Mark Finley, Stefan Stratmeier und Jörn Beckmann – die neue Datatrain-Geschäftsführung. Foto: Datatrain
Mit der Erweiterung der Geschäftsführung am 1. Mai 2025 setzt Datatrain ein starkes Signal für Kontinuität im Wandel. In einem von Fusionen, Übernahmen und immer neuen technologischen Potenzialen geprägten Umfeld will das unabhängige Software- und Beratungshaus auch künftig wegweisende IT-Lösungen für die Immobilienwirtschaft entwickeln.
Mit Blick auf Datatrains stabiles Fortbestehen und nachhaltiges Wachstum haben die Geschäftsführer Jörn Beckmann und Mark Finley in den letzten Jahren systematisch die Management-Ebene ausgebaut. Die Berufung von Stefan Stratmeier zum dritten Geschäftsführer ist ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft.
„Seit über 25 Jahren entwickeln wir spannende Ideen und Technologien, die wir für unsere Kundinnen und Kunden in echten Mehrwert übersetzen“, erklärt Jörn Beckmann. „Bei Stefan liegt die Festigung und Entfaltung dieser Strategie in besten Händen.“ „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Stefan einen langjährigen, versierten und hochgeschätzten Mitarbeiter aus den eigenen Reihen für die Rolle gewinnen konnten, die er engagiert angeht“, fügt Mark Finley hinzu.
Der neue Kopf an der Spitze besitzt umfassende Erfahrung in den Bereichen Frontend- und Backend-Entwicklung, Projektsteuerung und Kundenberatung: Vor über zwölf Jahren bei Datatrain gestartet, hat der studierte Mathematiker schnell Schlüsselrollen in den entsprechenden Abteilungen und immer mehr Teamverantwortung übernommen. Die verschiedenen Perspektiven aufs Unternehmen haben ihm einen ganzheitlichen Blick vermittelt, den er in seine neue Position einbringen wird.
„Gemeinsam mit Jörn Beckmann werde ich die technologischen Schwerpunkte Datatrains weiterentwickeln und parallel den Dialog mit den Kundinnen und Kunden intensivieren“, so Stefan Stratmeier. „Wir werden unsere Innovationen weiter ausbauen, weiterhin individuelle Kundenwünsche flexibel erfüllen und gleichzeitig Produktlinien und Standards etablieren, die schnell und effizient im Markt platziert werden können.“
Gründer und Gesellschafter Jörn Beckmann wird sich in absehbarer Zeit, voraussichtlich zum Ende des Jahres, aus der Mark Finley, Stefan Stratmeier und Jörn Beckmann – die neue Datatrain-Geschäftsführung. Foto: DatatrainGeschäftsführung zurückziehen. Seine Rollen als Innovationstreiber und Key Account Manager behält er bei und wird die technologische Ausrichtung Datatrains auch künftig mitbestimmen.
Die Situationsanalyse des Baurechtsanwalts Prof. Dr. Andreas Koenen wirft sowohl einen immobilienwirtschaftlichen als auch einen kommunalen Blick auf die Erklärung, denn die Verantwortung liegt weiterhin bei den Gemeinden. Quelle: https://www.bauanwaelte.de/
Eine Situationsanalyse des Baurechtsanwalts Prof. Dr. Andreas Koenen
Bundesbauministerin Verena Hubertz hat mit ihrer Erklärung Ende Mai versprochen, den Bauturbo nun endlich zu zünden. Rund 110 Milliarden stehen demnach als Investitionsbudget bereit, um den Wohnungsbau effizient voranzutreiben. Damit diese Summe nicht im Planungs-Genehmigungs-Bermudadreieck versinkt, stehen weitreichende Änderungen im Baugesetzbuch (BauGB) an.
Auf Bundesebene treten insbesondere drei neue, beziehungsweise angepasste Paragrafen auf den Plan, um Bauvorhaben zu erleichtern und bürokratische Hürden abzubauen.
§ 31 Abs. 3 BauGB: Plan B für B-Plan-Gebiete
Mit dem § 31 Abs. 3 BauGB zieht für Genehmigungsbehörden und Bauherren mehr Freiheit in bereits beplante Innenbereiche ein. Bisher musste viel Geduld aufgebracht werden, wenn für bestehende Bebauungspläne Änderungen ermöglicht werden sollten. Wer zum Beispiel zusätzliche Stockwerke oder eine dichtere Bebauung plante, musste häufig ein langwieriges Änderungsverfahren anstoßen. Der neue Paragraf soll dieses Hindernis beiseite räumen.
Künftig dürfen Behörden flexibler Befreiungen von bestehenden Festsetzungen erteilen, ohne dabei auf die vorher beschriebenen Einzelfälle beschränkt zu sein. Damit könnten komplette Änderungsverfahren entfallen. Entscheidend bleibt die Zustimmung der Gemeinde und die Vereinbarkeit mit den städtebaulichen Zielen. Für die Praxis heißt das: Kommunen können schneller auf geänderte Bedarfe reagieren und Wohnprojekte lassen sich realisieren, ohne erst jahrelang neue Pläne aufzustellen.
§ 34 BauGB: Mehr Spielraum im unbeplanten Innenbereich
Noch viel häufiger als in B-Plan-Gebieten entsteht Wohnungsbau im sogenannten unbeplanten Innenbereich. Hier galt bislang: Neubauten mussten sich nach Art und Maß streng an die vorhandene Umgebungsbebauung anpassen. Eine höhere oder dichtere Bebauung blieb vielfach unmöglich. Mit dem neuen § 34 Abs. 3a BauGB erhalten Behörden mehr Spielraum. Sie können künftig auch dann Genehmigungen erteilen, wenn ein Vorhaben aus dem Rahmen fällt. Alles darf, sofern es im städtebaulichen Gesamtkonzept tragfähig erscheint und die Gemeinde zustimmt.
Hier ein Beispiel: In einem Altbauquartier mit zwei- bis dreigeschossiger Bebauung wäre künftig ein vier- oder fünfgeschossiges Wohngebäude ohne extra Bebauungsplan denkbar. Das gewünschte Ergebnis? Städte werden verdichtet, Bauherren sparen Zeit und dringend benötigter Wohnraum entsteht.
§ 246e BauGB: Befristete Experimentierklausel für Wohnungsbau
Die wohl spektakulärste und meistdiskutierte Neuerung ist die neue Turbo-Klausel § 246e, die zunächst bis zum 31. Dezember 2030 gelten soll. In Städten mit angespanntem Wohnungsmarkt dürfen Kommunen unter erleichterten Bedingungen größere Wohnbauvorhaben genehmigen, auch wenn kein Bebauungsplan besteht. Die Genehmigung erfolgt im normalen Baugenehmigungsverfahren, aber ohne vorgeschaltetes aufwendiges Planaufstellungsverfahren.
Öffentliche Belange müssen dabei zwar weiterhin beachtet werden, aber der Zeitgewinn kann immens sein. Vorhaben wie Aufstockungen auf Supermärkten, Umwandlungen von Gewerbe- in Wohnflächen oder Neubauten auf innerstädtischen Brachflächen lassen sich damit deutlich schneller umsetzen. Gerade für große Projektierer der Wohnungswirtschaft eröffnet das neue Geschäftsmodelle.
Reformen im Praxistest
Was bedeuten diese Änderungen für die Bau- und Wohnungswirtschaft tatsächlich? Zunächst versprechen sie mehr Tempo und Flexibilität. Insbesondere die erweiterten Befreiungs- und Abweichungsmöglichkeiten können Verwaltungsverfahren spürbar abkürzen. Musste bislang bei Überplanung oder abweichenden Bauwünschen häufig ein zeitraubendes Bebauungsplan-Änderungsverfahren gestartet werden, können Behörden nun oft direkt im Baugenehmigungsverfahren entscheiden.
Das spart Monate, teils Jahre. Nachverdichtung, etwa das Aufstocken bestehender Gebäude oder das Bauen auf freien innerstädtischen Flächen, gelingt mit weniger Reibung. Gerade in Ballungsräumen, wo Bauland knapp und teuer ist, könnten diese Erleichterungen einen Schub für den Wohnungsbau bedeuten.
Wenn auf einem Supermarkt künftig Wohnungen aufsatteln dürfen oder sich ein leerstehendes Bürohaus im unbeplanten Gebiet zu Wohnraum wandelt, ohne erst einen neuen Plan aufzulegen, entstehen zusätzliche Wohnungen dort, wo die Infrastruktur schon vorhanden ist.
Kommunen müssen mitziehen
Allerdings hängt der Erfolg dieser Maßnahmen stark davon ab, wie Städte und Gemeinden damit umgehen. Die neuen gesetzlichen Möglichkeiten sind Angebote, doch ob sie genutzt werden, liegt in der Hand der lokalen Behörden. Wenn Kommunen die Öffnung und Beschleunigung aktiv mittragen, kann ein Bau-Beschleunigungseffekt eintreten.
Das setzt voraus, dass Stadtplanungsämter und Bauaufsichten bereit sind, in diesem neuen Geist zu entscheiden: pragmatisch, lösungsorientiert und mit dem politischen Rückhalt, auch mal ungewohnte Bauhöhen oder dichtere Bebauung zuzulassen.
Einige Gemeinden könnten aus Sorge vor Wildwuchs oder rechtlichen Auseinandersetzungen zögerlich bleiben. Doch der Tenor der Reform lautet, dass kontrollierte Abweichungen dem Gemeinwohl nutzen, wenn dadurch schneller dringend benötigter Wohnraum entsteht.
In der Bauwirtschaft selbst werden die Änderungen überwiegend begrüßt: Kürzere Vorlaufzeiten bedeuten geringere Planungskosten und Finanzierungslasten, was insbesondere in Zeiten hoher Zinsen wichtig ist. Zudem könnten mehr Projekte wirtschaftlich rentabel werden, wenn das Baurecht nicht mehr zum Nadelöhr wird.
Kurzfristig sind zwar nicht alle Probleme wie Materialengpässe, Fachkräftemangel und hohe Baukosten gelöst, doch die Trendwende im Baurecht setzt ein wichtiges Zeichen. Sie zeigt: Der Gesetzgeber ist gewillt, alte Zöpfe abzuschneiden und den Wohnungsbau durch Entbürokratisierung wieder anzukurbeln. Wenn jetzt auch die Kommunen mitziehen, könnten neue Wohnungen künftig schneller und unbürokratischer entstehen.
Für die Wohnungs- und Bauunternehmen heißt das: bessere Planbarkeit und vielleicht bald wieder mehr Projekte auf dem Tisch.
Was bleibt: Wunsch nach Bauen im rechtssicheren Raum
Trotz aller Reform-Euphorie: Die Entscheidungsmacht liegt weiterhin bei den Bauämtern.Kein Paragraf, so großzügig er auch formuliert ist, zwingt eine Behörde zur Genehmigung. Es bleibt Ermessen und Einzelfallprüfung. Gerade in dieser Übergangszeit, in der neue Regeln erst eingeübt werden, ist rechtliche Beratung wichtiger denn je. Bauherren und Investoren sollten die neuen Spielräume kennen, aber auch die Fallstricke. Jetzt muss es darum gehen, Bauvorhaben rechtssicher und souverän umzusetzen.
Was heißt das konkret? Zum einen hilft juristische Expertise dabei, Anträge sauber aufzubereiten und die Behörden mit ins Boot zu holen. Denn oft macht der Ton die Musik: Wird ein Befreiungsantrag fundiert begründet, unterlegt mit Gutachten und im Einklang mit den kommunalen Zielen, steigt die Chance auf eine zügige Zustimmung. Zum anderen achten klug und integrativ begleitende Baurechtsanwälte darauf, dass alle Beteiligten ihre Interessen gewahrt sehen. So lassen sich langwierige Streitigkeiten vermeiden, die sonst manch gutes Projekt zu Fall bringen könnten.
Besonders in unsicheren Zeiten am Bau gilt es, Risiken wie eine Bauinsolvenz frühzeitig zu bannen. Jede Bauverzögerung, jeder Rechtsstreit kann teuer werden. Wenn etwa durch einen Formfehler oder eine übersehene Auflage die Baugenehmigung angreifbar ist, drohen Baustopps, während die Kosten weiterlaufen. Im schlimmsten Fall gerät der Bauträger in Liquiditätsnöte.
Rechtliche Begleitung von Anfang an minimiert diese Risiken und übersetzt die neuen Gesetze in praktische Leitplanken: Wie weit kann man nach § 34 Abs. 3a gehen, ohne einen Bebauungsplan zu riskieren? Welche Anforderungen und Umweltprüfungen gelten trotz § 246e weiterhin?
Kein Together, kein Turbo
Die aktuellen Änderungen im Baugesetzbuch sind mehr als bloße Paragrafen-Kosmetik. Sie können, wenn sie sich mit weiteren Veränderungsmodi auf Länderebene mehren, eine dringend notwendige Trendwende markieren. Doch damit der „Bauturbo“ wirklich zündet, müssen alle Beteiligte an einem Tisch für das gemeinsame Ziel interessenübergreifend arbeiten.
Über die Koenen Bauanwälte
Koenen Bauanwälte ist eine auf Bau- und Immobilienrecht spezialisierte Kanzlei, die im gesamten Bundesgebiet tätig ist. Das Leistungsspektrum der vielfach prämierten Kanzlei mit Standorten in Essen, Hannover, Münster und Bielefeld umfasst ausgehend vom klassischen Baurecht alle juristischen Angelegenheiten rund um den Bauprozess – von der baubegleitenden Rechtsberatung bis hin zur Prozessführung. In holistischer Arbeitsweise mit Fokus auf private und institutionelle Bauherren decken die juristischen Expert:innen-Teams alle Bereiche rund um Kosten, Termine und Qualität ab. Von einem im Kanzleigewerbe unüblichen, teamorientierten Menschen- und Arbeitsbild ausgehend, gründete Prof. Dr. Koenen 2004 seine Kanzlei in Essen mit der Idee, das althergebrachte Arbeitsverhältnis tradierter Kanzleien zu ändern. Dem kulturellen Wandel hin zu New Work folgend, setzte Koenen seine Vision 2022 in die Tat um, fokussierte die Teamarbeit in seinem Unternehmen und stockte seine Anzahl der Mitarbeitenden um fast das Doppelte auf derzeit 16 Berufsträger und weitere juristische Fachkräfte auf. Mehr Details zur Kanzlei und aktuelle Informationen zu juristischen Themen über die eigene Publikation Legal Report unter bauanwaelte.de.
Liebe Leserinnen und Leser. Wer heute noch von Gas und Öl als Zukunftstechnologie spricht, verkennt die Realität – und spielt mit den Kostenrisiken von morgen. Denn die Fakten sind eindeutig: Fossile Energien machen das Wohnen nicht billiger, sondern Jahr für Jahr teurer. Wer bezahlbaren Wohnraum sichern will, kommt an kreativen, nachhaltigen Lösungen nicht vorbei. Und wer jetzt bremst, verspielt nicht nur Klimaziele, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft der Branche.
Investitionsstau? Eher politische Angstmache
Das Märchen vom Investitionsstau durch das Heizungsgesetz wird gerne erzählt – vor allem von denjenigen, die sich nie ernsthaft mit den Zahlen beschäftigt haben. Tatsache ist: Die Wärmewende kommt längst in Schwung. 62.000 verkaufte Wärmepumpen im ersten Quartal 2025, 35 Prozent mehr als im Vorjahr, sprechen für sich.
Wärmepumpen sind kein ideologisches Lieblingsprojekt, sondern schlicht die effizienteste verfügbare Technik. Wer sie schlechtredet, stellt sich gegen Wissenschaft und Markttrend – und bedient nur die fossile Nostalgie. Dass EU-Recht längst auf den Ausstieg aus fossilen Heizungen drängt, wird dabei gerne verschwiegen. Wer jetzt auf Gas und Öl setzt, riskiert in wenigen Jahren teure Nachrüstpflichten und EU-Vertragsverletzungsverfahren.
Quartierslösungen: So geht Wärmewende vor Ort
Während auf Bundesebene noch über Rückschritte diskutiert wird, zeigen Projekte wie LÜCK in Köln, wie intelligente Wärmeversorgung heute geht: Abwasserwärme, Solarstrom, smarte Pufferspeicher und Nutzung negativer Strompreise. Das ist kein Zukunftstraum, sondern bereits Realität für 216 neue Wohnungen. Bezahlbar, klimafreundlich, betriebssicher. Wer will da noch ernsthaft in Gasnetze investieren?
Banken als neue Mitstreiter der Bauwende
Selbst die Finanzbranche hat verstanden, dass das fossile Geschäftsmodell ausgedient hat. Die DGNB-Initiative „Sustainable Finance im Bauen“ zeigt: Immer mehr Banken wollen aktiv die Transformation finanzieren, statt in überholte Technologien zu investieren. Gut so – denn ohne mutige Finanzierungsentscheidungen bleibt die Wärmewende auf halber Strecke stehen.
Sanieren mit Verstand statt mit Verboten
Ebenso lehrreich sind Beispiele aus der Praxis: Das GGH-Projekt in Heidelberg beweist, dass maßvolle Sanierungen oft ökologisch und wirtschaftlich am besten abschneiden. Statt blindem Dämmwahn zählt der gezielte Materialeinsatz und Kreislaufdenken. Pragmatismus schlägt Perfektionismus – darauf sollte sich auch die Politik endlich besinnen.
Genossenschaften als Vorbilder
Auch Wohnungsgenossenschaften wie die Lipsia in Leipzig zeigen, wie ökonomische Solidität, soziale Verantwortung und ökologische Vernunft zusammengehen. 16 kg CO2 pro Quadratmeter, günstige Mieten, digitale Services, starke Sozialarbeit – das ist die Zukunft des bezahlbaren, nachhaltigen Wohnens.
Wer jetzt bremst, ruiniert die Zukunft
Die Fakten sind klar: Fossile Heizsysteme werden immer teurer und rechtlich riskanter. Die Technologien für die Wärmewende sind da. Die Finanzierungsmodelle entwickeln sich. Und die besten Projekte zeigen schon heute, wie es geht.
Was wir nicht mehr brauchen, sind politische Nebelkerzen, Blockaden und nostalgische Fossil-Romantik. Bezahlbares Wohnen gelingt in Zukunft nur mit kreativer Nachhaltigkeit. Wer anderes behauptet, handelt wider besseres Wissen – und gegen die Interessen von Mietern und Vermietern gleichermaßen.
Es ist höchste Zeit: Jetzt machen. Nicht zurückrudern.
Juni 2025, Wohnungswirtschaft heute., Ausgabe Nummer 201, mit neuen Inhalten.
Klicken Sie mal rein. Bleiben Sie zuversichtlich und nachhaltig
Für die „Lipsia-Zwillinge“ kommen ausschließlich recyclingfähige und schadstoffarme Baumaterialien zum Einsatz. Die Lipsia strebt für das Projekt an, alle Kriterien für das „Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau“ zu erfüllen. Foto: Lipsia
Die Wohnungsgenossenschaft „Lipsia“ eG (Lipsia) legt mit ihrem ersten Nachhaltigkeitsbericht einen umfassenden Überblick über Maßnahmen und Zielstellungen im Bereich der nachhaltigen Unternehmensführung vor. Alle Gebäude jetzt mindestens Energieklasse C. Breiter Fokus von Biodiversität über Digitalisierung bis Unternehmenssteuerung
„Nachhaltigkeit ist im Prinzip ein moderner Begriff für den Genossenschaftsgedanken“ erklärt Vorständin Anett Schiele. „Um dies zu verdeutlichen, haben wir uns entschlossen, auch ohne gesetzliche Verpflichtung ein Reporting darüber aufzubauen. Nachhaltigkeit bedeutet für uns schon immer heute verantwortungsvoll handeln, um morgen lebenswert zu gestalten – für unsere Mitglieder, unsere Mitarbeitenden und unsere Stadt.“ Der Bericht gliedert sich in die drei Dimensionen Ökologie, Soziales und Wirtschaft und zeigt, wie diese im genossenschaftlichen Alltag der Lipsia aufeinander aufbauen und zusammenwirken.
Im Zentrum der ökologischen Strategie der Lipsia stehen CO2-Vermeidung und die kontinuierliche Senkung der Energieverbräuche im Gebäudebestand. Mit 16 kg/m² CO2-Emission (2023) liegen die Lipsia-Bestände bereits deutlich unter vergleichbaren Objekten, der Jahresenergieverbrauch von ca. 84 kWh/m² nähert sich sukzessive dem Verbrauchsniveau von Niedrigenergiehäusern. Grundlage ist ein umfassendes, weiter laufendes Sanierungsprogramm.
11 von 19 Fahrzeugen der Lipsia fahren schon jetzt rein elektrisch.
Die Zukunftsausrichtung erfolgt an vielen Stellschrauben parallel. Weitere Umstellung auf Fernwärme, Dämmung, PV-Anlagen und Heizungsmodernisierung werden Energieverbräuche und CO2-Ausstoß weiter senken. 11 von 19 Fahrzeugen der Lipsia fahren schon jetzt rein elektrisch. Biodiversität, ein bislang wenig beachteter Punkt, wird auf den Grundstücken der Lipsia u.a. mit neun Blühwiesen, über 2.500 Bäumen und einem neuen Mietergarten gefördert.
Lipsia-Nettokaltmiete betrug 2024 im Schnitt 5,73 €/m², was deutlich unter dem Leipziger Niveau von 6,88 €/m² liegt
Zentrales soziales Anliegen der Genossenschaft bleibt es, bezahlbaren Wohnraum auch in angespannten Märkten bereitzustellen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete in der Lipsia betrug 2024 5,73 €/m², was deutlich unter dem Leipziger Niveau von 6,88 €/m² liegt. Den demografischen Wandel im Blick, (Durchschnittsalter der Mieterschaft: 64 Jahre) bietet die Lipsia altersgerechte Wohnkonzepte wie im „Lipsia-Turm“ mit Service-Wohnen und barrierearmen Grundrissen.
Soziale Angebote wie der „Lipsia-Club“, Kreativworkshops oder das jährliche Haus- & Hof-Fest fördern das Miteinander. Zwei festangestellte Sozialarbeiterinnen begleiteten jährlich weit über 100 Fälle, von Behördenhilfe bis Nachbarschaftsmediation. Auch gesellschaftlich engagiert sich die Genossenschaft: Sie ist aktives Mitglied der Leipziger Plattform „wohnen bei uns“ und bringt ihre Perspektive im Bündnis für bezahlbares Wohnen ein.
Ebenso zahlt das Vorantreiben der Digitalisierung enorm auf Nachhaltigkeit ein. Die WIR-immerda-App erlaubt es Mieterinnen und Mietern, Reparaturmeldungen einzureichen, Dokumente digital zu verwalten und jederzeit Informationen abzurufen. Digitale Wohnungsübergaben und Online-Besichtigungen, digitale Rechnungsprozesse und Archivlösungen gestalten Prozesse effizienter und schonen Ressourcen.
Eigene Spareinrichtung mit 52 Mio. Euro Einlagen als Stabilitätsbaustein
Kurz- wie langfristig angelegte Wirtschafts- und Finanzpläne sorgen für die Stabilität der Lipsia. Testate der Jahresabschlüsse durch unabhängige Prüfer belegen die Umsetzung der Pläne. Die Lipsia verfügt über ein Compliance- und Risikomanagementsystem, das Nachhaltigkeitsaspekte systematisch berücksichtigt. Die eigene Spareinrichtung mit 52 Mio. Euro Einlagen als Stabilitätsbaustein sichert günstige Finanzierungen für Zukunftsinvestitionen wie die „Lipsia-Zwillinge“ und Sanierungsvorhaben.
Lipsia-Vorständinnen Annett Schiele und Nelly Keding halten ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht in den Händen. Er gliedert sich in die drei Dimensionen Ökologie, Soziales und Wirtschaft und zeigt, wie diese im genossenschaftlichen Alltag der Lipsia aufeinander aufbauen und zusammenwirken. Foto: Lipsia
Vorständin Nelly Keding unterstreicht: „Der Nachhaltigkeitsbericht zeigt – Ökonomie, Ökologie und sozialer Anspruch lassen sich nicht trennen. Die Umsetzung der ökologischen und sozialen Ziele ist nur auf einer tragfähigen wirtschaftlichen Basis möglich.“
Die Wohnungsgenossenschaft „Lipsia“ eG wurde 1954 gegründet und ist eines der bedeutendsten genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen Leipzigs. Zu ihr gehören fast 8.000 Wohnungen im Bestand, davon über 3.000 im Stadtteil Grünau, sowie eine hauseigene Spareinrichtung. Die Wohnungsgenossenschaft „Lipsia“ eG verwaltet über einen Vermögensverwaltungsvertrag weitere fast 1.400 Wohnungen der Wohnungsgenossenschaft „Elsteraue“ eG.
In Köln-Ehrenfeld informiert sich NRW-Wirtschafts- und Klimaministerin Mona Neubaur über das Energiekonzept des Quartiers LÜCK. Das von der wvm Gruppe und der naturstrom AG realisierte Wohnviertel nutzt Abwasserwärme als Energiequelle für seine Großwärmepumpe. Zusätzlich macht sich eine unterstützende Power-to-Heat-Anlage niedrige Börsenstrompreise für eine kosteneffiziente Wärmebereitstellung zunutze.
Nordrhein-Westfalens Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur erklärt: „Die Wärmewende wird vor Ort gemacht – mit modernster Technologie, klugen Lösungen und vor allem: gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern. Hier im Quartier LÜCK in Köln-Ehrenfeld zeigt sich, wie von einer nachhaltigen Wärmeversorgung alle profitieren – natürlich auch unser Klima. Abwasser als klimaneutrale Wärmequelle bietet dabei besonders in Ballungsgebieten großes Potenzial. Mit unserer Initiative Abwasserwärme NRW bringen wir Kommunen und Unternehmen zusammen und ebnen den Weg für mehr solcher Vorzeigeprojekte in ganz Nordrhein-Westfalen. So wird Energie bezahlbar und sicher.“
Die vier Mehrparteienhäuser auf einem vormals brachliegenden Fabrikgelände in Ehrenfeld bieten Raum für 216 Wohneinheiten und eine Großtagespflege. Über ein lokales Wärmenetz werden sie fortan mit brennstofffreier Wärme versorgt. Neben Abwasserwärme nutzt LÜCK auch Solarenergie: Hierfür sind Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 99 Kilowatt peak installiert.
Abwasserwärme: urbane Energiegewinnung
„Mit Abwasser nutzt LÜCK eine Wärmequelle, die gerade in der Stadt reichlich vorhanden ist“, erklärt Oliver Hummel, Vorstandsvorsitzender der naturstrom AG, die das Energiekonzept des Quartiers entwickelt hat und nun umsetzt. Für die Wärmegewinnung ist ein rund 120 Meter langer Wärmetauscher im naheliegenden Kanal eingelassen. Dieser entzieht dem vorbeirauschenden Abwasser Wärmeenergie, mit der die Großwärmepumpe das Heizwasser auf effiziente 40 Grad Celsius erwärmt.
Ein wesentlicher Baustein des Wärmekonzepts ist der 20 Kubikmeter große Pufferspeicher. Dieser ermöglicht einen besonders effizienten Betrieb der Wärmepumpe. Außerdem kann eine Power-to-Heat-Anlage zugeschaltet werden, wenn der Wärmebedarf kurzzeitig stark ansteigt oder besonders viel Solarstrom produziert wird.
Zusätzlich nutzt naturstrom zur Optimierung der Wärmeversorgung auch schwankende Strombörsenpreise: Großwärmepumpe und Power-to-Heat-Anlage beziehen für Ihren Betrieb auch Ökostrom aus dem Netz zu stündlich wechselnden Preisen. „Es ist uns so möglich, niedrige oder negative Börsenstrompreise für eine kostengünstige Wärmebereitstellung zu nutzen“, freut sich Hummel. „Das Wasser im Pufferspeicher können wir auf diese Weise auf bis zu 70 Grad erhitzen und so für Zeiten mit hohem Bedarf oder erhöhtem Strompreis speichern.“
Klimaschutz sozial verträglich
„LÜCK zeigt, dass klimafreundliche Wärme und bezahlbarer Wohnraum tatsächlich sehr gut vereinbar sind“, konstatiert Frank Piepers, Geschäftsführer der wvm Gruppe Köln. „Wir hoffen, mit unserem Projekt andere zu vergleichbar klimaschonenden Energielösungen anzuspornen.“
Mit der Inbetriebnahme der Großwärmepumpe im April und dem abgeschlossenen Testbetrieb der Heizungsanlage Ende Mai feierte LÜCK unlängst zwei wesentliche Meilensteine. Im vierten Quartal 2025 sollen die ersten Bewohner:innen ihre Wohnungen an der Subbelrather Straße beziehen können.
Initiative Abwasserwärme NRW
Um vergleichbare Abwasserwärme-Projekte in Nordrhein-Westfalen anzuschieben und die beteiligten Akteur:innen zusammenzubringen, haben das NRW-Wirtschaftsministerium und die angegliederte Landesagentur NRW.Energy4Climate die Initiative Abwasserwärme NRW gestartet.
naturstrom ist mit über 300.000 bundesweit belieferten Haushalten, Unternehmen und Institutionen Deutschlands größter unabhängiger Ökostromanbieter. Seit der Gründung 1998 ist naturstrom in Düsseldorf zuhause und entwickelt bundesweit dezentrale Energielösungen für Gebäude und Quartiere. Das Portfolio reicht von Mieterstrom-Angeboten bis hin zu ganzheitlichen Energiekonzepten für Wohnviertel, die Ökostrom, erneuerbare Wärme und Ladeinfrastruktur zusammendenken.
Seit über 30 Jahren ist die wvm Gruppe ein Fundament der Beständigkeit und Innovation in der Immobilienbranche. Mit rund 6.000 realisierten Immobilieneinheiten, die von Dachaufstockungen über Reihenhäuser bis hin zu großen Wohnquartieren mit Kindertagesstätten und sozial geförderten Wohnungen reichen, setzen wir immer wieder neue Maßstäbe. Unsere Projekte in Köln und Berlin spiegeln unser Engagement für hochwertige, nachhaltige und lebenswerte Wohnräume wider. Jedes Projekt ist ein Eckpfeiler unseres Erfolgs und symbolisiert unsere Vision, stabile und zukunftsorientierte Lebensräume zu schaffen.
Ziel der DGNB Initiative „Sustainable Finance im Bauen“ ist es, die Wirksamkeit der Transformationsfinanzierung im Bau- und Immobiliensektor gemeinsam mit Banken zu verbessern.
Bildquelle: Michael Pasternack
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat eine neue Initiative ins Leben gerufen, bei der die Zusammenarbeit mit Banken im Fokus steht. Unter dem Namen „Sustainable Finance im Bauen“ haben sich zum Start bereits zehn Finanzinstitute offiziell zusammengetan, um gemeinsam die Wirksamkeit der Transformationsfinanzierung im Bau- und Immobiliensektor zu verbessern. Angesprochen sind sowohl Retailbanken als auch kommerzielle Immobilienfinanzierer. Als wissenschaftliche Begleiterinnen unterstützen zwei renommierte Universitäten die Initiative.
Banken spielen bei der nachhaltigen Transformation der gebauten Umwelt eine zentrale Rolle. Entscheidungen im Rahmen von Finanzierungen beeinflussen den Erfolg unmittelbar. Damit haben Finanzinstitute die Chance, aktive Treiber der Entwicklung zu werden – stehen aber auch gemeinsam vor der Herausforderung, wie sie dieser Rolle im Kontext bestehender sowie sich entwickelnder Regulatorik gerecht werden.
Genau hier setzt die Initiative „Sustainable Finance im Bauen“ an. Ihr Ziel ist es, kommerzielle Immobilienfinanzierer und Retailbanken dabei zu unterstützen, aktive Partner der Transformation hin zu einem zukunftsfähigen Gebäudebestand zu werden. Als Bottom-up-Initiative verbindet sie die Akteure des Finanzsektors mit der technischen Expertise des DGNB Netzwerks. Durch ihren starken Praxisfokus trägt sie dazu bei, effektive und umsetzbare Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung des Gebäudesektors zu fördern.
„Als DGNB versprechen wir uns von der Zusammenarbeit mit den Banken eine Menge“, erklärt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Schon bei den ersten Treffen war deutlich spürbar, dass bei den teilnehmenden Finanzinstituten ein großer Wille besteht, das Richtige zu tun. Was bislang gefehlt hat, war der Brückenschlag zur Bauwirtschaft und der Zugang zu unabhängigem, tiefgehendem Fachwissen zum nachhaltigen Bauen. Genau das ändern wir mit der Initiative.“
DGNB Ideenlabor zum Thema Transformationsfinanzierung als Startpunkt
Ausgangspunkt für die Gründung der neuen Initiative war die Veranstaltung „DGNB Ideenlabor“ im September 2024 in Frankfurt. Das Event drehte sich um das Thema Transformationsfinanzierung und brachte Banken, Bestandshaltende und die Bauwirtschaft zusammen, um die jeweiligen Positionen besser zu verstehen, zielführende Anknüpfungspunkte zu finden und so die nachhaltige Transformation des Gebäudebestands zu forcieren.
„Das DGNB Ideenlabor war für uns ein Augenöffner“, sagt Dr. Christine Lemaitre. „Die Grundlage für Finanzierungsentscheidungen im nachhaltigen Bauen ist teils verheerend. Und das nicht, weil das Thema den Banken egal ist. Sondern weil eine große Unwissenheit herrscht, wie eine verlässliche Bewertung der Nachhaltigkeitsqualität vorgenommen werden kann. Oder weil bestehende Methodiken als Basis zur Einstufung von Gebäuden genutzt werden, die dafür schlichtweg nicht geeignet sind.“
Zu den ersten Arbeitsschwerpunkten der Initiative zählt es, einen gemeinsamen Überblick über vorhandene Tools und deren tatsächliche Funktionalitäten zu schaffen – jenseits von Marketingversprechen der jeweiligen Anbieter. Eine weitere Zielsetzung ist die Vereinheitlichung der Abfrage gebäudebezogener Nachhaltigkeitsdaten. Aktuell entwickeln hier viele Banken individuelle, voneinander abweichende Bewertungsmethoden. Grundsätzlich gilt für alle Ergebnisse, die im Rahmen der Initiative „Sustainable Finance im Bauen“ erarbeitet werden, dass diese im Anschluss aufbereitet und allen Beteiligten zur Verfügung gestellt werden.
Schulterschluss der Banken im Sinne der Transformation des Gebäudebestands
Gemeinsam mit strategischen und wissenschaftlichen Partnern sowie interessierten Banken wurden bei einem Konzeptionstreffen im Februar 2025 die grundlegenden Handlungsfelder der Bottom-up-Initiative erarbeitet. Bildquelle: DGNB
Zum Start haben sich bereits zehn Finanzinstitute entschlossen, der Initiative offiziell beizutreten. Einige weitere haben bereits an ersten Workshops teilgenommen und ihre Expertise eingebracht. Zu den Gründungsmitgliedern zählen die Bank im Bistum Essen, die Berlin Hyp, die Deutsche Bank, die Deutsche Kreditbank, die GLS Gemeinschaftsbank, die HypoVereinsbank, die ING-DiBa, die Sparda-Bank Baden-Württemberg, die Triodos Bank und die UmweltBank.
Der Verein für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten (VfU) engagiert sich in der Initiative als strategischer Partner. Für die wissenschaftliche Begleitung konnte die DGNB zwei renommierte Unterstützer gewinnen: das Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur an der Technischen Universität Braunschweig, das von Prof. Elisabeth Endres geleitet wird, sowie den Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen an der Technischen Universität München unter Leitung von Prof. Thomas Auer.
Dr. Julia Wernsdorfer vom Center of Excellence Sustainability Steering and Transition bei der ING-DiBa: „Die Transformation des Bau- und Immobiliensektors gelingt nur, wenn Nachhaltigkeit zum festen Bestandteil finanzieller Entscheidungen wird. Die Initiative der DGNB schafft die dringend nötige Brücke zwischen Finanzierungsentscheidungen und zukunftsfähigem Bauen – ein wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz, Verantwortung und langfristigem Mehrwert.“
André Meyer, Leiter des Kompetenzcenters Nachhaltige Immobilien bei der GLS Gemeinschaftsbank: „Bei der Initiative ‚Sustainable Finance im Bauen‘ zeigt sich deutlich, was Wirtschaften in Verbundenheit heißt: Wir finanzieren Lebensräume, nicht nur Häuser. Die Bauwende gelingt uns nur, wenn wir sie ökologisch, wirtschaftlich und sozial zusammendenken – und das gemeinsam. Seit über 50 Jahren arbeiten wir in der GLS Bank nach diesem Grundsatz und bündeln nun innerhalb dieser Kooperation unsere Anstrengungen hin zu einer zukunftsfähigen Wohnungswirtschaft – für Wohnräume, die Menschen und Klima gerecht werden.“
Martin Buch, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Baden-Württemberg: „In unserem Kerngeschäft, der Baufinanzierung, haben wir die meisten Gestaltungs- und Einflussmöglichkeiten, CO2-Emissionen zu reduzieren. Wir finden es toll, mit der Initiative ‚Sustainable Finance im Bauen‘ die Welt der Finanzinstitute und die Welt der Planer bzw. Wissenschaft zusammenzubringen, um gemeinsam an pragmatischen und effizienten Lösungen für nachhaltiges Bauen und Wohnen zu arbeiten.“
Alle interessierten Banken können mitmachen
Interessierte Banken aus dem deutschsprachigen Raum können der Initiative kostenfrei beitreten. Die dazugehörigen Informationen finden sich online unter www.dgnb.de/sustainable-finance-im-bauen.
Wer noch mehr erfahren möchte, kann auch den DGNB Tag der Nachhaltigkeit am 25. Juni 2025 in Stuttgart nutzen. Hier stellt sich die Initiative „Sustainable Finance im Bauen“ mit einem eigenen Programmpunkt und auf dem dortigen Marktplatz der Ideen vor. Alles zu der Veranstaltung und die Möglichkeit zur kostenlosen Anmeldung gibt es unter www.dgnb.de/tdn.
Ihr Wissen rund um Finanzmärkte teilte Dr. Sabine Dörry bei einem Workshop mit den Forschenden des IÖR. (Foto: H. Hensel/IÖR-Media)
Im März und April 2025 war Dr. Sabine Dörry vom Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) zu Gast am IÖR. Die Wirtschafts- und Finanzgeografin eröffnete als erste Teilnehmerin das neue IÖR-Fellowship-Programm. Der Ausgangspunkt für ihren Aufenthalt am IÖR war die Frage, wie „nachhaltig“ ein Projekt oder ein Programm sein kann, dessen Finanzierung auf ökonomischen Strukturen basiert, die selbst nicht nachhaltig oder gerecht sind.
Im Interview berichtet sie von ihrer Arbeit und vom Austausch mit den Kolleg*innen am IÖR.
Welches sind die fachlichen Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Sabine Dörry:Ich beschäftige mich hauptsächlich mit Fragen rund um die Finanzindustrie und deren komplexen Räumlichkeiten. Dies beinhaltet etwa Fragen nach der Entwicklung von nachhaltigen Finanzzentren wie Luxemburg, London und Frankfurt und der Digitalisierung von Finanzökonomien. Außerdem interessiert mich die wichtige Frage, wie mächtig die Finanzindustrie im Verschnitt zu Big Law und Big Tech, also zu den großen Anwaltskanzleien und riesigen Tech-Unternehmen dieser Welt geworden ist.
Wie kann es in diesem Umfeld gelingen, nicht nur mit sich selbst Handel zu treiben, zu spekulieren und Arbitrage zu betreiben, also selbst künstlich erzeugte Kurs- und Preisunterschiede auszunutzen, sondern nachhaltige Ökonomien und Gesellschaften auf ihrem Weg mit den notwendigen Investitionen auch sinnvoll zu unterstützen.
Diese Beobachtungen schlagen im Prinzip die Brücke zur globalen Architektur von Netzwerken von Finanzzentren, die sich, je nach Ziel und Regulierung, arbeitsteilig immer wieder neu konfigurieren können, um gesetzliche Vorgaben besser für sich zu nutzen oder auch zu umgehen.
Ein Beispiel war etwa die Reaktion auf eine EU-Regulierung zur Bekämpfung von Steueroptimierung: Bestimmte Fondsprodukte, die zuvor hauptsächlich in Luxemburg aufgelegt wurden, wurden praktisch über Nacht über Jersey geleitet – und damit die Regulierung umgangen. Die Geographien von Finanzwirtschaft und Finanzzentren sind also eng mit Regulierung und Innovation verbunden. Aus dieser Perspektive untersuche ich, wie nachhaltig eine strukturell nicht-nachhaltige globale Finanzwirtschaft überhaupt sein kann.
Wenn ich es richtig verstehe, dann sagen Sie: Nachhaltige Entwicklung ist ohne den Finanzsektor nicht möglich. Was meinen Sie damit und was bedeutet das für die Forschung – an einem Institut wie dem IÖR?
Sabine Dörry: Tatsächlich erfordert eine klimaneutrale und nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaften und Ökonomien enorme Investitionen, die der Staat allein nicht stemmen kann. Es geht um jährliche Milliardenbeträge, etwa für die Umsetzung der Energiewende – also den Übergang von fossilen und nuklearen Energiequellen (wie Kohle, Gas und Atom) hin zu erneuerbaren Energien (wie Sonne, Wind, Wasser und Biomasse), oft unter Einsatz neuer grüner Technologien. Diese Energieträger sowie die dafür nötigen, zunehmend digitalisierten Infrastrukturen müssen finanziert werden. Dazu braucht es die Beteiligung der privaten Finanzwirtschaft.
Gleichzeitig ist die globale Finanzindustrie – und ich spreche hier bewusst nicht nur vom deutschen Bankensystem, sondern insbesondere auch von der Fondsindustrie und den Anleihemärkten – derzeit häufig noch von einer Logik geprägt, die das Profitversprechen über den Klimanutzen stellt. Genau hier liegt eine zentrale Herausforderung: Die Finanzmärkte müssen stärker auf Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet werden, um tatsächlich als Hebel für die sozial-ökologische Transformation wirken zu können.
Für die Forschung – etwa an einem Institut wie dem IÖR – bedeutet das, dass ökonomische, regulatorische und räumliche Aspekte der nachhaltigen Transformation nicht isoliert betrachtet werden dürfen. Es braucht ein vertieftes Verständnis dafür, wie Finanzströme, Investitionsentscheidungen und räumliche Entwicklungen miteinander verflochten sind – und wie nachhaltige Steuerungsinstrumente jeweils gestaltet sein müssen, um in unterschiedlichen lokalen Kontexten eine echte transformative Wirkung zu entfalten.
Was hat Sie veranlasst, sich für das IÖR-Fellowship zu bewerben?
Sabine Dörry: Im Rahmen unseres AltFin-Forschungsprojekts, das ich gemeinsam mit Prof. Christian Schulz von der Universität Luxemburg geleitet habe, haben wir Sachsen als eine von mehreren Fallstudien untersucht. In diesem Zusammenhang sind wir mit Dr. Markus Egermann vom IÖR ins Gespräch gekommen – und von dort aus recht schnell zu den großen Fragen rund um Finanzierung, Finanzinvestoren und die Rolle des Finanzsektors in Transformationsprozessen.
In der Transformationsforschung wird Finanzierung oft als gegeben vorausgesetzt, aber selten wirklich als eigene Industrie mit eigenen Zielen, Mitteln und viel Macht mitgedacht.
Dabei folgt die Finanzwirtschaft – sei es im Bankensektor oder in der Fondsindustrie – häufig eigenen Logiken und Anreizen: Es geht weniger um die Finanzierung realwirtschaftlicher, nachhaltiger Projekte, sondern oft um geschlossene Zirkulationen von Kapital, etwa um den Handel mit sich selbst.
Gewinne entstehen dabei vor allem durch Kapitalabschöpfung, nicht durch langfristige, nachhaltige Investitionen.Genau hier beginnt die kritische Frage: Wie „nachhaltig“ kann ein Projekt sein, dessen Finanzierung auf ökonomischen Strukturen basiert, die selbst alles andere als nachhaltig oder gerecht waren? Diese Ambivalenz stellt eine zentrale Herausforderung für die Transformationsforschung dar – gerade dann, wenn sie den Anspruch hat, sozial und ökologisch gerecht zu wirken.
Dr. Markus Egermann und Dr. Sabine Dörry im Innenhof des IÖR. (Foto: H. Hensel/IÖR-Media)
Diese Fragestellung war auch der Reibungspunkt, an dem Markus Egermann und ich in den ersten Gesprächen angesetzt haben – und letztlich der Ausgangspunkt für meinen Aufenthalt am IÖR. Ich wollte mehr über konkrete nachhaltige Initiativen „on the ground“ in und um Sachsen lernen – und im Gegenzug mein Wissen über globale Dynamiken der Finanzwirtschaft, etwa im stark gehypten Private-Equity-Bereich zur Finanzierung des europäischen „Green Deal“, einbringen. Daraus sind spannende und produktive Diskussionen entstanden.
Welche Möglichkeiten hat Ihnen das IÖR-Fellowship eröffnet?
Sabine Dörry: Zwei Dinge waren für mich in dieser Zeit besonders bereichernd: Zum einen die große Offenheit der Kolleg*innen hier am IÖR – sowohl mir persönlich gegenüber als auch gegenüber dem doch recht komplexen und noch vergleichsweise neuen Themenfeld der Nachhaltigkeitsfinanzierung. Zum anderen hatte ich selbst die Möglichkeit, mit vielen verschiedenen Personen ins Gespräch zu kommen und dabei tiefe Einblicke in ganz unterschiedliche Forschungsbereiche zu gewinnen.
Ich habe unglaublich viel gelernt – etwa über Kommunikationsstrategien und -praktiken im lokalen Nachhaltigkeitskontext von Reallaboren, über die Analyse großer und komplexer Datensätze aus sozialen Medien im Zusammenhang mit Klima- und Nachhaltigkeitsthemen sowie über transformative Ansätze im globalen Süden, insbesondere in Indien. Die Vielfalt der Forschungsthemen und die fachliche Tiefe der Teams haben mich nicht nur beeindruckt, sondern auch nachhaltig inspiriert.
Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal herzlich für die großartige Aufnahme und die inspirierende Zusammenarbeit am IÖR bedanken. Die Zeit hier hat mir nicht nur neue Perspektiven eröffnet, sondern hat in meinen Augen auch den Grundstein für eine weiterführende Kooperation gelegt.
Hatten Sie auch Gelegenheit, Dresden ein bisschen kennenzulernen? Was hat Ihnen besonders gefallen?
Sabine Dörry: Diese Gelegenheit habe ich mir nicht entgehen lassen! Ich bin gebürtige Dresdnerin, lebe aber seit über 20 Jahren nicht mehr hier – umso spannender war es, die Stadt mit neuen Augen zu sehen. Vieles hat sich verändert. Besonders eindrücklich war für mich der Besuch der eingestürzten Carolabrücke. Ich habe sie fotografiert und war – im wahrsten Sinne des Wortes – etwas „geknickt“.
Zugleich sehe ich in ihr aber auch einen Ort mit Potenzial: Hier eröffnet sich die Chance, über neue, zeitgemäße und nachhaltige Mobilitätskonzepte nachzudenken – und diese Debatten in Dresden auch aktiv zu führen. Ein spannendes Thema, das ich sicherlich auch aus der Ferne weiter beobachten werde.
Ein ganz persönlicher Bonus meines Aufenthalts war die viele Zeit mit meiner Familie – das habe ich sehr genossen. Und ich habe einen neuen Lieblingsort entdeckt: das kleine Café im Beutlerpark. Ein wunderbarer Platz, um sich mit Kolleg*innen zu treffen, sich auszutauschen – oder einfach mal im Grünen kurz durchzuatmen.
Was nehmen Sie mit aus Ihrer – wenn auch recht kurzen – Zeit am IÖR und in Dresden?
Sabine Dörry: Wir planen auf jeden Fall, auch in Zukunft zusammenzuarbeiten. Die fünf Wochen, die ich hier als Fellow verbringen durfte, sind leider viel zu schnell vergangen. In zahlreichen Gesprächen haben wir begonnen, die Komplexität der globalen Nachhaltigkeitsforschung im Bereich der Finanzierung besser mit der lokal gelebten Nachhaltigkeitspraxis – insbesondere in Sachsen – in Beziehung zu setzen und erste Verbindungslinien zu ziehen. Darauf aufbauend haben wir begonnen, ein gemeinsames Paper zu skizzieren, Ideen für mögliche Projekte zu entwickeln – und vor allem haben wir es geschafft, trotz unserer teils sehr unterschiedlichen fachlichen Perspektiven innerhalb der Nachhaltigkeitsforschung miteinander ins Gespräch zu kommen und eine gemeinsame Sprache zu finden. Und genau das ist, aus meiner Sicht, eine hervorragende Grundlage für zukünftige Kooperationen.
Ich nehme viel Enthusiasmus für diese neuen Vorhaben mit – und ebenso viele Anregungen, die ich in den Alltag meiner eigenen Arbeitsgruppe in Luxemburg einbringen möchte. Besonders der offene und respektvolle Austausch hier am IÖR hat mir sehr gefallen – eingebettet in eine ostdeutsche Mentalität der Offenheit, Bodenständigkeit und Herzlichkeit, die ich in höchstem Maße schätze und so nur hier erlebt habe.
Die Fragen stellte: Heike Hensel
Wissenschaftlicher Kontakt im IÖR Dr. Markus Egermann, E-Mail: M.Egermann@ioer.de
Vom zahlungswilligen zum zahlungsunfähigen Mieter ist der Weg oft nur ein kurzer: Finanzielle Notlagen oder persönliche Krisen können einen Menschen schnell überfordern. In diesem Fall ist schnelle Hilfe gefragt, denn wer seine Miete nicht zahlt, setzt sein Zuhause aufs Spiel. Die WIRO Wohnen in Rostock setzt auf persönliche Begleitung und direkte Lebenshilfe: Umso eher und ehrlicher die Ansprechpartner der WIRO mit einbezogen werden, desto besser und schneller können sie helfen.
Mietschulden entstehen meist durch sehr persönliche Umstände: Arbeitsverlust, persönliche Schicksalsschläge wie der Tod eines Partners oder eine schwere Krankheit. „Es gibt viele Gründe, warum das Geld plötzlich knapp wird“, sagt Silvana Stephanski. Jeden kann es treffen: vom Studenten bis zum Rentner. In einer Krise kann ein Mensch schnell den finanziellen Überblick verlieren. Er gerät dann ungewollt in eine Schuldenspirale, aus der er allein nicht mehr herausfindet.
Miteinander reden aber ist das A und O.
Oft ein Problem: Wer Mietschulden hat, spricht nicht gern darüber. Miteinander reden aber ist das A und O. „Denn gemeinsam finden wir Lösungen – etwa Ratenzahlungen oder Unterstützung bei Behördengängen“, erklärt die Leiterin des unternehmensinternen juristischen Forderungsmanagements.
„Umso eher und ehrlicher wir einbezogen werden, desto besser und schneller können wir helfen.“ Das Ziel sei, finanzielle Probleme der Mieter aufzudecken und zu bewältigen, Zahlungsrückstände in den Griff zu kriegen, Räumungen – und den damit verbundenen Wohnraumverlust – zu verhindern.
Hilfe zur Selbsthilfe
Seit 1995 unterstützt das Rostocker Wohnungsunternehmen Mieter, die aus eigener Kraft nicht in der Lage sind, ihre persönlichen Probleme zu lösen. „Oft schaffen es Menschen in finanziellen Notsituationen nicht, ihre Post und Mahnbescheide zu öffnen, fühlen sich schon von Alltäglichem überfordert oder wissen einfach nicht, welche Hilfen sie in Anspruch nehmen können“, macht Katharina Krüger, Leiterin des WIRO-Sozialmanagements, klar.
Häufig sind nur Formulare auszufüllen – aber angesichts des aussichtslos erscheinenden Papierkrieges stecken viele den Kopf in den Sand. „Wir kooperieren eng mit der Fachstelle für Wohnraumerhalt und bringen diese mit unseren Mietern in schwierigen Situationen in Kontakt.“
Katharina Krüger, Leiterin des WIRO-Sozialmanagements, kooperiert eng mit der Fachstelle für Wohnraumerhalt und leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Fotos: DOMUSIMAGES
Mit Hilfe einer engmaschigen Betreuung – begleitet von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, dem psychologischen Dienst und Mitarbeitern aus dem Amt für Soziales und Teilhabe der Hanse- und Universitätsstadt Rostock – werde gemeinsam nach Wegen gesucht, um die Mietrückstände möglichst außergerichtlich abzubauen, so Krüger. „Wenn sich abzeichnet, dass es die beste Lösung ist, in eine kleinere Wohnung umzuziehen, die zu den Lebensumständen passt, unterstützen wir unsere Mieter dabei, ihr Leben selbst zu regeln und helfen, den Wohnungswechsel zu organisieren.“
Anders verhält es sich mit Nichtzahlern, die ihre Pflicht, die Miete termingerecht zu überweisen, schlicht vernachlässigen. Dies betrifft vor allem Menschen, die lernen müssen, wo die Prioritäten liegen. Dass ein Dach über dem Kopf wichtiger ist als materielle Güter, wird oft erst durch eine schmerzhafte Erfahrung deutlich, die die wahren Bedürfnisse im Leben offenbart. Ein mitunter sorgloses Verhalten gegenüber Ämtern führt außerdem dazu, dass die Wohnungskosten nicht übernommen werden. Selbst aber können diese Menschen ihre Miete nicht aufbringen und geraten so schnell in die roten Zahlen.
„Mietforderungen, Mahn-, Klage-, Räumungs-, Rechtsanwalts- und Renovierungskosten verursachen Schäden, die die gesamte Mieterschaft treffen. Wohnungsunternehmen müssen bei Zahlungsverzug ihre rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen“, sagt Silvana Stephanski.
„Gemeinsam finden wir Lösungen – etwa Ratenzahlungen oder Unterstützung bei Behördengängen“, erklärt die Leiterin des unternehmens-internen juristischen Forderungsmanagements, Silvana Stephanski. Fotos: DOMUSIMAGES
100 Räumungen konnten so im Jahr 2024 verhindert werden.
Ein gut organisiertes Forderungsmanagement sei ein effektiver Weg, Risiken früh zu erkennen, säumige Zahler zu erreichen und zu motivieren, Chancen der Rückzahlung abzuschätzen, Rückzahlungsmodalitäten zu vereinbaren und bei Vereinbarungsbruch schnell einzugreifen. 100 Räumungen konnten so im Jahr 2024 verhindert werden.
„Ein verantwortungsvoller Vermieter versteht die Situation des Schuldners. Er übermittelt klar die Vorteile einer Kooperation, aber auch die Folgen bei Verweigerung. Auf dem steinigen Weg, die Rückstände zu begleichen, ist er ein verlässlicher Partner und verhindert den Wohnraumverlust – heute eine der schlimmsten Katastrophen in Deutschland und für jeden Betroffenen eine traumatische Erfahrung.“
MOINS – Menschen vor Obdachlosigkeit intelligent schützen
In Rostock leben nach aktuellen Schätzungen rund 60 bis 80 Obdachlose und knapp 300 wohnungslose Menschen. 2023 haben insgesamt 597 Personen die Wohnungslosennotfallhilfe in Anspruch genommen. Hinzu kommen Obdachlose, die Hilfsangebote ablehnen sowie die „nicht sichtbaren Obdachlosen“, die im Stadtbild untertauchen oder zeitweise bei Freunden und Familie wohnen.
Die Fachstelle für Wohnraumerhalt, mit der die WIRO eng kooperiert, bietet Unterstützung für Menschen mit Mietschulden, vermüllten Wohnverhältnissen und allgemeiner Überforderung, Wohnraum-Kündigung oder drohender Räumung. Die Mitarbeiter klären über Sozialleistungen auf, unterstützen beim Ausfüllen von Anträgen und vermitteln weiterführende Hilfen.
Starkregen wird immer mehr zur Herausforderung. Vielerorts merken die Gemeinen, dass ihre Straßenentwässerung für die Regenmengen zu klein ausgelegt ist. Die Folge: das Wasser sucht sich seinen Weg, schlimmstenfalls über die Kellerfenster in die Keller. Foto: wohnungswirtschaft heute / GW
Starkregen, Überschwemmungen, Sturm und Hagel haben 2024 in Deutschland versicherte Schäden in Höhe von 5,7 Mrd. Euro verursacht – genauso viel wie in 2023. Besonders schwer traf es die Menschen in Süddeutschland. „Allein Starkregenereignisse und Überschwemmungen schlugen mit 2,6 Mrd. Euro zu Buche – rund eine Milliarde Euro mehr als im langjährigen Durchschnitt“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Das geht aus der jährlichen GDV-Naturgefahrenstatistik hervor.
„Die Folgen des Klimawandels werden auch bei uns immer spürbarer“, so Asmussen. 2023 lagen die Schäden durch Starkregen und Hochwasser noch bei rund 1 Mrd. Euro.
Weniger Sturm- und mehr Hochwasserschäden
Im vergangenen Jahr sind zwar große Schäden durch Winter- und Herbststürme ausgeblieben, dafür verursachten Hochwasser – im Mai im Saarland und in Rheinland-Pfalz, im Juni in Baden-Württemberg und Bayern – erhebliche Überschwemmungsschäden.
Der detaillierte Blick auf die Sach- und Kfz-Versicherung ergibt für die Naturgefahrenstatistik folgendes Bild: In der Sachversicherung, die Gebäude und Hausrat sowie Gewerbe- und Industriebetriebe abdeckt, wurden 2024 versicherte Schäden von 4,4 Mrd. Euro verzeichnet. Davon entfallen neben den Elementarschäden weitere 1,8 Mrd. Euro auf Schäden durch Sturm und Hagel. Mit Leistungen von 1,3 Mrd. Euro liegt die Naturgefahrenbilanz für die Kfz-Versicherer in etwa auf dem Niveau des langjährigen Durchschnitts.
Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen mit höchsten Schadenssummen
Die höchsten Schäden verzeichneten 2024 die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg – mit jeweils rund 1,6 Mrd. Euro. Hauptursache war hier das schwere Juni-Hochwasser. Mit deutlichem Abstand folgt Nordrhein-Westfalen auf Platz drei: Dort summierten sich die versicherten Schäden auf rund 613 Mio. Euro, vor allem infolge von Stürmen und Hagel.
Versicherer plädieren für mehr Präventions- und Schutzmaßnahmen
„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Klimafolgenanpassung muss Priorität der neuen Bundesregierung sein“, so Asmussen. „Denn eine Pflichtversicherung allein verhindert keine Schäden. Was wir brauchen, ist ein Naturgefahren-Gesamtkonzept, das neben einer Versicherungslösung auch vorsorgende Maßnahmen beinhaltet. Nur so schaffen wir mit Blick auf den Klimawandel langfristige Sicherheit – für Menschen und für die kommunale Infrastruktur.“
Naturgefahren-Gesamtkonzept der Versicherer
Um Naturgefahren künftig besser abzusichern, setzen sich die Versicherer für ein Naturgefahren-Gesamtkonzept ein. Es kombiniert flächendeckenden Versicherungsschutz mit verbindlicher Klimafolgenanpassung und einer staatlichen Zusammenarbeit zur Absicherung von Extremrisiken. Ziel ist es, Risiken zu verringern, Prävention zu stärken und die Versicherung gegen Elementarschäden auch in exponierten Lagen bezahlbar zu halten.
Christian Ponzel
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Neben der Präsenzversammlung und der hybriden Versammlung ist die virtuelle Versammlung eine weitere Versammlungsoption. Foto: https://vdiv.de/virtuelle-eigentuemerversammlung
Die beginnende Versammlungssaison markiert eine neue Ära für viele Wohnungseigentümergemeinschaften: Erstmals dürfen Versammlungen vollständig virtuell stattfinden. Ein längst überfälliger Fortschritt, der nun in der Praxis ankommt. Angesichts steigender Anforderungen, wachsender Sanierungsbedarfe und knapper personeller Ressourcen bietet die digitale Option eine dringend benötigte Entlastung für alle Beteiligten.
„Die neue, endlich gesetzlich verankerte Option zur virtuellen Durchführung von Eigentümerversammlungen ist mehr als ein digitaler Fortschritt. Sie ist ein notwendiger Schritt, um der Realität gerecht zu werden“, betont Martin Kaßler, Geschäftsführer des Verbands der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV). Besonders profitieren Gemeinschaften von der neuen Flexibilität, wenn Eigentümer aus unterschiedlichsten Gründen nicht vor Ort sind oder ein Austausch öfter notwendig ist.
Ein Format für die Herausforderungen der Zeit
Die Versammlungssaison gilt als Hochphase in der Immobilienverwaltung und der Druck wächst: Entscheidungen zu Sanierungen, Förderprogrammen oder energetischen Maßnahmen müssen oft kurzfristig getroffen werden. Virtuelle Eigentümerversammlungen eröffnen hier wertvolle Spielräume: Sie sparen Zeit und Kosten, reduzieren organisatorischen Aufwand, erhöhen die Beteiligung und lassen sich einfacher auch außerhalb klassischer Bürozeiten realisieren.
„Wenn künftig mehrmals im Jahr Beschlüsse notwendig werden, etwa im Rahmen schrittweiser Sanierungen, dann ist das virtuelle Format ein echter Hebel für die Handlungsfähigkeit einer Wohnungseigentümergemeinschaft“, erklärt Kaßler. Besonders bei zeitnah notwendigen Entscheidungen, beispielsweise zur Fristwahrung bei Förderanträgen, zeigt sich die Stärke des rein digitalen Formats.
Klare Regeln schaffen Vertrauen und neue Möglichkeiten
Rechtlich gilt: Eine virtuelle Versammlung ist nur zulässig, wenn sie zuvor von drei Vierteln der Anwesenden beschlossen wurde. Der Datenschutz und stabile technische Rahmenbedingungen müssen gesichert sein. „Jede Gemeinschaft hat dabei die Wahl zwischen einer Präsenzversammlung und einem hybriden oder virtuellen Format. Digitale Formate eröffnen aber Gemeinschaften und Verwaltungen auch neue Spielräume. Für Verwaltungen etwa bei der Arbeitszeitgestaltung und beim Einsatz knapper Ressourcen“, so Kaßler abschließend.
„Viele WEG werden diese neue optionale Versammlungsform begrüßen. Für Immobilienverwaltungen wird es den Arbeitsalltag erleichtern und das Berufsbild stärken. Und der Gesetzgeber kann darauf bauen, dass Gemeinschaften zu schnelleren Beschlüssen kommen, um die Klimawende voranzubringen.“
Martin Kaßler, Geschäftsführer VDIV Deutschland
Der Verband der Immobilienverwalter Deutschland e. V. (VDIV Deutschland) repräsentiert als Spitzenverband der Branche bundesweit rund 4.100 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt etwa 8,7 Millionen Wohnungen. Die Mitgliedsunternehmen verwalten circa 75 Prozent des ETW-Bestandes in Deutschland.
Als Verband setzt der VDIV Deutschland sich für tragfähige politische Rahmenbedingungen bei den Themen bezahlbares Bauen und Wohnen, Klimaschutz und Eigentumsförderung sowie für die weitere Professionalisierung der Branche ein. Der VDIV Deutschland ist im Bündnis für Bezahlbares Wohnen und Bauen der Bundesregierung sowie in der Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID).