Wetterextreme zeigen immer deutlicher, dass der Klimawandel kein fernes Problem mehr ist. Die Notwendigkeit klimaangepasster Gebäude wird offensichtlicher. Begrünte Fassaden und CO2-freie Energieversorgung sind im Neubau längst Standard.
Architekt Prof. Hubert Hermann hebt die Bedeutung von begrünten Fassaden hervor: „Begrünte Fassaden sind nicht nur ästhetisch, sie reduzieren innerstädtische Hitzeinseln erheblich. Sie bieten zusätzlichen Schutz vor Überhitzung und verbessern die Luftqualität.“
Doch während der Neubau viele Chancen bietet, liegt ein Großteil des Potenzials im Bestand: Rund 85 Prozent der Gebäude in Österreich wurden vor dem Jahr 2000 errichtet. Diese Gebäude bieten enormes Potenzial für den Klimaschutz, doch ihre Sanierung WohnenPlus Digital mehr online unter wohnenplus.at ist oft kompliziert und kostspielig, bedingt nicht zuletzt durch das Wohnungseigentumsgesetz (WEG) und das Mietrechtsgesetz (MRG).
Mensch im Mittelpunkt
Es ist klar, dass Veränderungen schnell erfolgen müssen. Politik, Industrie und Markt stehen vor der Herausforderung, klimafitte Maßnahmen rasch und kosteneffizient umzusetzen, ohne die Leistbarkeit des Wohnens zu gefährden. Der geförderte Wohnbau trägt hier besondere Verantwortung, und die Lockerung der Rahmenbedingungen war ein wichtiger Schritt, um auf die Marktlage zu reagieren.
Bei allen technischen Anforderungen darf der Mensch nicht vergessen werden. Nur das, was lange genutzt wird, wird nicht durch Neues ersetzt – was wiederum die Umwelt belastet. Wohngebäude und Quartiere, die Behaglichkeit und sozialen Zusammenhalt fördern, tragen wesentlich zu einer hohen Lebenszufriedenheit bei. Hier beginnt das Umdenken: In den letzten Jahrzehnten hat sich die Wohnfläche pro Person verdoppelt. Um Ressourcen zu schonen, müssen wir unsere Wohnbedürfnisse überdenken und fragen, ob wir tatsächlich so viel Raum benötigen. Vor allem der geförderte Wohnbau sollte vorangehen, auf nachwachsende, biologisch abbaubare Materialien setzen und kompakte, qualitätsvolle Lebensräume anbieten.
Ganzheitliche Ansätze
Ein Umdenken hin zu Lebenszyklus Ökobilanzierung ist entscheidend. Es gilt, nicht nur kurzfristige Kosten, sondern die langfristigen Vorteile klimafitter Gebäude zu betrachten. Architekt Evgeni Gerginski betont: „Investitionen in nachhaltige Gebäude lohnen sich langfristig. Die Betrachtung der Lebenszykluskosten maximiert sowohl die ökologischen als auch die wirtschaftlichen Vorteile. Bemühungen in dieser Richtung sollten durch größere Förderungen oder schnellere Behördenabwicklungen unterstützt werden.“
In der Vielzahl an Gesetzen und Richtlinien den Überblick zu behalten, ist jedoch nicht einfach. Architekt Andreas Hawlik sagt: „Die gesetzlichen Anforderungen setzen nur Mindeststandards im Klimaschutz. Freiwillige Maßnahmen sind entscheidend für den effektiven Wandel.“