Werkstatt der Hoffnung: Joseph-Stiftung finanziert Radstation in der AEO in Bamberg

Mit rund 41.000 Euro finanziert das kirchliche Wohnungsunternehmen Joseph-Stiftung aus Bamberg das Flüchtlingsprojekt „Aktiv ankommen“ des Kolping-Bildungswerkes für ein weiteres Jahr. Bereits im ersten Jahr konnte das Projekt Menschen mit Fluchtgeschichte, die in der Aufnahmeeinrichtung Oberfranken (AEO) leben, eine berufliche und gesellschaftliche Perspektive aufzeigen. Seit April 2018 gibt es nun mit einer Fahrradwerkstatt eine direkte Anlaufstelle auf dem AEO-Gelände.

Wenn Elsa Decker den Kellerraum in Wohngebäude 2 der AEO Bamberg aufschließt, laufen sofort fünf Kinder mit Fahrrädern die Rampe herunter. Mit ihnen zieht ein bunter Stimmenwirrwarr ein. Nach wenigen Sekunden wird auch Jörg Müssig in Beschlag genommen und schaut sich die ersten Drahtesel an. Nach und nach kommen weitere Personen in die Radstation, die es seit April dieses Jahrs direkt auf dem AEOGelände gibt. Die 27-jährige Elsa Decker ist pädagogische Mitarbeiterin beim Kolping-Bildungswerk und betreut das Projekt „Aktiv ankommen“. Ihr zur Seite steht der ehrenamtliche Helfer Jörg Müssig, Fahrrad- Enthusiast und Freizeitmechaniker mit Herz.

- Anzeige -
Perspektiven und Struktur anbieten

Rund 1400 Personen, hauptsächlich aus Russland, Georgien oder Eritrea, leben in der AEO (Stand April 2018). „Ein Großteil dieser Menschen bekommt, wegen ihres unsicheren Bleibestatus, keine zielgerichtete Förderung. Viele verharren häufig ohne Perspektiven in den Unterkünften“, sagt Wolfram Kohler, Vorstand Kolping-Bildungswerk im Erzbistum Bamberg. Zwar habe sich die Bearbeitungsdauer von Asylverfahren deutlich verkürzt, aber oft würden Asyl suchende die Bescheide vor Gericht anfechten. Deshalb betrage die durchschnittliche Verweildauer in der AEO zwei bis drei Monate. In dieser Zeit würden die Menschen in der Regel keine Sprachkurse oder Arbeitsangebote bekommen, erklärt Kohler und fügt an. „Hier setzt ,Aktiv ankommen‘ an.“

Es gehe darum Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, durch sinnvolle Tätigkeiten und Spracherwerb eine Integration in die Gesellschaft anzubahnen und verschiedene Berufsfelder im Lager- oder Logistikbereich zu erproben, so Kohler. „Wir wollen eine sinnvolle Tagesstruktur und individuelle Perspektiven aufzeigen. Es ist ein sehr niederschwelliges Angebot, das ausschließlich auf Freiwilligkeit basiert“, resümiert er. Neben dem Kolping-Center und dem Kolping-Schnäppchenmarkt, gibt es dafür seit April nun die neue Radstation.

- Anzeige -

Kohler ist froh, dass die Joseph-Stiftung vor einem Jahr sofort von der Projektidee überzeugt war. „Seit Beginn der starken Migrationsbewegungen nach Europa vor drei Jahren engagiert sich die Joseph-Stiftung in der Flüchtlingsarbeit. Als kirchliches Wohnungsunternehmen, das christlichen Grundwerten verpflichtet ist, ist dieses Engagement Teil unserer Unternehmenspolitik. Deshalb unterstützen wir unter anderem das Projekt ,Aktiv ankommen‘ auch im zweiten Jahr mit rund 41.000 Euro“, sagt Wolfgang Pfeuffer, Vorstandssprecher der Joseph-Stiftung.

Bewohner nehmen neues Angebot sehr gut an

„Seit der ersten Öffnung haben wir enormen Zulauf, der konstant hoch ist. Immer montags ab 14 Uhr öffnen wir für zirka zwei Stunden. Pro Nachmittag haben wir zwischen 15 und 30 Besucher. Als nächsten Schritt wollen wir deshalb noch an einem weiteren Tag aufsperren“, sagt Elsa Decker. Mit Deutsch, Englisch, Französisch und einigen Brocken Russisch hangeln sie und Jörg Müssig sich an Fahrradketten und Gummischläuchen entlang zu den Menschen. Man biete Hilfe zur Selbsthilfe an. Die Leute müssten mit anpacken und hätten etwas zu tun. Außerdem sei man durch den Kellerraum auf dem AEO-Gelände sehr nah dran und zu Fuß erreichbar. Durch das Reparieren der Räder werde Vertrauen aufgebaut. Dadurch sei die Radstation auch für viele Anliegen abseits von Problemen mit Speichen und Ketten eine Anlaufstelle, erläutert Decker und hebt hervor: „Es ist ein großartiges Projekt und die Menschen sind sehr dankbar für unser Angebot.“

AEO-Leitung begrüßt Engagement

Auch bei AEO-Leiter Markus Österlein haben die Projektinitiatoren von ,Aktiv ankommen‘ – vor allem mit der Radstation – offene Türen eingerannt. „Die Regierung von Oberfranken ist der Joseph-Stiftung und dem Kolping-Bildungswerk sehr dankbar. Sie haben etwas Wichtiges und Gutes geschaffen“, sagt Österlein. Er ist froh, dass die Radstation, die oft desolate Verkehrstauglichkeit der Fahrräder der AEO-Bewohner etwas verbessere. Die Werkstatt schaffe abwechslungsreiche Lernmöglichkeiten im handwerklichen Bereich und ergänze damit das bestehende Förderangebot in der AEO, so Österlein…

zum vollständigen Artikel als PDF

Lesen Sie die nächsten Artikel dieser Ausgabe

Lesen Sie Artikel zum selben Thema