Andreas Miltz: Serielle Sanierung und KI. Effizienz und Nachhaltigkeit im Wohnungsbau

Auf dem 14. Mainzer Immobilientag stellte Andreas Miltz, Geschäftsführer von Renowate, ein Joint Venture der LEG Immobiliengruppe und Rhomberg Bau, eine Lösung zur seriellen Sanierung von Wohngebäuden vor. Ziel sei es, durch innovative Technologien und Künstliche Intelligenz (KI) den Energieverbrauch von Bestandsgebäuden zu minimieren und die Klimaziele der Wohnungswirtschaft zu erreichen.

Serielle Sanierung: Der neue Standard im Bestand

Renowate setzt auf serielle Sanierungslösungen, um Mehrfamilienhäuser von schlechten Energieeffizienzklassen auf A+ oder sogar Net Zero zu transformieren. Dazu werden vorgefertigte Fassadenelemente, neue Dachsysteme und moderne TGA-Komponenten verwendet. Diese Elemente werden industriell produziert und just-in-time auf der Baustelle installiert.

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Andreas Miltz betonte, dass die Bau- und Wohnungswirtschaft grundsätzlich ähnlich wie die Automobilindustrie standardisierte Prozesse und Vorfertigung etablieren muss: „Wir können nicht mehr jedes Gebäude einzeln manuell planen und sanieren. Das würde weder den Klimazielen gerecht noch wäre es wirtschaftlich machbar.“

Ein Pilotprojekt aus dem Jahr 2022 veranschaulichte die Effizienz der Methode: Ein 50-Wohneinheiten umfassendes Gebäude mit 2.500 Quadratmetern Fassadenfläche wurde innerhalb von sechs Monaten saniert. Dabei wurde die Belastung der Mieter auf nur drei Monate reduziert, was das Konzept nicht nur effizient, sondern auch sozialverträglich macht.
KI im Einsatz: Von der Planung bis zur Umsetzung

Die digitale Transformation spielt in Renowates Ansatz eine entscheidende Rolle. KI und Automatisierung kommen in verschiedenen Prozessstufen zum Einsatz:

  1. Fassadenkonfigurator: Basierend auf 3D-Scans der Gebäude erstellt ein KI-gestützter Algorithmus Vorschläge für die Fassadengestaltung. Der Architekt muss nur noch Details wie Dach- oder Sockelanschlüsse überarbeiten. Das spart Zeit und ermöglicht es, mehr Projekte parallel zu planen.
  2. Optimierung der energetischen Maßnahmen: KI hilft dabei, die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Verbesserung der Energieeffizienz – etwa durch mehr Dämmung oder effizientere Heizsysteme – zu bewerten. Ziel ist es, den Standard A+ oder höher mit minimalen Kosten zu erreichen.
  3. Automatisierte Mieterkommunikation: Um Verzögerungen durch nicht erreichte Mieter zu vermeiden, hat Renowate ein Mieterportal entwickelt. Dieses ermöglicht Terminvereinbarungen per App, Voicebot oder Browser und koordiniert automatisch die Zeitpläne von Mietern, Bauleitern und Handwerkern. Andreas Miltz erklärte: „Der Bauleiter behält durch das System stets den Überblick und wird informiert, wenn es zu Abweichungen kommt.“

Ein Portal für alle Stakeholder

Renowate arbeitet daran, ein zentrales digitales Portal zu entwickeln, das alle Beteiligten – vom Mieter über Nachunternehmer bis hin zum Bestandshalter – einbindet. Dieses Portal soll Transparenz schaffen, den Baufortschritt dokumentieren und alle relevanten Informationen in Echtzeit bereitstellen.

„Wir wollen eine Plattform schaffen, auf der alle Stakeholder Zugriff auf die für sie relevanten Daten haben. Das macht die Kommunikation effizienter und reduziert Fehler“, so Miltz.

Potenziale und Herausforderungen

Die Nachfrage nach seriellen Sanierungslösungen ist enorm. Allein in Deutschland müssen in den kommenden Jahren Millionen von Wohnungen energetisch saniert werden, um die Klimaziele zu erreichen.

Andreas Miltz wies darauf hin, dass dies ohne den Einsatz moderner Technologien nicht umsetzbar sei: „Wir haben weder die Zeit noch die personellen Ressourcen, um den Bestand ohne Digitalisierung und KI zu dekarbonisieren.“

Gleichzeitig betonte er die Herausforderungen. So müssen Prozesse weiter optimiert und gesetzliche Rahmenbedingungen angepasst werden, um den Einsatz von KI und Automatisierung zu erleichtern.

Eine Blaupause für die Zukunft

Andreas Miltz zeigte in seinem Vortrag, wie serielle Sanierung und KI die Transformation der Wohnungswirtschaft vorantreiben können. Durch die Verbindung von Effizienz, Nachhaltigkeit und technologischem Fortschritt wird ein Modell geschaffen, das sich skalieren und auf viele Bestandsgebäude anwenden lässt.

„Unser Ziel ist es, eine nachhaltige und wirtschaftliche Sanierung für die gesamte Wohnungswirtschaft zu ermöglichen. Nur so können wir den Klimawandel wirksam bekämpfen und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum erhalten“, resümierte Miltz.

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