Um Regionen mit besonderen Mehrkosten durch den Ausbau erneuerbarer Energien zu entlasten, hat die Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr eine neue Verteilung von Netzentgelten festgelegt. Diese Wälzung gilt seit dem 1. Januar 2025. Da Versorger die Kosten in ihre Tarife einpreisen, können sich die Stromkosten für Verbraucherinnen und Verbraucher ändern. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen klärt auf, was in diesem Fall zu tun ist.
Bereits im August 2024 hat die Bundesnetzagentur die Wälzung der Mehrkosten aus dem Umbau des Stromnetzes ab 2025 beschlossen. Seit Jahreswechsel kündigen viele Energieversorger nun an, ihre Strompreise für 2025 entsprechend anzupassen. „Wie genau die Netzentgelte in die Stromtarife der Verbraucherinnen und Verbraucher einfließen, entscheidet schlussendlich jeder Energieversorger selbst. Sie preisen die Netzentgelte ein“, erklärt René Zietlow-Zahl, Energierechtsexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
„Eine Preisanpassung ist in beide Richtungen möglich – nach oben als auch nach unten.“ Der Experte rät daher, aktuell auf eine Benachrichtigung des Stromversorgers zu achten. Wird eine Preisanpassung angekündigt, sei es wichtig, die Zählerstände zum Stichtag abzulesen und zu übermitteln, damit der Verbrauch korrekt berechnet werden kann und nicht geschätzt werden muss.
Stromtarif steigt? Wechseloptionen genau prüfen
Werden die Preise aufgrund der Netzentgelte für einen laufenden Vertrag geändert, gilt ein Sonderkündigungsrecht. Verbraucherinnen und Verbraucher können ihren Laufzeitvertrag zu dem Zeitpunkt beenden, ab dem die Preiserhöhung in Kraft tritt. Wichtig ist, sich auf die Preisanpassung zu beziehen und eine Sonderkündigung auszusprechen. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen hält dafür einen Musterbrief auf der Website vor. Ein Vertrag in der Grundversorgung lässt sich grundsätzlich innerhalb von 14 Tagen beenden.
„Ob eine Kündigung sinnvoll ist, sollte vorab immer genau geprüft werden“, sagt Zietlow-Zahl und führt an: „Derzeit sind zum Teil Angebote teurer als das bestehende Vertragsverhältnis – trotz Preiserhöhung. Mitunter kann es sogar günstiger sein, in der Grundversorgung zu bleiben. Es sollte jedoch recherchiert werden, ob die Grundversorger ebenfalls bereits angekündigt haben, ihre Preise zu erhöhen.“
Wer prüfen möchte, ob sich ein Wechsel preislich lohnt, sollte die Suchparameter der Online-Vergleichsportale individuell einstellen. Zum Beispiel werden Kategorien wie „Einmaligen Bonus in die Kosten einrechnen“ besser deaktiviert. Nur so lässt sich herausfinden, wie hoch die tatsächlichen Abschläge sind. Darüber hinaus kann auch ein Blick auf Kundenbewertungen aufschlussreich sein – auch außerhalb der Vergleichsportale. Hier schneiden einige Discount-Anbieter verhältnismäßig schlecht ab.
Quelle: Verbraucherzentrale Niedersachsen
Weitere Tipps von der Verbraucherzentrale zur Nutzung von Vergleichsportalen für Strom und Gas HIER.
Unser gesamtes Geschäftsmodell ist auf den Bedarf und den Erfolg unserer Kundinnen und Kunden ausgerichtet, erklärt Aareon-Chef Harry Thomsen. Foto: Aareon
Im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, bezahlbarem Wohnraum und Fachkräftemangel spielt der stetige digitale Transformationsprozess und die Nutzung neuer Technologien für die Branche eine entscheidende Rolle. Zu diesen und weiteren Themen haben wir mit Aareon-CEO Harry Thomsen gesprochen.
Herr Thomsen, wie kann Aareon dazu beitragen, die Herausforderungen wie beispielsweise Kostendruck, Energieeffizienz und Fachkräftemangel zu bewältigen?
Wir haben den Anspruch, unsere Kundinnen und Kunden bestmöglich zu unterstützen. Es geht darum, neue Technologien sinnvoll zu nutzen, um Prozesse und die damit verbundene Vernetzung von Stakeholdern weiter zu vereinfachen. Neben dem Wertschöpfungsbeitrag für das Unternehmen profitieren hiervon auch die Mitarbeitenden. Einfach gesagt, unattraktive, repetitive Tätigkeiten können von intelligenter Software übernommen werden.
Damit werden Kapazitäten für andere Dinge frei. Die Technologie unterstützt uns in unserem operativen Arbeitsalltag. Oftmals ist das schon so selbstverständlich, dass wir das gar nicht mehr richtig realisieren.
Technologie scheint allerdings oft komplex und Menschen scheuen Veränderungen. Was raten Sie den Unternehmen?
Mit Blick auf die Einführung neuer Software-Lösungen, ist es wichtig, Prioritäten zu setzen und auch das unternehmenseigene digitale Ökosystem im Blick zu behalten. Ein guter Kompass ist die jeweilige Unternehmensstrategie. Da intelligente Software nur im Zusammenspiel mit Menschen ihre Mehrwerte entfalten kann, ist es ebenfalls relevant, die Mitarbeitenden in den digitalen Transformationsprozess einzubeziehen.
Wenn die Arbeit für sie komfortabler wird, ist die Akzeptanz neuer Technologien kein Thema mehr. Das hat sich auch in der Vergangenheit immer wieder gezeigt. Wer hätte vor sagen wir mal ca. 25 Jahren gedacht, dass wir irgendwann alle selbstverständlich mit dem Handy unterwegs sein werden und viele Dinge des alltäglichen Lebens ganz einfach und komfortabel mobil erledigen?
Welche weiteren nächsten Impulse wollen Sie in der Produktentwicklung setzen?
Wir werden unser Angebot des Property Management Systems für alle Produktfamilien und alle drei Marktsegmente weiterentwickeln: Die Wohnungswirtschaft, die gewerbliche Immobilienwirtschaft und das Segment der Immobilienverwaltung. Die Unterstützung durch KI ist hier insgesamt ein sehr spannendes Thema und fest in unserer Produktentwicklung verankert. Bei Wodis Yuneo beispielsweise arbeiten wir intensiv an den KI-Funktionalitäten.
Ziel ist es, dass die Mitarbeitenden der Wohnungsunternehmen von einem lernenden Assistenten bzw. einer Assistentin bei ihrer täglichen Arbeit entlastet werden. Ich möchte ein Beispiel geben: Der zukünftige KI-Assistent soll für Rechnungen aktiv Vorschläge zur Buchung und Kontierung machen. Mit diesem intelligenten Assistenten wollen wir im ersten Quartal in die Pilotphase gehen.
Für die gewerbliche Immobilienwirtschaft bieten wir mit RELion One eine moderne Cloud-Lösung auf Basis von Microsoft Dynamics 365 Business Central an. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung werden 2025 erste Integrationen mit Microsoft-Diensten wie zum Beispiel Exchange, OneDrive oder Teams möglich sein. Auch KI-Funktionalitäten werden bereits pilotiert, um unsere Kundinnen und Kunden in der gewerblichen Immobilienwirtschaft bestmöglich beim Thema Automatisierung zu unterstützen.
Und im Segment der Immobilienverwaltung haben wir in kurzer Zeit die Funktionalitäten für die Produkte weiterentwickelt. Für die Lösungen PowerHaus und HausPerfekt bieten wir die Zahlungslösung BK01 an. Ebenso wird in 2025 für alle Immobilienverwaltungslösungen die Funktionalität für E-Rechnungen angeboten. Darüber hinaus können auch hier die Kundinnen und Kunden von dem Angebot der Partnerlösungen über Aareon Connect profitieren.
Sie haben gerade die Immobilienverwaltung angesprochen. Aareon hat dieses Marktsegment insbesondere durch Übernahmen im vergangenen Jahr 2024 gestärkt, was durchaus auch kritisch gesehen wurde. Wie ordnen Sie das ein?
Für uns steht der Erfolg unserer Kundinnen und Kunden an erster Stelle. Nur wenn sie zufrieden und erfolgreich mit unserer Software sind, sind wir ebenfalls erfolgreich. Wir möchten die komplexe Arbeit von Immobilienverwaltungen durch innovative digitale Lösungen unterstützen. Wie vorhin angesprochen, ist eine zukunftsorientierte Softwareentwicklung auch immer mit signifikanten Investitionen verbunden, damit Kundinnen und Kunden von den Vorteilen neuer Technologien profitieren können.
Für kleinere Unternehmen ist es aufgrund mangelnder Skalierungseffekte schwieriger, entsprechende Investitionen zu tätigen. Eine gewisse Unternehmensgröße ist daher für Kundinnen und Kunden durchaus von Vorteil. Erste zusätzliche Funktionalitäten, die wir in den Software-Lösungen schon umgesetzt haben, habe ich bereits angesprochen.
Um unser Angebot für die Immobilienverwaltung weiter zu stärken, werden wir unsere drei Tochtergesellschaften Haus Perfekt, Immo Software und UTS innovative Softwaresysteme stärker vernetzen. Wir wollen hier unsere gesamte Expertise bündeln, um strategische Themen im Sinne unserer Kundinnen und Kunden gemeinschaftlich und effizient voranzutreiben.
Auch Aareon hat jetzt mit TPG und CDPQ neue Eigentümer. Was bedeutet das für die Ausrichtung von Aareon und für Ihre Kundschaft? Es gab ja auch hierzu einige Diskussionen in der Branche.
Wir sind in einem vertrauensvollen Austausch mit unseren Eigentümern und ich möchte betonen, dass diese, unsere bewährte Strategie unterstützen. Natürlich verfolgen wir, dass es durchaus auch Verunsicherung im Markt gibt. Aber wir – also Aareon – und somit unsere Kundinnen und Kunden können von der Expertise und der Investitionskraft der neuen Eigentümer profitieren. Es geht darum, Dinge besser zu machen und unseren Kundinnen und Kunden optimierte Lösungen anzubieten. Der Fokus der Investitionen wird weiterhin auf die aktuellen und zukünftigen Markt- und Kundenbedürfnisse ausgerichtet sein, um die Digitalisierung und Wertschöpfung in der Branche bestmöglich zu unterstützen.
Wir sind in der Lage, neue Lösungen und Services anzubieten, wie beispielsweise seit einigen Jahren die CRM-Lösung der Wohnungshelden, und können unsere strategischen Produkte verbessern, wie zum Beispiel mit der Chatbot- bzw. zukünftigen Voicebot-Funktion. Wir sehen das insgesamt sehr positiv und freuen uns darauf ganz viel Fortschritt für unsere Kundschaft zu bewirken.
Und wie stellen Sie sicher, dass Ihre Lösungen den Bedarf der Branche treffen?
Unser gesamtes Geschäftsmodell ist auf den Bedarf und den Erfolg unserer Kundinnen und Kunden ausgerichtet. Nur durch den stetigen konstruktiven Austausch können wir in ihrem Sinne agieren. Der Dialog mit den Kundinnen und Kunden ist bei Aareon bereits fest verankert. Mit den Kundenbeiräten thematisieren wir regelmäßig zentrale Branchen- und Aareon-Themen.
Aareon Property Management System
Auch pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit den Verbänden und wichtigen Key Playern der Branche. Durch diese systematische Kommunikation erhalten wir wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung unserer Produkte. Im direkten Dialog erfahren wir am besten, welches die strategischen Prioritäten unserer Kundschaft sind. In diesen Austausch werden wir zukünftig sogar noch verstärkt Ressourcen investieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist natürlich die Zusammenarbeit mit Pilotkunden. Hier sammeln wir ebenfalls wichtige Erfahrungen, bevor ein Produkt letztlich auf den Markt gebracht wird. Zudem bieten wir für unsere Kundschaft regelmäßig verschiedene Veranstaltungs- und Informationsformate an.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch schon auf unsere nächste große Präsenzveranstaltung, den Aareon Summit, hinweisen. Dieser wird vom 26. bis zum 28. Mai 2025 im innovativen EUREF-Campus Düsseldorf stattfinden. Ich freue mich schon sehr, viele aus der Branche dort wieder persönlich zu treffen.
Herr Thomsen, vielen Dank für den Einblick, wie Aareon gemeinsam mit den Kunden die Herausforderungen der nächsten Jahre meistern wird.
Eine verbrauchs- und verursachungsabhängige Abrechnung schafft grundsätzlich mehr Abrechnungsgerechtigkeit und fördert einen kostenbewussten Umgang mit Müll, wie zum Beispiel Fehlbefüllungen der Behälter. Foto: Wohnungswirtschaft heute./ Gerd Warda
Ein vor Abschluss eines Mietvertrages geschlossener ungünstiger Vertrag des Vermieters mit einem Dienstleister kann allein keinen Verstoß gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot begründen. Ein Verstoß kommt erst in Betracht, wenn der Vermieter eine Möglichkeit zur Korrektur nicht ergreift. Dies hat der BGH mit Urteil vom 25. Januar 2023, Az.: VIII ZR 230/21, entschieden.
Die Vermieterin von Wohnungen in einer größeren Wohnanlage hat seit 2010 ein Unternehmen mit einem sogenannten Müllmanagement beauftragt. Dieses umfasst unter anderem die Nachsortierung des Abfalls sowie den Betrieb eines Chipsystems, mit dem die Restmüllmenge pro Haushalt erfasst wird. Das für die Anlage zur Verfügung stehende Mülltonnen-Volumen wurde zu keiner Zeit vollständig ausgeschöpft.
Die nach Einrichtung des Müllmanagements abgeschlossenen Mietverträge sehen vor, dass die Kosten für die Abfallentsorgung sowohl nach der Quadratmeterzahl als auch dem individuellen Verbrauch je Wohneinheit unter Berücksichtigung einer wöchentlichen Mindestmenge von 20 Litern Restmüll für jeden Haushalt auf die Mieter umgelegt werden.
Für 2016 errechnete die Vermieterin Entsorgungskosten von 2.450 Euro, davon 740 Euro für Leistungen des Dienstleisters, und legte diese in den Betriebskostenabrechnungen als Kosten der Abfallbeseitigung auf die Mieter um; ebenso enthielten die Abrechnungen für 2017 und 2018 auch Müllmanagement-Kosten.
Die Mieter mehrerer Wohnungen verlangen die Rückzahlung der Kosten für das Müllmanagement. Sie meinen, die Kosten seien nicht umlagefähig. Amts- und Landgericht sahen dies genauso. Die Entscheidung für das Müllmanagement stelle einen Verstoß gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot dar. Hierdurch fielen zusätzlich zu den reinen Entsorgungs- und Abfuhrkosten weitere Kosten an. Betriebskosten dürfe der Vermieter aber nur bei ordnungsgemäßem Kostengrund und angemessener Kostenhöhe an den Mieter weitergeben.
Die Beweislast, dass die zusätzlichen Kosten dem Grunde nach erforderlich sind, liege – anders als hinsichtlich der Höhe der Kosten – beim Vermieter. Diesen Nachweis habe der Vermieter nicht erbracht, denn er habe nicht dargelegt, dass die über die Leerungs- und Abfuhrkosten hinausgehenden Kosten des Dienstleisters erforderlich seien.
Es sei auch kein sachlicher Grund für eine Nachsortierung des Restmülls ersichtlich, zumal das vorhandene Behältervolumen nie ausgeschöpft werde und deshalb kein Kostenersparnis erreicht werden könne.
Der BGH hebt das Urteil des Landgerichts auf und verweist die Sache dorthin zurück.
Vermieter haben gemäß § 556 Abs. 3 Satz 1 Halbs. 2 BGB gegenüber den Mietern die vertragliche Nebenpflicht, bei Maßnahmen und Entscheidungen, die Einfluss auf die Höhe der von diesen zu tragenden Betriebskosten haben, auf ein angemessenes Kosten-Nutzen-Verhältnis Rücksicht zu nehmen (sogenannter Wirtschaftlichkeitsgrundsatz). Die Verletzung dieser Pflicht kann zu einem Schadensersatzanspruch des Mieters führen, der auf Rückzahlung der unnötigen Kosten beziehungsweise auf Freihaltung von diesen gerichtet ist.
Eine Verletzung des Wirtschaftlichkeitsgebots kann hier aber nicht bereits darin liegen, dass die Vermieterin ein Müllmanagement eingeführt und einen Vertrag mit einem externen Dienstleister geschlossen hat.
Wurde ein die Betriebskosten auslösender Dienstleistungsvertrag – wie hier – schon vor Abschluss des Mietvertrags geschlossen, kann das Eingehen dieser Verbindlichkeit keine Nebenpflichtverletzung sein, weil zu diesem Zeitpunkt noch keine mietvertragliche Rücksichtnahmepflicht bestand.
Vielmehr kommt in diesem Fall eine Verletzung des Wirtschaftlichkeitsgebots nur in Betracht, soweit dem Vermieter – im Falle eines nicht angemessenen Kosten-Nutzen-Verhältnisses – eine Korrektur der zu überhöhten Kosten führenden Maßnahme während des Mietverhältnisses möglich und wirtschaftlich zumutbar gewesen wäre und er diese Möglichkeit – etwa durch Kündigung eines Vertrags mit ungünstigen Bedingungen – nicht ergriffen hat.
Unabhängig davon ist der Betrieb einer Anlage zur Müllmengenerfassung durch einen externen Dienstleister nicht allein deshalb unwirtschaftlich, weil das vorhandene Behältervolumen nie komplett ausgenutzt wird. Eine verbrauchs- und verursachungsabhängige Abrechnung schafft grundsätzlich mehr Abrechnungsgerechtigkeit und fördert einen kostenbewussten Umgang mit Müll.
Auch die Nachsortierung durch einen Dienstleister ist nicht deshalb unwirtschaftlich, weil das Behältervolumen nicht ausgenutzt wird. Das Nachsortieren dient nicht nur dazu, die Menge an Restmüll zu reduzieren, sondern soll auch Fehlbefüllungen der Abfallbehälter verhindern.
Zudem liegt, anders als das Landgericht meint, die Beweislast für ein pflichtwidriges Verhalten des Vermieters auch im Hinblick auf den Kostengrund beim Mieter. Es obliegt daher den Mietern, darzulegen und nachzuweisen, dass ein Festhalten am Müllmanagement dem Wirtschaftlichkeitsgebot widerspricht.
Mainzer Immobilientag - Gründer Prof. Dr. Ulrich Bogenstätter begrüßte zum 14.MIT über 120 Gäste im LUX der Hochschule Mainz und einige hundert Online zugeschaltete Teilnehmer zu spannenden Referaten und Diskussionen. Foto: Geisselbrecht-MIT 2024 https://geisselbrecht.biz/
Der Mainzer Immobilientag 2024 stand im Zeichen von Künstlicher Intelligenz (KI), Nachhaltigkeit und der Transformation der Immobilienwirtschaft. Referenten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis präsentierten Ansätze, wie die Branche aktuelle Herausforderungen wie den Klimawandel und den Fachkräftemangel meistern kann.
Von der Simulation von Klimarisiken bis hin zu KI-gestützten Lösungen für die WEG-Verwaltung reichten die Themen. Mainzer Immobilientag – Initiator Prof. Dr. Ulrich Bogenstätter von der Hochschule Mainz und Rechtsanwältin Birgit Schaarschmidt moderierten gekonnt durch die Veranstaltungsformate Referate und Diskussion, so wurde schlussendlich eines deutlich: Die Immobilienbranche steht vor einem Paradigmenwechsel.
Schlüsselthema 1: Künstliche Intelligenz als Werkzeug, nicht als Ersatz
Die Vorträge zeigten, dass KI zwar kein Allheilmittel ist, aber als ein zentraler Baustein der Digitalisierung betrachtet werden muss. Dr. Oliver Martin, Vorsitzender des Verbands der Immobilienverwalter Rheinland-Pfalz/Saarland, hob hervor, wie KI den Alltag von Wohnungseigentümergemeinschaften effizienter gestalten kann. Automatisierte Bonitätsprüfungen, Chatbots für Standardanfragen und intelligente Anrufbeantworter sind bereits im Einsatz und entlasten Verwalter bei Routineaufgaben. Martin betonte jedoch, dass die menschliche Expertise unersetzlich bleibt, insbesondere bei komplexen Verhandlungen oder im Kundenkontakt.
Auch Sven Diehl von der SBC.sim GmbH machte deutlich, dass KI in der Immobilienwirtschaft vor allem als Werkzeug dient. Mit Hilfe von Simulationen und digitalen Zwillingen können Gebäude bereits in der Planungsphase auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit optimiert werden. „Die KI analysiert Daten und identifiziert Anomalien, aber die Entscheidungen treffen immer noch Menschen“, so Diehl.
Schlüsselthema 2: Simulation und Datenmanagement
Prof. Dr. Christian Hanus von der Universität Krems legte den Fokus auf thermodynamische Simulationen und Lebenszyklusanalyse. Seine Forschung zeigt, dass historische Bauten oft eine gute ökologische Bilanz aufweisen können – vorausgesetzt, sie werden unter realistischen Bedingungen bewertet. Hierzu gehören klimatische Daten für die kommenden Jahrzehnte ebenso wie das Verhalten der Nutzer. Die Kombination aus Simulation und präzisem Datenmanagement erlaubt es, gezielte Sanierungsstrategien zu entwickeln und so den Gebäudebestand nachhaltiger zu gestalten.
Sven Diehl ergänzte diesen Ansatz mit seiner Vorstellung eines KI-basierten digitalen Gebäudeleitstands. Echtzeitdaten aus Sensoren werden mit Simulationsmodellen verknüpft, um die Energieeffizienz von Gebäuden kontinuierlich zu verbessern. Solche Systeme sind nicht nur eine Antwort auf den Klimawandel, sondern auch eine Grundlage für ESG-konformes Reporting.
Schlüsselthema 3: Nachhaltigkeit als oberste Priorität
Ein roter Faden aller Vorträge war die Dringlichkeit, den Immobilienbestand zu dekarbonisieren. Dr. Pau-y Chow von Schindler stellte Technologien vor, die nicht nur den Betrieb von Aufzügen optimieren, sondern auch zur CO₂-Reduktion beitragen. Der Fokus auf smarte Gebäudetechnologien und nachhaltige Mobilitätslösungen zeigt, wie Digitalisierung und Klimaschutz Hand in Hand gehen können.
Die Diskussionen verdeutlichten jedoch auch die Herausforderungen: Normen und Regularien sind oft veraltet und berücksichtigen nicht die dynamischen Bedingungen moderner Gebäude. Sven Diehl kritisierte etwa statische Berechnungsmethoden, die realistische Rahmenbedingungen wie innere Lasten oder dynamische Nutzerverhalten nicht ausreichend berücksichtigen. Solche Überholungen führen zu ineffizienter Technik und höheren Betriebskosten. Er forderte, dass gesetzliche Regularien an die Bedürfnisse moderner Gebäudetechnologien angepasst werden müssen.
Diskussion: KI und Nutzerfreundlichkeit
Ein wichtiger Aspekt der Schlussdiskussion war die Rolle der Nutzer und deren Verhalten. Die Referenten waren sich einig, dass KI nicht dazu dienen sollte, den Nutzern starre Vorgaben zu machen. Stattdessen sollte die Technologie helfen, ein Gleichgewicht zwischen Energieeffizienz und Komfort zu schaffen. „Die Performance eines Gebäudes kann nur verbessert werden, wenn Nutzer mit eingebunden werden und ihr Verhalten reflektieren“, betonte Diehl.
Dabei wurde auch die ethische Komponente angesprochen: Wie weit darf KI eigenständige Entscheidungen treffen? Während einige Teilnehmer proaktive Eingriffe durch KI als sinnvoll ansahen, plädierten andere dafür, dass der Mensch immer die Kontrolle behalten sollte.
Fazit: Die Zukunft ist datenbasiert
Der Mainzer Immobilientag 2024 zeigte, dass die Zukunft der Immobilienwirtschaft datenbasiert ist. KI, Simulation und nachhaltige Technologien bieten Potenziale, den Gebäudebestand effizienter, ökologischer und wirtschaftlicher zu gestalten. Doch technologische Innovation allein reicht nicht aus. Eine klare Strategie, geschulte Fachkräfte und ein Umdenken in der gesamten Branche sind notwendig, um diese Chancen zu nutzen.
Ein Satz von Dr. Oliver Martin bringt die Quintessenz auf den Punkt: „Denken Sie bei aller Technik immer an den Menschen. Denn ohne ihn gibt es keine Zukunft – weder für die Immobilienbranche noch für die KI.“
In dieser Sonderausgabe von Wohnungswirtschaft digital. stellen wir ihnen die Beiträge der Referenten des Mainzer Immobilientages 2024 vor.
Professor Dr. Thomas Beyerle auf dem 14. Mainzer Immobilientag. Foto: Wohnungswirtschaft heute / Warda
Die Immobilienwirtschaft steht im Zeitalter der Digitalisierung vor einem Umbruch, in dem KI-Technologien zunehmend eine Rolle spielen. Professor Dr. Thomas Beyerlebeleuchtete in seinem Vortrag „KI für die Immobilienwirtschaft – Status quo“ die Chancen und Herausforderungen der KI-Integration.
Er stellte auch auf dem 14. Mainzer Immobilientag konkrete Anwendungsfelder vor, die bereits heute einen Mehrwert bieten – von der Datenanalyse bis zur Effizienzsteigerung in Transaktionsprozessen.
Die Evolution der Digitalisierung
Beyerle betonte, dass KI-Entwicklung ein kontinuierlicher Prozess ist, der an bereits bestehende digitale Fortschritte anknüpft. Ähnlich wie die Digitalisierung selbst wird KI in der Immobilienwirtschaft vorrangig als Werkzeug zur Effizienzsteigerung genutzt, anstatt vollständig neue Geschäftsmodelle zu schaffen.
Der Einfluss amerikanischer Unternehmen zeigt hier besonders deutlich, wie fortschrittliche Technologien wie Microsofts Autopilot und ChatGPT in der Datenverarbeitung einsetzbar sind. Beyerle warnte jedoch, dass die Erwartungen an KI häufig überhöht sind und die Ergebnisse oft die Realität nicht vollständig widerspiegeln.
Einsatzfelder von KI: Datenanalyse, Mustererkennung und Prognosen
Zu den zentralen Anwendungsbereichen der KI in der Immobilienwirtschaft zählt die automatisierte Bewertung und Analyse von Marktdaten. KI-Systeme bieten dabei das Potenzial, Daten zu strukturieren und Muster zu erkennen, die menschliche Analysten übersehen könnten. Ein Beispiel ist die Anomalieerkennung, wie etwa beim Aufspüren ungewöhnlicher Finanztransaktionen. Dies zeigt die Fähigkeit der KI, Verhaltensmuster zu erkennen und darauf zu reagieren, was für den Compliance-Bereich der Immobilienwirtschaft von großer Bedeutung ist.
Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Marktprognose. Allerdings wies Beyerle darauf hin, dass KIs oft aufgrund begrenzter historischer Daten nur eingeschränkt aussagekräftige Vorhersagen für volatilen Märkte treffen können. In der Immobilienwirtschaft gibt es zudem regionale Unterschiede in der Datenverfügbarkeit, was zu Lücken in der Genauigkeit der Ergebnisse führen kann.
Transparenz und Herausforderung des Datenschutzes
Beyerle griff die Diskussion um den Datenschutz auf und hob hervor, dass Deutschland besonders strenge Richtlinien verfolgt. Dieser „Antidatenfetischismus“ könne die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle bremsen, die stark auf Datenanalysen angewiesen sind. So sei in Deutschland nach wie vor unklar, wie viele Immobilien insgesamt existieren – eine Erkenntnislücke, die KI-Systeme theoretisch schließen könnten, sofern die Daten verfügbar wären.
KI als Teil der Prozessoptimierung
Anders als häufig angenommen, ist KI in der Immobilienwirtschaft vor allem ein Werkzeug zur Prozessoptimierung und kein Selbstzweck. Dies zeigte sich unter anderem in der Anwendung von Predictive Analytics zur Effizienzsteigerung im Asset Management.
In den USA nutzen Unternehmen wie Zillow KI zur Optimierung von Transaktionsprozessen und zur Erstellung präziser Immobilienbewertungen. Diese Nutzung erfordert jedoch umfangreiche Datenmengen, die in Deutschland häufig nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind.
Fazit: KI als unterstützende Technologie
Prof. Dr. Beyerle fasste zusammen, dass KI-Technologien die Immobilienwirtschaft effizienter machen, aber kaum zu disruptiven Innovationen führen werden. Vielmehr geht es um die Verbesserung bestehender Prozesse und die Schaffung größerer Markttransparenz. Der Einsatz von KI bietet insbesondere Potenzial für die datengetriebene Entscheidungsfindung, erfordert jedoch eine kritische Hinterfragung der Datenqualität und -quellen.
Prof. Hanus, zugeschaltet aus Krems, schloss mit einem Appell: „Nur durch eine ganzheitliche Betrachtung, die sowohl Klimadaten als auch das Verhalten der Nutzer einbezieht, können wir die richtigen Entscheidungen für eine nachhaltige Zukunft treffen.“ Foto: Wohnungswirtschaft heute/Warda
Auf dem 14. Mainzer Immobilientag am 8. November 2024 präsentierte Prof. Dr. Christian Hanus von der Universität für Weiterbildung Krems einen Vortrag zum Thema „Monumentum ad usum – Simulation der Klimarisiken“.
Mit einer detaillierten Analyse beleuchtete er, wie historische und moderne Bauten im Hinblick auf ihre ökologische und ökonomische Bilanzierung abschneiden und welche Rolle thermodynamische Simulationen dabei spielen.
Historische Bauten im Fokus
Im Zentrum der Untersuchungen von Prof. Hanus standen denkmalgeschützte Wohnbauten und ihre moderne Konkurrenz. Der Fokus lag darauf, die energetischen und ökologischen Eigenschaften dieser Gebäude zu analysieren und ihre Leistungsfähigkeit unter realen und simulierten Klimabedingungen zu bewerten.
Ein besonders aufschlussreiches Beispiel war der Vergleich eines sanierten mittelalterlichen Wohnbaus aus Krems mit einem vergleichbaren Neubau aus dem Jahr 2010. Beide Objekte befanden sich in derselben Lage, hatten dieselbe Nutzung und Eigentümerstruktur – optimale Bedingungen für eine aussagekräftige Gegenüberstellung.
Ergebnisse der Verbrauchsanalysen
Die Ergebnisse der Untersuchungen waren überraschend:
Der tatsächliche Heizenergieverbrauch des Altbaus lag deutlich unter den prognostizierten Werten, während der Verbrauch des Neubaus diese signifikant überschritt.
Altbauten profitieren von massiven Speichermassen und geringeren Fensterflächen, was eine stabilere Innentemperatur ermöglicht.
Neubauten hingegen zeigten häufig erhöhte Verbrauchswerte durch ineffizientes Nutzerverhalten, wie etwa ständiges Kipplüften.
Die Studien ergaben, dass standardisierte Simulationsprogramme oft unzureichend sind, da sie von unrealistischen Standardwerten ausgehen (z. B. 22 °C Raumtemperatur).
Thermodynamische Simulationen als Schlüssel
Um die Diskrepanz zwischen berechnetem Bedarf und tatsächlichem Verbrauch zu überwinden, setzt Prof. Hanus auf thermodynamische Simulationen. Diese Modelle berücksichtigen nicht nur aktuelle Klimadaten, sondern auch Prognosen für die nächsten 50 Jahre.
Die Simulationen zeigten:
Heizbedarf: Aufgrund steigender Außentemperaturen wird der Heizbedarf sowohl bei Alt- als auch bei Neubauten abnehmen.
Kühlbedarf: Der Kühlbedarf wird hingegen ansteigen, wobei Neubauten aufgrund ihrer größeren Fensterflächen stärker betroffen sind als Altbauten mit massiven Mauern.
Ökologische und ökonomische Bilanzen
Prof. Hanus verdeutlichte auch die Bedeutung von Lebenszykluskosten und ökologischen Bilanzen:
Altbauten: Trotz höherer Betriebskosten können historische Bauten ökologisch vorteilhafter sein, da ihre Sanierung weniger Primärenergie erfordert als der Neubau.
Neubauten: Diese schneiden im Betrieb oft besser ab, erfordern jedoch höhere Investitionen in der Herstellung.
Die Untersuchung bezog auch die CO₂-Emissionen ein. Hier zeigte sich, dass Altbauten durch geringeren Materialbedarf und niedrigere Sanierungskosten langfristig ökologisch im Vorteil sein können.
Fazit und Ausblick
Prof. Hanus’ Forschung verdeutlicht, dass historische Bauten unter Berücksichtigung von Klimawandel und Nutzerverhalten eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Investition darstellen können. Er hob hervor, dass künftige Bewertungsmodelle nicht nur die thermodynamischen Eigenschaften von Gebäuden, sondern auch infrastrukturelle Aspekte wie Mobilität und Erschließung einbeziehen müssen.
Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden in der Publikation Cultural Heritage and Climate Opportunities dokumentiert und stehen kostenfrei zur Verfügung. https://www.donau-uni.ac.at/de.html
Prof. Hanus schloss mit einem Appell: „Nur durch eine ganzheitliche Betrachtung, die sowohl Klimadaten als auch das Verhalten der Nutzer einbezieht, können wir die richtigen Entscheidungen für eine nachhaltige Zukunft treffen.“
„Es gibt keine Zukunft ohne KI, und es gibt keine KI ohne Menschen“, sagte Dr. Pau-y Chow. Foto: Geisselbrecht-MIT 2024 https://geisselbrecht.biz/
Die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) revolutionieren zahlreiche Branchen, darunter auch die Fördertechnik. Das Unternehmen Schindler, ein globaler Marktführer im Bereich Aufzüge und Fahrtreppen, zeigt, wie innovative Technologien genutzt werden können, um nicht nur Effizienz und Sicherheit zu steigern, sondern auch Nachhaltigkeit voranzutreiben.
Im Rahmen eines Vortrags auf dem Mainzer Immobilientag am 8. November 2024 gaben Dr. Pau-y Chow (Lead Smart Buildings & Smart Cities) und Olaf Beerbaum (Leiter Vertrieb Key Account Management) Einblicke in die strategischen Ansätze und Anwendungen des Unternehmens.
Schindlers Innovationsfokus
Schindler bewegt täglich weltweit zwei Milliarden Menschen – eine beeindruckende Zahl, die die Bedeutung der Technologie des Unternehmens unterstreicht. Mit mehr als 150 Jahren Erfahrung und über 70.000 Mitarbeitern weltweit hat sich Schindler als Vorreiter in der Branche etabliert. Doch was macht den Einsatz von KI in diesem Kontext so relevant?
Dr. Pau-y Chow erklärte: „KI ist kein Produkt, sondern ein Katalysator, der datenbasierte Lösungen ermöglicht. Es gibt keine Zukunft ohne KI, und es gibt keine KI ohne Menschen.“ Diese Vision steht im Zentrum von Schindlers Strategie, KI als integralen Bestandteil moderner Gebäudetechnologien zu implementieren.
Praktische Anwendungen von KI bei Schindler
Ein Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung von Verfügbarkeit, Sicherheit und Effizienz. Zwei konkrete Beispiele aus dem Vortrag verdeutlichen, wie KI in der Praxis eingesetzt wird:
Remote Monitoring Plattform – XInVi: Mit der Plattform XInVi können Aufzüge und Fahrtreppen kontinuierlich überwacht werden. Sensoren erfassen große Datenmengen, die mit Hilfe von Machine-Learning-Algorithmen analysiert werden. Ziel ist die Klassifizierung und Priorisierung von Anomalien. So wird beispielsweise bei einer kritischen Störung in einem Krankenhaus binnen Minuten ein Techniker entsandt, während weniger dringliche Probleme vorab geplant werden. Dies reduziert Ausfallzeiten und steigert die Effizienz.
Fieldlink-App für Techniker: Techniker erhalten über die App Fieldlink nicht nur Informationen über den Standort und die Art der Störung, sondern auch detaillierte Hinweise auf mögliche Ursachen und notwendige Werkzeuge. Dies minimiert unnötige Fahrten und beschleunigt Reparaturen erheblich.
„Wir streben eine Verfügbarkeit von 99,5 % für alle Anlagen an.“ sagte Olaf Beerbaum. Foto: Geisselbrecht-MIT 2024 https://geisselbrecht.biz/
Beerbaum betonte: „Unsere Techniker bestätigen oder korrigieren die Vorschläge der KI und tragen so zur kontinuierlichen Verbesserung der Systeme bei.“
Die 4P-Strategie: Menschen, Prozesse, Produkte und Partnerschaften
Schindler folgt einer umfassenden 4P-Strategie, um KI optimal zu nutzen:
People (Menschen): KI wird nicht nur für die Technik, sondern vor allem für Menschen entwickelt. Techniker müssen im Umgang mit neuen Technologien geschult werden, und digitale Tools erleichtern ihren Arbeitsalltag.
Processes (Prozesse): Automatisierte Prozesse, etwa im Pricing oder Tendermanagement, sorgen für Effizienzgewinne.
Products (Produkte): KI wird in datenbasierte Produkte integriert, um Mehrwert zu schaffen, anstatt isolierte KI-Lösungen zu verkaufen.
Partnerships (Partnerschaften): Kooperationen wie die mit dem deutschen KI-Ökosystem IPA (Innovationsplattform KI) sind essenziell, um technologischen Fortschritt voranzutreiben.
Nachhaltigkeit und Verantwortung
Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Nachhaltigkeit. Schindler setzt auf E-Mobilität, nutzt Lastenfahrräder in Innenstädten und bietet digitale Services an, um Emissionen zu reduzieren.
Beerbaum erklärte: „Wir streben eine Verfügbarkeit von 99,5 % für alle Anlagen an – ein ehrgeiziges Ziel, das durch datenbasierte Wartung und Fernzugriffe realisierbar ist.“
Fazit
Schindler zeigt eindrucksvoll, wie KI die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft transformiert. Von smarter Wartung bis hin zu nachhaltigen Mobilitätslösungen bietet das Unternehmen innovative Ansätze, die über technische Exzellenz hinausgehen und einen klaren Fokus auf Mensch und Umwelt legen. Die Aussage von Dr. Pau-y Chow fasst es treffend zusammen: „KI ist Teil unseres Alltags – intern und extern.“
Besonders interessant sei die Nutzung von KI für virtuelle Besichtigungen und Home Staging, um Immobilien optimal zu präsentieren, so Dr. Oliver Martin. Foto: Geisselbrecht-MIT 2024 https://geisselbrecht.biz
Auf dem 14. Mainzer Immobilientag präsentierte Dr. Oliver Martin, Vorsitzender des Verbands der Immobilienverwalter Rheinland-Pfalz/Saarland, einen praxisnahen Einblick in den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Verwaltung von Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG).
Martin beleuchtete in seinem Vortrag die Potenziale von KI zur Effizienzsteigerung und als Antwort auf den zunehmenden Fachkräftemangel.
Die Ausgangssituation: Fachkräftemangel und wachsende Anforderungen
Dr. Martin betonte, dass die Immobilienbranche vor großen Herausforderungen steht. Der Fachkräftemangel ist spürbar, während die Aufgaben und Erwartungen an Verwalter stetig wachsen. Insbesondere kleine Eigentümergemeinschaften stehen vor Problemen, da sie oft keinen Verwalter finden oder hohe Kosten tragen müssen.
„Wenn alle nur noch studieren, wer baut dann die Universitäten?“ Mit diesem Satz verdeutlichte Dr. Martin, dass der Fokus auf die Ausbildung von Praktikern, wie Handwerkern und Verwaltern, dringend notwendig ist. Gleichzeitig können Technologien wie KI zur Entlastung beitragen.
Einsatzfelder von KI in der WEG-Verwaltung
Laut einer Umfrage seines Verbands nutzen bereits 22 % der Verwalter KI-basierte Technologien, während 54 % deren Einsatz planen. Folgende Anwendungen finden dabei besondere Beachtung:
Chatbots: Automatisierte Kommunikation, die Standardanfragen effizient bearbeitet und damit Zeit spart.
Bonitätsprüfung und Vertragsoptimierung: KI kann finanzielle Risiken minimieren und rechtssichere Dokumente erstellen.
Intelligente Anrufbeantworter: Diese erkennen und filtern beleidigende Nachrichten, um Mitarbeiter zu schützen und eine bessere Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Transkription und Abrechnungserstellung: Automatisierte Systeme beschleunigen Prozesse wie die Erstellung von Jahresabrechnungen.
Dr. Martin hob hervor, dass KI nicht nur im Verwaltungsalltag hilft, sondern auch die Content-Erstellung für Social Media und Marketing unterstützt. Besonders interessant sei die Nutzung von KI für virtuelle Besichtigungen und Home Staging, um Immobilien optimal zu präsentieren.
Hürden bei der Implementierung
Trotz der Vorteile gibt es Hindernisse bei der Integration von KI in bestehende Systeme. Viele Verwalter arbeiten mit veralteter Software, die keine Schnittstellen für KI bietet. Zudem zeigt sich bei manchen Mitarbeitern Widerstand gegenüber neuen Technologien. „Der zweiundsechzigjährige Mitarbeiter wird sich schwerer tun als der fünfundzwanzigjährige“, erklärte Martin. Schulungen und gezielte Unterstützung sind daher essenziell, um die Akzeptanz zu erhöhen.
Praktische Vorteile: Zeit und Effizienz
Ein zentrales Argument für den Einsatz von KI ist der Zeitgewinn. Intelligente Systeme können Routineaufgaben übernehmen und Verwaltern die Möglichkeit geben, sich auf komplexere Aufgaben oder den persönlichen Kontakt mit Kunden zu konzentrieren. Dr. Martin nannte hier ein Beispiel: „Durch automatisierte Störungsmeldungen können Handwerker gezielt informiert werden, was Reparaturen beschleunigt und Kosten spart.“
Ausblick: Chancen und Risiken
Dr. Martin zeigte sich optimistisch, was die Weiterentwicklung von KI in der Immobilienwirtschaft betrifft. Er wies jedoch darauf hin, dass KI kein Ersatz für den menschlichen Faktor ist. Insbesondere handwerkliche Tätigkeiten oder die Beziehungspflege mit Kunden bleiben Aufgaben, die nicht von Technologie übernommen werden können.
Zum Abschluss appellierte er an die Branche: „Denken Sie bei aller Theorie und Technik immer an den Menschen. Egal ob Handwerker oder Verwalter – wir brauchen die richtigen Leute an der richtigen Stelle.“
Wir müssen die kollektive Intelligenz nutzen und datenbasierte Entscheidungen fördern, fordert Dr. Schlicht. Foto: Geisselbrecht-MIT 2024 https://geisselbrecht.biz/
Künstlicher Intelligenz (KI) und Datenmanagement in der Immobilienbranche war das Thema von Dr. Christian Schlicht, CEO von der Beyond Tech GmbH. Er sieht sich als Experte aus dem Startup-Bereich. Auf dem 14. Mainzer Immobilientag präsentierte, er seine Sicht auf den Einsatz der durch Digitalisierung gewonnener Datenmengen.
Mit einem Fokus auf praktische Anwendungsfälle und innovatives Denken zeigte er, wie moderne Technologien die Immobilienwirtschaft nachhaltig transformieren können.
Die Herausforderung: Hohe Erwartungen, begrenzte Umsetzung
Dr. Schlicht begann mit einer ernüchternden Statistik: Acht von zehn KI-Projekten scheitern. Dieser Umstand sei oft auf unrealistische Erwartungen und unzureichende Kompetenzen zurückzuführen.
„Wir haben in Deutschland kein Ideenproblem, sondern ein Umsetzungsproblem“, betonte er. Die Immobilienwirtschaft müsse daher neue Ansätze wie Design Thinking und Data Thinking anwenden, um Innovationen effektiv umzusetzen.
Von der Idee zur Praxis: Daten als Schlüsselressource
Ein zentraler Aspekt des Vortrags war die Bedeutung von Daten für die Entwicklung innovativer Lösungen. Schlicht stellte klar, dass der Weg zu erfolgreicher KI nicht bei der Technologie beginnt, sondern bei der Vorbereitung der Daten. „KI kann nichts mit unstrukturierten Daten anfangen“, erklärte er.
Multidimensionaler Datenansatz
Mit mehr als 350 frei zugänglichen Datenquellen zeigte Dr. Schlicht, wie bestehende Daten genutzt werden können, um wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Ein Beispiel:
Daten über Photovoltaik- und Solarthermiepotenziale, Baujahre und Energieverbräuche können kombiniert werden, um Immobilien mit hohem Sanierungspotenzial zu identifizieren.
Altersstrukturen der Bewohner können in die Analyse einfließen, um gezielt soziale und energetische Maßnahmen zu planen.
Praktische Beispiele aus der Immobilienwirtschaft
Photovoltaik- und Sanierungsplanung
Durch die Analyse von Dachneigungen und Ausrichtungen können Potenziale für Solaranlagen direkt aus frei zugänglichen Stadtmodellen abgeleitet werden. Mit diesen Informationen lässt sich ein energetischer Sanierungsfahrplan erstellen, der die Planungskosten senkt und die Effizienz steigert.
Kindertagesstätten und Demografie
Ein weiteres Beispiel war die Planung von Kindertagesstätten. Durch die Kombination von Bevölkerungsdaten mit bestehenden Infrastrukturen können Bedarfe identifiziert und optimale Standorte für Neubauten festgelegt werden. Diese datengetriebenen Ansätze erleichtern Kommunen die Entscheidungsfindung.
KI in der Praxis: Der Mehrwert strukturierter Daten
Dr. Schlicht zeigte, wie KI eingesetzt werden kann, um aus komplexen Datenmengen Muster zu erkennen. Ein Projekt demonstrierte, wie standardisierte Wohnbauten aus den 1950er und 1960er Jahren identifiziert wurden. Durch die Kombination von Bauformdaten und energetischen Informationen konnten 320.000 ähnliche Objekte in Deutschland gefunden werden – ein wichtiger Schritt für gezielte Modernisierungsmaßnahmen.
Gemeinsam in die Zukunft
Abschließend betonte Dr. Schlicht die Notwendigkeit von Kooperationen und Datengenossenschaften, um die Immobilienwirtschaft voranzubringen. „Wir müssen die kollektive Intelligenz nutzen und datenbasierte Entscheidungen fördern“, forderte er. Nur durch den Zusammenschluss von Technologie, Daten und menschlichem Wissen könnten die Potenziale von KI voll ausgeschöpft werden.
„Unser Ziel ist es, schneller, präziser und nachhaltiger zu arbeiten – mit einer KI, die uns dabei unterstützt, statt uns zu ersetzen“, resümierte Diehl. Foto: Geisselbrecht-MIT 2024 https://geisselbrecht.biz/
Sven Diehl, Geschäftsführer und Gesellschafter der SBC GmbH & Co. KG sowie der SBC.sim GmbH, präsentierte auf dem 14. Mainzer Immobilientag die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) und digitalen Gebäudemodellen bei der Optimierung von Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.
Er legte dabei den klaren Fokus auf pragmatische Lösungen für den Gebäudebestand und neue Bauprojekte und zeigte, wie Simulation und KI zur Dekarbonisierung der Immobilienwirtschaft beitragen können.
Das Konzept: Simulation in der frühen Planungsphase
Sven Diehl erklärte, dass die SBC.sim GmbH sich auf Gebäudesimulationen in frühen Planungsphasen spezialisiert hat. Diese Simulationen erlauben es, Energiebedarfe und CO₂-Emissionen bereits vor dem ersten Spatenstich realistisch einzuschätzen.
„In dieser Phase gibt es oft noch keine detaillierten Grundrisse oder BIM-Modelle. Dennoch erstellen wir 3D-Baukastensysteme, die fundierte Prognosen liefern“, erklärte Diehl.
Schritte der Simulation
Konzeptsimulation: In der Anfangsphase werden grundlegende Parameter wie Belegungszahlen, Beleuchtung und innere Lasten in die Modelle integriert.
Design-Simulation: Mit zunehmendem Planungsfortschritt und Datenänderungen werden die Simulationen präzisiert.
Master-Simulation: Nach Abschluss der Planungen fließen spezifische Daten aus der Ausführungsplanung ein, um die Ergebnisse weiter zu validieren.
KI als Schnittstelle: Optimierung und Analyse
Ein zentrales Element ist der KI-basierte digitale Gebäudeleitstand, der sowohl Simulationen als auch Echtzeitdaten aus smarten Gebäuden miteinander verknüpft.
Selbstlernende Systeme: KI hilft, die Vielzahl an Sensordaten – von Belegungszahlen bis zu Temperatur- und Luftqualitätswerten – effizient auszuwerten.
Vorausschauende Wartung: Anhand der Daten erkennt die KI Anomalien und Abweichungen, die auf ineffiziente Prozesse oder technische Defekte hinweisen.
Dekarbonisierung: Der digitale Leitstand wird genutzt, um den Energieverbrauch zu minimieren und nachhaltige Betriebsweisen sicherzustellen.
„Ein echter digitaler Zwilling vergleicht kontinuierlich reale Gebäudedaten mit den Ergebnissen der Simulation. So erkennen wir Abweichungen frühzeitig und können reagieren“, betonte Diehl.
Praxisbeispiel: Hochhausprojekte und Energieaudits
Aktuell testet SBC.sim den digitalen Leitstand an Projekten wie einem Hochhaus in Frankfurt mit 70.000 Quadratmetern Nutzfläche. Ziel ist es, den spezifischen Energiebedarf auf 70 kWh pro Quadratmeter und Jahr zu senken.
Transparente Berichte: Die Simulationsergebnisse und realen Daten fließen in ESG-konforme Energieaudits ein. Diese Berichte dienen als Grundlage für Nachhaltigkeitszertifikate und das EU-konforme Reporting.
Anpassungen: Werden Zielwerte nicht erreicht, hilft die KI, Ursachen zu identifizieren – etwa verändertes Nutzerverhalten oder technische Probleme.
Zukunftsvision: KI als Werkzeug, nicht als Ersatz
Sven Diehl sieht in der KI kein Allheilmittel, sondern ein wichtiges Hilfsinstrument: „Die KI kann Daten analysieren und Prozesse optimieren, aber die Verantwortung bleibt beim Menschen.“ Er betonte, dass die Grundlagen der Simulation von Ingenieuren geschaffen werden und die KI diese lediglich unterstützt.
Der digitale Zwilling werde zukünftig eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung spielen, da er die Performance von Gebäuden auf Basis realistischer Annahmen und Echtzeitdaten laufend überwacht und optimiert.
Mit einer KI arbeiten, die unterstützt und nicht ersetzt
Die Ausführungen von Sven Diehl zeigten, wie KI und Simulation zusammenarbeiten, um den Gebäudebestand nachhaltiger zu machen. Von der frühen Planungsphase bis zur Betriebsüberwachung liefert die Technologie datenbasierte Antworten auf die drängenden Herausforderungen der Branche. „Unser Ziel ist es, schneller, präziser und nachhaltiger zu arbeiten – mit einer KI, die uns dabei unterstützt, statt uns zu ersetzen“, resümierte Diehl.