In Altbauten – Wärmepumpe auch ohne umfangreiche Sanierung möglich

Am 12. September 2024 hat Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack in Kiel die Machbarkeitsstudie “Klimaneutraler Wohnungsbau in Schleswig-Holstein – ‚Umstellung‘ statt ‚Einsparung – um jeden Preis‘ “ vorgestellt. Autor ist Professor Dietmar Walberg, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE SH) (wir berichten in dieser Ausgabe).

Warum jetzt diese Studie?

Schleswig-Holstein will bis 2040 erstes klimaneutrales Industrieland werden, so heißt es in der Pressemeldung des Ministeriums. Deshalb ist eine Ist-Zustands-Analyse der Gebäude notwendig, um die entsprechenden Schritte vorzuschlagen.

- Anzeige -

Ich zitiere die Ministerin.

“ Eine wesentliche Erkenntnis dieser Studie ist, dass bei einem Großteil des Gebäudebestandes eine klimaneutrale Wärmeversorgung ohne umfangreiche Sanierung und Steigerung der Energieeffizienz erfolgen kann. Die Studie gibt uns ein detailliertes Bild unseres Wohnungsbestands und belegt, dass der Sanierungsstand besser ist, als vermutet.”

Kurz:

Die meisten Gebäude könnten ohne große Sanierung mit einer Wärmepumpe ausgestattet werden. So schön, so gut. Aber was bedeutet dies?

Ich zitiere wieder die Ministerin:

„Auf Grundlage der jetzt vorliegenden Studie schlagen wir vor, die Sanierungsmaßnahmen am Gebäudebestand auf das zwingend Notwendige zu begrenzen. Ein Hauptfokus muss dabei auf den geringmodernisierten Gebäuden liegen, die vor 1979 errichtet wurden. Das sind in etwa 20 Prozent des Gebäudebestandes. Wird dies so umgesetzt rechnen wir mit Gesamtkosten von 82,5 Milliarden Euro. Das sind Investitionen, die über einen längeren Zeitraum aufgrund des normalen Sanierungszyklus zum großen Teil ohnehin anfallen würden. Das ist immer noch eine enorme Summe – aber weit weg von ursprünglich befürchteten 140 Milliarden Euro.“

Und was sagen die Sozialen Vermieter im Norden dazu. Hier stellvertretend Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen:

„Wenn man die Berechnungen von Prof. Walberg zu Grunde legt, werden die Mieten in Schleswig-Holstein im Durchschnitt um fünf bis sieben Euro pro Quadratmeter steigen müssen, um die Investitionen für die Energiewende bezahlen zu können. Das bedeutet bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung, dass die Mieterinnen und Mieter im Monat bis zu 560 Euro mehr aufwenden müssen.

Angesichts dieser Fakten steht fest, dass das Geld zur Dekarbonisierung des Gebäudebestandes nicht aus der Miete kommen kann. Das wäre sozialer Sprengstoff, der unseren sozialen Frieden gefährdet. Aber woher dann? Wir brauchen bald Antworten auf unsere Fragen, weil auch unsere Mieterinnen und Mieter darüber nachdenken. 

Und wir müssen verhindern, dass bei den Menschen Sorge und Ängste zum Leitfaden demokratischer Entscheidungen werden. Das tut uns allen nicht gut. Deshalb müssen wir ihnen diese nehmen.“ 

(Der VNW vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 443 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 709.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Derzeit liegt in Schleswig-Holstein bei den sozialen Vermietern die monatliche Netto-Kaltmiete im Durchschnitt bei 6,70 Euro pro Quadratmeter.)

Lesen Sie auch…

 „VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter: Energieversorger müssen überall Energiewendeermöglicher sein“ // „Neun Monate GEG-Novelle: „Großteil der Wohnungseigentümer schiebt energetische Sanierung auf““ // „Wärmewende in Hannover – Kooperation von enercity und Vonovia“ // „Sieben Thesen zur Stärkung der Energiewende mit Vor-Ort-Systemen“ // GEWOBA, GEWOBA Energie und Immobilien Bremen – Gemeinsam für eine klimafreundliche Wärmeversorgung

September 2024 – Wohnungswirtschaft energie. Eine neue Ausgabe mit vielen neuen Blickwinkeln. Klicken Sie mal rein.

Bleiben Sie zuversichtlich und nachhaltig.

Ihr Gerd Warda

Lesen Sie die nächsten Artikel dieser Ausgabe

Lesen Sie Artikel zum selben Thema