbedingungen mobilisieren jährlich Milliardeninvestitionen aus dem In- und Ausland in die heimische Solarwirtschaft. Mit weit über 100.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über 25 Milliarden Euro ist die Solarbranche zugleich ein bedeutender

Wirtschaftsfaktor. Vom Balkonkraftwerk über solare Eigenheime, Mieterstromsystemen bis hin zu Solaranlagen auf Industrie- und Gewerbedächer und der Möglichkeit zur Teilhabe an Solarfonds: Keine andere moderne Energieform ist so stark bei Bürgerinnen und Bürgern und in der Unternehmerschaft verankert wie die Solartechnik im Strom- und Wärmemarkt.

Welche politischen Maßnahmen dafür aus Sicht der Solarbranche beispielhaft erforderlich wären, hat der Bundesverband Solarwirtschaft in einem 10-Punkte-Papier zusammengefasst.

Bei der Stromerzeugung aus Sonnenlicht sind 2024 etwa eine Million Photovoltaik-Systeme mit einer Spitzenleistung von rund 17 Gigawatt auf Dächern und Freiflächen neu in Betrieb genommen worden, 10 Prozent mehr als im Vorjahr 2023 (15,4 GW). Grafik: BSW

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft: „Parteiübergreifend gibt es ein klares Votum der Wählerinnen und Wähler für den Klimaschutz und einen schnellen Ausbau der Solarenergie und Speicher. Sie haben erkannt, dass sie der Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende sind. Von allen Parteien kann daher erwartet werden, dass sie sich schon im Wahlkampf zur Fortführung des Ausbaus der Solarenergie bekennen, für Investitionssicherheit in der Energiewende sorgen und den Abbau von Marktbarrieren forcieren. Während Klimaschäden massiv zunehmen und unser Wirtschafts-, Gesundheits- und Sozialsystem immer stärker belasten, wird ein weiterer Ausbau der inzwischen sehr preiswerten Solarenergie Bürger:innen und Wirtschaft zunehmend entlasten.“

Johann Sternberg

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Handlungsbedarf für Vermieter und Verwalter: Nachrüstpflicht für fernablesbare Messtechnik läuft Ende 2026 aus

Vermieter & Verwalter: Nachrüstpflicht fernablesbare Messtechnik
Fernauslesbare Messtechnik ermöglicht die Erfassung von Verbrauchsdaten ohne Vor-Ort-Termine in Wohnungen und bildet unter anderem die Grundlage für die unterjährige Verbrauchsinformation. Foto (c) DEUMESS

Für viele Vermieter und WEG-Verwalter gibt es Handlungsbedarf bei den Erfassungsgeräten für Wärme und Wasser. Bis zum 31. Dezember 2026 müssen alle Liegenschaften, in denen noch keine fernablesbare Erfassungstechnik für den Verbrauch installiert ist, nachgerüstet werden. Darauf weist Deumess, der Verband mittelständischer Mess- und Energiedienstleister, hin.

Die Nachrüstung ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, die sich aus der im Jahr 2021 novellierten Heizkostenverordnung ergibt, sondern auch eine notwendige Grundlage für moderne und klimafreundliche Gebäudebewirtschaftung. Immobilienverantwortliche, die frühzeitig handeln, profitieren von einer besseren Planbarkeit und vermeiden mögliche Engpässe bei der Umsetzung.

Funkauslesung ist Basis für einfachen und zeitsparenden Gebäudebetrieb

Fernauslesbare Messtechnik ermöglicht die Erfassung von Verbrauchsdaten ohne Vor-Ort-Termine in Wohnungen und bildet unter anderem die Grundlage für die unterjährige Verbrauchsinformation. Mieterinnen und Mieter erhalten dadurch monatlich Einblick in ihren Energieverbrauch, um sie zu einem bewussteren Umgang mit Energie zu motivieren.

Zusätzlich legen fernauslesbare Geräte den Grundstein für datenbasierte Dienstleistungen in Gebäuden, die langfristig Energiekosten, CO₂-Emissionen und Arbeitsaufwand senken können. Dazu zählt die digitale Kontrolle der Heizungsanlage ebenso wie die Messung von Füllständen oder die Zustandsüberwachung der Messgeräte selbst.

„Die moderne Fernablesung bringt Vorteile für alle: Sie spart Zeit, reduziert Kosten und unterstützt die Energiewende in Gebäuden. Und sie legt die Basis dafür, Gebäude innovativer und moderner bewirtschaften zu können – und damit einfacher und zeitsparender“, erklärt Hartmut Michels, Vorstand von Deumess. „Für Liegenschaften, die noch nicht komplett über fernablesbare Technik verfügen, sollte die Planung jetzt beginnen. Ein gut koordinierter Austausch vermeidet Stress und mögliche Versorgungsengpässe bei Geräten oder Handwerkerkapazitäten.“

Interoperabilität macht Verhältnis zu Messdienstleistern flexibler

Bereits seit dem 1. Dezember 2021 dürfen in Wohn- und Gewerbegebäuden ausschließlich fernablesbare Geräte installiert werden. Bis zum 31. Dezember 2026 gilt es nun, auch noch verbaute Bestandsgeräte entsprechend umzurüsten. Fernauslesbarkeit ist dabei nicht die einzige Anforderung an die neuen Geräte: Sie müssen außerdem mit einem Smart-Meter-Gateway kompatibel und interoperabel sein.

„Für Liegenschaften, die noch nicht komplett über fernablesbare Technik verfügen, sollte die Planung jetzt beginnen. Ein gut koordinierter Austausch vermeidet Stress und mögliche Versorgungsengpässe bei Geräten oder Handwerkerkapazitäten.“

Hartmut Michels, Vorstand von Deumess.

Die spätestens 2027 flächendeckende Interoperabilität der Messgeräte bietet Vermietern und Verwaltern völlig neue Möglichkeiten zur Beauftragung von Dienstleistern. Die Daten der Geräte können nicht nur von einem sondern von vielen Unternehmen ausgelesen und genutzt werden. Entsprechend können die Auftraggeber verschiedene Leistungen bei unterschiedlichen Anbietern in Auftrag geben und dabei noch besser als früher Kundennähe, Erreichbarkeit und Flexibilität als Maßstab nehmen.

„Gerade mittelständische und kleine Dienstleister, wie sie unter anderem im Deumess organisiert sind, können dabei punkten“, betont Michels.

„Deumess-Mitgliedsunternehmen setzen klar auf moderne Fernablesetechnologien und bieten fachkundige Unterstützung bei der Nachrüstung. Dank ihrer regionalen Präsenz und Nähe können sie gerade regionale Immobilienverwalter, Vermieter und Wohnungsunternehmen zielgerichtet und effizient begleiten.“

Der DEUMESS e.V. ist Interessenvertretung und Netzwerk für über 200 zumeist eigentümergeführte mittelständische und regionale Unternehmen der Energie- und Immobilienbranche. Gemeinsam gestalten sie durch das Erheben und Nutzbarmachen von Verbrauchsdaten für Wärme, Strom und Wasser die Energiewende in mehr als 4,4 Millionen Wohnungen aktiv mit. Sie installieren dazu Sensorik-Infrastruktur und ermöglichen dadurch Verbrauchstransparenz, die Steuerung von Gebäudetechnik und Energieströmen und die beschleunigte Digitalisierung der Immobilien in ihrer Region.

DEUMESS ist der mitgliederstärkste Verein für die digitale Erfassung und Verarbeitung energetischer Daten in Deutschland. Rund jede fünfte Wohnung in Deutschland erhält Energiedienstleistungen eines Mitgliedes von DEUMESS. Gemeinsam leisten die Mitglieder einen wichtigen Beitrag, Deutschland bis 2045 weitestgehend klimaneutral zu machen.

Julia Wesch

Robert Woggon

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Rechenzentrum-Trends 2025: Innovationen zwischen KI-Power, grüner Energie und modularer Flexibilität

Rechenzentrum-Trends 2025: KI, grüner Energie und Flexibilität
IT-Raum-Systeme schlüsselfertige Serverräume. Foto: Prior1

Rechenzentren stehen 2025 an einem Wendepunkt: Der steigende Energiebedarf durch KI-Anwendungen, neue gesetzliche Vorgaben wie das EnEfG und der Fokus auf Nachhaltigkeit erfordern innovative Lösungen. „Wohnungswirtschaft energie.“ hat Tobias von der Heydt, Geschäftsführer bei Prior1Prior1, gefragt, welche Trends die Branche prägen werden – von effizienter Kühlung und modularen Bauweisen bis zur Nutzung erneuerbarer Energien und Edge-Computing.

Der Markt für den Bau und Betrieb von Rechenzentren steht unter enormem Innovationsdruck: Die wachsende Verbreitung von KI-Anwendungen treibt die Anforderungen an Rechenleistung und Effizienz rasant in die Höhe. Gleichzeitig fordert der Gesetzgeber mit neuen Vorgaben wie dem Energieeffizienzgesetz (EnEfG) eine klare Reduktion des Energieverbrauchs und eine nachhaltige Ausrichtung der Infrastruktur.

Hinzu kommen steigende Erwartungen an die Cybersicherheit und Resilienz der Systeme, etwa durch KRITIS und NIS2. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, setzen Betreiber auf technologische Innovationen wie fortschrittliche Kühlungslösungen, modulare Bauweisen und die konsequente Nutzung erneuerbarer Energien.

Die Trends des Jahres 2025 und darüber hinaus machen die Rechenzentren leistungsfähiger, nachhaltiger und flexibler – und damit fit für die Anforderungen der digitalen Zukunft.

Trend 1: Steigende Rechenleistung – Flüssigkeitskühlung als Schlüsseltechnologie

Die explosionsartige Zunahme von KI-Anwendungen treibt die IT-Infrastrukturen in Rechenzentren an ihre Leistungsgrenzen. Insbesondere moderne GPUs der neuesten Generation, die für rechenintensive KI-Modelle unverzichtbar sind, erfordern enorme Energiemengen und produzieren dabei erhebliche Abwärme.

Herkömmliche luftgekühlte Systeme stoßen hier an ihre Grenzen: Dicht bestückte Racks für KI-Anwendungen können heute Kühlleistungen von bis zu 100 kW pro Rack erfordern.

Um diese Herausforderung zu meistern, wird sich zukünftig Direct Liquid Cooling (DLC) immer weiter etablieren. Durch den direkten Einsatz von Wasser oder speziellen Kühlflüssigkeiten gelingt es, die entstehende Wärme von CPUs und GPUs effizient abzuführen und die Performance der Systeme dauerhaft sicherzustellen.

Dabei ermöglicht DLC nicht nur eine bessere Kühlung, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten für die Nachhaltigkeitsbilanz: Die höheren Betriebstemperaturen erleichtern die Nutzung der Abwärme, etwa für die Heizung von Gebäuden oder industrielle Prozesse.

Für Rechenzentrumsbetreiber bedeutet der Einsatz von Flüssigkeitskühlung eine doppelte Chance: Sie schaffen die nötige Infrastruktur für leistungshungrige KI-Anwendungen und erfüllen gleichzeitig steigende Anforderungen an Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Damit wird DLC zu einem entscheidenden Baustein für zukunftsfähige Rechenzentren.

Trend 2: Nachhaltigkeit und Energieeffizienz – Der Weg zu grünen Rechenzentren

Nachhaltigkeit ist längst kein optionales Ziel mehr, sondern ein zentraler Treiber im Rechenzentrumsbau. Neue gesetzliche Vorgaben, allen voran das Energieeffizienzgesetz (EnEfG), setzen klare Rahmenbedingungen für Energieeinsparung und nachhaltige Betriebsführung. Gleichzeitig sorgen steigende Energiekosten und der Druck zur CO₂-Reduktion dafür, dass Betreiber ihre Infrastrukturen effizienter und ressourcenschonender gestalten müssen.

Ein wesentlicher Schlüssel liegt in der nachhaltigen Energieversorgung. Der Einsatz erneuerbarer Energien – etwa durch Solar-, Wind- oder Wasserkraft – wird zur Priorität, um die Energieversorgung langfristig klimafreundlich zu sichern. Ergänzend dazu gewinnen moderne Speichertechnologien an Bedeutung, um Schwankungen bei der Stromversorgung auszugleichen und die Stabilität zu gewährleisten.

Ein weiteres zentrales Element ist die Nutzung der entstehenden Abwärme. Rechenzentren erzeugen enorme Wärmemengen, die bislang oft ungenutzt verpuffen. Zukünftig wird diese Abwärme konsequent weiterverwendet, beispielsweise zur Beheizung von Gebäuden, zur Unterstützung industrieller Prozesse oder sogar für städtische Wärmenetze. Neue Projekte berücksichtigen solche Konzepte von Anfang an, während Bestandsgebäude durch Modernisierungen auf den aktuellen Stand gebracht werden müssen.

Der Wandel hin zu energieeffizienten Rechenzentren ist nicht nur eine Reaktion auf regulatorische Anforderungen, sondern bietet auch wirtschaftliche Vorteile: Energieeinsparungen senken langfristig die Betriebskosten, während nachhaltige Lösungen ein wichtiges Argument für umweltbewusste Kunden und Partner sind. Rechenzentren, die frühzeitig auf grüne Technologien setzen, sichern sich damit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Trend 3: Energieverfügbarkeit – Auf der Suche nach den idealen Standorten

Der wachsende Energiebedarf moderner Rechenzentren, insbesondere durch die immense Rechenleistung für KI-Anwendungen, stellt die Stromnetze vor enorme Herausforderungen. Netzkapazitäten sind vielerorts bereits ausgereizt, weshalb Energieverfügbarkeit bei der Wahl des Standorts zu einem entscheidenden Faktor wird.

Große Rechenzentren orientieren sich zunehmend an Regionen, die eine stabile Energieversorgung und ausreichende Leistungsreserven garantieren. Dies betrifft vor allem Standorte mit einer gut ausgebauten Netzinfrastruktur sowie einer zuverlässigen Verfügbarkeit von grünem Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind-, Solar- oder Wasserkraft. Für Betreiber wird es dabei unerlässlich, die Energieversorgung langfristig zu sichern, um Betriebsrisiken zu minimieren und den steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht zu werden.

Ein weiterer Trend zeigt sich in der dezentralen Energieerzeugung: Immer mehr Rechenzentrumsbetreiber setzen auf eigene Energiequellen, beispielsweise durch Solaranlagen auf dem Gelände oder lokale Partnerschaften mit Erzeugern erneuerbarer Energien. Diese Maßnahmen steigern nicht nur die Autarkie, sondern sorgen auch für eine bessere CO₂-Bilanz.

Die Energieeffizienz der Rechenzentren selbst bleibt dabei weiterhin ein wichtiger Hebel: Durch modernste Kühlsysteme, intelligente Lastverteilung und optimierte IT-Infrastrukturen wird der Energieverbrauch gezielt reduziert, um die verfügbare Leistung optimal zu nutzen.

Wenn Energie ein knappes Gut ist, wird die strategische Standortwahl zum Wettbewerbsvorteil. Regionen mit stabiler, nachhaltiger Energieversorgung ziehen verstärkt große Betreiber an und werden zu Knotenpunkten der digitalen Infrastruktur. Wer frühzeitig in zukunftssichere Standorte investiert, schafft die Grundlage für zukünftiges Wachstum und einen sicheren Betrieb.

Trend 4: Modulares Bauen – Flexibilität und Effizienz für die Rechenzentren von morgen

Steigende Baukosten und begrenzte Flächen erfordern innovative Bauweisen, die sowohl wirtschaftlich als auch zukunftssicher sind. Modulares und serielles Bauen hat sich dabei als wegweisende Methode etabliert, um Rechenzentren effizient, flexibel und ressourcenschonend zu realisieren.

Im Mittelpunkt stehen vorgefertigte Module, die unter kontrollierten Bedingungen gefertigt und direkt zur Baustelle geliefert werden. Dies ermöglicht nicht nur eine deutliche Verkürzung der Bauzeit, sondern sorgt auch für erhebliche Kosteneinsparungen. Betreiber profitieren von einer schnelleren Inbetriebnahme und können so flexibel auf wachsende Kapazitätsanforderungen reagieren.

Ein weiterer Vorteil modularer Bauweisen liegt in der skalierbaren Anpassungsfähigkeit: Neue Module lassen sich nahtlos in bestehende Infrastrukturen integrieren, wodurch Erweiterungen unkompliziert und ohne Störung des laufenden Betriebs umgesetzt werden können. Diese Flexibilität ist besonders für Unternehmen wertvoll, die auf dynamische Marktveränderungen oder technologische Entwicklungen – wie steigende KI-Lasten – reagieren müssen.

Auch aus Sicht der Nachhaltigkeit punktet das modulare Bauen. Der präzise Einsatz von Materialien reduziert Verschnitt und Abfall, während vorgefertigte Bauteile häufig ressourcenschonender hergestellt werden. Gleichzeitig ermöglichen modulare Konzepte den Einsatz nachhaltiger Baustoffe wie Holz oder recycelter Stahl, die zur Reduktion der CO₂-Bilanz beitragen.

Für Betreiber bietet das modulare Bauen eine klare Win-Win-Situation: geringere Kosten, kürzere Bauzeiten und maximale Flexibilität – bei gleichzeitiger Schonung von Ressourcen. Damit ist diese Bauweise ideal für Rechenzentren, die agil auf die Anforderungen der digitalen Zukunft reagieren wollen.

Trend 5: Baustoffe der Zukunft – CO₂-Bilanz und nachhaltige Materialien im Fokus

Neben dem Energieverbrauch rückt zunehmend auch die CO₂-Bilanz der Gebäudekonstruktion in den Fokus von Betreibern und Regulierungsbehörden. Während der Betrieb von Rechenzentren bereits stark auf Effizienz und grüne Energie ausgerichtet wird, steht nun auch die Bauphase vor einem Wandel. In Deutschland und der EU gibt es konkrete Bestrebungen und Vorgaben, die Erstellung einer CO₂-Bilanz für Neubauten verpflichtend zu machen. Damit rücken sowohl die Wahl der Baustoffe als auch die gesamte Bauweise stärker ins Zentrum der Nachhaltigkeitsstrategien.

Ein entscheidender Hebel ist der Einsatz klimafreundlicher Materialien. Alternative Baustoffe wie Holz oder recycelter Stahl gewinnen zunehmend an Bedeutung, da sie im Vergleich zu herkömmlichem Beton und Stahl eine deutlich bessere CO₂-Bilanz aufweisen. Insbesondere Holz überzeugt als nachwachsender Rohstoff, der nicht nur nachhaltiger ist, sondern auch durch seine vielseitige Einsetzbarkeit punktet.

Zudem entwickeln Hersteller innovative Materialien, die speziell auf die Bedürfnisse des Rechenzentrumsbaus ausgerichtet sind. Dazu gehören Baustoffe mit geringeren Emissionen in der Herstellung oder recycelbare Materialien, die in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Diese kreislaufwirtschaftlichen Ansätze reduzieren langfristig den ökologischen Fußabdruck und erfüllen die Anforderungen an moderne, nachhaltige Bauprojekte.

Auch die Baulogistik spielt eine Rolle: Effiziente Transportwege und lokale Beschaffung der Materialien tragen dazu bei, Emissionen während der Bauphase zu minimieren.

Für Betreiber bedeutet dieser Wandel eine Chance, ihre Nachhaltigkeitsziele bereits in der Planungsphase zu verankern. Rechenzentren, die mit nachhaltigen Baustoffen errichtet werden, setzen nicht nur ein starkes Zeichen für Umweltverantwortung, sondern erfüllen auch zukünftige gesetzliche Vorgaben. Damit wird die CO₂-optimierte Gebäudekonstruktion zu einem entscheidenden Faktor für die zukunftsfähige Entwicklung der Rechenzentrumsbranche.

Trend 6: Edge- und On-Premise-Rechenzentren – Dezentrale Power für maximale Effizienz

Der Bedarf an schneller und zuverlässiger Datenverarbeitung wächst rasant, insbesondere durch Technologien wie IoT, 5G und autonomes Fahren. Kleine, standardisierte Edge-Rechenzentren, die oft in modularen Einheiten wie Containern realisiert werden, gewinnen daher weiter an Bedeutung. Sie ermöglichen die dezentrale Verarbeitung kritischer Daten und Anwendungen direkt vor Ort – näher am Endnutzer – und reduzieren damit Latenzzeiten auf ein Minimum.

Edge-Rechenzentren übernehmen eine wichtige Rolle als Bindeglied zwischen großen Cloud-Rechenzentren und den Endanwendungen. Sie verarbeiten lokale Daten schnell und effizient, ohne diese über lange Distanzen in zentrale Infrastrukturen übertragen zu müssen. Dies ist für Anwendungen wie Echtzeitanalysen, industrielle Automatisierung oder autonomes Fahren entscheidend, bei denen selbst Sekundenbruchteile über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

Doch die Anforderungen steigen: Auch Edge-Rechenzentren müssen zunehmend leistungsfähige KI-Workloads bewältigen. Moderne Hardware wie GPU-Server oder spezialisierte Netzwerksysteme muss in kompakte, energieeffiziente Einheiten integriert werden, die auf kleinstem Raum maximale Leistung bringen. Lösungen wie Direct Liquid Cooling (DLC), die bislang vor allem in großen Rechenzentren genutzt werden, finden hier ebenfalls ihren Einsatz, um die hohen thermischen Anforderungen zu meistern.

Ein weiterer Vorteil ist die modulare Bauweise: Standardisierte Edge-Lösungen können flexibel skaliert und bei Bedarf schnell erweitert werden. So lassen sich neue Kapazitäten zügig bereitstellen, während die Investitionskosten überschaubar bleiben.

Die Kombination aus hoher Leistung, niedrigen Latenzen und flexibler Skalierbarkeit machen Edge- und On-Premise-Rechenzentren zu einem unverzichtbaren Bestandteil der digitalen Infrastruktur. In enger Zusammenarbeit mit großen Cloud-Rechenzentren werden sie die steigenden Anforderungen an Echtzeitverarbeitung und KI-Anwendungen effizient und zukunftssicher bewältigen.

Rechenzentren als Schlüssel zur digitalen und nachhaltigen Zukunft

Die Trends im Rechenzentrumsbau zeigen deutlich: Die Branche befindet sich in einem dynamischen Wandel, der von technologischer Innovation, Nachhaltigkeit und Flexibilität geprägt ist. Der steigende Bedarf an Rechenleistung durch KI-Anwendungen, die Forderung nach energieeffizienten und nachhaltigen Lösungen sowie der Ausbau modularer und dezentraler Infrastrukturen setzen klare Maßstäbe für die Zukunft.

Rechenzentren werden nicht nur leistungsfähiger und effizienter, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Erreichung von Klimazielen und zur technologischen Weiterentwicklung. Die Kombination aus innovativer Kühlung, der Nutzung erneuerbarer Energien und der intelligenten Integration von Edge- und Cloud-Lösungen schafft eine resiliente, zukunftsfähige Infrastruktur, die den Anforderungen einer immer digitaleren Welt gerecht wird.

Mit diesen Fortschritten ebnet die Branche den Weg für eine digitale Zukunft, die leistungsstark, nachhaltig und flexibel ist. Wer heute auf die richtigen Technologien und Konzepte setzt, wird nicht nur den Anforderungen von morgen begegnen, sondern aktiv die digitale Transformation gestalten. Die Zukunft der Rechenzentren ist längst nicht mehr nur eine Frage der Technologie – sie ist ein entscheidender Baustein für eine nachhaltige und vernetzte Gesellschaft.

Tobias von der Heydt

Geschäftsführer bei Prior1

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Digitale Standards für Submetering: Zukunftsaussichten der OMS-Spezifikation

Digitale Standards für Submetering: Zukunftsaussichten der OMS

Andreas Bolder, Sprecher des OMS-Group e.V., stellte auf dem 10. DEUMESS Fachkongress die aktuellen Entwicklungen und Zukunftsaussichten der Open Metering System (OMS)-Spezifikation vor. Sein Vortrag „OMS Heute und in Zukunft für Submetering“ verdeutlichte wie wichtig die kontinuierliche Weiterentwicklung von Normen und Kommunikationsprotokollen für den Erfolg der Energiewende in Gebäuden ist.

In diesem Beitrag fassen wir die Kernaussagen seines Vortrags zusammen und geben damit auch einen Ausblick, wie digitale Standards im Submetering den Markt nachhaltig verändern könnten.

Die Anfänge von OMS: Von der Vision zum Standard

Die OMS-Spezifikation begann ihre Entwicklung im Jahr 2007, als der Bedarf nach einer herstellerunabhängigen Lösung für die spartenübergreifende Fernablesung von Zählern immer dringlicher wurde. In seinem Vortrag führte Andreas Bolder durch die Anfänge der OMS-Group, die schließlich 2016 als eingetragener Verein gegründet wurde.

Die Idee: Eine offene Kommunikationsplattform zu schaffen, die es Messdienstleistern ermöglicht, Daten für alle Medien – Elektrizität, Gas, Wasser und Wärme – interoperabel zu erfassen und auszutauschen.

Diese Entwicklung wird durch die Zählerkommunikationsnorm EN 13757 gestützt, die bis heute die technische Grundlage für die OMS-Spezifikation bildet. Hierbei handelt es sich um ein umfassendes Regelwerk, das alle wesentlichen Aspekte der Kommunikation und Datenübertragung bei Zählern regelt.

In der heutigen Zeit, in der der Druck zur Digitalisierung und Automatisierung von Energiedaten-Verarbeitung in Gebäuden immer größer wird, erweist sich diese Standardisierung als unschätzbar wertvoll.

OMS Heute: Interoperabilität als Schlüssel zur Digitalisierung

Heute bietet die OMS-Spezifikation eine stabile Grundlage für die Vernetzung von Zählern und anderen Gebäudetechnologien. Sie gewährleistet die Interoperabilität von Messgeräten unterschiedlicher Hersteller und ermöglicht es, Daten sicher und zuverlässig zu erfassen, zu übertragen und auszuwerten.

Ein zentraler Punkt von Andreas Bolders Vortrag war die Bedeutung der OMS-Spezifikation Generation 4, die aktuell im Einsatz ist und als eine der führenden Technologien für die Kommunikation und Datenerfassung im Submetering gilt. Diese Version bietet besonders für Geräte im Submetering entscheidende Vorteile, da sie eine hohe Sicherheit durch Verschlüsselungsverfahren bietet und die Anforderungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erfüllt.

Mit OMS-zertifizierten Geräten können Energie- und Gebäudedaten effizient ausgelesen und verarbeitet werden, unabhängig von der verwendeten Zählertechnologie oder dem Anbieter. Dies schafft eine Flexibilität, die sowohl für Wohnungsunternehmen als auch für Energiedienstleister entscheidend ist, um den Betrieb nachhaltig und zukunftssicher zu gestalten.

Auch im Kontext der zunehmenden Vernetzung in Gebäuden – Stichwort „Smart Building“ – wird deutlich, dass OMS-zertifizierte Geräte einen wesentlichen Beitrag zur effizienten Energienutzung leisten können. Sie ermöglichen beispielsweise, Wärmezähler mit Elektrizitätszählern zu kombinieren und die Daten zentral zu verwalten.

Diese Digitalisierung reduziert nicht nur den Verwaltungsaufwand, sondern eröffnet neue Möglichkeiten für Energieeinsparungen und eine transparentere Kostenabrechnung.

Bolder betonte, dass OMS-zertifizierte Zähler, insbesondere in der Version 4, die Anforderungen des BSI hinsichtlich Datensicherheit und Konformität mit Smart Meter Gateways erfüllen. Das bedeutet, dass die Integration dieser Zähler in größere Gebäudemanagementsysteme – eine wachsende Anforderung im Immobilienbereich – problemlos möglich ist. Besonders hervorzuheben sei der Punkt, dass OMS als standardisierte Lösung für alle Versorgungsmedien (Elektrizität, Wärme, Wasser und Gas) eingesetzt werden kann. Dies reduziere die Anzahl der notwendigen Schnittstellen und erleichtere den Gesamteinsatz erheblich.

Die Zukunft von OMS: Weitbereichskommunikation für das Submetering von morgen

Als Abschluss seines Vortrags wagte Andreas Bolder einen Blick in die Zukunft der OMS-Spezifikation. Er stellte die neuesten Entwicklungen im Bereich der Low Power Wide Area Networks (LPWAN) vor, die es ermöglichen, Zählerdaten über große Entfernungen hinweg zu übertragen. Dies ist besonders relevant für weitläufige Immobilien oder die Datenübertragung über viele Geschossebenen hinweg, wobei herkömmliche Kommunikationsnetze häufig an ihre Grenzen stoßen.

Die OMS-Spezifikation Generation 5 wird LPWAN-Technologien beinhalten und den bisherigen Funkstandard (wireless M-Bus) erweitern. Dies bedeutet, dass Zähler in Zukunft noch energieeffizienter arbeiten und ihre Daten über größere Distanzen hinweg übertragen können. Dies schafft neue Möglichkeiten für das Submetering, insbesondere in Immobilien, in denen die Funkkommunikation bisher eine Herausforderung darstellte.

Fazit: OMS als Zukunftsgarant für die Digitalisierung im Gebäudemanagement

Andreas Bolder schloss seinen Vortrag mit einem optimistischen Ausblick: Die OMS-Spezifikation wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle bei der Digitalisierung der Energie- und Gebäudedaten spielen. Für Wohnungsunternehmen und Energiedienstleister bietet die standardisierte Kommunikationstechnologie die notwendige Flexibilität und Sicherheit, um den Anforderungen der Energiewende gerecht zu werden.

Die kontinuierliche Weiterentwicklung, wie die Einführung von OMS LPWAN, stellt sicher, dass OMS auch langfristig eine tragende Säule im Bereich Submetering bleiben wird. Die Kombination aus Interoperabilität, Sicherheit und zukunftsweisender Kommunikationstechnologie macht OMS zur idealen Lösung für die Digitalisierung der Energieerfassung in Gebäuden.

Robert Woggon

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