Allein diskutiert es sich schwer

Die Zukunft des 1996 gegründeten Architekturbüro Gerner Gerner Plus ist gesichert. Mit vier Partnern holten sich Andreas Gerner und Gerda Maria Gerner Verstärkung. Die nächste Generation verrät ihre Visionen für den Wohnbau.
— FRANZISKA LEEB

Es war die Zeit des Wiener Architekturwunders, als plötzlich eine Reihe junger Büros die etablierte Szene aufmischte. Sie hatten lustige Namen – und haben sie bis heute – wie AllesWird Gut, Propeller z, Querkraft, Rataplan. Die Namen der Personen verschwanden meist hinter einer kreativen Wortschöpfung – außer bei den Gerners, die zunächst als Gerner/Gerner und bald als gerner°gerner plus (das plus hochgestellt!) firmierten. Das Büro baute viel, wuchs rasch. Die gefestigte Position spiegelt sich in der Schreibweise Gerner Gerner Plus. mit Punkt am Schluss.

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Plus – damit war seit jeher gemeint, dass das Gelingen der Arbeit nicht nur an den beiden Chefleuten hängt, sondern am ganzen Team und allen externen Mitwirkenden. Seit kurzem stehen Andreas und Gerda Gerner vier Partner aus der nächsten Architektengeneration zur Seite. Neben dem gebürtigen Belgier Matthias Bresseleers und Sohn Oliver Gerner, die schon 2018 Partner wurden, leiten das rund 40 Mitarbeiter umfassende Team nun auch die aus Bayern stammende Julia Haranza und die Slowenin Urška Vratarič.

Wie organisiert sich die nächste Generation?

Die Werte sind die gleichen wie in der Gründungsphase des Büros, aber die Methoden sind anders und die Projekte größer geworden. Als in Etappen eingestiegene Partner übernehmen wir einen großen Spielball und versuchen, neue Strukturen zu implementieren. Der Gedanke dahinter war, das Büro auf mehrere Schultern zu stellen, Lebensqualität zu schaffen.

Oliver Gerner

Es gibt nun drei Chefinnen und drei Chefs. Wer schafft an?

Alle! (lachen)

Alle

Ein Vorteil ist, dass wir sechs sehr unterschiedliche Charaktere haben. Wir bemühen uns, demokratisch zu entscheiden – dazu ist es wichtig, gut zu kommunizieren und im Team zu spielen.

Urška Vratarič

Wir haben den Raum, Neues zu probieren, aber in Andreas und Gerda Gerner einen Mentor und eine Mentorin auf deren Erfahrung wir jederzeit zurückgreifen können.

Julia Haranza

Das Wort anschaffen ist das falsche. Wie geben zu sechst vor, in welche Richtung es gehen soll. Der Vorteil eines Büros mit vielen Mitarbeitern ist, dass es viele Hirne gibt. Allein diskutiert es sich schwer. Derzeit beschäftigt uns stark, in welche Richtung sich das Büro entwickeln soll.

Oliver Gerner
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Wohin wollt Ihr Euch entwickeln?

Das Nachhaltigkeitsthema architektonisch und nicht nur in der Bauphysik zu lösen, ist sicher eine Richtung, die wir sehr ernsthaft eingeschlagen haben, zum Beispiel mit den Holzbauten. Ich persönlich möchte das noch viel intensiver verfolgen. Es braucht immer ein Projekt, das dazu Anlass gibt. Julia ist gerade dabei, herauszufinden, welche Potenziale BIM für uns birgt.

Matthias Bresseleers

Wir starten damit gerade im Wohnbau und wir werden sehen, was wir für uns herausholen können. BIM bietet uns die Möglichkeit, digital aufzunehmen, was tatsächlich verbaut wurde. Da ist die Zusammenarbeit mit den Firmen wichtig, damit man dann tatsächlich einen digitalen Zwilling hat.

Julia Haranza

Wir sehen das auch als Chance, als Architekten wieder mehr im Zentrum der Entscheidungsfindung zu stehen.

Matthias Bresseleers

Ihr habt heuer einen Bauträgerwettbewerb im Wiener Wohnbaum-Programm gewonnen, das ein Ausdruck des politischen Willens ist, verstärkt mit Holz zu bauen. Manche sehen es differenzierter und sehen Holz nicht als die alleinige Lösung. Muss es nicht auch darum gehen, wie lang ein Gebäude hält und wie gut man es adaptieren kann? …

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