Berlin-Adlershof – Erhöhter Schallschutz für Mehrfamilienwohnhaus in monolithischer Ziegelbauweise

Im Stadtteil Berlin-Adlershof, einem stark expandierenden Wissenschaftsstandort, werden Arbeiten und Wohnen auf modernste Weise verknüpft. Eines der spektakulären Wohnbauvorhaben der Berliner Architekten Eyrich – Hertweck nennt sich „Tetris“ Adlershof. Der in zwei Bauabschnitten realisierte sechsgeschossige Gebäudekomplex am Groß-Berliner Damm umfasst insgesamt 76 Mietwohnungen sowie zwei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss: Die Wohnungen reichen architektonisch interessant von der Einzimmer-Singlewohnung bis zum Sechszimmer-Familienappartment. Das Gebäude weist mit Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts Ende 2015 eine Wohnfläche von insgesamt etwa 8 000 Quadratmeter auf.

Die Erschließung der Wohnungen erfolgt überwiegend über die zum Groß-Berliner Damm orientierten Laubengänge. Viele der größeren Wohnungen mit mehr als zwei Zimmern sind als Maisonette-Wohnungen über zwei Geschosse entwickelt, so dass nur in jeder zweiten Etage des Gebäudes ein Wohnungszugang sowie Außenwohnräume wie Terrassen oder Loggien existieren. Dies spart Erschließungs- und Freiwohnflächen. Darüber hinaus erstrecken sich einige der größeren Wohnungen horizontal über oder unter mehreren benachbarten Wohnungen – die Idee für das Computerspiel Tetris wurde aufgenommen. Diese außergewöhnliche Architektur macht die schalltechnische Bemessung der Trennbauteile zwischen den Wohnungen zu einer Herausforderung, da insbesondere die größeren Wohnungen mit zwei Ebenen auf bis zu acht Nachbarwohnungen angrenzen.

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Der Bauherr und die Architekten haben bereits bei der Vorplanung besonderen Wert auf eine ökologische und nachhaltige Bauweise gelegt. Das Gebäude sollte einerseits ohne zusätzliche Dämmung der Außenwände auskommen und aus einschaligem Porotonziegelmauerwerk errichtet werden. Auf der anderen Seite bestand die Vorgabe, einen über den im üblichen Mietwohnungsbau hinausgehenden Schallschutz zu erzielen: eine spürbar höhere Qualität entsprechend derjenigen im Eigentumswohnungsbau musste aufgrund der örtlichen Gegebenheiten (S-Bahn-Trasse) realisiert werden.

Schallschutzkonzept

Durch die Verschachtelung der einzelnen Wohnungen bestand die Herausforderung darin, vor allem die Wohnungstrennwände so anzuordnen, dass die Tragfähigkeit als auch die Schalldämmung gewährleistet sind. Auf Grund der Schottenbauweise der bis zu 15 Meter langen Trennwände wurden 24 Zentimeter starke Poroton-Planfüllziegelwände eingesetzt. Die Beton-Geschossdecken sind 25 Zentimeter dick und mit schwimmendem Estrich auf Ausgleichsdämmung ausgeführt. Die einschaligen, hochwärmedämmenden Außenwände sind aus 36,5 Zentimeter starken, perlitverfüllten Poroton- S10-P-Planziegeln erstellt, um die Anforderungen an die Energieeinsparverordnung, die Statik als auch an einen erhöhten Schallschutz sicherzustellen.

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Die monolithischen Außenwände aus Poroton- Ziegeln mit einem bewerteten Schalldämm- Maß Rw Bau, ref. = 52,1 dB bei einer Wanddicke 36,5 Zentimetern ermöglichen einen wirksamen Schutz gegen den Umgebungslärm in dem verkehrsreichen Mischgebiet sowie eine wirksame Unterdrückung der flankierenden Schallübertragung zwischen den einzelnen Wohnungen.

Dazu sind im Rahmen der Werkplanung die Bauteilanschlüsse der Geschossdecken mit den Außenwänden und die Anschlüsse der Wohnungstrennwände über akustisch besonders wirksame Detailausbildungen optimiert und in der Bauausführung umgesetzt worden. Grundlage hierfür war die akustische Bemessung nach der zukünftigen neuen DIN 4109, die eine zuverlässige Bilanzierung der Schallübertragungswege komplexer Raumanordnungen in Gebäuden ermöglicht.

Die vom Planerteam in Verbindung mit der Poroton- Objektberatung von Wienerberger entwickelten Bauteilanschlüsse der Wand-Decken- Knoten sowie der Außenwand -Trennwandanschlüsse sind in den Bildern 2 und 3 erläutert. Die Deckenauflager wurden mit Poroton-Deckenrandschalen wärme- und schalltechnisch optimiert (Bild 2). Die Wohnungstrennwände aus Planfüllziegelmauerwerk und auch die aus statischen Gründen erforderlichen Stahlbetonwandscheiben sind in die Außenwände mit einer Schlitzeinbindung ausgeführt worden (Bild 3). In allen Fällen konnte so eine sehr gute Stoßstellendämmung erreicht werden, die wiederum Voraussetzung für eine hohe Schalldämmung der Trennbauteile ist. Die Wirksamkeit der optimierten Bauteilanschlüsse in Verbindung mit den für hohen Schallschutz stehenden Poroton-S10-MW-Außenwänden wurde mittels bauakustischer Messungen in den bezugsfertigen Wohnungen überprüft. Dazu wurde die Luftschalldämmung der Wohnungstrennwände und -decken sowie deren Trittschalldämmung messtechnisch ermittelt.

Schallmessungen am Objekt

Die Messungen der Luftschalldämmung von Bauteilen in ausgeführten Gebäuden werden folgendermaßen durchgeführt: In einem am zu messenden Trennbauteil liegenden Raum wird mittels eines Verstärkers und Dodekaeder-Lautsprechers ein über 100 dB (A) Geräusch erzeugt, das „Rosa Rauschen“. Auf der anderen Seite des Trennbauteils im Nachbarraum wird der dort noch ankommende Schallpegel mit einem Mikrofon gemessen. Aus der Differenz des Sende- und des im Empfangsraum gemessenen Schallpegels wird mit den Geometriedaten des Raumes und seiner Nachhallzeit das Schalldämm-Maß des trennenden Bauteils, also der Wohnungstrennwand oder Decke, bestimmt…

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