Wie kann NRW sich nachhaltig mit Wärme versorgen?

Kommunen gestalten ihren Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung selber, da die lokal verfügbaren nachhaltigen Wärmequellen und auch die Wärmebedarfe vor Ort sehr individuell sind. Eine solide Wärmeplanung legt die Basis für eine nachhaltige Stadt- und Quartiersentwicklung sowie die zukunftsfeste kommunale Daseinsfürsorge gleichermaßen.

Als eine Orientierungshilfe möchte das Land NRW die Grundlagendaten für die Kommunen aktualisieren, Ausbaupfade beschreiben und Handlungsempfehlungen für Akteure hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung 2045 geben. Mit einer entsprechenden Studie hat es nun ein Forscherteam aus Fraunhofer IEG, IFAM und UMSICHT beauftragt.

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»Unserem Team und den Auftraggebern ist vollkommen klar, dass die Gemeinden in NRW derzeit vor einer riesigen Herausforderung stehen und die ersten Schritte in eine nachhaltige Wärmeversorgung tun«, erklärt Projektleiter Timm Eicker von Fraunhofer IEG. »Wir wollen in den nächsten 12 Monaten laufend Ergebnisse erstellen und den Kommunen und Planern über die bekannten Plattformen die notwendige Datengrundlage zur Wärmeplanung vor Ort zur Verfügung stellen.«

Einerseits geht es dem Projektteam darum, die Kommunen und Gebietskörperschaften auf ihrem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2045 mit den relevanten aktuellen Informationen zu versorgen, um individuelle Wärmeplanungen zu erstellen. Daher werden die Ergebnisse sukzessiv im Energieatlas NRW veröffentlicht und so den Planungsprozessen vor Ort zur Verfügung gestellt. Andererseits will es auch kommunenübergreifende Potenziale bekannt und damit verfügbar machen.

Außerdem wird die Studie Ausbaupfade für eine klimaneutrale Wärmeversorgung für Nordrhein-Westfalen beschreiben und die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Szenarien untersuchen, um die mögliche Bandbreite der Lösungen auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2045 darzulegen und so Politik und Wirtschaft eine Entscheidungsbasis für die notwendigen Maßnahmen zu geben.

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Die Studie widmet sich vier Schwerpunkten:

Wärmebedarfsberechnung

Ein neues, flexibles Wärmebedarfsmodells soll für jedes Gebäude den Wärmebedarf ausweisen, abhängig von Gebäudetyp, -alter, -zustand und -funktion, also Daten, die in den einschlägigen Datenbanken für alle Gebäude in NRW hinterlegt sind. Neben der Ausweisung auf Gebäudeebene will die Studie die Wärmebedarfe auf den Ebenen Straßenzug, Baublock, Flur, Gemarkung, Gemeinde, Kreis, Planungsregion, Regierungsbezirk und Land NRW aggregieren, für die Gegenwart ausweisen und die Entwicklung bis 2045 in drei Szenarien abschätzen.

Wärmequellenangebote

Die Studie entwickelt aus den geologischen Daten des Landes die Potenziale für die oberflächennahe Geothermie für jedes Flurstück. Für die tiefe Geothermie will sie landesweite Einordnungen vornehmen und Potenzialgebiete benennen, die vertieft betrachtet werden sollten. Das Potenzial der Biomasse aus Anlagen der Müllverbrennung, der Abfallvergärung oder Abwasserklärung will die Studie ebenso abschätzen wie das Potenzial aus industrieller Abwärme, Rechenzentren, Elektrolyseuren, Freiflächensolarthermie, Gewässer- und Abwässerwärme.

Zielbild der Wärmeplanung für NRW

Die Studie wird den aktuellen Mix der Raumwärme und der Prozesswärme ausweisen – sowohl die Mengen und Anteile der eingesetzten Energieträger, als auch die zugrunde liegenden räumlichen und sektoralen Versorgungsstrukturen. Dies ist die Basis, um auf möglichst kleinräumiger Ebene Szenarien zur zukünftigen Deckung der Wärmebedarfe zu entwickeln. Allen Szenarien ist gemeinsam, dass sie von einer Klimaneutralität im Wärmesektor bis 2045 ausgehen.

Handlungsempfehlungen

Alle Ergebnisse der Studie sollen zu einer Wärmewendestrategie für Nordrhein-Westfalen zusammenfließen, in der Kernaussagen, Umsetzlösungen und Handlungsempfehlungen verknüpft sind. Änderungsbedarfe an beispielsweise der Förderkulisse im Ordnungsrecht oder Netzentwicklungsplänen sollen nach Priorität sortiert zusammengestellt werden.

Die »Potenzialstudie zur zukünftigen Wärmeversorgung in Nordrhein-Westfalen« läuft bis Ende Mai 2024. Die Ergebnisse werden fortlaufend in die Plattform Energieatlas NRW eingespeist. Auftraggeber sind das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) und das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie Nordrhein-Westfalens (MWIKE). Neben den Projektpartner Fraunhofer IEG, IFAM und UMSICHT sind als externe Partner beteiligt HS Bochum – Fachbereich Geodäsie und FH Aachen – Solar-Institut Jülich.

Kosta Schinarakis

Weiterführender Link zum Energieatlas NRW: http://www.energieatlas.nrw.de/

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