Die voranschreitende Klimakrise stellt unsere Städte vor allem in historisch gewachsenen Siedlungen vor große Herausforderungen. Besonders komplex sind die festen Rahmenbedingungen, die durch begrenzten Raum und bestehenden städtischen Kontext gegeben sind. Die stadtplanerischen Möglichkeiten sind dadurch stark eingeschränkt.
Es ist unumstritten, dass in den Altbeständen der Städte der Handlungsdruck besonders hoch ist. Historische energetisch ineffiziente Bauten, fehlende Nutzungsvielfalt und hohe Flächenversiegelung führen zu erhöhten CO2-Emissionen und klimatischen Belastungen, wie sommerliche Überhitzung. Es stellt sich somit die Frage, wie bestehende Strukturen nachhaltig weiterentwickelt werden können, um einen substanziellen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasemissionen zu leisten und gleichzeitig die Lebensqualität zu erhalten bzw. im Idealfall auch zu steigern.
Qualitätsvolle Nachverdichtung
Eine Möglichkeit, dieser Thematik in Städten und Gemeinden zu begegnen, ist, sich im Zuge von Siedlungsentwicklung auf Nachverdichtung zu fokussieren – beispielsweise durch die Bebauung von nicht- oder untergenutzten Baulücken oder Brachflächen. Das bringt auch infrastrukturelle Vorteile: Bestehende Versorgungsnetze, wie Kanalisation, Wasserleitungen und öffentlicher Nahverkehr können effizienter genutzt werden. Dadurch entfällt der Bedarf an kosten- und ressourcenintensivem Ausbau neuer Infrastruktur. Zudem reduzieren kürzere Wege innerhalb der Stadt das Verkehrsaufkommen und tragen zur Senkung der CO2-Emissionen bei.
Ein weiterer wesentlicher Hebel ist die vertikale Verdichtung durch die Aufstockung bestehender Gebäude. Nationale wie internationale Beispiele zeigen, dass die intelligente Kombination von Altbestand mit Neubau nicht nur zusätzlichen Raum schafft, sondern auch das architektonische Stadtbild bereichern kann. Für derartige Maßnahmen benötigt es eine Anpassung und Weiterentwicklung städtischer Planungsinstrumente. So müssen beispielsweise Bebauungspläne die Erhöhung von Gebäudeklassen zulassen, während gleichzeitig die städtebauliche Verträglichkeit gewährleistet bleibt. Das Ortsbild sowie stadtbildprägende Elemente sollten durch Verdichtungsmaßnahmen nicht negativ beeinträchtigt werden.
Gleichzeitig erfordert die Nachverdichtung auch eine stadtklimatologische Betrachtung. Intensive Verdichtungsmaßnahmen und zusätzliche Flächenversiegelung dürfen natürliche Kühlungsmechanismen der Stadt nicht beeinträchtigen. Ebenso besteht die Gefahr, wichtige Frischluftkorridore zu blockieren, die essenziell für die Belüftung und Temperaturregulation von Stadtgebieten sind. Daher ist eine integrierte Planung unerlässlich, die sowohl bauliche als auch klimatische Auswirkungen umfassend berücksichtigt, um Synergien zu fördern und negative Effekte zu minimieren.
Quartiere als Reallabore
Leider gibt es keine universellen Lösungen, die problemlos auf jede Stadt gesamtheitlich übertragen werden können. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, derartige Entwicklungen zu Beginn in einem kleineren Maßstab zu betrachten. Eine Möglichkeit ist die Fokussierung auf die Quartiersebene, die aktuell in Österreich zunehmend in den Vordergrund tritt. Quartiere dienen hierbei als sogenannte „Reallabore“, in denen nachhaltige Maßnahmen auf deren Effektivität und Wirksamkeit getestet werden.
Daraus resultierende Erkenntnisse können anschießend Eingang in die gesamtstädtische Planung finden. Durch den Blick über die Gebäudehülle hinweg, werden weitere Aspekte integriert betrachtet und entsprechende Synergien geschaffen. Beispielsweise Mobilität, die Gestaltung des öffentlichen Raums, die Integration von blau-grüner-Infrastruktur sowie klimaangepasster sozialer Treffpunkte leisten gleichermaßen einen Beitrag zur nachhaltigen Stadtplanung wie die klimaresiliente Entwicklung von Gebäuden.
Die nachhaltige Transformation unserer Städte im Bestand ist ein vielschichtiger und herausfordernder Prozess mit enormem Potenzial. Nachverdichtung ist dabei nur eine von vielen Maßnahmen, welche dringend notwendig sind, um Städte klimagerecht und qualitätsvoll zu gestalten. Entscheidend ist dabei eine integrierte Planung, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte gleichwertig berücksichtigt. Nur durch ein Zusammenspiel von Innovation, Anpassungsfähigkeit und dem Willen zur Veränderung können Städte die drängenden Herausforderungen der Klimakrise bewältigen und zugleich lebenswerte Räume für kommende Generationen schaffen.