Eine Studie des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung bestätigt der Stein- und keramischen Industrie ihren bedeutenden Stellenwert im Kampf gegen den Klimawandel. Darüber hinaus tragen die Mitgliedsbetriebe für mineralische Baustoffe mit insgesamt 4.546,3 Millionen Euro maßgeblich zur österreichischen Wertschöpfung bei.


Neben den Beiträgen zur Wertschöpfung sichert die Stein- und keramische Industrie Beschäftigung im Ausmaß von über 355.000 Beschäftigungsverhältnissen, was vergleichbar mit einer österreichischen Großstadt ist. Zudem flossen 2023 knapp zwei Milliarden Euro an Steuern und Abgaben an den Fiskus. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer Stein- und keramische Industrie, unterstreicht darüber hinaus die Rolle als regionale Arbeitgeberin und deren hohe gesellschaftliche Relevanz. „Die größte Herausforderung ist für uns jedoch der Kampf gegen den Klimawandel. Wir zählen rohstoffbedingt zu jenen Sektoren mit einem hohen absoluten und relativen Ausstoß an Treibhausgasen. Um die österreichischen und europäischen Emissionsziele zu erreichen, braucht es noch deutlichere Anstrengungen“, so Pfeiler. Klares Fazit der Studie bestätigt einem Großteil der Unternehmen der Stein- und kera- mischen Industrie ein großes Problembewusstsein. Viele Maßnahmen zur Reduktion des eigenen CO₂-Fußabdrucks wurden bereits umgesetzt, wie ein höheres Maß an Elektrifizierung, die Verwendung von grünem Strom oder von Abwärme.


Damit der Branche aber tatsächlich eine signifikante Reduktion des CO₂-Abdrucks gelingt, braucht es Innovationen im Produktionsprozess. Aber auch hier sieht die Studie die Unternehmen der Stein- und keramischen Industrie durchaus auf dem richtigen Weg. „Es werden immer mehr Schritte gesetzt und innovative Anlagen und Produkte entwickelt und umgesetzt“, heißt es in der Studie. Dies umfasse beispielsweise CO₂-reduzierten Zement und Beton sowie Ziegel. Darüber hinaus wird intensiv an einer rechtlich kompatiblen Lösung zur Kohlenstoff-Abscheidung und -Speicherung gearbeitet.
Interessant ist auch, dass die Steinund keramische Industrie zwar einen zu berücksichtigenden Anteil am CO₂- Ausstoß unserer Wirtschaft hat, ihre Produkte aber ein wesentliches Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel sind. „Die Stein- und keramische Industrie ist inhärenter Teil der Lösung, sowohl hinsichtlich der Abmilderung des Klimawandels als auch bezüglich der Anpassungsmaßnahmen“, heißt es in der Studie. Produkte der Stein- und keramischen Industrie würden „wortwörtlich das Fundament vieler Maßnahmen, die den Klimawandel eindämmen sollen, bilden“.


Das gelte beispielsweise für die Transformation des Energiesektors wie den Bau von Windkraftanlagen oder Staumauern und die Verkehrswende durch den Ausbau der Schieneninfrastruktur. Auch im Gebäudesektor kann die Stein- und keramische Industrie durch innovative und emissionenreduzierende Produkte einen wichtigen Beitrag leisten. Hinzu kommen Anpassungsmaßnahmen, wie etwa Schutzvorrichtungen vor Extremwettersituationen, die überwiegend aus Produkten der Stein- und keramischen Industrie bestehen.
„Dem Klimawandel kann folglich nur mit der Stein- und keramischen Industrie entgegengewirkt (bekämpfen find ich bisschen hart, ist aber nur mein feeling) werden“, schlussfolgern die Autor:innen der Economica-Studie. Zudem verweist die Studie auf die Regionalität der Branche. Die heimische Produktion ermöglicht den Erhalt von Wertschöpfung, Arbeitsplätzen und Einnahmen für den Fiskus, bei gleichzeitig kurzen Transportwegen. Der durchschnittliche Transportradius über alle Produkte hinweg beträgt nur rund 65 Kilometer, der durchschnittliche Transportradius der Rohstoffe sogar nur 50 Kilometer.
Grüne Transformation: Best Practices der Stein- und keramischen Industrie
- Entwicklung CO²-reduzierter Beton: Im Jahr 2022 wurden in Österreich 31.049.802,3 Tonnen Frischbeton produziert. CO₂-reduzierter Beton hat verglichen mit herkömmlichem Beton einen um 15 % geringeren CO₂-Ausstoß. Das Einsparungspotenzial ist somit deutlich.
- Green-Tech Zement: Eine veränderte Zusammensetzung von Beton und der Einsatz von erneuerbaren Energien ermöglicht die Herstellung von CO₂- reduziertem Zement.
- Ziegelproduktion im Elektroofen: Die Herstellung von Ziegeln im Elektroofen in Kombination mit neuen Tonmischungen und Begleitmaßnahmen führt zu einer 90 %-Reduktion der CO₂-Emissionen.
- CCU & CCS: Carbon Capture Utilisation and Storage bei der Herstellung von Zement. Mit der ersten CO₂- Rückgewinnungsanlage Österreichs im großtechnischen Maßstab sollen ab Ende 2026 bis zu 30.000 Tonnen jährlich zurückgewonnen werden. Damit können jährlich 50.000 Tonnen CO₂-freier Zement produziert werden.
Ökologische Verantwortung
Kreislaufwirtschaft ist für die Steinund keramischen Industrie längst selbstverständlich. „Für eine Vielzahl unserer Unternehmen sind die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft bereits seit Langem Teil des unternehmerischen Handelns, sei dies aus ökologischer Verantwortung heraus, als auch aus ökonomischen Überlegungen“, so Pfeiler. Mineralische Baustoffe können zu nahezu 100 Prozent wiederverwertet werden. Bis dato nicht so einfach recyclebare Materialien werden ebenso in den Kreislauf zurückgeführt wie z. B. Gipskartonplatten.
„Die Ergebnisse der Studie sind insgesamt erfreulich – dennoch, wir stehen vor der notwendigen ,grünen‘ Transformation, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen – insbesondere jene der Klimakrise – zu meistern. Dazu benötigen wir politische Weichenstellungen, die dem Klima und dem Wirtschaftsstandort zugutekommen müssen. Es braucht stabile Rahmenbedingungen und realistische Ziele, nur dann ist Planungssicherheit gegeben und ein Transformationsprozess umsetzbar. Ständig wechselnde Zielvorgaben und Lenkungsinstrumente in Richtungen, die kein Wirtschaften ermöglichen, schaden nur dem Standort. Denn ohne mineralische Baustoffe gibt es keine Klimawende – vom Ausbau der Schieneninfrastruktur und der erneuerbaren Energie, dem Hochwasserschutz, Staumauern oder Windrädern wie auch leistbarem Wohnraum“, so Pfeiler.