Einst Hoffnungsträgerin für die Erfüllung des Wohnungsbauprogramms, dann abgeschrieben und abgerissen und heute doch wieder Rückgrat der Wohnraumversorgung: Wie keine andere Bauserie des Großtafelbaus steht die WBS 70 sprichwörtlich für die „Platte“. 2020, kurz vor dem Frühjahrs- Lockdown, waren noch einige Glückwünsche zu vernehmen, ansonsten fiel auch der runde Geburtstag der WBS 70 mehr oder weniger in die Corona-Zeit.
Wir gratulieren nachträglich mit der Nachlese zu einem Dresdner Kunstprojekt, dass sich den Platten-Geburtstag in europäischer Perspektive vornahm. Unter der Leitung des Fotografen Thomasz Lewandowski zeichnen die Autorinnen und Autoren des Bandes kenntnisreich die Entwicklungsgeschichte der WBS 70 nach, werfen einen Blick auf die Bezüge zur VR Polen, spezielle Dresdner WBS-70-Fälle und den Aspekt der architekturbezogenen Kunst.
Dem Band „WBS 70 fünfzig Jahre danach“ gelingt als Dokumentation eines explorativen Kunstprojektes zum Platten-Geburtstag ein ganz eigenständiger Beitrag zu „Neubauwohnung“ und Großwohnsiedlung als Orte wesentlicher Alltagserfahrung. Diese auch retrospektiv wahrzunehmen, zu entdecken und wertzuschätzen, ist die wichtigste Botschaft der Publikation und der an ihr beteiligten Künstlerinnen und Autoren.
Besonders hervorzuheben ist dabei der Abdruck einer beeindruckenden Fotoserie von Christine Starke, die 1988/89 in Dresden-Gorbitz einen Neubaublock und die Menschen, die in ihm wohnten, exemplarisch für das damals noch junge Baugebiet dokumentierte.
Seinen 40. Geburtstag noch vor sich hat dagegen das „HdK“, Haus der Kultur, in Gera. Der im Oktober 1981 eröffnete Kulturpalast (Günther Gerhardt und Kollektiv) steht ganz in der Tradition der Kulturhausbauten der DDR. Wie vielerorts gehört der Bau in den Kontext umfassender Planungen für ein neues sozialistisches Stadtzentrum, die schließlich nur unvollständig umgesetzt wurden…