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WohnWissen – Alles, was Sie über Wohnen wissen müssen

WohnWissen - 100 Begriffe des Wohnens - Carolin Genz / Olaf Schnur / Jürgen Aring (Hg.)

Die > Wohnungsfrage – wenn die so einfach zu lösen wäre! Eine neue Publikation des vhw könnte zumindest helfen, sich einen Überblick über Probleme und Herausforderungen rund um das Thema Wohnen zu verschaffen.

100 Schlüsselbegriffe des Wohnens, von > Alltag über > Einsamkeit, > Energetische Sanierung und > Innenentwicklungsdilemma bis > Zwischenwohnen versammelt der Band WohnWissen. Das interdisziplinäre Glossar adressiert Fachdiskurse, politische Debatten und unterschiedliche Wohnbedürfnisse und blickt dabei auch auf bisher wenig behandelte Themenfelder.

WohnWissen eröffnet einen multiperspektivischen Blick auf das Thema Wohnen als Grundbedürfnis. Dem Herausgeberteam Carolin Genz, Olaf Schnur und Jürgen Aring gelingt es dabei, die Komplexität des Themas zeitgemäß abzubilden und Handlungsoptionen aufzuzeigen. So stellen die über 100 Autorinnen und Autoren in ihren Beiträgen nicht nur den Ist-Zustand dar, sondern lassen immer auch Ansätze für wohungswirtschaftliche und wohnungspolitische Lösungen aufscheinen.

Dass beim Grundbedürfnis Wohnen alles mit allem zusammenhängt, illustriert die Publikation in ihrem Layout so einfach wie praktisch: Die Themen der Glossareinträge sind in den einzelnen Beiträgen mit der entsprechenden Seitenzahl querreferenziert, so dass man gleich an der passenden Stelle weiterlesen kann. Und Kunst im Buch gibt es auch: Die Bildserien von sieben Künstlerinnen und Künstlern runden das WohnWissen ab. (red.)

Carolin Genz, Olaf Schnur, Jürgen Aring (Hrsg.):

WohnWissen. 100 Begriffe des Wohnens. Jovis, Berlin 2024.

ISBN 978-3-98612-038-2 (geb.), 38 Euro.

ISBN 978-3-98612-041-2 (E-Book), 38 Euro.

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Deutscher Bauherrenpreis 2024 in Berlin verliehen

Deutscher Bauherrenpreis 2024 in Berlin verliehen
Nachhaltig und bezahlbar. Dem Projekt Neubau Studierenden- und Auszubildendenwohnheim vom Collegium Academicum in Heidelberg ist es gelungen, in einem partizipativen Prozess mit den künftigen Bewohnern einen innovativen Holzbau für Azubis und Studierende zu schaffen: Foto: Thilo Ross urh.-nr.-4026999 quelle-dgj_

Bei einer festlichen Preisverleihung wurden am 26. Juni 2024 vor knapp 250 Gästen die Preise des Wettbewerbs zum Deutschen Bauherrenpreis 2024 vergeben. Der Deutsche Bauherrenpreis steht traditionell unter dem Motto „Hohe Qualität – tragbare Kosten“. Prämiert werden zukunftsweisende und innovative Beispiele, die den vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit gerecht werden und übertragbare Lösungen anbieten.

Insgesamt hatten sich in diesem Jahr 195 Projekte deutschlandweit für den Deutschen Bauherrenpreis beworben. Darunter befinden sich Neubauten, Modernisierungen und auch Umbauten. Aus der Vielzahl der Projekte wurden 30 Projekte für den begehrten Preis nominiert.

Die interdisziplinär zusammengesetzte Jury unter dem Vorsitz von Peter Stubbe, ehemaliger Vorstand der GEWOBA Bremen, zeichnete insgesamt fünf Projekte mit dem Deutschen Bauherrenpreis aus.

Drei weitere Beiträge erhielten von der Jury einen Sonderpreis. Diese wurden für die Themen „Freiraumgestaltung/Klimaanpassung“, „Denkmalschutz“ und „Bauen mit Holz“ vergeben.

„Die diesjährigen Preisträger zeigen, Bauen geht bezahlbar und mit hoher Qualität. Das sollte nicht nur in Zeiten schwieriger Rahmenbedingungen die Richtschnur für Projekte sein. Besonders begeistert hat mich, wie gut Gewerbe- und andere Funktionsgebäude zu Wohnraum umgenutzt werden können. Der Preis für den Umbau eines Verwaltungsgebäudes zum barrierefreien Seniorenheim ist hier beispielgebend.

Herausragend in vielerlei Hinsicht ist auch das Heidelberger Projekt und das nicht nur wegen der innovativen Holzbauweise. Das Wohnheim Collegium Academicum GmbH für 176 Auszubildende und Studierende wurde in einem partizipativen Prozess geschaffen. Es ist ressourcenschonend und flächensparend gebaut. Dieses ermöglicht sehr günstige Mieten für die begehrten Wohnheimplätze in einem angespannten Wohnungsmarkt. Als Bundesregierung fördern wir Junges Wohnen mit insgesamt 1,5 Milliarden Euro“, sagt Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.

„Die Herausforderungen für Bauherren werden von Jahr zu Jahr immer komplexer. Fehlende Grundstücke, eine schwierige Finanzierungslage und die Herausforderungen des Klimawandels sind nur drei von vielen Problemfeldern, denen sich Bauwillige derzeit stellen müssen. Darüber hinaus spielt die Förderkulisse von Wohnraum eine entscheidende Rolle, um die Mieten für die Bewohner bezahlbar zu halten und Bauen in hoher Qualität zu tragbaren Kosten zu ermöglichen“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des GdW.

Hohe Qualität zu tragbaren Kosten ist auch unter schwierigen Rahmenbedingungen möglich, wenn alle Beteiligten ihre Fähigkeiten zusammenführen.

Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig

„Viele Städte in Deutschland werden in den kommenden Jahren weiter wachsen. Wir benötigen daher mehr bezahlbaren, klimaneutralen und qualitativ hochwertigen Wohnraum auf möglichst wenig Fläche. Was sich wie die Quadratur des Kreises anhört, ist machbar. Die beim Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichneten Projekte zeigen: Hohe Qualität zu tragbaren Kosten ist auch unter schwierigen Rahmenbedingungen möglich, wenn alle Beteiligten ihre Fähigkeiten zusammenführen. Wir hoffen, dass die guten Beispiele aufgegriffen und vervielfältigt werden“, sagt Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und Vizepräsident des Deutschen Städtetages.

„Wir stehen für gesellschaftliches Engagement beim Planen und Bauen. Dazu gehört vor allem auch der Einsatz für bezahlbares Wohnen. Dies steht beim Deutschen Bauherrenpreis – neben der architektonischen Qualität – im Vordergrund. In der Jury sind uns vor allem die vielen guten Beispiele für Umnutzung und Umbau des Bestandes aufgefallen, die ein Zeichen für verantwortliches Planen und Bauen angesichts des Klimawandels setzen“, sagt Jan O. Schulz, Mitglied im Präsidium des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten BDA.

Der Deutsche Bauherrenpreis ist der wichtigste Preis im deutschen Wohnungsbau und wird von den drei auslobenden Verbänden GdW, BDA und Deutscher Städtetag, die sich zur AG KOOP zusammengeschlossen haben, bereits seit 1986 vergeben. Neben dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen wird der Preis auch vom bdla Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen gefördert.

Die Preisträger

Umbau GESOBAU-Verwaltungssitz zu Seniorenwohnen, Berlin

Projekt Umbau GESOBAU-Verwaltungssitz zu Seniorenwohnungen. Foto: Stefan Müller

Bauherr: Gesobau AG, Berlin
Architektur: Anne Lampen Architekten BDA, Berlin
Freiraumplanung: MEWIS Landschaftsarchitekten, Biesenthal

Der GESOBAU ist es mit dem Umbau des ehemaligen Verwaltungssitzes gelungen, Büroflächen zu Wohnungen umzuwandeln und sich dabei an den Bedürfnissen der Mieter in der Nachbarschaft zu orientierten. Der Umbau zeigt vorbildlich, wie die Transformation von Bürogebäuden zur Schaffung von mehr Wohnraum gelingen kann.

Wohnquartier Sermer Weg / Volkardeyer Weg, Düsseldorf

Projekt Wohnquartier Sermer Weg / Volkardeyer Weg. Foto: Rheinwohnungsbau GmbH

Bauherr: Rheinwohnungsbau GmbH, Düsseldorf
Architektur: hector3architekten; Schmale Architekten GmbH, Grevenbroich
Freiraumplanung: GREEN Landschaftsarchitekten Clever + De Jonghe PartGmbB, Duisburg

Die Rheinwohnungsbau macht mit ihrem Projekt „Wohnquartier Sermer Weg / Volkardeyer Weg“ deutlich, dass eine vernünftige Kombination aus Abriss, Neubau und Bestandserhalt gute Antworten für die qualitätsvolle Weiterentwicklung von Wohnquartieren bieten kann.

Wohnen für Geflüchtete – Typenhäuser, Erftstadt-Liblar

Projekt Wohnen für Geflüchtete – Typenhäuser Foto: Stefan Schilling

Bauherr: Eigenbetrieb Immobilienwirtschaft Stadt Erftstadt, Erftstadt
Architektur: Lorber Paul Architektur und Städtebau, Köln
Freiraumplanung: club L94 Landschaftsarchitekt*innen, Köln

Mit dem Projekt „Wohnen für Geflüchtete“ zeigt Erftstadt nicht nur Verantwortung für die Unterbringung von Geflüchteten, sondern zugleich auch eindrucksvoll, dass Flüchtlingswohnungen mit einer hohen architektonischen Qualität künftig in den normalen Wohnungsmarkt überführt werden können.

Wohnanlage Raiffeisengelände, Feldkirchen

Projekt Wohnanlage Raiffeisengelände, Feldkirchen. Foto Marcus Buck

Bauherr: Gemeinde Feldkirchen, Feldkirchen
Architektur: Felix+Jonas Architekten mit m3 Bauprojektmanagement für LPH 6-9, München
Freiraumplanung: mahl gebhard konzepte, Landschaftsarchitekten BDLA Stadtplaner, München

Mit der Wohnanlage Raiffeisengelände ist es der Gemeinde Feldkirchen in besondere Weise gelungen, ein integriertes Wohnquartier und qualitätsvollen neuen Stadtbaustein zu schaffen, der positiv in die Nachbarschaft hineinwirkt.

Neubau Studierenden- und Auszubildendenwohnheim dgj 223, Heidelberg

Projekt Neubau Studierenden- und Auszubildendenwohnheim: Foto: Thilo Ross urh.-nr.-4026999 quelle-dgj_

Bauherr: Collegium Academicum GmbH, Heidelberg
Architektur: DGJ Architektur GmbH, Frankfurt am Main
Freiraumplanung: GDLA Gornik Denkel landschaftsarchitektur partg mbb, Heidelberg

Dem Collegium Academicum in Heidelberg ist es gelungen, in einem partizipativen Prozess mit den künftigen Bewohnern einen innovativen Holzbau für Azubis und Studierende zu schaffen, der durch die konsequente Orientierung auf nachhaltiges, gemeinschaftlich orientiertes und bezahlbares Bauen in besonderer Weise beeindruckt.

Die Sonderpreise

Wohnbauten in der Hauptstraße, Berlin

Projekt Wohnbauten in der Hauptstraße in Berlin. Foto: Stefan Müller

Bauherr: HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH, Berlin
Architektur: roedig.schop architekten bda, Berlin
Freiraumplanung: hochC Landschaftsarchitekten, Berlin

Der HOWOGE ist es mit der Ergänzung der Wohnanlage in Berlin-Rummelsburg vorbildlich gelungen, den Herausforderungen des Klimawandels durch eine bewusste Freiraumgestaltung und umfangreiche Maßnahmen zur Klimaanpassung zu begegnen und eine hohe Aufenthaltsqualität für die Bewohner zu schaffen.

Alte Schule – Wohnen am Pestalozzipark, Halle (Saale)

Projekt Alte Schule – Wohnen am Pestalozzipark. Foto: ENKE WULF architekten, Berlin

Bauherr: GWG „Eigene Scholle“ eG, Halle (Saale)
Architektur: ENKE WULF architekten, Berlin
Freiraumplanung: ENKE WULF architekten, Berlin

Mit dem Umbau der denkmalgeschützten „Alten Schule“ aus dem Jahr 1929 in Wohnungen und einer Geschäftsstelle der GWG „Eigene Scholle“ zeigt die Genossenschaft durch großen Ideenreichtum beispielhaft, welche Umnutzungspotenziale in leergefallenen Schulgebäuden bestehen.

Wohnen am Weiher, Kempten

Projekt Wohnen am Weiher, Kempten. Foto: Nikolas Felder

Bauherr: Sozialbau Kempten Wohnungs- und Städtebau GmbH, Kempten
Architektur: Die Sozialbau, Kempten
Freiraumplanung: Geiger & Waltner Landschaftsarchitekten, Kempten

Die Sozialbau Kempten zeigt, dass auch hochgeschossige Wohngebäude ausschließlich aus ein-heimischen Hölzern und ohne Beton auf der Grundlage innovativer Brandschutzkonzepte gebaut werden können. Ein wichtiges Zeichen für nachhaltiges Bauen in Deutschland.

Weitere Informationen zum Deutschen Bauherrenpreis sowie die ausführliche Dokumentation finden Sie hier: www.deutscherbauherrenpreis.de

Andreas Schichel

Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Mio. Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.

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Hochwasser im Keller schädigt auch wasserführende Leitungen

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

kaum eine Woche vergeht in der der Deutsche Wetter Dienst nicht vor Extremwetter-Ereignissen, wie Sturm mit Starkregen, Tornados oder schweren Gewittern warnt. Meist ist es sehr kurzfristig und in begrenzten Gebieten. Wasserläufe werden zu reißenden Flüssen, Menschen werden in ihren Häusern überrascht, Wasser dringt in Keller bis sie voll sind. Verunreinigtes Wasser von außen kriecht überall hin, auch bis zur Leitungswasserinstallation und zu den mit Dämmstoff ummantelten Heizungsrohren, in die Revisionsöffnungen und Hebelanlagen. Zu retten ist kaum etwas.

Die Versicherungswirtschaft schätzt die Schäden der letzten Monate auf mehrere Milliarden Euro. Aber was ist zu tun? Das müssen Experten entscheiden.

Denn Hochwasser hinterlässt oft übelriechenden giftigen Schlamm, eine Menge Unrat, nasse Wände und zahlreiche Gebäudeschäden. Wird hier nicht fachgerecht saniert, können besonders an dem wasserführenden Leitungssystem Folgeschäden entstehen. 

Lesen Sie hierzu den Beitrag „Nach Hochwasser ist der Keller vollgelaufen – Was ist zu tun?“, zusammengestellt von Experten der Verbraucherzentrale.

Ich möchte Sie auch auf die VdS-Fachtagung „Verhütung von Leitungswasserschäden“ am 17. September 2024 in Köln aufmerksam machen. Die Veranstaltung, vor Ort oder als Livestream, findet in enger Zusammenarbeit mit der AVW statt. Sie richtet sich auch diesmal speziell an die Wohnungswirtschaft und beleuchtet Strategien der Schadenverhütung.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie in dieser Ausgabe.

Ich wünsche Ihnen eine hilfreiche Lektüre!

Ihr

Hartmut Rösler

Geschäftsführer der AVW Unternehmensgruppe,

Mit-Initiator der Initiative Schadenprävention und des FORUM LEITUNGSWASSER

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Bauen & Wohnen nicht bezahlbar – Regierung muss handeln

Bauen & Wohnen nicht bezahlbar – Regierung muss handeln

Das bezahlbare Wohnen in Deutschland steht vor einer nie da gewesenen Krise. Das zeigen die neuesten Zahlen und Prognosen zur Jahresstatistik des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW deutlich wie nie. Die anhaltenden Preisanstiege infolge von Zinssteigerungen und Langzeit-Auswirkungen der Corona-Krise, aber auch kostentreibende politische Vorgaben und Förderchaos würgen die Investitionsfähigkeit der sozial orientierten Wohnungsunternehmen in ganz Deutschland insbesondere beim Wohnungsneubau ab. Gleichzeitig müssen aber auch Klimaschutzinvestitionen mit einem großen Fragezeichen versehen werden.

„Es bewahrheitet sich, wovor wir seit weit mehr als einem Jahr wieder und wieder warnen: Unter den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen können die sozial orientierten Wohnungsunternehmen nicht mehr in bezahlbaren Wohnungsbau investieren. Statt des Regierungsziels von 400.000 neuen Wohnungen muss mit immer weiter abnehmenden Wohnungsbauzahlen bis zu einer Fertigstellungszahl von nur 200.000 neuen Wohnungen jährlich gerechnet werden. Gleichzeitig schießen die Bau- und Modernisierungskosten weiter nach oben, während die Regierung den sozial orientierten Vermietern die Investitionsfähigkeit weiter kappt. Bezahlbares und klimaschonendes Wohnen für alle Menschen wird so immer mehr zu einem unerreichbaren Ziel“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des GdW, bei der Vorstellung der Jahresbilanz seines Verbandes.      

Regierung muss alle Register für bezahlbaren und klimaschonenden Wohnbau ziehen 

„Die Politik muss ihre eigenen Ansprüche endlich mit den bestehenden Möglichkeiten in der Realität zusammenbringen und auf allen staatlichen Ebenen alle Register für bezahlbaren und klimaschonenden Wohnungsbau ziehen. In der aktuellen Krise brauchen die sozial orientierten Wohnungsunternehmen vor allem drei Dinge: Planungssicherheit, Vereinfachungen und Augenmaß“.

Axel Gedaschko
Präsident des GdW

Hohe Kosten infolge von Klima-Gesetzgebung stärker sozial abfedern  

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG), ein wichtiges Gesetz für die Energiewende in Deutschland, sollte noch vor der politischen Sommerpause in eine extrem kurze finale Beschlussphase gehen. Das Bundesverfassungsgericht hat die geplante Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im Deutschen Bundestag in einem Eilverfahren gestoppt. „Das Eingreifen des Bundesverfassungsgerichts in das Gesetzgebungsverfahren zum GEG war leider notwendig.

Der bisherige Verlauf des Verfahrens war für eine parlamentarische Demokratie und alle Bürgerinnen und Bürger unzumutbar. Immer noch sind im überarbeiteten GEG-Entwurf viele Punkte unklar und strittig. Wir fordern den Gesetzgeber mit Nachdruck auf, das GEG für Vermieter, Mieter und alle Bürgerinnen und Bürger praktikabel, bezahlbar und sozial gerecht zu gestalten“, sagt Gedaschko. 

„Der bisherige Ablauf des Gesetzgebungsverfahrens rund um das GEG ist gerade mit Blick auf seine enorme Bedeutung für alle Bürgerinnen und Bürger vollkommen inakzeptabel. Ein solches Verfahren, wie wir es beim GEG erleben, ist unserer Demokratie unwürdig. Wenn die Zeit für eine intensive Beratung eines dermaßen entscheidenden Gesetzes fehlt, dann schadet das der gesamten Energiewende massiv.

Nicht der Parteifriede sollte das zentrale Anliegen der Verantwortlichen sein, sondern gesellschaftlich funktionierender Klimaschutz. Es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum nicht die Sommerpause für ein geordnetes Verfahren genutzt wird“, sagt Gedaschko.

Einen gesetzlichen Förderanspruch für mindestens 10 Jahre verankern

Das GEG funktioniert nur mit einer sozial gerechten Förderung und muss zwingend gemeinsam mit einer funktionierenden Fördersystematik, dem Wärmeplanungsgesetz und der Wärmelieferverordnung verabschiedet werden. Andernfalls werden teure Fehlentscheidungen auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger gefördert.

Durch die Erfahrungen mit der KfW-Förderung im Jahr 2022 besteht massive Skepsis, dass die in Aussicht gestellten Förderinstrumente längerfristig zur Verfügung stehen werden. Die Mittel aus dem Energie- und Klimafonds (EKF) sind dafür jedenfalls nicht längerfristig in ausreichender Größenordnung vorhanden. „Der Gesetzgeber muss für Planungssicherheit sorgen und deshalb einen gesetzlichen Förderanspruch für mindestens 10 Jahre verankern“, fordert Gedaschko.

Für Modernisierungen sind bei der Mietanpassung nun starre Kappungsgrenzen von 50 Cent pro Quadratmeter vorgesehen. Diese und die ebenfalls vorgesehene zusätzliche 10-Prozent-Modernisierungsumlage sind allein auf den Austausch des Heizungs-Gerätes beschränkt. Das führt dazu, dass Vermieter mit bezahlbaren Mieten nicht genügend Eigenkapital für die Finanzierung der aufwändigen Modernisierungsmaßnahmen zur Verfügung haben. Dies betrifft besonders sozial orientierte Vermieter mit geringen Mieten.

Die Kosten für den Einbau von Wärmepumpen und für die gleichzeitig notwendigen Zusatzmaßnahmen wie Dämmung sind für sie schlicht nicht finanzierbar, wenn gleichzeitig auch noch ihre Investitionsfähigkeit beschnitten wird. Die Förderquote muss mindestens 50 Prozent betragen, damit die Finanzierbarkeit des Heizungstauschs sichergestellt werden kann. Zudem muss sich die Förderung auf die Vollkosten der Investition beziehen. Dabei ist es unbedingt notwendig, dass der vorgesehene Geschwindigkeitsbonus von 20 Prozent auch für Wohnungsunternehmen vorgesehen wird. (Eine Pressemitteilung zum GEG finden Sie hier, die ausführliche Stellungnahme hier.)

Hinzu kommt dann auch noch die EU-Gebäuderichtlinie, die auf eine weitere Erhöhung der Sanierungsrate und -tiefe abzielt. Die Vorschläge der EU-Kommission sind dabei kaum machbar, die Vorschläge des Europaparlaments sind absurd. In gerade einmal neun Jahren müsste danach fast die Hälfte aller Gebäude in der gesamten EU saniert werden. Dabei herrscht schon jetzt ein massiver Material- und Fachkräftemangel, die Preise rund um das Bauen und Sanieren explodieren und auch die Zinsen steigen weiter. „Die ganz große und absolut unbeantwortete Frage ist, wer das finanzieren und wo dieses Geld herkommen soll“, so Gedaschko.

Allein für Deutschland müssten die Investitionen in energetische Sanierung von derzeit knapp 50 Mrd. Euro auf 187 bis 261 Mrd. Euro pro Jahr steigen, je nach verordneter Sanierungstiefe. Die sozial orientierten Wohnungsunternehmen, aber auch die vielen Einzeleigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern können das finanziell nicht stemmen. Vielen Wohnungsunternehmen würde das Geld ausgehen, weil sie nicht über ausreichend Eigenkapital verfügen und die Zinsen für Kredite gestiegen sind. Kurz gesagt: Es werden mit Phantasiezahlen Luftschlösser gebaut.

Denn es ist nicht ansatzweise klar, wie die EU und die Bundesregierung das angemessen unterstützen könnten, um zahllose Besitzer und Mieter nicht völlig zu überfordern. Die Ersparnisse bei den Energierechnungen kompensieren die Sanierungskosten nicht annähernd.

Die weiteren Themen der Jahresbilanz im Überblick:

+ Absturz beim Geschäftsklima und Investitionen in Neubau und Modernisierung

+ Weniger Wohnungen durch Verteuerung – Wohnungsmarktkrise verschärft sich

+ Kosten für Wohnungsbau klettern weiter deutlich nach oben

+ Zuwanderung lässt Wohnungsbedarf weiter steigen und Leerstand schrumpfen

+ Steigende Energiekosten verteuern das Wohnen

Lösungsstrategie: Regierung muss aufwachen und koordiniert auf allen staatlichen Ebenen handeln

1. Absturz beim Geschäftsklima – und bei Investitionen in Neubau und Modernisierung

Infolge der exorbitanten Baupreissteigerungen und einem abrupten Anstieg des Zinsniveaus lag das Geschäftsklima im Grundstück- und Wohnungswesen laut ifo-Konjunkturindex im Juni 2023 mit einem Wert von -4,1 immer noch auf einem sehr tiefen Stand und hat sich gegenüber dem Mai erneut etwas eingetrübt. Die Geschäftserwartungen sind bereits seit drei Monaten wieder rückläufig und liegen bei einem Indexstand -30,3. Über zwei Drittel der Unternehmen erwarten also eine Verschlechterung der Geschäftslage. 

Die im GdW und seinen Regionalverbänden organisierten Wohnungsunternehmen haben im Jahr 2022 rund 19,5 Mrd. Euro in die Bewirtschaftung und den Neubau von Wohnungeninvestiert.Das sind fast 900 Mio. Euro und damit 4,3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Damit endet ein seit über ein Jahrzehnt anhaltender Trend wachsender Investitionen bei den GdW-Unternehmen. „Enorm gestiegene Baupreise, Verschlechterungen der Konditionen und Kürzungen in Förderprogrammen sowie die rapide gestiegenen Zinsen fordern ihren Tribut“, sagt Gedaschko. Die Investitionen in den Wohnungsneubau sind 2022 regelrecht eingebrochen und gingen um 8,5 Prozent auf 9 Mrd. Euro zurück. Mit rund 10,5 Mrd. Euroblieben die Bestandsinvestitionen im Jahr 2022 nahezu stabil und wiesen nur einen leichten Rückgang von 0,4 Prozent auf.

Im Wohnungsbau ist die Lage kritisch. Baugenehmigungen und Auftragseingänge sind seit Anfang 2022 auf Talfahrt und konnten sich nicht erholen. Unternehmen verschieben geplante Bauprojekte oder können diese angesichts des Marktumfeldes nicht mehr umsetzen und müssen diese stornieren – selbst, wenn sie bereits genehmigt sind. Insbesondere die Neubauinvestitionen sind im Abwärtssog und werden um 19,4 Prozent auf dann nur noch 7,3 Mrd. Euro sinken.

Gleichzeitig vollzieht sich seit 2021 unter dem enormen Preisdruck eine dramatische Verschiebung der Bestandsinvestitionen von der Modernisierung zur reinen Instandhaltung. „Die Modernisierung und Weiterentwicklung der Bestände und damit das gute, klimagerechte, energieeffiziente, barrierefreie und moderne Wohnen kommen zunehmend unter Druck“, sagt Gedaschko. Die Unternehmen verschieben Modernisierungsmaßnahmen – und diejenigen, die durchgeführt werden, sind in ihrer Maßnahmentiefe oft deutlich reduziert.

2. Weniger Wohnungen durch Verteuerung – Wohnungsmarktkrise verschärft sich

Im Jahr 2022haben die GdW-Unternehmen gut 32.000 Wohnungen fertig gestellt. Dieses Plus von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist jedoch gleichzeitig Ausdruck des herannahenden Absturzes. „Wegen der abrupten Stopps verschiedener Fördermaßnahmen und der stark verschlechterten neuen Rahmenbedingungen haben die Unternehmen bei den in Bau und Planung befindlichen Vorhaben einen Schlussspurt hingelegt, um die Vorhaben noch über die Ziellinie zubringen. Für das Jahr 2023 werden die Fertigstellungen um fast ein Viertel zurückgehen“, rechnet Gedaschko vor. 

Eine Modellrechnung auf Grundlage von Daten der ARGE Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen, die nun übrigens auch von Bundesbank als Datenquelle genutzt wird, zeigt: In angespannten Wohnungsmärkten werden sich die gesamten Herstellungskosten einer Wohnung von Mitte 2021 bis Ende 2023 um 38 Prozent verteuert haben.

In entspannteren Wohnungsmärkten liegt die Kostensteigerung mit 29 Prozent nur wenig darunter, vor allem aufgrund der niedrigeren Grundstückskosten. Mit den Investitionsmitteln des Jahres 2021 könnten also Ende 2023 statt 100 Wohnungen nur 73 Wohnungen in angespannten Wohnungsmärkten und 78 Wohnungen in entspannten Wohnungsmärkten errichtet werden.

Die Zahl der fertig gestellten Wohnungen entfernt sich damit immer deutlicher vom Ziel der Bundesregierung, rund 400.000 Wohnungen pro Jahr neu zu schaffen. Für ganz Deutschland rechnet die Wohnungswirtschaft mit einem Einbruch der Baufertigstellungszahlen auf nur noch 242.000 Wohnungen für 2023 und lediglich 214.000 Wohnungen im Jahr 2024. Bei den Mietwohnungen sind statt der insgesamt benötigten 160.000 Wohnungen 2022 nur rund 85.000 und damit lediglich 53 Prozent des eigentlichen Bedarfs fertig gestellt worden – im geförderten sozialen Wohnungsbau sogar nur 25 Prozent der benötigten 100.000 Sozialwohnungen.

„Die etwa 10.000 von GdW-Unternehmen jährlich errichteten Sozialwohnungen konnten das massive Abschmelzen des Sozialwohnungsbestandes 2022 zwar zum ersten Mal seit 20 Jahren stoppen. Aber mit nur etwas über 700.000 liegt die Zahl der Sozialwohnungen bei den GdW-Unternehmen dennoch deutlich unter den 1,8 Mio. aus dem Jahr 2002. Hier ist ein viel stärkeres Engagement der Länder und Kommunen beim Ankauf von Belegungsbindungen gefragt“, sagt Gedaschko. 

„Beim Wohnungsbau sind die Bauwilligen ihrerseits in Schwung gekommen, um Kosten zu begrenzen: Die Wohnungswirtschaft hat nach einer ersten erfolgreichen Rahmenvereinbarung den zweiten europäischen Wettbewerb für serielles und modulares Bauen gestartet, Vorschläge für einfacheres Bauen und zur Absenkung von Erwerbsnebenkosten vorgelegt und bessere Finanzierungsbedingungen über eigenkapitalersetzende Darlehen und Bürgschaften gefordert. Alles liegt auf dem Tisch. Es kann aber nur mit politischem Willen umgesetzt werden“, unterstreicht der Präsident des GdW.

3. Kosten für Wohnungsbau klettern weiter deutlich nach oben

Die Baupreise steigen seit 2016 deutlich stärker als die Inflation und der Abstand zur allgemeinen Preisentwicklung nimmt dramatisch zu. Beginnend mit der Corona-Krise und nochmals deutlich verstärkt seit dem Ausbruch des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine sind die Baupreise für den Neubau von Wohngebäuden durch exorbitante Preissteigerungen bei den Erzeugerpreisen steil nach oben gegangen. Aber auch der Fachkräftemangel schlägt sich zunehmend in der Preisentwicklung nieder.

Im ersten Quartal 2023 lag die Baupreissteigerung bei Wohngebäuden bei 15,3 Prozent im Vorjahresvergleich, während die allgemeine Preisentwicklung im selben Zeitraum nur bei 8,7 Prozent lag. Seit Anfang 2000 haben sich die gesamten Bauwerkskosten durch die gestiegenen gesetzlichen Anforderungen um 140 Prozent sehr stark verteuert. Bis zum Jahresende 2023 wird ein Anstieg um insgesamt 162 Prozent im Vergleich zum Jahr 2000 erwartet. Zudem haben sich die Zinsen für Wohnungsbaukredite seit Anfang 2022 in wenigen Monaten nahezu verdreifacht.

Zins- und Baukostensteigerungen zusammen genommen führen bei neu gebauten Wohnungen zu einer Steigerung der notwendigen Nettokaltmiete von 10,95 Euro pro Quadratmeter – mit der Mitte 2021 noch unter wirtschaftlichen Bedingungen gebaut werden konnte – um 65 Prozent auf 18,10 Euro pro Quadratmeter. „Solche Neubaumieten kann sich in Deutschland kaum einer leisten. Mietwohnungsbau ist nicht mehr wirtschaftlich umsetzbar, deswegen unterbleibt er“, warnt Gedaschko.

4. Zuwanderung lässt Wohnungsbedarf weiter steigen und Leerstand schrumpfen

Gleichzeitig steigt die Bevölkerungszahl Deutschlands durch Zuwanderung deutlich – und damit auch der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen. Das Zuwanderungssaldo lag im Jahr 2022 bei 1,46 Mio. Personen und damit noch über dem bisherigen Höchststand im Jahr 2015, vor allem aufgrund der Fluchtbewegungen aus der Ukraine. Dadurch ist auch die Leerstandsquote bei den GdW-Unternehmen in Ost wie West um einen halben Prozentpunkt auf 3,5 Prozent gesunken.

Insbesondere in den ostdeutschen Ländern ist die Leerstandsquote angesichts der steigenden Wohnungsnachfrage von 2021 auf 2022 deutlich von 6,6 auf 5,7 Prozent gesunken. Bei der Unterbringung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine hat die Wohnungswirtschaft hier ihre soziale Verantwortung und Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. In der Vergangenheit war der Leerstand in Ostdeutschland leicht angestiegen.

Das zeigt auch: Der Wohnungsknappheit in den Metropolräumen und Universitätsstädten stehen weiterhin die schrumpfenden Regionen mit ihren besonderen Herausforderungen gegenüber. Nach wie vor erlebt Deutschland eine demografische Spaltung. Während zahlreiche Großstädte rasant wachsen und Wohnungen dort immer rarer und teurer werden, verlieren viele ländliche Regionen – in Ost-, aber auch in Westdeutschland – tendenziell Einwohner.

„Wohnstandorte sind langfristig nur attraktiv, wenn die Versorgung mit Einkaufsmöglichkeiten, die medizinische Infrastruktur, kulturelle Einrichtungen und Bildungsangebote sowie eine gute Breitbandversorgung vorhanden sind“, sagt Gedaschko. Es sind nach wie vor Öffnungs- bzw. Experimentierklauseln für den ländlichen Raum sowie geeignete flexible Förderstrukturen notwendig, um die Attraktivität der Regionen jenseits der Metropolen zu stärken und dadurch den Zuwanderungsdruck auf die Ballungszentren abzuschwächen.

5. Steigende Energiekosten verteuern das Wohnen

Mit 6,25 Euro pro Quadratmeter und Monat lag die Durchschnittsmiete bei den GdW-Unternehmen 2022 deutlich unter dem bundesweiten Schnitt von 7,31 Euro pro Quadratmeter. Die Nettokaltmieten bei den GdW-Unternehmen sind von 2021 auf 2022 gerade im Vergleich zur Inflationsrate mit2,7 Prozent sehr moderat gestiegen. Ein Grund für den moderaten Anstieg ist, dass die GdW-Unternehmen ihr Engagement für die klimaschonende und altersgerechte Modernisierung zuletzt deutlich verstärkt haben.

Durch die teils enormen Energiepreissteigerungen infolge des Kriegs gegen die Ukraine mussten die GdW-Unternehmen ihre Vorauszahlungen für die warmen Betriebskosten im Schnitt um 41,6 Prozent anheben, nachdem sie in den Vorjahren nahezu konstant waren.

Größter Preistreiberbei den Wohnkosten sind auch langfristig eindeutig die Energiepreise. Die Verbraucherpreise für Gas, Heizöl und andere Haushaltsenergie sind seit dem Jahr 2000 um über 330 Prozent gestiegen. Sie haben sich also mehr als vervierfacht. Die Nettokaltmieten dämpfen mit einem vergleichsweise geringen Anstieg von 34 Prozent seit dem Jahr 2000 dagegen die Inflation – dies also nicht erst seit Beginn der Energiekrise, sondern bereits langfristig.

„Die Regierung muss alles dafür tun, dass Energiekosten und die Energiewende insgesamt für die Bürgerinnen und Bürger bezahlbar bleibt. Denn beim Wohnen wirken sich Preissteigerungen hier in sozialer Hinsicht am stärksten aus. Um gesellschaftliche Stabilität zu sichern und soziale Spaltung zu verhindern, muss die Energiewende dauerhaft für alle Menschen bezahlbar bleiben. In unserer sozialen Marktwirtschaft muss die Regierung das mit den geeigneten Instrumenten wie staatlicher Förderung und wirtschaftlichen Anreizen sicherstellen“, sagt Gedaschko.  

6. Regierung muss aufwachen und handeln – koordiniert auf allen staatlichen Ebenen

„Die Regierung darf nicht weiter nahezu tatenlos zusehen, wie bezahlbarer Wohnraum regelrecht verschwindet, und die massiven Probleme nicht weiter schönreden. Stattdessen müssen jetzt endlich alle staatlichen Ebenen gemeinsam und koordiniert agieren, um bezahlbares und klimaschonendes Wohnen für alle Menschen zu ermöglichen“, sagt Gedaschko.

Dazu müssen schwerpunktmäßig die folgenden fünf Punkte umgesetzt werden:

Förderung ist in der Krise das einzig wirksame Mittel für eine soziale Abfederung der massiven Herausforderungen – sie muss für den sozial sensiblen Bereich des Wohnens verlässlich und auskömmlich sein. Mieter und Vermieter müssen dringend den Eigentümern von privat genutztem Wohnraum gleichgestellt werden!

Finanzierung muss durch verlässliche Rahmenbedingungen gesichert werden. Dazu sollte der Systemrisiko- und Kapitalpuffer für Wohnimmobilienfinanzierungen ausgesetzt und angepasst werden. Basel III sollte auf europäischer Ebene mit großzügigen Übergangsregelungen umgesetzt werden. 

Steueranreize müssen geschaffen werden. Die Grunderwerbsteuer sollte auf 3,5 Prozent und der Mehrwertsteuersatz für preisgebundenen Wohnraum auf 7 Prozent abgesenkt werden. Eine degressive Gebäudeabschreibung unter Berücksichtigung von Anwendungsgebiet und Marktgegebenheiten sollte eingeführt werden.

Deregulierung muss endlich Realität werden. Technische Regeln sollten lediglich ein nachhaltiges und wertiges Basisniveau statt ein Luxusniveau beschreiben. Eine Folgekostenabschätzung und Relevanzprüfung muss, wie von Bauministerin Geywitz gewollt, auch praktisch umgesetzt werden. Zudem sollte es Bauvertragsparteien freistehen, Abweichungen von den anerkannten Regeln der Technik zu vereinbaren.

Keine Mietrechts-Verschärfungen! Je niedriger die Mieten eines Wohnungsunternehmens, desto geringer ist die Investitionsfähigkeit für den Klimaschutz. Werden Mietsteigerungen im Bestand und nach energetischer Sanierung weiterhin politisch so stark begrenzt, wie bereits in den vergangenen Jahren geschehen, dann stagnieren Sanierung und Neubau. Klimaschutzziele werden verfehlt, der steigende Wohnungsbedarf wird nicht gedeckt und der Instandhaltungsstau im Bestand steigt.

Andreas Schichel

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WohnenPLUS Ausgabe 3-2018

WohnenPLUS AG 3-2018
WohnenPLUS AG 3-2018

Fachmagazin der gemeinnützigen Bauvereinigungen

Hier können Sie alle Artikel der Ausgabe 3-2018 WohnenPLUS in einem PDF speichern und lesen.
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zur WohnenPLUS Ausgabe 2-2018 als PDF

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Deutscher Architekturpreis 2025 für innovatives Wohnquartier – Die Preisträger

Deutscher Architekturpreis 2025 für innovatives Wohnquartier
BBR

Das Architekturbüro Sauerbruch Hutton aus Berlin erhält zum zweiten Mal den mit 30.000 Euro dotierten Deutschen Architekturpreis. Es realisierte zusammen mit der Innovatio Projektentwicklung aus Heidelberg und Profund aus Gera das „Franklin Village“ in Mannheim.

Der Staatspreis wird alle zwei Jahre für herausragende baukulturelle Leistungen durch das Bundesbauministerium und die Bundesarchitektenkammer vergeben und ist die bedeutendste Auszeichnung für Architektinnen und Architekten in Deutschland. Das Verfahren führt das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) durch. Die Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger und die feierliche Preisverleihung fand am 18. September 2025 in Berlin statt.

Ein Zuhause ist, wo wir uns wohlfühlen

Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), Verena Hubertz hebt die Vorbildfunktion des Projektes hervor: „Ein Zuhause ist, wo wir uns wohlfühlen. Dieses Gefühl endet nicht an der Wohnungstür, sondern bezieht das ganze Quartier mit ein. Im ‚Frankling Village‘ wird dieser Gedanke gelebt.

Das Ensemble ist fast komplett in Holzbauweise errichtet, leistet seinen Anteil bei der Minimierung von CO2-Emmissionen und ist nachhaltig. Gutes Wohngefühl der Bewohnerinnen und Bewohner ist quasi mit verbaut. Als Preisträger strahlt das Projekt nach außen und zeigt, wie unsere Architektur der Zukunft aussehen kann: Inklusiv, bezahlbar und ökologisch.“

Bezahlbares Bauen und Baukultur muss kein Widerspruch sein

Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer (BAK): „Jede Bauaufgabe gestaltet Zukunft. Angesichts der Wohnungsbaukrise brauchen wir Lösungen, die nicht nur schnell und günstig, sondern auch ökologisch verantwortlich, sozial verträglich und architektonisch hochwertig sind. Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Architekturpreises zeigen eindrucksvoll, dass bezahlbares Bauen und Baukultur kein Widerspruch sein müssen – sondern durch intelligente Konzepte und mutige Planung Hand in Hand gehen können.“

Mit dem Projekt Franklin Village ist es Sauerbruch Hutton gelungen, ein herausragendes architektonisches wie soziales Leuchtturmprojekt im urbanen Raum zu realisieren. Die Wohnbebauung ist das Herzstück eines neuen Quartiers, das beispielhaft für gelungene Nachverdichtung, durchmischtes Wohnen und exzellente Gestaltung steht.

In einem ehemaligen Militärareal ist ein lebendiges Mehrgenerationenquartier entstanden, das Vielfalt nicht nur verspricht, sondern lebt. Fünf Neubauten und ein sensibel erweitertes Bestandsgebäude fügen sich zu einem Ensemble, das unterschiedlichste Lebensformen integriert: vom Single-Apartment über klassische Familienwohnungen bis zu Clusterwohnungen mit gemeinschaftlicher Nutzung.

Um einen geschützten, mit Bäumen begrünten Innenhof gruppiert, ermöglichen stützenfrei vorgelagerte Laubengänge spontane Begegnungen und fördern nachbarschaftlichen Austausch. Die farbigen Trennwände und Deckenunterseiten der Laubengänge stehen im Kontrast zur grau lasierten Holzfassade und geben dem Hof eine unverwechselbare und heitere Atmosphäre. Mit den großzügigen Freitreppen in den Innenhof entsteht ein Wegekontinuum, das den perfekten räumlichen Rahmen für gelebte Gemeinschaft bildet. Architektonisch überzeugt Franklin

illage durch eine klare, unaufgeregte Sprache und kompromisslose Qualität im Holzbau. Die räumlichen Lösungen zeigen eindrucksvoll, wie Nachhaltigkeit und Gestaltung Hand in Hand gehen können.

Das Ensemble wird nicht nur von seiner Bewohnerschaft genutzt, sondern lädt auch Passanten mit Plätzen unterschiedlicher Qualität zum Verweilen ein. Franklin Village ist mehr als ein Wohnbauprojekt – es ist ein Statement für eine zukunftsfähige Stadtgesellschaft: vielfältig, nachhaltig, schön.

Neben dem Deutschen Architekturpreis vergab die Jury zehn Auszeichnungen mit jeweils 3.000 Euro Preisgeld.

Die große Bandbreite der 192 zugelassenen Einreichungen von 176 Büros und Arbeitsgemeinschaften hat die Jury beeindruckt.

Der Deutsche Architekturpreis reicht bis in das Jahr 1977 zurück und wird seit 2011 vom BMWSB und der BAK gemeinsam ausgelobt und als Staatspreis für Architektur verliehen. Seitdem ist das BBR verantwortlich für das Verfahren und koordiniert den Wettbewerb.

Mit dem Deutschen Architekturpreis werden für die Entwicklung des Bauens beispielhafte Bauwerke ausgezeichnet, die eine herausragende architektonische und baukulturelle Qualität aufweisen und im Neubau oder bei der Sanierung und Modernisierung historischer Bausubstanz von einem vorbildlichen Umgang mit Konstruktion und Material zeugen. Sie sind dem nachhaltigen Bauen in ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Hinsicht verpflichtet und tragen positiv zur Gestaltung des öffentlichen Raumes bei.

Von den ausgezeichneten Bauwerken sollen zum einen Anregungen für zukünftige Planungen ausgehen, zum anderen sollen sie die Bedeutung der Baukultur und des nachhaltigen Bauens der Öffentlichkeit näherbringen.

Der Jury des Architekturpreises gehörten an:

Andrea Gebhard, Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin, Präsidentin der BAK  //  Dirk Scheinemann, Abteilungsleiter Baupolitik, Bauwirtschaft, Bundesbau, BMWSB  //  Prof. Stephan Birk, Architekt, Stuttgart / München  //  Gustav Düsing, Architekt, Berlin  //  Prof. Donatella Fioretti, Architektin, Berlin / Düsseldorf  //  Martin Haas, Architekt, Stuttgart  //  Prof. Michelle Howard, Architektin, Berlin / Wien

Stellvertretende Preisrichterinnen:

Petra Wesseler, Präsidentin des BBR  //  Andrijana Ivanda, Architektin, Berlin    

Ergebnisse der Jurysitzungen vom 6. Mai und 19. Juni 2025:

Deutscher Architekturpreis 2025 (30.000 Euro):

Projekt: Franklin Village, Mannheim // Verfasser: Sauerbruch Hutton, Berlin  //  Bauherr: Innovatio Projektentwicklung GmbH, Heidelberg / Profund GmbH, Gera

Mit dem Projekt Franklin Village ist es Sauerbruch Hutton gelungen, ein herausragendes architektonisches wie soziales Leuchtturmprojekt im urbanen Raum zu realisieren. Die Wohnbebauung ist das Herzstück eines neuen Quartiers, das beispielhaft für gelungene Nachverdichtung, durchmischtes Wohnen und exzellente Gestaltung steht. In einem ehemaligen Militärareal ist ein lebendiges Mehrgenerationenquartier entstanden, das Vielfalt nicht nur verspricht, sondern lebt. Fünf Neubauten und ein sensibel erweitertes Bestandsgebäude fügen sich zu einem Ensemble, das unterschiedlichste Lebensformen integriert: vom Single-Apartment über klassische Familienwohnungen bis zu Clusterwohnungen mit gemeinschaftlicher Nutzung. Um einen geschützten, mit Bäumen begrünten Innenhof gruppiert, ermöglichen stützenfrei vorgelagerte Laubengänge spontane Begegnungen und fördern nachbarschaftlichen Austausch. Foto: Jan Bitter

 Auszeichnung (3.000 Euro):

Projekt: Unser Gartenhaus – Haus ohne Zement  //  Verfasser: Florian Nagler Architekten, München  //  Bauherr: Florian Nagler, München

Mit großer Selbstverständlichkeit fügt sich das Gartenhaus in die kleinteilige, gewachsene Struktur des rückwärtigen Grundstücks in München-Pasing ein. Die Setzung des Baukörpers hinter dem Bestandsgebäude ist sowohl räumlich als auch atmosphärisch überzeugend: Der Zwischenraum zwischen Alt- und Neubau ist gut proportioniert, während sich der Gartenbereich hinter dem Gebäude zum angrenzenden Kanal hin öffnet. Die Möglichkeiten des geltenden Baurechts wurden dabei klug ausgeschöpft. Das Projekt steht exemplarisch für die Haltung des „Einfach Bauens“. Es verzichtet bewusst auf komplexe Technik und setzt stattdessen auf passive Prinzipien, robuste Materialien, einfache Aufbauten der Bauteile und eine klare, nachvollziehbare Konstruktion. Entstanden ist ein zurückhaltender, zugleich präzise formulierter Bau, der durch seine handwerkliche Qualität und sorgfältige Materialwahl besticht. Decken und Wände sind in Holz ausgeführt; ergänzt wird die Konstruktion durch Lehm, der als Steinlage zwischen den Balken und als Putz an den Innenwänden Verwendung findet.

Hervorzuheben ist die konsequente Vermeidung mineralischer Baustoffe, es ist ein Haus ohne Zement: Auch die Bodenplatte wurde in Holz ausgeführt, möglich durch die Ausbildung eines Kriechkellers für die Belüftung und den Einsatz von Schraubfundamenten.

Das Gebäude überzeugt durch seine funktionale Organisation. Im Erdgeschoss liegen Eingangsbereich, Büro und Besprechungsraum; im Obergeschoss schließen sich die Arbeitsräume an. Das Dachgeschoss nimmt gemeinschaftlich genutzte Bereiche wie Küche, Stube und eine kleine Wohnung auf – jeweils geprägt von klar gegliederten Raumfolgen. Das Gartenhaus ist ein gelungenes Beispiel für eine ökologisch reflektierte Baupraxis im kleinen Maßstab – leise, präzise und von hoher Gebrauchstauglichkeit im Alltag.“ Fotos: Sebastian Schels

Projekt: Stiftungsensemble: Spore Initiative und Publix, Berlin  //  Verfasser: AFF Architekten, Berlin  //  Bauherr: Schöpflin Stiftung, Lörrach

Im nördlichen Neukölln, nahe dem Tempelhofer Feld, ergänzen zwei Neubauten von AFF Architekten die Blockrandbebauung und rahmen den Zugang zum denkmalgeschützten Friedhof Jerusalem. Die Spore Initiative und das Haus für gemeinnützigen Journalismus bilden ein Ensemble für Kultur, Bildung und sozialen Austausch. Foto: Tjark Spille

Projekt: Integratives Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbund e. V., Dresden  //  Verfasser: ALEXANDER POETZSCH ARCHITEKTUREN, Dresden  //  Bauherr: Deutscher Kinderschutzbund e. V. Ortsverband Dresden

Das Projekt befindet sich in einem von großformatigen Plattenbauten geprägten Bezirk und stellt die Umnutzung einer ehemaligen Industrieanlage dar, die einst der Produktion dieser Platten diente. Das Gebäude gliedert sich in zwei Teile: einen gefassten Hof und einen L-förmigen Baukörper. Foto: Johann Husser

Projekt: Mehrzweckhalle Ingerkingen  //  Verfasser: Atelier Kaiser Shen, Stuttgart  //  Bauherr: Gemeinde Schemmerhofen

Mit der Mehrzweckhalle in Ingerkingen gelingt es dem Atelier Kaiser Shen, dem Konzept des Weiterbauens ein überzeugendes Gesicht zu geben. Die Überformung des Bestands wird mit spielerischer Leichtigkeit in eine neue Ästhetik überführt. Aus dem Dialog zwischen Alt und Neu entsteht eine schöne, spannungsreiche Silhouette. Dabei wird die Plastizität architektonisch geschickt aus dem Kontrast zwischen dem massiven Bestandsbau und der ergänzenden Holzkonstruktion herausgearbeitet. Foto: Brigida González

Projekt: Höllensteinhaus, Viechtach  //  Verfasser: Bergmeisterwolf, Brixen  //  Bauherr: Immobilien Projekt Invest, Karlsruhe

https://www.bbr.bund.de/BBR/DE/Wettbewerbe/DeutscherArchitekturpreis/2025/finalisten/hoellensteinhaus/projektinformation.html

Projekt: Aufstockung NORDGRÜN, Karlsruhe  //  Verfasser: Drescher Michalski Architekten, Karlsruhe  //  Bauherr: NordGrün, Lukas Hechinger, Karlsruhe

Wohneinheiten ohne zusätzliche Bodenversiegelung. Vier neue Geschosse in Brettsperrholzbauweise wurden unabhängig vom Bestand auf ein eigenständiges Tragwerk aus Stahlstützen und Fachwerkträgern gesetzt, gegründet auf Bohrpfählen. Zwei Sichtbetontürme übernehmen Erschließung und Aussteifung. Die grüne Trapezblechfassade fügt sich zurückhaltend in die grüne Umgebung ein und setzt gleichzeitig einen klaren architektonischen Kontrapunkt zum Sichtbeton des Bestands. Foto: Kim Frohmann

Projekt: Das robuste Haus – Mehrgenerationenhaus Görzer Straße 128, München  //  Verfasser: etal. ArchitektInnen PartGmbB Bengtsson Masla Syren, München  //  Bauherr: Görzer128, München

In einem unscheinbaren Stadtteil Münchens steht ein Gebäude, das auf beeindruckende Weise neue Maßstäbe im gemeinschaftlichen Wohnen setzt: Das Robuste Haus. Hinter seiner unkonventionellen Fassade verbirgt sich ein zukunftsweisendes Wohnkonzept, das überrascht – durch Materialität, Gestaltung und vor allem durch das gelebte Miteinander seiner Bewohnerinnen und Bewohner. Mit seiner offenen Architektur schafft das Haus einen neuen Treffpunkt im Quartier. Ein gemeinschaftlicher Essraum mit wild zusammengewürfeltem Mobiliar steht exemplarisch für die Haltung der Baugruppe: Offenheit, Vielfalt und soziale Teilhabe. Die Fassade aus heimischer Fichte, kombiniert mit Trapezblechen, Rollläden aus Holz und prägnanten Fensterdetails, übersetzt einfache, robuste Materialien in eine eigene architektonische Sprache – unprätentiös und charakterstark. Foto: Federico Farinatti

Projekt: Eingangsgebäude LWL-Freilichtmuseum Hagen  //  Verfasser: Schnoklake Betz Dömer  Architekten, Münster  //   Bauherr: LWL, Münster

Das neue Eingangsgebäude des LWL-Freilichtmuseums Hagen überzeugt durch eine gelungene Verbindung von Funktionalität, Ästhetik und Nachhaltigkeit. Mit den weit überhängenden Dächern und filigranen Metallgittern fügt sich das Bauwerk harmonisch in die natürliche Umgebung ein und bietet praktischen Schutz vor Sonne, Regen und Hochwasser. Die Verwendung von CO2-sparendem Holzbau, trennbaren Bauteilen und regenerativer Energie wie Tiefengeothermie und einer PV-Anlage unterstreicht den bewussten Umgang mit Ressourcen. Besonders bemerkenswert ist die durchdachte Integration des Mikroklimas, mit Dachüberständen und durchlässigen Fassaden, die flexibel auf Sonnenverlauf und Jahreszeiten reagieren. Foto: Caspar Sessler

Projekt: Wintergartenhaus  //  Verfasser: Supertype Group, Berlin  //  Bauherr: Alexandra Flother, Berlin

Die leichte, offene Struktur des Anbaus überzeugt durch eine einfache Konstruktion, fließende Raumabfolgen und die gezielte Überlagerung von Architektur und Vegetation. Als Erweiterung des Wohnraums im Erdgeschoss konzipiert, entfaltet sich ein vertikal durchgängiges Raumgefüge, das über filigrane Stahltreppen verbunden ist. Die transluzente Polycarbonatfassade lässt sich fast vollständig öffnen, wodurch die Grenze zwischen Innen- und Außenraum aufgehoben wird. Innerhalb dieser vertikalen Organisation entstehen zwei Klimazonen: ein beheizbarer, thermisch abschließbarer Bereich im Erdgeschoss sowie ein kompaktes Schlafzimmer mit Bad unter dem Dach. Diese zurückgezogenen, privateren Räume mit höherem Materialeinsatz sind bewusst klein gehalten. Foto: Marina Hoppmann

Projekt: Innovationsfabrik 2.0 Heilbronn  //  /Verfasser: Waechter + Waechter Architekten, Darmstadt  //  Bauherr: Stadtsiedlung Heilbronn

Die Innovationsfabrik 2.0 Heilbronn ist ein beeindruckendes Beispiel moderner Architektur und nachhaltigen Bauens. Das Gebäude steht im Zukunftspark Wohlgelegen, einem Quartier, das sich durch urbane Entwicklung und den Bezug zur Natur auszeichnet. Mit seiner markanten Holz-Hybridbauweise und der Fachwerkkonstruktion, die offene und flexible Grundrisse ermöglicht, schafft die Innovationsfabrik Raum für kreatives Arbeiten. Die Doppelfassade mit Prallscheiben schützt die Holzkonstruktion und bietet gleichzeitig eine moderne Ästhetik. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Holz-Beton-Verbunddecke, die nicht nur funktional ist, sondern auch eine hervorragende Akustik gewährleistet. Foto: Brigida González

Cathrin Urbanek BAK

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Bezahlbares Wohnen – Wärmewende, Baukultur und die Rückkehr zur Vernunft

Gerd Warda, Foto: krimiwa

Liebe Leserinnen, liebe Leser.

Die Wärmewende ist in aller Munde – doch wer gestaltet sie wirklich? Die Vonovia SE geht gemeinsam mit der EnerCube GmbH und der DFA Demonstrationsfabrik Aachen einen bemerkenswert konsequenten Schritt: Mit dem Wärmepumpen-Cube entsteht ein seriengefertigtes, dezentrales Heizsystem für den Geschosswohnungsbau. Bis 2029 sollen 1.000 dieser innovativen Cubes gebaut und mehr als 20.000 Wohnungen mit Wärme versorgen. Fossile Energieträger? Nein, danke!. Das System funktioniert unabhängig von Heizkellern und punktet mit schneller Installation, geringer Lärmbelastung und langfristiger Wartungsfreundlichkeit.

Wärmewende gestalten – das ist hier kein Schlagwort, sondern gelebte Strategie. Rolf Buch, CEO von Vonovia, bringt es auf den Punkt: „Die Wärmewende wird ohne Innovation nicht gelingen.“ Dass solche Lösungen mit hoher Vorfertigung auch dem Fachkräftemangel begegnen, ist mehr als ein willkommener Nebeneffekt – es ist ein notwendiger Innovationsschub für eine Branche unter Druck. Mehr in dieser Ausgabe.

Kleinteilig denken – groß sparen

Nicht nur in der Heizung, auch in der Warmwasserbereitung zeigt sich: dezentrale, flexible Lösungen bieten enorme Potenziale. Elektronische Durchlauferhitzer entlasten Neubauten und Sanierungen von langen Leitungsnetzen, teuren Speichern und Energieverlusten. Wer Wasser lokal erhitzt, spart bares Geld – und Ressourcen.

Lea Sophie Welzel von Wärme+ bringt es auf den Punkt: „Nur für warmes Wasser konstant 60 °C zur Verfügung zu stellen und in großen Mengen zu speichern, ist Energieverschwendung.“ Die Abkopplung von Warmwasser und Heizung ist mehr als nur effizient – sie ist zeitgemäß. Und sie zeigt: Die Wärmewende beginnt nicht nur im Keller, sondern auch in Küche und Bad. Details in dieser Ausgabe.

Bauwende zeigt der Architekturpreis 2025: Baukultur ohne Schnörkel

Der Deutsche Architekturpreis 2025 rückt ein Thema in den Fokus, das viel zu lange als Gegensatz galt: Bezahlbares Bauen und Baukultur. Doch warum eigentlich? Das prämierte Projekt Franklin Village in Mannheim – ein fast vollständig in Holzbauweise realisiertes Quartier – zeigt, dass nachhaltiges, sozial durchdachtes und gestalterisch anspruchsvolles Bauen kein Luxus sein muss. Die Bundesministerin Verena Hubertz bringt es auf den Punkt: „Ein Zuhause ist, wo wir uns wohlfühlen. Dieses Gefühl endet nicht an der Wohnungstür.“

Gutes Bauen denkt das Quartier mit. Es denkt an CO₂, an Nachbarschaft, an Inklusion – und an künftige Generationen. Wenn Architektur ökologisch, bezahlbar und alltagstauglich ist, hat sie das Prädikat „vorbildlich“ verdient.

Leise, lokal, langlebig: Einfach Bauen als Haltung

Ein weiteres ausgezeichnetes Projekt zeigt, dass Baukultur auch im Kleinen ganz groß sein kann: Das Gartenhaus – Haus ohne Zement von Florian Nagler Architekten verzichtet auf komplexe Technik, mineralische Baustoffe und energieintensive Prozesse. Stattdessen: Holz, Lehm, Schraubfundamente, passive Prinzipien. Reduktion wird hier nicht als Verzicht verstanden, sondern als Präzision.

Diese Haltung des „Einfach Bauens“ ist mehr als ein Trend. Sie ist eine Antwort auf überkomplexe Normen, auf Ressourcenknappheit und auf die Suche nach Alltagstauglichkeit. Gerade im Kleinmaßstab zeigt sich, wie gute Architektur im besten Sinne unaufgeregt sein kann – ökologisch, robust und menschenfreundlich. Alle Preisträger in unserer Titelgeschichte.

Der Wandel hat begonnen – aber er muss weiter Fahrt aufnehmen

Ob Wärmepumpen-Cube, dezentrale Warmwasserbereitung oder zementfreies Gartenhaus: Alle Beispiele in dieser Ausgabe zeigen, dass technischer Fortschritt, Baukultur und Wirtschaftlichkeit keine Gegensätze mehr sind. Sie ergänzen sich – wenn man sie denn zusammendenkt.

Was wir brauchen, ist der Mut zur Umsetzung. Die Technologien sind da, die Beispiele inspirierend, der Druck zur Veränderung hoch. Jetzt ist der Moment, die Wärmewende nicht nur politisch zu fordern, sondern gestalterisch zu verwirklichen. Und genau hier liegt die Chance für die Wohnungswirtschaft – als technischer, sozialer und kultureller Motor des nachhaltigen Bauens.

Wundern Sie sich nicht: Aber die Bauwende lässt sich nur bezahlbar umsetzen, wenn Energie und Architektur gemeinsam gedacht wird. Wohnungswirtschaft energie. und Wohnungswirtschaft architektur., in einer gemeinsamen Ausgabe mit vielen neuen Blickwinkeln.

Bauen und planen Sie mit der Natur!

Ihr Gerd Warda

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Wärmewende selbst gestalten – Industrialisierung von Wärmepumpen-Cubes für Mehrfamilienhäuser

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur schaut sich den Cube an. Von links: Prof. Wolfgang Boos, Vonovia CEO Rolf Buch, Geschäftsführer EnerCube GmbH David Riedl, Geschäftsführer EnerCube GmbH Laurenz Sutterlüty, Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur, Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, Prof. Ulrich Rüdiger. Foto: Andreas Steindl / Vonovia

Die Vonovia SE, EnerCube GmbH und die DFA Demonstrationsfabrik Aachen GmbH haben eine strategische Partnerschaft zur Serienproduktion des innovativen Wärmepumpen-Systems für Mehrfamilienhäuser – Wärmepumpen-Cube genannt – geschlossen. Unter dem Motto „Wärmewende gestalten – Innovation in Serie“ sollen bis Ende 2029 mehr als 1.000 Cubes in Aachen gebaut und dann deutschlandweit in den Quartieren von Vonovia installiert werden. Damit werden künftig weitere mehr als 20.000 Wohnungen unabhängig von Gas und Öl beheizt.

Der Wärmepumpen-Cube ist eine kompakte Heizungsanlage, die vom Start-up EnerCube aus Österreich entwickelt wurde. In diesem Gerät sind die Wärmepumpe sowie alle wichtigen Teile für die Heizanlage kompakt in einem Würfel verbaut.

Der Cube wird außerhalb von Gebäuden im Wohnumfeld aufgestellt. Die modulare Lösung ersetzt konventionelle Heizanlagen dort, wo kein Anschluss an das Nah- oder Fernwärmenetz besteht. Durch die klimaneutrale Wärme- und Warmwasserversorgung von Mehrfamilienhäusern leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Wärmewende im Gebäudebestand. Die Umstellung auf nachhaltige Direktversorgung wirkt sich auch positiv auf die Betriebskosten aus.

Von Pilotserien bis zur Serienproduktion

Nach erfolgreicher Pilotphase übernimmt das Aachener Unternehmen DFA Demonstrationsfabrik Aachen GmbH (DFA) die Industrialisierung des Konzeptes. Die DFA ist auf die schnelle Industrialisierung innovativer Produkte spezialisiert – von Pilotserien bis zur Serienproduktion.

Mit ihrer Kombination aus Digitalisierungskompetenz, Ramp-up-Expertise und Produktionsplanung hat sie bereits zahlreiche Unternehmen erfolgreich von der Prototypenphase zur Serienreife begleitet. Durch die enge Vernetzung im RWTH Aachen Campus verbindet die DFA wissenschaftliche Exzellenz mit industrieller Praxis – und ist damit der ideale Partner, um die Wärmewende in Serie zu bringen.

Unabhängig von engen Heizkellern und Hauszugängen

Der Cube ist in mehreren Leistungsgrößen im Einsatz und versorgt in der Regel zwischen 10 und 40 Wohnungen mit nachhaltiger Wärme aus der Umgebungsluft. Dank integriertem Schallschutzkonzept eignet sich das System auch für dicht bebaute Wohngebiete.

Durch den hohen Vorfertigungsgrad reduziert sich die Installationszeit vor Ort deutlich und kann unabhängig von engen Heizkellern und Hauszugängen erfolgen. Auch Wartungen und Reparaturen können am externen System störungsfrei durchgeführt werden.

Planbare Energiekosten, schützt das Klima und bringt konkreten Nutzen für die Menschen

„In Nordrhein-Westfalen arbeiten wir entschlossen daran, dass klimafreundliches Heizen der neue Standard wird – bezahlbar, zuverlässig und sicher. Wir wollen eine Wärmewende, von der alle profitieren – innovative Vorhaben wie das von Vonovia, EnerCube und der DFA Demonstrationsfabrik

Aachen leisten dazu einen starken Beitrag. Jede Investition in erneuerbare Wärme macht uns unabhängiger von fossilen Energieimporten, sorgt für planbare Energiekosten, schützt das Klima und bringt konkreten Nutzen für die Menschen bei uns in NRW. Als Landesregierung setzen wir die nötigen Impulse und schaffen Planungssicherheit“, sagte Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur.

Wärmepumpen-Cube nachhaltig bundesweit in Vonovia-Quartieren ausrollen

„Die Wärmewende wird ohne Innovation nicht gelingen. Mit dem Wärmepumpen-Cube bieten wir eine moderne, serielle Lösung, die schnell und unkompliziert im Bestand funktioniert. Das ist wichtig in Zeiten des Fachkräftemangels. Die grüne Energie kommt unseren Mieterinnen und Mietern sowie dem Klima gleichermaßen zugute. Mit starken Partnern an unserer Seite werden wir dieses nachhaltige System nun bundesweit in unseren Quartieren ausrollen“, betont Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender der Vonovia SE.

Eigenständiges Energiesystem ohne fossile Brennstoffe sichert die Versorgungssicherheit und Wertschöpfung im eigenen Land

„Die Technologien für die Dekarbonisierung des Gebäudebestands sind mittlerweile vorhanden, es ist nur mehr eine Frage der Umsetzung. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: ein eigenständiges Energiesystem ohne fossile Brennstoffe sichert die Versorgungssicherheit und Wertschöpfung im eigenen Land“, sagt Laurenz Sutterlüty, Gründer und Geschäftsführer der EnerCube GmbH.

„Durch die Skalierung unserer Produktion gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir diese Unabhängigkeit für alle verfügbar machen. Wir schätzen die kooperative Zusammenarbeit sehr – und sind stolz, mit unserem Cube einen Beitrag zur Wärmewende zu leisten“, ergänzt David Riedl, Gründer und Geschäftsführer der EnerCube GmbH.

Wichtigen Beitrag zur Wärmewende im Gebäudebestand.

„Unsere Stärke liegt darin, innovative Ideen in kürzester Zeit von der Pilotphase in eine stabile Serienproduktion zu überführen. Genau das bringen wir hier gemeinsam mit Vonovia und EnerCube ein. Mit unserem Know-how aus Digitalisierung, Ramp-Up und Produktionsmanagement machen wir den Wärmepumpen-Cube serienreif – und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende im Gebäudebestand.“, erklärt Prof. Wolfgang Boos, Geschäftsführer der DFA Demonstrationsfabrik Aachen GmbH.

Nach erfolgreicher Pilotierung und deutlichen Energieeinsparungen – im Pilotprojekt Donauwörth sanken die Energiekosten um 40 Prozent – ist die bundesweite Serienproduktion des Cubes bereits eingeleitet. Bis Ende des Jahres sollen bereits 30 Anlagen in Betrieb genommen werden.

Alexandra Meltzow-Altmeyer, Natalie Buschmeyer, DFA Demonstrationsfabrik Aachen GmbH

Nina Henckel, Vonovia SE

Vonovia bietet rund einer Million Menschen in Deutschland ein Zuhause. Das Wohnungsunternehmen steht mitten in der Gesellschaft, deshalb haben die Aktivitäten von Vonovia niemals nur eine wirtschaftliche, sondern immer auch eine gesellschaftliche Perspektive. Vonovia beteiligt sich daran, Antworten auf die aktuellen Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt zu finden. Das Unternehmen setzt sich ein für mehr Klimaschutz, mehr altersgerechte Wohnungen und für ein gutes Zusammenleben in den Quartieren. In Kooperation mit sozialen Trägern und den Bezirken unterstützt Vonovia soziale und kulturelle Projekte, die das nachbarliche Gemeinschaftsleben bereichern. Zudem beteiligt sich Vonovia an der im Moment besonders wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe: dem Bau neuer Wohnungen. Im Mittelpunkt des Handelns stehen die Kunden und ihre Bedürfnisse. Vor Ort kümmern sich Objektbetreuer und eigene Handwerker um die Anliegen der Mieter. Diese Kundennähe sichert einen schnellen und zuverlässigen Service. Zudem investiert Vonovia großzügig in die Instandhaltung der Gebäude und entwickelt wohnungsnahe Dienstleistungen für mehr Lebensqualität. Für Fragen im Zusammenhang mit Mietverträgen und Nebenkostenabrechnungen ist der zentrale Kundenservice über eine regionale Telefonnummer, per Fax, App oder postalisch erreichbar. Vonovia beschäftigt rund 12.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vorstandsvorsitzender ist Rolf Buch.

Die EnerCube GmbH ist ein junges Startup aus Salzburg, Österreich, das vorgefertigte Wärmepumpenlösungen für den seriellen Heizungstausch in mehrgeschossigen Wohngebäuden entwickelt und produziert.

Dank hoher Effizienz, geringer Geräuschentwicklung, sowie kompaktem und modularem Aufbau entstehen einfach einzusetzende und hochwertige Lösungen für den Heizungstausch. Zur Sicherung des im Rahmen verschiedener Forschungs- und Innovationsförderprojekte erarbeiteten Technologievorsprungs wurden bereits mehrere Patente angemeldet.

Die versprochenen Vorteile konnten mittlerweile in ersten Pilotanlagen bestätigt werden. In der eigenen Produktion wurden bisher 30 dieser Cubes produziert. Um den Vorsprung weiter auszubauen, soll der Fokus nun noch stärker auf die Weiterentwicklung gelegt werden, während der Fertigungspartner „Demofabrik“ die Skalierung und den Serienhochlauf parallel zur Produktion am eigenen Standort übernimmt.

Die DFA Demonstrationsfabrik Aachen GmbH ist die zentrale Fertigungsumgebung auf dem RWTH Aachen Campus und ein führender Partner für innovative Produktion. Von der Fertigung einzelner Bauteile und Baugruppen über die Herstellung von Prototypen bis hin zur Industrialisierung von Serienfertigung bietet die DFA umfassende Kompetenzen im Bereich der Metallbearbeitung und Montage.

Gemeinsam mit Kunden aus unterschiedlichsten Branchen setzt die DFA zukunftsweisende F&E-Projekte um und begleitet Unternehmen als verlässlicher Partner für alle Produktionsthemen. Als Vordenker der produzierenden Industrie greift die DFA die Megatrends von morgen auf und gestaltet neue Leitthemen aktiv mit. Aufbauend auf „Lean Production“ hat sie die Themen „Digitalisierung“ und „Industrie 4.0“ maßgeblich vorangetrieben. Heute setzt sie zusätzlich Akzente in den Bereichen „Remanufacturing“ und „Upgrade Circular Economy“, die kontinuierlich weiterentwickelt werden.

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Warmes Wasser auf Knopfdruck – Effiziente Alternativen zur zentralen Warmwasserbereitung

Effiziente Alternativen zur zentralen Warmwasserbereitung
Titelbild der BBSR-0nline-Publikation „ Effiziente Trennung der Wärmeerzeugung für Heizung und Trinkwarmwasser im Wohnungsbau“ von Bert Oschatz, Bettina Mailach und Jens Rosenkranz. Quelle: BBSR

Zentrale Warmwassersysteme stellen oft unnötige Energiefresser dar: Wer heute neu baut oder saniert, sollte auf moderne Technologien wie elektronische Durchlauferhitzer setzen – sie machen lange Leitungsnetze überflüssig, vermeiden Bereitschaftsenergieverluste und sparen im Haushalt jährlich mehrere hundert Euro. Eine Alternative sind elektrische Rohrbegleitheizungen als Ergänzung zum zentralen System. Sie halten das warme Wasser in den Leitungen auf Temperatur, gleichen Wärmeverluste aus und machen so die klassische Zirkulationsleitung überflüssig.

Herkömmliche zentrale Warmwassersysteme bestehen aus einem Warmwasserspeicher, welcher an das vorhandene Heizsystem gekoppelt ist. Sofern warmes Wasser benötigt wird, wird dieses über zusätzliche, oft lange Leitungswege innerhalb des Gebäudes zur gewünschten Entnahmestelle – also zur Badewanne und Dusche, den Handwaschbecken und in die Küche – weitergeleitet. Aus hygienischen Gründen muss das Wasser permanent auf 60 °C erhitzt werden. Erst an der Zapfstelle wird dann kaltes Wasser beigemischt.

Durch den langen Transportweg geht ein erheblicher Teil der Energie verloren. Hinzu kommen die permanenten Bereitschaftsenergieverluste des Warmwasserspeichers. Berechnungen der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfE)1) zeigen, dass in einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit zentralem System die Verluste mindestens 40 Prozent des gesamten Energiebedarfs betragen. Zudem sind zentrale Systeme mit höheren Investitionskosten verbunden als dezentrale Systeme.

Warmwasserbereitung und die Heizung voneinander trennen

„Versteckte Stand-by-Verbraucher sind unsichtbare Energiefresser – mit spürbaren Auswirkungen auf die Betriebskosten“, erklärt Lea Sophie Welzel von der Initiative Wärme+. „Die aktuellen Energieeffizienzstandards und steigende Preise bringen inzwischen viele Bauherren und Sanierer zum Umdenken.

Nur für warmes Wasser konstant 60 °C zur Verfügung zu stellen und in großen Mengen zu speichern, ist Energieverschwendung. Da ist es doch sinnvoll, die Warmwasserbereitung und die Heizung voneinander zu trennen.“

Elektronische Durchlauferhitzer: Wärme nur bei Bedarf

Moderne elektronische Durchlauferhitzer haben mit ihren Vorgängern nur noch wenig gemein. „Viele Verbraucher denken bei Durchlauferhitzern an die alten hydraulischen Modelle“, erklärt Lea Sophie Welzel von der Initiative WÄRME+. „Die neue Generation an vollelektronischen Geräten arbeitet jedoch deutlich effizienter und erreicht Wirkungsgrade von über 99 Prozent.“

Das Prinzip ist einfach: Wasser wird nur dann erwärmt, wenn es tatsächlich benötigt wird – und immer in der passenden Menge und Temperatur ohne lange Wartezeiten.

Im Vergleich zu den hydraulischen Vorgängern lassen sich so mit elektronischen Durchlauferhitzern bis zu 30 Prozent Energie einsparen. Sowohl in Neubauten als auch bei Sanierungen bieten sich elektronische Durchlauferhitzer an. Sie benötigen deutlich weniger Platz als konventionelle Warmwasserspeicher und sind nahezu wartungsfrei. Die Geräte eignen sich sowohl für die zentrale Installation im Haus oder der Wohnung zur Versorgung mehrerer Entnahmestellen als auch für die dezentrale Montage direkt am Verbrauchsort.

„Das Speichern und Verteilen von Warmwasser im Haus mit zwangsläufig auftretenden Wärmeverlusten entfällt komplett“, so Welzel. Ein weiteres Plus für die Energiebilanz im Haus: Im Sommer kann dann die Heizung komplett ausgeschaltet werden. Zudem wird die Effizienz des jeweiligen Heizsystems durch die Trennung der Systeme erhöht.

Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) mit dem ITG Dresden zur effizienten Trinkwarmwasserversorgung bestätigt die Vorteile dezentraler Systeme2). Die Untersuchung zeigt, dass Elektro-Durchlauferhitzer besonders bei niedrigem Warmwasserbedarf wie in einem durchschnittlichen Einfamilienhaus – pro Person werden etwa 40 Liter pro Tag eingerechnet – wirtschaftlich sind. Bei größeren Wohnanlagen kann ein System aus mehreren vernetzten Durchlauferhitzern die zentrale Warmwasserversorgung komplett ersetzen.

Zusätzlich können verschiedene Förderprogramme die Investitionskosten senken. Im Rahmen der energetischen Gebäudesanierung bieten sowohl die KfW als auch regionale Förderprogramme attraktive Zuschüsse oder zinsgünstige Darlehen für die Installation energieeffizienter Warmwassersysteme.

Abkehr von zentralen Wärmeerzeugern hin zu intelligenten, bedarfsgerechten dezentralen Systemen

Die beschriebenen Lösungen fügen sich nahtlos in die Anforderungen moderner Energiekonzepte ein. „Wir sehen hier einen klaren Trend“, bestätigt Lea Sophie Welzel von Wärme+. „Die Abkehr von zentralen Wärmeerzeugern hin zu intelligenten, bedarfsgerechten dezentralen Systemen wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken.“ Besonders im Zusammenspiel mit erneuerbaren Energien wie Photovoltaik können diese Systeme ihr volles Potenzial entfalten. Der selbst erzeugte Strom kann direkt für die Warmwasserbereitung genutzt werden – eine ideale Kombination für nachhaltiges Bauen und Sanieren.

Quelle: Wärme+ / BBSR // ITG Dresden

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Grubenwasser – Grenzen sollen Wärme nicht aufhalten

Grubenwasser - Grenzen sollen Wärme nicht aufhalten
Mit mathematischen Modellen prüfen Geologen, wie Wärmeversorger Grubenwasser als Wärmespeicher wirtschaftlichen nutzen können (Beispiel aus dem Projekt D2Grids in Bochum-Dannenbaum) Bild: D2Grids/Fraunhofer IEG

Wärmenetze vermitteln die Wärmeangebote aus industrieller Abwärme und Geothermie mit den Bedarfen von Wohngebieten und Gewerbe. Oft schränken jedoch nicht technische Hürden, sondern unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen die Nutzung ein.

Beispielsweise, wenn Staatengrenzen zwischen Angebot und Nachfrage liegen. Das EU-Projekt CROSS_HEAT untersucht nun, wie ein grenzüberschreitendes Wärmenetz zwischen deutschen und niederländischen Gemeinden umsetzbar wäre. Das Interreg-Programm der EU und das Land NRW fördern es mit rund 2 Millionen Euro.

Grenzen von Kommunen und sogar Staaten überspringen

»Wärmenetze sind ein wesentlicher Baustein einer zukunftsfesten Energieversorgung«, unterstreicht René Verhoeven, Projektleiter am Fraunhofer IEG. »Meist sind die technischen Hindernisse mit guter Planung gut lösbar. Mit unserem Projekt wollen wir zeigen, dass neben den technischen auch die rechtlichen und organisatorischen Herausforderungen an Staatsgrenzen zu lösen sind. Wir wollen, dass gute Ideen auch die Grenzen von Kommunen und sogar Staaten überspringen.« Fraunhofer IEG bringt Ingenieur-Expertise und Modellierungstools ins Projekt ein, insbesondere wenn es um die Nutzung des Untergrundes geht.

Das Team betrachtet die grenzüberschreitende Nutzung von Grubenwasser als Quelle und saisonaler Speicher von Wärme. Mit anwendungsnahen Modellen und Berechnungsverfahren stellt es sicher, dass die technischen Modelle und Werkzeuge in einen finanzierbaren Investitionsplan münden.

»Wir wollen die Restwärme, die Unternehmen momentan noch in die Luft abgeben, sinnvoll nutzen, um Wohnhäuser, Büros und öffentliche Einrichtungen nachhaltig zu beheizen – und zwar grenzüberschreitend«, blickt Verhoeven in die Zukunft.

Nutzung industrieller Restwärme über Wärmespeicher wie etwa Grubenwasser

In dem dreijährigen Projekt wird untersucht, ob ein grenzüberschreitendes Wärmenetz zwischen den Gemeinden Herzogenrath, Kerkrade und Landgraaf technisch und wirtschaftlich machbar ist. Das Projekt konzentriert sich auf die Nutzung industrieller Restwärme über Wärmespeicher wie etwa Grubenwasser für eine nachhaltige interkommunale Wärmeversorgung.

Die Forschungsaktivitäten von CROSS_HEAT umfassen unter anderem die Analyse des Abwärmeaustauschs zwischen Industrie und bebauter Umwelt, die Bestandsaufnahme von geothermischen Quellen und Wärmespeichern in ehemaligen Bergbaustrukturen, die Entwicklung von technischen Szenarien und Modellrechnungen, die Bewertung der rechtlichen, organisatorischen und räumlichen Rahmenbedingungen sowie die Ausarbeitung von Finanzierungsstrategien und eines Investitionsplans. Anwohner, KMU und lokale Interessengruppen werden durch Informationsveranstaltungen, Nachbarschaftsgespräche und einen Infopunkt einbezogen.

 Die Ziele der internationalen Projektgruppe sind:

  • Langfristig niedrigere Energiekosten, damit nachhaltige Wärme für alle bezahlbar bleibt
  • Mehr Regionalität in Energieversorgung und weniger Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen
  • Wirtschaftliche Chancen durch zuverlässige Wärme für lokale Unternehmen in der Region und dadurch sichere Arbeitsplätze

Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu senken

Durch die Konzentration auf erneuerbare Energiequellen und innovative Infrastrukturen will CROSS_HEAT einen wesentlichen Beitrag zu den regionalen Klimazielen leisten. In der Euregio entfallen etwa 50 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs auf Heizenergie. Der Anteil nachhaltiger Wärme liegt in den beteiligten Ländern noch unter dem europäischen Durchschnitt (Niederlande 9,6 %, Belgien 11,3 %, Deutschland 17 %).

Mit CROSS_HEAT soll diese Lücke verkleinert werden. Ziel ist, durch die Nutzung von Restwärme die regionale Nachhaltigkeit zu erhöhen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu senken und stabilere, niedrigere Wärmetarife zu ermöglichen, die CO2-Emissionen zu reduzieren und den Mittelstand durch Wirtschaftswachstum zu fördern.

Das Projekt hat ein Budget von rund 2,5 Millionen Euro. Davon fördert die EU rund 50 Prozent aus dem Interreg-Programm Meuse-Rhine und das Land NRW 30 Prozent. . CROSS_HEAT trägt zu den Zielen des europäischen Interreg-Programms bei, das Grenzregionen dabei unterstützt, wirtschaftliche, soziale und territoriale Zusammenarbeit zu fördern. Das Projekt wird durchgeführt von der Gemeinde Kerkrade (federführend), der Gemeinde Landgraaf, der Stadt Herzogenrath, Parkstad Limburg, der Städteregion Aachen, dem ITEM-Institut der Universität Maastricht, Fraunhofer IEG, NRW.ENERGY4CLIMATE, VITO NV und Cluster TWEED.

Kosta Schinarakis  // Fraunhofer IEG Research Institution for Energy Infrastructures and Geotechnologies Systems

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Ungewollt vom Energieversorger gekündigt – was sagt die Rechtslage

Ungewollt vom Energieversorger gekündigt - die Rechtslage
Ungewollt vom Energieversorger gekündigt - Die Verbraucherzentrale Niedersachsen hat online einen kostenfreien Musterbrief bereitgestellt. Quelle: Verbraucherzentrale Niedersachsen

Verbraucherzentrale Niedersachsen informiert

Der Energieanbieter will den Vertrag beenden, obwohl kein Wechsel veranlasst wurde? Unberechtigte Kündigungen sorgen immer häufiger für Beratungsbedarf. Dabei ist die Rechtslage klar: Ohne Vollmacht oder nachträgliche Genehmigung der Verbraucherinnen und Verbraucher hat die Kündigung keinen Bestand. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen klärt, welche Rechte Betroffene haben.

„Neben Beschwerden über untergeschobene Verträge erreichen uns zunehmend Anfragen von Verbraucherinnen und Verbrauchern, deren Energievertrag ohne eigenes Zutun gekündigt wurde“, sagt René Zietlow-Zahl, Energierechtsexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Beispielsweise haben Neukunden beim Wechsel versehentlich falsche Daten angegeben oder unseriöse Anbieter versuchen einen Vertrag aufzudrängen.

Vollmacht muss schriftlich vorliegen

Dass der Wechsel nicht gewollt war, fällt wegen des überwiegend automatisierten Prozesses nicht auf. „Der Versorger überprüft die Kündigung in der Regel nicht und nimmt grundsätzlich an, dass sie ordnungsgemäß ausgesprochen wurde“, erklärt der Experte. „Es ist aber gesetzlich festgelegt, dass die Vollmacht schriftlich vorliegen muss, damit der Energieversorgungsvertrag durch einen neuen Anbieter gekündigt werden kann.“

Weiterversorgung und Nachweis über Vollmacht fordern

Verbraucherinnen und Verbraucher haben daher eine gute Grundlage, um sich zu wehren. Sie sollten den Versorger zur Weiterversorgung auffordern und gegebenenfalls den Nachweis über die Vollmacht verlangen. „Liegt sie nicht vor, hat die Kündigung ohne ausdrückliche Genehmigung der Betroffenen keinen Bestand. Der bisherige Vertrag muss dann weiterlaufen“, sagt Zietlow-Zahl.

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen hat online einen kostenfreien Musterbrief bereitgestellt. Bei Fragen hilft die kostenlose Beratung – vor Ort, telefonisch und per Video: verbraucherzentrale-niedersachsen.de/beratung  

Quelle: Verbraucherzentrale Niedersachsen

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Intelligente Optimierung: Energieeffizienz rauf, Kosten runter

Intelligente Optimierung: Energieeffizienz rauf, Kosten runter
Als zentrale Steuerbox erfasst das KUGU Hub Anlagendaten lokal und steuert Heizsysteme automatisiert über die Cloud. Quelle: KUGU

Von Christopher von Gumppenberg

Der Gebäudesektor ist für rund 30 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich und steht damit im Zentrum der Klimaschutzbemühungen. Eine nennenswerte Reduktion der Emissionen kann in den letzten Jahren allerdings nicht beobachtet werden. Die Reduzierung des Energieverbrauchs und die stärkere Nutzung erneuerbarer Energien ist daher essenziell.

Damit dieser Wandel günstig und damit sozialverträglich abläuft, sind digitale Technologien und smarte Lösungen, die die vorhandene Infrastruktur intelligent steuern, unverzichtbar.

Die Heiztechnologie befindet sich im Wandel

Weg von ineffizientem Dauerbetrieb, hin zu smarter, datengestützter Optimierung. Moderne digitale Lösungen setzen auf ein Zusammenspiel aus Sensorik, Algorithmen und Echtzeitanalysen. Während die oft angebotene einmalige manuelle Einstellung kurzfristig Effizienz bringen kann, liegt der wahre Schlüssel zur nachhaltigen Energieeinsparung in der kontinuierlichen, dynamischen Optimierung des Systems. Diese Systeme berücksichtigen das Nutzungsverhalten der Mieterinnen und Mieter, historische Verbrauchsmuster, standortgenaue Wetterdaten und die thermische Trägheit des Gebäudes.

Das bedeutet: Sie lernen dazu und passen sich immer besser an die tatsächlichen Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner an. Darüber hinaus lassen sich diese Systeme nahtlos mit erneuerbaren Energiequellen verknüpfen, sodass beispielsweise die Nutzung von Solar- oder Geothermie gezielt optimiert wird. So entsteht ein intelligentes Gesamtsystem, das Effizienz und Nachhaltigkeit gleichermaßen steigert.

KI-gestützte Optimierung der Heizungsanlage

Ein Unternehmen, das diesem Ansatz folgt und sogar noch einen Schritt weiter geht, ist die Berliner KUGU Home GmbH. Das neue Produkt „KUGU EOS“ (Energy Optimization System) kombiniert gebäudetechnisches Know-how mit KI-gestützter Optimierung. Es legt die Grundlage für die Dekarbonisierung von Gebäuden und die Digitalisierung und Automatisierung aller energetischen Prozesse rund um Immobilien – ohne das bauliche Eingriffe in die Gebäudesubstanz notwendig sind.

Nachdem die Parameter des Gebäudes erfasst wurden, erstellt KUGU einen digitalen Zwilling, also eine virtuelle Abbildung des Gebäudes, die in Echtzeit mit Sensordaten aktualisiert wird. Basierend auf dem individuellen digitalen Zwilling und tagesaktuellen Wetter- und Verbrauchsprognosen wird jedes Heizsystem präzise kalibriert und kontinuierlich optimiert: Unnötige Heizphasen werden vermieden und die Effizienz der gesamten Anlage steigt.

Das Portal zeigt den Effizienzvergleich von konventioneller und optimierter Steuerung mit Echtzeitdaten. Quelle: KUGU

Transparenz im Anlagenbetreib

Darüber hinaus aggregiert, analysiert und visualisiert KUGU, über das Visual Information System „KUGU VIS“, Daten aus dem gesamten Gebäudebestand in Echtzeit – dabei steht Transparenz an erster Stelle. Alle relevanten Betriebsdaten, von Zählerständen bis zu Temperatur- und Verbrauchswerten, werden in Echtzeit visualisiert.

Bewohnerinnen und Bewohner sowie Eigentümerinnen und Eigentümer können so auf einen Blick erkennen, wo Einsparpotenziale liegen und wie sich Veränderungen im Heizverhalten auswirken. Außerdem kann das System Fehler und Ineffizienzen frühzeitig, automatisch und ohne Vor-Ort-Begehung erkennen, wodurch eine fundierte Anlagenbewertung und eine schnelle Reaktion auf Veränderungen möglich ist.

Garantiert maximale Effizienz

Im Schnitt können über 20 Prozent Energie, Energiekosten und CO2-Emissionen eingespart werden, bei gleichbleibend hohem Komfort für Mieterinnen und Mieter. Die laufenden Kosten können umgelegt werden – doch statt Nachhaltigkeit gegen Mehrkosten auszuspielen, generieren die Lösungen echte finanzielle Einsparungen über die Neukosten hinaus.

Das schafft einen ökologischen und sozialverträglichen Ansatz zur Dekarbonisierung von Gebäuden und damit zur Nachhaltigkeit. Davon ist KUGU so überzeugt, dass sie Kundinnen und Kunden eine Einspargarantie von mindestens 12 Prozent zusichern.

Gewobag nach Pilotphase überzeugt

Die Berliner Gewobag Wohnungsbau-Aktiengesellschaft hat die Lösung in der vergangenen Heizperiode ausgiebig getestet. Im Rahmen einer Pilotphase konnten zehn Gebäude der Gewobag durch den Einsatz der KUGU-Lösung spürbar Energie und Emissionen einsparen: „Wir konnten KUGUs Einspargarantie von 12 Prozent in allen Objekten erreichen und teilweise auch deutlich übertreffen“, erklärt Dominik Unger, Prokurist und Leiter Technischer Service der Gewobag ED.

In den zehn mit KUGU ausgestatteten Objekten wurden zwischen Oktober 2024 und März 2025 rund 260.000 kWh Energie, über 50 Tonnen CO₂ sowie mehr als 18.000 Euro an Energiekosten eingespart. Der Erfolg überzeugt: Eine Ausweitung des Projekts auf 250 Anlagen ist geplant. 

Christopher von Gumppenberg ist CEO und Mitgründer der KUGU Home GmbH

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BBSR legt aktuelle Analyse vor – Kommunale Wärmeplanung kommt voran

BBSR legt Analyse vor - Kommunale Wärmeplanung kommt voran
BBSR legt aktuelle Analyse vor. Titelfoto: imageBROKER/A. Scholz via Getty Images

Immer mehr Gemeinden in Deutschland arbeiten an einem Wärmeplan. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Demnach haben bis Anfang Mai 2025 bereits 5.085 Gemeinden – rund 47 Prozent aller Gemeinden bundesweit – mit der Erstellung begonnen. Weitere 488 Gemeinden (4,5 Prozent) haben ihren Wärmeplan bereits abgeschlossen.

Rund 66 Prozent der Bevölkerung (55,8 Millionen Menschen) leben in Gemeinden mit begonnener Wärmeplanung, weitere 16 Prozent (13 Millionen Menschen) in Gemeinden mit bereits fertigen Plänen. Lediglich 18 Prozent der Bevölkerung (15,6 Millionen Menschen) wohnen in Gemeinden ohne dokumentierten Planungsstart.

Besonders weit ist der Fortschritt in Baden-Württemberg: Hier liegt in knapp einem Viertel der Gemeinden bereits ein fertiger Wärmeplan vor. In Schleswig-Holstein sind es zwar nur 3,2 Prozent, diese decken jedoch fast 45 Prozent der Landesbevölkerung ab. Auch in Nordrhein-Westfalen, wo viele große Kommunen mit Frist bis 2026 verpflichtet sind, sind mehr als 80 Prozent der Gemeinden bereits aktiv.

Bevölkerungsdaten: Die Auswertungen basieren auf dem Gemeindeverzeichnis der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder mit Stand 31.12.2023. Die Ergebnisse des Zensus 2022 (veröffentlicht am 25.06.2024) zeigen jedoch, dass die tatsächliche Bevölkerungszahl Deutschlands um 1,4 Mio. Personen niedriger ist. Eine detaillierte Aufbereitung dieser neuen Daten auf Gemeindeebene steht derzeit noch aus. Daher basieren die hier verwendeten Auswertungen auf den vorliegenden Zahlen der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung (siehe auch: BBSR (Hrsg.): Raumordnungsprognose 2045: Bevölkerungsprognose. BBSR-Analysen KOMPAKT 04/2024, Bonn). Quelle: Gemeindeverzeichnis Stand 31.12.2023 (ohne gemeindefreie, unbewohnte Gebiete), Datenstand Recherche 13. Mai 2025, Abweichungen in den Summen sind rundungsbedingt.

Das Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze (Wärmeplanungsgesetz – WPG) schafft seit dem 1. Januar 2024 erstmals einen bundesweit einheitlichen Rechtsrahmen. Es verpflichtet die Länder, Wärmepläne für ihr Gebiet sicherzustellen. Die Fristen sind gestaffelt: Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern müssen bis zum 30. Juni 2026 liefern, alle übrigen bis zum 30. Juni 2028.

Viele Gemeinden haben dennoch schon vor Ablauf ihrer Fristen mit der Arbeit begonnen. Über die Hälfte der derzeit aktiven Gemeinden hat weniger als 100.000 Einwohner. „Das zeigt, dass zahlreiche Kommunen frühzeitig Verantwortung übernehmen und den Weg für die Wärmewende bereiten“, heißt es in der Analyse des BBSR.

BBSR-Expertin Andrea Arnold-Drmic betont: „In den kommenden Jahren wird es nicht nur auf die flächendeckende Erstellung von Wärmeplänen, sondern insbesondere auf ihre Qualität und Nutzbarkeit ankommen. Entscheidend ist, dass die Pläne eine tragfähige Grundlage für konkrete Maßnahmen bilden und wirksam zur Umsetzung der Wärmewende beitragen.“

Hintergrund: Wozu dienen kommunale Wärmepläne?

Kommunale Wärmepläne bilden die Grundlage für die strategische Ausrichtung der lokalen Wärmeversorgung. Sie zeigen auf, wie der Wärmebedarf einer Kommune künftig klimaneutral gedeckt werden kann, welche Infrastrukturen dafür angepasst oder neu aufgebaut werden müssen und wo sich erneuerbare Energien, Abwärmequellen und effiziente Technologien am besten nutzen lassen. Die Pläne erfassen dabei das gesamte Gemeindegebiet. Ziel ist es, langfristig tragfähige und verlässliche Entscheidungsgrundlagen für Kommunen, Energieversorger, Wirtschaft und private Haushalte zu schaffen.

Christian Schlag, Quelle: BBSR

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Hoyerswerda – Energiestruktur im Wandel

Hoyerswerda hat heute die Chance, mit klimafreundlichen, wirtschaftlichen und sozialverträglichen Konzepten zu einem europaweiten Vorbild für eine nachhaltige Energieversorgung für andere vom Strukturwandel betroffene Kommunen zu werden. Foto: © Gernot Menzel

Vielerorts in Deutschland und Europa stellen verschiedenste Strukturwandel ganze Regionen vor große Herausforderungen. Dort, wo bestimmte wirtschaftliche Schwerpunkte seit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten das öffentliche Leben prägen und sich damit eine gewisse Abhängigkeit entwickelt hat, können sich politische Entscheidungen, technologische Entwicklungen, demografische Veränderungen oder internationale Konflikte aller Art besonders stark auf die Bevölkerung auswirken.

Beteiligte Akteure und Gesetzgeber sind gleichermaßen in der Pflicht, neue Ideen zu entwickeln, um traditionelle Strukturen zu modernisieren und langfristig Perspektiven zu schaffen.

Eine Geschichte des Wandels

Die sorbisch-deutsche Stadt Hoyerswerda oder Město Wojerecy in der sächsischen Oberlausitz hat schon einige Strukturwandel erlebt. Mit der Entdeckung großer Braunkohlevorkommen im 19. Jahrhundert und dem beginnenden industriellen Bergbau stieg die Bevölkerungszahl schnell an. Neben der Etablierung des primären Sektors, in diesem Fall der Urproduktion der Kohle, entwickelte sich durch die regionale Verarbeitung und Verstromung auch der sekundäre Sektor in der Lausitz.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt zu weiten Teilen zerstört. Doch kurz darauf begann für Hoyerswerda ein ganz neues Kapitel. 1955 beschloss der Ministerrat der DDR den Aufbau des Gaskombinats Schwarze Pumpe, einem riesigen Braunkohleveredelungswerk, das zum Hauptgaslieferanten für Ostdeutschland wurde. Nach Eisenhüttenstadt mit seinem gleichnamigen Metallurgiekombinat wurde Hoyerswerda als zweite sozialistische Wohnstadt ausgewählt und mit dem Bau der Neustadt begonnen – neuer Wohnraum für zehntausende Arbeiter*innen und deren Familien. Innerhalb von nur 25 Jahren wuchs die Bevölkerungszahl von unter 10.000 auf über 70.000 an.

Der Übergang von der sozialistischen Staats- oder Planwirtschaft zur kapitalistischen Marktwirtschaft mit der Wende bedeutete den größten Umbruch in der Geschichte Hoyerswerdas. Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, wegbrechende Absatzmärkte und hohe Produktionskosten, aber auch die Einführung der D-Mark, die Rolle der Treuhandanstalt, die massive Abwanderung junger Menschen und schließlich die Deindustrialisierung sowie Rückbaumaßnahmen von Wohngebäuden führten dazu, dass die heutige große Kreisstadt nur noch etwa 30.000 Einwohner*innen zählt.

Der auf das Gaskombinat folgende Industriepark Schwarze Pumpe mit gleichnamigem Braunkohle-Großkraftwerk der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) auf Spremberger Gemarkung versorgt seit 1997 auch Hoyerswerda mit Fernwärme – einem Nebenprodukt, nämlich Abwärme in Form von ausgekoppeltem Dampf, der Kohleverstromung. Im Rahmen des Kohleausstiegsgesetzes wird das Kraftwerk spätestens Ende 2038 stillgelegt.

In Zukunft will der Energiekonzern auf seinen Bergbaufolgeflächen und anderen geeigneten Arealen in der Lausitz gigantische Windenergie- und Photovoltaikanlagen errichten. Das Projekt LEAG GigawattFactory strebt sieben Gigawatt (GW) installierte Leistung bis 2030 an, bis 2040 sollen es 14 GW sein. Die Erzeugung von grünem Wasserstoff, der perspektivisch auch flexible Reservekraftwerke betreiben soll, ist ebenfalls Teil des Gesamtkonzepts, mit dem die LEAG eine importunabhängige Versorgungssicherheit mit klimafreundlicher und bezahlbarer Energie für die Lausitz sichern will.

Neben der Privatwirtschaft ist spätestens seit dem Kohleausstiegsgesetz 2020 vor allem die öffentliche Hand in der Pflicht, den Transformationsprozess, den die lokale Energiewende erfordert, einzuleiten und umzusetzen. Hierfür sind allerdings erst einmal umfangreiche Analysen nötig, die die Stadtverwaltung zusammen mit lokalen Partnern seit vielen Jahren durchführt. Als Projektkommune der Initiative „Global Nachhaltige Kommune Sachsen“ der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) erstellte die Stadtverwaltung Hoyerswerda 2024 eine Bestandsaufnahme zur „Umsetzung der Agenda 2030 zur nachhaltigen Entwicklung in der Stadt Hoyerswerda“.

In dem Anfang Mai 2025 veröffentlichten Bericht fasst die Stadt ihre bisherigen Angebote, Initiativen und Projekte zusammen, die auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Social Development Goals, SDGs) einzahlen, welche wiederum den Kern der UN-Agenda 2030 bilden. Dazu kommen weitere Konzepte zur Hebung lokaler Potenziale, um schließlich die sich bietenden Chancen des aktuellen Strukturwandels zu nutzen und die Stadt als Teil der Region Lausitz zukunftsfähig aufzustellen.

Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh betont: „Wir wollen die SDGs in unserer Arbeit als Stadtverwaltung strategisch-konzeptionell verankern und mit konkreten Aktivitäten hinterlegen. Auf lange Sicht dient dieser Ansatz dazu, das Potenzial des Stadtgebietes zu erhalten, uns als attraktive Lebensstadt im Strukturwandel weiterzuentwickeln und zugleich Verantwortung für die globale Entwicklung zu zeigen.“

SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie für die Region

„Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern“ lautet das siebte Ziel für Nachhaltige Entwicklung. Zu den Aufgaben in Hoyerswerda zählen dabei einerseits die Energieversorgung inklusive Abwärmenutzung und Unterstützung gemeinschaftlicher Energiegesellschaften und andererseits die Sanierung kommunaler Liegenschaften, das Energiemanagement und die Stadtbeleuchtung. Die lokalen Gegebenheiten stellen außerdem eine unmittelbare Verbindung zu den SDGs 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur) und 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) dar.

Die größte Aufgabe für die regionalen Akteure besteht in der Transformation der Wärmeversorgung. Der Vertrag mit der LEAG über die Fernwärmebelieferung von heute etwa zwei Drittel der Hoyerswerdaer*innen sowie vieler öffentlicher Gebäude läuft Ende 2027 aus. Das betrifft allerdings nicht nur die Stadt Hoyerswerda, sondern auch die Nachbarkommunen Spremberg und Weißwasser. Vor diesem Hintergrund unterzeichneten die Versorgungsbetriebe Hoyerswerda (VBH), die Städtischen Werke Spremberg (SWS) und die Stadtwerke Weißwasser (SWW) 2020 einen über drei Jahre laufenden und bundeslandübergreifenden Konsortialvertrag, um die Zusammenarbeit als Fernwärmeversorger der drei Städte beziehungsweise der Region zu koordinieren.

Mit einer Förderung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen des STARK-Programms (Stärkung der Transformationsdynamik und Aufbruch in den Revieren und an den Kohlekraftwerkstandorten) gab das Konsortium bei der Cottbuser Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geotechnologien IEG eine Studie in Auftrag, wie die Wärmeversorgung für die etwa 85.000 Menschen in der Region auf ein effizientes, klimafreundliches und günstiges System umgestellt werden kann.

Diese „Wissenschaftliche Transformationsstudie zur Dekarbonisierung der Wärmebereitstellung in der Region Hoyerswerda, Weißwasser und Spremberg bis 2050“ wurde im September 2023 vom Fraunhofer IEG gemeinsam mit den Partnern Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, der Tilia GmbH und der IREES GmbH veröffentlicht. Die Ergebnisse der Studie sind nicht nur für die Lausitz, sondern auch für andere vom Strukturwandel betroffene Regionen relevant und können ebenso wie das Kooperationsmodell von VBH, SWS und SWW auch für diese als Blaupause dienen.

„Die Studie zeigt eindrucksvoll, wie strukturierter Wandel gelingen kann, wenn Städte gemeinsam Verantwortung übernehmen. Die enge Zusammenarbeit von Hoyerswerda, Spremberg und Weißwasser ist ein starkes Signal dafür, dass wir in der Lausitz nicht nur Probleme bewältigen, sondern aktiv Zukunft gestalten – klimafreundlich, bezahlbar und mit wissenschaftlicher Expertise“, so Ruban-Zeh.

Die Ergebnisse der Studie betonen die strategische Bedeutung der vorhandenen und gut ausgebauten Fernwärmenetze in den drei Städten, die weiter verdichtet und erweitert werden sollen und können, um mittelfristig bis zu 70 Prozent der Haushalte anzuschließen. Sie identifiziert verschiedene erneuerbare Energiequellen, die synergetisch genutzt werden sollen, und mögliche Standorte. So gibt es in Spremberg und Hoyerswerda nutzbare Flächen für Solarthermieanlagen in der Nähe des Fernwärmenetzes und für den Einsatz von Gewässerthermie mittels Großwärmepumpen sind Seen wie der Scheibe-See und der Bärwalder See geeignet.

Abwärme aus Industrie und Kläranlagen sowie Biomasse aus Rest- und Altholz werden als begrenzt verfügbar, aber potenziell nutzbar eingeschätzt. Perspektivisch könnten gasbasierte Spitzenlastkessel mit grünem Wasserstoff oder Biogas betrieben werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Kurzfristig wird Erdgas als Übergangslösung genutzt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine klimaneutrale Fernwärmeversorgung auch in Zukunft wettbewerbsfähig und bezahlbar sein kann, sofern alle notwendigen technischen, personellen und finanziellen Ressourcen bereitgestellt werden.

Schritte zu einer klimafreundlichen Wärmeversorgung

Um wiederum dafür die Grundlage zu schaffen, unterzeichneten die drei Konsortialpartner im April 2024 einen neuen Vertrag. Gemeinsam beantragten sie erfolgreich weitere STARK-Fördermittel, um im nächsten Schritt die Erkenntnisse der Studie in die Umsetzung zu bringen. Hier ist auch Eile geboten, denn laut Wärmeplanungsgesetz (WPG) müssen Fernwärmenetze bis 2030 zu mindestens 30 Prozent aus Erneuerbaren Energien oder unvermeidbarer Abwärme gespeist werden. Diese Quote erhöht sich weiter auf mindestens 60 Prozent ab 2035 und 80 Prozent ab 2040. Schließlich muss die gesamte Wärmeversorgung ab dem Jahr 2045 vollständig klimaneutral sein.

In regelmäßigen öffentlichen Informationsveranstaltungen berichten die Stadt Hoyerswerda und die VBH über den jeweils aktuellen Planungsstand und realistische Zukunftsaussichten. Im April 2025 verkündete die VBH, als unverzichtbare Brückenlösung, da ohne langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren möglich, das bestehende Gas-Spitzenheizwerk im Industriegelände Hoyerswerda erheblich auszubauen und zu modernisieren – von derzeit 19 Megawatt (MW) installierter Wärmeleistung auf 45 MW.

Dieses Heizwerk wird ab 2028 die primäre Quelle der Fernwärme für Hoyerswerda sein und auch danach als H₂-ready-Kraftwerk die Wärmeversorgung stützen. In einer zweiten Ausbaustufe ist der Bau von Wärmepumpen mit Wärmespeicher geplant, um zusätzliche thermische Leistung zur Verfügung stellen zu können. Für das gesetzliche Ziel ist das allerdings nicht ausreichend. Daher benennt die VBH die auch in der Studie erwähnten Technologien Solarthermie, Seethermie, Power-to-Heat und Speicher als Lösungen für den künftigen Wärmemix der Stadt. Insgesamt soll der klimafreundliche Umbau des Wärmeversorgungssystems der Region etwa 70 Millionen Euro kosten.

Wärmenetzausbau und dezentrale Energieerzeugung

Ganz konkret möchten die Stadtverwaltung und die VBH vier weitere Fernwärmegebiete erschließen. Im ersten Teilgebiet in Kühnicht sind Interessensbekundung, Planung und Bau schon fortgeschritten. Im Norden der Stadt sollen im Energiepark „Spremberger Chaussee“ Solarthermiefelder, Speichertürme und gegebenenfalls ein Erdbeckenspeicher sowie das Repowering eines Solarparks auf dem Gelände der alten Kläranlage zur klimaneutralen Energieversorgung beitragen. Im Süden, im Energiepark „Altstadt“, ist eine Agri-PV-Anlage geplant.

Der so erzeugte Strom soll mittels Power-to-Heat in Wärme umgewandelt und in einem Speicher gehalten werden können. Auch hier soll Solarthermie eine Rolle spielen und durch eine Wärmepumpe ergänzt werden. Die weiteren Pläne werden im Laufe des Jahres 2025 im Rahmen der gemeinsamen Kommunalen Wärmeplanung von Hoyerswerda, Spremberg und Weißwasser vorgelegt. Laut aktueller Planung würden das Gas-Spitzenheizwerk mit Wärmepumpe und die zwei Energieparks zusammen 113 Gigawattstunden Wärme erzeugen, davon etwa die Hälfte erneuerbar noch vor 2030. Nach 2030 könnten weitere Energiequellen wie Abwärme der Thermischen Abfallbehandlung (T. A.) Lauta und eine Wärmepumpe am bereits erwähnten Scheibe-See ganzjährig Wärme zur Verfügung stellen, falls sich diese Vorhaben inklusive Leitungsbau als wirtschaftlich herausstellen.

Wie Erzeugungsanlagen im Stadtgebiet funktionieren können, wird zudem in einem integrierten energetischen Quartierskonzept für den Lausitzer Platz in der Neustadt analysiert, wo sich große Energieverbraucher wie Klinikum, Schwimmbad, Stadthalle und Einkaufszentrum befinden. Dabei arbeiten die Stadt und die VBH eng mit Eigentümer*innen, lokalen Akteuren und Bürger*innen zusammen. Die beauftragte Tilia GmbH führte von 2021 bis 2022 nach einer Bestandsanalyse der Quartiersstruktur und der energetischen Ausgangssituation eine Potenzialanalyse für Energieerzeugung, -nutzung und Mobilität durch.

Diese resultieren in einem priorisierten Maßnahmenkatalog, einer Empfehlung für Stadt und Energieversorger. Die Ergebnisse, die von einem PV-Programm über die Umrüstung der Straßenbeleuchtung und die Fahrradinfrastruktur bis hin zur Gebäudesanierung und -begrünung reichen, können auch auf weitere Stadtquartiere übertragen werden. Seit 2022 arbeiten die beteiligten Akteure an der Umsetzung einzelner Maßnahmen.

Ein weiteres Beispiel für die Umgestaltung von Quartieren ist der Wohnkomplex 1, kurz WK1. Bürger*inneninitiativen stellten sich erfolgreich gegen den Abriss der denkmalgeschützten Wohnblöcke, um anschließend in einem Solar-Pilotprojekt die Nutzung Erneuerbarer Energien im Quartier zu erproben. Zukunftsfähige Energielösungen könnten nun auch an anderer Stelle dem Erhalt von Baudenkmälern dienen.

Stand der Erneuerbaren in Hoyerswerda

Schon heute nutzen die VBH Klärgas aus der Abwasserreinigung zur Stromerzeugung in zwei eigenen Blockheizkraftwerken (BHKW) mit je 150 Kilowatt (kW) elektrischer und 185 kW thermischer Leistung. Die dabei entstehende Wärme kann zudem in das Wärmenetz eingespeist werden. Auch am Lausitzbad ist ein BHWK mit einer thermischen Leistung von 500 kW in Betrieb.

Der Stromverbrauch im Stadtgebiet wird zu fast 35 Prozent durch lokal installierte PV-Anlagen auf freien Flächen, kommunalen Gebäuden und Garagenkomplexen sowie durch BHKW gedeckt. Auch das größte Mieter*innenstromprojekt Sachsens wurde hier 2024 realisiert. Im Rahmen des gemeinsamen Vorhabens installierten die Wohnungsgenossenschaft Lebensräume Hoyerswerda eG und der Solarstromanbieters Einhundert Energie 76 PV-Module mit einer Leistung von insgesamt 300 Kilowatt-Peak auf Dächern mehrerer Mietshäuser. Diese versorgen rund 200 Wohnungen mit Solarstrom und sparen jährlich etwa 40 Tonnen CO₂ ein.

Die Lebensräume Hoyerswerda tat sich außerdem mit der anderen großen Vermieterin Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda sowie mit der AWO, der Interessengemeinschaft Energieversorgung Schwarzkollm und der VBH beziehungsweise ihrer Tochter Lausitzwerk zu einem Bündnis zusammen, das Bürger*innenbeteiligungsmodelle gründen und fördern möchte. Bei der Windenergie geht Hoyerswerda bisher kleinere Schritte: Im Stadtzentrum drehen sich auf dem Dach der Städtischen Wirtschaftsbetriebe (SWH), des Mutterkonzerns der VBH, drei kleine Windräder.

Im Bereich Mobilität gehen die Stadtverwaltung und ihre Eigenbetriebe mit gutem Beispiel voran und rüsten die Fuhrparks zunehmend auf Elektrofahrzeuge um. Dazu gehört auch der Aufbau von Ladeinfrastruktur auf Betriebshöfen. Im ganzen Stadtgebiet sind 45 Ladepunkte an 18 Standorten öffentlich zugänglich.

Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Immer wieder darf die Stadt Hoyerswerda internationale Delegationen begrüßen, die sich vor Ort über die Strukturwandel- und Energiewende-Maßnahmen informieren. Ein intensiverer Austausch über technologische Innovationen und den Umgang mit sozialen Herausforderungen findet aktuell im Rahmen des vom Auswärtigen Amt geförderten Projekts „Energiewende-Partnerstadt 3.0“ statt, das von der Agentur für Erneuerbare Energien begleitet wird.

Hierfür schlossen Hoyerswerda und die westukrainische Stadt Novovolynsk eine Energiewende-Partnerschaft. Nach einem ersten Treffen aller Projektpartner*innen im November 2024 in Berlin steht der Besuch in der Lausitz im September 2025 an, dem sich auch die Partnerstädte Düsseldorf und Czernowitz (ebenfalls Ukraine) anschließen.

Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh erklärt: „Die Stadt Hoyerswerda begrüßt die Teilnahme am Projekt. Der Austausch mit anderen Kommunen unterstützt nicht nur die Ziele der Transformation, sondern stärkt auch den gesellschaftlichen Diskurs. Durch die unterschiedlichen Perspektiven können wir gemeinsam Lösungen für ähnliche Herausforderungen entwickeln, voneinander lernen und möglicherweise langfristige Kooperationen aufbauen.“ Außerdem zahlt auch die Partnerschaft mit Novovolynsk auf ein SDG ein, das auch das Motto der Lausitz sein könnte: 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.

Bei allen geplanten Maßnahmen, vor allem die den Strukturwandel betreffenden, ist es von enormer Bedeutung, die Einwohner*innen einzubeziehen und dabei besonders auf die Stimmen junger Menschen zu hören, die in der Stadt und der Umgebung eine ökologisch nachhaltige Zukunft aufbauen können. Schon heute ist das Thema Energie an vielen Schulen und Sportvereinen Gegenstand von Projekten und Jugendliche werden vermehrt in die Erarbeitung von Strukturwandel-Konzepten einbezogen. Die regionale Energiewende mit den sich daraus ergebenden Vorteilen niedriger, stabiler Energiepreise, der Schaffung neuer Arbeitsplätze inklusive Berufsorientierung und lokaler Wertschöpfung sowie transparenter Mitgestaltungsmöglichkeiten kann dazu beitragen, den Zukunftsstandort Lausitz zu stärken. Hoyerswerda hat heute die Chance, mit klimafreundlichen, wirtschaftlichen und sozialverträglichen Konzepten zu einem europaweiten Vorbild für eine nachhaltige Energieversorgung für andere vom Strukturwandel betroffene Kommunen zu werden.

Simon Stark // Agentur für Erneuerbare Energien e. V.

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Andrea Gebhard als Präsidentin der Bundesarchitektenkammer bestätigt

Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer
Planungssicherheit durch klare Regeln schaffen, den Mittelstand als Rückgrat unserer Baukultur stärken und die Transformation nach innen wie nach außen konsequent vorantreiben. Aufgaben, die sich Andrea Gebhard mit den Mitgliedern des neu gewählten Präsidiums vorgenommen hat. Das Team im Gruppenfoto: Wiebke Ahues, Andrea Gebhard, Stefan Weber, Evelin Lux (von links nach rechts) Foto: Anja Grabert

Die 99. Bundeskammerversammlung (BKV) hat am 19.9.2025 das Präsidium der Bundesarchitektenkammer gewählt. Die Münchner Stadtplanerin und Landschaftsarchitektin Andrea Gebhard wurde mit überwältigender Mehrheit als Präsidentin bestätigt. Im Amt des Vizepräsidenten bleibt Ministerialrätin Evelin Lux, verbeamtete Architektin aus München.

Neu gewählt wurden die freischaffende Architektin BDA Wiebke Ahues aus Berlin und der freischaffende Architekt Stefan Weber aus Stuttgart

Unsere Aufgaben Kontinuität, Erfahrung und zugleich den Mut zur Veränderung

„How will we live together? – Wie wollen wir künftig zusammenleben? Diese Frage ist heute angesichts von Klimakrise, politischer Unsicherheit, Wohnungsnot und gesellschaftlicher Transformation drängender denn je“, sagte Andrea Gebhard nach Ihrer Wahl.

„Wir haben in den vergangenen Jahren viel bewegt – vom Gebäudetyp-E und Nachhaltigkeitsregister über die Förderung von Baukultur bis hin zu mehr Aufklärung in Politik und Gesellschaft. Aber vieles ist noch unvollendet. Genau deshalb trete ich erneut an: weil unsere Aufgaben Kontinuität, Erfahrung und zugleich den Mut zur Veränderung verlangen. Mein Ziel ist es, Planungssicherheit durch klare Regeln zu schaffen, den Mittelstand als Rückgrat unserer Baukultur zu stärken und die Transformation nach innen wie nach außen konsequent voranzutreiben.“

Andrea Gebhard engagiert sich seit vielen Jahren berufspolitisch. Sie ist seit 2021 Präsidentin der Bundesarchitektenkammer und seit 2022 Stiftungsratsvorsitzende der Bundesstiftung Baukultur. 2007 bis 2013 war sie Präsidentin des Bund Deutscher Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten BDLA. Sie Inhaberin des Münchner Büros mahl gebhard konzepte.

Der bisherige Vizepräsident Martin Müller aus Gelsenkirchen kandidierte nach drei Amtsperioden (2012 – 2025) nicht mehr. Die BKV bedankte sich bei ihm für sein herausragendes ehrenamtliches Engagement in den Bereichen Digitalisierung und Kreativwirtschaft.

Stehende Ovationen wurden Prof. Ralf Niebergall aus Magdeburg zuteil, der sich nach drei Amtszeiten (2013 – 2025) als Vizepräsident verabschiedete. Die BKV dankte ihm vor allem für seinen unermüdlichen Einsatz für die beruflichen Rahmenbedingungen der planenden Berufe im europäischen und internationalen Kontext.

Cathrin Urbanek

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