Seriell nach Maß gearbeitet

Kosteneffekte im vorgefertigten Bauen werden erst dann schlagend, wenn möglichst das gleiche System eingesetzt wird. Die Angst, damit Monotonie in Serie zu produzieren, ist unbegründet wie das von Artec und WUP mit Bollinger + Grohmann Ingenieure entwickelte Bausystem SMAQ beweist.
FRANZISKA LEEB

Es rennen uns die Kosten davon“, warnte Architektin Senka Nikolic beim IBA-Symposium „Serielles Bauen meets Wiener Wohnbau“ im Architekturzentrum Wien. Die zu bewältigenden Aufgaben seien komplexer denn je. Mit konventionellen Methoden sei das Niveau, das man sich in Wien erarbeitet hat, nicht mehr zu halten. Ein Umdenken und neue Lösungsansätze sind notwendig, um die Qualitäten zu bewahren. Ein Ansatz ist das serielle Bauen. Für die Schwarzatal kein Novum: Ob Arbeitersiedlungen in Ternitz oder Plattenbauten der 1970er-Jahre in verschiedenen Wiener Bezirken – im Portfolio des Unternehmens finden sich seit jeher Bauten, die sich unter diesem Titel subsumieren lassen. Heute gilt es jedoch zu beweisen, dass Serialität und gute Architektur kein Widerspruch sind.

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Mit Plattenbauoptik und großer Serie haben zwei soeben fertiggestellte Bauten des Unternehmens nichts gemein, wohl aber verfügen sie über einen hohen Vorfertigungsgrad. Beim Baugruppenprojekt „Gleis 21“ am Helmut-Zilk-Park von einszueins Architekten, wurden nicht nur die Wandelemente aus Holz bereits inklusive der Fenster versetzt, sondern erstmals die Balkone aus Betonfertigteilen gleichzeitig mit den Holz-Beton-Verbunddecken eingebaut. Hier kam man ebenso wie bei der Wohnanlage „Generation XYZ“ in Neu Leopoldau, die aus Thermowand-elementen vorgefertigt wurde und über Elemente aus Ortbeton verfügt, ohne Gerüst aus.

Architekten als Systementwickler

Das kryptische Kürzel SMAQ – „Smart zum Quadrat“ – bezeichnet ein Bauprinzip, das Artec Architekten sowie WUP – Wimmer und Partner, gemeinsam mit dem Bauingenieur Klaus Bollinger entwickelt haben. SMAQ steht für smarte Wohnungen mit Mehrwert: größere Raumhöhe, mehr Freifläche. Es kann aber auch als Akronym für die Begriffe System – Mehrwert – Architektur – Qualität verstanden werden, der Zugang der Architekten zur Vereinbarkeit von serieller Bauweise und architektonischer Qualität. Da die Planer eine konzeptuelle Stagnation im Wiener Wohnbau sahen, die nicht zuletzt der geringen Vielfalt der Bauweisen geschuldet ist, wurde an SMAQ getüftelt.

Der Grundgedanke von SMAQ ist dem Garagenbau entlehnt. Ausgangspunkt des Bauprinzips ist ein Plattensystem auf Basis der Trägersysteme des aus Finnland stammenden und auch in Österreich ansässigen Herstellers Peikko. Die Systemträger, zwischen die vorgespannte Hohldielen gesetzt werden, lagern auf Schleuderbetonstützen. Auf diese Weise entsteht ein „Rohbauregal”, dessen 16 Meter tiefe Plattformen jeweils drei Meter über die äußeren Stützenreihen auskragen…

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