Alt, aber fit für die Zukunft

Nach fast 50 Jahren Bestand war die Sanierung eines Wohnhochhauses im schweizerischen Bern längst überfällig. Insbesondere die veraltete Haustechnik sollte hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit generalüberholt werden. Aus der Not machte die Genossenschaft die Tugend einer Passivhaus-Modernisierung.
GERD WARDA

Das Hochhaus in der Berner Stapfenstraße 45 war in die Jahre gekommen, den dringenden Sanierungsbedarf sah man ihm an und spürte ihn auch, die Gebäudetechnik war am Ende, der Plattenbau entsprach längst nicht mehr der gängigen Energieeffizienz. Das Gebäude mit 20 Stockwerken und 134 Wohneinheiten mit 50 bis 130 Quadratmetern stammt aus dem Jahr 1971.

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Der Stadtteil Bümpliz in Bern liegt rund 15 Autominuten von der Innenstadt entfernt. Beginnend in den 1950er Jahren entstanden hier mehrere Hochhausquartiere, die bis heute von einer kulturellen und ethnischen Vielfalt geprägt sind. Um ihren Mietern ein Wohnumfeld gemäß modernster Standards zu bieten, erarbeitete die Wohnbaugenossenschaft Bümpliz mit dem Planungsbüro Swissrenova AG ein umfassendes Revitalisierungskonzept.

1200 Photovoltaikmodule erzeugen an den vier Fassaden und auf dem Dach Strom. 95 Prozent des selbst produzierten Stroms werden vor Ort konsumiert, damit ist ein Drittel des Bedarfs für Gebäudebetrieb und Haushalte abgedeckt. Temporäre Überschüsse werden ins öffentliche Stadtnetz eingespeist. Die Eigenproduktion ist auch ein sozial und ökonomisch ausgleichendes Modell.

Die Wohnbaugenossenschaft Bümpliz und der städtische Energieversorger Energie Wasser Bern (ewb) haben einen Strompreis vereinbart, der mit dem Normaltarif vergleichbar ist. Die Bewohner haben zudem eine Verbrauchsvereinbarung unterschrieben, die den Mietvertrag ergänzt und den Bezug von selbst produziertem Strom für die nächsten 20 Jahre zu einem fixen Preis garantiert, wie Christoph Deutschle, ewb-Projektleiter im Produktionsportfolio, bestätigt.

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Damit die Baubewilligung erteilt werden konnte, wurden wesentliche Änderungen empfohlen. Das Hochhaus ist nur auf der Eingangsseite komplett mit PV-Modulen eingedeckt. An den übrigen Stellen wurde der PV-Anteil auf horizontale und vertikale Bänder beschränkt. Das Muster erinnert deshalb an die Metallgitter, die an den Gebäudefassaden ebenfalls aneinandergereiht sind.

Genossenschaftspräsident Fritz Roth wundert sich im Nachhinein, wie lange die gestalterische Optimierung gedauert hat. „Die Solarfassaden wurden ein Jahr nach unserem Antrag bewilligt. Wir konnten damit erst beginnen, als die Sanierung des Innenlebens längst in Angriff genommen worden war.“

Eigenes Heizkraftwerk

Die Photovoltaikanlage auf dem Dach und an den Wänden wird von ewb selbst betrieben. Das Stadtwerk hatte sich bereits um die Installation der Solarfassaden gekümmert und ist weiterhin dafür verantwortlich, dass das Hochhaus jederzeit ausreichend mit Strom versorgt wird. Ergänzend wurde vereinbart, dass ein dezentrales und CO2-armes Heizsystem betrieben wird. Der bisherige Gasbrenner wurde durch ein Blockheizkraftwerk ersetzt, das die Energie für Heizwärme und warmes Wasser liefert und zusätzlich Strom produziert…

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