Im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, bezahlbarem Wohnraum und Fachkräftemangel spielt der stetige digitale Transformationsprozess und die Nutzung neuer Technologien für die Branche eine entscheidende Rolle. Zu diesen und weiteren Themen haben wir mit Aareon-CEO Harry Thomsen gesprochen.
Herr Thomsen, wie kann Aareon dazu beitragen, die Herausforderungen wie beispielsweise Kostendruck, Energieeffizienz und Fachkräftemangel zu bewältigen?
Wir haben den Anspruch, unsere Kundinnen und Kunden bestmöglich zu unterstützen. Es geht darum, neue Technologien sinnvoll zu nutzen, um Prozesse und die damit verbundene Vernetzung von Stakeholdern weiter zu vereinfachen. Neben dem Wertschöpfungsbeitrag für das Unternehmen profitieren hiervon auch die Mitarbeitenden. Einfach gesagt, unattraktive, repetitive Tätigkeiten können von intelligenter Software übernommen werden.
Damit werden Kapazitäten für andere Dinge frei. Die Technologie unterstützt uns in unserem operativen Arbeitsalltag. Oftmals ist das schon so selbstverständlich, dass wir das gar nicht mehr richtig realisieren.
Technologie scheint allerdings oft komplex und Menschen scheuen Veränderungen. Was raten Sie den Unternehmen?
Mit Blick auf die Einführung neuer Software-Lösungen, ist es wichtig, Prioritäten zu setzen und auch das unternehmenseigene digitale Ökosystem im Blick zu behalten. Ein guter Kompass ist die jeweilige Unternehmensstrategie. Da intelligente Software nur im Zusammenspiel mit Menschen ihre Mehrwerte entfalten kann, ist es ebenfalls relevant, die Mitarbeitenden in den digitalen Transformationsprozess einzubeziehen.
Wenn die Arbeit für sie komfortabler wird, ist die Akzeptanz neuer Technologien kein Thema mehr. Das hat sich auch in der Vergangenheit immer wieder gezeigt. Wer hätte vor sagen wir mal ca. 25 Jahren gedacht, dass wir irgendwann alle selbstverständlich mit dem Handy unterwegs sein werden und viele Dinge des alltäglichen Lebens ganz einfach und komfortabel mobil erledigen?
Welche weiteren nächsten Impulse wollen Sie in der Produktentwicklung setzen?
Wir werden unser Angebot des Property Management Systems für alle Produktfamilien und alle drei Marktsegmente weiterentwickeln: Die Wohnungswirtschaft, die gewerbliche Immobilienwirtschaft und das Segment der Immobilienverwaltung. Die Unterstützung durch KI ist hier insgesamt ein sehr spannendes Thema und fest in unserer Produktentwicklung verankert. Bei Wodis Yuneo beispielsweise arbeiten wir intensiv an den KI-Funktionalitäten.
Ziel ist es, dass die Mitarbeitenden der Wohnungsunternehmen von einem lernenden Assistenten bzw. einer Assistentin bei ihrer täglichen Arbeit entlastet werden. Ich möchte ein Beispiel geben: Der zukünftige KI-Assistent soll für Rechnungen aktiv Vorschläge zur Buchung und Kontierung machen. Mit diesem intelligenten Assistenten wollen wir im ersten Quartal in die Pilotphase gehen.
Für die gewerbliche Immobilienwirtschaft bieten wir mit RELion One eine moderne Cloud-Lösung auf Basis von Microsoft Dynamics 365 Business Central an. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung werden 2025 erste Integrationen mit Microsoft-Diensten wie zum Beispiel Exchange, OneDrive oder Teams möglich sein. Auch KI-Funktionalitäten werden bereits pilotiert, um unsere Kundinnen und Kunden in der gewerblichen Immobilienwirtschaft bestmöglich beim Thema Automatisierung zu unterstützen.
Und im Segment der Immobilienverwaltung haben wir in kurzer Zeit die Funktionalitäten für die Produkte weiterentwickelt. Für die Lösungen PowerHaus und HausPerfekt bieten wir die Zahlungslösung BK01 an. Ebenso wird in 2025 für alle Immobilienverwaltungslösungen die Funktionalität für E-Rechnungen angeboten. Darüber hinaus können auch hier die Kundinnen und Kunden von dem Angebot der Partnerlösungen über Aareon Connect profitieren.
Sie haben gerade die Immobilienverwaltung angesprochen. Aareon hat dieses Marktsegment insbesondere durch Übernahmen im vergangenen Jahr 2024 gestärkt, was durchaus auch kritisch gesehen wurde. Wie ordnen Sie das ein?
Für uns steht der Erfolg unserer Kundinnen und Kunden an erster Stelle. Nur wenn sie zufrieden und erfolgreich mit unserer Software sind, sind wir ebenfalls erfolgreich. Wir möchten die komplexe Arbeit von Immobilienverwaltungen durch innovative digitale Lösungen unterstützen. Wie vorhin angesprochen, ist eine zukunftsorientierte Softwareentwicklung auch immer mit signifikanten Investitionen verbunden, damit Kundinnen und Kunden von den Vorteilen neuer Technologien profitieren können.
Für kleinere Unternehmen ist es aufgrund mangelnder Skalierungseffekte schwieriger, entsprechende Investitionen zu tätigen. Eine gewisse Unternehmensgröße ist daher für Kundinnen und Kunden durchaus von Vorteil. Erste zusätzliche Funktionalitäten, die wir in den Software-Lösungen schon umgesetzt haben, habe ich bereits angesprochen.
Um unser Angebot für die Immobilienverwaltung weiter zu stärken, werden wir unsere drei Tochtergesellschaften Haus Perfekt, Immo Software und UTS innovative Softwaresysteme stärker vernetzen. Wir wollen hier unsere gesamte Expertise bündeln, um strategische Themen im Sinne unserer Kundinnen und Kunden gemeinschaftlich und effizient voranzutreiben.
Auch Aareon hat jetzt mit TPG und CDPQ neue Eigentümer. Was bedeutet das für die Ausrichtung von Aareon und für Ihre Kundschaft? Es gab ja auch hierzu einige Diskussionen in der Branche.
Wir sind in einem vertrauensvollen Austausch mit unseren Eigentümern und ich möchte betonen, dass diese, unsere bewährte Strategie unterstützen. Natürlich verfolgen wir, dass es durchaus auch Verunsicherung im Markt gibt. Aber wir – also Aareon – und somit unsere Kundinnen und Kunden können von der Expertise und der Investitionskraft der neuen Eigentümer profitieren. Es geht darum, Dinge besser zu machen und unseren Kundinnen und Kunden optimierte Lösungen anzubieten. Der Fokus der Investitionen wird weiterhin auf die aktuellen und zukünftigen Markt- und Kundenbedürfnisse ausgerichtet sein, um die Digitalisierung und Wertschöpfung in der Branche bestmöglich zu unterstützen.
Wir sind in der Lage, neue Lösungen und Services anzubieten, wie beispielsweise seit einigen Jahren die CRM-Lösung der Wohnungshelden, und können unsere strategischen Produkte verbessern, wie zum Beispiel mit der Chatbot- bzw. zukünftigen Voicebot-Funktion. Wir sehen das insgesamt sehr positiv und freuen uns darauf ganz viel Fortschritt für unsere Kundschaft zu bewirken.
Und wie stellen Sie sicher, dass Ihre Lösungen den Bedarf der Branche treffen?
Unser gesamtes Geschäftsmodell ist auf den Bedarf und den Erfolg unserer Kundinnen und Kunden ausgerichtet. Nur durch den stetigen konstruktiven Austausch können wir in ihrem Sinne agieren. Der Dialog mit den Kundinnen und Kunden ist bei Aareon bereits fest verankert. Mit den Kundenbeiräten thematisieren wir regelmäßig zentrale Branchen- und Aareon-Themen.


Auch pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit den Verbänden und wichtigen Key Playern der Branche. Durch diese systematische Kommunikation erhalten wir wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung unserer Produkte. Im direkten Dialog erfahren wir am besten, welches die strategischen Prioritäten unserer Kundschaft sind. In diesen Austausch werden wir zukünftig sogar noch verstärkt Ressourcen investieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist natürlich die Zusammenarbeit mit Pilotkunden. Hier sammeln wir ebenfalls wichtige Erfahrungen, bevor ein Produkt letztlich auf den Markt gebracht wird. Zudem bieten wir für unsere Kundschaft regelmäßig verschiedene Veranstaltungs- und Informationsformate an.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch schon auf unsere nächste große Präsenzveranstaltung, den Aareon Summit, hinweisen. Dieser wird vom 26. bis zum 28. Mai 2025 im innovativen EUREF-Campus Düsseldorf stattfinden. Ich freue mich schon sehr, viele aus der Branche dort wieder persönlich zu treffen.