Wunschlos glücklich

Die Bawo hilft mit dem Projekt „housing first österreich – zuhause ankommen“ wohnungslosen Menschen in Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Bauvereinigungen eine Wohnung zu finden. Sozialarbeiter:innen begleiten Betroffene ins neue Zuhause. Claudia Stadlbauer hat so in Linz in einem Wohnbau der Lawog ihr neues Zuhause gefunden.
GISELA GARY

„housing first österreich – zuhause ankommen“ ist ein Projekt der Bawo, der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Insgesamt engagieren sich 25 Sozialorganisationen in der Initiative. Um leistbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, arbeitet das Projekt mit dem Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen zusammen. Das Sozialministerium fördert „housing first österreich“ mit 6,6 Millionen Euro.

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Claudia Stadlbauer rappelte sich schon einige Male in ihrem Leben wieder auf, doch nach heftigen psychischen Problemen rutschte sie in die Armut und Wohnungslosigkeit. Über die Arge für Obdachlose, einer Sozialorganisation, die „housing first österreich“ in Linz umsetzt, wurde sie auf das Projekt aufmerksam. Dann ging alles unglaublich schnell. „Die Lawog reagierte prompt und nach kurzer Zeit durfte ich meine erste wirklich eigene Wohnung beziehen“, strahlt Claudia.

Die Oberösterreicherin lebte nach einer sehr belasteten Kindheit in Heimen, Wohngemeinschaften und Einrichtungen für Obdachlose. Sie war immer wieder erwerbstätig, doch ihre psychischen Probleme wurden immer stärker. 2004 kam die erste Tochter zur Welt, 2009 heiratet Claudia, 2010 folgen Zwillinge. Die Kinder lebten bei Pflegeeltern, Claudia hat jedoch bis heute engen Kontakt zu ihnen. Als Claudias Mann im vergangenen Jahr aus der gemeinsamen Wohnung auszog, wurde es finanziell eng: Die Miete war für sie alleine nicht bezahlbar, es drohte die erneute Wohnungslosigkeit.

Miteinander reden

Doch so weit kam es nicht: Ihre neue Wohnung in Linz ist im Erdgeschoß, 45 Quadratmeter groß, mit einem Balkon. Das Gebäude der Lawog ist klein, nur zwölf Parteien wohnen hier: „Das finde ich auch super, und alle Bewohner: innen sind sehr rücksichtsvoll miteinander“, so Claudia. „Auch der Katze gefällt es hier, der Balkon ist ihr Revier – weiter raus geht sie zum Glück nicht.“

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Die Miete beträgt 350 Euro inklusive Betriebskosten. Claudia erhält eine Invaliditätspension, damit geht sich nun alles gut aus und sie ist wunschlos glücklich. Großen Spaß macht ihr auch ihre Arbeit als Redakteurin beim Magazin Kupfermuckn, der Straßenzeitung von Randgruppen und sozial Benachteiligten von der Arge für Obdachlose. In Gesprächstherapien arbeitet Claudia daran, ihre traumatischen Erfahrungen besser zu verarbeiten. Zwar leben Claudia und ihr Mann getrennt, trotzdem sind die beiden weiterhin ein Paar. Claudia kümmert sich um ihn, der seit Jahren – gerade akut – an Parkinson leidet. Corona war für die beiden eine Herausforderung.

Keine Aufgabe zu haben, ist nichts für Claudia – sie freut sich schon auf die nächste Ausgabe der Kupfermuckn, auf die Geschichten, die sie schreiben darf. „Ich habe immer gern geschrieben, schon als Kind. Erst mit 15 Jahren habe ich gelernt, dass man auch miteinander reden kann, und das genieße ich jetzt sehr“, kichert Claudia.

Sie liebt ihre Wohnung sehr: Ihr Lieblingsplatz ist die Couch im Wohnzimmer, stolz ist sie aber ebenso auf ihren Schwebetürenschrank im Schlafzimmer. Sozialarbeiter:innen unterstützten sie besonders in der Anfangszeit – etwa bei der Übersiedlung oder bei Behördenwegen. „Für Menschen, die von Armut betroffen sind, ist es wichtig, dass sie ein selbstbestimmtes Leben führen können“, so Claudias Fazit. Das ist in diesem Fall offensichtlich erfolgreich gelungen.

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