Am 10. Mai wurde die Architekturbiennale 2025 in Venedig eröffnet. Im Österreich-Pavillon beschäftigt sich die Ausstellung „Agency for better living“ mit der Frage nach besserem Wohnen und Leben.
— GISELA GARY
Auf der Architekturbiennale 2025, der weltweit bedeutendsten Ausstellung für Architektur, eröffneten die Kurator: innen Sabine Pollak, Michael Obrist und Lorenzo Romito die „Agency for better living“. Ihr Projektvorschlag für den österreichischen Pavillon wurde im Herbst 2024 mittels einer Ausschreibung des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport durch eine Fachjury ermittelt. Ausgehend von den Städten Wien und Rom stellen die Kurator:innen das Modell des sozialen Wohnbaus in Wien den Praktiken der Selbstorganisation der Zivilgesellschaft in Rom gegenüber.
„Es geht in unserem Biennale- Beitrag insgesamt um die Frage, wie ein zukünftiges besseres Leben aussehen könnte. Es geht um das Lernen von bewährten Systemen wie dem sozialen Wiener Wohnungsbau, aber auch von selbstorganisierten Projekten der Zivilgesellschaft, wie zum Beispiel in Rom. Die Gegenüberstellung kann unserer Meinung nachhelfen, neue Antworten zu finden auf die Frage nach besserem Wohnen“, so die Kurator:innen.
Leistbarkeit, Quartiersentwicklung und Klimaanpassung
Die Frage nach immer neuen Antworten und Lösungen für die Anforderungen an gutes Wohnen steht für die Stadt Wien seit mehr als 100 Jahren zentral im Interesse. Die Geschichte der 1920erund 1930er-Jahre des Roten Wien gilt als trefflicher Ausgangspunkt, wenn es um heutige und zukünftige Wohnbauentwicklungen geht. Etwa das Bestreben nach Leistbarkeit des Wohnens kann auf die reinen Mietkosten pro Quadratmeter, aber auch auf das Verhältnis zwischen Wohnungsgröße und Gemeinschaftsräume bezogen werden. In Wien sind vor allem die neuen Stadtquartiere, die in jüngerer Vergangenheit entstanden sind oder sich gerade in Bau befinden, als gesamthafte Entwicklungsprojekte für andere Kommunen vorbildhaft. Sie haben unterschiedliche Schwerpunkte und bilden jeweils unterschiedliche Formen von Urbanität, Ökologie oder Gemeinschaft aus.
Die Architekturbiennale in Venedig
die alle zwei Jahre abwechselnd mit der Kunstbiennale stattfindet, ist noch bis 23. November 2025 geöffnet. Rahmenprogramm: Das Lernen aus Wien und Rom wird im Hof des Pavillons behandelt, wo eine Plattform zum Diskutieren und gegenseitigen Austausch einlädt, der „Space of negotiation“.
labiennale2025.at/de/programm
In der Ausstellung im österreichischen Pavillon wird das System Wien anhand von neun Stationen aufgearbeitet: Fotografien zeigen Stadt- und Gemeinschaftsräume in ihrem alltäglichen Gebrauch, begleitet von Filmausschnitten aus verschiedenen Jahrzehnten. Aktuelle Entwicklungen werden über neue Quartiere vermittelt, etwa das Sonnwendviertel, das Nordbahnhofareal und die Freie Mitte sowie die Per-Albin-Hansson-Siedlung als ein Beispiel für den Umgang mit dem Bestand. Dazu kommen Themen aus der Geschichte der Stadt, die das außergewöhnliche Wohnen stark beeinflusst haben, beispielsweise das seit 1998 etablierte umfassende Gender Planning oder einzelne Pionierprojekte wie etwa die Sargfabrik.
Im Teil über Rom zeigen sieben zeitgenössische Beispiele unterschiedliche Formen der Selbstorganisation und des zivilgesellschaftlichen Widerstands, die verschiedene Formen des innovativen Zusammenlebens hervorgebracht haben. Der Lago Bullicante ist ein Beispiel für die Ko-Evolution einer Nachbarschaftsgemeinschaft und eines spontanen Renaturierungsprozesses einer ehemaligen Viskosefabrik. An anderen besetzten Orten, wie z. B. einem ehemaligen Bürogebäude oder einem früheren Hotel, haben sich komplexe soziale und räumliche Strukturen herausgebildet.