Im vergangenen Jahr konnten die dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) angehörenden Versicherer voraussichtlich 238,3 Milliarden Euro an Beitragseinnahmen erzielen, was einem Anstieg von knapp sechs Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht. Der Bereich Schaden-/Unfallversicherung verzeichnete einen Zuwachs von fast acht Prozent auf 92,1 Milliarden Euro.
Diese vorläufigen Zahlen basieren auf Hochrechnungen aus dem dritten Quartal (Stand: Ende November 2024), weshalb Abweichungen nicht ausgeschlossen sind.
Das Segment bleibt für die Versicherer profitabel, die Combined Ratio (Kombinierte Schaden- / Kostenquote) ging leicht auf 98 Prozent zurück. Trotz eines Rückgangs der Quote bleiben die KFZ- und Wohngebäudeversicherung für die Versicherer jedoch in der Verlustzone.
Rekordwerte bei Versicherungsleistungen
Die Versicherungsleistungen, die die Aufwendungen für Schäden des Geschäftsjahres sowie Kosten für die Schadenregulierung und Rückstellungen umfassen, stiegen im vergangenen Jahr voraussichtlich um über sechs Prozent auf einen neuen Höchstwert von 70,3 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu lag der vorherige Rekord bei über 66 Milliarden Euro.
Im Gegensatz zum Vorjahr stiegen die Schäden langsamer als die Beitragseinnahmen, was für die Versicherer zu einem verbesserten versicherungstechnischen Ergebnis mit einem Gewinn von etwa 1,9 Milliarden Euro führte. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote in der Schaden-/Unfallversicherung wird wie oben bereits erwähnt auf etwa 98 Prozent geschätzt, nach 98,8 Prozent im Vorjahr.
Unterschiede in den Versicherungssparten
Ein Blick auf die einzelnen Versicherungssparten zeigt jedoch erhebliche Unterschiede in den Ergebnissen: In der Flottenversicherung verringerte sich die kombinierte Schaden-Kosten-Quote von 112,1 auf voraussichtlich 110 Prozent, was den fünfhöchsten Wert seit 2008 darstellt. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden stieg um 7 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro, während die Einnahmen um 6,8 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro zunahmen.
In der Vollkaskoversicherung sank die Combined Ratio um mehr als zehn Prozentpunkte auf voraussichtlich 116 Prozent. Die Einnahmen stiegen um 12,5 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro, während die Leistungen moderat auf 12,6 Milliarden Euro anstiegen. Beide Werte sind Rekordzahlen, und die kombinierte Schaden-Kosten-Quote erreicht den zweithöchsten Stand seit 17 Jahren.
Die Teilkasko und Kfz-Haftpflicht weisen ebenfalls höhere Ausgaben als Einnahmen auf, mit einer Combined Ratio von voraussichtlich 101 Prozent und etwa 100 Prozent. Für den gesamten Bereich Kfz ergibt sich eine Combined Ratio von rund 106 Prozent. Die Sparte ist damit defizitär.
Weiterhin angespannte Lage in der Wohngebäudeversicherung
In der Wohngebäudeversicherung bleibt die prognostizierte Combined Ratio mit 102 Prozent, nach 103,3 Prozent im Jahr 2023, ebenfalls auf einem hohen Niveau.
Die Einnahmen stiegen um fast ein Achtel auf 13,3 Milliarden Euro, während die Ausgaben um etwa zwölf Prozent auf 9,7 Milliarden Euro zunahmen. Diese Sparte hat seit 2002 nur viermal die Gewinnzone erreicht und ist damit für die Versicherer unverändert ein Verlustbringer.
Prognosen für 2025
Für das Jahr 2025 prognostiziert der GDV eine Steigerung der Beitragseinnahmen in der Schaden-/Unfallversicherung um etwa 7,5 Prozent. Die Nachholeffekte der Inflationsentwicklung haben sich deutlich abgemildert. Dennoch wird in der Kfz-Versicherung erneut ein zweistelliges Wachstum der Beitragseinnahmen erwartet, was sich insgesamt auf das Wachstum auswirken dürfte.
Auch die erneuten Verluste in der Wohngebäudeversicherung dürften im Jahr 2025 zu einem anhaltenden harten Markt in diesem Segment führen, da die Versicherer weiterhin bestrebt sein dürften, auskömmliche Prämien und Vertragsbedingungen zu verhandeln.
Dirk Gehrmann
Prokurist und Bereichsleiter Bestandsmanagement der AVW Unternehmensgruppe