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Kreativ mit Kreide – an der größten Tafel in Kassel

Mit Kreativität den Zusammenhalt stärken: die „bemalbare Wand“ am MartiniTor umfasst fünf jeweils zehn bis zwölf Quadratmeter große Flächen. Foto: NHW / Alexander Hauschild

„Happy Birthday, Maja“, mehrere Autos, Herzen, ein Notenschlüssel: Die „bemalbare Wand“ am MartiniTor, dem Neubauprojekt der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) in Kassels Vorderem Westen ist genau das, was sie sein soll: Ein Treffpunkt für alle, die kreativ sein, sich künstlerisch betätigen oder eine mehr oder weniger wichtige Botschaft hinterlassen wollen.

Machen gemeinsam die ersten Kreidestriche: Künstlerin Aliaa Abou Khaddour sowie (v. li.) Matthias Otto (Leiter Servicecenter Kassel), Frank Jungermann (Kundenmanager), Friedemann Bunge (Projektleiter Neubau), Sascha Holstein (Leiter Regionalcenter Kassel) und Alexander Hau-schild (Projektleiter Soziale Quartiersentwicklung). Foto: NHW / Andreas Fischer

Vor kurzem haben Vertreter von Hessens größtem Wohnungsunternehmen, darunter Regionalcenterleiter Sascha Holstein und Servicecenterleiter Matthias Otto, zusammen mit der Kasseler Künstlerin Aliaa Abou Khaddour sowie Mieterinnen und Mietern die Wand im Rahmen eines Nachbarschaftsfests bemalt und eingeweiht. Genau genommen sind es sogar fünf Wände: je ca. zehn bis zwölf Quadratmeter große Flächen, die sich am Verbindungsweg zwischen Uhlandstraße und der Straße Am Alten Sudhaus entlangziehen.

Die Tafelfarbe verwandelt die Wand in eine Schultafel, wie man sie aus dem Klassenraum kennt. Sie lässt sich besonders leicht auftragen und verarbeiten, ist wasserbasiert und damit ungiftig. Kleine und große Künstler können die Wand mit echten Tafelkreiden beschriften oder bemalen und anschließend mit Wasser abwischen. Eine tolle Sache gerade für Eltern – schließlich müssen sie nicht mehr den Atem anhalten, wenn der Nachwuchs sich kreativ austoben möchte. Kreide, Eimer und Schwämme stellt die NHW zur Verfügung, nur um das Wasser müssen sich die Künstler selbst kümmern.

Mit Kreativität den Zusammenhalt stärken

Initiiert haben das Projekt Friedemann Bunge, Projektleiter Neubau, und Alexander Hauschild, Projektleiter Soziale Quartiersentwicklung bei der NHW. „Wir stehen ja öfter vor der Frage: Was machen wir mit diesen riesigen kahlen Wandflächen? Wir wollten etwas Neues ausprobieren, etwas, das es bei uns noch nicht gibt und auch branchenweit meines Wissens einmalig ist“, sagt Bunge. „Die NHW hat auch einen sozialen Auftrag“, ergänzt Alexander Hauschild.

„Dieses Projekt ist ein weiterer Baustein auf dem Weg, diesen Auftrag mit Leben zu füllen. Wir geben unseren Mieterinnen und Mietern sowie den Menschen im Quartier Raum für Kreativität. Dieser Raum ist öffentlich und muss somit gemeinsam und im besten Sinne demokratisch genutzt werden. Hier können gemeinsame Kunstwerke einer ganzen Nachbarschaft entstehen. Wir sind überzeugt, dass das die Menschen vor Ort näher zusammenbringt und den sozialen Zusammenhalt stärkt.“

Bunge resümiert: „Wir sind sehr froh, dass die ,bemalbare Wand‘ so gut angenommen wird – und sind gespannt, was dort in Zukunft zu bestaunen sein wird.“

Nachwuchskünstler Jonathan freut sich sichtlich über das neue Malangebot im MartiniTor. Foto: NHW / Andreas Fischer

Keine Sorge vor Schmierereien oder Vandalismus

Sorge vor üblen Schmierereien oder Vandalismus haben Bunge und Hauschild nicht. „Das passiert meist dort, wo es Verbote gibt. Wir stellen der Allgemeinheit eine Fläche zur kreativen Entfaltung zur Verfügung und gehen fest davon aus, dass das wertgeschätzt und respektiert wird. Wir bauen darauf, dass die Nachbarschaft verantwortungsvoll mit den Möglichkeiten dieses offenen Raumes umgeht.

Menschenverachtende Botschaften oder Darstellungen haben dort keinen Platz. Die NHW steht für eine offene Gesellschaft ohne illegitime Ausgrenzung. Wir appellieren an die Nachbarschaft im MartiniQuartier, bei der gemeinsamen Nutzung der ‚bemalbaren Wand‘ ebenfalls dafür einzustehen.“

Spind aus der Koch-Klinik dient als Kreide-Lager und Bücherschrank

Ein Sandkasten für die ganz Kleinen und Sitzgelegenheiten sollen die Aufenthaltsqualität vor Ort zusätzlich erhöhen. Ein alter Spind aus der Koch-Klinik hat vor Ort auch eine neue Verwendung gefunden. Der NHW-Handwerker-Service hat ihn befestigt und so umgebaut, dass er als Lager für Kreide, Eimer und Schwämme dient. Inzwischen wird er zudem aktiv als Tauschbörse und öffentlicher Bücherschrank genutzt.

So kann auf den Bänken in einem Buch geschmökert werden, während die Kinder sich an den Wandtafeln ausprobieren. Ein gutes Beispiel dafür, wie eine Nachbarschaft die Nutzung eines Ortes mitbestimmen und weiterentwickeln kann.

Zweites Projekt mit Künstlerin Aliaa Abou Khaddour

Mit der Künstlerin Aliaa Abou Khaddour hat die NHW wenige Tage zuvor ein weiteres Projekt realisiert. Gemeinsam mit der Initiative „Hier im Quartier“ des Kulturzentrums Schlachthof sowie Mieterinnen und Mietern hat sie eine triste Hinterhofwand in der Bunsenstraße mit zwei tollen Wandgemälden verschönert.

Eine weitere Wand haben die Kinder von Mieterinnen und Mietern selbst gestaltet. Auch im MartiniTor soll sie in absehbarer Zeit erneut tätig werden und die graue Mauer gegenüber der „bemalbaren Wand“ mit einem dauerhaften Graffiti verzieren.

Das MartiniTor

Das MartiniTor ist das Entrée zum Martini-Quartier. Die 60 modernen und bezahlbaren Mietwohnungen an der Ecke Kölnische Straße/Uhlandstraße richten sich an Singles und Paare ebenso wie an Familien mit Kindern und sind alle vermietet. Die 47 frei finanzierten und 13 geförderten 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen sind zwischen 48 und 93 qm groß, haben einen barrierefreien Zugang sowie einen Balkon.

Durch die U-Form entsteht ein ruhiger Innenhof. Das MartiniTor ist Teil der Verwandlung des ehemaligen Brauerei-Geländes zu einem lebendigen Wohnviertel mit 240 neuen Wohnungen, ein Drittel davon gefördert. Dazu kommen Gewerbe und Gemeinschaftsflächen sowie eine öffentliche Straße quer durchs Quartier. Besonderes Augenmerk liegt auf dem historischen Erbe. Die erhaltenswerte Bausubstanz der Brauerei integriert sich in das neue Viertel. Darüber hinaus bleibt ein Teil der historischen Eiskeller frei zugänglich.

Frederik Lang


Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) mit Sitz in Frankfurt am Main und Kassel bietet seit über 100 Jahren umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Bauen und Entwickeln. Sie beschäftigt rund 890 Mitarbeitende. Mit 60.000 Mietwohnungen an 112 Standorten in Hessen gehört sie zu den führenden deutschen Wohnungsunternehmen. Das Regionalcenter Kassel bewirtschaftet rund 17.500 Wohnungen, darunter rund 5.000 in der Stadt Kassel. Unter der NHW-Marke ProjektStadt führt sie nachhaltige Stadtentwicklungsaufgaben durch. Sie ist Gründungsmitglied der Initiative Wohnen.2050, um dem Klimaschutz in der Wohnungswirtschaft mehr Schlagkraft zu verleihen. Mit hubitation verfügt die NHW zudem über ein Startup- und Ideennetzwerk rund um innovatives Wohnen. www.nhw.de/

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Strom direkt vom Himmel – Kirchensanierung mit dem Indach-Photovoltaiksystem

Kirchensanierung mit dem Indach-Photovoltaiksystem
Das System passt sich harmonisch an die Bogenschnittdeckung des Schieferdaches an und liefert mit seinen 42 Photovoltaik-Elementen eine Leistung von 18 kW. Quelle: Rathscheck Schiefer

Das Indach-Photovoltaiksystem von Rathscheck Schiefer sorgt für eine harmonische Verbindung von Architektur und Klimaschutz. Erstmals wurde das System in das traditionelle Schieferdach der 160 Jahre alten Pfarrkirche St. Antonius im emsländischen Dersum integriert. Die Anlage umfasst 42 dunkle Photovoltaik-Elemente, die gemeinsam eine Leistung von 18 kWp liefern. Die Kirchengemeinde agiert damit als Vorreiter für denkmalverträgliche Photovoltaik.

Die katholische Pfarrkirche St. Antonius in Dersum wurde zwischen 1874 und 1875 nach Plänen des Dombaumeisters Johann Bernhard Hensen in neugotischem Stil erbaut. Typisch für den dunklen Backsteinbau ist der spitze Turmhelm in Verbindung mit dem großflächigen Schieferdach, im Innenraum findet sich ein gewölbter Kirchensaal mit eingezogenem, polygonalem Chorschluss.

Nach einer umfangreichen Sanierung der vorhandenen Bausubstanz vor rund zwanzig Jahren war zuletzt auch eine Renovierung der Dachfläche erforderlich. Im Rahmen der Maßnahme wurden verschiedene Sturmschäden am Hauptdach ausgebessert, ebenso wurden die asbesthaltigen Schieferimitate auf dem polygonalen Kirchen-Anbau aus den 1970er-Jahren entfernt und durch das natürliche Original im klassischen Bogenschnitt ersetzt. Im Ergebnis ist eine homogene Dachfläche entstanden, die Alt und Neu harmonisch zusammenfügt.

Historischen Charakter der Kirche bewahrt

Parallel zur Sanierung hatten die Verantwortlichen beschlossen, die Dachfläche der Kirche zum Solardach auszubauen. Um dabei den historischen Charakter der Kirche zu bewahren und das Erscheinungsbild des vorhandenen Schieferdaches möglichst wenig zu beeinträchtigen, kam das Indach-Photovoltaiksystem von Rathscheck zum Einsatz.

Das System ermöglicht eine elegante Kombination von solarer Stromgewinnung mit unterschiedlichsten Schieferdeckarten und verbindet so jahrhundertealte Schiefertradition dauerhaft und nachhaltig mit modernster Technik und anspruchsvoller Ästhetik.

Anlage hat sich rechnerisch in rund acht Jahren amortisiert

In enger Absprache mit dem Denkmalschutz wurde das Photovoltaik-System von Rathscheck unauffällig in die von drei Seiten einsehbare Südseite des sakralen Ziegelbaus integriert.

Das System passt sich harmonisch an die Bogenschnittdeckung des vorhandenen Schieferdaches an und liefert mit seinen 42 Photovoltaik-Elementen eine Leistung von 18 kW: „Im Ergebnis kann sich die Anlage damit rechnerisch in rund acht Jahren amortisiert haben“, betont Frank Rummel, Geschäftsleiter bei Rathscheck Schiefer: „So leisten wir nicht nur einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, sondern sichern mit dem Ertrag gleichzeitig auch nachhaltig unsere Kirchenfinanzen,“ erklärt Christoph Ahlers, Kirchenvorstand und Kirchbaumeister der Gemeinde.

Vorreiter für denkmalverträgliche Photovoltaik

Mit der Entscheidung für das Indach-Photovoltaiksystem von Rathscheck präsentiert sich die Kirchengemeinde in Dersum als engagierte Vorreiter für denkmalverträgliche Photovoltaik: „Als Kirche haben wir eine Vorbildfunktion und damit die Verpflichtung, besondere Orte zu erhalten, die Schöpfung zu bewahren und gleichzeitig offen für Neues zu sein“, erklärt  Gemeinde-Pfarrer Detlef Perk. Und das Potenzial in diesem Bereich ist gewaltig.

Denn laut Angaben des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung gibt es in Deutschland mehr als 1,7 Millionen denkmalgeschützte Gebäude, davon mehr als 45.000 Kirchen, von denen viele dringend einer Sanierung bedürfen: „Und mehr als 50 Prozent dieser kirchlichen Gebäude sind aufgrund der häufig traditionell südlichen Ausrichtung für Photovoltaik geeignet“, so Frank Rummel.

Da das Gewicht des Indach-Photovoltaiksystems leichter ist als die Schiefereindeckung, ergeben sich auch statisch keine Probleme. Quelle: Rathscheck Schiefer

Mehr als 50 Prozent dieser kirchlichen Gebäude sind traditionell südlich ausgerichtet

Voraussetzung für die Nutzung dieses bislang weitgehend unausgeschöpften Energiepotentials ist die Vereinbarkeit mit den Anforderungen des Denkmalschutzes. Das einfach zu installierende Indach-Photovoltaiksystem von Rathscheck Schiefer zeigt in dieser Hinsicht neue Perspektiven auf. Mit seinen schwarzen Aluminiumeindeckrahmen und den schwarzen Glas-Glas-Modulen schafft es eine elegante Kombination von Schiefer und Solar.

Das System ist geeignet für Dachneigungen von 25° bis 75°, die integrierten PV-Module haben eine Leistungsfähigkeit von jeweils 420 Wp. Und da das Gewicht des Indach-Photovoltaiksystems leichter ist als die Schiefereindeckung, ergeben sich auch statisch keine Probleme. Im Ergebnis eröffnen sich damit völlig neue Möglichkeiten für die Verbindung von Denkmal- und Klimaschutz!

Jennifer Dworschak

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Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2024 – Die Nominierten

Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2024 – Die Nominierten
Integratives Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbund e. V., Dresden | Bildquelle: Johann Husser

Für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur sind in diesem Jahr neun Projekte nominiert worden. Darunter befinden sich zahlreiche Gebäude, die einen besonderen Beitrag für eine sozial gerechte Transformation leisten. Zu den von einer Fachjury ausgewählten Projekten zählen zum Beispiel eine zirkulär gebaute Kita und ein ehemaliges Fabrikgelände, das zu einem integrativen Familienzentrum umgebaut wurde.

Bereits zum zwölften Mal wird der Architekturpreis gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.  und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des 17. Deutschen Nachhaltigkeitstages am 29. November 2024 in Düsseldorf.

„Nachhaltige Architektur kann vielfältig und sozial tragfähig sein. Das bestätigen die Einreichungen zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur in diesem Jahr“, sagt DGNB Präsident und Juryvorsitzender Prof. Amandus Samsøe Sattler. „Besonders erfreulich sind die richtungsweisenden Beiträge aus den Bereichen Bildungs- und Sozialbauten. Oftmals mit kleinem Budget wird die Bauwende hier auch von den Nutzerinnen und Nutzern aktiv mitgestaltet, dadurch selbst erlebt und weiter in die Gesellschaft getragen.“

Fünf vorbildlich nachhaltige Orte des Lernens und der Wissensvermittlung

Gleich fünf der nominierten Projekte lassen sich den Bauaufgaben Lernen und Wissensvermittlung zuordnen. Hierzu zählt die Erweiterung des Montessori Zentrums in Nürnberg. Das von Diezinger Architekten geplante Gebäude ist ein vielseitiger Ort des Miteinanders für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe und Kindergartenkinder. Bei dem dreigeschossigen Bau wurde entgegen der gängigen Norm bei Schulbauten konsequent ein Lowtech-Ansatz verfolgt.

Die Jury ebenfalls überzeugen konnte der kompakte, zweigeschossige Holzbau der Kita „Weiße Stadt“, den Knoche Architekten für die Stadt Oranienburg entworfen haben. Die zirkuläre Bauweise, eine wartungsarme Haustechnik und fließende Übergänge im Innen- und Außenraum bilden die Grundlage für diesen beispielgebenden Bildungsbau. In Leverkusen hat das Architekturbüro zweipink die 1954 errichtete Johanneskirche in eine flexibel bespielbare Kindertagesstätte transformiert. Neben der gesellschaftlich relevanten Aufgabe, ungenutzte Gebäude zugänglich zu machen, würdigt die Jury die reversibel gewählten Einbauten, wodurch das denkmalgeschützte Gebäude erlebbar bleibt.

Die neue Lehrhalle „Verschnitt“ für die Riedel Bau AG im unterfränkischen Bergrheinfeld wurde auf Initiative der Auszubildenden aus vorhandenen, eigentlich dem Schredder zugeordneten Baustoffen errichtet. Die Jury sieht in dem mehrfarbigen Solitär auf dem grauen Industriegelände einen nachhaltig inszenierten Raum mit flexiblen Möglichkeiten zum Lernen und Lehren. An der Universität Stuttgart wurde mit dem Hybrid-Flachs Pavillon ein Ausstellungsgebäude für die Landesgartenschau in Wangen im Allgäu entwickelt und realisiert.

Das Forschungsprojekt bildet den ersten aus Brettsperrholzplatten und Naturfaserkörpern errichteten Hybrid weltweit. Als richtungsweisend sieht die Jury den Ansatz, ressourcenschonendes Bauen und lokal verfügbare, nachwachsende Rohstoffe unter Zuhilfenahme technologischer Prozesse zu verbinden.

Vielfältige Lösungen für die gesellschaftliche Transformation

Unter den weiteren nominierten Projekten befindet sich die Erweiterung eines Werkgebäudes der Firma elobau in Leutkirch im Allgäu, die vom Büro f64 Architekten und Stadtplaner entworfen wurde. Neben dem Einsatz lokaler Baustoffe und Handwerksunternehmen lobt die Jury das Zusammenspiel gleichwertiger Arbeitsplätze für die Mitarbeitenden in Produktion und Verwaltung sowie die Schaffung von Möglichkeiten zur bereichsübergreifenden Interaktion.

Im hessischen Bürstadt bildet der Sport- und Bildungscampus vom Büro prosa Architektur + Stadtplanung einen baukulturellen und gesellschaftlichen Mehrwert für die Bevölkerung. Neben der direkt erlebbaren klima- und umweltgerechten Bauweise leistet das quartiersoffene Gebäude mit vielschichtigem Angebot einen aktiven Beitrag für den sozialen Zusammenhalt.

Mit der respektvollen Umnutzung eines brachliegenden Fabrikgeländes zum integrativen Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbundes in Dresden hat das Büro Alexander Poetzsch Architekturen einen lebendigen Ort des sozialen Miteinanders geschaffen. Die Jury sieht darin die vorbildliche Transformation eines bestehenden Bauwerks, die trotz geringer finanzieller Mittel gelungen ist. Das im Zuge der Internationalen Bauausstellung in Heidelberg entstandene Collegium Academicum ist hierzulande das größte selbstverwaltete und selbstfinanzierte Wohnprojekt für Menschen in der Ausbildung.

Errichtet auf der Konversionsfläche eines alten US-Militärhospitals ist das von DGJ Architektur begleitete Projekt aus Sicht der Jury Vorbild für eine gesellschaftsbildende Nachbarschaft, das alle Parameter des nachhaltigen Bauens, der Nachnutzung und einer klimaangepassten Architektur auf beispielhafte Weise umsetzt.

Fachjury bestimmt Nominierte, Finalisten und das Siegerprojekt

Alle eingereichten Projekte wurden von einem Fachgremium bewertet, das durch die DGNB und die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis berufen wurde. Zu den Jurymitgliedern zählten in diesem Jahr Heike Gruner (Geschäftsstelle Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“), Martin Haas (haas.cook.zemmrich – STUDIO 2050), Prof. Thorsten Helbig (knippershelbig GmbH), Prof. Maren Kohaus (Technische Hochschule Rosenheim, sustainable architecture GmbH), Reiner Nagel (Bundesstiftung Baukultur), Gabriele Pfründer (Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR), Prof. Matthias Rudolph (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart), Prof. Amandus Samsøe Sattler (ensømble studio architektur Berlin), Frank Schönert (Hütten & Paläste) sowie Ralph Wölffing-Seelig (Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen bdla, Landesverband Baden-Württemberg e.V.).

Die Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Bauen und Gesellschaft bestimmten neben den Nominierten auch drei Finalisten sowie das Siegerprojekt. Wer den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur erhält, wird am 29. November 2024 beim 17. Deutschen Nachhaltigkeitstag in Düsseldorf bekanntgegeben.

Kirsten Linde

Die nominierten Projekte mit den Projektbeteiligten in der Übersicht:

Montessori Zentrum, Nürnberg

  • Bauherr: MONTESSORI Förderkreis Nürnberg e.V.
  • Architektur: Diezinger Architekten GmbH
  • Freianlagen: Adlerolesch GmbH
  • Bauphysik: IB Hausladen GmbH
  • Tragwerk: Tragraum Ingenieure PartmbB
  • Brandschutz: IB Witzl
  • Haustechnik: Team für Technik GmbH
  • Elektrotechnik: IB Wißmeier GmbH

 Kita „Weiße Stadt“, Oranienburg

  • Bauherrin: Stadt Oranienburg, vertr. durch BIG Städtebau GmbH
  • Architektur: Knoche Architekten
  • Tragwerksplanung: IB Glosch
  • Haustechnik HLSE: Dörner und Partner
  • Freianlagen: Heinisch Landschaftsarchitekten
  • Brandschutz: Knoche Architekten mit Dataconstruct
  • Bauphysik: Knoche Architekten mit ISG Bauphysik Dr. Blechschmidt & Reinhold

   

 Kindertagesstätte Johanneskirche, Leverkusen

  • Bauherr: Kirchenkreis Leverkusen der Evangelischen Kirche im Rheinland
  • Träger: Evangelischer Kita-Verband
  • Architektur: zweipink Pink Architekten Partnerschaft mbB
  • Projektsteuerer: Diederichs Projektmanagement AG & Co.KG
  • Tragwerksplanung: GEHLEN Partnerschaft Beratender Ingenieure mbB
  • Bauphysik: e² energieberatung GmbH
  • Technische Ausrüstung: Winter Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik GmbH
  • Brandschutz: Corall Ingenieure GmbH
  • Außenanlagen: naturWERKstatt Burkhard Bunse
  • Lichtplanung: Fischer Lichtgestaltung
  • Verkehrsplanung: Rudolf Keller Verkehrsingenieure GmbH
  • Vermesser: Mathow & Ernst ÖbVI
  • Umwelttechnik: Reducta GmbH
  • Seveso-Schutzkonzept: TÜV Rheinland GmbH
  • SiGeKo: ecoprotec GmbH

Lehrhalle „Verschnitt“, Bergrheinfeld

  • Bauherr: Riedel Bau AG
  • Architektur: ASAP Institut für nachhaltige und klimagerechter Architektur GmbH

Hybrid-Flachs Pavillon, Wangen im Allgäu

  • Bauherrin: Landesgartenschau Wangen im Allgäu 2024
  • Architekt: Exzellenzcluster IntCDC – Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die
    Architektur / ICD Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung / ITKE Institut für
    Tragkonstruktionen und konstruktives Entwerfen, Universität Stuttgart
  • Stadt Wangen im Allgäu
  • HA-CO Carbon GmbH
  • STERK abbundzentrum GmbH
  • FoWaTec GmbH
  • Biedenkapp Stahlbau GmbH
  • Harald Klein Erdbewegungen GmbH

 Erweiterung Werk II Fa. elobau, Leutkirch

  • Bauherr: elobau GmbH & Co. KG
  • Architektur: f64 Architekten und Stadtplaner GmbH
  • Landschaftsarchitektur: Baron Landschaftsarchitekt
  • Tragwerksplanung: Helber + Ruff
  • Gebäudetechnik: Ingenieurbüro Pfähler + Rühl
  • Gebäudetechnik Elektro: Ingenieurbüro Sulzer, Vogt
  • Energiekonzept, Ökobilanzen: Transsolar
  • EnEV: Ingenieurbüro Ulrich

Sport- und Bildungscampus, Bürstadt

  • Bauherr: Jugendförderverein / Stadt Bürstadt vertreten durch: Magistrat der Stadt
  • Architekt: prosa Architektur + Stadtplanung | Quasten Rauh PartGmbB
  • Energieplanung Wärmenetz: Team für Technik

Integratives Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbund e.V., Dresden

  • Bauherr: Deutscher Kinderschutzbund e.V. Ortsverband Dresden
  • Architektur: Alexander Poetzsch Architekturen
  • Ingenieurbüro Ulrich Röder
  • Petschow + Thiel Projektmanagement GmbH
  • ICL Ingenieur Consult GmbH
  • Graner Ingenieure GmbH

Collegium Academicum, Heidelberg

  • Bauherrin: Collegium Academicum GmbH
  • Architektur: DGJ Architektur GmbH
  • Bauleitung: Biek Architektur
  • Freianlagen: GDLA/Gornik Denkel landschaftsarchitektur partg mbb
  • Holzbau: ZÜBLIN Timber GmbH
  • Bauphysik: ina Planungsgesellschaft mbH
  • Statik Holz, Schallschutz: Pirmin Jung Deutschland GmbH
  • Statik Beton: Jäger Ingenieure
  • ELT: SBI schicho ingenieure GmbH & Co. KG
  • HLS: IBS Scholz GmbH & Co.KG
  • PV-Planer: HEG Heidelberger Energiegenossenschaft eG
  • Brandschutz (bis LP4): HHP
  • Brandschutz (ab LP5): Schoob Architektur

 Weitere Informationen zu den Nominierten finden Sie hier

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VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter: Energieversorger müssen überall Energiewendeermöglicher sein

VdW: Energieversorger müssen Energiewendeermöglicher sein
Der größere Hebel beim klimaneutralen Wohnen aber liegt, so ein Ergebnis des Verbandstags, in der Umstellung der Energieversorgung. Petra Eggert-Höfel, Geschäftsführerin der Wohnbau Dinslaken sagte: „Wir haben das Glück, dass 95 Prozent unserer Bestände an das Fernwärmenetz angeschlossen sind. Wenn der Energieversorger diese Fernwärme auf eine erneuerbare Quelle umstellt, wohnen die Mieterinnen und Mieter klimaneutral.“ Mit ihr im Gespräch war Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie bekannte: „Damit die Wärmewende funktionieren kann, brauchen wir lokale Energieversorger an unserer Seite, weil die den Strom über die Netze transportieren müssen. Da sind riesige Investitionsleistungen notwendig.“ Quelle: Roland Baege / VdW Rheinland Wesfalen

Unter den aktuellen Rahmenbedingungen sind die gesteckten Ziele im Wohnungsbau für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft nicht erreichbar. Diese Einschätzung teilte der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen auf seiner Jahrespressekonferenz am 11. September 2024 in Düsseldorf mit.

„Mehr bezahlbare Wohnungen schaffen, mehr Wohnungen neu bauen, den Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral gestalten, die Energie- und Wärmewende umsetzen – all das soll die Wohnungswirtschaft leisten. Aktuell ist all das gleichzeitig aber schlichtweg nicht machbar“, stellte VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter fest.

3,89 Milliarden Euro haben die Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften des VdW Rheinland Westfalen im Jahr 2023 in den Gebäudebestand und in den Neubau investiert, und damit im dritten Jahr in Folge knapp vier Milliarden Euro. Mit dem Geld modernisieren die VdW-Mitglieder – Wohnungsgenossenschaften sowie öffentliche, kirchliche, industrieverbundene und privatwirtschaftliche Unternehmen – ihren ihre Gebäude vor allem energetisch und schaffen neue Wohnungen – auch in angespannten Wohnungsmärkten.

Problem dabei sind aber die stark gestiegenen Baukosten – sie haben sich allein im Neubau seit 2019 um 44 Prozent erhöht – und das anhaltend höhere Zinsniveau im Vergleich zu den Vorjahren (aktuell zwischen 3,14 und 3,75 Prozent je nach Länge der Zinsbindung). Um nachhaltig und verantwortungsvoll wirtschaften zu können, müssen Investitionen gegenfinanziert werden.

In der Folge steigt auch die Durchschnittsmiete in der sozial orientierten Wohnungswirtschaft. Diese lag 2023 in Nordrhein-Westfalen bei 6,27 Euro pro Quadratmeter, eine Steigerung um 14 Cent gegenüber dem Vorjahr. Die Durchschnittsmiete liegt damit immer noch unter dem Marktdurchschnitt, der zuletzt für NRW im Zensus 2022 mit 6,82 Euro pro Quadratmeter angegeben worden ist. Jedoch wird der Abstand zum Marktdurchschnitt geringer.

Beim Mikrozensus 2018 hat die Differenz zwischen VdW-Mitgliedern und Gesamtmarkt in NRW noch bei 1,01 Euro pro Quadratmeter gelegen (Markt: 6,60 Euro/qm; VdW: 5,59 Euro/qm), 2022 lag der Unterschied nur noch bei 0,69 Euro (Markt: 6,82 Euro/qm; VdW: 6,13 Euro/qm). Für 2023 liegen noch keine Gesamtmarktzahlen vor.

Dazu Alexander Rychter: „Unsere Mitglieder bieten immer noch günstige Wohnungen für breite Schichten der Bevölkerung an. Aber der Abstand zum Marktdurchschnitt wird geringer.

Das liegt daran, dass unsere Wohnungsgenossenschaften und -unternehmen offensichtlich stärker in die energetische Sanierung ihrer Bestände investieren als andere Wohnungsbesitzerinnen und -besitzer.

Waren es 2017 noch 1,27 Milliarden Euro, die VdW-Mitglieder in ihre NRW-Bestände investiert hatten, so liegt dieser Wert seit 2021 konstant über 2,2 Milliarden Euro.

Förderung notwendig für Bauvorhaben

„Energetisch optimierte Häuser herzustellen, führt vor allem wegen den aktuellen Baukosten zu steigenden Mieten. Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft versucht, mit innovativen Methoden – wie der seriellen Sanierung – gegenzusteuern. Doch klar ist: Jeder Euro, der nicht über die Förderung gedeckt ist, muss auf andere Weise refinanziert werden, beispielsweise auch durch einen Griff in die Rücklagen, was aber nur begrenzt möglich ist“, so VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter.

In der großen Diskussionsrunde ging es auch um fehlende Förderung gepaart mit Kostensteigerung etc. und den Folgen: Tatsächlich aber zeigte sich, dass insbesondere die Sanierung von Gebäuden gerade angesichts der gestiegenen Baukosten im Endeffekt zu höheren Mieten führen. Haluk Serhat, Geschäftsführer von Vivawest, gab einen Einblick: 2019 habe der Ansatz für Sanierungen seines Unternehmens bei etwa 1000 Euro pro Quadratmeter gelegen, heute liege er bei mehr als 1700 Euro. Quelle: Roland Baege / VdW Rheinland Wesfalen

Das falsche Zeichen

Ein wichtiger Teil der Lösung wäre laut VdW Rheinland Westfalen eine attraktive Bundesförderung, die mit ausreichenden Mitteln ausgestattet ist. Stattdessen wolle, so Rychter, die Bundesregierung die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) um 2,4 Milliarden Euro reduzieren. „Das ist genau das falsche Zeichen“, sagte Rychter.

Die hohen Baukosten und die in den vergangenen Jahren verschlechterte Neubauförderung habe dazu beigetragen, dass sich der Wohnungsneubau kaum noch wirtschaftlich darstellen lässt. Dies und die verlässlichen Rahmenbedingungen der NRW-Wohnraumförderung haben laut Rychter dazu geführt, dass auch immer mehr Privatinvestoren zur Wohnraumförderung griffen.

Einer aktuellen Umfrage des VdW Rheinland Westfalen mit der NRW.BANK zufolge ist die Wohnraumförderung nach dem Umstand, dass mehr Wohnungen im Markt benötigt werden, der größte Anreiz für Neubauvorhaben (57 Prozent der befragten VdW-Mitglieder sehen in ihr einen Anreiz; nur in der Nachfragesituation sehen mehr VdW-Mitglieder einen Anreiz: 76 Prozent). Das sei auch ein Grund für die Rekordabrufzahlen in der Wohnraumförderung 2023 in Höhe von 1,75 Milliarden Euro – ein Trend der sich in diesem Jahr fortsetze.

Langsamer Ausstieg aus dem Gas

Für VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter ist die Energie- und Wärmeversorgung ein großer Hebel, um klimaneutrales Wohnen für Mieterinnen und Mieter bezahlbar umzusetzen. „Wer beispielsweise die Wärme für ein Quartier aus einer klimaneutralen Quelle wie der Sonne bezieht, beheizt alle diese Gebäude mit einem Schlag klimaneutral“, sagt er. Zwar seien auch refinanzierungsbedürftige Investitionen an Gebäuden notwendig, aber lange nicht so viele wie bei der alleinigen Konzentration auf einzelne Gebäudehüllen.

Und bei der Wärmewende sei noch ein relativ weiter Weg zu gehen, berichtete Rychter. Wie die bereits zitierte Umfrage mit der NRW.BANK zeigt, bezögen zwar immer weniger VdW-Mitglieder die Wärme aus dem öffentlichen Gasnetz (2024: 84 Prozent; 2023: 90 Prozent). Der Wert sei aber noch relativ hoch mit Blick auf das Ziel der Klimaneutralität in 21 Jahren.

Wärmepumpen vor Fernwärme

Zur Erreichung dieses Klimaziels setzen die VdW-Mitglieder, wie die Umfrage zeigt, bei Sanierungen und Neubauten vor allem auf Umweltwärme aus Luft, Erde und Grundwasser, die mittels Wärmepumpen ausgenutzt wird (72 Prozent der Unternehmen); Fernwärme aus erneuerbaren Quellen nutzen 34 Prozent.

Für die Umstellung der Energieversorgung weg von Gas und Öl sei die Wohnungswirtschaft aber auf Partner angewiesen – insbesondere bei Energieunternehmen und in Kommunen, sagte Alexander Rychter. „Die Energieversorger müssen Energiewendeermöglicher sein, damit dieser große Umbruch beim Wohnen gelingt“, plädierte Rychter. „Auch wenn es gute Beispiele gibt, ist das aktuell offensichtlich noch nicht überall der Fall.“

Kommunale Wärmeplanung bitte mit der örtlichen Wohnungswirtschaft

Einige Versorger schauten möglicherweise noch zu sehr auf die Einnahmen aus dem Gasgeschäft, analysierte der VdW-Verbandsdirektor. Und auch bei den Kommunen gebe es mit Bochum und Leverkusen Vorreiter, welche die Kommunale Wärmeplanung in Abstimmung mit der örtlichen Wohnungswirtschaft in Angriff nehmen. „Doch auch da sollten diese Beispiele Schule machen. Sonst werden in Gebieten reihenweise Wärmepumpe installiert, wo die Energieversorger eigentlich Fernwärmekunden vermuten“, erklärte Alexander Rychter.

Eine solche Partnerschaft sei auch mit der Politik auf Bundesebene notwendig, so VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter abschließend: „Wir benötigen das gemeinsame Verständnis, dass die Wohnungswirtschaft nur dann alle an sie gestellten Ansprüche erfüllen kann, wenn die Fördermittel und die politischen Rahmenbedingungen dies zulassen. Allein auf technische Innovationen zu hoffen, wird nicht helfen.“

Quelle: VdW Rheinland Westfalen / gw

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In Altbauten – Wärmepumpe auch ohne umfangreiche Sanierung möglich

Gerd Warda. Foto: krimiwa

Am 12. September 2024 hat Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack in Kiel die Machbarkeitsstudie “Klimaneutraler Wohnungsbau in Schleswig-Holstein – ‚Umstellung‘ statt ‚Einsparung – um jeden Preis‘ “ vorgestellt. Autor ist Professor Dietmar Walberg, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE SH) (wir berichten in dieser Ausgabe).

Warum jetzt diese Studie?

Schleswig-Holstein will bis 2040 erstes klimaneutrales Industrieland werden, so heißt es in der Pressemeldung des Ministeriums. Deshalb ist eine Ist-Zustands-Analyse der Gebäude notwendig, um die entsprechenden Schritte vorzuschlagen.

Ich zitiere die Ministerin.

“ Eine wesentliche Erkenntnis dieser Studie ist, dass bei einem Großteil des Gebäudebestandes eine klimaneutrale Wärmeversorgung ohne umfangreiche Sanierung und Steigerung der Energieeffizienz erfolgen kann. Die Studie gibt uns ein detailliertes Bild unseres Wohnungsbestands und belegt, dass der Sanierungsstand besser ist, als vermutet.”

Kurz:

Die meisten Gebäude könnten ohne große Sanierung mit einer Wärmepumpe ausgestattet werden. So schön, so gut. Aber was bedeutet dies?

Ich zitiere wieder die Ministerin:

„Auf Grundlage der jetzt vorliegenden Studie schlagen wir vor, die Sanierungsmaßnahmen am Gebäudebestand auf das zwingend Notwendige zu begrenzen. Ein Hauptfokus muss dabei auf den geringmodernisierten Gebäuden liegen, die vor 1979 errichtet wurden. Das sind in etwa 20 Prozent des Gebäudebestandes. Wird dies so umgesetzt rechnen wir mit Gesamtkosten von 82,5 Milliarden Euro. Das sind Investitionen, die über einen längeren Zeitraum aufgrund des normalen Sanierungszyklus zum großen Teil ohnehin anfallen würden. Das ist immer noch eine enorme Summe – aber weit weg von ursprünglich befürchteten 140 Milliarden Euro.“

Und was sagen die Sozialen Vermieter im Norden dazu. Hier stellvertretend Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen:

„Wenn man die Berechnungen von Prof. Walberg zu Grunde legt, werden die Mieten in Schleswig-Holstein im Durchschnitt um fünf bis sieben Euro pro Quadratmeter steigen müssen, um die Investitionen für die Energiewende bezahlen zu können. Das bedeutet bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung, dass die Mieterinnen und Mieter im Monat bis zu 560 Euro mehr aufwenden müssen.

Angesichts dieser Fakten steht fest, dass das Geld zur Dekarbonisierung des Gebäudebestandes nicht aus der Miete kommen kann. Das wäre sozialer Sprengstoff, der unseren sozialen Frieden gefährdet. Aber woher dann? Wir brauchen bald Antworten auf unsere Fragen, weil auch unsere Mieterinnen und Mieter darüber nachdenken. 

Und wir müssen verhindern, dass bei den Menschen Sorge und Ängste zum Leitfaden demokratischer Entscheidungen werden. Das tut uns allen nicht gut. Deshalb müssen wir ihnen diese nehmen.“ 

(Der VNW vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 443 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 709.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Derzeit liegt in Schleswig-Holstein bei den sozialen Vermietern die monatliche Netto-Kaltmiete im Durchschnitt bei 6,70 Euro pro Quadratmeter.)

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September 2024 – Wohnungswirtschaft energie. Eine neue Ausgabe mit vielen neuen Blickwinkeln. Klicken Sie mal rein.

Bleiben Sie zuversichtlich und nachhaltig.

Ihr Gerd Warda

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GEWOBA, GEWOBA Energie und Immobilien Bremen – Gemeinsam für eine klimafreundliche Wärmeversorgung

GEWOBA Energie & Immobilien Bremen - klimafreundliche Wärme
Werden Schul- und Kitabauten im selben Quartier wie Wohngebäude auf eine dekarbonisierte/co2-arme Wärmeversorgung umgestellt, wolle man dies gemeinsam Planen und umsetzten. Eine Absichtserklärung für die Zusammenarbeit wurden unterzeichnet. v.l.n.r. Vera Litzka (GEWOBA Energie), Susanne Kirchmann (Immobilien Bremen), Anja Passlack (GEWOBA), Barbara Wurbs (GEWOBA Energie), Foto: GEWOBA

Wenn Schul- und Kitabau im selben Quartier wie hiesige Wohngebäude auf eine dekarbonisierte/co2-arme Wärmeversorgung umgestellt werden sollen, liegt es auf der Hand gemeinsame Lösungen zu entwickeln, um für alle Beteiligten Synergien zu erzielen. Das sehen auch die GEWOBA Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen und der Städtische Eigenbetrieb IMMOBILIEN BREMEN (IB) so.

Um das Interesse an einer klimafreundlichen Energieversorgung, von der alle Bürgerinnen und Bürger, Schülerinnen und Schüler und Kitakinder profitieren, zu untermauern, haben am 29. August 2024 Anja Passlack, Mitglied des Vorstands der GEWOBA, die Geschäftsführung der GEWOBA-Tochtergesellschaft GEWOBA Energie GmbH (GEG), Vera Litzka und Barbara Wurbs sowie die Geschäftsführerin von IMMOBILIEN BREMEN, Susanne Kirchmann, einen Letter of Intent (LOI) unterzeichnet.

Er bekräftigt das erste gemeinsame Projekt von GEG, GEWOBA und IB zur Wärmeversorgung in direkter Nachbarschaft in Bremen Aumund-Hammersbeck. Hierbei handelt es sich um die Wohngebäude der GEWOBA in der Koringstraße/Gärdesstraße und die Kita nebst Oberschule Borchshöhe von Immobilen Bremen. Alle diese Liegenschaften sollen zentral über ein klimafreundliches Wärmenetz von der GEG versorgt werden.

Im unterzeichneten Letter of Intent wurden die Zielvorstellungen der Parteien festgehalten. Neben der geplanten neuen Sporthalle von IB wird der GEG ein Teil des Grundstückes für ein neues Heizhaus zur Verfügung gestellt werden. Hier sollen Groß-Luft-Wasser-Wärmepumpen nebst zugehöriger Anlagentechnik aufgestellt werden, welche die GEG betreiben und über das Wärmenetz die Liegenschaften der GEWOBA und IB mit einer niedrigen Vorlauftemperatur (max. 55°C) versorgen wird.

Für die Wärmeversorgung wird die GEG im Laufe des Projektes einen Wärmelieferungsvertrag mit IB und der GEWOBA verhandeln. Die GEG kann optional auf den Dachflächen des Neubaus von Immobilien Bremen PV-Anlagen errichten, um günstig co2-neutralen Strom für die Wärmeerzeugung zu nutzen. IB bezieht die Wärme von der GEG je Gebäude an einem Übergabepunkt/Fernwärmestation.

Die Realisierung des Gemeinschaftsprojekts ist auch Dank der BAFA im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) möglich. Aktuell wurde bereits die Machbarkeitsstudie und die Ausführungsplanung von der BAFA bewilligt. Für die Umsetzung des Projektes wird das Modul 2 der BEW-Förderung noch beantragt werden.

Susanne Kirchmann/Immobilien Bremen: „Ich freue mich über das große Engagement aller Beteiligten und die gute Zusammenarbeit bei diesem gemeinsamen Energieprojekt. So profitieren sowohl die Bildungsbauten als auch die Bürgerinnen und Bürger im Quartier von der Kooperation der GEWOBA, der GEG und IB Stadt.“

Vera Litzka/GEWOBA Energie GmbH: „Schulen und Kitas einerseits und Wohngebäude andererseits sind ideale „Partner“ für eine gemeinsame Wärmeversorgung: Wenn viele Berufstätige ihre Wohnungen während der Arbeitszeit weniger heizen, ist der Wärmebedarf in Kitas und Schulen am höchsten. An den Wochenenden dagegen, wenn Schulen und Kitas geschlossen sind, steigt der Heizbedarf der Privathaushalte.“

Anja Passlack/GEWOBA: „Durch die umfangreiche Modernisierung haben wir den Wärmebedarf unserer Gebäude in der Koringstraße/Gärdesstraße fast halbiert. Die neue Wärmeversorgung in Kooperation mit Immobilien Bremen sorgt für weitere Dekarbonisierungseffekte. Gemeinsam leisten wir damit einen starken Beitrag für die Erreichung der Bremer Klimaschutzziele.“

Die Absichtserklärung trat mit der Unterzeichnung in Kraft und endet automatisch mit Abschluss des Wärmelieferungsvertrags, der möglichst bis zum 31. Dezember 2025 abgeschlossen werden soll.

Zum Hintergrund:

Die GEG hatte bereits ein Ingenieurbüro mit einer Projektskizze für ihr Nahwärmenetz zur Versorgung des GEWOBA-Quartiers Koringstraße/Gärdesstraße beauftragt. Das bisher geplante Nahwärmenetz sieht die Versorgung von zehn Gebäuden mit 168 Wohnungen vor. Vorbereitend wurden und werden die GEWOBA-Gebäude bereits umfangreich gedämmt und mit Photovoltaik-Anlagen, über die ein Teil des Strombedarfs der Luft-Wasser-Wärmepumpen gedeckt werden soll, ausgestattet. In den Planungen entstand dann die Idee, aus diesem Nahwärmenetz die benachbarten Gebäude der Kita und der Oberschule Borchshöhe ebenfalls mit Wärme zu versorgen. Die Anschlussleitungen des Wärmenetzes sollen bis zu den bestehenden Versorgungsanlagen der Kita und der Oberschule geführt werden.

Auftakt für das zweite Kooperationsprojekt

Ein zweites sehr ähnliches Kooperationsprojekt planen die Partnerunternehmen in Woltmershausen. Hier gibt es eine vergleichbare Situation. Die Wohnanlage der GEWOBA mit 316 Wohnungen an der Burhaver Straße/Roter Sand liegt in direkter Nachbarschaft zur Oberschule Roter Sand. Auch hier sollen zukünftig Schulgebäude und Wohnungen durch eine Heizzentrale der GEG auf dem Schulgelände versorgt werden. Einen entsprechender Letter of Intent (LOI) haben die Projektpartner ebenfalls am 29. August 2024 unterzeichnet.

Christine Dose

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Klimaneutraler Wohnungsbau in Schleswig-Holstein – ‚Umstellung‘ statt ‚Einsparung – um jeden Preis‘

Klimaneutraler Wohnungsbau in Schleswig-Holstein - 'Umstellung'
Wohngebäude in Schleswig Holstein. „Ein Hauptfokus muss dabei auf den geringmodernisierten Gebäuden liegen, die vor 1979 errichtet wurden. Das sind etwa 20 Prozent des Gebäudebestandes. Wird dies so umgesetzt rechnen wir mit Gesamtkosten von 82,5 Milliarden Euro“, so Ministerin Sütterlin-Waack vor. Foto: Wohnungswirtschaft heute gw.

Schleswig-Holstein will bis 2040 erstes klimaneutrales Industrieland werden. Ein entscheidender Baustein bei dieser Transformation ist die Dekarbonisierung des Gebäudesektors, der für rund ein Drittel der CO2 Emissionen verantwortlich ist. Wie dies deutlich kostengünstiger als bisher angenommen erreicht werden kann, zeigt eine am 12. September 2024 von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack und dem Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE SH) Professor Dietmar Walberg vorgestellte Machbarkeitsstudie auf.

„“Eine wesentliche Erkenntnis dieser Studie ist, dass bei einem Großteil des Gebäudebestandes eine klimaneutrale Wärmeversorgung ohne umfangreiche Sanierung und Steigerung der Energieeffizienz erfolgen kann. Die Studie gibt uns ein detailliertes Bild unseres Wohnungsbestands und belegt, dass der Sanierungsstand besser ist, als vermutet. Das ist eine erfreuliche Nachricht!

Viele Gebäude können bereits jetzt oder nach geringfügigen Anpassungen wirtschaftlich mit Fernwärme oder einer Wärmepumpe betrieben werden. Dabei hilft auch der technologische Fortschritt etwa bei den Wärmepumpen. Der Anteil der Häuser, die umfassend modernisiert werden müssen, ist mit etwa 20 Prozent zwar immer noch groß, aber bei weitem nicht so groß wie befürchtet““, erklärte die Ministerin.

Zuerst Wärmepumpen, da reiche eine moderate Sanierung

In den meisten Gebäuden könnten zuerst Wärmepumpen oder andere Techniken der umweltfreundlichen Wärmeerzeugung eingebaut werden. Danach reiche eine moderate Sanierung und vor allen Dingen eine Sanierung entsprechend dem Sanierungszyklus des Gebäudes. So könnten Energiebedarf und CO2-Emissionen kurzfristig deutlich reduziert werden. Zusätzlicher CO2-Verbrauch durch einen zu frühen, vorzeitigen Austausch von Gebäudeteilen wird vermieden.

„“Wenn wir so vorgehen, können wir die Ziele der Wärmewende im Gebäudebestand sehr viel kostengünstiger für alle erreichen. Wir sparen dabei nicht nur hohe Kosten für energieeffiziente Sanierungen, sondern auch bei der Sanierung entstehende weitere CO2-Emissionen. Das entspricht auch unserer Haltung, dass wir ein ausgewogenes Zusammenspiel von Sanierung und Ausrüstung mit klimaneutraler Energie zur Wärmeerzeugung benötigen. So schaffen wir klimaneutrale Wärmeversorgung und bezahlbares Wohnen gleichermaßen.““

Grüne Energie – Windkraft ist reichlich vorhanden

Dieses Vorgehen brauche eine Menge grüne Energie, die in Schleswig-Holstein dank des vorausschauenden Ausbaus von entsprechenden Erzeugungsanlagen bereits heute zur Verfügung stehe.

„Die klimaneutrale Transformation des Wohngebäudesektors ist die größte technische, ökonomische und soziale Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Um sie zu bewerkstelligen, müssen wir uns auf das Leistbare konzentrieren. Die vorliegende Studie zeigt den aktuellen Stand der Erkenntnisse auf. Künftig gilt als Leitziel ‚Umstellung‘ statt ‚Einsparung – um jeden Preis‘. Dann wird es gelingen““, erklärt Professor Dietmar Walberg von der ARGE SH.

Sanierungsmaßnahmen am Gebäudebestand auf das zwingend Notwendige zu begrenzen

„Auf Grundlage der jetzt vorliegenden Studie schlagen wir vor, die Sanierungsmaßnahmen am Gebäudebestand auf das zwingend Notwendige zu begrenzen“, so Sütterlin-Waack ergänzend. „Ein Hauptfokus muss dabei auf den geringmodernisierten Gebäuden liegen, die vor 1979 errichtet wurden. Das sind die etwa 20 Prozent des Gebäudebestandes. Wird dies so umgesetzt rechnen wir mit Gesamtkosten von 82,5 Milliarden Euro. Das sind Investitionen, die über einen längeren Zeitraum aufgrund des normalen Sanierungszyklus zum großen Teil ohnehin anfallen würden. Das ist immer noch eine enorme Summe – aber weit weg von ursprünglich befürchteten 140 Milliarden Euro.““

Die Machbarkeitsstudie hatte der Gemeindetag bei der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE SH) in Auftrag gegeben. Das Innenministerium hat sie gefördert. Die Studie soll in erster Linie Klarheit darüber vermitteln, wie ein sozialverträglicher und effizienter Weg zur Dekarbonisierung der Wohngebäude aussehen kann und die Diskussion darüber versachlichen.

Quellen: Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport, https://arge-ev.de/arge-ev/publikationen/

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Sieben Thesen zur Stärkung der Energiewende mit Vor-Ort-Systemen

Thesen zur Stärkung der Energiewende mit Vor-Ort-Systemen
Balkonsolar, Wärmepumpe, Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung und Co.: Sieben Thesen zur Stärkung der Energiewende mit Vor-Ort-Systemen – Eine Übersicht. © Fraunhofer CINES

Mit dem Boom an Balkonsolaranlagen, dem Zubau an Wärmepumpen sowie der neu eingeführten gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung geraten sogenannte Vor-Ort-Systeme verstärkt in den Fokus. Solche Ansätze, erneuerbare Energie in räumlicher Nähe intelligent zu erzeugen, zu speichern und zu verbrauchen, sind nicht nur für die Betreibenden der Anlagen vorteilhaft, sondern auch für die Energiewende insgesamt nützlich.

In einem neuen Thesenpapier untersuchen Forschende des Fraunhofer-Exzellenzclusters »Integrated Energy Systems« (CINES) die technischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen von Vor-Ort-Systemen.

In Deutschland bestehen heute bereits verschiedene Ausgestaltungen von erneuerbaren Vor-Ort-Systemen. Zu den etablierten Konzepten gehören Mieter- und Regionalstrom sowie die meist genossenschaftlich organisierten Bürgerenergiegesellschaften. »Die Idee, vor Ort erzeugte erneuerbare Energie vor Ort zu verbrauchen, ist an sich nicht neu.

Aber durch zunehmend günstig verfügbare Technologien wie Balkonsolaranlagen, Batteriespeicher, Wärmepumpen und E-Mobilität, aber auch neue regulatorische Rahmenbedingungen wie die im Solarpaket 1 beschlossene gemeinschaftliche Gebäudeversorgung, erhält das Thema eine völlig neue Dynamik«, so Projektleiter und Mitautor Dr. Matthias Kühnbach.

»Daher haben wir den aktuellen Stand unserer Forschung und weitere Analysen zusammengetragen, wie Vor-Ort-Systeme zu einer effizienten und partizipativen Energiewende beitragen können.« Das Ergebnis sind sieben Thesen zu Vor-Ort-Systemen, die sowohl ökonomische und technische als auch soziale Aspekte der Energiewende adressieren und die Vorteile, aber auch die Grenzen von und Handlungsbedarfe für Vor-Ort-Systeme aufzeigen.

Solar-Potenziale partizipativ erschließen

Gerade in Mehrfamilienhäusern standen der umfangreichen Erschließung der Dachflächen für Photovoltaik bisher administrative und wirtschaftliche Hürden entgegen. Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse des CINES-Teams zeigt, dass mit Mieterstrom und der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung nun zwei Konzepte zur Verfügung stehen, die aus Sicht der Investoren wirtschaftlich attraktiver sind als die herkömmliche Volleinspeisung.

»Wir gehen davon aus, dass dies nun die Bereitschaft erhöht, mehr Dachflächen auf Mehrfamilienhäusern für Photovoltaik (PV) zu erschließen«, so Paula Oberfeier, leitende Autorin des Thesenpapiers. Auch für Einfamilienhäuser sieht sie Potenzial, die Dachbelegung mit Photovoltaikmodulen zu erhöhen, sofern sich der zusätzliche Strom in der Umgebung vermarkten lässt, wofür aber aktuell noch die Rahmenbedingungen fehlen.

Mieterinnen und Mieter erhalten immer mehr Optionen sich an der Energiewende aktiv zu beteiligen

Während die Photovoltaik bislang überwiegend bei Eigentumsimmobilien genutzt wurde, erhalten mit Balkonsolar, der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung sowie dem künftig gestärkten Energy Sharing auch Mieterinnen und Mieter immer mehr Optionen, sich an der Energiewende aktiv zu beteiligen.

Durch den hohen Anteil an Mietwohnungen in Deutschland rechnet die Forschungsgruppe mit Vorteilen für die Akzeptanz von Erneuerbare-Energie-Projekten. Zudem sorgen die dezentral errichteten Anlagen auch für verschiedene Einnahmen und Kosteneinsparungen, die dem lokalen Wirtschaftskreislauf zugutekommen.

Abbildung 5 Konzept der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung. © Fraunhofer CINES

Flexibel, netzdienlich und resilient

Weiterhin simulierten die CINES-Forschenden, inwieweit die zunehmende Verbreitung von PV-Anlagen mit Batteriespeicher, Wärmepumpen und Elektromobilen auch das Flexibilitätspotenzial von privaten Haushalten erhöhen kann. Im Ergebnis schätzen sie, dass ein durchschnittliches Mehrfamilienhaus von zehn Parteien im Jahr 2030 seine Hausanschlussleistung um 10 Kilowatt (kW) erhöhen bzw. um 6 kW senken kann, indem Stromverbräuche verschoben oder Speicherkapazitäten genutzt werden.

Diese sektorenübergreifenden Flexibilitäten können so eingesetzt werden, dass sie Last- und Einspeisespitzen abschwächen und so das vorgelagerte Energiesystem, beispielsweise das lokale Stromverteilnetz, stabilisieren. Wenn diese Betriebsführungsweisen auch netzseitig gesteuert werden, wird es denkbar, Vor-Ort-Systeme in Netzbetriebsprozesse und ins Engpassmanagement einzubinden.

Bei Störungen und Ausfällen des vorgelagerten Energiesystems ist es schließlich möglich, mit Vor-Ort-Systemen eine lokale Grund- oder Minimalversorgung aufrechtzuerhalten.

Technische und regulatorische Rahmenbedingungen

Um diese Flexibilitäten erfolgreich zu mobilisieren, bedarf es technisch der weiteren Digitalisierung des Energiesystems. Wenn jedoch immer mehr Haushalte immer größere Teile ihres Strombedarfs durch Eigenverbrauch decken, kann dies unter den aktuellen Regelungen dazu führen, dass die Netzentgelte für alle Netzkunden steigen. Um diese Problematik zu umgehen, empfehlen die CINES-Forschenden eine Reform der Netzentgelte. Insbesondere sei es zielführend, die Netzentgelte dynamisch an der erwarteten Netzbelastung auszurichten. Das würde einen Anreiz bieten, steuerbare Verbraucher, Speicher und Erzeuger netzverträglicher zu betreiben.

Im Vergleich verschiedener Vor-Ort-Konzepte zeigt sich zudem, dass vor allem diejenigen Konzepte hohe Akzeptanz erfahren, die ohne hohe administrative Hürden auskommen, beispielsweise Balkonsolar-Anlagen. »Insofern sollten wir bei zukünftigen Vor-Ort-Systemen auf eine möglichst einfache Umsetzung achten«, betont Paula Oberfeier. »Nur bei einem gesunden Aufwand-Nutzen-Verhältnis können wir Leute und Unternehmen dafür gewinnen, diese wertvollen, lokalen Energiewende-Potenziale zu erschließen.«

Ryotaro Kajimura

Fraunhofer Energy and Climate

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Wärmewende in Hannover – Kooperation von enercity und Vonovia

Wärmewende in Hannover - Kooperation von enercity und Vonovia
Sven Wellhausen (enercity contracting), Daniela Stark (Vonovia Regionalleiterin Hannover-Ost), Susan-Katrin Zunker (Vonovia Regionalbereichsleiterin Hannover), Thomas Weinert (Vonovia Regionalleiter Hannover-West). Foto (Credits: enercity/Tim Schaarschmidt

Hannover ist mit seiner Kommunalen Wärmeplanung und dem strategischen Ausbau der Fernwärme durch enercity sehr weit fortgeschritten. Damit setzt die Landeshauptstadt bundesweit Maßstäbe bei der Wärmewende.

Eine Kooperation zwischen dem Wohnungsunternehmen Vonovia und enercity contracting, einer 100%-Tochter der enercity AG, treibt die Umsetzung nun weiter voran: Das Wohnungsunternehmen stellt dazu seine Liegenschaften in Hannover und Region auf eine zukunftsorientierte und klimafreundliche Wärmeversorgung um.

Wohnungsbestand bis 2045 nahezu klimaneutral

Susan-Katrin Zunker, Regionalbereichsleiterin Hannover bei Vonovia, äußert sich erfreut über die Zusammenarbeit: „Hannovers kommunale Wärmeplanung ist eine sinnvolle und wichtige Maßnahme, damit unsere Wohnungen in Zukunft mit klimafreundlicher Wärme versorgt werden können.

Der enercity-Fernwärmeausbau ermöglicht es uns, unseren Gebäudebestand zügig umzustellen. All das zahlt auf unseren Vonovia Klimapfad ein, der zum Ziel hat, dass unser Wohnungsbestand bis 2045 nahezu klimaneutral ist.“

Nahwärmenetze für Quartiere

Zuerst werden diejenigen Liegenschaften von Vonovia in Hannover Fernwärme erhalten, die über das bestehende Fernwärmenetz versorgt werden können. Der Start hierfür erfolgt noch in diesem Jahr. Zeitgleich erstellt enercity klimafreundliche Versorgungskonzepte für die weiteren Vonovia-Liegenschaften in Hannover und der Region.

Als nachhaltige und ressourcenschonende Lösungen bieten sich hier insbesondere Nahwärmenetze für Quartiere an.

Alles aus einer Hand

Dr. Manfred Schüle, Geschäftsführer der enercity contracting: „Mit unseren Lösungen treiben wir die Wärmewende mit hoher Geschwindigkeit voran und machen die Wärmeversorgung für unsere Geschäftskund:innen sicher, komfortabel und bezahlbar. Bei uns erfolgt alles aus einer Hand: Von der Planung, über die Errichtung, den Betrieb sowie Wartung und Instandhaltung von Energieanlagen.“

Neben der Wärmeversorgung planen die beiden Unternehmen bereits eine vertiefte Zusammenarbeit in Bereichen wie zum Beispiel bei Photovoltaikanlagen.

Bis spätestens 2035 wird die Fernwärme in Hannover vollständig klimaneutral sein

Als erste Kommune in Niedersachsen hatte die Landeshauptstadt Hannover ihre Wärmeplanung im Dezember 2023 an das Land übermittelt. Die in präzisen Karten dargestellten Ergebnisse wurden von der Stadt gemeinsam mit dem Energieunternehmen enercity auf Basis dessen umfassender Vorabplanungen entwickelt.

In der Wärmeplanung sind Fern- und Nahwärmegebiete sowie Areale mit vorwiegend dezentralen Wärmelösungen aufgeführt. Die Fernwärme von enercity wird ab 2027 bereits bis zu 75 Prozent aus regenerativen Quellen gespeist werden. Bis spätestens 2035 wird die Fernwärme in Hannover vollständig klimaneutral sein.

Die Partner

Vonovia bietet rund einer Million Menschen in Deutschland ein Zuhause. In Hannover hat das Unternehmen rund 11.200 Wohnungen, 600 davon sind öffentlich gefördert und etwa 120 gewerblich vermietet. Neben einem hervorragender Kundenservice ist ein nachbarschaftliches Miteinander in den Quartieren für vonovia von Bedeutung.

Daher engagiert sich das Wohnungsunternehmen in Hannover nachhaltig und kooperiert mit sozialen Einrichtungen wie dem Kulturtreff Roderbruch oder dem Diakonischen Werk Hannover, um für ein noch schöneres Miteinander in unseren Quartieren zu sorgen. Das Wohnungsunternehmen steht mitten in der Gesellschaft, deshalb haben die Aktivitäten von Vonovia niemals nur eine wirtschaftliche, sondern immer auch eine gesellschaftliche Perspektive.


Die enercity Contracting GmbH bietet umfangreiche Dienstleistungen und Energie-Contractinglösungen, vorrangig rund um das Thema Nahwärme an. Die hundertprozentige enercity-Tochter ist ein bundesweit tätiges Contracting-Unternehmen und mit Ihren Projekten in mehr als 140 Städten und Kommunen vertreten. Sie betreibt in Deutschland über 1.100 Heiz- und Energiezentralen. Darüber hinaus ist enercity contracting über Töchterunternehmen bei der Biogasproduktion, Klärschlammverwertung und der Gebäudeautomatisierung tätig.

Carlo Kallen

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MELRent: Mietbare Wärmepumpen und Kaltwassersätze von Mitsubishi Electric

MELRent: Wärmepumpe & Kaltwassersätze von Mitsubishi Electric
Innerhalb von nur 24 Stunden steht in Notfällen oder für geplante, temporäre Einsätze garantierte, bundesweite mobile Wärme oder Kälte zur Verfügung. Mitsubishi Electric bietet dafür einen Rundum-sorglos-Service von der Anfrage bis zur Abholung. Abbildungen: Mitsubishi Electric

Mit dem neuen Serviceangebot MELRent bietet Mitsubishi Electric erstmals seine Wärmepumpen und Kaltwassersätze als flexible Mietlösung zum Heizen und Kühlen auf Zeit an. Innerhalb von nur 24 Stunden steht damit in Notfällen oder für geplante, temporäre Einsätze garantierte, bundesweit mobile Wärme oder Kälte zur Verfügung – beispielsweise bei Havarien, auf Baustellen, in Rechenzentren oder bei temporären Erfordernissen durch höheren Wärme- bzw. Kältebedarf.

Das Ratinger Unternehmen hat dafür einen Rundum-sorglos-Service von der Anfrage bis zur Abholung aufgestellt. Während der gesamten Mietzeit gewährleistet ein zentraler Ansprechpartner einen reibungslosen Ablauf.

Um auch bei den Mietanlagen die bestmögliche Effizienz und in allen Einsatzbereichen einen zuverlässigen Betrieb sicherzustellen, können diese standardmäßig per Monitoring aus der Ferne überwacht werden. Noch bevor es zu Unregelmäßigkeiten kommen kann, wird der Hersteller informiert und kann bereits proaktiv handeln. Dafür sind alle Mietgeräte serienmäßig mit einer SIM-Karte ausgestattet, die eine permanente Internetverbindung garantiert. Alle Anlagen werden außerdem in einem kompakten und stabilen Rahmen sowie mit Schutzgittern geliefert. Dadurch wird ein größtmöglicher Basisschutz für Mensch und Maschine gewährleistet.

Durch Festpreise entsteht für den Nutzer volle Kostentransparenz. Je nach Mietzeitraum stehen gestaffelte, wochenweise Mietpreise zur Verfügung, die darüber hinaus tageweise abgerechnet werden. Das Leistungsspektrum rund um den Mietservice kann der Kunde nach den eigenen Bedürfnissen zusammenstellen.

Neben der Logistik stellt Mitsubishi Electric auch das jeweils individuell benötigte Zubehör wie beispielsweise Kupplungs-, Verbindungs- und Kabelsysteme sowie Pumpenstationen, Pufferspeicher und Schläuche bereit. Die Installation und der Anschluss vor Ort kann der Nutzer ebenfalls entweder selbst oder durch ein speziell geschultes Team des Herstellers durchführen lassen.

Der Markt für Mietkälte und Mietwärme expandiert kontinuierlich.

Der Markt für Mietkälte und Mietwärme expandiert nach Angaben des Unternehmens kontinuierlich. Insbesondere im Havariefall kann die Planungszeit bis zur Anschaffung eines neuen Gerätes schnell und effizient überbrückt werden. Das Angebot ermöglicht auch komfortable Klimabedingungen bei geplanten Sanierungen oder Erweiterungen von Gebäuden – selbst in Baustellencontainern.

Zeitlich begrenzte Eventlocations wie z. B. bei Festivals und Eisbahnen auf Weihnachtsmärkten können genauso auf eine kostentransparente und hoch effiziente Lösung bei maximaler Flexibilität setzen. Gleichfalls können durch MELRent temporäre Spitzen beim Kühl- und Wärmebedarf wirtschaftlich abgedeckt werden. Beispiele dafür finden sich u. a. in Produktions- und Lagerhallen der Bereiche Lebensmittel, Chemie oder Landwirtschaft sowie Bürogebäuden.

Mit Rechenzentren steht darüber hinaus eine weitere Anwendung bereit. Denn in Deutschland werden in den kommenden Jahren die Rechnerleistungen in entsprechenden Einrichtungen deutlich wachsen. Gerade beim Ausbau bestehender Rechenzentren werden dafür schnell und unkompliziert Notfall- und Übergangslösungen für die Kälteversorgung erforderlich.

Für die Miete werden Einzel-Wärmepumpen zum Heizen und Kühlen von 20 bis 570 kW Leistung bereitgehalten. Durch die Kaskadierung von Anlagen können noch größere Leistungsanforderungen abgedeckt werden.

Über ein deutschlandweites Servicenetz wird das MELRent Angebot bereitgestellt. Weitergehende Informationen erhalten Interessenten unter der Webadresse mitsubishi-les.com/de-de/services/kaltwassersaetze-und-waermepumpen-mieten.html.

Martin Schellhorn


Mit mehr als 100 Jahren Erfahrung in der Bereitstellung zuverlässiger und qualitativ hochwertiger Produkte ist Mitsubishi Electric ein weltweit anerkannter Marktführer in der Herstellung, dem Marketing und dem Vertrieb von elektrischen und elektronischen Geräten für die Informationsverarbeitung und Kommunikation, Weltraumentwicklung und Satellitenkommunikation, Unterhaltungselektronik, Industrietechnologie, Energie, Mobilitäts- und Gebäudetechnologie sowie Heiz-, Kälte- und Klimatechnologie.

In Anlehnung an „Changes for the Better“ ist Mitsubishi Electric bestrebt, die Gesellschaft mit Technologie zu bereichern. Das Unternehmen erzielte zum Ende des Geschäftsjahres am 31.03.2024 einen konsolidierten Umsatz von 34,8 Milliarden US Dollar*. In über 30 Ländern sind Vertriebsbüros, Forschungsunternehmen und Entwicklungszentren sowie Fertigungsstätten zu finden. Seit 1978 ist Mitsubishi Electric in Deutschland als Niederlassung der Mitsubishi Electric Europe vertreten. Mitsubishi Electric Europe ist eine hundertprozentige Tochter der Mitsubishi Electric Corporation in Tokio.

* Umrechnungskurs 151 Yen = 1 US Dollar, Stand 31.03.2024  (Quelle: Tokioter Devisenbörse)

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