Rauchwarnmelder im digitalen Zeitalter – Gespräch mit Philip Kennedy, Geschäftsführer der Ei Electronics KG in Düsseldorf

Rauchwarnmelder sind heute aus Wohngebäuden nicht mehr wegzudenken, nicht zuletzt sind sie gesetzlich vorgeschrieben. Was viele nicht wissen: Ein Großteil der Rauchwarnmelder in deutschen Wohngebäuden kommt aus Irland. Wir haben den Geschäftsführer des irischen Warnmelder-Herstellers Ei Electronics, Philip Kennedy, zum Gespräch getroffen.

Er verrät uns die neuesten Entwicklungen im Bereich der Rauchwarnmelder und wie diese in die digitale Infrastruktur von Wohngebäuden integriert werden können.

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Sie sind seit 2003 bei Ei Electronics in Deutschland. Was sind rückblickend die bedeutendsten Veränderungen, die sich in dieser Zeit bei Rauchwarnmeldern ergeben haben?

Philip Kennedy: An der Grundtechnologie hat sich in dieser Zeit wenig verändert. Allerdings ist die Sensortechnik durch Software-Entwicklungen verbessert worden und kann besser zwischen echten Gefahren und unerwünschten Störereignissen unterscheiden. Zusätzlich gibt es Neuerungen im Bereich der Funkvernetzung und der software-gestützten Dateninterpretation.

Gut umgesetzt können diese dazu beitragen, die Zuverlässigkeit der Geräte und zugehörigen Prozesse zu optimieren. Was wir derzeit erleben, ist, dass Rauchwarnmelder zunehmend zum integralen Bestandteil des digitalisierten Wohnquartiers werden. Für uns ist wichtig, dass bei dieser Entwicklung die Sicherheit immer im Fokus bleibt.

Da die Abgrenzung oft nicht klar ist – was ist der Unterschied zwischen Funkvernetzung und Ferninspektion?

Philip Kennedy: Löst ein funkvernetzter Rauchwarnmelder Alarm aus, aktiviert er zugleich alle anderen in der Wohnung bzw. im Haus. Sie bieten ein Plus an Sicherheit und sind beispielsweise in barrierefreien Wohnungen erforderlich, da dort auch eine Vernetzung der Melder mit adäquatem Zubehör notwendig ist.

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Im Gegensatz dazu steht die Ferninspektion für die Möglichkeit, die Inspektion ohne Betreten der Wohneinheiten zu realisieren. Dafür prüfen fernauslesbare Melder die relevanten Kriterien selbsttätig und speichern die Ergebnisse im Gerät ab. Diese Daten lassen sich dann im Walk-by-Verfahren per Funkmodem oder über ein zentrales Gateway einsammeln. Fernauslesbare Geräte sind nach derzeitigem Stand nicht funkvernetzbar, sondern reihen sich bei den sogenannten Stand-alone-Geräten ein, von denen rund 80% „klassische“ Melder sind, die per Knopfdruck geprüft werden.

Rauchwarnmelder sollten eben kein anspruchsvolles Extra-Produkt, sondern in möglichst jedes System einzubinden sein, meint Geschäftsführer Philip Kennedy. Foto: Ei Electronics KG.

Fernauslesbare Melder mit Datenübermittlung werden von Wohnungsunternehmen zunehmend genutzt. Liegt das auch am Fachkräftemangel?

Philip Kennedy: Das ist sicher ein Grund, aber die Vorteile liegen woanders begründet. Es ist eine große Erleichterung, dass die jährliche Inspektion der Geräte ohne ein Betreten der Wohnungen erfolgen kann. Das ermöglicht einen effizienten Betrieb. Zudem schont es auch die Umwelt durch den Verzicht auf überflüssige Inspektionsfahrten im Wohnquartier – ein Aspekt, der Wohnungsunternehmen hilft, Anforderungen an Klimaneutralität zu erreichen.

Darüber hinaus werden Wohnquartiere der Zukunft von zahlreichen vernetzten Systemen der Energieversorgung und Gebäudeautomation geprägt. In diese gilt es, auch Rauchwarnmelder zu integrieren und die zugehörigen Prozesse zu optimieren.

Digitalisierung und Interoperabilität gewinnen weiter an Bedeutung, u.a. durch Verordnungen wie die europäische Energie-Effizienz-Richtlinie (EED). Welche Auswirkungen hat das auf das Thema Rauchwarnmelder und was gilt es hier zu beachten?

Philip Kennedy: Die EED betrifft die Rauchwarnmelder an sich nur indirekt, da diese der Sicherheit dienen und nicht der Verbrauchsmessung. Für die Wohnungswirtschaft und ihre Servicepartner kommt es aber darauf an, die immer zahlreicheren digitalen Systeme möglichst effizient unter einen Hut zu bekommen. Dabei möchte niemand nur für die Rauchwarnmelder analoge Extra-Prozesse fortführen müssen.

Deshalb sollten auch Rauchwarnmelder ins digitale Gebäudemanagement integrierbar sein. Der Schlüssel dazu heißt: „Interoperabilität“. Nur miteinander kompatible Geräte und Systeme sichern einen einheitlichen und benutzerfreundlichen Workflow.

Wie kann man sicherstellen, dass die Interoperabilität gewährleistet ist?

Philip Kennedy: Ich empfehle, auf Warnmelder mit dem herstellerübergreifenden Kommunikationsstandard Open Metering System (OMS) zu setzen. So können unsere Geräte über die cloudbasierte Software-Lösung „Rauchwarnmelder-Manager“ in digitale Ökosysteme eingebunden werden und die rechtssichere Zuordnung der Inspektionsprotokolle zu den einzelnen Liegenschaften bzw. Wohnungen in zahlreichen ERP-System erfolgen.

Das ist aktuell beispielsweise mit Aareon, einem der meistgenutzten Systeme für die Bewirtschaftung von Wohneinheiten, schon Realität, aber auch mit jedem anderen System möglich.

Das heißt auch, dass sich Unternehmen wie Ei Electronics vom reinen Hersteller zum Anbieter von Produkt- und digitalen Lösungen wandeln müssen?

Philip Kennedy: Unser Fokus liegt immer noch darauf, Menschen im privaten Wohnbereich bestmöglich zu schützen. Aber es ist schon richtig – Ei Electronics hat in den letzten fünf Jahren einen Wandel vom reinen Hersteller für klassische Rauchwarnmelder zum Komplettanbieter inklusive digitaler Lösungen vollzogen.

Dabei leitet uns stets der Gedanke der Offenheit und Flexibilität. Der Markt ist stark von Anbietern geprägt, die auf proprietäre Lösungen setzen, für uns geht es dagegen um maximale Kompatibilität. Rauchwarnmelder sollten eben kein anspruchsvolles Extra-Produkt, sondern in möglichst jedes System einzubinden sein. Entsprechend haben wir eine Whitelist mit über 30 namhaften Software-Lösungen zusammengestellt, an die unsere Geräte nahtlos angedockt werden können.

Auch unsere eigene Software-Lösung, der „Rauchwarnmelder-Manager“ ist letztlich ein Tool, das als Mittler dazu dient, maximale Kompatibilität zu anderen Systemen zu ermöglichen. In diesem Sinne die Botschaft: Ei Electronics ist open!

Was wäre ihr Rat zum Abschluss, den Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

Philip Kennedy: Lassen Sie sich beim Thema Rauchwarnmelder unbedingt professionell beraten! So kommen Sie zu einer auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Lösung. Bei der Auswahl der Geräte empfehle ich, nicht nur die reinen Anschaffungskosten zu betrachten, sondern auch Folgeaufwände und die nachgelagerten Prozesse zu berücksichtigen. Schließlich handelt es sich um ein Investment für die nächsten zehn Jahre, das ganzheitlich betrachtet werden sollte.

Philip Kennedy, vielen Dank für den Einblick!

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