Wie ganze Wohnquartiere klima-, ressourcenschonend und fit für die Zukunft gemacht werden können, zeigt die Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH (SWG) Nordhausen aktuell mit einem Pionierprojekt im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen. Die Herausforderungen rund um Klimaziele, neue Mobilität und attraktive Wohnstandorte sind dabei insbesondere in schrumpfenden Regionen abseits der bekannten Hotspots enorm. Innovationen wie das serielle und modulare Bauen sowie dezentrale Energieerzeugung vor Ort im Quartier sind hier der Schlüssel zum Erfolg.
„Die Lösungen des kommunalen Wohnungsunternehmens in Nordhausen zur Erneuerung seiner Wohnungsbestände sind zukunftsweisend. Mit dem seriellen Wohnungsbau nutzt die SWG als eines der ersten Unternehmen in Ostdeutschland die Rahmenvereinbarung ‚Serielles und modulares Bauen‘ des GdW. Das ermöglicht bezahlbaren, schnellen Wohnungsbau in hoher Qualität. Um die großen Ziele beim Klimaschutz, dem demografischen Wandel und gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land erreichen zu können, brauchen wir genau diesen Pioniergeist“, sagt Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, bei einer Besichtigung des großen Quartiersentwicklungsprojekts der SWG im Ossietzkyhof im thüringischen Nordhausen.
„Die SWG hat mit ihren beiden Projekten, dem seriellen Bauen im Gumpetal und der energetischen Quartiersentwicklung, neue Wege für die Wohnungswirtschaft beschritten. Wir brauchen den seriellen Neubau ebenso wie die Investitionen in die Bestände“, sagt Frank Emrich, Direktor des Verbandes Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw).
„Die Klimaschutzziele stellen uns in Zukunft vor neue Herausforderungen, denen wir uns mit diesem Projekt stellen wollen. Leider verändern sich die Bedingungen für die Wohnungswirtschaft gegenwärtig in einer rasanten Geschwindigkeit und in vielen Parametern: Standards erhöhen sich, Leerstände wachsen in Folge der demografischen Entwicklung, Materialpreise und Terminketten sind nicht mehr planbar. Da geraten solche Projekte immer wieder neu auf den Prüfstein. Wir brauchen Kontinuität in den gesetzlichen und förderrechtlichen Rahmenbedingungen. Ständig wechselnde Bedingungen erschweren solche komplexen Projekte enorm und verunsichern nicht selten Entscheidungsträger“, sagt SWG-Geschäftsführerin Inge Klaan.
Bei ihrem wegweisenden Projekt „Ossietzkyhof“ saniert die SWG Mehrfamilienhäuser weitgehend im bewohnten Zustand und errichtet gleichzeitig eine neue Wohnanlage in serieller Bauweise. Für das gesamte Quartier wurde ein einheitliches Energiekonzept erarbeitet. Mit der Quartiersentwicklung soll unter Berücksichtigung aller gesetzlichen Anforderungen ein Gebäudestandard realisiert werden, der bezahlbare Mieten für ganz unterschiedliche Zielgruppen ermöglicht. Dazu werden die Versorgungsstrukturen zwischen den einzelnen Objekten intelligent verknüpft und unterschiedliche Gebäudestandards je nach Objekt umgesetzt.
Übergeordnetes Ziel ist es, durch Einsparungen bei den Betriebskosten eine für die Mieter annähernd warmmietenneutrale Sanierung zu ermöglichen. Dabei entsteht ein Wohnquartier, das ausschließlich mit grüner Energie versorgt wird. Die komplette vor Ort erzeugte Energie wird auch genau dort von den Bewohnern genutzt. Das Projekt zeigt die Potenziale, aber auch die Grenzen der Energiewende im Wohngebäudebereich auf. Es kann wichtige Erkenntnisse liefern, welche CO2-Einsparungen mit solchen Projekten erreicht werden können und welche finanziellen Summen für alle Beteiligten mit den Einsparmaßnahmen verbunden sind…