Eine vom BFW Berlin/Brandenburg in Auftrag gegebene Studie bestätigt das vorherrschende Gefühl, dass die Berliner Verwaltung unverhältnismäßig lange braucht, um B-Plan-Verfahren zu bearbeiten. Die Anzahl festgesetzter Bebauungspläne ist weiter niedriger als noch vor wenigen Jahren, die Dauer vom Erwerb eines Baugrundstücks bis zum möglichen Start der Baumaßnahmen steigt innerhalb eines Jahres um rund ein Drittel an – die aktuelle durchschnittliche Bearbeitungszeit pro B-Plan in Berlin in 2022 beträgt ganze 120 Monate.
Neue Projekte lieber in Brandenburg planen
„Angesichts dieser Zahlen ist es doch kein Wunder, dass nicht nur unsere Mitgliedsunternehmen, sondern auch die ganz großen wie beispielsweise Vonovia von Neubauprojekten absehen ‒ zu groß ist das wirtschaftliche Risiko durch ewige Wartezeiten in einem schwierigen wirtschaftlichen Gesamtumfeld“, erläutert Susanne Klabe, die Geschäftsführerin des BFW Landesverbandes. „Es sind in Berlin nicht nur die hohen Zinsen und die Baukosten. Wir machen bei unseren Immobilienentwicklern einen deutlichen Trend aus, neue Projekte lieber in Brandenburg zu planen als in Berlin. Politik und Verwaltung sind hier schneller und lösungsorientierter aufgestellt!“
Berliner Planungs- und Genehmigungsverfahren ein echter Standortnachteil
Insgesamt ist das Berliner Planungs- und Genehmigungsverfahren ein echter Standortnachteil gegenüber anderen Bundesländern. Hinzu kommen Enteignungsdiskussionen und die allgemeine Kostenentwicklung. Nicht nur die explodierenden Grundstückskosten in Berlin machen es schwer, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und lassen das wirtschaftliche Risiko insbesondere für kleine und mittlere Immobilienentwickler drastisch steigen.
„Der Kauf eines Grundstücks bindet in Berlin sehr viel Kapital, das dann aktuell durchschnittlich zehn Jahre festliegt, ohne überhaupt zu wissen, ob das geplante und kalkulierte Projekt am Ende gebaut werden kann. Und dann erwartet das fertige Projekt möglicherweise die Enteignung“, erklärt Susanne Klabe. „Unsere Mitgliedsunternehmen haben eine Verantwortung ihren Mitarbeitenden gegenüber und können es sich in diesen Zeiten nicht leisten, eine Insolvenz zu riskieren, weil die Berliner Verwaltung zu lange braucht, um wirtschaftlich zu agieren!“
Bearbeitungszeiten schwanken von Bezirk zu Bezirk sehr stark
Die aktuelle Studie von bulwiengesa zeigt deutlich, warum der Bau neuer Wohnflächen in Berlin mehr und mehr zum Erliegen kommt. Bei genauerer Betrachtung ist sehr gut erkennbar, dass die Bearbeitungszeiten von Bezirk zu Bezirk sehr stark schwanken, was das berlinweite Potenzial erkennen lässt.
Während in Pankow die Bearbeitungszeit für die im vergangenen Jahr festgesetzten Bebauungspläne durchschnittlich 89 Monate beträgt, sind es in Neukölln 148 Monate und damit über 12 Jahre. Hier zur Studie als PDF.