Mainzer Immobilientag 2024: KI, Nachhaltigkeit und die Zukunft – Die Immobilienbranche steht vor einem Paradigmenwechsel

Der Mainzer Immobilientag 2024 stand im Zeichen von Künstlicher Intelligenz (KI), Nachhaltigkeit und der Transformation der Immobilienwirtschaft. Referenten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis präsentierten Ansätze, wie die Branche aktuelle Herausforderungen wie den Klimawandel und den Fachkräftemangel meistern kann.

Von der Simulation von Klimarisiken bis hin zu KI-gestützten Lösungen für die WEG-Verwaltung reichten die Themen. Mainzer Immobilientag – Initiator Prof. Dr. Ulrich Bogenstätter von der Hochschule Mainz und Rechtsanwältin Birgit Schaarschmidt moderierten gekonnt durch die Veranstaltungsformate Referate und Diskussion, so wurde schlussendlich eines deutlich: Die Immobilienbranche steht vor einem Paradigmenwechsel.

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Schlüsselthema 1: Künstliche Intelligenz als Werkzeug, nicht als Ersatz

Die Vorträge zeigten, dass KI zwar kein Allheilmittel ist, aber als ein zentraler Baustein der Digitalisierung betrachtet werden muss. Dr. Oliver Martin, Vorsitzender des Verbands der Immobilienverwalter Rheinland-Pfalz/Saarland, hob hervor, wie KI den Alltag von Wohnungseigentümergemeinschaften effizienter gestalten kann. Automatisierte Bonitätsprüfungen, Chatbots für Standardanfragen und intelligente Anrufbeantworter sind bereits im Einsatz und entlasten Verwalter bei Routineaufgaben. Martin betonte jedoch, dass die menschliche Expertise unersetzlich bleibt, insbesondere bei komplexen Verhandlungen oder im Kundenkontakt.

Auch Sven Diehl von der SBC.sim GmbH machte deutlich, dass KI in der Immobilienwirtschaft vor allem als Werkzeug dient. Mit Hilfe von Simulationen und digitalen Zwillingen können Gebäude bereits in der Planungsphase auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit optimiert werden. „Die KI analysiert Daten und identifiziert Anomalien, aber die Entscheidungen treffen immer noch Menschen“, so Diehl.

Schlüsselthema 2: Simulation und Datenmanagement

Prof. Dr. Christian Hanus von der Universität Krems legte den Fokus auf thermodynamische Simulationen und Lebenszyklusanalyse. Seine Forschung zeigt, dass historische Bauten oft eine gute ökologische Bilanz aufweisen können – vorausgesetzt, sie werden unter realistischen Bedingungen bewertet. Hierzu gehören klimatische Daten für die kommenden Jahrzehnte ebenso wie das Verhalten der Nutzer. Die Kombination aus Simulation und präzisem Datenmanagement erlaubt es, gezielte Sanierungsstrategien zu entwickeln und so den Gebäudebestand nachhaltiger zu gestalten.

Sven Diehl ergänzte diesen Ansatz mit seiner Vorstellung eines KI-basierten digitalen Gebäudeleitstands. Echtzeitdaten aus Sensoren werden mit Simulationsmodellen verknüpft, um die Energieeffizienz von Gebäuden kontinuierlich zu verbessern. Solche Systeme sind nicht nur eine Antwort auf den Klimawandel, sondern auch eine Grundlage für ESG-konformes Reporting.

Schlüsselthema 3: Nachhaltigkeit als oberste Priorität

Ein roter Faden aller Vorträge war die Dringlichkeit, den Immobilienbestand zu dekarbonisieren. Dr. Pau-y Chow von Schindler stellte Technologien vor, die nicht nur den Betrieb von Aufzügen optimieren, sondern auch zur CO₂-Reduktion beitragen. Der Fokus auf smarte Gebäudetechnologien und nachhaltige Mobilitätslösungen zeigt, wie Digitalisierung und Klimaschutz Hand in Hand gehen können.

Die Diskussionen verdeutlichten jedoch auch die Herausforderungen: Normen und Regularien sind oft veraltet und berücksichtigen nicht die dynamischen Bedingungen moderner Gebäude. Sven Diehl kritisierte etwa statische Berechnungsmethoden, die realistische Rahmenbedingungen wie innere Lasten oder dynamische Nutzerverhalten nicht ausreichend berücksichtigen. Solche Überholungen führen zu ineffizienter Technik und höheren Betriebskosten. Er forderte, dass gesetzliche Regularien an die Bedürfnisse moderner Gebäudetechnologien angepasst werden müssen.

Diskussion: KI und Nutzerfreundlichkeit

Ein wichtiger Aspekt der Schlussdiskussion war die Rolle der Nutzer und deren Verhalten. Die Referenten waren sich einig, dass KI nicht dazu dienen sollte, den Nutzern starre Vorgaben zu machen. Stattdessen sollte die Technologie helfen, ein Gleichgewicht zwischen Energieeffizienz und Komfort zu schaffen. „Die Performance eines Gebäudes kann nur verbessert werden, wenn Nutzer mit eingebunden werden und ihr Verhalten reflektieren“, betonte Diehl.

Dabei wurde auch die ethische Komponente angesprochen: Wie weit darf KI eigenständige Entscheidungen treffen? Während einige Teilnehmer proaktive Eingriffe durch KI als sinnvoll ansahen, plädierten andere dafür, dass der Mensch immer die Kontrolle behalten sollte.

Fazit: Die Zukunft ist datenbasiert

Der Mainzer Immobilientag 2024 zeigte, dass die Zukunft der Immobilienwirtschaft datenbasiert ist. KI, Simulation und nachhaltige Technologien bieten Potenziale, den Gebäudebestand effizienter, ökologischer und wirtschaftlicher zu gestalten. Doch technologische Innovation allein reicht nicht aus. Eine klare Strategie, geschulte Fachkräfte und ein Umdenken in der gesamten Branche sind notwendig, um diese Chancen zu nutzen.

Ein Satz von Dr. Oliver Martin bringt die Quintessenz auf den Punkt: „Denken Sie bei aller Technik immer an den Menschen. Denn ohne ihn gibt es keine Zukunft – weder für die Immobilienbranche noch für die KI.“

In dieser Sonderausgabe von Wohnungswirtschaft digital. stellen wir ihnen die Beiträge der Referenten des Mainzer Immobilientages 2024 vor.

Kristof Warda

Redaktion Wohnungswirtschaft digital.

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