Heilsame Zukunft

Wie Spitalsarchitektur zur Heilung beitragen kann und welche Art von Gesundheitsbauten in Zukunft vonnöten sind, stand beim Symposium „Neues vom Zauberberg. Machen Gesundheitsbauten krank?“ des niederösterreichischen Architekturnetzwerks Orte zur Debatte.
FRANZISKA LEEB

Die Intensivmedizin ist interessant für Architekten, weil man schnell merkt, wenn man etwas falsch macht, aber auch, wenn man es richtig macht.“ Alawi Lütz, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie an der Berliner Charité, muss es wissen. In der Erkenntnis, dass bei geringen Mortalitätsraten von Intensivpatienten dennoch fast ein Viertel von Langzeitfolgen betroffen ist, landete Lütz bald bei der Architektur als Mitschuldiger. Dachte man früher, mit sedierenden Medikamenten dem Patienten Gutes zu tun, herrsche mittlerweile Konsens darüber, dass die Heilung beim wachen Patienten günstiger verläuft.

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Der sieht sich aber von einem Gewirr an meDie Intensivmedizin ist interessant für Architekten, weil man schnell merkt, wenn man etwas falsch macht, aber auch, wenn man es richtig macht.“ Alawi Lütz, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie an der Berliner Charité, muss es wissen. In der Erkenntnis, dass bei geringen Mortalitätsraten von Intensivpatienten dennoch fast ein Viertel von Langzeitfolgen betroffen ist, landete Lütz bald bei der Architektur als Mitschuldiger. Dachte man früher, mit sedierenden Medikamenten dem Patienten Gutes zu tun, herrsche mittlerweile Konsens darüber, dass die Heilung beim wachen Patienten günstiger verläuft.

Der sieht sich aber von einem Gewirr an medizinischem Equipment umgeben, was Stress verursache und Ärzte veranlasse, beruhigende Medikamente zu geben. Im interdisziplinären Zusammenwirken mit dem Architekturbüro Graft wurden daher an der Charité zwei Intensivzimmer umgebaut: Alle Geräte wurden aus dem Blickfeld des Patienten hinter schallabsorbierende Materialien gepackt, eine Lichtdecke sorgt für im Tageslauf wechselnde und stimulierende Stimmung: das Zimmer als schützender Kokon, der Schallpegel um bis zu zehn Dezibel niedriger, die Langzeitfolgen geringer.

Die Schweizer Architekten Staufer & Hasler haben unter diesen Gesichtspunkten bei ihrer Erweiterung des Kantonsspitals Graubünden sehr vieles richtig gemacht. Eine muskulöse, ausdrucksstarke Tragstruktur bildet die Basis für die innere Ordnung. Bei aller Rationalität ist es ein Haus von einnehmender Atmosphäre, nicht trotz, sondern wegen der Aufgeräumtheit, die ein Garant ist, dass die Zwänge der Technik das Architektonische nicht unterdrücken. Eine von Glasbausteinen eingehauste Wendeltreppe, dank der die Vertikalität gern mit Muskelkraft überwunden wird, wohldosierte Farben, erstklassige Kunst.

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Im obersten Geschoß liegt die Intensivstation. Aus der Narkose erwacht, bietet sich der Blick in die Gebirgslandschaft dar: Sanatoriumsgefühle kommen auf. Die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz ist überzeugt, dass Krankhäuser oft nicht gesund machen. Es müsse Alternativen zum Krankenhaus geben, womit auch neue architektonische Herausforderungen einhergehen: Mehr tagesklinisches Handeln, Gesundheitszentren in den Grätzeln und eine Gesundheitsversorgung, die verstärkt nach Hause kommt. Damit sind zukünftig auch Bauträger gefordert…

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