Auf dem 14. Mainzer Immobilientag präsentierte Dr. Oliver Martin, Vorsitzender des Verbands der Immobilienverwalter Rheinland-Pfalz/Saarland, einen praxisnahen Einblick in den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Verwaltung von Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG).
Martin beleuchtete in seinem Vortrag die Potenziale von KI zur Effizienzsteigerung und als Antwort auf den zunehmenden Fachkräftemangel.
Die Ausgangssituation: Fachkräftemangel und wachsende Anforderungen
Dr. Martin betonte, dass die Immobilienbranche vor großen Herausforderungen steht. Der Fachkräftemangel ist spürbar, während die Aufgaben und Erwartungen an Verwalter stetig wachsen. Insbesondere kleine Eigentümergemeinschaften stehen vor Problemen, da sie oft keinen Verwalter finden oder hohe Kosten tragen müssen.
„Wenn alle nur noch studieren, wer baut dann die Universitäten?“ Mit diesem Satz verdeutlichte Dr. Martin, dass der Fokus auf die Ausbildung von Praktikern, wie Handwerkern und Verwaltern, dringend notwendig ist. Gleichzeitig können Technologien wie KI zur Entlastung beitragen.
Einsatzfelder von KI in der WEG-Verwaltung
Laut einer Umfrage seines Verbands nutzen bereits 22 % der Verwalter KI-basierte Technologien, während 54 % deren Einsatz planen. Folgende Anwendungen finden dabei besondere Beachtung:
- Chatbots: Automatisierte Kommunikation, die Standardanfragen effizient bearbeitet und damit Zeit spart.
- Bonitätsprüfung und Vertragsoptimierung: KI kann finanzielle Risiken minimieren und rechtssichere Dokumente erstellen.
- Intelligente Anrufbeantworter: Diese erkennen und filtern beleidigende Nachrichten, um Mitarbeiter zu schützen und eine bessere Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
- Transkription und Abrechnungserstellung: Automatisierte Systeme beschleunigen Prozesse wie die Erstellung von Jahresabrechnungen.
Dr. Martin hob hervor, dass KI nicht nur im Verwaltungsalltag hilft, sondern auch die Content-Erstellung für Social Media und Marketing unterstützt. Besonders interessant sei die Nutzung von KI für virtuelle Besichtigungen und Home Staging, um Immobilien optimal zu präsentieren.


Hürden bei der Implementierung
Trotz der Vorteile gibt es Hindernisse bei der Integration von KI in bestehende Systeme. Viele Verwalter arbeiten mit veralteter Software, die keine Schnittstellen für KI bietet. Zudem zeigt sich bei manchen Mitarbeitern Widerstand gegenüber neuen Technologien. „Der zweiundsechzigjährige Mitarbeiter wird sich schwerer tun als der fünfundzwanzigjährige“, erklärte Martin. Schulungen und gezielte Unterstützung sind daher essenziell, um die Akzeptanz zu erhöhen.
Praktische Vorteile: Zeit und Effizienz
Ein zentrales Argument für den Einsatz von KI ist der Zeitgewinn. Intelligente Systeme können Routineaufgaben übernehmen und Verwaltern die Möglichkeit geben, sich auf komplexere Aufgaben oder den persönlichen Kontakt mit Kunden zu konzentrieren. Dr. Martin nannte hier ein Beispiel: „Durch automatisierte Störungsmeldungen können Handwerker gezielt informiert werden, was Reparaturen beschleunigt und Kosten spart.“
Ausblick: Chancen und Risiken
Dr. Martin zeigte sich optimistisch, was die Weiterentwicklung von KI in der Immobilienwirtschaft betrifft. Er wies jedoch darauf hin, dass KI kein Ersatz für den menschlichen Faktor ist. Insbesondere handwerkliche Tätigkeiten oder die Beziehungspflege mit Kunden bleiben Aufgaben, die nicht von Technologie übernommen werden können.
Zum Abschluss appellierte er an die Branche: „Denken Sie bei aller Theorie und Technik immer an den Menschen. Egal ob Handwerker oder Verwalter – wir brauchen die richtigen Leute an der richtigen Stelle.“

