Kommentar von VNW-Verbandsdirektor Andreas Breitner
Wenn am 23. Februar ein neuer Bundestag gewählt wird, erwartet die Abgeordneten viel Arbeit. Die Suche nach pragmatischen Lösungen, wie man bezahlbare Wohnungen bauen kann, sollte zum 100-Tage-Programm gehören, also zu den Aufgaben, die als Erstes angepackt werden müssen.
Bei der Lösungssuche kann den Politikerinnen und Politikern die aktuelle Stimmung unter den sozialen Vermietern helfen. Eine Mehrheit von ihnen wird demnach in diesem Jahr nicht mit dem Bau von Wohnungen beginnen, sondern sich auf die energetische Sanierung ihres Bestandes konzentrieren.
Wie eine in der ersten Januarwoche durchgeführte Umfrage unter den VNW-Unternehmen ergab, planen lediglich 28 Prozent von ihnen, 2025 mit dem Bau von Wohnungen zu beginnen. 58 Prozent werden es nicht tun. Bei 14 Prozent der Unternehmen ist das noch unklar.
Anders sieht es bei der energetischen Sanierung bestehender Wohnungen aus. Jedes zweite VNW-Unternehmen plant mit dem Start, 30 Prozent nicht. Bei etwa einem Fünftel (20 Prozent) ist das noch unsicher.
54 Prozent der Unternehmen bewerten Lage als befriedigend
Den Umfrageergebnissen zufolge bewerten 54 Prozent der Unternehmen die aktuelle Lage der Wohnungswirtschaft als befriedigend. Fast jedes fünfte Unternehmen – 19 Prozent – bezeichnet die Lage dagegen als „schlecht“, vier Prozent als „sehr schlecht“. 19 Prozent sprechen von „guter“ bzw. „sehr guter“ Lage.
Als drängendstes Problem werden derzeit die hohen Baupreise (66 Prozent) angesehen. Mit Abstand folgen der Mangel an Baugrundstücken (zehn Prozent) und gestiegene Zinsen (acht Prozent).
Von der künftigen Bundesregierung erwarten die VNW-Unternehmen vor allem eine verlässliche und auskömmliche Förderkulisse, weniger Bauvorschriften und einfachere Genehmigungsverfahren. Zudem fordern die Unternehmen realistische Klimaziele.
Warnsignal für die künftige Bundesregierung
Ich bewerte die Ergebnisse der Umfrage als Warnsignal für die künftige Bundesregierung. „Sie muss vor allem die Bedingungen für den Neubau von Wohnungen verbessern – und zwar rasch. Auch wenn sich die Lage zuletzt etwas gebessert hat: es fehlen Tausende Baugenehmigungen aus den vergangenen beiden Jahren. Wir brauchen einen Bau-Turbo, sonst fliegt die Wohnungsfrage den künftig regierenden Parteien um die Ohren.“
Entscheidend wird sein, dass die politisch Handelnden Vorschriften und Gesetze nicht weiter verkomplizieren. „Es mag jetzt für den einen oder anderen Politiker verlockend sein, Wohnungsunternehmen zum Feindbild zu erklären. Am Ende aber sind sie es, die Wohnungen bauen – oder eben nicht.“
Andreas Breitner
Vorstand und Verbandsdirektor Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW)
Lesen Sie auch Norddeutschlands soziale Vermieter fordern alle Parteien auf, ernsthaft umsetzbare Lösungen für das bezahlbare Wohnen zu entwickeln