Wieder zu Hause

Familie K. aus Syrien hat nun endlich ihre eigene Wohnung. Glücklich und stolz präsentieren sie ihre Drei-Zimmer-Wohnung, die sie mit Unterstützung von neunerimmo bekommen haben.
GISELA GARY

Man sieht es den beiden an – sie sind einfach nur glücklich und stolz. Glücklich darüber, dass sie ihre erste eigene Wohnung haben und dass sie den langen, steinigen Weg zum Hauptmieter in Wien geschafft haben. Herr K. schwärmt vor allem aber von Österreich und von der für ihn immer noch unglaublichen Unterstützung durch neunerhaus und neunerimmo. Seit 2017 fungiert neunerimmo als Brücke zwischen Sozialorganisationen und der Immobilienbranche. Um armutsbetroffenen Menschen wieder ein Zuhause zu geben, vermittelt das gemeinnützige Tochterunternehmen von neunerhaus leistbaren Wohnraum und mietet Wohnungen an – von Bauträgern sowie von einer wachsenden Zahl an Privatpersonen.

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In Syrien hatte Familie K. ein Haus, Herr K. war 23 Jahre im Staudämme- Bau tätig, er hat Bauingenieurwesen studiert. Doch bald war klar, es gibt keine Zukunft in Syrien – er verlor seinen Job und kurz darauf waren auch die Ersparnisse zu Ende und sie verloren ihr Haus. Die Mutter von Herrn K. lebt noch in Syrien, sie ist sehr krank, aber es fehlt das Geld, sie nach Österreich zu holen, die Mutter von Frau K. lebt beim Bruder in Dubai. Die vier Kinder der Familie K. haben Syrien ebenso längst verlassen.

Frau K. arbeitete als AHS-Lehrerin für Geografie. Die Grauen des seit 2011 wütenden Syrien-Kriegs zwangen zur Entscheidung, die Heimat zu verlassen. Familie K. kam 2017 nach Österreich. Einer der beiden minderjährigen Söhne ist bereits seit 2015 in Österreich, sein Asylstatus ermöglichte den Nachzug der Familie. Einer der beiden Söhne lebt und arbeitet in Deutschland, Sohn Rami ist in Wien, die beiden Töchter leben noch bei den Eltern. „Alle Kinder arbeiten oder lernen brav – und alle wollen hier bleiben“, strahlt Frau K., sie lernt zurzeit Deutsch und will dann auch wieder als Lehrerin arbeiten – aber sie hat Probleme mit den Bandscheiben und muss zuerst schauen, dass sie wieder fit wird. Frau K. will jedoch unbedingt wieder arbeiten. Herr K. kann fünf Sprachen: Französisch, Arabisch, Rumänisch, Englisch und nun auch Deutsch.

Befristet im Erdgeschoß

Ihre erste Wohnung war befristet, im 22. Bezirk und im Erdgeschoß. Nun ist der Umzug in eine gemeinnützige Mietwohnung von ÖVW gelungen. Die Wohnung ist im 5. Stock und hat auch einen Balkon. Herr K. erzählt stolz, dass er diese selbst gesucht und gefunden hat. Die Übernahme des Finanzierungsbeitrags der Erste Bank im Rahmen der Social Housing Initiative und die Begleitung durch neunerimmo ermöglichten den Sprung in das eigene Zuhause. In der Wohnung wohnen jetzt Mutter, Vater und die beiden Töchter, 15 und 17 Jahre alt.

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Die Wohnung ist sehr hell und geräumig. Herr K. absolviert zurzeit einen Kurs beim AMS und würde sich sehr freuen, wieder als Bauingenieur arbeiten zu können. Sein Studium ist in Österreich anerkannt, das ist ein großer Vorteil, und seine Erfahrung am Bau ebenso. Bis 2019 arbeitete Herr K. bei der Volkshilfe im Secondhand-Bereich, jede Woche verschickte er rund 15 Tonnen an Bekleidung in andere Länder.

Was sagt der Bauingenieur zur Bauqualität der Wohnung? „Ja, die ist gut“, lacht Herr K., „aber es gibt ein paar kleine Probleme. Die Gipskartonplatten halten nicht viel aus – die Montage des Spiegels im Badezimmer war eine Herausforderung.“ Und wo ist der Lieblingsplatz des Paares, das seit 27 Jahren verheiratet ist? „Am Balkon“, so beide einstimmig. Auch mit den Nachbarn geht es ihnen gut und sie haben auch schon ein paar Freundschaften geschlossen. „Wir sind endlich wieder zu Hause“, lachen beide – es bleibt ein bisschen Nachdenklichkeit, vor allem aber unbeschreibbare Dankbarkeit.

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