Vom Konsumenten zum Prosumenten

Immer mehr Gebäude erzeugen mehr Energie als sie verbrauchen. Durch die Möglichkeit, Überschüsse ins Netz zurückzuspeisen, werden sie zu produktiven Elementen des Energie-Ökosystems. Eine wesentliche Rolle dabei spielt der Quartiersgedanke, das Speichern von Energie und die Nutzung von Anergienetzen.
BERND AFFENZELLER

Es ist ein futuristisch anmutendes Schmuckstück, das sich die alteingesessene Anwaltsfamilie Marxer mitten im beschaulichen Vaduz auf die grüne Wiese hat stellen lassen. Sechs Jahre hat es gedauert, bis aus den ehrgeizigen Ideen von Peter Marxer eine architektonische und energietechnische Landmark nach den Plänen von Falkeis Architekten entstand, die weit über die engen Grenzen Liechtensteins hinausragt. Das active energy building ist ein energieautonomes Gebäude, das ausschließlich erneuerbare Energieformen verwendet und zusätzlich aktiv Energie abgibt. Also ein sogenannter Prosument, der Energie erzeugt und Überschuss ins Netz einspeist.

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Weithin sichtbares Herzstück des Hauses sind sieben Klimaflügel am Dach, die Teil der ausgeklügelten Fotovoltaikanlage mit integriertem Solartracker sind. Die Flügel liegen in der Ruheposition flach in der Dachstruktur. Mit Sonnenaufgang erheben sie sich und positionieren sich zur Sonne. Vier der Flügel werden zur Wärmespeicherung verwendet, drei zur Kältespeicherung. Dafür sind die Flügel mit Paraffin gefüllt, einem sogenannten Phase Change Material (PCM). Erreicht das PCM durch die gesammelte Sonnenenergie eine Temperatur von 32 Grad, schmilzt es und kann im flüssigen Zustand die Wärme speichern. In den Kühlflügeln, die vor allem nachts geöffnet werden, beträgt die Phasenwechseltemperatur 21 Grad.

Bei dieser Temperatur wird das PCM fest und die Kälte kann gespeichert werden. Beim Entladen des PCM werden Kälte und Wärme direkt an die Raumluft abgegeben. Überschüssig produzierter Strom geht an die benachbarten Bürogebäude und ins kommunale Versorgernetz. Einziger Wermutstropfen: Ein Vorbild für den sozialen Wohnbau ist das active energy building aufgrund der Baukosten nicht – Anregungen liefert es jedoch.

Denken in Quartieren

Einzelne, energetisch optimierte Gebäude wie in Vaduz, die mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen, sind wichtige Leuchtturmprojekte. Im Kampf gegen den Klimawandel und im Sinne einer erfolgreichen Energiewende muss aber viel weiter gedacht werden. Rund 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs entfallen auf Gebäude. „Bislang haben wir vor allem über Renovierung gesprochen, die thermischen Qualitäten von Gebäuden und die Verwendung von erneuerbarer Energie. Aber diese Argumentation hat ein Ablaufdatum erreicht.

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Heute geht es vielmehr um den Quartiersgedanken“, so Stefan Schleicher, Professor am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Karl-Franzens-Universität Graz und Energieexperte des Wifo…

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