Mission Possible

Nichts in unmöglich. Schon gar nicht, wenn es um einen Beitrag für den Klimaschutz und gegen die Klimakrise geht. Daher hat die Sozialbau AG eine umfassende Dekarbonisierung-Offensive gestartet – mit Humor, Inhouse-Kompetenz und minimaler Belastung für die Bewohner:innen.
WOJCIECH CZAJA

Rhythmische Musik, dramatische Beleuchtung der Szenerie, immer wieder der blendende Lichtkegel einer kreisenden Taschenlampe in der Finsternis des Haustechnikraums. Und dann schließlich der Auftritt von zwei Männern und einer Frau, von oben bis unten in Schwarz gekleidet, mit Kappe, Sonnenbrille und allerhand Werkzeug am Körper.

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Spätestens jetzt, wenn sie im Akkord die Straße, die Garage, die Korridore entlangmarschieren, wenn die Filmmusik und die sonore Stimme aus dem Off erklingt und ein uns allen bekanntes Zitat bedienen, ist klar: Die drei Guys der Hausservice Objektbewirtschaftungs GmbH (HOB), ein Tochterunternehmen der Sozialbau AG, sind eine Anspielung auf Mission Impossible. Wiewohl – und das muss an dieser Stelle dringlichst anmerkt sein – sie Tom Cruise, dem Protagonisten des weltbekannten Hollywood-Actionthrillers, nicht im Geringsten ähnlich sehen, denn dafür wirken sie auch viel zu sympathisch.

„Der Film ist eine Inhouse-Produktion der Sozialbau-Gruppe“, sagt Daniela Huber, Sozialbau AG, Leiterin der Abteilung Hausverwaltung für Eigentum (HVE) und Abteilungsleiter- Stellvertreterin Hausverwaltung und Energie & Innovation. „Er soll die Arbeit unserer Service-Mitarbeiter:innen vor Ort veranschaulichen. Nachdem sich unter der Zentralisierung von Einzelgasthermen viele Menschen nichts Konkretes vorstellen können, haben wir entschieden, einen Film zu drehen und mit dieser Kampagne direkt die Herzen unserer Bewohner:innen zu gewinnen.“

Vor der Kamera stehen Laiendarsteller:innen, und zwar Angestellte der HOB. „Natürlich ist der Film kein Selbstzweck, sondern hat wie Mission Impossible eine ganz klare Mission, die wir verfolgen“, so Huber. „Am Weg zur Dekarbonisierung unseres gesamten Wohnungsbestands innerhalb des Sozialbau- Verbunds lautet eine der größten und wichtigsten Aufgaben das Entfernen von fossilen Befeuerungsanlagen und das Ersetzen durch nachhaltige Energiequellen wie Geothermie, Grundwasser, Luftwärmepumpe oder auch Fernwärme. Der Film soll in einer paar Minuten darstellen, wie die Umbau- und Tauschmaßnahmen aussehen und in welchem Zeitraum sie mit Unannehmlichkeiten wie Lärm, Staubbelastung und kurzfristigem Ausfall von Heizung und Warmwasser zu rechnen haben.“

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Insgesamt kann die Vor-Ort-Beeinträchtigung innerhalb eines Mietobjekts durch eine gute, sorgfältige Koordination auf zwei bis drei Arbeitsstunden reduziert werden. „Wichtig ist für uns, dass wir unseren Kund:innen einen minimalinvasiven Eingriff garantieren“, sagt Huber. „Und nein, ein Heizkörpertausch mit Auslassen des Wassers, neuer Montage, Bohrlöchern und Spachtelflächen an der Wand und womöglich sogar Ausmalen und Tapezieren ist nicht minimalinvasiv, wie das so oft behauptet wird, und wirkt auf viele Leute abschreckend. Daher bemühen wir uns, die bestehenden Leitungen und Radiatoren so weit wie möglich zu erhalten und die Adaptierung auf Therme und Kaminanschluss zu beschränken.“

Um den gesamten Bestand in den kommenden Jahren zu ertüchtigen, hat die Sozialbau AG einen Werkzeugkoffer mit objektiven, messbaren Kriterien, flexibel einsetzbaren Instrumenten (Wärmepumpe, Erdsonden, Photovoltaik, Grünfassaden etc.) und eigener Prioritätenliste entwickelt. In einem ersten Schritt werden die Objekte mit einer Art Steckbrief systematisch erfasst: Kamine? Gasthermen? Zentralisierungsoptionen? Nach Möglichkeit erfolgt die Zentralisierung über die bestehenden Schächte und Kamine, als Option B über die Fassade, sofern dies die Baulichkeit (Bauweise, Fassadenstruktur, Fensteranteil) zulässt, als allerletzte Option schließlich über das Stiegenhaus.

Geothermie und Grundwasser

Eine ähnliche Priorisierungsliste gibt es bei den Energiequellen: Favorisiert werden Geothermie und Grundwasser, alternativ – abhängig von der Geologie, den Grundstücksverhältnissen und dem Anteil an unverbauten, unversiegelten Freiflächen – werden auch Luftwärmepumpe beziehungsweise auch ein Fernwärmeanschluss in Betracht gezogen.

„Aus Erfahrung der bisherigen Forschungsprojekte, die wir evaluiert haben, wissen wir, dass die geothermische Variante zwar nicht immer die billigste, aber in der Regel die mit Abstand effizienteste ist“, sagt Huber, „denn im Grundwasser gibt es bereits eine konstante Temperatur von zehn bis zwölf Grad – eine wertvolle Energieressource also, die ich mit einem Saug- und einem Schluckbrunnen nur noch anzuzapfen brauche.“

„Eine der größten und wichtigsten Aufgaben ist das Entfernen von fossilen Befeuerungsanlagen und das Ersetzen durch nachhaltige Energiequellen.“

Daniela Huber

Der Geothermie- Kataster der Stadt Wien (wien. gv.at) liefert einen guten Überblick, wo geothermische Maßnahmen mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich sind. Das erste, umfassende und bereits vielfach publizierte Forschungsprojekt war die thermische und energetische Sanierung eines Wohnhauses in der Großen Neugasse, Wieden. Aktuell arbeitet die Sozialbau AG an 23 Forschungsprojekten – darunter etwa auch die Sanierung eines kleinen Wohnhauses von Architekt Harry Glück in der Barawitzkagasse, Döbling. „Bei einer so hochsensiblen Architektur können wir nicht einfach Leitungen in die Außenwand fräsen oder an die Fassade dübeln“, sagt Huber.

Das Projekt sei sehr komplex und sehr aufwendig. Für die Bauarbeiten und die Zufahrtsmöglichkeit von Baumaschinen müsse sogar die Einfahrt temporär abgesenkt werden. Ein logistischer Super-Gau. „Wenn wir dieses Projekt in den Griff kriegen und erfolgreich realisieren, dann wissen wir: Das geht mit allen anderen Projekten auch!“

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