Im Januar 2025 stieg die Zahl der Baugenehmigungen in Neubauten bei Mehrfamilienhäusern um 5,8 % gegenüber dem Dezember 2024 an. Foto Wohnungswirtschaft heute.de / gw
Im Jahr 2024 wurde in Deutschland der Bau von 215 900 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren das 16,8 % oder 43 700 Wohnungen weniger als im Vorjahr. Damit sank die Zahl der Baugenehmigungen bereits im dritten Jahr in Folge.
Weniger neue Wohnungen waren zuletzt im Jahr 2010 (187 600 Wohnungen) genehmigt worden. In den Zahlen sind die Baugenehmigungen für Wohnungen sowohl in neuen als auch in bestehenden Gebäuden enthalten. Die Zahl der gemeldeten Baugenehmigungen ist ein wichtiger Frühindikator für die zukünftige Bauaktivität.
Nach dem Einbruch der Zahl der Baugenehmigungen im Jahr 2023 um insgesamt 26,6 % gegenüber dem Vorjahr verlangsamte sich der Rückgang im Jahresverlauf 2024 etwas: Waren im 1. Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr 21,1 % weniger (-28 500 auf 106 700) Wohnungen genehmigt worden, so waren es im 2. Halbjahr 2024 gegenüber dem Vorjahreshalbjahr 12,5 % weniger (-15 600 auf 109 300) Wohnungen.
Im Jahr 2024 wurden 172 100 Neubauwohnungen genehmigt. Das waren 19,4 % oder 41 500 Neubauwohnungen weniger als im Vorjahr.
Rund 93 % der Genehmigungen für Neubauwohnungen entfielen in Deutschland 2024 auf Unternehmen und Privatpersonen. Entsprechend prägen diese beiden Gruppen die Gesamtentwicklung. Im Jahr 2024 entfielen auf Unternehmen 92 300 Baugenehmigungen für Wohnungen und damit 21,6 % oder 25 400 weniger als im Vorjahr.
Auf Privatpersonen entfielen 68 400 Baugenehmigungen, das waren 15,6 % oder 12 700 weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Baugenehmigungen, die auf Bauanträge der öffentlichen Hand zurückgehen, sank um 19,8 % oder 2 200 auf 8 800.
Nach Gebäudearten betrachtet ging im Neubau im Jahr 2024 die Zahl der Baugenehmigungen bei Einfamilienhäusern (-20,3 % oder -9 600 auf 37 900) deutlich stärker zurück als bei Zweifamilienhäusern (-11,3 % oder -1 600 auf 12 700 Wohnungen). Diese beiden Gebäudearten werden im Allgemeinen von Privatpersonen errichtet und machen rund ein Drittel (29,4 %) der im Jahr 2024 genehmigten Neubauwohnungen in Deutschland aus.
Ein- und Zweifamilienhäuser
Im Jahresverlauf 2024 hat sich die Zahl der Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser auf niedrigem Niveau stabilisiert. Im Januar 2024 wurde mit 3 900 Genehmigungen der bisher niedrigste Monatswert seit dem Beginn der Zeitreihe 1995 gemessen. Seitdem schwankt die Zahl der Baugenehmigungen eng um einen durchschnittlichen Monatswert von ca. 4 200.
Mehrfamilienhäuser
Rund zwei Drittel (66,4 %) der im Jahr 2024 genehmigten Neubauwohnungen in Deutschland entstehen in Mehrfamilienhäusern. Hier lag die Zahl der Baugenehmigungen 2024 gegenüber 2023 um 19,7 % niedriger (-28 000 auf 114 200 Wohnungen).
Baugenehmigungen in Neubauten im Januar 2025 zum Vorjahresmonat:
+21,7 % bei Einfamilienhäusern
-10,1 % bei Zweifamilienhäusern
+5,8 % bei Mehrfamilienhäusern
Im Januar 2025 wurde in Deutschland der Bau von 18 000 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 6,9 % oder 1 200 Baugenehmigungen mehr als im Januar 2024. Damit stieg die Zahl der Baugenehmigungen im Vorjahresvergleich zum zweiten Mal in Folge, nachdem sie im Dezember 2024 bereits um 5,1 % gegenüber Dezember 2023 gestiegen war.
Die STADT UND LAND errichtet zwei Gebäude in Ziegel-Lehm- und Holz-Lehm-Bauweise in Alt-Britz, Neukölln, die als „Nachhaltigkeitspiloten“ CO₂-Einsparpotenziale, Low-Tech-Strategien & ressourcenschonendes Bauen erforschen. Ziel ist, kreislaufgerechte & bezahlbare Bauweisen für den Mietwohnungsbau zu entwickeln.
Anfang März wurde Richtfest gefeiert. Dabei waren Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Wissenschaft, darunter Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Alexander Slotty, Staatssekretär für Bauen und Amtschef in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, sowie Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Neukölln .
Die beiden Objekte mit insgesamt 36 Mietwohnungen, davon 18 barrierefrei und 6 gefördert, fügen sich in eine bestehende Wohnsiedlung in Alt-Britz ein. Die fünfgeschossigen Häuser sind in Grundriss und Kubatur identisch, werden jedoch mit unterschiedlichen Baustoffen errichtet, um langfristige Vergleiche zwischen der Ziegel-Lehm-Bauweise und der Holz-Lehm-Bauweise zu ermöglichen.
Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet
Während der Entwurfs- und Bauphase sowie der ersten Betriebsjahre werden beide Gebäude wissenschaftlich begleitet, um die ökologischen und ökonomischen Potenziale von nachhaltigen Baustoffen, einer robusten Lowtech-Bauweise und optimierten Grundrissen im Mietwohnungsbau aufzuzeigen.
Ziel des Reallabors ist unter anderem zu zeigen, wieviel CO₂ durch Materialien wie Holz, Lehm & Recyclingmaterial eingespart werden kann, während alle Anforderungen an Wärme-, Schall- & Brandschutz eingehalten werden. Nach der Fertigstellung wird ein Monitoring durchgeführt, das Aufenthaltsqualität, Energiebedarf und Umweltwirkungen untersucht. Die Ergebnisse werden mit konventionellen Bauweisen verglichen, um fundierte Erkenntnisse für den Geschosswohnungsbau zu gewinnen.
Mit diesem Projekt leistet die STADT UND LAND einen Beitrag zur Entwicklung kreislaufgerechter, technikreduzierter & erschwinglicher Bauweisen. Es zeigt, wie nachhaltige Materialien langfristig im sozialen Wohnungsbau integriert & klimafreundliches Bauen mit niedrigen Betriebskosten ermöglicht werden können.
Quelle und Foto: HZL by Arge ZRS Architekten GvA mbH und Bruno Fioretti Marquez GmbH
Das Projekt wird von der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz sowie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert. Es wird von der STADT UND LAND mit der ARGE ZRS Architekten und Bruno Fioretti Marquez umgesetzt und von der TU Braunschweig, der TU Berlin und der Universität Stuttgart wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.
Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet
Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt: „Berlin braucht einen Wohnungsbau, der Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet – über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg. Die „Nachhaltigkeitspiloten“ stehen klar im Einklang mit den Zielen des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms 2030 und bieten zukunftsweisende Impulse für den klimaneutralen Neubau.“
Wir wollen bezahlbaren, sicheren und klimagerechten Wohnungsbau.
Alexander Slotty, Staatssekretär für Bauen: „Das Reallabor der STADT UND LAND zeigt, dass die landeseigenen Unternehmen vorbildliche Innovationstreiber für Berlin sind. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse. Unser Ziel ist klar: Wir wollen bezahlbaren, sicheren und klimagerechten Wohnungsbau. Jede neue Wohnung bedeutet ein neues Zuhause für die Berlinerinnen und Berliner. Das Pilotprojekt zeigt, wie in Zukunft umwelt- und ressourcenschonend und dabei kostengünstiger gebaut werden kann.“
Neukölln steht nicht nur für Vielfalt, sondern auch für innovative Wege
Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Neukölln: „Neukölln steht nicht nur für Vielfalt, sondern auch für innovative Wege und nachhaltige Entwicklungen. Mit diesem Pilotprojekt wird bezahlbares und barrierefreies Wohnen im Heute und gleichzeitig langfristig für die Zukunft gedacht.
Insofern begrüße ich diesen Gebäudezuwachs hier im Alt-Britzer Kiez sehr. Und ich freue mich, hier bald neue Neuköllnerinnen und Neuköllner in unserem Bezirk willkommen heißen zu können.“
In der Gebäudehülle die CO₂-Emissionen um mindestens 50 Prozent senken
Natascha Klimek, Geschäftsführerin STADT UND LAND: „Wir bauen am Limit. Die Rohstoffreserven schwinden und die Deponieräume werden knapper, während die Klimaschutzziele ambitioniert sind. Im Bauwesen verursachen die aktuell eingesetzten Baustoffe über 50 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, 52 Prozent des Abfallaufkommens und 90 Prozent des Verbrauchs mineralischer Ressourcen.
Ein wesentlicher Ansatz zur Reduzierung dieser Zahlen liegt in gezielten baulichen Maßnahmen. Dieses Projekt leistet einen entscheidenden Beitrag, indem wir durch den Einsatz natürlicher Rohstoffe wie Holz, Ziegel und Lehm in der Gebäudehülle die CO₂-Emissionen um mindestens 50 Prozent im Vergleich zu konventioneller Bauweise senken.“
Höheren Anfangsinvestitionen langfristig durch niedrigere Betriebs-, Instandhaltungs- und Rückbaukosten ausgegleichen
Ingo Malter, Geschäftsführer STADT UND LAND: „Dieses Pilotprojekt soll aufzeigen, dass die höheren Anfangsinvestitionen bei ressourcenschonender Bauweise langfristig durch niedrigere Betriebs-, Instandhaltungs- und Rückbaukosten ausgeglichen werden können.
Wir hoffen, mit diesem Projekt einen Beitrag zur Entwicklung kreislaufgerechter und technikreduzierter Bauweisen zu leisten und durch die wissenschaftliche Begleitung und Auswertung belegbare Erkenntnisse für den Geschosswohnungsbau zu gewinnen. Bauen muss zukünftig einfacher und schneller werden. Gebäude müssen robuster sowie langlebiger und die Instandsetzungsintervalle verlängert werden. Nachhaltigkeit und Ökonomie müssen sich nicht widersprechen.“
Der Blick in ein Zimmer. Die verwendeten nachhaltige Materialien wie Holz und Lehm sind ideal für ein gutes Raumklima. Quelle und Foto: HZL by Arge ZRS Architekten GvA mbH und Bruno Fioretti Marquez GmbH
Mit Intelligenter Haustechnikplanung und nachhaltigen Materialien ein gutes Raumklima erreichen
Sabine Djahanschah, Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU): „Intelligente Haustechnikplanung und nachhaltige Materialien wie Holz und Lehm sind ideal für ein gutes Raumklima in Gebäuden. Daraus entsteht ein Win-Win für Umwelt sowie Verbraucherinnen und Verbraucher: Zum einen werden Ressourcen geschont, weil Bauelemente und Baustoffe wie Holz und Lehm gut wieder- oder weiterzuverwenden sind.
Zum anderen kann man mit effizienter Klimatechnik natürlich auch Kosten sparen. Mit solchen DBU-geförderten modellhaften Konzepten will die DBU energieeffizientes Bauen und Wohnen schneller voranbringen.“
Schon im Entwurfsprozess wurden durch eine ausführliche Ökobilanzierung erhebliche Einsparpotentiale erreicht
Quelle und Foto: HZL by Arge ZRS Architekten GvA mbH und Bruno Fioretti Marquez GmbH
Prof. Eike Roswag-Klinge, Technische Universität Berlin: „Naturbaustoffe und ihre klimasteuernden Eigenschaften eröffnen Perspektiven für einen sowohl kostengünstigen als auch klimagerechten und gesunden Low-Tech-Wohnungsbau.
Schon im Entwurfsprozess konnten durch eine ausführliche Ökobilanzierung erhebliche Einsparpotentiale, wie auch verringerte Treibhausgas-Emissionen im Vergleich mit konventionellen Bauweisen identifiziert werden. Mit der Inbetriebnahme der Gebäude werden wir in eine Monitoring Phase übergehen, um unsere Thesen weiter zu validieren.“
Prinzipien der Kreislaufwirtschaft berücksichtigt
Prof. Piero Bruno, IWE Uni Stuttgart: „Die Holz-Lehm- und Ziegel-Lehm-Bauten zeigen, dass nicht alle Lösungen technisch sein müssen. Sie stellen eine Rückbesinnung auf das Wesentliche dar, in der die Intelligenz des Materials und der Gebäudestruktur zum Ausdruck kommen und gleichzeitig die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft berücksichtigt werden.“
Anfang März trafen sich zum Richtfest der „Nachhaltigkeitspiloten“ v.l.: Ingo Malter, Geschäftsführer STADT UND LAND, Prof. Piero Bruno, IWE Uni Stuttgart, Prof. Eike Roswag-Klinge, Technische Universität Berlin, Sabine Djahanschah, Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Neukölln, Dr. Christoph Landerer, Vorsitzender des Aufsichtsrates STADT UND LAND, Ute Bonde, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Alexander Slotty, Staatssekretär für Bauen, Natascha Klimek, Geschäftsführerin STADT UND LAND. Bildrechte/Fotograf: STADTUNDLAND/CKruppa
Die STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH bewirtschaftet rund 53.100 Wohnungen und über 880 Gewerbeobjekte im eigenen Bestand sowie mehr als 10.000 weitere Wohnungen und über 250 Gewerbeobjekte im Auftrag Dritter in Berlin sowie im Berliner Umland und zählt zu den großen städtischen Wohnungsbaugesellschaften Berlins. Der Bestand soll bis 2034 durch Neubau und Ankauf auf insgesamt rund 56.500 Wohnungen wachsen.
Dafür plant das Unternehmen rund 997 Mio. Euro zu investieren. Kontinuierlich investiert die STADT UND LAND auch in die Sanierung und Modernisierung ihrer Bestände, hierfür sind in den nächsten 10 Jahren rund 956 Mio. € geplant und unterstützt zahlreiche soziale Projekte und Initiativen zur Stärkung der Quartiere.
733 / 512 / 206 / 0 / 15/die magischen Zahlen, die in die Geschichte eingehen werden. Mit mehr als der geforderten zweidrittel Mehrheit wurde am 18. März 2025 per Grundgesetzänderung die Schuldenbremse für unser Sicherheit gelockert. Ebenso wurde beschlossen, dass zusätzlich bis zu 500 Milliarden Euro (Sondervermögen) für die marode Infrastruktur, Brücken, Straßen, Bahn ausgegeben werden dürfen. Davon sind 100 Milliarden für den Klimaschutz vorgesehen.
Was nicht genannt wurde, ist das bezahlbare Wohnen, Klimaschutz in der Immobilienbranche, die kulturelle Bildung, die Arbeitsbedingungen in Kitas und im Gesundheitswesen. Damit dies beim Ringen um die Macht, die Deutungshoheit und Verschieben von Pöstchen etc., also in den Koalitionsgesprächen nicht vergessen wird, haben wir Stimmen von Experten gesammelt. Die Beiträge finden Sie in dieser Ausgabe.
Klimaneutraler Gebäudebestand
Die Erreichung eines energieeffizienten, sozialverträglichen und klimaneutralen Gebäudebestands ist unverzichtbar. Dies anzuerkennen, fordert eine breite Allianz aus Branchen-, Verbraucher- und Fachorganisationen von den Verhandelnden der CDU, CSU und SPD. Also sollte die Bedeutung energieeffizienter Gebäude im Koalitionsvertrag adäquat veranker werden. In einem Thesenpapier schreiben sie dazu:
„Das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands muss ein unverzichtbarer Grundsatz in der politischen Agenda bleiben. Denn dies ist nicht nur essenziell für die Umsetzung europäischer Regeln sowie nationaler und internationaler Klimaziele, wie alle relevanten Szenarien bestätigen. Auch der Erhalt des sozialen Friedens und unsere energie- und geopolitische Unabhängigkeit hängen davon ab.
Um die auch wirtschaftlich erforderliche Transformation im Gebäudebereich erfolgreich, sozial und werterhaltend zu gestalten, sind klare und langfristig verlässliche politische Leitlinien sowie wirtschaftlich tragfähige Maßnahmen erforderlich.“ (lesen Sie in dieser Ausgabe: Energieeffiziente Gebäude sind der Schlüssel für Klimaschutz und soziale Stabilität)
Mietendeckel
Auch der GdW wendet sich mit einem Appell an die Verhandler von CDU/CSU und SPD.
„Wenn Baukosten seit 2019 um rund 40 Prozent steigen und zugleich mehr für den Klimaschutz getan werden soll, ist klar: Weitere Eingriffe in die Mietpreisbildung würden den Wohnungsbau und die Modernisierung endgültig zum Erliegen bringen. Das betont auch ein Rechtsgutachten unter der Federführung des Verfassungsrechtlers Prof. (em.) Dr. Dr. h.c. Ulrich Battis, dass einer Regulierung auch verfassungsrechtliche Grenzen gesetzt sind“, so GdW-Präsident Axel Gedaschko. (Lesen Sie in dieser Ausgabe: Regulierung im Mietrecht sind Grenzen gesetzt – Kurswechsel nötig)
Weitere spannenden Berichte mit Themen, die für ein zukunftsfähiges Deutschland notwendig sind:
* Heizen mit Abwärme – Allein in Niedersachsen Potenzial für bis zu 800.000 Haushalte
* Machbarkeitsstudie zur Wasserstoffinfrastruktur für Nord- und Mittelhessen
* Klimaneutrale Erdwärme für das hannoversche Fernwärmenetz
* STADT UND LAND – „Holz Ziegel Lehm“ – Richtfest für den Nachhaltigkeitspiloten
* Klimageldstudie liefert wertvolle Impulse für Politik der neuen Bundesregierung
März 2025 – Wohnungswirtschaft technik. Eine neue Ausgabe mit vielen anderen Blickwinkeln. Klicken Sie mal rein.
Die Baubranche wird gebraucht, heute und in Zukunft. Nicht nur für den Bau von dringend benötigtem Wohnraum, sondern auch für die Instandhaltung und Erweiterung der Verkehrs-, Energie- und sozialen Infrastruktur.
Für diese Zukunftsaufgaben hat die Branche ihren Transformationsprozess begonnen: Schnellere Prozesse durch Digitalisierung, Einsatz von KI und mehr Technik schaffen Produktivität und erhöhen die Effizienz. Das wiederum steigert die Attraktivität für Fachkräfte – Fachkräfte, die die Baubranche dringend benötigt: männliche, weibliche, diverse.
Bauen ist Teamarbeit – das geht am besten mit Frauen und Männern
BAUINDUSTRIE-Vize-Präsidentin Jutta Beeke (Geschäftsführerin ECHTERHOFF): „Bauen ist nicht nur Technik – Bauen ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit und zugleich ein Lebensgefühl. Bauen ist gemeinsames Arbeiten an einem Ziel. Bauen ist Teamarbeit.
Wir schöpfen Werte und schaffen die gebaute Umwelt. Für Junge und Alte, für Private und Unternehmen. Für alle. Und das geht am besten mit Männern und Frauen. Weil wir ihre Perspektiven, ihr Know-how, ihren Einsatz brauchen und Karrieren bei uns nicht vom Geschlecht abhängen.“
Klischees bremsen die Integration weiblicher Fachkräfte
Hierfür sei es wichtig, Rolemodels zu schaffen. „In Westdeutschland bestand bis 1994 ein Frauenarbeitsverbot auf dem Bau – somit konnten sich Frauen-Vorbilder gar nicht erst entwickeln, etwa in Familien.“ Daher komme es, dass die Branche zwar nicht unattraktiv, bei der Integration weiblicher Fachkräfte aber vor allem mit Klischees ausgestattet sei. Etwa, dass körperliche Arbeit an der Rüttelplatte nur von Männern verrichtet werden könne.
„Ausgelassen wird in dieser veralteten Vorstellung, dass Planung einen großen Teil der Arbeit ausmacht und dass Automatisierung sowie Technisierung in der Bauindustrie schon gang und gäbe sind“, so Beeke.
Genau deshalb engagiert sich die BAUINDUSTRIE in der „Initiative Klischeefrei“, mit Hilfe derer überkommene Vorstellungen von Berufen und Geschlechterrollen aufgelöst werden sollen. Mit der Gründung eines brancheneigenen FrauenNetzwerks-Bau mit rund 800 Mitgliedern unter der Schirmherrschaft von Bundesbauministerin Klara Geywitz setzt die BAUINDUSTRIE Zeichen, denn es bietet weiblichen Fach- und Führungskräften eine Plattform für Austausch, Wissensvermittlung und Vernetzung.
BAUINDUSTRIE-Vize-Präsidentin Jutta Beeke macht deutlich, was die Branche als Arbeitgeber leisten kann: „Als Branche sind wir fest davon überzeugt, dass eine stärkere Öffnung für weibliche Fach- und Führungskräfte kein kurzfristiger Trend, sondern eine absolute Notwendigkeit ist.
Wir brauchen weibliche Expertise und Perspektive auf die nachhaltige Gestaltung unserer gebauten Umwelt und bieten dabei interessante und hochkarätige Karriereoptionen. Mit einem enormen Potenzial für die Zukunft, insbesondere hinsichtlich der Herausforderungen in Bezug auf den zusätzlichen Bedarf an Wohnraum, der Einhaltung der Klimaziele sowie der dringend notwendigen Sanierung der teilweise maroden Infrastruktur.“
Zahlen und Fakten zu Frauen in der Baubranche
Lediglich 14 Prozent der Beschäftigten im Wirtschaftszweig Baugewerbe sind weiblich.
Im Wirtschaftszweig Bauhauptgewerbe liegt der Anteil mit 11 Prozent sogar noch darunter.
In bauhauptgewerblichen Berufen liegt der Frauenanteil nur bei 2,2 Prozent, bei den gewerblichen Auszubildenden in bauhauptgewerblichen Berufen bei 4,4 Prozent.
Frauen arbeiten lieber in der Planung: 28 Prozent der Beschäftigten in der Bauplanung und -überwachung sind Frauen.
30 Prozent der Studierenden des Fachs Bauingenieurwesen sind weiblich.
29 Prozent der Bauingenieure, welche überwiegend in Bauunternehmen tätig sind, sind weiblich; in der öffentlichen Verwaltung liegt der Anteil bei 47 Prozent.
Das Gehaltsniveau von hochqualifizierten Frauen liegt nur bei 79 Prozent (Experte) beziehungsweise 86 Prozent (Spezialist) des Niveaus ihrer männlichen Kollegen.
Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes und der Bundesagentur für Arbeit. Den Arbeitsmarkt-Report 2025Frauen am Bau finden Sie HIER.
Ein Blick von Höhen ins Tal nach Dresden. Mehr soziale Gerechtigkeit, weniger Bürokratie: Auch Wohngeld und Mobilitätsprämie sind Alternativen zu einem Klimageld, die zudem Schwarz-Rot finanziell und administrativ entlasten würden. Foto: wohnungswirtschaft heute.de / gw
Welchen finanziellen Ausgleich braucht der CO2-Preis für Wärme und Verkehr im Rahmen einer akzeptierten und gerechten Klimapolitik? Zu dieser Frage hat der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit einer Studie beauftragt.
Die Studie „Regionales Klimageld in Deutschland: Potenziale, Herausforderungen und Verteilungswirkungen“ leistet einen Beitrag zur Debatte um eine Klimapolitik, die soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Blick nimmt.
Hintergrund ist die Frage, wie eine ambitionierte Klimapolitik aussehen muss, die von den Menschen gut angenommen wird und soziale Härten abfedert. Denn wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Bevölkerung bei moderaten CO2-Preisen eher Investitionen in nachhaltige Infrastruktur bevorzugt, während mit steigenden Preisen der Wunsch nach direkter finanzieller Entlastung zunimmt.
Und die Situation wird sich voraussichtlich weiter verschärfen, wenn ab 2027 das Gesetz zum EU-Emissionshandel ETS-II greift: Es ist unklar, wie sich der CO2-Preis entwickeln wird und wie schnell die Dekarbonisierung in den Bereichen Verkehr und Wärme voranschreitet.
„Müssen setzt Können voraus. Eine Klimapolitik mit einer wirksamen CO2-Bepreisung braucht deshalb nicht nur Investitionen, sondern Entlastungen für diejenigen, die nicht ein und aus wissen. Hier kann ein regional oder sozial gestaffeltes Klimageld Abhilfe schaffen. Um unbürokratisch und schnell zu handeln, sollten bestehende Wege wie das Wohngeld oder eine Mobilitätsprämie zur Entlastung genutzt und vereinfacht werden“, sagt RNE-Mitglied Kai Niebert.
Die AutorInnen der Studie haben Kompensationsmöglichkeiten von Mehrbelastungen aus der CO2-Bepreisung analysiert und geben Impulse für die Ausgestaltung der Klimapolitik in Deutschland unter einer neuen Bundesregierung. Im Zentrum stand die Frage, inwiefern ein regional differenziertes Klimageld nach österreichischem Vorbild auch in Deutschland umgesetzt werden könnte und welche anderen zielgerichteten Kompensationsmöglichkeiten es gibt.
Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:
Zur Verhinderung fossiler Lock-in-Effekte müssen Investitionen und Förderprogramme in klimaneutrale Infrastrukturen und Technologien im Fokus stehen, also in die Dekarbonisierung investiert werden.
Soziale Härten aus der CO2-Bepreisungung sollten ausgeglichen werden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Härten differenziert abzufedern: Z.B kann ein Teil der Einnahmen als Klimageld zurückgezahlt werden, nach Einkommen oder regional gestaffelt. Beide Varianten führen zu unterschiedlichen Verteilungseffekten und haben jeweils Vor- und Nachteile. Auch hier findet sich keine Silver Bullet.
Die CO2-Bepreisungung belastet die Bevölkerung auf dem Land spürbar stärker als in der Stadt. Eine regionale Staffelung des Klimageldes kann diese Belastungsunterschiede ausgleichen. Allerdings werden dann ärmere Bevölkerungsschichten in der Stadt stärker belastet als auf dem Land. Insgesamt bleiben ähnlich viele Härtefälle bestehen wie bei einem pauschalen Klimageld.
Für eine gezieltere Abfederung sozialer Härten bieten sich vor allem Weiterentwicklungen bestehender Instrumente an, etwa beim Wohngeld oder durch die Umwandlung der Entfernungspauschale in ein Mobilitätsgeld. Allerdings gibt es auch bei diesen Instrumenten Herausforderungen, und die administrative Abwicklung würde vorerst eine individuelle Prüfung erfordern.
Unabhängig vom gewählten Modell braucht es beim Ausgleich von Härten weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung und eine einfachere Umsetzung.
Swantje Fiedler, Hauptautorin der Studie fasst zusammen: „Bei der Ausgestaltung von finanziellen Kompensationen gibt es einen Zielkonflikt zwischen Zielgenauigkeit und Einfachheit. Letztendlich ist es eine Frage der politischen Prioritäten und der gesellschaftlichen Akzeptanz, ob man sich ein teureres, flächendeckendes Klimageld für alle leistet oder kompliziertere Leistungen nur für bestimmte Gruppen umsetzt.“
Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V. (FÖS)
Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V. (FÖS) ist ein überparteilicher und unabhängiger politischer Think Tank. Es setzt sich seit 1994 für eine Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft zu einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft ein und ist gegenüber Entscheidungsträgerinnen und Multiplikatorinnen Anstoßgeber wie Konsensstifter.
Zu diesem Zweck werden eigene Forschungsvorhaben durchgeführt, konkrete Konzepte entwickelt und durch Konferenzen, Hintergrundgespräche und Beiträge in die Debatte um eine moderne Umweltpolitik eingebracht. Das FÖS setzt sich für eine kontinuierliche ökologische Finanzreform ein, die die ökologische Zukunftsfähigkeit ebenso nachhaltig verbessert wie die Wirtschaftskraft. https://foes.de/de-de/
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
Das DIW Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) ist seit 1925 eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland. Es erforscht wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Zusammenhänge in gesellschaftlich relevanten Themenfeldern und berät auf dieser Grundlage Politik und Gesellschaft.
Das Institut ist national und international vernetzt, stellt weltweit genutzte Forschungsinfrastruktur bereit und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Das DIW Berlin ist unabhängig und wird als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert. https://www.diw.de/deutsch
Sanieren auf die lange Bank schieben, ist keine gute Idee. Jetzt ist es die richtige Zeit. Allerdings ohne zielgerichtet Förderung geht es nicht. Noch einmal zur Erinnerung: Ein Euro Klimaförderung vom Staat generiert bis zu sieben Euro aus privater Hand. Foto: Wohnungswirtschaft heute gw
Eine breite Allianz aus Branchen-, Verbraucher- und Fachorganisationen forderte die Verhandelnden von CDU, CSU und SPD auf, im Koalitionsvertrag die Bedeutung energieeffizienter Gebäude adäquat zu verankern.
Ein klimaneutraler Gebäudebestand sei nicht nur für den Klimaschutz, sondern insbesondere auch für die soziale Stabilität und die wirtschaftliche Unabhängigkeit unverzichtbar.
Klare Regeln und finanzielle Anreize: Planbarkeit ist Voraussetzung für Investitionen
In einem gemeinsamen Thesenpapier betonen die Verbände die Notwendigkeit klarer und langfristiger politischer Leitlinien und wirtschaftlicher Anreize. Um Investitionssicherheit zu schaffen, seien verlässliche Rahmenbedingungen entscheidend. Wesentlich seien deshalb Rechtsklarheit, schnelle Genehmigungsverfahren und unbürokratische Förderungen.
Einkommensschwache Haushalte sollten gezielt entlastet und Förderprogramme auf die energetisch schlechtesten Gebäude ausgerichtet werden, fordern die Organisationen in ihrer gemeinsamen Erklärung. Energieeffizienz reduziere die Transformationskosten der Energiewende und trage wesentlich zur Energiesouveränität sowie zur wirtschaftlichen Stabilität bei. Die öffentliche Hand müsse vorangehen, um Handlungsfähigkeit zu zeigen und die Akzeptanz für die notwendigen Maßnahmen zu stärken.
Jetzt handeln: Sanierung als Chance für Wirtschaft und Versorgungssicherheit
Die Verbände appellieren an die Verhandlerinnen und Verhandler, die enormen Chancen der energetischen Sanierung des Gebäudebestands für Wirtschaft, Versorgungssicherheit und Klimaschutz zu nutzen. Die künftige Bundesregierung müsse daher jetzt handeln und im Sondervermögen Infrastruktur einen erheblichen Anteil für Gebäudeinfrastrukturmaßnahmen einplanen.
Unterzeichnende Organisationen:
Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (ZIV)
Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung e. V. (BTGA)
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF)
VNW-Verbandsdirektor Andreas Breitner. Foto: VNW, Bertold Fabricius, Hamburg
Die sozialen Vermieter fordern, den Menschen auf dem Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2045 ehrlich zu sagen, was es kostet und wie stark es das Wohnen verteuern wird. Zugleich erwarten die am Gemeinwohl orientierten Vermieter von der Politik eine Berechnung, wie sich Klimaneutralität auf die Wohnkosten auswirken wird.
„In Hamburg sollen in den kommenden Jahrzehnten mehrere große Wohnungsbauprojekte umgesetzt werden, in Wilhelmsburg, Oberbillwerder und im Westen der Stadt“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). „Ich fürchte, dass die Umsetzung durch überbordende Anforderungen an den Klimaschutz stark behindert wird und am Ende nicht gelingt.“
Derzeit leiden Wohnungsbauprojekte unter hohen Kosten. „Gestiegene Zinsen und Baukosten, bestehende Klimaschutzauflagen konterkarieren Versuche, den Aufwand für die Errichtung von Wohnungen, beispielsweise durch den Hamburg-Standard, zu reduzieren“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Wenn jetzt hohe und in Teile unerreichbare Klimaschutzziele vermehrt in Gesetze und Verfassungen verankert werden, macht es das Bauen noch teurer und damit schwieriger.“
Transparenz unverzichtbar
Die sozialen Vermieter fordern von den politisch Verantwortlichen, für Transparenz bei den Kosten von Klimaneutralität zu sorgen. VNW-Direktor Andreas Breitner: „Was kostet die Klimaneutralität bis 2045? Wir stark erhöhen sich die Mieten? Wie werden die immensen Investitionen refinanziert? Die Zeit ist reif. Wir kennen für Hamburg und Schleswig-Holstein schon seit 2024 die Investitionskosten: 40 bzw. 100 Milliarden Euro. Nur, wie teuer wird das Wohnen?“
„Die Politik muss vorher für Transparenz sorgen.
Was kostet die Klimaneutralität bis 2045?
Wie stark erhöhen sich die Mieten?
Wie werden die immensen Investitionen refinanziert?“
VNW-Direktor Andreas Breitner
Es geht nicht darum, den Klimaschutz aus den Augen zu verlieren, so der VNW-Verbandsdirektor weiter. „Wir brauchen aber Augenmaß und Pragmatismus. Während Europa im Jahr 2050 klimaneutral sein möchte, will Deutschland das bereits 2045 erreichen und Hamburg, sollte der Volksentscheid im Oktober erfolgreich sein, schon 2040. Dieses ‚immer weiter und immer höher‘ hat sich längst von der Realität entkoppelt, legt dem Wohnungsbau aber Fesseln an. Wir sollten uns an dem Machbaren orientieren. Nur so werden die Menschen mitgenommen und fühlen sich ehrlich informiert. Transparenz vor Ideologie.“
VNW-Direktor Andreas Breitner fürchtet: „Werden Klimaschutzziele erst in Gesetzestexten verbindlich verankert, wird es auch Organisationen geben, die auf deren Einhaltung klagen. Das wird massive Auswirkungen auf die Bezahlbarkeit des Wohnens haben, weil Dinge umgesetzt werden müssen, die ineffizient und teuer sind. Dem Klimaschutz würde damit ein Bärendienst erwiesen werden.“
Die sozialen Vermieter fordern daher, beim Klimaschutz immer auch die Kosten im Blick zu behalten. „Bezahlbares Wohnen ist nachhaltig, weil es vielen Menschen Sicherheit bietet und den sozialen Frieden in den Quartieren sichert. Experten haben berechnet, dass das Erreichen von Klimaneutralität in Hamburg bis zu 40 Milliarden Euro und in Schleswig-Holstein bis zu 100 Milliarden kosten wird. Auch wenn mancher das bestreitet: das wird sich auf die Höhe der Mieten auswirken.“
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 457 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,59 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.
Für viele industrielle Produktionsprozesse wird Wärme benötigt – oftmals mehrere Hundert Grad warm. Am Ende der Prozesse bleibt Abwärme übrig mit weiterhin teils hohen Temperaturen – ein großes (Wärme-)Potenzial, das noch zu wenig genutzt wird.
Die „Plattform für Abwärme“ der Bundesstelle für Energieeffizienz sammelt seit 2024 von Unternehmen die Daten zu gewerblichen Abwärmepotenzialen und hat diese am 15. Januar 2025 erstmals veröffentlicht. Die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN) hat die Daten für Niedersachsen ausgewertet und eine Karte mit der regionalen Verteilung erstellt.
Mehr als 2.600 Unternehmen haben zum Stichtag 1. Januar 2025 ihre Daten auf der Plattform für Abwärme eingearbeitet und insgesamt über 19.000 Abwärmepotenziale ausgewiesen – vor allem Unternehmen aus der Energiewirtschaft und der Schwer- und Chemieindustrie.
Deutschlandweit wurde insgesamt eine jährliche Abwärmemenge von 160 Terrawattstunden gemeldet, die ein breites Temperaturspektrum aufweist. Mehr als 75 Prozent der gemeldeten Abwärmemenge stehen dabei durchgehend, also 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche, zur Verfügung.
Auf Niedersachsen entfallen rund 16,5 TWh, also etwas mehr als 10 Prozent. Über 300 Unternehmen in Niedersachsen bieten mit ihren Abwärmepotenzialen somit eine riesige Chance für die Wärmeversorgung! Denn die 16,5 TWh würden unter der Annahme eines jährlichen Wärmbedarfs von 20 bis 30 MWh ausreichen, um den Wärmebedarf von 500.000 bis 800.000 Einfamilienhäusern zu decken.
Abwärme- Potenziale für Kommunale Wärmeplanung nutzen
KEAN-Geschäftsführer Lothar Nolte: „Die Karte mit den Abwärmepotenzialen in Niedersachsen gibt den Kommunen vor Ort eine konkrete Idee davon, wo überschüssige Wärme vorhanden ist, die eventuell in benachbarten Betrieben oder für die Fernwärmeversorgung nutzbar gemacht werden kann. Die Bewertung der Potenziale sollte im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung erfolgen. Dazu sind die relevanten Akteure anzusprechen und zielgerichtet in die weiteren Planungen einzubeziehen.“
Hintergrund: „Plattform für Abwärme“:
Grundlage für die Erhebung der Daten ist § 17 des Energieeffizienzgesetzes (EnEfG). Es verpflichtet Unternehmen mit einem durchschnittlichen Gesamtendenergieverbrauch von mehr als 2,5 Gigawattstunden ihre Abwärmedaten der Plattform für Abwärme zu melden.
Die Plattform führt jedoch nur die zur Verfügung stehenden Abwärmepotenziale auf – ob sich diese tatsächlich realisieren lassen, kann hieraus nicht abgeleitet werden.
Kartenansicht: Regionaler Wasserstoff-Backbone Nord- und Mittelhessen (Quelle: LEA Hessen, Ernst & Young Real Estate)
Was kostet die Wasserstoffinfrastruktur für Nord- und Mittelhessen. Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum hat jetzt eine Machbarkeitsstudie vorgestellt.
Hessen soll über die geplanten Wasserstoff-Fernleitungen der Projekte „H2ercules“ und „Flow“ sowie über die „Werne-Eisenach-Leitung“ an die überregionalen Transportrouten angebunden werden. Um den Wasserstoff weiter in die Fläche zu verteilen, bedarf es zusätzlicher Verteilnetze. Wie ein solches für die Region Nord- und Mittelhessen aussehen könnte, ist Thema einer Studie, die gemeinsam mit Gasnetzbetreibern erarbeitet wurde.
„Die vorliegende Studie zeigt auf, wie die Wasserstoffversorgung in Nord- und Mittelhessen über ein Verteilnetz sichergestellt werden kann. Wasserstoff ist ein bedeutender Baustein der Energiewende und ein Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft“, erklärte Wirtschafts- und Energieminister Kaweh Mansoori und betonte, dass eine lückenlose Versorgung nur durch gemeinsames Handeln aller Akteure erreicht werde.
„Ich begrüße das Engagement für eine hessische Wasserstoffwirtschaft und danke den beteiligten Netzbetreibern für die Mitwirkung an der Machbarkeitsstudie“, so Mansoori.
Kartenansicht: Regionaler Wasserstoff-Backbone Nord- und Mittelhessen (Quelle: LEA Hessen, Ernst & Young Real Estate)
Leitungsstrang vom Lahntal bis Kassel
Basierend auf erwarteten Bedarfen, regionalen Erzeugungspotenzialen, möglichen Importmengen und unter Einbeziehung der bestehenden Gasnetzinfrastruktur skizziert die Studie einen Leitungsstrang vom Lahntal bis in den Raum Kassel, ergänzt um lokale Stichleitungen zur Versorgung von gewerblichen Großverbrauchern.
Die Kosten für diesen etwa 280 km langen, regionalen Wasserstoff-Backbone werden auf 245 bis 300 Millionen Euro geschätzt.
Der Verlauf enthält sowohl Neubauabschnitte als auch umgewidmete Gasleitungen. Eine Wasserstoffversorgung komplett über das bestehende Gasnetz ist zunächst nicht möglich, da weiterhin Kunden mit Erdgas über die aktuellen Netze versorgt werden müssen.
Im Jahr 2023 wurde bereits eine vergleichbare Studie für die Region Rhein-Main veröffentlicht.
Energieversorger involviert
Die Machbarkeitsstudie zum „Aufbau eines regionalen Wasserstoff-Backbones in Nord- und Mittelhessen“ wurde gemeinsam durch die Landesstelle Wasserstoff der LEA LandesEnergieAgentur Hessen und der Ernst & Young Real Estate GmbH im Auftrag des hessischen Wirtschaftsministeriums erstellt. Beteiligt waren 15 Gasverteilnetzbetreiber aus Nord- und Mittelhessen sowie vier Gasfernleitungsnetzbetreiber.
Nach Verabschiedung der entsprechenden gesetzlichen Regelungen durch die Bundesregierung hat die Bundesnetzagentur am 22. Oktober 2024 den Antrag der deutschen Fernleitungsnetzbetreiber zum Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes mit Änderungen genehmigt. Mit diesem Netz soll eine überregionale Transportinfrastruktur für Wasserstoff geschaffen werden, um derzeit bekannte große Verbrauchs- und Erzeugungsregionen für Wasserstoff in Deutschland zu erreichen und so zentrale Standorte wie große Industriezentren, Speicher, Kraftwerke und Importkorridore anzubinden.
Mit der vorliegenden Studie wird erstmals ein konkreter Vorschlag für die Anbindung Mittel- und Nordhessens an das kommende bundesweite Wasserstoff-Kernnetz gemacht. Die Ergebnisse der Studie ermöglichen es den regionalen Verteilnetzbetreibern, potenziellen Abnehmern aus Industrie und Gewerbe eine Perspektive für eine gesicherte künftige Versorgung mit leitungsgebundenem Wasserstoff aufzuzeigen. Dazu werden die Studienergebnisse in den kommenden Wochen regionalen Stakeholdern und weiteren Interessierten vorgestellt und diskutiert. Die LEA LandesEnergieAgentur Hessen bereitet über die Landesstelle Wasserstoff eine Veranstaltungsreihe vor.
Im Frühjahr 2024, nur ein Jahr nach Abschaltung des KKI- Isar Blocks 2, lag die 1. Stilllegungs- und Abbaugenehmigung für den Druckwasserreaktor vor. KKI- Isar Block 1, der Siedewasserreaktor, ist schon 2011 abgeschaltet worden. Der Rückbau begann 2017. Damit befinden sich nun beide Kraftwerksblöcke des Kernkraftwerk Isar in Niederbayern im Rückbau. Quelle: "PreussenElektra GmbH“, Copyright Regine Rabanus
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat in ihrer Veröffentlichung „The Path to a New Era for Nuclear Energy“ im Januar 2025 eine globale Renaissance der Kernenergie ausgerufen. Diese Aussage könne bei zu oberflächlicher Betrachtung leicht zu Fehlschlüssen führen – insbesondere in Bezug auf Europa oder die deutsche Energiepolitik, warnt Dr. Jochen Theloke von der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt (VDI-GEU).
Ein Blick in die Prognosen des World Energy Outlook 2024 (WEO 2024) der IEA, insbesondere die Anhänge A16 bis A22, zeichnet laut VDI-GEU ein differenzierteres Bild:
Zukunftsszenarien bis 2050: Im Szenario „Announced Pledges“ des WEO 2024 – basierend auf den Zusagen des Pariser Klimaschutzabkommens – könnte die Stromproduktion aus Kernkraftwerken weltweit auf 6.055 TWh steigen. Trotz dieser mehr als doppelten Produktionsmenge würde der Anteil der Kernenergie an der globalen Stromerzeugung jedoch nur bei rund 9 Prozent bleiben, da die Gesamtnachfrage nach Strom zunimmt (Faktor 2,36).
Globale Entwicklung der Kernenergie: Zwischen 2010 und 2023 stieg die weltweite Stromerzeugung aus Kernkraftwerken minimal von 2.756 Terawattstunden (TWh) auf 2.765 TWh. Das entspricht einem Zuwachs von lediglich 0,33 Prozent. Gleichzeitig sank der Anteil der Kernenergie an der globalen Stromproduktion von 13 Prozent auf 9 Prozent.
Gleichzeitig wird in den Prognosen ein starkes Wachstum bei den erneuerbaren Energien prognostiziert:
Photovoltaik: Der Anteil der Solarenergie an der globalen Stromerzeugung könnte von 5 Prozent im Jahr 2023 auf 40 Prozent im Jahr 2050 steigen.
Windenergie: Der Anteil der Windkraft würde von 8 Prozent auf 26 Prozent steigen.
Erneuerbare Energien insgesamt: Ihr Anteil an der globalen Stromproduktion könnte von 30 Prozent im Jahr 2023 auf 83 Prozent im Jahr 2050 zunehmen.
Die Situation aus europäischer Sicht betrachtet
Weiter geht aus den Prognosen der IEA hervor, dass die Stromerzeugung aus Kernenergie in der EU zwischen 2010 und 2023 von 854 TWh auf 616 TWh gesunken ist. Ihr Anteil an der gesamten Stromproduktion fiel von 29 Prozent auf 23 Prozent. Und wie geht es weiter?
Im Szenario „Announced Pledges“, d.h. dass alle Staaten ihre Zusagen aus dem Pariser Abkommen einhalten, wird ein Anstieg der Kernenergieproduktion in der EU auf 860 TWh bis 2050 prognostiziert. Der Anteil an der Stromproduktion würde jedoch dabei weiter auf 15 Prozent zurückgehen.
Erneuerbare Energien in der EU: Der Anteil von Photovoltaik könnte von 9 Prozent (2023) auf 24 Prozent im Jahr 2050 steigen, während die Windkraft ihren Anteil von 18 Prozent auf 46 Prozent erhöhen würde. Der gesamte Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in der EU könnte so bis 2050 von 45 Prozent (2023) auf 84 Prozent wachsen.
Die Rolle der Kernenergie bleibe in diesem Kontext begrenzt
„Diese Zahlen sprechen dafür, dass trotz eines prognostizierten Anstiegs der Kernenergieproduktion die erneuerbaren Energien der entscheidende Treiber der Energiewende bleiben“, erklärt VDI-Energieexperte Prof. Harald Bradke. Für Deutschland und Europa hieße dies, damit weiterhin auf einen Weg zu setzen, der die Potenziale erneuerbarer Energien ausschöpft und eine nachhaltige Energieversorgung fördert. Die Rolle der Kernenergie bleibe in diesem Kontext begrenzt, so Bradke weiter.