Die verfügbaren Flächen für Wohnen, Gewerbe, Energiegewinnung, Infrastruktur, Landwirtschaft und Freizeit sind begrenzt. Dementsprechend sorgsam und nachhaltig müssen sie genutzt werden. Der Baustoff Beton bietet platzsparende, energieeffiziente Lösungen.
Wohnbau oder Gewerbe? Lebensmittelproduktion oder Energieerzeugung? Infrastrukturbau oder Renaturierung? Wie Flächen in Österreich bestmöglich genutzt werden, ist umstritten, hitzige Diskussionen werden häufig ohne Berücksichtigung des Bedarfs, wie z. B. nach leistbarem Wohnraum, geführt. Der Baustoff Beton wird dabei vielfach als Synonym für den verschwenderischen und klimaschädlichen Umgang mit Grund und Boden verwendet.
Österreichischer Betonpreis 2025
Noch bis 4. April können Projekte für den Österreichischen Betonpreis eingereicht werden. Der Österreichische Betonpreis, der sich mittlerweile in die Riege der beliebten Bauund Architekturpreise einreiht und 2025 zum zweiten Mal vergeben wird, zeigt die Stärken des Baustoffs Beton. Zugelassen sind sowohl Neubauprojekte als auch Nachverdichtungen und Sanierungen.
beton-dialog.at
Flächennutzung ist jedoch keine Frage des Baustoffs. Oft geht es weniger darum, wie gebaut wird, sondern ob und wo. Diese Entscheidung liegt nicht in den Händen der Baustoffhersteller:innen, sondern in der Entscheidungskraft von Gemeinden, Bundesland und anderen an Bewilligungsverfahren beteiligten Akteur:innen.
Bodenschutz ist wichtig. Das heißt aber nicht, dass nicht mehr gebaut werden darf. Denn Wohnen und Infrastruktur sind ein Grundbedürfnis – und die Bevölkerung wächst. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die österreichische Bevölkerung um rund eine Million vergrößert. Wir brauchen dringend leistbaren Wohnraum sowie eine nachhaltige Infrastruktur, die gebaut oder instand gehalten werden muss. Das Bevölkerungswachstum in Österreich wird auch in Zukunft steigen: So rechnet die Österreichische Raumordnungskonferenz zwischen 2022 und 2051 mit einem Anstieg der Privathaushalte um 11,9 Prozent.


Natürliche Rohstoffe
Beton ist ein stabiler und flexibler Baustoff und ermöglicht als solcher, ausreichend in die Höhe und in die Tiefe zu bauen. Mehrgeschoßige Wohnbauten sind ohne tragende Betonelemente nur mit hohem Materialaufwand möglich. Betonelemente können dagegen sehr schlank und materialeffizient ausgeführt werden und gewährleisten Stabilität, Brand- und Lärmschutz. Darüber hinaus ist Beton zu 100 Prozent recyclingfähig. „Beton kann aufgrund seiner Zusammensetzung aus natürlichen Rohstoffen immer wieder rückgebaut, aufbereitet und wieder zu Recyclingbeton verarbeitet werden. Somit lässt er sich ideal im Kreislauf halten“, erklärt Christoph Ressler, Vorstandsmitglied von Beton Dialog Österreich und Geschäftsführer des Güteverbands Transportbeton.
„Das zeigt auch die hohe Verwertungsrate unseres Baustoffs. Mehr als 99 Prozent des Altbetons werden wiederverwendet.“ Laut aktuellem Statusbericht zum Bundesabfallwirtschaftsplan (Zahlen aus 2021) wurden von den rund 4,5 Millionen Tonnen Betonabbruch nur 0,4 Prozent deponiert. Fast 100 Prozent wurden somit wiederverwertet. Auch die Wiener Linien setzen auf Recyclingbeton: Aktuell wird im U2-Tunnel gemeinsam mit dem Betonhersteller Wopfinger Transportbeton und dem Forschungsinstitut für Konstruktiven Ingenieurbau (IKI) der Universität für Bodenkultur der Einsatz unterschiedlicher rezyklierter Gesteinskörnungen getestet. Auch eine innovative Bewehrung, die weniger Materialeinsatz erfordert, wird bei diesem U-Bahnprojekt erprobt.
Im Oberbau werden mit Partnern aus Industrie und Forschung Wege für die Wiederverwendung von Betonplatten und Betonrezepturen mit emissionsarmen Zementen erforscht. Dabei geht es laut einer Studie der Wiener Linien um große Mengen: Die aktuell 600.000 Gleistragplatten der Wiener Linien bedecken eine Fläche von ungefähr einer Million Quadratmetern und entsprechen einem Gewicht von ca. 375.000 Tonnen. Würden die aktuell eingesetzten Gleistragplatten durch Platten aus Recyclingbeton ausgetauscht, könnte laut Studie der Anteil des rezyklierten Materials bis zu 50 Prozent betragen. „Der Einsatz von Recyclingbeton hängt derzeit noch von Verfügbarkeit und Nachfrage ab.


Der jährliche Bedarf an Baurohstoffen wie Sand, Kies, Ton und Natursteinen liegt in Österreich laut Forum mineralische Rohstoffe in der Wirtschaftskammer Österreich bei ca. 100 Millionen Tonnen. Knapp 80 Prozent davon werden in der Bauwirtschaft verwendet. Diese Ressourcen durch Wiederverwendung und Recycling zu schonen, bringt das zirkuläre Bauen voran“, so Ressler.
Multifunktional nutzbar
Gebäude aus Beton lassen sich Jahrzehnte multifunktional nutzen: Tiefgarage, Supermarkt, Wohnen und Arbeiten können problemlos in einem Gebäude untergebracht werden. Aber auch einer späteren Umnutzung steht nichts im Wege, wie Anton Glasmaier, Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich und Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Betonfertigteilwerke, erläutert: „Wände und Decken aus Beton sorgen für Stabilität und Flexibilität. Das sehen wir auch schön an den alten Eisenbetonbauten von der Jahrhundertwende – aus ehemaligen Geschäftshäusern werden Wohnhäuser, ehemalige Fabriken werden gerne von Künstler:innen und Architekturbüros genutzt.“


Beton erlaubt, Plätze und Wege zu befestigen und gleichzeitig wasserdurchlässig zu gestalten – wie der neue Stadtteil Wolfganggasse in Wien- Meidling unter Beweis stellt. Versickerungsfähige Pflastersteine aus Beton eignen sich besonders gut dafür, das Schwammstadt-Konzept umzusetzen. Sie leiten das Regenwasser ab und ermöglichen den Bäumen, sich unter der Oberfläche ungestört zu entwickeln. Der Baustoff Beton kann auf vielfältige Weise dazu beitragen, Flächen effizient zu nutzen. Ein aktuelles Vorzeigebeispiel ist das Wohnhochhaus Schneewittchen mit dem sogenannten Loft-Flügel mit 295 Mietwohnungen, das höchste Hochhaus im Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnviertel. Bevk Perović Arhitekti aus Slowenien planten das 100 Meter hohe Gebäude, das mit Fernwärme über Bauteilaktivierung geheizt und gekühlt wird. Die Bauherren des Wohnhochhauses sind die Wino GmbH und egw.
Nicht zuletzt leistet Beton einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur Dekarbonisierung unserer Gebäude, denn der Betrieb von Gebäuden ist für rund 28 Prozent der globalen THG-Emissionen weltweit verantwortlich (lt. United Nations Environment Programme – Global Alliance for Buildings and Constructions 2018).