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Neun Monate GEG-Novelle: „Großteil der Wohnungseigentümer schiebt energetische Sanierung auf“

BVI-Präsident Thomas Meier. Copyright: BVI, Fotograf: Dominik Pfau

Im Herbst kommen Deutschlands Immobilienverwalter auf zahlreichen Kongressen zusammen. „Vielen brennt nach wie vor die energetische Sanierung unter den Nägeln“, sagt Thomas Meier, Päsident des BVI Bundesfachverbandes der Immobilienverwalter e. V. anlässlich der Herbsttagung des BVI West am 12. und 13. September 2024 in Essen.

Nach neun Monaten seit Inkrafttreten der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes seien viele Verwalter ernüchtert. Um im Gebäudebestand die notwendigen Modernisierungen durchzuführen, mangele es in Wohnungseigentümergemeinschaften neben Handwerkern und Fördergeldern vor allem an einem: den nötigen Beschlüssen.  

Bundesweit gibt es rund zehn Millionen Eigentumswohnungen im Gebäudebestand. Deren Sanierung gilt als wichtiger Hebel, um die Klimaziele in diesem Sektor zu erreichen. Doch um hier Modernisierungen voranzubringen, muss die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer (GdWE) für fast jeden Schritt einen Mehrheitsbeschluss fassen. „Und genau das verzögert die Energiewende im Gebäudebereich“, erläutert Meier.

Bis zu vier Eigentümerversammlungen seien in der Regel erforderlich, um eine energetische Sanierung im Wohnungseigentum auf den Weg zu bringen. Dadurch könne sich der Planungsprozess um bis zu zwei Jahre verlängern. Der Grund: „Viele Wohnungseigentümer sehen bei Sanierungsprojekten oft weder die Finanzierung noch die Umsetzung als gesichert an. Deswegen schiebt ein Großteil energetische Sanierungen auf oder zieht Beschlussfassungen in die Länge“, so Meier.

Finanzierungsprobleme verzögern Modernisierungen

Die Sanierungsquote im Gebäudebestand fällt dementsprechend niedrig aus. 2023 lag sie bundesweit bei 0,7 %, im Wohnungseigentum liegt sie laut BVI noch einmal deutlich darunter. Damit sich das ändert, müsse der Gesetzgeber vor allem bei der Förderung rund um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) nachbessern: Nach Einschätzung des Verbandes, dessen Mitgliedsunternehmen bundesweit rund 1,4 Millionen Eigentumswohnungen verwalten, verfügen mindestens zwei Drittel der Wohnungseigentümer über eine unzureichende Instandhaltungsrücklage, mit der sich die Finanzierung der energetischen Sanierung stemmen ließe.

„Umfangreiche Maßnahmen können schnell in den hohen fünfstelligen Bereich gehen“, warnt Meier. Geld, das sehr viele Menschen nicht hätten und das auch die staatliche Förderung nicht hinreichend abdecke, damit sich die Investition in angemessener Zeit rechne.

Zudem zweifelten viele GdWEs an, ob sie die Finanzspritze des Staates überhaupt fest einkalkulieren können. „Kein Wunder, wenn der Gesetzgeber von jetzt auf gleich die Fördergelder für die Energieberatung zusammenstreicht und angesichts der angespannten Haushaltslage plant, die finanziellen Mittel für die Förderung energieeffizienter Gebäude im Klima- und Transformationsfonds weiter zu kürzen“, kritisiert Meier. Für das kommende Jahr sollen aus dem Fonds 2,4 Milliarden Euro weniger als 2024 zur Verfügung stehen. Damit bleibt für Sanierungswillige weiterhin unklar, ob Förderprogramme offenbleiben oder leerlaufen. 

Personalengpässe bei Handwerksbetrieben und Immobilienverwaltern

Neben der aufwendigen Planung und hohen Investitionen bremsen laut BVI auch die geringe Zahl an Fachkräften die dringend notwendige Modernisierung in Deutschlands Eigentumswohnungen aus. Gut jedes zweite Sanierungsprojekt kann nicht fristgerecht umgesetzt werden, weil die ausführenden Firmen nicht über genügend personelle Kapazitäten verfügen, schätzt der Verband.

Zudem fehlt es auch Deutschlands Immobilienverwaltern an Personal, um die Planung und Umsetzung voranzutreiben. So geht aus dem aktuellen HR Monitor des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) hervor, dass heute schon 56 Prozent der Unternehmen aus der Immobilienbranche im Fachkräftemangel ein Investitionshemmnis auf dem Weg zu mehr Klimaschutz sehen.

Fokus auf Digitalisierung und Reformen des GEG

In Essen, aber auch auf den anstehenden BVI-Tagungen am 10. und 11. Oktober 2024 in Nürnberg und am 7. und 8. November 2024 in Hamburg, arbeitet der BVI gemeinsam mit seinen Mitgliedern und renommierten Fachleuten aus der Branche an praxisnahen Lösungen für diese Herausforderungen.

„Einen zentralen Punkt sehen wir nicht nur in der Nachschärfung des GEG, das für GdWEs ein eigenes Förderprogramm und realisierbare Heizungslösungen braucht. Wir unterstützen unsere Mitglieder nach Kräften auch bei der Digitalisierung von Standardprozessen wie etwa der Kommunikation mit Mietern und Wohnungseigentümern“, betont Meier. Dadurch könne der Personalengpass zumindest in Teilen abgefedert werden.

„Der Fachkräftemangel zwingt die Verwalterbranche dazu, digital zu werden“, erklärt der BVI-Präsident. Das sei gut so, denn hier gebe es für Effizienzoptimierungen noch viel Potenzial nach oben.

Bianka Wurstbauer


Der BVI Bundesfachverband der Immobilienverwalter e. V. vertritt seit 1983 professionelle Unternehmen aus der Immobilienverwaltung. Insgesamt gehören dem Verband rund 800 Hausverwaltungen an, die über 1,4 Millionen Einheiten betreuen, und damit rund 15 Prozent des Bestandes an Eigentumswohnungen in Deutschland. Die von den Verbandsmitgliedern verwalteten Vermögenswerte in der Immobilienwirtschaft betragen über 140 Milliarden Euro. Thomas Meier ist seit mehr als 20 Jahren Präsident des BVI.

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Moderne Energieversorger und Preisentwicklung

Moderne Energieversorger und Preisentwicklung

Das Gebäudeenergiegesetz hat neue Tatsachen geschaffen: Spätestens ab Mitte 2028 soll bei neuen Heizungen die Nutzung von mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie verbindlich werden. Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen gelten dabei als ein geeignetes Mittel, um das Eigenheim auf einen guten Energiestandard zu bringen.

Schon jetzt hat diese Ausstattung eine positive Auswirkung auf den Preis – besonders Häuser mit Wärmepumpe haben einen Verkaufspreis, der im Durchschnitt 43 Prozent höher ist als bei Häusern ohne.

„Hausbesitzer:innen müssen sich im Zuge der Energiewende mit neuen Formen des Heizens auseinandersetzen. Bereits jetzt können wir sehen, dass eine moderne Energieversorgung und eine höhere Energieeffizienzklasse sich positiv auf den Wert der Immobilie auswirken“ , sagt Christoph Barniske, Vice President Product bei ImmoScout24. „Es lohnt sich, die Möglichkeiten und Förderungen einer Sanierung zu prüfen.“

Photovoltaikanlagen und Wärmepumpe treiben die Angebotspreise für Häuser nach oben

Für ein Haus mit einer Photovoltaikanlage werden im Durchschnitt 3.644 Euro pro Quadratmeter verlangt. Das sind 20 Prozent mehr pro Quadratmeter als für ein Haus ohne, das im Durchschnitt für 3.049 Euro pro Quadratmeter angeboten wird. Häuser mit Wärmepumpe werden im Gegensatz für 4348 Euro pro Quadratmeter angeboten – ein Preis, der 43 Prozent höher ist als für Häuser ohne Wärmepumpe.

Wer beides in dem Haus zusammen bringt, verlangt durchschnittlich 50 Prozent mehr. Das zeigt eine ImmoScout24-Analyse zum Zusammenhang von Angebotspreis und Ausstattung von Heizungssystemen, die ohne fossile Brennstoffe funktionieren.

Zu beachten ist, dass Wärmepumpen häufiger in Neubauten vorzufinden sind, welche aufgrund der Baukosten einen höheren Kaufpreis aufweisen als Objekte im Bestand. Auch haben diese Gebäude insgesamt eine bessere Energieeffizienzklasse, was sich – neben der Lage – ebenfalls positiv auf den Verkaufspreis auswirkt. Für Hauseigentümer:innen bietet ImmoScout24 eine Vergleichsplattform sowohl für Photovoltaik- als auch für Wärmepumpen-Installation an. Zudem gibt der Modernisierungsrechner von ImmoScout24 in wenigen Schritten eine Kosteneinschätzung für geplante Modernisierungsmaßnahmen.

Häuser mit Photovoltaik bzw. Wärmepumpe sind seit 2021 bis zu 9 Prozent im Wert gestiegen

Seit 2021 steigen Häuser mit Wärmepumpe und Photovoltaikanlage im Wert. Durch steigende Energiepreise und das Gebäudeenergiegesetz ist eine bereits vorhandene, alternative Versorgung mit Strom und Wärme ein großer Vorteil sowohl für Verkäufer:innen als auch Käufer:innen. Mit einer Photovoltaikanlage ist der durchschnittliche Angebotspreis im Jahr 2024 (3.644 Euro) um 5 Prozent höher als für Häuser mit PV-Anlage im Jahr 2021 (3.458 Euro).

Bei Häusern mit Wärmepumpe ist der Verkaufswert zwischen 2021 und 2024 um 6 Prozentpunkte gestiegen. Häuser mit Photovoltaikanlage und Wärmepumpe werden 2024 für 9 Prozent mehr angeboten als vor drei Jahren, während der Angebotspreis von Einfamilienhäusern ohne diese Ausstattung deutschlandweit im selben Zeitraum um 2 Prozent gestiegen ist.

Das Angebot an Immobilien mit Wärmepumpe und Photovoltaikanlage nimmt zu

Im Jahr 2021 lag der Anteil von Einfamilienhäusern mit Photovoltaikanlage bei 5 Prozent und von Häusern mit Wärmepumpe bei 3 Prozent. Im Jahr 2024 sind 8 Prozent der zum Kauf angebotenen Einfamilienhäuser, die aktuell zum Verkauf angeboten werden, mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet und 5 Prozent mit einer Wärmepumpe. Besonders viele Häuser mit Wärmepumpe findet man im Landkreis Cloppenburg.

Fast jedes vierte zum Kauf angebotene Haus besitzt dort eine Wärmepumpe (22 Prozent). In den Landkreisen Amberg-Sulzbach und Landshut hat jedes fünfte Haus eine Photovoltaikanlage auf dem Dach (20 Prozent).


Methodik

Ausgewertet wurden Häuser zum Kauf, die im zweiten Quartal 2024 und im zweiten Quartal 2021 bei ImmoScout24 inseriert wurden und bei denen entsprechende Angaben zu Photovoltaik bzw. Wärmepumpe gemacht wurden.


Über ImmoScout24

ImmoScout24 ist die führende Online-Plattform für Wohn- und Gewerbeimmobilien in Deutschland. Seit 25 Jahren revolutioniert ImmoScout24 den Immobilienmarkt. Jeden Monat suchen rund 19 Millionen Nutzer:innen auf dem Online-Marktplatz oder in der App ein neues Zuhause oder die passende Gewerbefläche. Deshalb kennen rund 90 Prozent der Zielgruppe ImmoScout24. Mit seinen digitalen Lösungen schafft der Online-Marktplatz Orientierung und bringt Eigentümer:innen, Makler:innen und Immobiliensuchende erfolgreich zusammen. ImmoScout24 arbeitet an dem Ziel, Transaktionen rund um die Immobilie digital abzuwickeln und dadurch komplexe Entscheidungen für seine Nutzer:innen einfacher zu machen. Seit 2012 ist ImmoScout24 auch auf dem österreichischen Wohn- und Gewerbemarkt aktiv und erreicht monatlich rund 3 Millionen Suchende.

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UVI Control von Immomio – Damit Mieter ihre Energieverbräuche kennen

UVI Control von Immomio – Mieter ihre Energieverbräuche kennen
immomio ist jetzt mit UVI Control im Markt. Damit können Mieter ihre Energieverbräuche abrufen. Grafik Immomio

Die Hamburger Immomio GmbH erweitert ihr Portfolio um ein neues Produkt: UVI Control. Wohnungsunternehmen bekommen damit eine professionelle Lösung, um ihrer Pflicht, die unterjährigen Verbrauchsinformationen (UVI) an ihre Mieter weiterzugeben, nachzukommen.

Seit 2015 verfolgt Immomio die Vision, den gesamten Lebenszyklus von Immobilien zu digitalisieren. Mit der Immomio 360° Plattform und ihren integrierten Softwareprodukten können Wohnungsunternehmen ihre Mieterkommunikation und Prozesse Ende-zu-Ende digitalisieren, von der Wohnungsvermietung über den Mietvertragsabschluss bis hin zur Meldung von Schäden über die Mieterapp und das Mieterportal. Auch für die Übermittlung der verpflichtenden unterjährigen Verbrauchsinformation (UVI) haben die Hamburger nun eine Lösung entwickelt.

Ganzheitlich und rechtskonform

UVI Control ist eine ganzheitliche und rechtskonforme Lösung für die effiziente Abwicklung der UVI. Sie beinhaltet eine Datenbank zur Speicherung, Aggregation und Zusammenführung von UVI- und Stammdaten sowie die automatisierte monatliche Bereitstellung dieser Daten. Dafür werden die Verbrauchsdaten von den Messdienstleistern sowie städtischer oder eigener Versorger automatisiert übertragen und importiert.

Diese Daten werden angereichert, auf Basis der in Immomio vorliegenden Vertragsdaten dem richtigen Mieter zugeordnet und über einen PDF-Generator im Design des Kunden aufbereitet. Die Verbrauchsdaten stehen sowohl als PDF-Dokument als auch im Rohdatenformat zur Verfügung und können so zum Beispiel in einer Mieterapp visualisiert werden. Für Mieter, die aktuell noch nicht für die Mieterapp registriert sind, wird automatisch ein Versand des generierten PDFs als Brief über die Deutsche Post ausgelöst.

Mehrwert ohne Zusatzarbeit

 „UVI Control stellt die Verbräuche einfach und intuitiv dar und liefert mit Vergleichswerten aus dem Vormonat wichtige Impulse an die Mieter zum Energiesparen. Vermieter erfüllen mit dem neuen Produkt nicht nur ihre Pflicht, sondern können Mietern ohne zusätzliche Arbeit einen Mehrwert bieten“, sagt Nicolas Jacobi, Geschäftsführer der Immomio GmbH.

Achim Winckler

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Guido Beermann neuer Präsident des DV – Dank an Michael Groschek

Guido Beermann neuer Präsident des DV – Dank an Groschek
Sie werden den DV zu neuen Höhen führen! So beglückwünschte der scheidende DV-Präsident Michael Groschek (links) seinen Nachfolger Guido Beermann. © Christian Sommer, Offenblende

Guido Beermann, ehemaliger Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg, ist der neue Präsident des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V. (DV). Er wurde im Rahmen der Jahrestagung des Verbandes am 10. September 2024 in Berlin einstimmig vom Verbandsrat gewählt.

Beermann folgt als Präsident auf den ehemaligen Bauminister von Nordrhein-Westfalen, Michael Groschek, der nach sechsjähriger Amtszeit nicht mehr zur Wahl angetreten ist.

Der neue Präsident Guido Beermann war von 2019 bis November 2023 Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg und zuvor Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Zwischen 2012 und 2015 arbeitete er als Wirtschaftsstaatssekretär im Berliner Senat.

Durch seine vielfältigen bisherigen politischen Tätigkeiten und seine Persönlichkeit ist Herr Beermann geschätzt und bundesweit bekannt. Er ist auf allen politischen Ebenen sowie in der Wirtschaft gut vernetzt und in den wohnungs- und stadtentwicklungspolitischen Bereichen versiert, mit denen sich der DV beschäftigt. „Es kann viel verändert werden, wenn die Dinge angepackt werden“, sagte Beermann angesichts seiner Benennung in Berlin.

Er bedankte sich für das Vertrauen: „Ich kann an den Themen weiterarbeiten, die mir eine Herzensangelegenheit sind.“ Er ergänzte: „Das Alleinstellungsmerkmal des DV ist seine interdisziplinäre Ausrichtung. Er ist bundesweit eine wichtige Stimme, wenn es um Wohnungswirtschaft, Städtebau, Stadt- und Raumentwicklung geht und eine ideale Plattform, um den fachpolitischen Austausch in Deutschland und Europa voranzubringen.“

DV ist ein offener, alle einladender runder Tisch

Monika Fontaine-Kretschmer, Vizepräsidentin des DV und Geschäftsführerin bei der Nassauischen Heimstätte / Wohnstadt würdigte die Verdienste des scheidenden Präsidenten Groschek: „Er hat den Finger stets in die Wunde gelegt und der Politik den Spiegel vorgehalten, indem er auch unbequeme Wahrheiten ausgesprochen hat. Das ist nicht selbstverständlich“, so die Vizepräsidentin.

Der scheidende DV-Präsident Michael Groschek sagte zu seinem Nachfolger: „Sie werden den DV zu neuen Höhen führen!“ Dem Verband gab Groschek mit auf den Weg: „Für den DV ist es wichtig, ein offener, alle einladender runder Tisch zu bleiben und in den Gremien seine politische Unabhängigkeit zu behalten. Nur so kann der DV ein ehrlicher Makler für seine unterschiedlichen Mitglieder aus allen Bereichen sein.“

Weitere Wechsel in Vorstand

Der bisherige Schatzmeister, Axel Vogt, Leiter Immobilienkunden bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein, sowie das ordentliche Vorstandsmitglied Detlef W. Kalischer, Bereichsleiter bei der KfW-Bank, stellten sich nicht zur Wiederwahl. Als neuen Schatzmeister wählte der Verbandsrat Axel Guthmann, Verbandsdirektor der Bundesgeschäftsstelle Landesbausparkassen im Deutschen Sparkassen- und Giroverband.

Das bisherige Mandat von Guthmann als ordentliches Vorstandsmitglied wird fortan durch Ralf Sommer besetzt, Vorstand Hamburgische Investitions- und Förderbank. Auf Kalischer, der in Ruhestand geht, folgt von Seiten der KfW Dr. Philipp Tilleßen nach, Direktor Produktmanagement.

Heike Mages

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GAG Köln – Anett Barsch folgt Kathrin Möller

GAG Köln - Anett Barsch folgt Kathrin Möller
Anett Barsch beginnt im Sommer 2025 ihre Arbeit im Vorstand der GAG Köln. Quelle: GAG

Die GAG Immobilien AG hat ihre Suche nach einer Nachfolgeregelung auf der Vorstandsposition erfolgreich beendet: Anett Barsch wechselt zur GAG und beginnt im Sommer 2025 ihre Arbeit im Vorstand von Kölns größter Vermieterin. Sie löst Kathrin Möller ab, die ihren dann auslaufen den Vertrag nicht verlängert hat.

Anett Barsch ist derzeit Head of Real Estate Project Development bei der Swiss Life Asset Managers Deutschland GmbH. Bei der GAG übernimmt sie die Bereiche Technik und Immobilienmanagement und verantwortet damit die Weiterentwicklung des Bestands und die Bewirtschaftung der derzeit rund 45.000 GAG Wohnungen.

Ihre berufliche Karriere begann Anett Barsch nach einer Ausbildung zur Industriekauffrau und einem Studium der Architektur 1995 im Kölner Architekturbüro Stadtarchitekt en. 2001 wechselte sie als technische Projektmanagerin zur Heim+Wert Grundbesitz GmbH. Mit dem Verkauf des Unternehmens an die Corpus Immobiliengruppe folgten mehrere Stationen in der Projektentwicklung entlang der Unternehmensentwicklung der Corpus und CO RPUS SIREO, die dann 2016 von Swiss Life Asset Managers gekauft wurde. Nach den Aufgaben

Niederlassungsleiterin Projektentwicklung Köln in 2002 und Expansionsleiterin für die Erschließung der Standorte Frankfurt, München, Berlin und Hamburg wurde Anett Barsch Geschäftsführerin des Projektentwicklers in der CORPUS SIREO Gruppe in 2011. 2017 stieg sie zur Geschäftsführerin der gesamten CORPUS SIREO auf. Seit der Fusion mit Swiss Life Asset Managers 2021 ist sie dort Head of Real Estate Project Development. Anett Barsch wurde in Chemnitz geboren, verbrachte während ihrer Ausbildung anderthalb Jahre in den USA und lebt seit 35 Jahren in Köln.

Gemeinsam mit Anne Keilholz als Vorständin für die Bereiche Konzern Services sowie Finanzen Portfolio wird Anett Barsch die GAG im operativen Geschäft führen.

„Wir sind froh, dass wir nach Kathrin Möllers Ankündigung, ihren Vertrag nicht zu verlängern, sehr schnell eine passende Nachfolgerin gefunden haben. Wir freuen uns, mit Anett Barsch eine Top-Führungskraft mit Erfahrung in der Projektentwicklung gefunden zu haben, die darüber hinaus noch aus Köln kommt“, kommentiert der GAG-Aufsichtsratsvorsitzende Mike Homann die Berufung des neuen Vorstandsmitglieds.

Anett Barsch freut sich bereits auf die GAG: „Ich freue mich darauf, meine bisherigen Erfahrungen in dieses traditionsreiche kommunale Unternehmen einbringen zu können und damit zu einer fruchtbaren Weiterentwicklung des Kölner Stadtbildes beizutragen.“ Auch Anne Keilholz ist von ihrer zukünftigen Kollegin überzeugt: „Mit diesem Team sind wir bestens gerüstet, die anstehenden Herausforderungen auf dem Kölner Wohnungsmarkt zu meistern.“

Jörg Fleischer

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Brandenburg: Mehr Sozialwohnungen, mehr Klimaschutz, Mieten runter

Mehr Sozialwohnungen, mehr Klimaschutz, Mieten runter

Die soziale Wohnungswirtschaft in Brandenburg hat in den letzten Jahren große Erfolge erzielt – beim bezahlbaren Wohnen und Klimaschutz, mit starken Investitionen oder gelingendem Stadtumbau. Aber wie lange werden sie sich angesichts steigender Kosten und wachsender Auflagen bei real sinkenden Mieten fortschreiben lassen?

Die Herausforderungen stellen sich vor allem in den Städten des weiteren Metropolenraums – aber längst nicht nur dort. „Wir bauen fest darauf, dass Wohnen, -Bauen und Stadtentwicklung auch für die nächste Landesregierung in Brandenburg ganz oben auf der Prioritätenliste stehen“, so BBU-Vorständin Maren Kern bei der Vorstellung der aktuellen Zahlen für die Brandenburger BBU-Mitgliedsunternehmen am 10. September 2024.

„Gerade gutes und bezahlbares Wohnen in lebenswerten Städten ist ein wichtiger Faktor bei der Zufriedenheit der Menschen“, so Kern weiter. „Damit unsere Unternehmen das weiterhin leisten können, sind sie auf die politische Unterstützung des Landes angewiesen.“

Mieten unter Zensus und starke CO2-Einsparungen

Mit 5,62 Euro pro Monat und Quadratmeter liegen die Nettokaltmieten im Bestand von BBU-Mitgliedsunternehmen im Land Brandenburg 2023 rund zehn Prozent unter dem vom Zensus 2022 für ganz Brandenburg ermittelten Wert (6,21 €/m2). Im Jahresvergleich sind sie um 2,4 Prozent gestiegen – und damit deutlich langsamer als die Inflation insgesamt (+6,5 %).

Trotz ihrer sehr moderaten Mietengestaltung konnten die Unternehmen bisher kräftig und verlässlich investieren – u.a. in Klimaschutz. Dadurch ist es ihnen gelungen, dass ihre Wohnungen heute rund 80 Prozent weniger CO2 ausstoßen als noch 1990: eine Entlastung um 1,5 Millionen Tonnen CO2 für Brandenburgs Klimabilanz.

Kräftiges Neubau-Plus im Berliner Umland

Erfolgreich ist die soziale Wohnungswirtschaft auch beim Neubau. In den Städten des Berliner Umlands hat sie in den letzten fünf Jahren gut 3.300 neue Wohnungen fertiggestellt, mehr als 1.200 davon in Potsdam. In den fünf Jahren zwischen 2024 und 2028 sollen weitere mehr als 3.600 Fertigstellungen durch sie erfolgen, rund 1.450 davon in Potsdam.

Kern: „Unsere Unternehmen möchten auch in Zukunft gegen die Marktanspannung anbauen, was aber angesichts explodierender Kosten und Anforderungen bei stagnierenden Mieten immer schwieriger wird. Ihre Investitionen sind 2023 fast zwölfmal so stark gestiegen wie ihre Mieten. Das können sie nicht länger durchhalten. Entweder müssen ihre Mieten stärker steigen, oder sie müssen ihre Investitionen in Neubau, energetische Modernisierungen und Wohnkomfort deutlich zurückfahren.“

Sinkender Leerstand im weiteren Metropolenraum, aber auch schwache Mietenwicklung

Der Leerstand bei den BBU-Mitgliedsunternehmen in den Städten des weiteren Metropolenraums ist 2023 erneut gefallen – und zum ersten Mal seit 2017 wieder unter der Marke von zehn Prozent. Mit einer Quote von 9,7 Prozent liegt er zudem so niedrig wie zuletzt 1998.

„Wir dürfen uns aber bei aller Erleichterung über diese Entwicklung nichts vormachen: sie geht auch auf Sondereffekte zurück. Der Leerstand ist und bleibt ein ernstes Problem, genauso wie die mit 5,32 Euro pro Monat und Quadratmeter schwachen Mieten in der Region. Das zeigt sich jetzt leider auch in real gesunkenen Investitionen in dieser Region“, so Kern.

Erfolge fortschreiben, Wirtschaftskraft erhalten!

Das Land muss dafür Sorge tragen, dass die soziale Wohnungswirtschaft weiter an Erfolgen für Brandenburg arbeiten kann. „Wohnen und Stadtentwicklung gehören auch weiterhin ganz oben auf die politische Agenda“, so Kern. Dazu gehören Ausbau, Verstetigung und Vereinfachung der Bundes- und Landesförderung ebenso wie das sehr entschlossene Voranbringen der kommunalen Wärmeplanung und der Dekarbonisierung der Energieversorgung. Wichtig sind auch Moratorien für energetische Vorgaben in Neubau und Bestand.

Auch die noch in 19 Brandenburger Gemeinden geltende Mietpreisbremse muss auf den Prüfstand. „In den ganz überwiegenden Fällen hat sie unserer Überzeugung nach keine Berechtigung mehr, weil dort keine angespannten Märkte sind. In den übrigen Fällen muss sichergestellt werden, dass die für mehr Neubau notwendigen Fördermittel ausreichend zur Verfügung stehen“, unterstrich Kern.

Dr. David Eberhart

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“Neues Bauen“ als Schlüssel für mehr Qualität

Gerd Warda. Foto: krimiwa

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

heute geht es um „Bauen neu denken“. Die IFB-Bauforscher haben den „VHV-Bauschadenbericht Hochbau 2023/24 jetzt vorgelegt. „Mehr Qualität und Nachhaltigkeit“ steht im Vordergrund. Mit 430 Seiten ist die fünfte Ausgabe der bisher umfangreichste Bericht. Es ist nur folgerichtig. Bisher standen die Bauschäden und -mängel im Fokus. Nun ist es an der Zeit, schadenpräventiv die Bausteine für „Bauen neu denken“ aufzuzeigen.

„Neues Bauen“ als Schlüssel für mehr Qualität – Der notwendige Wandel hin zu mehr Qualität beim Planen und Bauen gelingt aus Sicht der IFB-Bauforscher nicht durch mehr Vorschriften in Planung oder Bauausführung. „Es beginnt bereits mit der ersten Idee und dem klugen, gemeinschaftlichen Entwickeln eines individuellen Planungs- und Bauergebnisses, sei es ein Neubau oder ein Bestandsgebäude“, so IFB-Direktorin Dipl.-Ing. Heike Böhmer.

Es geht also nicht um ein schnelles Schleifen von Bauvorschriften und somit Qualität und Nachhaltigkeit aus den Augen zu verlieren. Es geht um ein schadenpräventives Planen durch vereinfachte Bauvorschriften. Es geht um ein frühzeitiges Einbinden aller Beteiligten nach dem Motto: Schnittstellenkoordination verbessern und Kommunikation intensivieren.

Der Bericht zeigt auch ein „Schadens-Ranking“ auf. Es führen Schäden an der Baukonstruktion sowie Wasser- bzw. Feuchteschäden weit vorn. Als häufigste Schadenursachen ermittelten die IFB-Bauforscher Ausführungs- bzw. Montagefehler sowie unzureichende Schnittstellenkoordination und mangelhafte Kommunikation. Spitzenreiter bei den Schadenstellen sind Bauteile in den Bereichen Fenster und Fassade, meist in den gewerkeübergreifenden Schnittstellen. Mit großem Abstand folgen die Anlagen im Bereich Sanitär/Heizung/Klima und der Bereich Dach/Decke.

Reformen von Landesbauordnungen, wie in Niedersachsen und Bayern, sind schon ein erster Schritt, nun müssen noch die übrigen Bundeländer nachziehen.

Der Einsatz von BIM und den vielen weiteren digitalen Helfern für die Bau- und Planer-Branche wäre sicher wünschenswert. Aber lesen Sie selbst: VHV-Bauschadenbericht Hochbau 2023/24 – Für mehr Qualität und Nachhaltigkeit.


September 2024,
Ausgabe 192 von Wohnungswirtschaft heute., mit neuen Inhalten.

Klicken Sie mal rein.

Bleiben Sie zuversichtlich und nachhaltig

Ihr Gerd Warda

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Die soziale Wohnungswirtschaft – Eine Erfolgsgeschichte für Brandenburg

Die soziale Wohnungswirtschaft - Erfolgsgeschichte Brandenburg

Bezahlbares Wohnen, wirksamer Klimaschutz, verlässlicher Wirtschaftsfaktor, starke Gemeinschaften, zukunftsorientierte Stadtentwicklung und nachhaltiger Wohnungsbau – die BBU-Mitgliedsunternehmen leisten Essenzielles für ein lebenswertes Brandenburg.

„In den letzten Jahren hat die soziale Wohnungswirtschaft im gemeinsamen Einsatz viel erreicht: für die Menschen, die Städte und das Land insgesamt“, so BBU-Vorständin Maren Kern. „Steigende Bau- und Finanzierungskosten, Energiewende und Klimawandel stellen die Unternehmen aber vor wachsende Herausforderungen. Brandenburgs Landesregierung muss das weiterhin auf dem Schirm haben.“

Mit ihren rund 315.000 Mietwohnungen in allen Brandenburger Städten – von Wittenberge oder Prenzlau im Norden über die Landeshauptstadt Potsdam bis Herzberg im Süden – stehen die BBU-Mitgliedsunternehmen für fast die Hälfte aller Mietwohnungen in Brandenburg.

Kern: „Angesichts des hohen Gewichts unserer Mitgliedsunternehmen am Wohnungsmarkt ist es ein besonderes Glück für Brandenburg, dass für sie gutes und bezahlbares Wohnen in den schönen märkischen Städten eine Herzensangelegenheit ist.“

Mieten deutlich unter Zensus-Werten

2023 betrugen die Mieten bei Brandenburger BBU-Mitgliedsunternehmen durchschnittlich 5,62 Euro nettokalt pro Monat und Quadratmeter. Damit lagen sie rund zehn Prozent unter den Werten, die die Gebäude und Wohnungszählung im Rahmen des Zensus 2022 für alle Vermietenden Brandenburgs insgesamt ermittelt hat (6,21 €/m2). „Das macht deutlich, wie knapp unsere Unternehmen ihre Mieten aus sozialem Verantwortungsbewusstsein kalkulieren und damit die Wohnkosten in Brandenburg dämpfen“, so Kern.

Diese Mietendämpfung zeigt sich auch daran, dass die Mieten der Brandenburger BBU-Mitgliedsunternehmen 2023 im Vorjahresvergleich nur um durchschnittlich 2,4 Prozent gestiegen sind. Im gleichen Zeitraum lag die Inflationsrate in Brandenburg bei 6,5 Prozent und damit fast dreimal so hoch. Noch größer war der Abstand zur Baupreisinflation, die mit bis zu rund elf Prozent fast fünfmal so hoch war wie die Entwicklung der BBU-Mieten. Kern: „Diese schwache Mietenentwicklung auf einem ohnehin schon niedrigen Niveau ist aus Sicht der Mieterinnen und Mieter natürlich auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Zur Wahrheit gehört

aber auch, dass sie die Investitionskraft unserer Unternehmen merklich schwächt und sie dann entsprechend weniger in gutes Wohnen werden investieren können.“

Klimaschutz: Gut 1,5 Millionen Tonnen CO2-Enlastung pro Jahr

Die soziale Wohnungswirtschaft in Brandenburg hat beim Klimaschutz in den letzten Jahren enorme Erfolge erzielt. Im Vergleich zu 1990 liegen die CO2-Emissionen ihrer Wohnungen heute um fast 80 Prozent niedriger – beispielsweise durch energetische Sanierungen und den Einsatz erneuerbarer Energien in Bestand und Neubau.

Damit entlastet sie Brandenburgs Klimabilanz jedes Jahr um gut 1,5 Millionen Tonnen CO2. Zur Verdeutlichung: Das entspricht den Gesamtemissionen, die rund 135.000 Personen pro Jahr verursachen – gut fünf Prozent der Brandenburger Bevölkerung also. Die Aufgaben bleiben aber gewaltig: „Es gilt, die Energie- und Wärmewende so umzusetzen, dass gutes Wohnen weder durch immer weiter steigende Energiepreise noch durch teure Modernisierungsinvestitionen unbezahlbar wird“, verdeutlichte Kern.

Entsprechend sehen auch 29 Prozent der Brandenburger BBU-Mitgliedsunternehmen weiter steigende energetische Auflagen im Bestand als „große“, 61 Prozent sogar als „extrem große“ Herausforderung für die nächste Zukunft. Das ist das Ergebnis einer aktuellen BBU-Befragung. Auf Platz zwei folgt der Fachkräftemangel in Handwerk und Bau (53 % „große“ und 33 % „extrem große“ Herausforderung).

Wichtiger Wirtschaftsfaktor: Mehr als 3 Milliarden Euro investiert

2023 haben die BBU-Mitgliedsunternehmen in Brandenburg 729 Millionen Euro in gutes Wohnen investiert. Das waren 12,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Zuwächse verzeichneten vor allem die Investitionen in Neubau (+22,3 %) und in Modernisierungen (+14,0 %).

Zwischen 2019 und 2023 investierten die Brandenburger BBU-Mitgliedsunternehmen gut 3,2 Milliarden Euro – oder an jedem Tag dieser fünf Jahre rund 1,7 Millionen Euro. Dieses Geld kommt vor allem den lokalen Handwerks- und Baubetrieben zugute, bei denen sie mit ihren Aufträgen Arbeitsplätze, Knowhow und Zukunft sichern.

Aber: „Die Kombination aus schwachen Mieterträgen, steigenden Bau- und Finanzierungskosten und immer höheren Auflagen führt dazu, dass unsere Unternehmen ihre Investitionen sehr kritisch auf den Prüfstand stellen müssen“, so Kern. So überlegen der BBU-Umfrage zufolge fast 30 Prozent der bauenden BBU-Mitgliedsunternehmen, ihre laufenden oder geplanten Neubauprojekte zu stornieren. Bei den Modernisierungsprojekten planen fast 60 Prozent eine zeitliche Streckung der Vorhaben, weitere fast 20 Prozent wollen den Umfang der Projekte reduzieren.

Kern: „Für Brandenburgs Bau- und Handwerksbetriebe bedeutet das weniger Aufträge und Umsatz, für das Land weniger Steuereinnahmen und weniger CO2-Einsparungen und für die Mieterinnen und Mieter weniger neue Wohnungen und Wohnkomfort.“

Damit es weitergeht: Förderung, Dekarbonisierung, Baustandards, Zuverlässigkeit

Dem Land muss daran gelegen sein, die Wirtschaftskraft der Wohnungsunternehmen zu erhalten und zu stärken. „Andernfalls kommt es insbesondere im ohnehin strukturschwachen ländlichen Raum zu einer Negativspirale“, so Kern.

In der nächsten Legislaturperiode muss deshalb wie bisher auf die Agenda: Förderung ausbauen, verstetigen und vereinfachen: „Das Land muss sich weiterhin gegenüber dem Bund dafür einsetzen, dass dieser seine Förderprogramme für Energie und Klimaschutz auskömmlich gestaltet und vor allem auch endlich langfristig ausreichend finanziert“, verdeutlichte Kern.

Darüber hinaus ist es auch notwendig, dass das Land selbst seine Modernisierungsförderung ausbaut: 80 Prozent der BBU-Mitgliedsunternehmen gaben in der aktuellen BBU-Umfrage an, dass eine neue Landesregierung dies „unbedingt“ in Angriff nehmen sollte, rund 64 Prozent verlangten das auch mit Blick auf die Wohnungsbauförderung.

Kern: „Wünschenswert wäre hier eine Verdopplung auf 400 Millionen Euro pro Jahr.“

Kommunale Wärmeplanung und Dekarbonisierung: Die Energie- und Wärmewende ist unverzichtbar, muss aber wirtschaftlich tragbar sein. Das geht nur über eine Dekarbonisierung der Energieversorgung. Der Effizienzfaktor liegt hier bei 1 zu 5 – das heißt: für jeden investierten Euro ist der Klimaschutz-Effekt fünfmal so hoch, wenn er in die Dekarbonisierung der Energieerzeugung fließt, als wenn er für weitere Steigerungen der Energieeffizienz des Wohnungsbestandes ausgegeben wird. Die Brandenburger Landesregierung muss sich deshalb für die Dekarbonisierung stark machen und dafür eintreten, dass der Bund als Taktgeber der Energiewende die hierzu erforderlichen Mittel bereitstellt – beispielsweise für Geothermie-Projekte als besonders vielversprechende Quelle CO2-freier Energie.

Moratorium und Anpassung der Energiestandards: Hohe Energiestandards sind wichtig – müssen aber finanzierbar sein. Deshalb braucht es bei den Standards im Neubau nicht nur ein Moratorium, sondern sogar eine vorübergehende Absenkung auf den früheren Effizienzhausstandard 70. (Hintergrund: Förderfähig sind nur Baustandards, die über der aktuell vorgeschriebenen Norm liegen. Da diese derzeit beim Effizienzhausstandard 40 liegt, ist dieser teure Standard aktuell nicht mehr förderfähig.) Kern: „Die Landesregierung muss sich hierfür gegenüber dem Bund mit Nachdruck im Sinne einer Atempause bei der Baukostenentwicklung sowie der Bezahlbarkeit und damit der sozialen Akzeptanz von Klimaschutz einsetzen.“ Damit ließen sich auch starke Anreize für Modernisierung und Neubau setzen.

Prüfung der Mietpreisbremse: Angesichts der anhaltend schwachen Mietpreisentwicklung in Brandenburg sollte die Landesregierung die nach wie vor in 19 Gemeinden im Berliner Umland geltende Mietpreisbremse kritisch überprüfen und sie weitgehend aufheben. „Darüber hinaus muss dort, wo sie gilt, seitens der Landesregierung dafür Sorge getragen werden, dass kontinuierlich ausreichend Mittel für die Wohnungsbauförderung zur Verfügung stehen“, unterstrich Kern. Wichtig sind außerdem investitionsstärkende Mietrechtsänderungen, beispielsweise eine Überprüfung der Kappungsgrenze bei der Modernisierungsumlage.

Berliner Umland: Sprung bei Investitionen und Neubau

Gut ein Fünftel mehr haben die BBU-Mitgliedsunternehmen in Potsdam und den weiteren Städten des Berliner Umlands 2023 in gutes Wohnen investiert. Das zeigt sich auch im für diese Teilregion besonders wichtigen Mietwohnungsneubau, der 2023 ebenfalls kräftig zulegen konnte. „Mit ihrem engagierten Neubau arbeiten unsere Unternehmen an einer Entspannung des Wohnungsmarkts“, so BBU-Vorständin Maren Kern. Allerdings bedroht das ihre wirtschaftliche Substanz. 2023 haben die BBU-Mitgliedsunternehmen im Berliner Umland insgesamt rund 346 Millionen Euro investiert. Gegenüber dem Vorjahr entsprach das einer Steigerung um rund 61 Millionen Euro bzw. 21,3 Prozent.

In diesem Jahr sollen es nochmal gut 50 Millionen Euro mehr werden (+14,5 %). Klarer Schwerpunkt der Investitionen ist der Neubau, der mit rund 160 Millionen Euro gut 46 Prozent der Gesamtinvestitionen ausmachte und um fast 29 Prozent zum Vorjahr zulegte. Auf Platz zwei liegen mit 111 Millionen Euro die Investitionen in Instandhaltung und Instandsetzung; sie stiegen im Vorjahresvergleich um 4,4 Prozent. Gleich dahinter kommen mit 76 Millionen Euro die Modernisierungsinvestitionen – zum Vorjahr mit einem kräftigen Plus von rund 37 Prozent.

Rund 3.600 Wohnungen bis 2028 geplant

Mit rund 640 kletterte die Zahl der im Berliner Umland von BBU-Mitgliedsunternehmen fertiggestellten Wohnungen 2023 auf den dritthöchsten Stand seit 2010. Gegenüber dem Vorjahr war das eine Steigerung um gut 27 Prozent. Für den Zeitraum 2024 bis 2028 planen die Unternehmen die Fertigstellung von weiteren rund 3.600 neuen Wohnungen.

„Angesichts einer Leerstandsquote, die sich seit Jahren um die zwei Prozent bewegt, ist die Fortsetzung dieser beherzten Neubauaktivität auch dringend erforderlich, um die Wohnungsmärkte in den Städten des Berliner Umlands zu entspannen“, so Kern.

Schleppende Mietenentwicklung

Mit 6,16 Euro pro Monat und Quadratmeter lag die durchschnittliche Nettokaltmiete bei den BBU-Mitgliedsunternehmen im Berliner Umland 2023 nur um 1,8 Prozent über dem Wert von 2022 (6,05 €/m2). Im selben Zeitraum lag die Baupreisinflation bei bis zu elf Prozent.

„Die Investitionen unserer Unternehmen sind fast zwölfmal so stark gestiegen wie die Mieten. Investitionen müssen aber durch auskömmliche Mieteinnahmen refinanziert werden. Wenn die Mieten nicht stärker an die Kostenentwicklung angepasst werden können, werden die Investitionen deutlich sinken müssen“, warnte Kern.

Schlaglicht Potsdam

Fast jeder zweite im Berliner Umland von BBU-Mitgliedsunternehmen investierte Euro floss 2023 nach Potsdam. „Dieser starke Fokus ist kein Wunder, weil es sich bei der Landeshauptstadt um die mit Abstand größte Stadt Brandenburgs handelt und wir hier zwölf Mitgliedsunternehmen haben“, ordnete Kern ein. Mit rund 150 Millionen Euro stiegen die Investitionen um 29 Prozent auf den höchsten Stand seit 1999. Besonders kräftig legten dabei die Neubauinvestitionen zu (+54,0 %). Für das laufende Jahr rechnen die Unternehmen mit einem weiteren Investitions-Plus von rund 55 Prozent auf gut 231 Millionen Euro.

Die Nettokaltmieten bei den BBU-Mitgliedsunternehmen in der Landeshauptstadt lagen 2023 bei durchschnittlich 6,30 Euro pro Monat und Quadratmeter. Gegenüber dem Vorjahr entsprach das einer Steigerung um lediglich ein Prozent. „Angesichts dieser schwachen Dynamik ist es kein Wunder, dass unsere Unternehmen bei den Bestandsmieten um fast 20 Prozent unter den Zensusmieten liegen“, so Kern. Die Gebäude- und Wohnungszählung im Rahmen des Zensus hatte die Durchschnittsmiete in Potsdam 2022 mit 7,85 Euro nettokalt ermittelt.

2023 wurden von den Unternehmen 389 neue Wohnungen fertiggestellt, was den höchsten Stand seit 2019 darstellt. Insgesamt wurden damit in den letzten fünf Jahren 1.217 neue Wohnungen durch BBU-Mitgliedsunternehmen in Potsdam errichtet. In den fünf Jahren von 2024 bis 2028 sollen hier weitere 1.450 Wohnungen von ihnen gebaut werden – sofern sie finanzierbar sind.

Weiterer Metropolenraum: Scheinbare Stabilität

Erstmals seit sechs Jahren ist die Leerstandsquote bei den Brandenburger BBU-Mitgliedsunternehmen in den Städten des weiteren Metropolenraums unter die Marke von zehn Prozent gesunken. „Diese Entwicklung ist zwar positiv, könnte sich aber als vorübergehend erweisen. Außerdem ändert sie erstmal nichts an der schwierigen Lage vieler unserer Mitgliedsunternehmen in dieser Teilregion“, so BBU-Vorständin Maren Kern. Nach wie vor gibt es Städte, in denen mehr als jede fünfte Wohnung leer steht. Im Zusammenspiel mit niedrigen Mieten, hohen Auflagen und dem demografischen Wandel belaste das die Zukunftsaussichten der sozialen Wohnungswirtschaft in der Region.

Mit 9,7 Prozent lag der Leerstand 2023 bei den Brandenburger BBU-Mitgliedsunternehmen in den Städten des weiteren Metropolenraums 0,4 Prozentpunkte niedriger als 2022. Damit unterschritt die Quote nicht nur zum ersten Mal seit 2017 die Marke von zehn Prozent. Darüber hinaus war es auch der niedrigste Wert seit 1998 (9,6 %). Allerdings zeigt die genauere Betrachtung: Die Quoten sind zwar in sechs Landkreisen und kreisfreien Städten im weiteren Metropolenraum zwar gesunken – in dreien aber auch gestiegen. Während in der Prignitz beispielsweise die Quote im Jahresvergleich um 2,4 Prozentpunkte sank, gibt es auf der anderen Seite Landkreise wie Spree-Neiße, in denen der Leerstand im Vergleich zu 2022 um 0,9 Prozentpunkte zugelegt hat.

Insgesamt standen in den Städten des weiteren Metropolenraums Ende 2023 bei BBU-Mitgliedsunternehmen 19.528 Wohnungen leer, davon rund 11.800 Wohnungen (rd. 61 %) dauerhaft. Zum Vergleich: das ist zehnmal so hoch wie in den Städten der Berliner Umlands. „Dieser nach wie vor hohe Anteil langfristig leerstehender Wohnungen zeigt, dass der Leerstand weiterhin ein sehr ernstes Problem ist“, unterstrich Kern. Hinzu komme, dass die Unternehmen durch den zwischenzeitlichen Abriss von rund 66.200 dauerhaft leerstehender Wohnungen dem Stadtumbauprozess Eigenkapital im Wert von schätzungsweise rund zwei Milliarden Euro geopfert hätten.

Leerstand + niedrige Mieten = schwache Zukunftsinvestitionen

Nicht nur der Leerstand bleibt im weiteren Metropolenraum ein Problem, sondern auch die anhaltend niedrigen Mieten. Mit durchschnittlich 5,32 Euro pro Monat und Quadratmeter lag die Nettokaltmiete bei BBU-Mitgliedsunternehmen in dieser Region 2023 nur 2,9 Prozent höher als 2022 – bei einer Inflation von 6,5 Prozent. „Dadurch, dass die Mieten bei unseren Unternehmen real praktisch stagnieren und sogar an Wert verlieren, werden unsere Unternehmen wirtschaftlich ausgezehrt. Angesichts so niedriger Mieten bleiben ohne Förderung keinerlei Spielräume für Investitionen, so wünschenswert und notwendig sie auch sind“, warnte Kern.

Für die Mieterinnen und Mieter bedeute das z. B. konkret: weniger Investitionen in günstige Betriebskosten, weniger Aufzugseinbauten oder weniger Badsanierungen. Besonders herausfordernd sei die Lage aufgrund weit unterdurchschnittlicher Mieten in den Landkreisen Spree-Neiße (5,15 €/m2), Prignitz (5,09 €), Elbe-Elster (4,99 €/m2) und Oberspreewald-Lausitz (4,96 €/m2).

Wie schwierig die Lage für viele Unternehmen der sozialen Wohnungswirtschaft in den Städten des weiteren Metropolenraums bleibt, zeigt sich auch in der Entwicklung ihrer Investitionstätigkeit in dieser Region. Zwar sind die Investitionen im Vergleich zum Vorjahr etwas gestiegen. Mit 5,2 Prozent lag der Anstieg aber deutlich unterhalb des Brandenburger Durchschnitts (+12,3 %), und weit unterhalb der Baupreisinflation von bis zu rund elf Prozent im gleichen Zeitraum.

Anders ausgedrückt: Bereinigt um die Inflation sind die Investitionen der BBU-Mitgliedsunternehmen im weiteren Metropolenraum 2023 real nicht gestiegen, sondern um 5,3 Prozent und damit deutlich gesunken.

Kern: „Gerade in den vielfach eher ländlich strukturierten Gegenden des weiteren Metropolenraums kommt den Investitionen unserer Unternehmen eine ganz besondere Hebelwirkung zu. Wenn sie schwächeln, löst das schnell einen Dominoeffekt aus. Am Ende geht es nicht nur um Aufträge, Arbeitsplätze oder Wohnzufriedenheit, sondern ganz konkret um die Zukunftsfähigkeit einer ganzen Region.Hier per KLICK zur Präsentation.

BBU: Daten & Fakten

Der BBU ist mit rund 340 Mitgliedsunternehmen in Berlin und dem Land Brandenburg der größte und älteste wohnungswirtschaftliche Verband der Hauptstadtregion. Unter seinem Dach vereinen sich landeseigene, kommunale, private und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen. Zusammen bewirtschaften sie rund 1,12 Millionen Wohnungen in Berlin und Brandenburg und im sonstigen Bundesgebiet. Mit ihren Umsätzen, Investitionen und Arbeits- sowie Ausbildungsplätzen sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Hauptstadtregion.

Zahlen: Umsätze, Arbeitsplätze, Ausbildungsverhältnisse, Investitionen1

Die BBU-Mitgliedsunternehmen erzielten im Jahr 2022 Umsätze von rund 9,9 Milliarden Euro. Sie stellten 12.386 Arbeitsplätze, darunter 502 Ausbildungsplätze. Schätzungsweise rund 17.800 weitere Arbeitsplätze werden in Handwerk und Baugewerbe maßgeblich durch die Aufträge der Mitgliedsunternehmen gesichert. Seit 1991 investierten sie knapp 74,2 Milliarden Euro in gutes und bezahlbares Wohnen, davon rund 54,1 Milliarden Euro in den Bestand (Instandhaltung und Modernisierung).

45 Prozent in Berlin, 44 Prozent im Land Brandenburg2

Von den 339 Mitgliedsunternehmen des BBU haben 204 ihren Sitz im Land Brandenburg, 127 in Berlin und acht im sonstigen Bundesgebiet. Die rund 316.800 Wohnungen der BBU-Mitgliedsunternehmen im Land Brandenburg stellen etwa 44 Prozent des brandenburgischen Mietwohnungsbestandes dar. Die rund 771.350 Wohnungen der BBU-Mitgliedsunternehmen in Berlin entsprechen circa 45 Prozent des Berliner Mietwohnungsbestandes. Rund 29.100 weitere Wohnungen befinden sich im übrigen Bundesgebiet. Schätzungsweise drei Millionen Menschen wohnen bei BBU-Mitgliedsunternehmen.

Mitgliedsunternehmen sind:

* 90 landeseigene und kommunale Wohnungsbaugesellschaften mit rund 589.700 Wohnungen,

*190 genossenschaftliche Wohnungsunternehmen mit rund 314.000 Wohnungen,

* 59 private Wohnungsunternehmen und sonstige Unternehmen mit rund 213.700 Wohnungen.

15 Mitgliedsunternehmen bewirtschaften jeweils mehr als 10.000 Wohnungen.


Das Leistungsspektrum des BBU: Interessenvertretung, Beratung, Prüfung

Der BBU hat zwei Säulen. Die eine ist die Bündelung und Vertretung der Mitgliederinteressen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Er stellt seinen Mitgliedsunternehmen unverzichtbares Expertenwissen zur Verfügung und versorgt sie tagesaktuell mit relevanten Informationen rund um die Schlüsselbranche Wohnungswirtschaft. Die zweite Säule des BBU ist seine gesetzlich verankerte Aufgabe als Prüfungsverband für die genossenschaftliche Jahresabschlussprüfung.

Mit den Tochter- und Partnerunternehmen BBA – Akademie der Immobilienwirtschaft e.V., Berlin, BBT Treuhandstelle des Verbandes Berliner und Brandenburgischer Wohnungsunternehmen GmbH, DOMUS AG und DOMUS Consult Wirtschaftsberatungsgesellschaft GmbH ergänzt der Verband sein Portfolio um die Bereiche Aus- und Weiterbildung, Consulting, Wirtschaftsprüfung sowie Steuerberatung – im Einsatz für eine moderne und zukunftsfähige Wohnungswirtschaft in der Metropolregion Berlin-Brandenburg.

Dr. David Eberhart

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VHV-Bauschadenbericht Hochbau 2023/24 – Für mehr Qualität und Nachhaltigkeit

VHV-Bauschadenbericht 2023/24: Qualität und Nachhaltigkeit
„Neues Bauen“ als Schlüssel für mehr Qualität - Der notwendige Wandel hin zu mehr Qualität beim Planen und Bauen gelingt aus Sicht der IFB-Bauforscher nicht durch mehr Vorschriften in Planung oder Bauausführung. „Es beginnt bereits mit der ersten Idee und dem klugen, gemeinschaftlichen Entwickeln eines individuellen Planungs- und Bauergebnisses, sei es ein Neubau oder ein Bestandsgebäude“, so IFB-Direktorin Dipl.-Ing. Heike Böhmer. Foto: Wohnungswirtschaft Heute, GW

Aktuell, praxisnah, innovativ und vielfältig: Der VHV-Bauschadenbericht Hochbau 2023/24 ist soeben erschienen. Thema dieses Mal: „Bauen neu denken“. Das Institut für Bauforschung e.V. (IFB) liefert im fünften und bislang umfangreichsten Band der Bauschadenberichtreihe eine umfassende Analyse der Qualität beim Planen und Bauen.

Die ausgewerteten Daten und der Vergleich mit den Ergebnissen der vorangegangenen Jahre ermöglichen einen genauen Blick auf die jüngste Entwicklung von Bauschäden und -mängeln. Zudem werden im Buch innovative Ansätze, Entwicklungen und Lösungen vorgestellt, die helfen, die Qualität beim Planen und Bauen weiter zu verbessern sowie die Herausforderungen der Branche, wie zum Beispiel Kreislaufwirtschaft, Resilienz, Digitalisierung und Prozessoptimierung, anzunehmen.

Weitere Themen betreffen unter anderem die Transformation im Bau, neue Anforderungen an Konstruktion und Anlagentechnik, Urban Mining, neue Prüfmethoden und Simulationen sowie Künstliche Intelligenz (KI) im Bauwesen. Beteiligt waren zahlreiche Experten aus Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Politik – entstanden ist ein aktueller, vielschichtiger und praxisnaher Blick auf den gesamten Bausektor und dessen Zukunft.

VHV-Bauschadensbericht Hochbau 2023 Abb. 26: Der Aufwand für die gemeldeten Schadenfälle pro Jahr, 2013 bis 2022 [Grafik: IFB, Daten: VHV]

Sinkende Fallzahlen, steigende Schadenbeseitigungskosten

Die aktuellen Analysen der Versicherungsschäden der VHV-Versicherungen aus dem Bereich der Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherungen ergaben bei leicht sinkenden Schadenfallzahlen einen erneuten Anstieg der jährlichen Schadenbeseitigungskosten.

Mit den Daten aus den vorigen VHV-Bauschadenberichten standen den Forschern vergleichbare Zahlen als Erweiterung der aktuellen Betrachtung zur Verfügung – Ergebnis: Die Höhe der Schadenaufwendungen steigt zwischen 2013 und  2022 kontinuierlich an. Der Anstieg hat sich zudem seit dem Jahr 2019 deutlich beschleunigt. Insgesamt registrieren die Bauforscher für den untersuchten 10 Jahres-Zeitraum eine Steigerung der durchschnittlichen Aufwendungen pro Jahr in Höhe von rund 84 Millionen Euro im Jahr 2013 auf rund 118 Millionen Euro im Jahr 2022. Ein Anstieg von rund 40 Prozent.

Insgesamt belaufen sich die Schadenaufwendungen für die Jahre 2013 bis 2022 auf rund 952 Millionen Euro. Ein deutliches Signal, dass Veränderungen notwendig sind, um eine Bauqualität sicherzustellen, die zukunftsfähig und bezahlbar ist.

Unzureichende Schnittstellenkoordination und mangelhafte Kommunikation

Der Blick auf die jüngsten fünf Schadenjahre: Die mit Abstand häufigsten Schadenarten sind Schäden an der Baukonstruktion sowie Wasser- bzw. Feuchteschäden. Als häufigste Schadenursachen ermittelten die IFB-Bauforscher Ausführungs- bzw. Montagefehler sowie unzureichende Schnittstellenkoordination und mangelhafte Kommunikation.

Spitzenreiter bei den Schadenstellen sind Bauteile in den Bereichen Fenster und Fassade, am häufigsten in den gewerkeübergreifenden Schnittstellen. Mit großem Abstand folgen die Anlagen im Bereich Sanitär/Heizung/Klima und der Bereich Dach/Decke.

Diese Schwerpunktschäden führen die IFB-Wissenschaftler auf wenige grundlegende Ursachen zurück, die im Wesentlichen mit den in der Vergangenheit stetig gestiegenen (technischen) Anforderungen an Bauteil- und Gebäudequalitäten und fehlender konsistenter Kommunikation im Planungs- und Bauprozess sowie parallel hohem Zeit- und Kostendruck und zunehmendem Fachkräftemangel zu erklären sind.

Schadenfallbeispiele – der Blick in die Praxis

Anhand von beispielhaften Schadenfällen gibt der Bauschadenbericht auch Einblick in die tägliche Baupraxis. Die Schadenfälle reichen von falsch geplanten Wärmepumpen über Feuchteschäden nach Starkregen aufgrund mangelhafter Abdichtung bis hin zum Cyberangriff auf das IT-Netzwerk eines Unternehmens durch die Verschlüsselung der gesamten Daten. Diese Schadenfälle aus der realen Planungs- und Baupraxis spiegeln die große Bandbreite an Themenfeldern wider, die von Schäden betroffen sein können.

Die Schadenfälle wurden wissenschaftlich aufbereitet und dokumentieren mit einer vereinfachten Struktur die jeweilige Schadenquelle, die Schadenbehebung und die Schadenregulierung, zeigen somit exakt den genauen Ablauf einer Schadenabwicklung. Sinnvolle Lösungsansätze zur Schadenvermeidung geben abschließend praxisnahe Hilfestellungen.

„Neues Bauen“ als Schlüssel für mehr Qualität

Der notwendige Wandel hin zu mehr Qualität beim Planen und Bauen gelingt aus Sicht der IFB-Bauforscher nicht durch mehr Vorschriften in Planung oder Bauausführung. „Es beginnt bereits mit der ersten Idee und dem klugen, gemeinschaftlichen Entwickeln eines individuellen Planungs- und Bauergebnisses, sei es ein Neubau oder ein Bestandsgebäude“, so IFB-Direktorin Dipl.-Ing. Heike Böhmer.

Als Schlagworte in diesem Zusammenhang sind hier die derzeit vieldiskutierten Themen wie neue Einfachheit, neue Freiheit und Möglichkeiten im Planungs- und Genehmigungsprozess genannt. Hier werden mit Reformen von Landesbauordnungen, wie in Niedersachsen und Bayern, bereits politisch neue, mutige Wege beschritten. Durch weniger Regelungen sind nun kluge und sinnvolle Lösungen möglich. Die IFB-Bauforscher erwarten, dass sich die Vereinfachungen insbesondere beim Bauen im Bestand, bei Dachausbauten, Aufstockungen, Umnutzungen und Umbauten positiv auf das Planungs- und Baugeschehen auswirken, aber auch den Neubau erleichtern.

Fazit und Ausblick

Im neuen Bauschadenbericht findet sich neben den wissenschaftlichen Auswertungen zur Entwicklung der Bauqualität eine Vielzahl an Beiträgen, die sich mit neuem Denken, neuen Herangehensweisen, innovativen Prozessen und Hilfsmitteln beschäftigen. Pilotprojekte in Deutschland und europäischen Nachbarländern zeigen, wie der notwendige Wandel im Planen und Bauen bereits erfolgreich gelingt.

Ergebnisse sind auf vielfachen Wunsch erstmals auch in der Originalsprache enthalten und finden so nochmals mehr Verbreitung. Interviews mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Praxis zeigen, wie sich nachhaltige Prozesse, Anlagen und Konstruktionen entwickeln und Schadenprävention effektiv gelingen kann. Zukunftsgerichtete Forschung von Partnerinstitutionen und -universitäten des IFB sowie Arbeiten von Wettbewerbspreisträgern belegen eindrucksvoll, wie die Entwicklung in der Baubranche voranschreitet.

Das Interesse am Thema „Bauen neu denken“ spiegelt sich in der Fachkompetenz der Autoren, der Vielfalt der Beiträge und nicht zuletzt im neuen Rekord-Umfang wieder und macht das Buch nicht nur für Fachkräfte und Bauexperten, sondern für alle am Bauen Interessierten gleichermaßen lesenswert.

Der Bauschadenbericht ist als E-Book erhältlich sowie bei den VHV-Bauexperten unter https://www.vhv-bauexperten.de/vhv-bauforschung. Der Bericht ist im Fraunhofer IRB-Verlag erschienen und dort ebenfalls verfügbar.


Die Herausgeber

Das Institut für Bauforschung e.V. (IFB) mit Sitz in Hannover wurde 1946 gegründet. Kernaufgaben sind die wissenschaftliche Forschung und deren Förderung in den Bereichen Planung im Bauwesen, Baustoffe, Bauarten, Baubetrieb sowie Bauschäden und deren Ursachen. Die Verschmelzung mit dem Institut für Bauschadensforschung e.V. im Jahr 2002 hat die Arbeitsschwerpunkte auf dem Gebiet der Schadenanalyse und Bauqualität im Hoch- und Tiefbau nochmals erweitert. Im Auftrag öffentlicher und privater Auftraggeber bearbeitet das Institut Studien zu verschiedenen Themenfeldern des nachhaltigen und qualitätsvollen Planens, Bauens und Nutzens. Die Ergebnisse werden den mehr als 100 Mitgliedern aus Bauindustrie, Baugewerbe, Wohnungswirtschaft, Verwaltung und Sachverständigenwesen sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Im Auftrag bzw. in Zusammenarbeit mit den VHV Versicherungen sind Studien zu Kabel- und Leitungsschäden, zur Risikobewertung von Wärmedämmung, zum Brandschutz im Gebäudebestand und zu Bauschäden durch Klimawandel sowie seit 2018 die in der Fachwelt vielbeachtete Reihe der VHV-Bauschadenberichte entstanden.

Seit dem Jahr 2018 konzentrieren die VHV und das IFB ihre bereits seit 2002 bestehende Zusammenarbeit unter der Marke „VHV Bauforschung“. Zielsetzung ist, aktuelle und praxisnahe Themen systematisch wissenschaftlich zu untersuchen und regelmäßig einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die Bauschadenreihe wird im kommenden Jahr mit dem sechsten Band, dem dritten Tiefbaubericht, fortgesetzt.

Quelle: Institut für Bauforschung e.V. Hannover, 26. August 2024

Weitere Informationen finden Sie unter www.bauforschung.de.

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Thüringen – Neue Grundsteuer macht das Wohnen teurer

„Mieter mit geringen Mieten subventionieren die teureren Mietobjekte oder Wohneigentum in der gleichen Gegend, was einfach unfair ist“, sagt vtw-Verbandsdirektor Frank Emrich. Foto: vtw

Am 21. August berichtete die Thüringer Allgemeine darüber, dass Erfurter Grundstückbesitzer ab sofort ausrechnen können, wie viel sie die ab Januar geltende neue Grundsteuer kosten wird, weil die Stadtkämmerei den neuen Hebesatz errechnet hat. Während die Einnahmen für die Stadt konstant bleiben, wird es unter den Steuerzahlern große Verschiebungen geben.

Statt bisher je 15 Millionen werden zukünftig nur etwa 9 Millionen Euro von den Gewerbegrundstücken eingefordert und ab 2025 mehr als 21 Millionen Euro von den Wohngrundstücken.

Bundesmodell übernommen

„Diese Anteilsverschiebung macht das Wohnen teurer“, sagt nicht nur Erfurts Finanzdezernent Steffen Linnert (SPD), sondern auch vtw-Verbandsdirektor Frank Emrich: „Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern hat der Freistaat bedauerlicherweise das Bundesmodell übernommen, ohne die Länderöffnungsklausel zu nutzen.

Dafür müssen Mieter und Eigenheimbesitzer nun bezahlen.“

Mieter mit geringen Mieten subventionieren die teureren Mietobjekte oder Wohneigentum

Ein weiteres Problem: Je nach Lage des Grundstücks und Alter des darauf befindlichen Gebäudes, wird ein pauschaler Wert festgelegt. Damit werden fiktive Mieteinnahmen angenommen, die fast immer über den tatsächlichen Mieteinnahmen der vtw-Mitglieder, den kommunalen Wohnungsgesellschaften und den Wohnungsgenossenschaften, liegen.

„So subventionieren die Mieter mit geringen Mieten die teureren Mietobjekte oder Wohneigentum in der gleichen Gegend, was einfach unfair ist“, sagt Frank Emrich.

Neue Landesregierung muss beide Fehlkonstruktionen korrigieren

Diese Form der Wertermittlung steht gerade für unsere Mitglieder in Diskrepanz zu den tatsächlichen Werten und Mieteinnahmen. Der Verband erwartet, dass die neue Landesregierung sich mit dem Thema beschäftigt und diese beiden Fehlkonstruktionen korrigiert, um für eine stabile Gesellschaft zu sorgen, in der Gewerbetreibende nicht bevorzugt und Mieter und Vermieter von günstigem Wohnraum nicht benachteiligt werden.

Rebecca Brady


Im Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e. V. (vtw) haben sich 227 Mitgliedsunternehmen, darunter 180 Wohnungsunternehmen, zusammengeschlossen. Nahezu jeder zweite Mieter in Thüringen wohnt bei einem Mitgliedsunternehmen des vtw. Seit 1991 investierten vtw-Mitglieder rund 14,65 Milliarden Euro überwiegend in den Wohnungsbestand. Gemeinsam bewirtschaften sie rund 264.000 Wohnungen. www.vtw.de

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