Mit der Höhe steigen die Kosten. Mehrwert aus Wohnhochhäusern zu generieren ist möglich, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
FRANZISKA LEEB
Wenn Sie so lang wären wie sie blöd sind, könnten Sie das Matzleinsdorfer Hochhaus als Stockerl benützen“, hieß es in einer Doppelconférence von Karl Farkas und Ernst Waldbrunn. Das von Ladislaus Hruska und Kurt Schlauß entworfene erste Wohnhochhaus der Gemeinde Wien war mit seinen 20 Stockwerken eine Sensation und ein Symbol des Aufbruchs nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der spätere Bürgermeister Helmut Zilk und Krone-Herausgeber Kurt Dichand oder die Lyrikerin Christine Busta zählten zur Bewohnerschaft der Anfangsjahre. Doch schon in den 1950er Jahren stellte sich die Frage, ob im sozialen Wohnungsbau ein Hochhaus gerechtfertigt sei. „Es handelt sich hier aber nicht um ein willkürlich hingestelltes höheres Bauwerk, sondern um eines, das sich sinngemäß in die Verbauung und das Stadtbild einordnet“, rechtfertigte Baustadtrat Leopold Thaller anlässlich der Gleichenfeier die Höhe des Gemeindebaus.
Im Erdgeschoß Geschäftslokale, darüber 18 idente Wohngeschosse mit je sechs Wohnungen, zuoberst ein Kaffeerestaurant. Im Amtsblatt der Stadt Wien berichtete 1957 Stadtbaudirektor Aladar Pecht über die technischen Besonderheiten des symbolkräftigen Hauses: Ein Stahlbetonskelettbau, vertikal durch sechs „Windscheiben“ ausgesteift, horizontal durch kreuzweise Massivplattendecken.
Zur Wärmedämmung wurden die Stahlbetonteile außen mit Platten aus Ziegelsplitt, innen mit Heraklith verkleidet, die Felder mit Hohlblocksteinwänden ausgefacht, das Stiegenhaus nach außen mit einer Wand aus Glasbausteinen abgeschlossen, obenauf ein in der Dunkelheit beleuchtetes Stadtwappen. Eine Zentralheizung und Wärmemengenzähler in den Wohnungen, moderne Waschküchen im Keller oder eine Klimaanlage im Dachrestaurant zählten neben geräuschlos und dreimal so schnell wie üblich fahrenden Personenaufzügen zu den Innovationen.
Der Eingang erhielt ein Türgewände aus Glasmosaik vom Bildhauer Josef Seebacher-Konzut, für die Eingangspassage schuf der Maler Ernst Paar ein keramisches Mosaik. An den Wohnungsböden kamen Eichenholz und Terrazzo zum Einsatz. „Die innere Ausstattung des Hochhauses ist naturgemäß besser als jene bei den gewöhnlichen sozialen Wohnhausbauten“, stellte Baudirektor Pecht fest.
Höhe allein ist kein Anreiz
Im Vergleich zum Pionierbau der Nachkriegszeit scheint im Wohnhochhausbau heute oft Schmalhans Küchenmeister zu sein. Die 17 Wohngeschosse der kürzlich fertiggestellten Linzer Lenau Terrassen (Stögmüller Architekten) des Erste Immobilienfonds sind seit Herbst vergangenen Jahres bezugsfertig.
Doch trotz unverbauter Fernsicht ab dem 5. Stock sind auch in luftigen Höhen nur wenige der 167 Wohnungen vermietet. Ob es nur an den Kosten der Miete liegt – die zwar höher ausfällt als im geförderten Wohnbau, mit durchschnittlich 8,80 Euro aber selbst für Linzer Verhältnisse nicht exorbitant hoch ist? Mit begrünten Gemeinschaftsflächen und einem Spielplatz plus anschließendem überdachten Aufenthaltsbereich auf dem Dach des Erdgeschosses hält sich das Angebot an Extras in Grenzen…