Die gängigsten Mythen rund um die Wärmepumpe. Wir klären sie auf.  

Im Neubau sind Wärmepumpen bereits als Standardlösung etabliert, im Jahr 2022 entschieden sich etwas mehr als die Hälfte (53,9 %) der Bauherren in Ein- und Zweifamilienhäusern bereits für eine Wärmepumpe als primären Wärmeerzeuger. Aber auch im Altbau sind Wärmepumpe eine interessante Option zu Erdgas und Öl. Die politische Debatte rund um die Klima- und Energiewende haben zu einer großen Verunsicherung bei den Bürgern geführt.

Die Folge: Die Nachfrage nach Wärmepumpen als Klimafreundliche Alternative zu Öl und Gas ging kräftig zurück. Nun wurde in der zum Teil heftigen Debatte mit „Halbwissen, nennen wir sie mal „Mythen“, argumentiert. Wir haben die Experten aus dem Kreis der Hersteller und dem BWP um einen Faktencheck gebeten. Lesen Sie im folgenden die fachliche Einordnung.

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Behauptung: Wärmepumpen lohnen sich nur im Neubau und verursachen Kosten bis zu 300.000 Euro.

Grundsätzlich gilt: Wärmepumpen sind in der Investition im Bestand meistens etwas teurer als fossile Wärmeerzeuger, insbesondere dann, wenn zur Optimierung der Vorlauftemperatur einige Umfeldmaßnahmen wie der Austausch einzelner Heizkörper vorgenommen wird. Dies würde allerdings auch den Energieverbrauch einer modernen Gasbrennwertheizung senken und wird im Fall der Wärmepumpe als Umfeldmaßnahme mit bis zu 40 Prozent über die BEG-Einzelmaßnahmen gefördert.

Die Differenz aller nötigen Investitionen inklusive Installation zwischen einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und einer Gasbrennwert-Heizung beträgt im Altbau mit einem baulichen Wärmeschutz auf Stand der Jahre 1958-1968 ungefähr 20.000 €. Diese Mehraufwendungen reduzieren sich durch die Nutzung der aktuellen Förderung um etwa 4.000-11.000 €. Es verbleiben also je nach Alter des bestehenden Wärmeerzeugers und gewähltem Kältemittel der Wärmepumpe, die für die genaue Förderhöhe ausschlaggebend sind, noch etwa 5.000 € – 13.000 € höhere Investitionen.

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Umgekehrt spart die Wärmepumpe Energie, und damit Kosten ein. Den Mehraufwendungen stehen über 18 Jahre laut aktuellen Gutachten Einsparungen von etwa 22.000 € gegenüber, sodass sich das System mit der aktuellen Förderung nach aktuellen Energiepreisprognosen ungefähr zwischen dem dritten und dem neunten Betriebsjahr amortisiert. Spätestens mit dem Aufwuchs der CO2-Aufschläge über den Emissionshandel ETS2 wird der Unterschied in den Verbrauchskosten zwischen Wärmepumpe und Gas-, und besonders gegenüber dem Ölbrennwertkessel von Jahr zu Jahr deutlicher.

Somit ist die Wärmepumpe in einer Vollkostenbetrachtung das deutlich wirtschaftlichere System und amortisieren sich in der Regel nach 15 bis 20 Jahren.

PS: Um annähernd auf eine Summe von 300 000 Euro zu kommen, müsste ein kleines Mehrfamilienhaus oder ein sehr großes Einfamilienhaus komplett energetisch saniert werden. Wenn nicht nur zu kleine Heizkörper durch größere ersetzt, sondern eine neue Fußbodenheizung eingebaut wird, treibe das die Kosten in die Höhe. Dazu gehören z.B. neuer Estrich und Fußbodenbeläge im ganzen Haus. Wer dann noch eine Dämmung ans Haus anbringe und neue Fenster einbaue, kommt auf hohe Kosten – das hat dann aber nichts mit der Wärmepumpe zu tun.

Behauptung: Wärmepumpen kommen bei einem Mehrfamilienhaus nicht infrage

Die Praxis weist in die andere Richtung: Gerade bei der Modernisierung in Mehrfamilienhäusern mit Zentralheizungen können Wärmepumpen als Einzellösung oder im Verbund mit einem fossilen Spitzenlastgerät gut integriert werden. Dabei ist das Fachhandwerk längst nicht mehr auf individuelle Anlagenkonzepte angewiesen, sondern kann auf eine schnell wachsende Bandbreite an vorkonfektionierten Lösungen für verschiedenste Anwendungsfälle zurückgreifen.

Von Kaskaden-Lösungen mit Luft-Wasser-Wärmepumpen im kleinen Mehrfamilienhaus bis zu kombinierten Lösungen mit verschiedenen Wärmequellen in größeren Mehrfamilienhäusern oder Mehrfamilienhaus-Komplexen sind viele Optionen denkbar und bereits tausendfach erfolgreich installiert. Natürlich ist es dennoch sinnvoll, in Wärmenetz-Entwicklungsgebieten den Anschluss ans Wärmenetz als Alternative wirtschaftlich und technisch mit zu betrachten.

Behauptung: Wärmepumpen haben keine hohe Lebensdauer

Mit dem Markthochlauf wandelt sich die Wärmepumpe von einer von Hand zusammengeschraubten Nischenlösung zu einem weit ausentwickelten, in Großserie gefertigten Spitzenprodukt mit großen Entwicklungsetats für die Eigenschaften, die Verbraucherinnen und Verbrauchern besonders wichtig sind: Dadurch sind die speziell für den heimischen Markt entwickelten Produkte beispielsweise nicht nur deutlich leiser geworden, sondern auch noch langlebiger.

Die Haltbarkeit eines Markenprodukts ist nach Auskunft aller großen Hersteller, die sowohl fossile Brennwertgeräte, als auch Wärmepumpen im Sortiment haben, mittlerweile vergleichbar und liegt bei ungefähr 20 Jahren.

Entscheidend dabei ist auch eine gute Planung und Auslegung der Anlage auf Grundlage einer gründlichen Heizlastberechnung: Nur so kann sichergestellt werden, dass eine Wärmepumpe genau im Optimalbereich fährt und möglichst wenig „taktet“, das heißt: Möglichst wenig An- und Abfahrprozesse hat, die den Verschleiß maßgeblich mit beeinflussen.

Der BWP rät daher dringend, nicht nur bei der Auswahl des Gerätes, sondern auch bei der Wahl der Fachpartner auf Qualität zu achten – entsprechende Qualitätsnachweise haben unter anderem Betriebe, die das Siegel „Fachbetrieb Wärmepumpe“ tragen oder im Sachkundigenregister nach VDI 4645 Blatt 1 gelistet sind, aber auch solche, die in der Fachpartnersuche des BWP eingetragen sind.

Behauptung: Bei einer Wärmepumpe werde die Heizung nicht richtig warm

Fakten: Natürlich werden die Heizkörper auch bei niedrigen Vorlauftemperaturen warm, aber nicht glühend heiß. Wärmepumpen sind Niedrigtemperaturheizungen. Es wird bei der Wärmeerzeugung nichts verbrannt.  Bei der Technik wird Wärme aus der Umwelt gewonnen (Luft, Wasser, Erde) und mit Strom auf eine Vorlauftemperatur meist zwischen 35 und 55 Grad Celcius gebracht. Die Heizkörper werden definitiv warm genug. Bei der Verbrennung von Öl und Gas entstehen im Kessel Temperaturen von mehreren 100 Grad, wobei der größte Teil dieser Wärme durch den Schornstein verpufft . An Heizkesseln sind die Temperaturen früher unnötig hoch eingestellt gewesen, das ist aber für die durchschnittliche Wohlfühltemperatur (20-22°C) völlig unnötig.

Die Wärme bei Wärmepumpenanlagen entwickelt sich allerdings langsamer, als bei konventionellen Heizungsanlagen, weil das System durch die niedrigeren Vorlauftemperaturen zum Teil länger braucht, um den Raum aufzuheizen. Vielleicht muss sich der eine oder die andere daran erst einmal gewöhnen. Wenn beispielsweise an kalten Tagen zu ausgiebig gelüftet wird, braucht das System länger, um den Raum wieder aufzuheizen – aber langes und unnötiges Lüften ist generell nicht wirklich energieeffizient und klimaschonend.

Behauptung: Wärmepumpen sind Stromfresser

Richtig ist: Wärmepumpen verbrauchen Strom. Richtig ist aber auch: Wärmepumpen verbrauchen deutlich weniger Energie als eine Erdgas- oder Ölheizung, die das gleiche Gebäude beheizt. Das liegt daran, dass sie bereits bei einer Jahresarbeitszahl von 3 nur noch weniger als ein Drittel des Energiebedarfs einer vergleichbaren Brennwertheizung haben. In der Summe heißt das, dass sich durch die Nutzung einer Wärmepumpe der individuelle Energiebezug deutlich reduziert – er erfolgt nun lediglich über den Energieträger Strom, wodurch der Haushaltsverbrauch beim Strom logischerweise ansteigt.

Dennoch bleibt es dabei, dass Wärmepumpen eine Effizienztechnologie sind, die im Regelfall auch mindestens zwei Drittel weniger Strom verbrauchen, als die im letzten Jahr im Baumarkt sehr begehrten Elektroheizungen. Von einer verschwenderischen Technologie kann also keine Rede sein, das Gegenteil ist der Fall.

Behauptung: Eine Wärmepumpe ist nicht klimafreundlicher als eine Gasheizung.

Mit einer Wärmepumpe kann die Gasheizung nicht mithalten. Wer eine Gastherme nutzt, generiert nach Angaben vom Umweltbundesamt (UBA) pro kWh etwa 218 Gramm an umweltschädlichem Kohlenstoffdioxid (CO2). Das heißt: Bei einem Einfamilienhaus mit 20 000 kWh sind das rund 4,4 Tonnen CO2 pro Jahr.

Die Wärmepumpe braucht für den Betrieb dagegen Strom. Beim aktuellen Strommix in Deutschland (2022: 46,2 Prozent aus erneuerbaren Energien) entstehen laut UBA 434 Gramm CO2 pro kWh. Bei einer mittelmäßigen Wärmepumpe mit JAZ 3 (Denn eine Wärmepumpe mit dieser Jahresarbeitszahl macht aus der einen kWh Strom eben 3 kWh Wärme) ergeben sich damit also etwa 145 Gramm CO2 pro kWh. Das macht beim Heizen auf das Jahr (20 000 kWh) gerechnet fast 2,9 Tonnen CO2. Das bedeutet im Vergleich zum Erdgas eine Ersparnis von etwa 35 Prozent.

Wer die Umwelt weiter entlasten will, hat bei der Wärmepumpe zwei Möglichkeiten. Beim Kauf einer leistungsfähigeren Wärmepumpe (JAZ 4) entstehen über das Jahr gerechnet noch etwa 2,2 Tonnen CO2. Eine gute Wärmepumpe halbiert die CO2-Emissionen gegenüber einer Gasheizung. Wer seinen Strom nur noch aus erneuerbaren Energien bezieht, kann die CO2-Emissionen nochmals deutlich reduzieren. Bei einem 100-prozentigen Ökostromtarif liegt die Wärmepumpe bei der Klimafreundlichkeit deutlich vor der Gasheizung.

Behauptung: Wärmepumpe ist laut und stört die Nachbarn

Falsch! Oder… nicht ganz falsch. Luft-Wasser-Wärmepumpen, die an einem ungünstigen Ort aufgestellt werden, können durchaus zu einer erhöhten Schallemission führen und für Ärger mit den Nachbarn sorgen. Deshalb ist die sorgfältige Auswahl des Aufstellortes sehr wichtig. Moderne Anlagen, die sachgerecht aufgestellt werden, sind jedoch in der Regel leiser als ein Kühlschrank.

 Die modernen Wärmepumpen erzeugen zwischen 35 dB(A) und 45 dB(A) Schall. Damit der Nachbar davon aber nicht gestört wird gibt es Verwaltungsvorschriften, wo eine Wärmepumpe fachgerecht aufgebaut werden darf und wie sie installiert werden muss, damit so wenig Schall wie möglich erzeugt wird. Also auch hier gilt, die sorgfältige Planung ist das A und O. Die Vorgaben befinden sich in der „Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm“, kurz TA Lärm.

Übrigens braucht die Erdwärmepumpe überhaupt keine schallproduzierende Außeneinheit. Wichtig ist auch, dass die Platzierung der WP an einer Stelle im Garten, die durch eine Holzverkleidung oder eine Hecke ein wenig Abschirmung schafft häufig auch ausreicht, damit sich Nachbarn nicht gestört fühlen – denn: was man/frau nicht sieht, hört sie auch nicht… (Das erzählen unsere Fachhandwerker uns häufig.)

Behauptung: Wärmepumpen funktionieren nur mit Fußbodenheizung

Fakt ist: Ja, Wärmepumpen laufen am effizientesten mit niedrigen Vorlauftemperaturen (zwischen 35 und 55°C) und je größer die Fläche der Wärmeübergabe, umso niedriger kann in der Regel die Vorlauftemperatur sein.

Also: Die Wärmepumpe liebt große Heizungsflächen, braucht sie jedoch nicht unbedingt. Denn häufig sind die Heizkörper auch in alten Gebäuden ausreichend groß, um auch mit einer Niedrigtemperatur-Wärmepumpe die Wohlfühltemperatur zu erreichen bei einer guten Effizienz – also einem niedrigen Stromverbrauch. Entscheidend ist, dass die Wärmepumpenanlage sorgfältig geplant und installiert wird. Wichtige Zusatzinfo: Sprechen Sie lieber von Flächenheizungen – nicht Fußbodenheizungen – es können nämlich auch Wand- oder Decken-Flächenheizungen sein, Fußbodenheizungen sind nur eine Variante. Insbesondere, wenn die Wärmepumpe auch zum Kühlen eingesetzt werden soll, sind Flächenheizungen besonders gut geeignet.

Quelle: BWP, Hersteller

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