Seit 2017 steht das Forum Leitungswasser für den praxisorientierten Austausch rund um die Prävention von Wasserschäden in Bestandsgebäuden und Neubau. Experten der Schadenprävention und technische Entscheider aus Wohnungsunternehmen berichten aus ihrer Erfahrung, identifizieren Schwachstellen in Planung und Betrieb und entwickeln gemeinsam Lösungsansätze.
Seit 2020 erscheint unser Online-Magazin FORUM LEITUNGSWASSER alle zwei Monate. Es bereitet diese Erkenntnisse aus Workshops und von Partnern wie VdS, dem Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung Kiel (IFS) auf und macht die Beträge der gesamten Wohnungswirtschaft zugänglich.

Schauen wir heute in die Branche, so haben sich aus dieser gemeinsamen Arbeit fünf zentrale Handlungsfelder herauskristallisiert, die für die technische Instandhaltung und Modernisierung im Bestand unverzichtbar sind. Aber damit ist es nicht genug. Neue technische Möglichkeiten, wie digitale Helfer, suchen den Eingang in die technische Gebäude Ausrüstung.
Die Modernisierung alter Anlagen erfordert vorausschauende Planung

Ein zentrales Thema ist die Erneuerung der Haustechnik in Gebäuden, die älter als 50 Jahre sind. Auch wenn Warmwasseranlagen auf den ersten Blick noch funktionstüchtig erscheinen, birgt die Materialermüdung nach Jahrzehnten im Einsatz erhebliche Risiken – insbesondere bei veränderten Druckverhältnissen im Leitungssystem. So können Kunststoffrohre mit der Zeit spröde werden, da sich Weichmacher im Laufe der Jahre verflüchtigen.
Bei plötzlichen Druckschwankungen kann es dann zu Rohrbrüchen kommen. Oder der Rost nagt an den verschiedenen Metallleitungen. Viele Unternehmen haben die Erkenntnisse des Forums längst in ihren technischen Regelbetrieb integriert. Die Devise lautet: Technische Anlagen nicht nur auf Sicht prüfen, sondern auf Alterungsprozesse vorbereitet sein. Nur ein Fachmann kann einen Sanierungsplan erstellen.
Ein Havarieplan schafft Klarheit im Notfall
Im Schadensfall zählt jede Minute – sowohl aus Sicht der Gebäudesubstanz als auch im Interesse der Mieterzufriedenheit. Ein strukturierter Havarieplan ist deshalb ein zentrales Instrument zur Schadenminimierung. Zwei Aspekte stehen dabei im Vordergrund: Zum einen lässt sich durch schnelles Eingreifen der Komfortverlust für die Bewohner begrenzen, zum anderen verringert sich das Ausmaß des Schadens erheblich.
Wichtig ist dabei, dass es im Unternehmen klare Verantwortlichkeiten gibt – intern wie extern. Vom sofortigen Stopp der Leckage über die Koordination mit der Versicherung bis hin zur Absprache mit Gutachtern: Jeder Schritt muss klar definiert und trainiert sein.
Die Kontrolle von Reparaturen ist Teil der Prävention
Wird ein Schaden behoben, ist damit der Prozess nicht abgeschlossen. Vielmehr beginnt hier die nächste Phase der Qualitätssicherung – durch engmaschige Kontrolle der Reparaturarbeiten. FORUM LEITUNGSWASSER empfiehlt, dass die Bauüberwachung durch das Wohnungsunternehmen selbst erfolgen sollte, nicht durch Dritte. So lassen sich frühzeitig Mängel erkennen, etwa bei der Brandabschottung oder bei Druckprüfungen.
Die Teilnahme an Baubesprechungen und unangemeldete Zwischenabnahmen ist dabei unerlässlich. Wer kontinuierlich hinsieht, entdeckt nicht nur Schadstellen, sondern lernt auch für zukünftige Projekte.
Materialauswahl und Rohrverlegung beeinflussen die Schadensanfälligkeit

Ein oft unterschätzter Aspekt in der Schadensprävention liegt in der vorausschauenden Planung von Rohrsystemen – insbesondere im Versorgungsschacht, wo Trinkwasser-, Heizungs- und Abwasserleitungen auf engem Raum verlaufen. Hier gilt es, Wärmeübertragungen zu vermeiden, um beispielsweise die Gefahr der Legionellenbildung durch erwärmte Kaltwasserleitungen zu reduzieren. Vorgefertigte Register vereinfachen die fachgerechte Verlegung und sichern notwendige Abstände zwischen den Leitungen.
Zudem muss auf hygienische Standards geachtet werden, etwa durch das Verschließen offener Rohrenden mit Schutzkappen. Die Berücksichtigung von Durchflussmengen, Druckverhältnissen und Fließgeräuschen gehört heute zur fachlich sauberen Planung ebenso wie der passende Rohrdurchmesser.
Kommunikation ist ein Baustein der technischen Prävention

Technik allein verhindert keine Schäden – Kommunikation spielt eine ebenso zentrale Rolle. Im Unternehmen selbst muss sichergestellt sein, dass relevante Informationen fließen und Zuständigkeiten geklärt sind. Gleichzeitig sollten auch Mieterinnen und Mieter regelmäßig in die Präventionsstrategie eingebunden werden. Informationskampagnen über Mieterzeitungen oder gezielte Hinweise zum Umgang mit Abflüssen und Armaturen können dazu beitragen, das Schadensrisiko deutlich zu senken. Statt nur im Krisenfall zu kommunizieren, braucht es eine proaktive Ansprache mit klarer Botschaft: Prävention ist Gemeinschaftsaufgabe.
Gerd Warda


