Liebe Leser:innen!

Die Welt ist im Krisenmodus, auch die Wohnbauwelt, auch in Österreich. Hohe Bau- und Finanzierungskosten, eine sinkende Wohnbauleistung, die dadurch drohende Wohnbaulücke, die steigenden Mieten, die steigende Arbeitslosenquote am Bau, und, und, und …

In mancher Hinsicht – wie bei den Zinsen und Baukosten – lassen vorsichtige Prognosen auf Entspannung hoffen, betreffend leistbarer Wohnversorgung und Arbeitslosenzahlen sieht es aktuell weniger rosig aus. Wie jede Krise trifft auch die Wohnungskrise die Menschen mit geringem Einkommen deutlich mehr als die Reichen. Wie eine große Maklerfirma im Juli vermeldete, erfreuen sich in Österreich Luxusimmobilien weiterhin großer Nachfrage. Zwischen 2013 und 2023 gingen zwar die Wohnkosten für Eigentümer:innen um 26 Prozent nach oben, Mieter: innen hingegen mussten um bis zu 49 Prozent mehr berappen. Während die einen mit ihren Immobilien gute Geschäfte machen, wissen die anderen nicht, wie sie die nächste Miete bezahlen.

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Aber halt! Kann man tatsächlich von einer Krise sprechen, wenn in Österreich im Durchschnitt die durchschnittliche Wohnfläche pro Person fast 47 Quadratmeter beträgt? Im Jahr 1971 kamen die Österreicher:innen mit weniger als der Hälfte aus.

„Alles, was zählt“ lautet der Titel der vorliegenden Ausgabe von WohnenPlus. Wir beschäftigen uns darin mit all den Zahlen, die Indikatoren für eine drohende Wohnbaukrise sind, mit den Preistreibern aber ebenso mit Maßnahmen und Strategien, die dagegensteuern können.

Wie immer bei großen Problemen gibt es keine einfache Lösung. Das spielt den Populisten in die Hände, die sich die Unsicherheit und Ängste der Menschen zunutze machen. Wie eine politologische Studie für Deutschland herausgefunden hat, erhöht das Steigen der Miete um einen Euro pro Quadratmeter die Wahrscheinlichkeit, dass eine Mieter:in die AfD wählt um mehr als vier Prozent.

Eine zwischen Bund, Ländern und Kommunen gut koordinierte Wohnbaupolitik, unterstützt von Branchenverbänden und Berufsvertretungen, ist gefragt. Eine Erhöhung der Wohnbauförderung, Vereinfachungen im Wust der Normen, eine schonende Bodenpolitik und vieles mehr muss zusammenwirken, damit wir den Weg aus dem Krisenmodus finden und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum entschärft wird. Das mag ein komplexes Unterfangen sein, wird den Verantwortlichen aber nicht erspart bleiben.

„Damit das Bauen Freude macht“ lautete vor Jahrzehnten der Slogan eines Bauunternehmens. Es müsste aber vielmehr gelingen, meine ich, dass die Freude am Bauen – die ja nicht per se verwerflich ist – Bauten, die Freude machen, hervorbringt.

Ich gestehe, dass ich eine unverbesserliche Optimistin bin, aber das muss mit lösungsorientierter Sachlichkeit, guter Expertise und einer solidarischen Haltung doch gelingen!
Was meinen Sie?

Franziska Leeb

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