Der geschäftsführende Vorstand wird durch das kooptierte Vorstandsmitglied Sebastian Labonte sowie durch die fünf Beisitzer Rico Gerhardt, Wolfgang Haas, Franz-Josef Kukuk, Thomas Pester und Andreas Sack ergänzt. Foto: FRK
Am 11. und 12. September 2024 öffnete der FRK Kabelkongress in Leipzig seine Pforten. Rund 200 Teilnehmer und 50 Aussteller diskutierten u.a. über den Wegfall des Sammelinkassos nach der TKG Reform.
Eine tiefgreifende Veränderung hat der Markt durch den Wegfall des Sammelinkassos zum 1. Juli 2024 erfahren. Für alle, Wohnungsunternehmen wie Netzbetreiber, bedeutet der Wegfall einen enormen bürokratischen Aufwand, um Haushalte aus dem Sammel- ins Einzelinkasso zu führen – ganz zu schweigen davon, dass den Netzbetreibern Investitions- und Planungssicherheit weggebrochen sind.
Dennoch gaben die Teilnehmer einen positiven Ausblick, denn auch wenn sie nun weniger Haushalte versorgen, konnten sie zum Teil die Umsätze steigern, da die einzelnen Haushalte nun gezielt angesprochen werden können, was zu Zeiten des Sammelinkassos nicht möglich war. Derzeit sind die Netzbetreiber damit beschäftigt, die Haushalte, die keinen Einzelinkassovertrag abgeschlossen haben, vom Netz zu nehmen. Die Erfahrung zeigt, dass nach einer solchen Abschaltung ein signifikanter Teil der betroffenen Haushalte bereit ist, für den Kabelanschluss einen Einzelnutzervertrag abzuschließen.
Der Fachverband Rundfunk- und Breitband Kommunikation (FRK) hat auf seinem 27. Breitbandkongress eine neue Führungsspitze gewählt. Auf den langjährigen Vorsitzenden Heinz-Peter Labonte folgt Ralf Berger, Geschäftsführer des FRK. Labonte wurde einstimmig zum Präsidenten gewählt.
Der FRK zählt 140 Mitgliedsunternehmen, kleine und mittelständische Kabelnetzbetreiber, aus ganz Deutschland.
Die Dres. Edith und Klaus Dyckerhoff-Stiftung in Essen hat in diesem Jahr zum ersten Mal einen Preis vergeben, der die kluge und ästhetisch wie funktional anspruchsvolle Um- und Weiternutzung bestehender Betonbauten honoriert. Die Auszeichnung erhielt die ehemalige Volksschwimmhalle Lankow in Schwerin für die Transformation zu Wohnungen. Zugleich wurde ein kleiner Teil des Bades für Reha-Sport und Kinder-Schwimmkurse erhalten.
Ziel des „Klaus-Dyckerhoff-Preis für Architektur – Lang lebe der Beton!“ ist es, Architekt:innen ebenso wie Bauherr:innen oder Investor:innen dafür zu würdigen, dass sie die Lebenszyklen von bestehenden Beton-Gebäuden verlängern und damit ihre Ökobilanz verbessern, indem sie ihre Revitalisierung, Um- oder Neunutzung mit beispielhaften Projekten vorantreiben. Das Votum für die Sanierung und Umnutzung des ehemaligen Schwimmbads aus der DDR-Zeit durch den Architekten Ulrich Bunnemann vom Büro Schelfbauhütte fiel dabei einstimmig aus. Insbesondere lobte die Jury die „außergewöhnliche Qualität und Stimmigkeit des Gesamtkonzeptes, den originellen typologischen Wandel des Gebäudes sowie die konsequent auf Nachhaltigkeit bedachte Bauweise“.
Die Volksschwimmhalle Lankow ist ein Typenbau aus dem Jahr 1976. Der „Typ B – Bitterfeld“ verfügte über ein 25m Schwimmbecken, ein Nichtschwimmerbecken und eine Sauna. Die Konstruktion bestand im Wesentlichen aus einem Stahlbetonskelett aus vorgefertigten Stützen und Riegeln. Die Dachkonstruktion setzte sich aus ebenfalls vorgefertigten, sogenannten hyperbolischen Paraboloidschalen (“HP-Schalen“), zusammen. Aneinandergereiht ergaben sie außen eine Wellenform, wobei die Konstruktion selbst von innen verdeckt war.
Dieses 1951 vom von dem Hallenser Architekten Herbert Müller (1920-1995) entwickelte System war leicht und stabil, materialsparend und damit wirtschaftlich. Die Elemente konnten bei einer Schalendicke von nur 4,5cm eine Spannweite von bis zu 24m und 2m Breite erreichen. In der ehemaligen DDR wurden solche Typenbauten in den 1960er- und 70er-Jahren vielfach errichtet – inzwischen ist dies das einzige erhaltene HP-Schalendach in Mecklenburg-Vorpommern.
Rettung in letzter Minute durch Initiative des Architekten – mit einem originellen Konzept
In Ermangelung eines Sanierungskonzepts des leerstehenden Hallenbades bereitete die Stadt Schwerin den Abriss des seit 2015 unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes vor. Ulrich Bunnemann gelang es in letzter Minute, die Stadt zum Verkauf zu bewegen – und im Herbst 2017 konnten sechzehn neue Zwei- bis Dreizimmer-Wohnungen zu einem bezahlbaren Mietpreis bezogen werden. Einen kleinen Teil des großen Schwimmbeckens baute er für therapeutisches Schwimmen und Kinder-Schwimmkurse um und fügte Räume für eine Arztpraxis hinzu. Diese Doppelnutzung bzw. der teilweise Erhalt der ursprünglichen Funktion wurde – neben der ebenfalls lobenswerten Schaffung von Wohnraum – von der Jury besonders hervorgehoben.
Entlang der beiden teils großflächig befensterten Längsfassaden bauten Bunnemann und sein Büro acht barrierefreie Etagen- und acht Maisonettewohnungen ein. Im inneren, niedrigeren Bereich der Halle wurde der größte Teil des Schwimmbeckens abgedeckt und zu Kellern umgenutzt. So entstand ebenerdig ein großzügiges Foyer als Treffpunkt und Begegnungsraum für die Bewohner:innen. Die oberen Etagenwohnungen sind über eine Holztreppe mit Galerie oder über eine Liftplattform zugänglich.
Alle neu eingebauten Decken und Wände errichtete die Schelfbauhütte in vorgefertigter Holzbauweise; die industriell abgebundene Holzkonstruktion musste auf der Baustelle nur noch zusammengesteckt werden. Somit entstand ein Fertigteilsystem im Fertigteilgebäude, dies jedoch mit einem nachwachsendem Rohstoff, und darüber hinaus autark und reversibel. Die schnelle und günstige Fertigbauweise wurde somit an diesem Gebäude zweimal – einmal historisch und einmal zeitgenössisch – durchgespielt.
Möglichst nachhaltig und ressourcenschonend gingen die Architekt:innen und Handwerker:innen auch bei der Dämmung und Energiegewinnung vor. Die Außenwände erhielten eine Innendämmung aus Zellulose, die neuen Fenster sind dreifach verglast. Das Regenwasser, das sich auf der nach innen geneigten Dachfläche ansammelt, wird als Grauwasser genutzt, und die PV-Anlage auf dem Dach produziert einen großen Teil der benötigten Energie. Die Erwärmung des Schwimmbads und des Brauchwassers erfolgt über Fernwärme.
Reminiszenzen an alte Zeiten – mit einfachen Mitteln
Die aneinandergereihten, doppelt und gegenläufig gekrümmten HP-Schalen, die man grob als Wannen oder gebogene Halbröhren bezeichnen könnte, hatten zusätzlich eine Aussteifung und Kassettierung, um noch mehr Material und Gewicht zu sparen. Diese zuvor nicht sichtbare Schalen-Konstruktion wurde nun freigelegt. Aufgrund dieser Inszenierung entfalten die Bauteile jetzt nicht nur ihre statische, sondern auch ihre ästhetische Wirkung.
Betritt man das Foyer, ist auch hier auf den ersten Blick zu erkennen, dass die Menschen hier früher ihre Bahnen zogen, planschten und untertauchten: ein alter Startblock und dem originalen Vorbild entsprechende Bodenfliesen erinnern noch an die alte Funktion. Somit behält das Gebäude auch seine Identität für viele, die das Bad noch aus ihrer Kindheit kennen.
So wurde der Abriss dieses Betonbaus verhindert, der Lebenszyklus verlängert. Die gemischte Umnutzung ist langfristig angelegt, das Material der Einbauten ist nachwachsend, rückbaubar und wirtschaftlich – all dies lobt die Jury als „ein mustergültiges Konzept, das anderen Umnutzungsvorhaben zum Vorbild dienen sollte“.
Die Homeoffice-Quote liegt seit Frühjahr 2022 im Schnitt stabil bei etwa 25 Prozent. Was dies für den Büroimmobilien-Markt bedeutet, hat das ifo-Institut in einer Studie mit dem Titel „Homeoffice und die Zukunft der Büros: Flexibilisierung, Reduzierung und Umnutzungspotenzial“ für den Immobilienberater Colliers untersucht.
25 % Prozent Homeoffice steht Leerstand und sinkende Nachfrage, aber auch für neue Chancen.
„Homeoffice bedeutet nicht das Ende des Büros, aber es verändert die Bürolandschaft. Die Neuorganisation von Flächen innerhalb bestehender Büros gehört hier ebenso zu den anstehenden Aufgaben wie die Umsetzung von Desk Sharing oder der Definition von Ruhe- und Kommunikationszonen im Falle eines Umzugs“, sagt Cem Ergüney, Head of Office Letting bei Colliers in Deutschland.
Umnutzung ist die Idee der Stunde. Neue, kreative Bürowelten sind gefragt. Aber auch Wohnungen kommen ins Spiel. Colliers spricht in den Top-7-Städten von ca. 2,3 Millionen Quadratmeter Leerstand und weitere 3,5 Millionen Quadratmeter kommen hinzu, weil die Nachfrage nach Büroraum gesunken ist.
„So ergibt sich in den Top 7 ein theoretisches Umnutzungspotenzial von rund 60.000 Wohnungen für rund 102.000 Personen. Diese Berechnung berücksichtigt die technischen und stadtplanerischen Voraussetzungen. Aus wirtschaftlicher Sicht dürfte der Anteil deutlich unter den 30 Prozent liegen“, kommentiert Andreas Trumpp, Head of Market Intelligence & Foresight bei Colliers in Deutschland.
60.000 Wohnungen hört sich schon mal gut an und wäre auch ein Lichtblick. Gerade, wenn es um die Schaffung von attraktiven Innenstädten geht. Attraktivität wäre auch bezahlbarer Wohnraum. Warum nicht in kreativ umgestalteten Bürogebäuden? Natürlich sind hier auch die Länder gefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen, nebst Förderung zu schaffen.
Die kreativen Architekten haben wir, wie zum Beispiel Architekt Ulrich Bunnemann vom Büro Schelfbauhütte. Er hat mit neuen Ideen die ehemalige Volksschwimmhalle Lankow in Schwerin, ein Typenbau („Typ B – Bitterfeld“) aus dem Jahr 1976 vor dem Abriss gerettet. Entstanden sind 16 bezahlbare Wohnungen, aber lesen Sie selbst: „Konzept „Wohnen und Therapie“ rettet Volksschwimmhalle Lankow in Schwerin“.
Wohnungswirtschaft architektur., eine neue Ausgabe mit vielen neuen Blickwinkeln.
Ein Blick auf die Frankfurter Bürowelt. Die Mehrheit der Firmen will Homeoffice in aktueller Form beibehalten. Welche Folgen hat das für die Bürolandschaft? Werden die leerstehenden Büros umgenutzt? Werden es Wohnungen? Foto: Wohnungswirtschaft-heute.de / gw
Die Etablierung von Homeoffice und hybriden Arbeitsmodellen hat erhebliche Auswirkungen auf den Büromarkt und veranlasst Unternehmen, ihre Bürokonzepte anzupassen. 6,2 Prozent aller Firmen haben ihre Flächen bereits verkleinert, weitere 8,3 Prozent planen dies. Unternehmen setzen zunehmend auf Desk Sharing und bauen Besprechungs- sowie Sozialräume aus. Großnutzer sind dabei besonders aktiv, indem sie in moderne Standorte investieren, ihre Büroausstattung sowie IT-Infrastruktur verbessern.
Angesichts des gesunkenen Büroflächenbedarfs stellt sich die Frage nach Umnutzungspotenzialen: Trotz eines technisch-planerischen Umnutzungspotenzials von 30 Prozent der potenziell von Obsoleszenz bedrohten Büroflächen ist nur ein geringer Teil der möglichen Konversionen auch wirtschaftlich darstellbar. Daher sind für den Großteil der potenziell obsoleten Bürogebäude kreative Nachnutzungskonzepte gefragt.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer weiteren gemeinsamen Studie des ifo Institutes mit dem Immobilienberater Colliers unter dem Titel „Homeoffice und die Zukunft der Büros: Flexibilisierung, Reduzierung und Umnutzungspotenzial“. Die Untersuchung baut auf einer Studie aus dem März 2024 auf, in der das ifo Institut und Colliers einen langfristigen Nachfragerückgang bei Büroflächen von 12 Prozent wegen Homeoffice ermittelten.
Die Folgestudie analysiert weiterführend die aktuellen Veränderungen durch Homeoffice im Büroimmobilienmarkt mit Fokus auf den qualitativen Anpassungen der Büroflächen sowie dem Konversionspotenzial nicht mehr benötigter Büros, insbesondere zu Wohnraum.
Mehrheit der Unternehmen will Homeoffice beibehalten
Die Arbeit im Homeoffice hat sich über die Pandemie hinaus stabilisiert. Für ein Viertel der Beschäftigten sowie mehr als zwei Drittel der Unternehmen ist sie zur neuen Normalität geworden. Seit Frühjahr 2022 liegt die Homeoffice-Quote im Schnitt stabil bei etwa 25 Prozent. Entgegen medialer Berichterstattung, wonach große Unternehmen Beschäftigte vermehrt ins Büro zurückholen, wollen 74 Prozent der Firmen Homeoffice in der aktuellen Form beibehalten. Lediglich 12 Prozent planen strengere Vorgaben, nur 4 Prozent wollen Arbeiten von Zuhause abschaffen.
„Homeoffice bedeutet nicht das Ende des Büros, aber es verändert die Bürolandschaft. Die Neuorganisation von Flächen innerhalb bestehender Büros gehört hier ebenso zu den anstehenden Aufgaben wie die Umsetzung von Desk Sharing oder der Definition von Ruhe- und Kommunikationszonen im Falle eines Umzugs“, sagt Cem Ergüney, Head of Office Letting bei Colliers in Deutschland.
Simon Krause, Studienautor vom ifo Institut, sagt: „Die Ergebnisse verdeutlichen die Herausforderung für die Unternehmen, die richtige Mischung aus Präsenzarbeit und Homeoffice zu gestalten. Besonders große Dienstleistungsunternehmen, die den größten Anteil an Büroflächen nutzen, passen sich der neuen Arbeitswelt an: Fast die Hälfte dieser Unternehmen flexibilisiert die Büronutzung und modernisiert die Ausstattung, während ein Viertel Büroflächen verkleinert und ein Fünftel mindestens einen Bürostandort verlagert.“
Leerstand und Obsoleszenzrisiken nehmen zu
Die in Folge inzwischen stabilisierter Homeoffice-Quoten sowie fehlender konjunktureller Impulse gesunkene Flächennachfrage steht im Kontrast zur nach wie vor hohen Bautätigkeit, die noch aus dem Immobilienboom der Vorjahre stammt. Folglich hat sich die Leerstandsquote in den Top-7-Städten von 3 Prozent im Jahr 2019 auf aktuell 6,7 Prozent erhöht. Für die nächsten Jahre ist ein weiterer Anstieg auf rund 8 Prozent zu erwarten.
Umnutzungspotenzial für über 60.000 Wohnungen in Top-7-Städten
Während die Umnutzung zu Wohnzwecken eine vielversprechende Option für einen Teil der leerstehenden Büros darstellt, müssen für den Großteil kreative Nachnutzungskonzepte entwickelt werden. „Unsere jüngste Analyse mit Garbe Institutional Capital und PwC kommt zu dem Ergebnis, dass nur 30 Prozent der potenziell von Überalterung gefährdeten Büroflächen für eine Konversion in Wohnraum geeignet sind. Bezogen auf den aktuellen Leerstand in den Top-7-Städten entspricht dies 2,3 Millionen Quadratmetern. Berücksichtigt man den erwarteten Rückgang der Flächennachfrage wegen Homeoffice um 12 Prozent, können mittelfristig weitere 3,5 Millionen Quadratmeter hinzukommen.
So ergibt sich in den Top 7 ein theoretisches Umnutzungspotenzial von rund 60.000 Wohnungen für rund 102.000 Personen. Diese Berechnung berücksichtigt die technischen und stadtplanerischen Voraussetzungen. Aus wirtschaftlicher Sicht dürfte der Anteil deutlich unter den 30 Prozent liegen“, kommentiert Andreas Trumpp, Head of Market Intelligence & Foresight bei Colliers in Deutschland.
Abseits der Wohnnutzung gibt es weitere Alternativen, wenn auch in begrenztem Umfang: Für eine Umnutzung zu Life-Science-Immobilien bieten sich bis zu 4 Prozent der Büroflächen an. Weitere Optionen können je nach Lage- und Objekteigenschaften Bildungseinrichtungen und Flüchtlingsunterkünfte sein. Darüber hinaus können Teilumnutzungen in Form von Gastronomie oder Einzelhandel Lösungen sein, um die Attraktivität eines Gebäudes durch Nutzungsmischung zu erhöhen.
„Durch eine umsichtige und strategische Planung könnten durch Um- und Nachnutzung von potenziell obsoleten Büroimmobilien städtische Bedarfe wie Wohnen, Gewerbe oder Freizeit gedeckt werden. Dies kann zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung und dem schonenden Umgang mit Ressourcen beitragen“, sagt Andreas Trumpp.
Grauwasser aus einem Wohnhaus in Weimar wird genutzt, um die Pflanzen zu bewässern. Grafik: VertiKKA
Nach mehrjähriger Entwicklungszeit wird der Prototyp einer neuartigen Fassadenbegrünung mit integrierten Solarmodulen an der Fakultät Bau und Umwelt unter realen Bedingungen getestet. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt „Vertikale Klima-Klär-Anlage“ (VertiKKA) wird an der Fassade des b.is-Technikums in der Coudraystraße 10 installiert. Zur feierlichen Eröffnung am 5. September 2024 wurde der Versuchsstand erstmals öffentlich präsentiert.
Extreme Hitzewellen stellen für die Bevölkerung Europas im Sommer zunehmend eine Herausforderung dar: Besonders in Städten ist es schon jetzt häufig wärmer als auf dem Land. Gründe dafür sind unter anderem die dichte Bebauung und fehlende Grünflächen im urbanen Raum.
Um den Grünflächenanteil in Städten schnell und platzsparend zu erhöhen, setzen Expert*innen aus Wissenschaft, Technik, Umwelt und Lokalpolitik auf eine neuartige Fassadenbegrünung: VertiKKA – die vertikale Klima-Klär-Anlage.
Gemeinsam mit sechs Projektbeteiligten aus Hochschulen, Wissenschaft und Praxis wird das innovative Verbundprojekt derzeit an der Bauhaus-Universität Weimar umgesetzt und weiterentwickelt.
„Fassadenbegrünung bietet vielfältige Vorteile für das urbane Mikroklima: Sie reduziert Hitze, entfernt Schadstoffe aus der Luft und schafft neue Lebensräume für Tiere und Insekten. Häufig leiden Pflanzen in dicht bebauten Räumen unter Hitze und Wassermangel“, erläutert Prof. Silvio Beier, Leiter der Professur Siedlungswasserwirtschaft und Technologien urbaner Stoffstromnutzungen. Hier setzt das Projekt VertiKKA an.
Grauwasser aus Weimar
Durch vorgehängte, bewegliche Photovoltaik-Elemente erzeugt die Anlage Energie. Gleichzeitig werden die Pflanzen bei Extremwetterereignissen vor Hitze, Starkregen oder Wind geschützt. Zur Bewässerung der Fassadenbegrünung wird Grauwasser verwendet – das heißt gering verschmutztes Abwasser, das beim Duschen, Baden, Hände- und Wäschewaschen oder in der Küche entsteht.
VertiKKA verbindet die Komponenten Fassadenbegrünung, Grauwasserreinigung und Erzeugung erneuerbarer Energie. Quelle / Grafik: VertiKKA
Für den Versuchsstand in Weimar wird das Grauwasser aus einem Wohnhaus gesammelt und mehrmals wöchentlich ans Technikum transportiert. Bei zukünftigen Realisierungen soll das Abwasser aus dem jeweiligen Haus genutzt werden, an dem die VertiKKA errichtet wurde.
„Das Grauwasser wird gereinigt und liefert den Pflanzen Nährstoffe, sodass auf den Einsatz von Trinkwasser verzichtet werden kann. Durch Verdunstungsprozesse wird die Umgebungsluft gekühlt“, erörtert Gloria Kohlhepp, M. Sc., die als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team von Prof. Beier das Vorhaben wasserwirtschaftlich mit erforscht.
Grafik: VertiKKA
Ab September 2024 wird der Prototyp der VertiKKA im Rahmen eines Reallabors getestet. Untersucht werden unter anderem die Reinigungsleistung der Substrate für die Aufbereitung des Grauwassers sowie die Pflanzenvitalität. Des Weiteren werden die Verdunstungsmenge des Grauwassers und die Auswirkungen auf das Mikroklima des angrenzenden Außenraums (Lufttemperatur und -feuchte), auf das Tauwasserrisiko an der Außenwand und den Wärmetransport durch diese ermittelt. Diesem Schwerpunkt widmet sich das Team der Professur Bauphysik mit Prof. Conrad Völker, Dr.-Ing. Hayder Alsaad und Maria Hartmann, M. Sc.
Das Forschungskonsortium besteht insgesamt aus den Partnern Björnsen Beratende Ingenieure GmbH am Standort Leonberg, der Professur Siedlungswasserwirtschaft und Technologien urbaner Stoffstromnutzungen (b. is Technologies) und der Professur Bauphysik der Bauhaus-Universität Weimar, dem Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES gGmbH) aus Saarbrücken, dem Institut für Automation und Kommunikation e.V. (ifak) aus Magdeburg und der Solyco Solar AG aus Berlin.
Das von dem Projektentwickler wvm Gruppe und der naturstrom AG realisierte Quartier LÜCK in Köln-Ehrenfeld nutzt eine bislang kaum erschlossene Wärmequelle: Städtisches Abwasser dient einer zentralen Wärmepumpe als Energiereservoir. Der Strom für die Wärmeerzeugung kommt direkt von Photovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern, ergänzt um Ökostrom aus dem öffentlichen Netz. Bei einer Baustellenbegehung macht sich NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach ein Bild von der fossilfreien Versorgungslösung und deren Potenzial für die Wärmewende.
Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen: „Zukunft wird aus Mut gemacht. Nur wer mutig neue Wege geht und technologieoffen denkt, kann einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Mit der öffentlichen Wohnraumförderung Nordrhein-Westfalen unterstützen wir Innovation und mutige Schritte – wie beim Quartier LÜCK in Köln. Zur Versorgung der Mieterinnen und Mieter wurde ein Quartierswärmenetz unter Nutzung von Abwasserwärme geschaffen.
Von diesen Erfahrungen profitieren andere Bauwillige, die Mieterinnen und Mieter und natürlich die Umwelt. Mit rund 12,6 Millionen Euro aus der öffentlichen Wohnraumförderung wird zudem die Bezahlbarkeit der Miete gesichert.“
Mit dem Bau des Wohnquartiers an der Subbelrather Straße hat die wvm Gruppe bereits 2023 begonnen. Auf einem brachliegenden Fabrikgelände entstehen derzeit vier Mehrparteienhäuser für 216 Wohneinheiten und eine Großtagespflege. Neben Abwasserwärme nutzt LÜCK auch Solarstrom direkt vom eigenen Dach. Hierfür werden Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 99 Kilowatt peak installiert.
Pufferspeicher speist lokales Wärmenetz
„Die Wärmepumpe in der Energiezentrale nutzt den lokal erzeugten Solarstrom sowie echten Ökostrom aus dem Netz, um das Heizwasser auf Temperatur zu bringen und einen 20 Kubikmeter großen Pufferspeicher zu befüllen“, erläutert Dr. Sarah Debor, Geschäftsfeldleiterin Urbanes Wohnen und Gewerbe bei der naturstrom AG, das Energiekonzept. „Dieser speist das quartierseigene Wärmenetz. Bei Spitzenlast oder besonders viel lokal erzeugter Solarenergie wird eine Power-to-Heat-Anlage zugeschaltet.“
Die Trinkwasser-Erhitzung übernehmen dezentrale Wohnungsstationen in den einzelnen Wohneinheiten. So können die Vorlauftemperaturen für die Bereitstellung der Raumwärme niedrig und besonders effizient gehalten werden.
Abwasser – wichtiger Baustein der urbanen Wärmewende
Die Hauptenergiequelle liegt nur wenige Meter außerhalb des Quartiers – treffenderweise unter der Äußeren Kanalstraße. Auf einer Länge von rund 120 Metern entzieht ein Wärmetauscher dem vorbeirauschenden Abwasser Wärmeenergie. „Abwasser als Energiequelle bringt zwei zentrale Vorteile mit sich“, erklärt Stephan von Bothmer, Geschäftsführer von UHRIG Energie, welche die Wärmetauscher-Technik im Projekt stellen.
„Zum Ersten ist es gerade im Winter mit mindestens zehn bis zwölf Grad eine vergleichsweise energiereiche und verlässliche Wärmequelle. Das ermöglicht ein besonders effizientes Arbeiten der angeschlossenen Wärmepumpen. Zum Zweiten steht diese Energie passend zum Wärmebedarf zur Verfügung: Gerade im urbanen Raum, wo viel Wärme benötigt wird, fällt besonders viel Abwasserwärme an – häufig ein perfektes lokales Match!“
„Für uns war es von Beginn an wichtig, das Energiekonzept von LÜCK so nachhaltig wie möglich zu planen“, erinnert sich Erika Werres, Geschäftsführerin der wvm Gruppe in Köln. „Mit Abwasser haben wir hier nicht nur die ideale Energiequelle für unser Wohnquartier gefunden, sondern zeigen auch, dass die Wärmegewinnung aus Kanälen wirtschaftlich und skalierbar ist.“
Bei der Umsetzung des innovativen Energiekonzepts kooperieren die Projektpartner eng mit den Stadtentwässerungsbetrieben Köln, in deren Kanäle die Wärmetauscher eingebracht werden. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir hier mit unserem Plan auf offene Ohren gestoßen sind“, freut sich Sarah Debor von naturstrom.
„Obwohl die Potenziale der Abwasserwärmegewinnung unbestritten sind, scheuen anderswo manche Stadtentwässerungsbetriebe bislang davor zurück. Wir freuen uns, mit LÜCK ein Vorzeigeprojekt vorstellen zu können, das zeigt, was möglich ist. Die Potenziale im urbanen Raum sind derart groß, dass wir mittlerweile standardmäßig bei jedem Projekt eine Umsetzung prüfen.“
GW
Die naturstrom AG ist mit über 300.000 bundesweit belieferten Haushalten, Unternehmen und Institutionen Deutschlands größter unabhängiger Ökostromanbieter. Seit der Gründung 1998 ist naturstrom in Düsseldorf zuhause und entwickelt bundesweit dezentrale, sektorengekoppelte Energielösungen für Gebäude und Quartiere um. Das Portfolio reicht von Mieterstrom-Angeboten bis hin zu ganzheitlichen Energiekonzepten für ganze Wohnviertel.
Die wvm Gruppe ist seit über 30 Jahren ein Fundament der Beständigkeit und Innovation in der Immobilienbranche. Mit rund 6.000 realisierten Immobilieneinheiten, die von Dachaufstockungen über Reihenhäuser bis hin zu großen Wohnquartieren mit Kindertagesstätten und sozial geförderten Wohnungen reichen, setzen wir immer wieder neue Maßstäbe. Unsere Projekte in Köln und Berlin spiegeln unser Engagement für hochwertige, nachhaltige und lebenswerte Wohnräume wider. Jedes Projekt ist ein Eckpfeiler unseres Erfolgs und symbolisiert unsere Vision, stabile und zukunftsorientierte Lebensräume zu schaffen.
Die UHRIG Energie GmbH hat europaweit bereits 126 Projekte zur Nutzung von Abwasserwärme umgesetzt. Ziel ist, mit Abwasserenergie den Wärmemarkt zu revolutionieren und die Wärmewende zu beschleunigen. Noch ist Energie aus Abwasser relativ unbekannt. UHRIG hat sich zur Aufgabe gemacht, dies zu ändern und ist weltweit in diesem Bereich tätig.
Umwandlung vom Parkhaus zum Wohnprojekt für Studierende. Foto: Patrick Pollmeier / HSBI
Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Baubranche längst angekommen. Während bisher vor allem auf die Energieeffizienz der Gebäude geachtet wurde, setzt Professor Andreas Kopp von der Hochschule Bielefeld auf ein ebenso wichtiges Potenzial zum Einsparen von Energie und Ressourcen: die Gebäudesubstanz selbst. Statt Abriss und Neubau können bestehende Gebäude umgenutzt werden. Das zeigen zwei Studierenden-Projekte, die sich mit der Umfunktionierung eines Parkhauses zu Studierenden-Wohnraum beschäftigt haben.
Mit einem metallischen Schnappen fällt die schwere Tür ins Schloss. An den Wänden Graffitis, oben in der Ecke ein paar Spinnweben, in der Luft ein Hauch von abgestandenem Rauch: Ein typischer Treppenaufgang in einem Parkhaus. Anne-Marie Fink öffnet die Tür zum obersten Parkdeck: „Und hier setzen wir noch ein Stockwerk obendrauf für unsere Einzelappartements.“ Wohnen im Parkhaus? Die Architektur-Studentin schüttelt lächelnd den Kopf: „Studierendenwohnen in einem ehemaligen Parkhaus.“
Die Umbaupläne sind fiktiv, das Parkhaus aber ist real und steht am Mindener Grimpenwall. „Mein Weg vom Bahnhof zum Campus führt mich direkt daran vorbei – hier zwischen Innenstadt und Glacis stehen noch weitere fast leere Parkhäuser“, erzählt Prof. Dipl.-Ing. Andreas Kopp, am Campus Minden der Hochschule Bielefeld (HSBI) zuständig für das Lehrgebiet Entwerfen, Gestalten und Konstruieren.
Kopp hat ein Auge für ältere, vielleicht nicht mehr gebrauchte Gebäude, genauer für deren Umnutzung. Und damit für ein zentrales Zukunftsfeld der Architektur: „Es wird immer wichtiger, bestehende Gebäude umzunutzen. Statt Neubauten sind Umbauten gefragt“, sagt der Professor.
Bausektor für ca. 40 Prozent der Treibhausgase verantwortlich
Für Andreas Kopp ist diese „Bauwende“ durchaus notwendig, allein aus Gründen der Nachhaltigkeit: „Der Bausektor ist für über 50 Prozent des Müllaufkommens und 40 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Bisher wurde das Einsparpotenzial vor allem in der Gebäudeeffizienz gesehen, aber mittlerweile rückt die Gebäudesubstanz selbst in den Fokus.“
Statt Ressourcen durch Abriss und Neubau zu verbrauchen, gilt es also, das Bestehende umzufunktionieren und dem veränderten Bedarf anzupassen. Warum nicht aus einem Parkhaus Wohnungen für Studierende machen? Andreas Kopp hatte sein Thema für die Projektarbeiten des 3. Semesters des Bachelorstudiengangs Architektur gefunden.
Und damit hat er bei den Studierenden einen Nerv getroffen. „Überall gibt es Leerstände, das ist ein aktuelles und sehr praxisnahes Thema“, findet Alina Marie Castrup. Sie interessiert sich besonders für das Renovieren und Sanieren alter Gebäude: „Ressourcenschonend zu bauen und alten Gebäuden neues Potenzial zu geben, ist eine spannende Aufgabe.“ Und ihre Kommilitonin Lea Kloss ergänzt: „Und Wohnen ist ein wichtiges Thema. Vor allem andere Wohnformen werden noch eine große Rolle spielen.“
Die beiden machten sich zusammen an die Arbeit. Es galt, neben Appartements für ein oder zwei Personen auch sogenannte Cluster-Wohnungen zu integrieren. „Das sind Wohnungen, die von vornherein für die Nutzung durch eine Wohngemeinschaft geplant werden – mehrere Mikrowohnungen mit kleiner Küchenzeile und Minimalbad teilen sich dort großzügige Gemeinschaftsflächen“, erklärt Andreas Kopp.
„Neben den Wohnungen gibt es auch einen öffentlichen Bereich, zum Beispiel ein Veranstaltungsraum oder Café, und Arbeitsräume wie ein Zeichensaal – sozusagen als Erweiterung des Campus‘ Minden“, erläutert Kopp weiter.
Ein großzügiges Atrium öffnet das Gebäude nach innen, schafft Licht und Raum und erschließt die Ebenen über eine spiralartige Rampenanlage. Foto: Patrick Pollmeier / HSBI
Die Herausforderung: „Parkhäuser sind nicht zum Wohnen gedacht“, sagt Charlotte Gehlen und führt am Grimpenwall auf das zweite Parkdeck. Es ist dunkel, und bis zur Decke ist es nicht weit. „Die Geschosshöhe ist sehr niedrig, und durch die Tiefe des Gebäudes kommt nicht viel Licht hinein“, erklärt die Studentin. Mit Anne-Marie Fink zusammen hat sie trotzdem die Herausforderung angenommen. Die Idee der beiden: ein großer Einschnitt in die Decken, sodass ein lichter Innenhof entsteht, und die Heruntersetzung des unteren Geschosses.
„Dadurch entstehen höhere Räume, in die wir unseren öffentlichen Bereich geplant haben“, erklärt Fink. Aus eigener Erfahrung wussten sie genau, was Mindener Studierende benötigen. Die beiden schauen sich kurz an und grinsen. „Einen Copyshop“, sagt Charlotte Gehlen.
Den Veranstaltungsraum mit Bar und den Zeichensaal haben sie aber nicht vergessen. In ihrem Konzept greifen sie die Lage des Gebäudes sozusagen in der Vertikalen auf, erläutert Anne-Marie Fink: „Es liegt zwischen Innenstadt und Wohngebieten, also im Übergang zwischen öffentlichen und privaten Bereichen.“ Übersetzt in das Gebäude bedeutet das, es wird nach oben hin immer privater: Auf den öffentlichen Bereich folgen die Cluster-Wohnungen, dann die 2-Personen-Appartements und schließlich, ganz oben die Ein-Zimmer-Wohnungen.
Alina Marie Castrup und Lea Kloss haben einen etwas anderen Weg gewählt: Den öffentlichen Bereich mit Café und Fitnessstudio haben sie zwar ebenfalls die untere Etage zugewiesen, die Arbeitsräume jedoch nach ganz oben verlegt. „Am Arbeitsplatz verbringt man doch sehr viel Zeit, deswegen darf das ruhig ein schöner Platz sein“, findet Castrup und schaut auf dem obersten Parkdeck direkt in die Baumwipfel. „Unten Spaßgemeinschaft, oben Arbeitsgemeinschaft.“ Und dazwischen Wohngemeinschaft.
Alina Marie Castrup erläutert anhand der Pläne die Ideen hinter dem Entwurf. Foto: Patrick Pollmeier / HSBI
Der niedrigen Geschosshöhe schlugen die beiden mit zweigeschossigen Wohnungen ein Schnippchen. Lea Kloss demonstriert mit den Händen, wie sie angeordnet sind: „Die L-förmigen vertikalen Elemente erinnern ein wenig an Tetris.“ Der Clou: Oberlichter sorgen für genügend Helligkeit in den Wohnungen, und ein zentrales Atrium öffnet das Gebäude nach innen.
Was könnte aus den Rampen für die Autos werden?
Beide Teams sind sich einig: Die größte Schwierigkeit war das sogenannte Split-Level. „Das bedeutet, dass die Ebenen des Gebäudes versetzt zueinander angeordnet sind. Über Rampen gelangen die Autos auf die jeweils nächste Ebene“, schiebt Andreas Kopp als Erklärung ein. Fink und Gehlen haben kurzerhand das alte Parkhaus in zwei Gebäude geteilt, die über rampenartige Laubengänge verbunden sind. Terrassenförmig angelegt, wird der Komplex nach oben immer weiter. Castrup und Kloss bleiben bei einem Gebäude, erschließen ihre Ebenen aber ebenfalls über eine Rampenanlage: Sie zieht sich außerhalb des Gebäudes wie eine Spirale das Atrium hinauf.
Die ausgearbeiteten Projekte haben Andreas Kopps Erwartungen übertroffen: „Hervorragend durchgearbeitet, vom Grundkonzept bis zu den Details“, lobt der Professor. An ein Parkhaus erinnert wirklich nicht mehr viel in den Entwürfen der Studierenden.
Quelle: Hochschule Bielefeld (HSBI ), Fotos: Patrick Pollmeier / HSBI
Gruppefoto im Park von Schloss Ettersburg bei Weimar. Das diesjährige Ettersburger Gespräch wendet sich mit 15 Forderungen an die Politik und sieht sich gleichzeitig in der Selbstverpflichtung, einfacher und nachhaltiger und besser zu bauen. Foto: Axel Clemens
Zum 16. Ettersburger Gespräch am 12. und 13. September 2024 stellten sich die Expertinnen und Experten aus Planung, Politik, Bau-, Immobilien- und Wohnungswirtschaft den aktuellen Herausforderungen der Bauwirtschaft: Wohnraumbedarf, Ressourcenknappheit, gestiegene Baukosten und komplexe Bauvorschriften.
Die aktuelle Situation im Bausektor verlangt nach einem grundlegenden Wandel hin zu einem verantwortlichen, wirtschaftlichen und qualitätsorientierten Bauen. Mit den 15 Forderungen setzt das Ettersburger Gespräch 2024 klare Impulse für ressourcenschonendes und kostenbewusstes Bauen. Es ist ein Aufruf an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für eine zukunftsfähige Bauwirtschaft.
Einfach: Robust, innovativ und normenreduziert und damit kostengünstiger bauen
Einfach bauen setzt auf robuste und kompakte Bauweisen, die weniger Energie und Ressourcen verbrauchen und kostengünstiger sind. Kompakte Bauwerke und Nachverdichtung sind dem flächenintensiven Neubau vorzuziehen. Ziel ist es, flexible, multifunktionale und langlebige Bauwerke zu schaffen, die sich leicht an neue Anforderungen anpassen lassen und durch trennbare Konstruktionen die Kreislaufwirtschaft unterstützen:
Konkretisierung des Gebäudetyps „e“ für alle Bauwerke und Reduzierung der materiellen Anforderungen
Bauwerke bei Errichtung und Erhaltung auf lange Nutzungsdauer auslegen
Nutzungsflexibilität als zentraler Planungsparameter
Kreislauffähigkeit durch trennbare Konstruktionen und Wiederverwendung von Materialien.
regionale Materialien und Bauweisen fördern.
Besser: Ganzheitliches branchenübergreifendes Handeln und kreative Kompetenz
Planungs- und Bauprozesse sollen durch technischen Fortschritt und Digitalisierung nachhaltiger werden und ganzheitliche Lebenszyklusbetrachtung von Bauwerken selbstverständlich sein. Durch datengestützte Planung, digitalisierte Genehmigungen und modellbasiertes Bauen werden Effizienzpotenziale genutzt und individualisierte Lösungen möglich:
Nutzung der Phase Null zur Bedarfsanalyse und Bildung von Allianzen
Systematische Dokumentation von Bauprojekten für eine erfolgreiche Betriebsphase Phase Zehn
modellbasiertes Planen und Bauen mit einheitlicher Schnittstelle
digital unterstützte Bauweisen müssen auch auf eine neue Ästhetik und Schönheit zielen
mehr Investitionen in Infrastruktur – in Straßen, Schienen, Brücken und Wohnraum
Bauen: Ressourcen- und flächeneffizientes Bauen mit hoher Gestaltqualität
Im Fokus steht die Reduktion von CO2-Emissionen entlang der gesamten Bauwertschöpfungskette. Das Bauen mit dem und im Bestand sowie der Einsatz von Recyclingmaterialien sollen gefördert und das Abfall- und Produktrecht vereinfacht und die Klimaneutralitätsziele der EU schneller erreicht werden:
Bauwerke über ihren Lebenszyklus ganzheitlich bewerten
Reduktion und Minimierung von CO2-Emissionen in allen Bauphasen
Emissionen auf einheitlicher Grundlage kompensieren
Kreislaufwirtschaftsgesetz zielorientiert erneuern und Recyclingbaustoffe stärker fördern
Energie- und die Klimaschutzpolitik bedürfen einer konsequenten Neuausrichtung auf einen CO2-Reduktionspfad und nicht wie bisher, einer Orientierung an Energieeffizienzforderungen.
„Einfach besser bauen“ betont die Notwendigkeit des grundlegenden Wandels in der Bauwirtschaft. Ziel ist es, ökologisch, sozial und wirtschaftlich bessere Lebensverhältnisse zu schaffen. Das Strategiepapier stellt klare Forderungen und Perspektiven für ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Planen und Bauen und setzt damit einen wichtigen Impuls für die Baukultur in Deutschland.
Das jährliche Ettersburger Gespräch der Bundesstiftung Baukultur, des Fördervereins und ihrer Partner ist ein exklusiver, branchenübergreifender Erfahrungsaustausch zwischen Entscheidungsträgern der Bau-, Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, der Architektur, des Ingenieurwesens, der Kommunalverwaltung und Politik zu aktuellen Herausforderungen der Branche. Es bietet Raum für den Austausch zu konkreten Praxisbeispielen aus den verschiedenen Perspektiven der Planung und Ausführung, der Bauherrinnen und Bauherren und formuliert Handlungsempfehlungen. Es findet auf Einladung der Bundesstiftung Baukultur und ihres Fördervereins auf Schloss Ettersburg bei Weimar statt.
Auf den Buckower Feldern errichtet die STADT UND LAND ein neues Stadtquartier mit rund 900 Wohneinheiten, 377 davon als STADT UND LAND-TYPENHAUSPLUS. Als kommunales Wohnungsbauunternehmen wird die STADT UND LAND hier, entsprechend des mit dem Land Berlin abgeschlossenen Kooperationsvertrages, kostengünstigen und bezahlbaren Wohnraum für ein breites Spektrum der Bevölkerung zur Verfügung stellen. Quelle: STADT UND LAND / Foto: Christian Kruppa
Berlinovo, degewo, GESOBAU, Gewobag, HOWOGE, STADT UND LAND sowie WBM: die sieben landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sind starke Wirtschaftsfaktoren für Berlin. Für dieses Jahr planen sie Rekordinvestitionen von erstmals mehr als zwei Milliarden Euro – gegenüber dem Vorjahr ein Sprung um über 34 Prozent. In einem extrem herausfordernden Umfeld sind sie Garantinnen für bezahlbares Wohnen und ein starker Stabilitätsanker für die regionalen Bau- und Handwerksbetriebe.
Über das vielfältige Engagement der „Landeseigenen“ für Berlin informierten die sieben Unternehmen Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler und Mobilitäts- und Umweltsenatorin Ute Bonde auf der heutigen Neubautour. Dabei wurden Projekte von drei Unternehmen besichtigt. Erstmals mit dabei: die Berlinovo.
Investitionen von 1,7 Milliarden Euro im letzten Jahr…
2023 investierten die sieben Unternehmen mehr als 1,7 Milliarden Euro in Berlin. Gegenüber 2022 entsprach das einem Anstieg um 0,2 Prozent. Mit gut 988 Millionen Euro der weitaus größte Posten dabei: der Neubau. An zweiter Stelle folgten mit rund 740 Millionen Euro Investitionen in die Bestände (Instandhaltung, Instandsetzung, Modernisierung), die zu einem großen Teil schon zur Erreichung der Klimaziele beitragen.
…und mehr als 2,3 Milliarden Euro Investitionen in diesem Jahr.
Nachdem sie 2023 ihre Investitionen trotz widriger Rahmenbedingungen stabil halten konnten, planen die sieben Wohnungsbaugesellschaften für 2024 eine kräftige Ausweitung ihrer Investitionen. Sie sollen um 34,3 Prozent auf den Rekordwert von 2,3 Milliarden Euro steigen – und damit zum ersten Mal seit Beginn der Auswertungen 1991 die Marke von zwei Milliarden Euro überschreiten.
Gut 1,4 Milliarden Euro sind dabei für den Neubau vorgesehen (+42,4 %), rund 915 Millionen Euro sollen in die Bestände fließen (Instandhaltung, Instandsetzung, Modernisierung, +23,5 %).
Neu gebaut: Tempelhof
In den fünf Jahren zwischen 2019 und 2023 wurden von den sieben Unternehmen 23.871 Wohnungen fertiggestellt. Hinzu kommen weitere 2.971 Wohneinheiten in Wohneinrichtungen für Studierende und Geflüchtete. Damit haben die Unternehmen in dieser Zeit insgesamt 26.842 neue Wohneinheiten fertiggestellt – neue Zuhause für schätzungsweise 50.000 bis 60.000 Menschen. Das entspricht einem Ortsteil wie Tempelhof oder Zehlendorf.
Allein 2023 wurden 4.766 neue Wohnungen durch die Landeseigenen fertiggestellt. Für 2024 ist die Fertigstellung von weiteren rund 3.800 Wohnungen geplant – angesichts der äußerst herausfordernden Neubau-Rahmenbedingungen eine starke Leistung.
Stark für Demokratie
Der September ist in Berlin „Aktionsmonat für Demokratie“. Gerade auch bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften wird Demokratie tagtäglich gelebt und können die Mieter*innen Einfluss nehmen. In den Quartieren der Unternehmen gibt es 130 Mieterbeiräte bzw. Mieterräte sowie eine Reihe weiterer Partizipationsgremien, in denen derzeit rund 600 – vielfach gewählte – Mieter*innen ehrenamtlich tätig sind – deutschlandweit in dieser Form und Vielfalt einmalig.
Dabei geht es um Fragen, die das Zusammenleben in den Kiezen ganz unmittelbar betreffen – Umfeldgestaltungen, Umgang mit Modernisierungen oder Formate zur gemeinsamen Freizeitgestaltung.
Klare soziale Ausrichtung
Mit durchschnittlichen Nettokaltmieten von 6,46 Euro/m2 lagen die Bestandsmieten bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften 2023 um 75 Cent je Quadratmeter unter dem Mietspiegeldurchschnitt 2024 (7,21 €/m2). Gegenüber 2022 entspricht das einer Steigerung um durchschnittlich nur 1,1 Prozent.
Noch deutlicher wird der mietendämpfende Effekt der Unternehmen mit Blick auf die Wiedervermietungsmieten: Hier lagen die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften 2023 mit 7,65 Euro/m2 um gut 45 Prozent unter dem allgemeinen Marktniveau (13,99 €/m2, IBB-Wohnungsmarktbericht 2023).
Über das vielfältige Engagement der „Landeseigenen“ für Berlin informierten die sieben Unternehmen Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler und Mobilitäts- und Umweltsenatorin Ute Bonde auf der Neubautour am 18. September 2024. Dabei wurden Projekte von drei Unternehmen besichtigt. Erstmals mit dabei: die Berlinovo. Foto: Tina Merkau
Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin: „Die landeseigenen Wohnungsunternehmen zeigen eindrucksvoll, dass sozialverträglicher Wohnungsneubau in Berlin trotz enorm gestiegener Baukosten machbar ist. Bei der Schaffung von bezahlbarem und klimagerechtem Wohnungsbau sind unsere Berliner Wohnungsunternehmen ein verlässlicher und engagierter Partner. Dennoch müssen wir angesichts der großen Herausforderungen im Wohnungsbau noch mehr und in kürzerer Zeit tun, denn viele Menschen wollen nach Berlin kommen, um hier zu arbeiten, zu studieren oder eine Ausbildung zu beginnen. Wir brauchen deshalb dringend mehr Wohnungen – in nahezu allen Segmenten. Der Senat priorisiert und beschleunigt daher den Wohnungsbau in Berlin durch das Schneller-Bauen-Gesetz, von dem auch die landeseigenen Wohnungsunternehmen profitieren werden.“
Christian Gaebler, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen des Landes Berlin: „Heute haben wir drei Neubauvorhaben in Neukölln, Pankow und Treptow Köpenick gesehen, die erneut Maßstäbe im Berliner Wohnungsneubau setzen. Sie stehen stellvertretend für die Arbeit der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. Sie schaffen in allen Teilen der Stadt urbane und soziale Wohnformen, mit einer lebendigen Mischung aus Gewerbe, Kindertagesstätten, Sport, Spiel, Freizeit- und Pflegeangeboten. Mit jedem Wohnungsbauprojekt entsteht neues und bezahlbares Zuhause für tausende Berlinerinnen und Berliner.“
Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt des Landes Berlin: „Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften leisten einen vorbildlichen Beitrag beim umweltverträglichen Wohnungsbau. Sie helfen Berlin, auf dem Weg zur klimaneutralen Hauptstadt wichtige Schritte zu gehen.“
Jörg Franzen, Vorstandsvorsitzender der GESOBAU AG und Sprecher der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften: „Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften stellen ihre Leistungskraft immer wieder klar unter Beweis. Wir sind verlässliche Partner beim so dringend benötigten Neubau, ein Grundpfeiler für einen sozialverträglichen Mietenmarkt und ein wichtiger Schlüssel bei der Erreichung der Berliner Klimaschutzziele. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen: Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, bleiben groß und komplex. Steigende Finanzierungs- und Baukosten potenzieren sich gegenseitig, während gleichzeitig immer mehr Auflagen zu beachten sind und die Klimaschutzförderung des Bundes das nicht wirklich verlässlich abbildet. Die wirtschaftliche Leistungskraft der Landeseigenen zu erhalten und zu stärken, muss deshalb weiterhin das Ziel der gemeinsamen Arbeit von städtischen Wohnungsbaugesellschaften und dem Land Berlin sein – damit wir auch in Zukunft die vielfältigen Anforderungen einer dynamisch wachsenden und zukunftsfähigen Stadt stemmen können.“
Nach der Modernisierung: Die Wohnung erstrahlt in neuem Glanz – verbreiterte Türen, rutschfeste Böden und die ebenerdige Dusche bieten hohen Wohnkomfort für alle Generationen. Foto: Vonovia / Bierwald
Immer mehr Menschen in Deutschland sind auf eine barrierearme Wohnung angewiesen, Prognosen des Instituts der deutschen Wirtschaft gehen von rund drei Millionen aus. Der fortgesetzte demografische Wandel wird die Lage in Zukunft weiter verschärfen. Darauf reagiert das Wohnungsunternehmen Vonovia: Unter anderem werden Wohnungen bei Neubezug barrierearm saniert, um den Gebäudebestand für zukünftige Mieterinnen und Mieter langfristig attraktiv zu gestalten.
In diesem Zuge hat das Wohnungsunternehmen seit 2019 bundesweit fast 50.000 Wohnungen barrierearm (teil-)modernisiert. „Dies gilt auch in Lagen mit eher niedrigem Mietniveau“, erläutert Vonovia Regionalleiter Matthias Bojarski.
Barrierearme Bäder für langfristige Wohnqualität
Ein Beispiel hierfür findet sich in der Bergbaustraße in Essen-Katernberg. Das Gebäude wurde 1962 errichtet und umfasst vier Wohnungen mit einer Wohnfläche von insgesamt 236 Quadratmetern. 2021 war das Gebäude bereits energetisch modernisiert worden: Die Fassade wurde gedämmt, Haustür und Balkone erneuert.
Doch war beispielsweise eine der Erdgeschosswohnungen in den vergangenen 34 Jahren durchgehend vermietet, sodass hier zunächst keine weiteren Sanierungen durchgeführt werden konnten. Nun fand bei den langjährigen Mietern ein Umzug statt. „Da war es Zeit für eine umfassende Modernisierung, die wir genutzt haben, um die Wohnung seniorengerecht zu gestalten“, beschreibt Bojarski.
Mit einer ebenerdigen Dusche, rutschhemmenden Fliesen und im Notfall auch von außen zu öffnendem Türschloss sowie Erneuerung und Verbreiterung der Türen wurde hier eine umfassende Modernisierung durchgeführt. „Außerdem haben wir in der gesamten Wohnung eine rutschhemmende Vinyl-Planke verlegt, um Stürzen vorzubeugen“, so Bojarski.
„Insgesamt haben wir durch den seniorengerechten Umbau dafür gesorgt, dass den künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern alltägliche Dinge einfach leichter fallen. Das bedeutet mehr Lebensqualität.“ Im Durchschnitt dauert eine solche Wohnungssanierung rund sieben Wochen.
Individuelle Lösungen für jede Lebenslage
Vonovia bietet darüber hinaus weitere Unterstützung für die barrierearme Gestaltung der Wohnungen: Dazu gehört neben dem Badumbau mit bodengleicher Dusche und erhöhter Toilette auf Mieterwunsch auch die Montage von zusätzlichen Handläufen im Treppenhaus und Außenbereich.
Grundlage hierfür ist eine Analyse und individuelle Beratung durch das Vonovia Team, um den genauen Bedarf zu ermitteln. Auch Wohnungswechsel in eine kleinere Wohnung auf einer anderen Etage werden von Vonovia unterstützt.