Auf dem 14. Mainzer Immobilientag am 8. November 2024 präsentierte Prof. Dr. Christian Hanus von der Universität für Weiterbildung Krems einen Vortrag zum Thema „Monumentum ad usum – Simulation der Klimarisiken“.
Mit einer detaillierten Analyse beleuchtete er, wie historische und moderne Bauten im Hinblick auf ihre ökologische und ökonomische Bilanzierung abschneiden und welche Rolle thermodynamische Simulationen dabei spielen.
Historische Bauten im Fokus
Im Zentrum der Untersuchungen von Prof. Hanus standen denkmalgeschützte Wohnbauten und ihre moderne Konkurrenz. Der Fokus lag darauf, die energetischen und ökologischen Eigenschaften dieser Gebäude zu analysieren und ihre Leistungsfähigkeit unter realen und simulierten Klimabedingungen zu bewerten.
Ein besonders aufschlussreiches Beispiel war der Vergleich eines sanierten mittelalterlichen Wohnbaus aus Krems mit einem vergleichbaren Neubau aus dem Jahr 2010. Beide Objekte befanden sich in derselben Lage, hatten dieselbe Nutzung und Eigentümerstruktur – optimale Bedingungen für eine aussagekräftige Gegenüberstellung.
Ergebnisse der Verbrauchsanalysen
Die Ergebnisse der Untersuchungen waren überraschend:
- Der tatsächliche Heizenergieverbrauch des Altbaus lag deutlich unter den prognostizierten Werten, während der Verbrauch des Neubaus diese signifikant überschritt.
- Altbauten profitieren von massiven Speichermassen und geringeren Fensterflächen, was eine stabilere Innentemperatur ermöglicht.
- Neubauten hingegen zeigten häufig erhöhte Verbrauchswerte durch ineffizientes Nutzerverhalten, wie etwa ständiges Kipplüften.
Die Studien ergaben, dass standardisierte Simulationsprogramme oft unzureichend sind, da sie von unrealistischen Standardwerten ausgehen (z. B. 22 °C Raumtemperatur).
Thermodynamische Simulationen als Schlüssel
Um die Diskrepanz zwischen berechnetem Bedarf und tatsächlichem Verbrauch zu überwinden, setzt Prof. Hanus auf thermodynamische Simulationen. Diese Modelle berücksichtigen nicht nur aktuelle Klimadaten, sondern auch Prognosen für die nächsten 50 Jahre.
Die Simulationen zeigten:
- Heizbedarf: Aufgrund steigender Außentemperaturen wird der Heizbedarf sowohl bei Alt- als auch bei Neubauten abnehmen.
- Kühlbedarf: Der Kühlbedarf wird hingegen ansteigen, wobei Neubauten aufgrund ihrer größeren Fensterflächen stärker betroffen sind als Altbauten mit massiven Mauern.


Ökologische und ökonomische Bilanzen
Prof. Hanus verdeutlichte auch die Bedeutung von Lebenszykluskosten und ökologischen Bilanzen:
- Altbauten: Trotz höherer Betriebskosten können historische Bauten ökologisch vorteilhafter sein, da ihre Sanierung weniger Primärenergie erfordert als der Neubau.
- Neubauten: Diese schneiden im Betrieb oft besser ab, erfordern jedoch höhere Investitionen in der Herstellung.
Die Untersuchung bezog auch die CO₂-Emissionen ein. Hier zeigte sich, dass Altbauten durch geringeren Materialbedarf und niedrigere Sanierungskosten langfristig ökologisch im Vorteil sein können.
Fazit und Ausblick
Prof. Hanus’ Forschung verdeutlicht, dass historische Bauten unter Berücksichtigung von Klimawandel und Nutzerverhalten eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Investition darstellen können. Er hob hervor, dass künftige Bewertungsmodelle nicht nur die thermodynamischen Eigenschaften von Gebäuden, sondern auch infrastrukturelle Aspekte wie Mobilität und Erschließung einbeziehen müssen.
Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden in der Publikation Cultural Heritage and Climate Opportunities dokumentiert und stehen kostenfrei zur Verfügung. https://www.donau-uni.ac.at/de.html
Prof. Hanus schloss mit einem Appell: „Nur durch eine ganzheitliche Betrachtung, die sowohl Klimadaten als auch das Verhalten der Nutzer einbezieht, können wir die richtigen Entscheidungen für eine nachhaltige Zukunft treffen.“

