Die bald 100 Jahre alte Wohnungsgenossenschaft sorgt in St.Pölten und ganz Niederösterreich für solide Wohnungen zu günstigen Preisen mit hoher Lebensqualitat. Speziell diesem Ziel dienen die jüngsten Innovationen mit vergleichsweise geringem Aufwand.
ROBERT KOCH
Eigentlich ist die Genossenschaft bereits 1919 – also vor bald 100 Jahren – gegründet worden, belegen historische Mitgliedsbücher. Damit wäre „die St. Pölten“ die älteste Gemeinnützige in Niederösterreich und würde demnächst ihren „runden Geburtstag“ feiern; die Erste mit genossenschaftlicher Basis bleibt sie sowieso. Doch die Eintragung in das Verbandsregister ging erst 1921 über die Bühne, weshalb die Allgemeine gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft e.Gen.m.b.H. in St. Pölten die bislang nur in der Verbandsrevision gebräuchliche Nummer „N3“ trägt.
Darauf ist Langzeit-Obmann Wilhelm Gelb durchaus stolz, und setzte die Nummer als weithin sichtbares Logo auf die „St. Pöltner Wohngalerie“ in der Praterstraße 12. Das schlichte Gebäude mit großem Vordach steht an einer Straßenkreuzung nahe dem Stadtzentrum, zwischen Bahnhof und Krankenhaus, wo Tag und Nacht eine hohe Kundenfrequenz zu erwarten ist. Quasi im Vorbeifahren wird ein aktuelles Wohnungsangebot auf großen Schautafeln präsentiert, speziell während jeder Rotphase an dieser ampelgeregelten Kreuzung nicht zu übersehen. Dort werden regelmäßig Wohnungen aus dem Altbestand in St. Pölten
und Umgebung angeboten, frisch renoviert und äußerst preiswert.
Innen birgt „N3“ viel Raum für „Zusammenkommen, Kommunikation und Visulisierung“, wobei – wie Gelb betont – eine Symbiose von Wohnen und Kunst im Mittelpunkt steht. Neben der Information über ihr Angebot bietet die Wohnungsgenossenschaft also eine durchaus attraktive Begegnungsstätte in zentraler Lage der Landeshauptstadt. Das alles ist mit geringen Kosten verbunden, weil das Gebäude, eine ehemalige Blumenhandlung, auf einer kürzlich erworbenen Liegenschaft ohnehin vorhanden war. Statt dem üblichen Abriss wurde der helle Pavillon mit geringen Mitteln saniert und für eine temporäre Nutzung fit gemacht. In ein paar Jahren wird dort eine Wohnhausanlage entstehen.
Master of Living
Bei der Wohngalerie-Eröffnung Ende September 2018 überreichte Bürgermeister Matthias Stadler ein spezielles Präsent: Wilhelm Gelb wurde anlässlich seines 70. Geburtstages nicht nur mit dem Ehrenzeichen der Stadt St. Pölten bedacht, sondern mittels zweiter Urkunde – jeweils auf Pergament mit rotem Bürgermeister-Siegel – auch zum „Master of Living“ ernannt. Diese originelle Bezeichnung hat durchaus mit der Persönlichkeit des Obmannes und dessen Einstellung zu tun. „Wohnen ist ein lebensnotwendiges Gut, das nicht ersetzbar ist“, betont der Kommerzialrat. „Man kann Autos z.B. durch öffentliche Verkehrsmittel ersetzen – wohnen aber müssen wir Menschen.“ Ihm geht es dabei primär um Lebensqualität. Gelb ist „ständig auf der Suche nach schönen Bauplätzen in optimaler Lage für neue Projekte“. Die St. Pöltner Genossenschaft kann auf einen soliden Fundus an Liegenschaften verweisen, allesamt aus Eigenmitteln finanziert und deshalb „relativ frei vom Zwang rascher Verwertung“.
Wie jenes in der Praterstraße, wo jetzt „N3“ steht und in einigen Jahren gebaut werden soll. Dann wird die bei vielen Projekten der letzten Jahrzehnte bewährte Vorgangsweise einsetzen: Wohnbau in kleinen Etappen, in bester Bauqualität wie z.B. Ziegelmauerwerk, Maßnahmen für Energieeffizienz, Lifte in jedem Stiegenhaus. „Mindestens für die nächsten 110 Jahre sollen diese Wohnungen optimal – sowohl raumklimamäßig als auch familiengerecht – energieeffizient bewohnt werden können“, ist das erklärte Ziel der St. Pöltner.
Besonderes Augenmerk wird weiters auf großzügige Frei- und Erholungsflächen auf Eigengrund gelegt: „Wenn die Bewohner nach Hause in ihre Wohnung kommen, sollen sie sich angekommen fühlen, durchatmen und Kraft schöpfen können”, beschreibt Gelb seine Philosophie. Das jüngste Vorzeigebeispiel ist eine Wohnanlage in der Handel-Mazetti- Straße. In dieser Gegend, direkt beim Traisen-Grüngürtel in St. Pölten-Süd, startete die Genossenschaft bereits 1930 mit einem „Pionierbau für soziales, leistbares Wohnen“, 2012 wurde dieser vorbildlich revitalisiert…