Erst gucken, dann schrauben

Kurz nach dem Einzug in ein neu gebautes Mehrfamilienhaus bemerkten Mieter Schimmel im Sockelbereich der Wand zur Nachbarwohnung. Die Nachbarn waren bereits zwei Monate zuvor eingezogen.

Die Leckageortung führte zur Duscharmatur im Badezimmer der Nachbarn, die von einem möglichen Schaden bisher nichts mitbekommen hatten. Doch nun stellte sich heraus: Bei jeder Benutzung der Dusche lief Wasser aus der Unterputzarmatur in die Trockenbauwand zwischen den beiden Wohnungen.

Im IFS-Labor wurde später die Ursache der Leckage ermittelt: Zunächst wurde die mittlerweile auseinandergebaute Armatur so wieder zusammengebaut, wie sie auch vor Ort installiert gewesen war.

Bei der anschließenden Dichtigkeitsprüfung trat zwischen der Funktionseinheit aus Messing und einer Verlängerung aus Kunststoff Wasser aus.

Die O-Ringdichtungen zwischen den beiden Teilen waren vorhanden und in einwandfreiem Zustand. Ein Blick auf die verwendeten Komponenten und in die Montageanleitung zeigte jedoch, dass sie gar nicht zum Dichten kamen:

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Die Funktionseinheit und die Verlängerung wurden mit vier Schrauben am Grundkörper der Armatur fixiert. Die passenden Schrauben wurden vom Hersteller mitgeliefert.

Die vier Schrauben (Pfeile), die den Grundkörper, die Funktionseinheit und die Verlängerung verbinden. Foto: https://www.ifs-ev.org/

Allerdings gab es mehrere Ausführungen der Funktionseinheit, und weil diese unterschiedliche Abmessungen haben, legt der Hersteller der Verlängerung drei unterschiedliche Schraubenlängen bei. In Montageanleitung ist anhand einer Zeichnung zu erkennen, welche Schrauben für welche Ausführung der Funktionseinheit vorgesehen ist.

An dieser Stelle war der Monteur falsch abgebogen. Er hatte sich für zu lange Schrauben entschieden, und in der Folge wurden die Funktionseinheit und die Verlängerung nicht fest und somit nicht wasserdicht zusammengepresst.

Um sicherzugehen, dass sich hier nicht doch ein Produktfehler verbarg, baute die Gutachterin die Armatur noch einmal auseinander und mit den vorgesehenen Schrauben wieder zusammen. Das Ergebnis: Leckage behoben.

Von den Komponenten der Armatur sind für unseren Fall relevant: Die Funktionseinheit (4) und die Verlängerung (3), die über vier Schrauben (2) am Grundkörper (1) fixiert werden. Foto: https://www.ifs-ev.org/

Hersteller geben sich nach Erfahrung des IFS in der Regel Mühe, ihre Produkte mit klaren und nachvollziehbaren Montageanleitungen in die Welt hinauszuschicken. Das war auch hier der Fall. Doch leider finden die Anleitungen oft nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. (is)

Ein Gastbeitrag des Institutes für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer, IFS e.V. Weitere Informationen unter www.ifs-ev.org/

Forum Leitungswasser erscheint in Kooperation mit der Initiative Schadenprävention und  der AVW Gruppe

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