Mehr als vier Wände

Nicht nur die Leistbarkeit zählt, auch das gute Miteinander. Das Stärken des Quartiersgedanken und eine gesamtheitliche Sicht der Dinge sind dafür wichtige Grundpfeiler.

Wurde Harry Glück, dem schon in den 1970er-Jahren viel an Freizeitangeboten und Gemeinschaftseinrichtungen – am berühmtesten seine Dachschwimmbäder – gelegen war, zunächst von Teilen der Kolleg:innenschaft noch belächelt, so ist sein Konzept, dass der Mensch mehr braucht als vier Wände und ein Dach über dem Kopf, heute komplett rehabilitiert. Er nannte als wesentliche Bedürfnisse des Menschen unter anderem jene nach Naturkontakt, Geselligkeit, freier Aussicht, nach Wassernähe und Möglichkeiten zu physischer wie kreativer Betätigung.

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Die von ihm und der Stadtplanerin Helga Fassbinder initiierte Biotope City am Wienerberg, die 2020, vier Jahre nach seinem Tod bezogen wurde, setzt diese Intentionen auf zeitgemäße Weise im ganzen Quartier um. Mannigfaltige Gemeinschaftsbereiche, etwa die Dachterrasse mit Pool, Hochbeete und Aussicht über die ganze Stadt auf dem Gebäude der Wien-Süd tragen zur Gemeinschaftsbildung bei. Wesentlichen Anteil am Gelingen dieser „nachhaltigen Stadt“ hat das Quartiersmanagement durch die Caritas Stadtteilarbeit, welche die Aneignung und Nutzung dieser Angebote durch die Bewohner: innen begleitet hat.

Auch beim etwa 26 Hektar großen Areal „Oberes Hausfeld“ im 22. Wiener Gemeindebezirk steht dieser umfassende Blick auf die Quartiersqualität im Fokus. 2020 wurde ein Quartiersbeirat eingerichtet, um Sorge zu tragen, dass die vereinbarten Qualitäten nicht im Zuge der Umsetzung verloren gehen.

Umfassende Betrachtung

Das erarbeitete Regelwerk reicht von einem abgestimmten Farb- und Materialkonzept, das dem Quartier ein harmonisches Gesicht und gezielte Akzentuierungen verleiht, über ein abgestimmtes Freiraumkonzept und ein Mobilitätskonzept, das unter anderem den ruhenden Individualverkehr in Sammelgaragen an den Rändern bündelt, bis hin zur Optimierung umweltplanerischer Aspekte. Wie die Biotope City wurde auch dieses Areal umfassend unter dem Aspekt der Klimawandelanpassung betrachtet und von der städtebaulichen Ebene bis hin zum einzelnen Gebäude von mikroklimatischen Simulationen begleitet, um frühzeitig vorzubeugen, dass später Hitzeinsel oder Windschneisen entstehen.

Die Wien-Süd errichtet in der ersten Bauetappe dieses in drei Abschnitten bis 2030 entstehenden Vorzeige- Quartiers zwei Wohnhausanlagen. Auf Baufeld A werden 305 Wohnungen, davon 75 Prozent geförderte Mietwohnungen entstehen (Architektur HD Architekten, Landschaft: Karin Standler). Auf dem Baufeld K.1 entstehen 120 geförderte Mietwohnungen (Architektur: Atelier 4 architects, Landschaft: Atelier Kandl). Für die Bildung einer guten Hausgemeinschaft soll das Angebot für Urban Gardening ebenso sorgen wie jeweils ein Schwimmbad auf dem Dach. „Mit dem Augenmerk auf alle vier Säulen der Nachhaltigkeit wird bei der Errichtung dieses Wohnquartiers umfassend umgesetzt, was sozialer, leistbarer, gemeinnütziger Wohnbau leisten kann, um eine erstklassige Wohnqualität zu schaffen, die weit über jene privater Investor:innenprojekte hinausgeht“, ist Andreas Weikhart, Vorstandsvorsitzender der Wien-Süd, überzeugt.

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