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Pluspunkte Ausgabe 2-2025

Geförderter Wohnbau im Quartier Berresgasse: Der Bauträger Familienwohnbau und das Architekturbüro Franz&Sue setzten dabei auf im Werk vorgefertigte, tragende Fassadenverbundelemente.
Geförderter Wohnbau im Quartier Berresgasse: Der Bauträger Familienwohnbau und das Architekturbüro Franz&Sue setzten dabei auf im Werk vorgefertigte, tragende Fassadenverbundelemente.

Wohnungssuche leicht gemacht

Mit dem Wiener Start-up Lystio rund um die Gründer Philipp Attensam, Constantin Weiland, Mikail Celik und Stefan Wagner steht Wohnungssuchenden ab sofort eine Plattform zur Verfügung, die schnell und effizient zur Traumwohnung im gewünschten Grätzl führt – dank KI-gesteuerter Suche, interaktiver Karte, digitalem Mieterprofil und ganz ohne Werbeflut. Einfach, effizient, treffsicher – und kostenlos.

Mag.a (FH) Andrea Washietl

VWBF in weiblicher Hand

Andrea Washietl, Mitglied des Vorstands der Sozialbau, wurde als Obfrau des Verein für Wohnbauförderung, VWBF, gewählt. Sie übernimmt das Amt als erste Frau in der Geschichte des Vereins. Sie will die Weiterentwicklung des Modells der Gemeinnützigkeit vorantreiben und vor allem den Nachwuchs fördern.
www.vwbf.at

Spatenstich im Burgenland

In Eisenstadt-Kleinhöflein, in ruhiger und naturnaher Umgebung, realisiert die ÖSW AG 16 qualitätvolle Eigenheime mit Garten bis 2027. „Mit dem Projekt An der Mandelallee errichten wir hochwertige Doppel- und Einfamilienhäuser auf Eigengrund. In der idyllischen Lage zwischen den Weingärten Kleinhöfleins entsteht eine Wohnumgebung mit höchster Lebensqualität. Auch im Sinne von Nachhaltigkeit und Energieeffizienz entspricht dieses Bauvorhaben dem State of the Art.

Mit Fertigteil- Ziegelmassivbauweise und einem modernen Energiekonzept mit Wärmepumpen und thermischer Bauteilaktivierung bauen wir hier ressourcenschonend werthaltigen neuen Wohnraum“, so Markus Fichta, stellvertretender Generaldirektor des ÖSW-Konzerns.

Neuer Auftritt

Isabella Stickler, die neue Bundesobfrau der Arge Eigenheim, verpasste der Organisation einen neuen Auftritt: neues Logo und Rebranding des Vereins. Das neue Logo markiert den Auftakt eines umfassenden Modernisierungsprozesses. „Mit unserem neuen Logo setzen wir ein starkes Zeichen für Aufbruch, Klarheit und Zukunftsorientierung. Das moderne Design symbolisiert den kontinuierlichen Fortschritt und den Einsatz für Innovation im Bereich Wohnen.

Es ist mehr als ein neues Design – es ist Ausdruck unserer Haltung und unseres Anspruchs“, so Stickler. Mit dem Relaunch unterstreicht die Arge Eigenheim ihre Rolle als starke Stimme für leistbares Wohnen und zukunftsfähige Eigentumsmodelle – verbunden mit dem Anspruch, innovativ, klar und nah an den Menschen zu agieren.

Architekt Florian Molzbichler, Strabag-Direktionsleiter Martin Kaftan und Bezirksvorsteher Alexander Nikolai freuen sich über den planmäßigen und unfallfreien Projektfortschritt im „Green Cube“.

Vielseitiger Würfel

Die Strabag Real Estate feierte die Dachgleiche des sieben Stock hohen, DGNB Gold vorzertifizierten „Green Cube“, ein Appartementhaus im neuen Stadtteil Nordbahnhof-Nord. Die Highlights: Schafwollstopfschnur statt PUSchaum bei den Fensterdichtungen, Schafwolldämmung in den Zwischenwänden, CO₂-optimierter Beton mit reduziertem Klinkeranteil, begrünte Fassaden und Dachflächen. Durch den Einsatz des klinkerreduzierten Betons ECO TB+ ist es möglich, eine CO₂-Einsparung von 47 Prozent im Vergleich zu herkömmlichem Beton erzielen.

Thomas Maierhofer, Salzburg Wohnbau, Vizebürgermeister Stephan Loidl, Bürgermeister Martin Dietrich, Landesrat Martin Zauner und Georg Grundbichler, Salzburg Wohnbau, bei der Übergabe des Wohnprojekts DreiGang Golling.

Zukunftsorientiert und nachhaltig

Am Standort des ehemaligen Senior:innenwohnheims in Golling entstand ein viergeschoßiges Gebäudeensemble mit 36 modernen Eigentums- und Mietkaufwohnungen. Drei versetzt angeordnete Baukörper, verbunden durch großzügig verglaste Erschließungszonen, schaffen eine lebendige und offene Struktur mit visuellen Durchblicken und hoher Aufenthaltsqualität. Das Planungsbüro der Salzburg Wohnbau artfield entwickelte ein Konzept.

Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit Flächen zwischen 60 und 100 Quadratmeter Wohnnutzfläche verfügen über großzügige Freiflächen – Balkone, Terrassen oder Eigengärten. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurde Material aus dem Rückbau des ursprünglichen Gebäudes – dem ehemaligen Senior: innenwohnheim wiederverwendet – ein innovativer Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, der Ressourcen spart und den CO₂-Ausstoß reduziert.

Zehn Jahre Grätzloase

Vor zehn Jahren begann das Aktionsprogramm Grätzloase des Vereins Lokale Agenda 21 Wien als Pilotprojekt. Heute ist es fester Bestandteil der Wiener Mitmach-Kultur und ein internationales Vorzeigeprojekt für gelebte Nachbarschaft, nachhaltige Stadtentwicklung und kreative Gestaltung des öffentlichen Raums. Seit dem Start im Jahr 2015 wurden über 1.000 Grätzl- Projekte begleitet – von begrünten Parklets über Nachbarschaftsgärten bis hin zu Pop-up-Spielstraßen und Straßenfesten. www.graetzloase.at

Projekt Hausfelder Höfe

Hausfelder Höfe

Bis 2027 entstehen auf zwei Baufeldern 105 geförderte Wohneinheiten in unterschiedlicher Größe (45 bis 111 Quadratmeter) und eine Tiefgarage mit Besucher:innenplätzen und E-Ladestationen. Bereits seit Ende 2024 in Bau sind gleich nebenan zwei weitere Bauteile der Hausfelder Höfe: Im „Hof am Park“ entstehen 109 frei finanzierte, im „Hellblauen Hof“ 42 geförderte Eigentumswohnungen, die voraussichtlich Anfang 2027 fertiggestellt sein werden.

Bundesminister Norbert Totschnig im Interview.

Klimagesetz kommt

Der für Klima- und Umweltschutz verantwortliche Bundesminister Norbert Totschnig will ein nationales Klimagesetz vorlegen. In dem Gesetz soll ein Klimafahrplan mit den wichtigsten Prioritäten für die nächsten Jahre sowie den Verantwortlichkeiten verankert werden. Auch den Ausbau Erneuerbarer Energien will Totschnig unter Berücksichtigung der Netzstabilität forcieren. Er verwies auf die Bedeutung des Clean Industrial Deals, der die Wirtschaft in der Transformation unter anderem bei den Energiekosten und in ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit unterstützen soll.

Geförderter Wohnbau im Quartier Berresgasse: Der Bauträger Familienwohnbau und das Architekturbüro Franz&Sue setzten dabei auf im Werk vorgefertigte, tragende Fassadenverbundelemente.

Experiment Plattenbau

In der vergangenen Ausgabe ist der Redaktion im Bildtext zum Wohnbau im Quartier Berresgasse ein Irrtum unterlaufen: Das abgebildete Projekt wurde nicht vom Bauträger EGW, sondern von Familienwohnbau gemeinsam mit dem Architekturbüro Franz&Sue umgesetzt. Planungsteam und Bauträger setzten dabei auf im Werk vorgefertigte, tragende Fassadenverbundelemente.

Die Vorteile: Eine langlebige Fassade aus Sichtbeton, eine rasche Bauzeit und eine hohe Präzision auf der Baustelle. Franz&Sue besitzen seit ihrem Büroprojekt Stadtelefant im Sonnwendviertel Expertise darin und schlugen die experimentelle Bauweise auch im Bauträgerwettbewerb für den geförderten Wohnbau vor. Von Familienwohnbau wurde dies bis zur Fertigstellung konsequent umgesetzt.

Dramatische Baubilanz 2024

Im April hat der GBV die Baubilanz für das Kalenderjahr 2024 präsentiert. „Und es dürfte wohl keine Überraschung sein“, meinte Verbandsobmann Klaus Baringer, „dass wir letztes Jahr ein Minus von neun Prozent verzeichnen mussten – und sogar ein Minus von 16 Prozent im Zehn-Jahres-Schnitt.“ Die größten Verluste sind in Kärnten (– 48 Prozent), Vorarlberg (– 35 Prozent) und Niederösterreich (– 34 Prozent) zu verzeichnen, Wien ist mit 4.900 Fertigstellungen relativ stabil, in Salzburg (+ 39 Prozent) und Tirol (+ 70 Prozent) gab es sogar massive Zugewinne. Die Prognose für die kommenden Jahre ist weiterhin nicht rosig: Mit 11.000 bis 12.000 Fertigstellungen wird der Rückgang wohl noch dramatischer ausfallen.

„Und es sollte im staatlichen Interesse sein und nicht nur im Interesse der Bauwirtschaft“, so Baringer, „in dieser Krisensituation eine Wende herbeizuführen. Wir haben jetzt die Chance, einen Turnaround zu schaffen.“ Baringer kritisierte, dass mit dem 3. und 4. Mietrechtlichen Inflationslinderungsgesetz (MILG) dem GBV nun 865 Millionen Euro fehlen, mit denen Tausende Wohnungen nicht errichtet und nicht saniert werden können, und fordert vom Staat, dass die Fördermittel erhöht werden.

Reallabor Gebäude

Das Sanierungskonzept des FFG-Forschungsprojekts hat die ÖWG gemeinsam mit AEE Intec und dem StadtLabor für einen Wohnhauskomplex aus den 70er-Jahren in der Grazer Billrothgasse entwickelt. Im Fokus standen nicht nur Gebäude und Energieversorgung, sondern auch Mobilität, Freiräume, Mikroklima, soziale Strukturen, Kreislaufwirtschaft und Wirtschaftlichkeit.

Ziel des Projekts „Reallabor Gebäude“, war es, Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung bei Sanierungs- sowie Bestandserweiterungsund Nachverdichtungsprojekten der ÖWG strategisch zu verankern und für ein konkretes Pilotobjekt in Graz ein umfassendes, klimaneutrales Sanierungskonzept zu entwickeln, das in weiterer Folge auch umgesetzt werden soll und eine Multiplizierbarkeit auf den Objektbestand zulässt.

Spatenstich zum Wohnbauprojekt Meischlgasse, mit Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál und BV Gerald Bischof.

Zukunftsquartier Meischlgasse

Bis 2027 entsteht im 23. Bezirk das neue Stadtquartier Meischlgasse. Dank einer umfassenden, bauplatzübergreifenden Quartiersentwicklung steht die Lebensqualität der zukünftigen Bewohner:innen im Mittelpunkt. Es ist Wiens erstes Quartier, das den neu eingerichteten Qualitätsbeirat des wohnfonds_wien durchlaufen hat. Ziel des Beirats ist es, dass „gemischte“ Quartiere aus geförderten und frei finanzierten Projekten aus einem Guss und mit gemeinsamen verbindlichen Qualitätsstandards geplant und umgesetzt werden.

Bereits im November 2021 wurde ein zweistufiger Bauträgerwettbewerb für das 9,6 Hektar große Areal durch den wohnfonds_ wien durchgeführt. Geplant sind insgesamt 1.850 Wohnungen, davon 1.200 gefördert, sowie ein Gemeindebau NEU – der erste in Liesing. Das Quartier wird künftig rund 4.000 Menschen Wohnraum bieten und über einen 6.000 m² großen Park verfügen.

Christian Krainer, ÖWG Wohnbau, wurde als Obmann und Wolfram Sacherer, Wohnbaugruppe ennstal, als Obmann-Stellvertreter der GBV Steiermark wiederbestellt.

GBV Steiermark

Die Mitglieder des GBV Steiermark haben den Vorstand für eine weitere Amtszeit von drei Jahren wiederbestellt. Christian Krainer und Wolfram Sacherer stehen dem Verband bereits seit 2007 vor – eine beeindruckende Kontinuität von 18 Jahren. Auch das Team des Vorstands wurde wiederbestätigt: Martina Haas, GWS, Mario Kleissner, Rottenmanner, Hans-Peter Korntheuer, Gemysag, Helmut Krammer, Brucker Wohnbau, Petra Neuherz, SG Köflach und Alexandra Ratkic, Frohnleitner.

Dorf in der Stadt

Für das neue Wohnprojekt „Das Lee“ in 1220 Wien feierte der ÖSW AG den Spatenstich, das Anfang 2027 fertiggestellt werden soll. Das Quartier wird 97 frei finanzierte Mietwohnungen mit Kaufoption bieten und legt besonderen Wert auf Familienfreundlichkeit, Gemeinschaft und Naturverbundenheit. „Mit Das Lee realisieren wir ein Wohnprojekt, das städtischen Komfort mit dem Charme eines Dorfs vereint, betont Markus Fichta, stellvertretender Generaldirektor des ÖSW-Konzerns. Mit Wärmepumpen und Bauteilaktivierung ist ein umweltfreundliches und behagliches Wohnklima für die künftigen Bewohner:innen gewährleistet.

Karl-Heinz Rossmann, Hillebrand GF, Bernhard Kreuzer, Billa Vertriebsleiter, Hannes Enzinger, BGM Bramberg, Martin Zauner, Landesrat, Felix Müller, BWSG Prokurist, Spatenstich für „Smaragdgletscher Bramberg“ Projekt mit geförderten Mietwohnungen und Nahversorgung, 08042025, © www.wildbild.at

Start für Smaragdgletscher

Die gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft BWS startet in Bramberg am Wildkogel in Salzburg den Bau von 28 geförderten Mietwohnungen. Im Erdgeschoß des Kombiprojekts Smaragdgletscher entsteht ein Supermarkt. Bürgermeister Hannes Enzinger: „Der ‚Smaragdgletscher Bramberg‘ ist ein starkes Beispiel dafür, wie Wohnen und lokale Nahversorgung Hand in Hand gehen können – nachhaltig, sozial und zukunftsorientiert.

Es zeigt, wie durch gute Zusammenarbeit langfristiger Mehrwert für die Menschen entsteht.“ BWSG-Vorständin Kerstin Robausch-Löffelmann: „Für uns als Wohnbaugenossenschaft ist es besonders erfreulich, wenn aus einer guten Planung ein Projekt entsteht, das sowohl für die Region als auch die Bewohner: innen einen echten Nutzen stiftet und eine lebenswerte Zukunft ermöglicht.“

Erfolgreiche Peer-Arbeit

Seit 2019 bildet neunerhaus in einem Zertifikatskurs gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien ehemals obdachund wohnungslose Menschen zu Peer- Mitarbeiter:innen der Wohnungslosenhilfe aus. „Mit Peer-Arbeit wird eine neue Berufsgruppe geschaffen, die mit Erfahrungswissen arbeitet und auf der Ebene der Zusammenarbeit mit obdach- und wohnungslosen Menschen wirksam wird. Zudem trägt das Peer- Projekt viel gegen Diskriminierung und Stigmatisierung von wohnungslosen Menschen bei“, so Elisabeth Hammer, neunerhaus-Geschäftsführerin.

Fototermin „Tiefenbohrung“ mit Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál, in der Fernkorngasse 41.

Klimafitte Erdwärme

In der Fernkorngasse 41/Ecke Rotenhofgasse wird ein Gründerzeit-Eckhaus aus dem Jahr 1914 umfassend saniert. Die historische Bausubstanz wird erhalten, das historische Gebäude wird mit Erdwärme, Photovoltaik, effizienter Wärmedämmung, passive Kühlung über die Fußbodenheizung, die Warmwassererzeugung über Wohnungsstationen und die Duschabwasser-Wärmerückgewinnung, klimafit modernisiert.

Durch die Maßnahmen werden rund 75 Prozent des Heizwärmebedarfs eingespart. Die geförderte Wohnhaussanierung ist ein wichtiger Baustein in der Sanierungsoffensive „Wir SAN Wien“.

Starkes Team der SWB

Salzburg Wohnbau stellt mit dem neuen Führungsteam Dietmar Winkler, Markus Nocker, Geschäftsführer Thomas Maierhofer, Carina Niederhauser, Geschäftsführer Georg Grundbichler, Gernot Gimpl und Jakob Mayr die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft.

Das Unternehmen setzt weiterhin gezielt auf innovative Wohn- und Kommunalbauprojekte, nachhaltige Immobilienentwicklung sowie professionelle Verwaltung und stärkt damit seine Position als verlässlicher Partner für Gemeinden.

Fotos: GBV Steiermark, Schreiner Kastler, Wildbild, Christoph Liebentritt, Stadt Wien/Martin Votava, Miriam Raneburger

Kunst und Kultur

Seit Mai 2024 ist das Hornig Areal ein lebendiger Ort für Kunst und Kultur. ÖWG Wohnbau setzt hier, bevor ein Nutzungsmix mit Schwerpunkt Büro und Gewerbe, ergänzt um Nahversorgungsangebote, Gastronomie und Wohnen entstehen wird, auf Zwischennutzung, um kreativen Initiativen Raum zu geben. Das Areal liegt in der Grazer Smart City, einem Vorzeigeprojekt in Sachen urbanes Design und nachhaltiges Wohnen.

„Wir freuen uns sehr, dass wir am ehemaligen Hornig Areal die Gelegenheit haben, unsere Liegenschaft unkompliziert verschiedenen Künstler: innen und Initiativen zur Verfügung zu stellen und so eine Zwischennutzung ganz im Zeichen der Kunst und des Designs zu ermöglichen“, so Hans Schaffer, Vorstandsdirektor von ÖWG Wohnbau.

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Der Alltag als Experiment

Foto: Maik Novotny

Die Architektin, Stadtforscherin und Wohnbau-Expertin Amila Širbegović übersiedelt demnächst mit ihren Söhnen in eine kleinere Wohnung. Auch aus Gründen der gesellschaftlichen Fairness
— MAIK NOVOTNY

Für Amila Širbegović ist das Wohnen Beruf und Alltag zugleich. Die studierte Architektin war zehn Jahre in der Gebietsbetreuung Hernals und Währing tätig, war Projektleiterin der IBA_Wien 2022 und arbeitet heute als Stadtforscherin bei der MA 50, Wohnbauforschung, der Stadt Wien. Da wird auch die Wahl von Wohnort, Wohnungstyp und Einrichtung zum laufend evaluierten Experiment. Seit zwölf Jahren wohnt sie mit ihren Söhnen Armin und Timur in einer 117 Quadratmeter-Maisonette im 6. und 7. Stockwerk in einem Haus der Sozialbau im Sonnwendviertel, entworfen von Blaich Delugan Architekten.

Offenheit und Privatheit

„Wir sind damals zu viert eingezogen, heute sind wir zu dritt“, sagt sie. „Damals war es der erste bezogene Bau im neuen Quartier. Ich finde es gut, dass die Wohnungstypen hier so variantenreich sind und dass es eine grüne Dachterrasse für die Gemeinschaft gibt, die von sehr engagierten Bewohner:innen gepflegt wird. Ich wollte speziell in dieses Haus hier an der Sonnwendgasse einziehen, weil es dem bestehenden Quartier in Favoriten am nächsten ist.“ Dass die Straße etwas laut ist, macht ihr nichts aus, sagt sie. „Ich mag es auch gerne laut, daher wohne ich lieber zur Straße hin als zu einem Innenhof, wo man jedes Geräusch der Nachbarn hört.“

Der offene Grundriss – großer Wohnbereich, Küche, Essnische und ein zweiter Vorraum beim Eingang – hat sich einerseits bewährt, weil die Nischen sich für alle möglichen Nutzungen des Alltags eignen. „Nur während Corona habe ich an dieser Offenheit etwas gelitten“, sagt Amila Širbegović. Damals wanderte der Esstisch ins Wohnzimmer, und die Essnische wurde zum Homeoffice, abgetrennt mit einem Vorhang. „Der ist zwar nicht schalldicht, aber meine Söhne Armin und Timur respektieren dann meine Privatheit.“

Derzeit wohnt die Familie schon auf halb gepackten Kisten. Auch die große Star-Wars-Dekoration der Söhne an der Stiegenwand und die Dartsscheibe im Wohnzimmer sind schon entfernt. Im Frühsommer ziehen die drei in eine 86-Quadratmeter-Wohnung der Arwag im Village im Dritten (Architekten; Gerner Gerner Plus und Heri & Salli). Auch dies wird das erste bezogene Haus in einem neuen Quartier sein, und auch dort ist die Wohnung im 6. Stock. „Man hat ja immer Vorlieben bei Wohnungstypen, so wie ich den Laubengang. Die Wohnung im 3. Bezirk ist zwar ein Vierspänner, hat aber einen ausgezeichneten Grundriss. Die Einrichtung einer 25-Quadratmeter- Wohnküche muss man allerdings sehr planen.“ Auch die recht kleinen smarten Schlafzimmer können groß genug sein, wenn sie wie hier den richtigen Zuschnitt haben. „Meine Söhne sind schon recht riesig, die passen da sonst nicht hinein!“ Fairnesshalber bekommt dann das größere Zimmer der ältere Sohn, der in der jetzigen Wohnung das kleinere hat.

Arbeit und Freiheit

Für die Wohnbauforscherin ist auch ein Umzug nicht einfach nur ein Umzug, sondern Gelegenheit zur Reflexion über eine gesamtgesellschaftliche Haltung der Fairness im Wohnbau. „In eine kleinere Wohnung umzuziehen, das heißt auch: Man überlegt sich, was man wirklich braucht. Ich will aber gar nicht jedem einzelnen einreden, sich zu reduzieren, das ist eine gesamtgesellschaftliche Frage. Und wir als Gesellschaft können uns im Wohnbau für das, was wir an individueller Fläche einsparen, auch etwas gönnen. Zum Beispiel bessere Architektur und bessere Infrastruktur.“

Neben der Psychologie hat die Reduktion der Fläche auch pragmatische Vorteile, findet Širbegović. „Wohnen bedeutet immer auch Care-Arbeit fürs alltägliche Leben. Man muss sich um die Wohnung kümmern, und ein gutes Gleichgewicht schaffen zwischen Wohnung als Arbeit und Wohnung als Rückzugsraum.“ 31 Quadratmeter weniger Fläche bedeutet also auch: 31 Quadratmeter weniger Aufwand, und ein Plus an Freiheit für die schönen Aspekte des Wohnens.

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Geteilt gemeinsam

Begleitend besiedelt: Beim Quartier Neu Leopoldau spielten Anfangsimpulse durch Soziologie und Gebietsbetreuung eine Schlüsselrolle. Fotos: GB, Studio Huger, Luiza Puiu
Begleitend besiedelt: Beim Quartier Neu Leopoldau spielten Anfangsimpulse durch Soziologie und Gebietsbetreuung eine Schlüsselrolle. Fotos: GB, Studio Huger, Luiza Puiu

Bauplatzübergreifende Gemeinschaftsräume und Freiflächen haben viele Vorteile. Doch für eine erfolgreiche Bespielung braucht es vor allem viel Dialogbereitschaft und Geduld.
— MAIK NOVOTNY

Der Name war selbsterklärend: Wiesendialog hieß der von realitylab durchgeführte Prozess des Besiedlungsmanagements im Wiener Stadtentwicklungsgebiet In der Wiesen Süd. Zu einem multiplen Dialog über mehrere Wiesen hinweg hatten sich auch die beteiligten fünf Bauträger (Wien Süd, BWS, Wiener Heim, Heimbau und Altmannsdorf- Hetzendorf), die fünf Architekt: innen und vier Landschaftsplaner: innen verpflichtet. Das 2013 gestartete dialogorientierte Verfahren war eines der ersten, das sich explizit der gemeinsamen Planung und Gestaltung von Gemeinschaftseinrichtungen und Grünflächen über mehrere (in diesem Fall sieben) Bauplätze und eine zentrale sogenannte §53-Fläche hinweg widmete. In mehreren Workshops wurde dafür ein Nutzungskonzept und Nutzungsregeln erstellt und schließlich umgesetzt.

Ein knappes Jahr nach der Übergabe nahm das ZT-Büro Herbert Liske im Auftrag des wohnfonds_wien eine Evaluierung vor und befragte Bauträger und Bewohner:innen. Positiv wurde vermerkt, dass das Besiedlungsmanagement zur Eigeninitiative bei der Aneignung der Räume beigetragen habe. Hürden an den Bauplatzgrenzen gab es allerdings für die Bewohner:innen, in deren Haus es keine Gemeinschaftsräume gibt – diese trauten sich eher selten in die Räume nebenan, obwohl sie ihnen zustanden. Seitens der Bauträger wurde Verbesserungsbedarf bei den gesetzlichen Grundlagen wie dem Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz, WGG, bekundet, eine weitere Schwierigkeit stellte die Zuordnung der bauplatzübergreifenden Kosten dar, da nur jene Kosten an die Bewohner:innen weiterverrechnet werden können, die unmittelbar auf dem jeweiligen Bauplatz anfallen.

Grenzüberschreitendes Pilotprojekt: Beim Quartier In der Wiesen Süd wurde von Beginn an bauplatzübergreifend geplant.

Miete versus Eigentum

Fünf Jahre später untersuchte Sophie Höller in ihrer Diplomarbeit „Raum fürs Quartier!“ an der TU Wien das Quartier In der Wiesen Süd als eine von fünf Fallstudien zu bauplatzübergreifenden Gemeinschaftsräumen in Wien. Bei diesem Realitycheck traten konkrete Probleme zum Vorschein: Da sich die Bewohner:innen der frei finanzierten Projekte nicht am Wiesendialog beteiligten, kam es vor allem in der Anfangsphase zu Missverständnissen, wer zur Nutzung der Räume berechtigt ist. Denn dieses Zugangsrecht war in der Praxis durchaus nicht auf Anhieb verständlich. Anekdotisches Beispiel: ein Swimmingpool, der nach zahlreichen Anfragen einen Sichtschutz erhielt.

Im Vergleich mit dem ähnlichen Prozess im Stadtentwicklungsgebiet Erlaaer Flur konstatiert Höller Unterschiede in der weiteren Entwicklung: „Während bei In der Wiesen Süd die Quartiersgruppen Bestand hatten, über ein selbst organisiertes Online-Forum verfügen und immer noch Aktivität innerhalb der Gruppen stattfindet, etablierten sich die Quartiersgruppen im Erlaaer Flur nicht.“ Stattdessen entstand ein Nachbarschaftsverein. Bemerkenswert sei zudem, dass im Erlaaer Flur ausnahmslos alle Bauträger am bauplatzübergreifenden Prozess beteiligt waren, während bei In der Wiesen Süd nur die gemeinnützigen Bauträger teilnahmen.

Den Bestand integrieren

Die Frage, wer sich zum Dialog verpflichtet, ist eine wesentliche, wenn es um den grenzüberschreitenden Erfolg geht. Das betont auch die Soziologin Sonja Gruber, die bei mehreren Projekten am Prozess beteiligt war. Beim dialogorientierten Bauträgerwettbewerb in Neu Leopoldau startete man mit Planungsworkshops, bei denen rund 100 Personen die künftige Organisation des gesamten Quartiers beredeten. „Hier gab es das Commitment fast aller Bauträger für die bauplatzübergreifenden Einrichtungen“, sagt Sonja Gruber. Das Stadtteilmanagement durch realitylab und die Gebietsbetreuung spielten hier eine große Rolle. Anders bei einem der jüngsten Wiener Stadtentwicklungsgebiete, dem Quartier Berresgasse: Hier zogen sich manche Bauträger nach anfänglichem Engagement aufgrund des Mehraufwands wieder aus der anfangs sehr engagierten Kooperation zurück.

Ein zusätzlicher Aspekt war die Einbindung der bestehenden Siedlungen aus den 1960er- und 1970er- Jahren, die mit Gemeinschaftsräumen stark unterversorgt sind. „Hier kam die sehr gute Idee einer Grätzlgenossenschaft auf, die eine breite Beteiligung und gute Integration ermöglicht und vermeidet, dass es bezüglich Gemeinschaftsflächen überversorgte Inseln in einem unterversorgten Stadtteil gibt“, sagt Sonja Gruber.

Ein Erfolgsrezept, das sich überall anwenden lässt, gebe es aber nicht, konstatiert sie. „Das hängt immer von den jeweiligen Bewohner:innen ab. Manche sind mehr engagiert als andere, manche wollen nicht für Angebote zahlen, die sie nicht nutzen, und manchmal ziehen die besonders Engagierten irgendwann wieder weg.“

Langfristig gedacht: In der Seestadt Aspern werden Grün- und Freiräume schon im Vorfeld partizipativ geplant.

Zeit und Geduld

Das Modell des soziologisch begleiteten Besiedlungsmanagements hat vor allem im Wiener System der Bauträgerwettbewerbe zu einem inzwischen fest etablierten neuen Berufsbild geführt. Doch auch andere Städte ziehen inzwischen mit. In Innsbruck wurde das Campagne- Areal mit rund 1.100 Wohnungen zum Startpunkt für die Einrichtung eines Stadtteilmanagements. 2018 beauftragte die Stadt die stadteigene IIG mit der Umsetzung des temporären Stadtteilzentrums Reichenau, das in Folge als Anlaufstelle für das Besiedlungsmanagement diente und sich bemühte, das Engagement der Bürger:innen anzustoßen. Ersteres wurde dankbar angenommen, die Eigeninitiative der Bewohner: innen blieb begrenzt.

Geht es im größeren Maßstab nicht nur um ein neues Quartier, sondern eine neue Stadt aus mehreren Quartieren, wie die Seestadt Aspern, braucht es vor allem Zeit und Geduld, bis sich die Dialoge über Wiesen und Grenzen entfalten. Dies ist eine Erkenntnis aus dem Gespräch von Wojciech Czaja mit der Soziologin Cornelia Dlabaja und der Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher im Seestadt-Podcast. „Es braucht fünf Jahre, bis die Leute ankommen, einziehen und mit der Nachbarschaft groß werden“, konstatiert Cornelia Dlabaja, die sich in ihrer Forschung intensiv mit der Seestadt beschäftigt hat und auch dorthin übersiedelte. „Dann braucht es noch einmal ein paar Jahre, bis sie untereinander aktiv werden, sich einbringen, und dann erst gehen sie in die anderen Nachbarschaften.“

Diese langen Zeiträume sind in der Planung der Seestadt schon antizipiert. In Vorbereitung auf die nächsten Bauabschnitte fanden im Auftrag der Wien 3420 mehrteilige Beteiligungsprozesse statt, die von der Arbeitsgemeinschaft PlanSinn und der Caritas Stadtteilarbeit durchgeführt wurden. Bei den „CoCreation Days“ wurde diskutiert, welche Aspekte bei der zukünftigen Gestaltung und Nutzung der öffentlichen Räume besondere Berücksichtigung finden sollten, und im Rahmen einer Online-Umfrage konnte die Öffentlichkeit Wünsche einbringen. Die Ergebnisse beider Prozesse flossen in die Wettbewerbsausschreibungen für die Freiraumplanung ein. Eine gute Grundlage für künftige Dialoge.

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Eine Frage der Organisation

Gemeinschaftsraum am Campo-Breitenlee in Wien: Nutzungsszenarien und Regeln werden partizipativ unter Moderation von Soziolog:innen ausgearbeitet. Foto: Hertha Hurnaus, Wien-Süd, Leeb
Gemeinschaftsraum am Campo-Breitenlee in Wien: Nutzungsszenarien und Regeln werden partizipativ unter Moderation von Soziolog:innen ausgearbeitet. Foto: Hertha Hurnaus, Wien-Süd, Leeb

Reicht ein Gemeinschaftsraum, damit Gemeinschaft entsteht? Nein, sagen Expert:innen. Und ersetzen digitale Tools den persönlichen Kontakt? Auch nicht. Das Gemeinschaftliche bedarf einer umfassenden Organisation – eine Herausforderung für Bauträger und Hausverwaltungen.
— FRANZISKA LEEB

„Garteln ist der Motor für eine gute Nachbarschaft“, sagt Manuel Hanke. Der Soziologe aus dem Team von wohnbund: consult moderiert Beteiligungsund Gemeinschaftsbildungsprozesse – analog, manchmal auch in niederschwelligen Videokonferenzen. Bereits im Sommer vergangenen Jahres wurde das von Treberspurg & Partner und Synn Architekten geplante Plus- Energie-Quartier am Campo Breitenlee der Bauträger ÖVW und Wiener Heim in Wien-Donaustadt besiedelt. Vielfältig ist das Angebot an Wohnformen und Gemeinschaftsräumen. Umso wichtiger ist es, Bedürfnisse zu erheben, Nutzungskonzepte zu entwickeln und zur Selbstorganisation zu ermächtigen.

Letzteres funktioniere beim Gärtnern schon allein deshalb gut, weil man einen Nutzen davon hat, so Hanke. Die in den Pflanztrögen und Hochbeeten sprießende Vegetation beweist, dass er recht hat. Für den großen, multifunktionalen Gemeinschaftsraum am Quartiersplatz wird noch an Nutzungsszenarien und Regeln gearbeitet. Er ist hochwertig ausgestattet, da kann vieles stattfinden, von allein wird es aber nicht passieren. Deshalb ist Manuel Hanke auch heuer noch vor Ort, damit es ausreichend Personen gibt, die dafür sorgen, dass hier Nachbarschaft gelebt wird.

Stadtteilarbeit ist wichtiger

Die Politikwissenschafterin und Sozialarbeiterin Eve-Maria Kehrer hat sich intensiv mit Gemeinschaftsräumen für ganze Quartiere befasst. Die sind zu einem neuen Trend geworden, auch, weil die Gemeinschaftsräume einzelner Wohnanlagen oft wenig ausgelastet sind. Die Gründe sind mannigfaltig: fehlende Ausstattung, eine Raumakustik, die das Nutzen durch Gruppen erschwert oder einfach mangelndes Interesse. Vor allem in Neubauquartieren, die wenig Anknüpfungspunkte zu bestehenden Ortskernen haben, sei es sinnvoll, Angebote bereitzustellen, die auch von der Bewohner:innenschaft anderer Liegenschaften genutzt werden kann.

„Wichtig bleibt, dass jemand das Telefon abhebt.“

Julia Wawrik, Puck

Die Probleme, die bei hauseigenen Gemeinschaftsräumen auftreten, bleiben dennoch. Hinzu kommen rechtliche und finanzielle Unsicherheiten. Wer zahlt, wenn jemand aus einem anderen Haus etwas kaputt macht? Wie wird vorgegangen, wenn bei Mietkaufwohnungen die Kaufoption gezogen wird und die Eigentümer: innen über den Raum entscheiden können? Jugendräume müssen einfach und spontan zugänglich sein, meint Kehrer: „Jugendliche wollen das Chillen nicht planen.“ Und wenn kostenpflichtige Angebote nur mit Kreditkarte gebucht werden könne, schließe das auch manche aus. Generell sei Stadtteilarbeit wichtiger als ein Gemeinschaftsraum für jedes Haus. „Es braucht niederschwellige Angebote, mit denen man möglichst viele erreicht“, so Kehrer.

Beim Garteln – hier Beete im Garten der Wien-Süd in der Biotope City in Wien – entsteht Gemeinschaft.

Oft großer Aufwand

Doris Molnar, Vorstandsdirektorin der Kremser Gedesag, differenziert zwischen großvolumigen Wohnstrukturen und kleineren in der Provinz. Die niederösterreichischen Förderungsrichtlinien verpflichten nur bei betreuten Wohnformen zu Gemeinschaftsräumen, die in diesem Segment auch viel und gut genutzt werden. Man müsse bedenken, dass Gemeinschaftsräume einen Wartungsaufwand und damit Kosten verursachen. Abgesehen davon sei am Land der Bedarf kaum gegeben. Selbst Spielplätze werden wenig angenommen, weil jede Familie eine eigene Rutsche-Schaukel-Kombination im Garten stehen hat.

In Großanlagen sei das etwas anderes, so die Erkenntnis von Doris Molnar. Dort sei zudem eine soziale Begleitung wichtig, damit sich die Leute zurechtfinden und kennenlernen. Damit die Gemeinschaftsräume nicht verwahrlosen, brauche es, so ihre Erfahrung, aber „Kümmerer“, die im Idealfall auch kleine Budgets bekommen. Generell sei die Nachbarschaftsbildung heute schwieriger als noch bis in die 1990er-Jahre. Sei man früher eingezogen, um zu bleiben, sei nun die Bereitschaft zu übersiedeln größer.

Noch kümmert sich die Gedesag per E-Mail, Telefon und persönlichen Kontakt um die Bewohner:innen. Man arbeite aber an einem modernen Kundenportal, weil dies von der Übermittlung der Betriebskostenabrechnung bis zum Nachbestellen von Schlüsseln vieles vereinfache. Worauf es dabei aus Hausverwaltungssicht ankommt? „Es steht und fällt mit den Schnittstellen zu vorhandenen Daten“, erklärt Doris Molnar. „Wenn eine App an die Finanzbuchhaltung andockt, ist schon viel gewonnen.“

Digitale Diener

Schon seit 2012 kommt in den Großanlagen der Wien-Süd der mit dem ITDienstleister Rise entwickelte „Digitale Hausmeister“ zum Einsatz. Über ihn läuft vom Reservieren der Sauna bis zur Kommunikation mit der Hausverwaltung alles, was es im jeweiligen Haus zu wissen und zu organisieren gibt. Bei der Suche nach Schachpartner: innen hilft ebenso der „Hausmeister“. Dieser kommt als App direkt auf die Geräte der Bewohner:innen und befindet sich in Form eines Touchscreens in den Hausfoyers. Dort liefert er auf den ersten Blick beim Heimkommen oder Weggehen sichtbar aktuelle Nachrichten und Abfahrtszeiten der umliegenden Öffis.

Nach dem Diener Oberons aus Shakespeares Sommernachtstraum ist Puck benannt, eine Entwicklung von JP Immobilien, an der seit drei Jahren auch die Arwag beteiligt ist. Puck bietet jede Menge Features, vom digitalen Dokumentensafe, über die Mitteilung von Schadensmeldungen bis hin zu Grätzl-Nachrichten. Darunter auch eine Funktion zur Vernetzung von Bewohner: innen, erzählt Puck-Geschäftsführerin Julia Wawrik. Hausverwaltungen hätten aber nahegelegt, sie zu deaktivieren, „damit aus kleinen Problemen keine großen werden“. Denn oft nähmen Bagatellen, sobald die auf digitalen Plattformen losgelassen wurden, Dimensionen an, die schwer in den Griff zu kriegen sind.

Die Wien-Süd beschäftigt seit 2012 sogenannte „digitale Hausmeister“, die über die Hausangelegenheiten hinaus ihre Dienste bereitstellen.

Das 2017 gegründete Proptech-Unternehmen erweitert laufend sein Angebot. Über Puck Energy bietet man sogar eine Direktverrechnung der Heizkosten an. Generell läge es laut Julia Wawrik sehr an den Hausverwaltungen, wie gut die Apps angenommen werden: „Werden die verschiedenen Kanäle nicht bespielt, wird es für die Mieter:innen uninteressant.“ Wichtig für die Bewohner: innen bleibe aber, dass jemand das Telefon abhebt, wenn sie anrufen.

Über soziale Medien organisierte Bewohner: innengruppen, digitale Hausverwaltungsplattformen und elektronische Zutrittssysteme helfen dabei, dass die Nutzung von Gemeinschaftsräumen, Wellnessbereichen, Dachschwimmbädern, Werkstätten und Waschräumen in geregelten Bahnen verläuft. Macht die fortschreitende Digitalisierung den oft beklagten, ungenutzten oder missbräuchlich verwendeten Gemeinschaftsbereichen ein Ende? „Nein“, Eva-Maria Kehrer, „selbst das perfekte digitale System ist kein Garant für das Funktionieren dieser Räume. Es braucht stets auch ein analoges Angebot, persönlichen Service.“

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Gemeinschaft schafft Energie

Das Projekt „Das Stadtregal" der Arwag zeigt, wie innovative Konzepte sozialen Mehrwert und ökologische Nachhaltigkeit vereinen können. Visualisierung: Expressiv, Foto: Stefan Seelig
Das Projekt „Das Stadtregal" der Arwag zeigt, wie innovative Konzepte sozialen Mehrwert und ökologische Nachhaltigkeit vereinen können. Visualisierung: Expressiv, Foto: Stefan Seelig

Im Kampf gegen den Klimawandel gewinnt die gemeinschaftliche, über Liegenschaftsgrenzen hinausgehende Energieversorgung laufend an Bedeutung. Gab es Ende 2022 gerade einmal 770 gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen und 235 Energiegemeinschaften, waren es Anfang 2025 schon 3.471 Anlagen und 4.333 Gemeinschaften. Nach wie vor gilt es aber, einige (rechtliche) Hürden zu nehmen.
— BERND AFFENZELLER

Energiegemeinschaften ermöglichen es Bürger:innen, Unternehmen und Gemeinden, gemeinsam erneuerbare Energie zu erzeugen, zu nutzen und zu teilen. Sie fördern regionale Wertschöpfung, stärken die Unabhängigkeit von großen Energieanbietern und tragen zur Energiewende bei. Durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen sinken Kosten und der Ausbau nachhaltiger Energieformen wird beschleunigt. Die zentrale gesetzliche Grundlage ist das Erneuerbaren-Ausbau- Gesetz (EAG), das 2021 in Kraft getreten ist.

Es schafft die rechtlichen Rahmenbedingungen für Erneuerbare- Energie-Gemeinschaften (EEG) und Bürgerenergiegemeinschaften (BEG). EEGs sind auf den „Nahebereich“ beschränkt, der durch die Netzebenen definiert wird. BEGs können sich über die Konzessionsgebiete mehrerer Netzbetreiber in ganz Österreich erstrecken. EEGs können für alle Formen erneuerbarer Energie genutzt werden, BEGs sind auf Strom beschränkt. „Sowohl EEGs als auch BEGs ermöglichen es, die Energieversorgung mitzugestalten und mitzubestimmen. Die Teilnehmenden machen sich unabhängiger von großen Energieversorgern und unsicheren Preisschwankungen. Die gemeinschaftliche, dezentrale Produktion von Energie ist krisensicher und bringt Autonomie, Kontrolle und Flexibilität“, erklärt Stephan Heidler, Leiter der österreichischen Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften.

Das Interesse an der gemeinschaftlichen Energieversorgung nimmt seit dem Startschuss 2021 stetig zu. Gab es laut den Zahlen der EDA Energie-, Daten- und Automationstechnik GmbH Ende 2022 gerade einmal 770 gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen, 230 EEGs und nur fünf BEGs, waren es Ende März 2025 schon 3.471 Erzeugungsanlagen, 3.648 EEGs und 685 BEGs (siehe Tabelle).

Quelle: EDA Energie-, Daten- und Automationstechnik GmbH

Grenzen überschreiten

Mit Energiegemeinschaften ist es erstmals möglich, Energie über Grundstücksgrenzen hinweg gemeinschaftlich zu produzieren, zu speichern, zu verbrauchen oder zu verkaufen. In der Regel sind Energiegemeinschaf2 – 2 0 2 5 23 THEMA ten aber nicht auf Gewinn ausgerichtet, sondern sollen faire Preise für alle Teilnehmer:innen gewährleisten. Bauträger können bei der Gründung von Energiegemeinschaften eine zentrale Rolle spielen.

„Etwa, wenn bei Neubauten von Beginn an die Einführung einer Energiegemeinschaft mitgedacht wird, so kann der optimale Einsatz von PV-Anlagen und z. B. auch von zentralen Wärmepumpen, die im Rahmen einer Energiegemeinschaft genutzt werden sollen, gut vorbereitet werden“, so Heidler. Als absolutes Vorzeigeprojekt gilt die Energiegemeinschaft Hart bei Graz. Sie wurde initiiert, um eine energieeffiziente und weitgehend autarke Siedlung mit 22 Wohneinheiten zu schaffen. Die Gebäude sind mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, die einen Großteil des Strombedarfs decken. Zwei Wärmepumpen mit Tiefenbohrungen sorgen für Heizung im Winter und Kühlung im Sommer. Der überschüssige Solarstrom wird in Batterien gespeichert.

Im Village im Dritten entsteht aktuell das größte liegenschaftsübergreifende Anergienetz Österreichs mit mehr als 500 Erdsonden.

Alternative Anergienetze

In Wien-Leopoldstadt plant die Sozialbau aktuell unter dem Motto „gemeinsam stärker“ ein aus Erdwärmesonden, Photovoltaik und Wärmepumpen bestehendes Niedrigenergienetz, ein sogenanntes Anergienetz, das unterschiedliche Liegenschaftseigentümer miteinander verbindet. Dabei fungieren Erdwärmesonden in 100 Meter Tiefe als Zwischenspeicher für Sommerwärme und Winterkälte: Im Sommer wird das kühle Erdreich zur Kühlung der Gebäude verwendet, im Winter wird die gespeicherte Wärme zum Heizen genutzt.

„Dazu werden zwei Grundwasserbrunnen errichtet, über die das Grundwasser entnommen und mittels einer Sole-Wasser-Wärmepumpe auf die erforderliche Heiz- bzw. Vorlauftemperatur gebracht wird. Das abgekühlte Wasser wird anschließend wieder dem Boden zugeführt“, erklärt Daniela Huber, Hauptabteilungsleiter- Stellvertreterin Hausverwaltung und Projektleiterin Energie & Innovation Sozialbau. Huber geht davon aus, dass Anergienetze in rund zehn Prozent der Sozialbau-Objekte realistisch umsetzbar sind. Allerdings seien dabei auch einige Hürden zu nehmen. Aktuell müssen Eigentümer:innen die komplette Finanzierung der Umstellung tragen, obwohl die Bewohner:innen unmittelbar von den Kosteneinsparungen profitieren.

„Wir sind der Meinung, dass eine transparente Kostenbeteiligung der Bewohner:innen, zumindest für eine gewisse Laufzeit, fair wäre und einen Anreiz zur Umstellung auf eine umweltfreundliche Alternative schaffen könnte“, so Huber. Zudem erfordere das Heizkostenabrechnungsgesetz eine verpflichtende verbrauchsabhängige Abrechnung. „Bei einer Anlage, die die Heizkosten der Bewohner:innen halbiert, führen die Mess- und Abrechnungskosten am Ende dazu, dass die Einsparung nahezu aufgebraucht wird.“

Das größte Anergienetz Österreichs entsteht derzeit im Wiener Stadtquartier Village im Dritten. Mehr als 500 Erdwärmesonden reichen jeweils 150 Meter tief und ermöglichen die Nutzung des Erdreichs zum Heizen im Winter und zur Temperierung beziehungsweise Kühlung im Sommer. Im Sommer wird die überschüssige Wärme aus den Gebäuden geführt und mittels Sonden im Erdreich gespeichert. Im Winter wird diese Wärme wieder aus dem Boden geholt und mittels Wärmepumpe für die Heizung verwendet. Der Strom für die Wärmepumpen kommt dabei unter anderem direkt von den Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Gebäude. An das Anergienetz angeschlossen ist unter anderem das Projekt „Das Stadtregal“ der Arwag, das als Sieger aus dem Bauträgerwettbewerb hervorging, das innovative Wohnkonzepte mit ökologischen und sozialen Lösungen kombiniert. Neben der Geothermie setzt das Stadtregal auch auf gemeinschaftliche Energieerzeugungsanlagen, Abwasserwärmerückgewinnung und Bauteilaktivierung.

Blick in die Zukunft

Ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele verfolgt auch die S+B Gruppe in Zusammenarbeit mit Dietrich Untertrifaller Architekten mit dem Projekt „Leb- Grün3“ im dritten Wiener Gemeindebezirk. Ziel ist ein Höchstmaß an Energieautarkie, um „erstens den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und zweitens ein gewisses Energie-Prekariat zu verhindern, von dem heute viele Menschen betroffen sind“, erklärt Maria Megina, Partnerin bei Dietrich Untertrifaller. Das Projekt wird neben einem lokalen Anergienetz auch über eine dezentrale PV-Anlage verfügen.

„Wir müssen unseren heutigen Umgang mit Energie und Ressourcen komplett neu denken. Dazu gehört auch, dass wir mit unserer PV-Anlage Wasserstoff herstellen könnten, den wir wiederum zum Heizen der Gebäude verwenden könnten“, sagt Wolfdieter Jarisch, Vorstand der S+B Gruppe. Ein zentraler Bestandteil des Projekts soll auch ein Rechenzentrum sein, das zugleich als wertvoller Abwärmelieferant fürs Anergienetz dient. Aktuell befindet sich das Projekt in einer frühen Machbarkeitsphase. Frühester Baubeginn für das 140.000-Quadratmeter- Projekt ist in fünf Jahren.

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Freiraumgestaltung als sozialer Kompass

Wieningerplatz: Die Neugestaltung des Wieningerplatzes von Yewo Landscapes zeigt, wie eine vernachlässigte Fläche zu einer klimaresilienten Parkanlage transformiert werden kann. Auf 4.600 Quadratmeter entstand im Westbahnhofviertel ein inklusiver Freiraum mit erhaltenen Altbäumen, neuen Grünzonen und innovativen Wassermanagementsystemen. Das Angebot umfasst Outdoor- Fitnessgeräte, einen Calisthenics-Bereich, einen renovierten Ballspielplatz sowie Tischtennistische und Hängematten für alle Altersgruppen. Artenvielfalt fördern gezielt gepflanzte Hibiskussträucher und Kornelkirschen, die Vögeln und Insekten urbanen Lebensraum bieten.
Wieningerplatz: Die Neugestaltung des Wieningerplatzes von Yewo Landscapes zeigt, wie eine vernachlässigte Fläche zu einer klimaresilienten Parkanlage transformiert werden kann. Auf 4.600 Quadratmeter entstand im Westbahnhofviertel ein inklusiver Freiraum mit erhaltenen Altbäumen, neuen Grünzonen und innovativen Wassermanagementsystemen. Das Angebot umfasst Outdoor- Fitnessgeräte, einen Calisthenics-Bereich, einen renovierten Ballspielplatz sowie Tischtennistische und Hängematten für alle Altersgruppen. Artenvielfalt fördern gezielt gepflanzte Hibiskussträucher und Kornelkirschen, die Vögeln und Insekten urbanen Lebensraum bieten. Foto: Kurt Hörbst, Tanja Neumayer, PlanSinn - Gerlich

Freiräume sind heute mehr als nur grüne Kulisse – sie entwickeln sich zu dynamischen Sozialräumen, in denen lebendige Nachbarschaften entstehen. Landschaftsarchitekt:innen gestalten hier nicht nur funktionale, sondern auch soziale Netzwerke und entwerfen Begegnungszonen, die vielfältigen Ansprüchen gerecht werden.
— LINDA PEZZEI

„Wenn wir in der Landschaftsarchitektur von Freiraum sprechen, meinen wir nicht nur Grünflächen, sondern erweitern den Begriff um eine soziale Dimension“, erklärt Anna Detzlhofer, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur ÖGLA. „Bei der Freiraumgestaltung in Wohngebieten stehen nicht primär Pflanzen im Mittelpunkt, sondern die Schaffung von Begegnungszonen: Aufenthaltsbereiche, Gemeinschaftsgärten und Spielplätze müssen so angeordnet werden, dass Nutzungskonflikte vermieden und vielfältige Aktivitäten ermöglicht werden.“ Erst auf dieser Grundlage würden klimatische und atmosphärische Qualitäten definiert – hier komme der Bepflanzung entscheidende Bedeutung zu.

Freiräume wie Parks könnten laut Detzlhofer bestehende Quartiere mit neuen Wohngebieten verbinden. Als Beispiel nennt sie das Projekt Neues Landgut: „Der Park wurde noch vor den Wohnbauten fertiggestellt und wird bereits intensiv von Anwohner:innen genutzt. Die spannungsvolle Inszenierung durch den Triangel aus Gösserhalle, Schule und Bücherei im Gemeindebau schafft Identität.“

Wie das konkret aussehen kann, zeigt das aktuelle Wiener Vorzeigeprojekt Rote Emma, das 360 geförderte Mietwohnungen sowie öffentliche Infrastruktur wie Kindergarten, Volkshochschule, Verbrauchermarkt und flexible Gemeinschaftsräume vereint. Die Landschaftsplanung von Carla Lo verbindet Aufenthaltsqualität, soziale Durchmischung und ökologische Verantwortung: Kernkonzepte sind die integrative Freiraumplanung sowie multifunktionale Übergänge wie begrünte Balkone, Dachgärten mit Urban Gardening und gestaltete „Schwellen“ (z. B. zwischen Gemeinschaftsraum und Spielplatz), welche informelle Begegnungen fördern sollen.

„Landschaftsarchitekt: innen sollten im Idealfall von Beginn an im Städtebau integriert sein, um Lage, Größe und Nutzung von Freiräumen klar zu definieren und ein ausgewogenes Netz aus privaten, halböffentlichen und öffentlichen Bereichen zu schaffen“, erklärt Carla Lo. „Multicodierte Freiräume in Form von Flächen, die je nach Tageszeit als Spiel-, Ruhe- oder Versickerungszonen dienen, helfen dabei, die soziale Identifikation im Stadtraum zu stärken.“ Das Gemeinschaftsprojekt von migra und BWS setzt auf weiche Übergänge zwischen Rückzug und Begegnung statt abgegrenzter Zonen.

Die BWS-Vorstände Kerstin Robausch-Löffelmann und Mathias Moser betonen: „Es entsteht ein lebendiges Grätzl mit leistbarem Wohnraum, sozialer Durchmischung und ökologischer Verantwortung.“ Und die migra-Geschäftsführer Smajo Pasalic und Alfred Petritz ergänzen: „Die Landschaftsgestaltung fungiert hier als aktivierende soziale Infrastruktur.“

Eric Meinharter von PlanSinn verfolgt einen
integrierten, partizipativen Ansatz.

Urban Gardening als Instrument

Wie groß das Potenzial von gemeinschaftlich nutzbaren Außenflächen tatsächlich ist, zeigt sich auch in der Biotope City in Wien-Favoriten. „Beim gesamten Projekt steht die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt – von recyceltem Baumaterial über energiesparende Bauweise bis zu Urban Gardening“, erklärt Paul Steurer, Vorstand der Gesiba. „In zwei unserer Wohnhausanlagen konnten wir Gärten realisieren, die für ganz unterschiedliche Nutzer:innengruppen zugänglich sind. So gibt es Beete am Dachgeschoß, einen Garten im ersten Obergeschoß oder auch Hochbeete für körperlich beeinträchtigte Bewohner:innen.“

Eine weitere, bauteilübergreifende Gartenfläche steht sowohl Mieter:innen als auch Eigentümer: innen zur Verfügung. Begleitet wurde das Projekt zunächst von der Caritas-Stadtteilarbeit mit dem Ziel, Anreize für Dialog, Mitgestaltung und die aktive Aneignung des Wohnumfelds zu schaffen – mit großem Erfolg, wie Steurer berichtet: „Die Möglichkeit zum Gärtnern wird sehr gut angenommen. Die Bewohner:innen organisieren eigenständig Geräte, Pflanzen und Bewässerung. Für die gemeinschaftliche Nutzung stellen wir zusätzlich Gartengeräte bereit.“

Partizipation als Planungsprinzip

Doch wie gelingt es, Freiräume so zu gestalten, dass sie nicht nur funktional sind, sondern auch Identität stiften? Für das Wiener Büro PlanSinn liegt der Schlüssel in einem integrierten, partizipativen Ansatz: „Landschaftsarchitektur ist keine Sozialarbeit, sondern arbeitet im besten Fall eng mit ihr zusammen“, betonen Eric Meinharter und Hannes Posch von PlanSinn. „Partizipative Planung kann soziale Komponenten stärker in den Prozess einbringen und wirkt als vertiefender sozialer Layer im Entwurf.“

Ein Beispiel ist das Forschungsprojekt „Lilagreen“, bei dem in einem Living Lab gemeinsam mit Anwohner: innen Strategien für die Klimawandelanpassung des öffentlichen Raums entwickelt wurden. In mehreren Etappen wurden notwendige Maßnahmen identifiziert, diskutiert und in die Planung integriert. Die Beteiligten agierten dabei als Alltagsexpert:innen, gleichberechtigt mit Fachplaner:innen. Auch im kleineren Maßstab zeigt sich das Potenzial kooperativer Planung: Bei der Neugestaltung des Diodato Parks in Wien-Wieden entstand auf engstem Raum ein vielfältig nutzbarer Grätzlpark – mitgestaltet von Anrainer:innen, Schüler:innen und Planer:innen. Die Ergebnisse eines moderierten Beteiligungsprozesses flossen direkt in den Qualitätenkatalog ein und wurden in der Planung konsequent umgesetzt.

Walter-Kuhn-Park:
Der Walter-Kuhn- Park im Wiener Stadtentwicklungsgebiet Neues Landgut vereint auf 9.000 Quadratmetern vielfältige Nutzungsbereiche und schafft durch durchdachte Gestaltung eine soziale Verbindungsplattform, die gleichzeitig ökologische Ausgleichsflächen bietet und die Quartiersidentität stärkt. Planung: DnD Landschaftsplanung ZT GmbH, superwien, Land in Sicht, Hannes Batik

Schlüssel zur sozialen Stadt

Für Dominik Scheuch, Yewo Landscapes, ist klar: Zeitgenössische Freiraumgestaltung darf keine Kästchenmentalität verfolgen. Statt klar abgegrenzter Zonen für unterschiedliche Gruppen plädiert er für multicodierte Räume mit sanften Übergängen, die Kommunikation ermöglichen und gleichzeitig Rückzug zulassen. Inklusive Freiräume schaffen Aufenthaltsqualität für alle – mit niederschwelligen Angeboten, differenzierten Teilräumen und Gestaltungselementen wie Pflanzenstreifen oder Wasserspielen als Puffer zwischen lauten und ruhigen Bereichen.

Zugänglichkeit, Flexibilität und Partizipation sind für Scheuch die zentralen Hebel für soziale Integration: stufenlose Wege, mobile Möbel, ausreichend Schatten und Platz für Eigeninitiative – wie etwa Urban Gardening oder spontane Nutzung. Besonders wirksam ist es, vulnerable Gruppen wie Kinder oder ältere Menschen als Maßstab der Planung zu nehmen: „Wer für die Schutzbedürftigsten plant, schafft gute Räume für alle.“

Dass partizipative Prozesse auch zur Identifikation und Quartiersbindung beitragen, zeigt sich in Projekten wie dem Wieningerplatz. Die Nutzer:innen wurden frühzeitig eingebunden – mit positiven Folgen für Akzeptanz, Sicherheit und soziale Vielfalt. Auch Bottom-up-Initiativen, „weiße Flecken“ für spätere Aneignung und Kooperationen mit lokalen Organisationen spielen laut Scheuch eine wachsende Rolle. Letztlich, so Scheuch, geht es darum, öffentliche Räume nicht nur zu gestalten, sondern auch zu ermöglichen – als lebendige Orte des Miteinanders, die den Wandel der Stadt nicht nur abbilden, sondern aktiv mitgestalten.

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Von der realen zur digitalen Öffentlichkeit

Prof. Dr. Sabine Knierbein. Foto: Fotostudio Lehmann, Soest
Prof. Dr. Sabine Knierbein. Foto: Fotostudio Lehmann, Soest

Sabine Knierbein spricht im Interview über das Zusammenwachsen der digitalen und der realen Welt im Bereich des öffentlichen Raums und über die Bedeutung von Gemeinschaft in der Stadt.
— PETER REISCHER

Sie befassen sich mit Stadtkultur und öffentlichem Raum. Wie würden Sie Ihren Forschungsbereich kurz beschreiben?

Viele Menschen würden sagen – das ist Stadtforschung. Ich befasse mich wissenschaftlich mit Stadtentwicklung aus dem Blickwinkel der „urban studies“ (Internationale Urbanistik). Wir analysieren bei der Stadtentwicklung den Zusammenhang zwischen der gelebten und der gebauten Stadt. Ich unterrichte an der Fakultät für Architektur und Raumplanung, also geht es dabei um die gestaltende Disziplin in den Ingenieurwissenschaften. Wir vermitteln hier jedoch auch Ansätze, wie man Raum als menschliche Erfahrung verstehen kann, mit Perspektiven auch aus den Sozial- und Geisteswissenschaften. Also, zusammenfassend geht es um einen interdisziplinären Zugang, um Architekt:innen und Planenden unterschiedliche Raumverständnisse erklären zu können.

Stadtkultur und öffentliche Räume sind sehr weitreichende Gebiete, wie weit fassen Sie diese Begriffe?

Wenn es um Stadtkultur geht, gibt es sehr viele verschiedene Zugänge. Unser Zugang ist der der Alltagskultur, weil das viel mit Stadtleben zu tun hat und sich daraus auch andere Formen der Stadtkultur entwickeln: Hochkultur, Subkultur etc.

Gehen Sie da material- oder kontextbezogen vor?

Wir betrachten das Materielle nicht ohne das Relationale. Also nicht ohne die menschlichen Beziehungen.

Ist der Begriff Öffentlicher Raum mit Gemeinschaft gleichzusetzen?

Wir würden das nicht gleichsetzen, denn Gemeinschaft kann ja auch die Gemeinschaft von einigen bedeuten, versus Gemeinschaft von allen oder vielen. Wir sprechen eher vom öffentlichen Leben als einem separaten Teil des Alltagslebens. Wenn man in die Politikwissenschaft schaut, sprechen wir über die öffentliche Meinungsbildung, die öffentliche Sphäre. In der Urbanistik haben wir einen starken Diskurs über Gemeinschaft – der Begriff ist umstritten, weil sich Gruppierungen oft in Abgrenzung zu anderen Gruppierungen als Gemeinschaft fühlen. Das ist für öffentliche Räume problematisch, weil das Abgrenzen zu In- und Exklusionen von Menschen führen kann.

Was kann oder soll die Architektur und Stadtplanung zur Stadtkultur und Gemeinschaft beitragen?

Da gibt es mehrere Punkte: Die Demokratisierung – wir befassen uns zurzeit sehr stark mit dem Thema der Leerstände in Wien und welche Räume für Kunst und Kultur, also für das öffentliche Gemeinwesen und die Alltagsökonomie eröffnet werden könnten. Es geht aber auch um Inklusivität für alle möglichen Gemeinschaften. Das kann für Menschen, die man heute als neurodivers bezeichnet, sein. Das kann aber auch über sprachliche oder andere Barrieren hinweg gehen. Das Kriterium dafür ist die Offenheit der Räume und der in ihnen möglichen räumlichen Praktiken. Da sind die Erdgeschoßzonen, die Stiegenhäuser oder in den Gründerzeitbauten die Hinterhöfe sehr wichtig als Räume möglicher zivilgesellschaftlicher Aneignung.

Gibt es einen Widerspruch zwischen Kultur, Gemeinschaft und Öffentlichkeit?

Je nachdem, wie man es auslegt. Prinzipiell sehe ich einen gemeinsamen Nenner bei den Begriffen öffentlicher Raum, öffentliches Leben und Stadtkultur, die setzen sich alle mit den unterschiedlichen Formen der Alltagskultur und des Alltagslebens in der Stadt auseinander. Der Begriff „Gemeinschaft“ kann da widerspruchslos integriert werden, wenn man ihn als offenen Begriff sieht. Wenn man ihn als Wertegemeinschaft versteht, die enge Grenzen zieht, kann es Widersprüche geben. Im öffentlichen Raum kann man einen demokratischen Grundkonsens über unterschiedliche eng gefasste Gemeinschaften hinweg ausverhandeln.

Was überwiegt im öffentlichen Raum: Individualisierung oder Gemeinschaft?

Das Schöne an der Stadtentwicklung ist, dass wir diese Prozesse meistens gleichzeitig oder im Ping-Pong miteinander sehen. In den westlichen Gesellschaften zeichnen sich in den öffentlichen Räumen Individualisierungstendenzen ab, ebenso wie Konsumorientierung. Der öffentliche Raum wurde mit der Leipziger Charta (2005 von den EU-Innenminister:innen entwickelt) für Branding und Standortentwicklung sehr ökonomisch vereinnahmt. Die neue Leipziger Charta (2020) ist ein gewisser Pendelschlag in die Gegenrichtung, also eine auf neue Allianzen zwischen Zivilgesellschaft und Stadtverwaltung – eine Betonung auf Gemeinwohl und Gemeinwesen.

Welche architektonischen Voraussetzungen sind nötig, um bei der Aneignung öffentlicher Räume durch die Zivilgesellschaft eine friedvolle Nutzung zu sichern?

Architektur, Städtebau, Raumplanung und Landschaftsarchitektur spielen da eine große Rolle. Aber sie können nicht alles gewährleisten, der Staat muss auch gewisse Regulierungen schaffen oder aufheben. Man sieht in Stadtentwicklungsgebieten (Sonnwendviertel), dass öffentliche, halbprivate Räume mit Stadtmöblierung zugestellt werden. Das ist nett gemeint, aber „too much“, ein bisschen Alibihandlung, weil man auch die Menschen selbst entscheiden lassen könnte: Was braucht so ein Raum an Möblierung und v. a. wer braucht welche Möblierung? Kollektive Großnarrative (etwa in Klassenunterschieden), die vor 30 Jahren noch Kraft hatten, zerfallen in kleinere, identitätspolitische Zuschreibungen. Somit wird Raumaneignung identitätsstiftender und Teil der Identitätskonstruktion.

Prof. Dr. Sabine Knierbein
leitet den Forschungsbereich für Stadtkultur und öffentlicher Raum an der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien. Sie unterrichtet zudem Internationale Urbanistik.

Gibt es da Wertungen?

Das kann man analytisch betrachten – was bewirkt was? Ein gutes Beispiel ist das Guerillagardening. In Liesing hat man in der Nähe eines alten Gemeindebaus so ein Projekt angedacht, da haben die Menschen eine Unterschriftenaktion dagegen gestartet. Sie hatten Angst, dass da was Neues kommt und vielleicht ihr Bau abgerissen wird. Man sieht, dass solche Initiativen, je nach Bevölkerungsgruppe oder -gemeinschaft ganz unterschiedlich aufgefasst werden können.

Gewalt im öffentlichen Raum, Aneignung durch nicht demokratische Gruppierungen?

Wir haben in unterschiedlichen Gebieten von Wien eine Studie gemacht, um festzustellen, wie der nichtdigitale und der digitale Zugang von Jugendlichen zum öffentlichen Raum ist. Über sozioökonomische und andere Merkmale hinweg. Und dabei festgestellt: Er ist gar nicht so unterschiedlich zwischen wohlsituierten und weniger gut situierten Jugendlichen. Bei der Polarisierung spielt Social Media auch bei der Aneignung öffentlicher Räume eine zentrale Rolle. Bevor man mit dem Finger auf diese Gruppen zeigt, sollte man sich als Stadtentwicklungsverantwortlicher erst anschauen, was beeinflusst diese Gruppen, wie sozialisieren sie sich. Da ist zum Beispiel die toxische Maskulinität, die über die sozialen Medien verbreitet wird, zu erwähnen.

Sind kulturelle und geschichtliche Bildung eine wesentliche Voraussetzung für ein demokratisches Herangehen im Hinblick zur Nutzung öffentlicher Räume?

Diese Frage kann man gar nicht verneinen. Geschichtsbewusstsein ist zwingend notwendig, Geschichte wird heute teils aber anders entdeckt. Jugendliche zum Entdecken kluger Inhalte im Internet anzuleiten, gelingt der älteren Generation nicht, weil die älteren Generationen wenig, bis keine „literacy“ haben, wir sind quasi Analphabet: innen, was neue digitale Nutzungsmuster betrifft. Das ist eine große strukturelle Herausforderung.

Können bauliche Maßnahmen helfen?

Ja, aber ich würde es immer auf Nutzungsprogramme von Bauten erweitern. Wir reden in der Raumplanung und Architektur viel über soziale Infrastrukturen. Das könnten vakante Räume sein, die für gemeinschaftliche Initiativen freigegeben werden, die vielleicht generationenübergreifende Schulungen zur digital literacy betreffen. Unser Zugang zu „Raum“ ist, dass es um gesellschaftliche Produktionsprozesse geht, die aus gesellschaftlichen Schritten und Verhandlungen erwachsen.

Wird das Thema Stadtkultur in der politischen Agenda in Wien vernachlässigt?

Das muss man mit JA beantworten. Die Raumverfügbarkeit für derartige Initiativen ist meist wenig bis gar nicht gegeben. Stadtkultur ist immer ein Bereich der „Software“ von Stadtentwicklung, für die es Ressourcen geben muss (z. B. Referat für Soziokultur) und auch bei der „Hardware“, also beim Bereitstellen von leer stehenden Infrastrukturen gibt es Schwierigkeiten, die den Eigentumsbegriff betreffen.

Wie kann man den Widerspruch zwischen materiellem/realem und digitalem öffentlichen Raum lösen?

Bei der Jugend gibt es diese Trennung nicht (mehr). Das Digitale ist real und das andere ist auch real. Vi(rtual)-Realspaces: Man nennt das vireale öffentliche Räume. Wenn sich junge Menschen außerhalb der Wohnung verabreden, ist der Ort zwar real, aber auch digital anpassbar. Wenn jetzt irgendwas nicht passt, geht die Gruppe einfach woanders hin, wo sie sich verabreden können. Diese neue Mobilität von jugendlichen Gruppen auch über Grätzlgrenzen hinweg hat diese vireale Welt neu ermöglicht, sie bleiben nicht mehr unbedingt allein in ihrem Grätzl.

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Stadt im Werden – zwischen Industrie und alten Pappeln

Reininghaus wächst. Im Vordergrund der Jochen-Rindt-Platz mit den Schwammstadt-Bäumen und dem ruhigeren Quartier 6a, dahinter die Wohntürme beim Reininghauspark. Fotos: Chris Radl, Martin Schönbauer
Reininghaus wächst. Im Vordergrund der Jochen-Rindt-Platz mit den Schwammstadt-Bäumen und dem ruhigeren Quartier 6a, dahinter die Wohntürme beim Reininghauspark. Fotos: Chris Radl, Martin Schönbauer

Noch fehlen wichtige Puzzlesteine, aber es geht voran auf dem Grazer Reininghaus-Areal. Selbst wenn sie von den Wohnhochhäusern in die Mangel genommen wird, ist die alte Tennenmälzerei ein kraftvoller Ort der Begegnung.
— FRANZISKA LEEB

Gerade einmal eine Viertelstunde hat es mit der Straßenbahn vom Hauptbahnhof auf die sonnige Caféterrasse mit Blick auf den Reininghauspark gedauert. Das gut besuchte Bäckerei-Café im „Mirror“ genannten rostbraunen Wohnhochhausensemble ist der einzige Ort, den ich ausfindig machen kann, um mich bei einem doppelten Espresso auf einen Tag im größten Grazer Stadtentwicklungsgebiet einzustimmen.

Gegenüber dem noch unbebauten Baufeld Q2 und zwischen den Wohntürmen „Green Tower“ und „Esplanade 7“ (Architekt Thomas Pucher, Bauträger: Wohnbaugruppe Ennstal) ist die denkmalgeschützte Tennenmälzerei ein kulturelles Zentrum.

Ein Stück weiter ist der schicke Pavillon mit Holzwaben-Dach und verspiegelten Alu-Fronten ein Blickfang an der UNESCO-Esplanade, der zentralen Erschließungsachse des neuen Stadtteils. Erst später stelle ich fest, dass der Nahversorger- Kiosk nicht ausnahmsweise geschlossen ist, sondern neue Betreiber sucht. Immerhin ist auch eine öffentliche Toilette integriert, so steht der fesche Bau bis zur Neuübernahme nicht ganz nutzlos da.

Hier an der Ostseite des Parks befindet sich die Stadtterrasse von Reininghaus. Sie ist Schauplatz des freitäglichen Bauernmarkts, im Acht-Minuten-Takt bleibt die Straßenbahnlinie stehen, kein Autolärm, nur Baulärm im Hintergrund. Die Szenerie ist die eines modernen europäischen Stadtteils und könnte ganz ähnlich auch in Kopenhagen oder Lyon stattfinden. Ich bin überrascht, wie sympathisch sich mir der neue Stadtteil auf den ersten Blick präsentiert, dessen Entwicklung sich eine Zeit lang etwas holprig gestaltet hat.

Stadtteilführung mit ÖWG-Projektentwickler Florian Stadtschreiber

75-jähriges Jubiläum

Die 54 Hektar sind in 20 Baufelder, sogenannte – von Q1 bis Q20 durchnummerierte – Quartiere unterteilt, die von insgesamt 17 Bauträgern bebaut werden. Drei davon entwickelt die ÖWGWohnbau, die an diesem sonnigen Frühlingstag anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens einlädt. Auf den Reininghausgründen stellte sie voriges Jahr das Quartier 6a Süd mit den charakteristischen orangefarbenen Beschattungspaneelen (Architekten KFR) fertig.

Nördlich davon herrscht gerade Baustellengewurl in der Baugrube für das Prestigeprojekt, das Wohnhochhaus direkt am Park, das wie auch die anderen Parkquartiere ein Entwurf von Pentaplan ist. Insgesamt werden es in allen ÖWG-Objekten auf den Reininghausgründen rund 1.000 Wohnungen sein. Seit Herbst 2024 ist man daher auch mit einem Service- Büro für die bereits bestehenden und zukünftigen Bewohner:innen vor Ort.

Die Gewölbe der Tennenmälzerei wurden für neue Nutzungen adaptiert.

Lange Geschichte

Als die ÖWG 1950 gegründet wurde, spielte die aus Westfalen zugewanderte Industriellenfamilie Reininghaus schon beinahe ein Jahrhundert lang eine wichtige Rolle im österreichischen Brauereigewerbe. Auf dem Grazer Steinfeld stellten die Brüder Reininghaus nicht nur Bier, sondern auch Malz, Spiritus, Likör, Essig und Presshefe her. Im Zweiten Weltkrieg war die Brauerei unter die Herrschaft der Nazis geraten. Nach dem Krieg bauten die Nachfahren der Gründer das Unternehmen wieder auf, seit den 1990er-Jahren ist die Marke Reininghaus Teil der Brau Union Österreich AG und das Reininghaus- Areal ein Hoffnungsgebiet der Grazer Stadtentwicklung.

„Ein neuer Stadtteil braucht Zeit, bis er seine DNA entwickelt.“

Florian Stadtschreiber, ÖWG

2005 kauft die Immobilienentwicklungsgesellschaft Asset One das Areal und erstellt fünf Jahre später mit der Stadt Graz den Rahmenplan zur Entwicklung des neuen Stadtteils. Nach dem Rückzug von Asset One und einer Bürger:innenbefragung, die sich 2012 gegen den Ankauf des Areals durch die Stadt Graz aussprach, werden die Reininghausgründe an die verschieden Bauträger verkauft. Und ab 2017 erste Bauprojekte umgesetzt.

Die tim-Mobilitätsstation beim Green Tower, im Hintergrund die Stadlauer Malzfabrik. Fotos: Nikola Milatovic, Martin Schönbauer

Florian Stadtschreiber ist der perfekte Begleiter, um Nachschau zu halten, was seitdem geschehen ist. Er leitet die Projektentwicklung der ÖWG und ist Vorstandsmitglied im Verein Stadtteil Graz Reininghaus. „So ein neuer Stadtteil braucht einige Zeit, bis er seine DNA entwickelt“, weiß er. Der aus dem Eigentümerboard der Bauträger hervorgegangene Reininghaus- Verein unternimmt einiges, um diese DNA jenseits des Gebauten zu entwickeln. Man kooperiert mit Kunstfestivals wie der Diagonale oder Klanglicht, ermöglicht Kunstprojekte und fördert die Entstehung eines lebendigen Stadtteils. 2023 gab es dafür eine Auszeichnung mit dem Kunstsponsoring- Preis Maecenas. „Wir haben uns hier auch manches von der Stadtteilarbeit und den Kulturinitiativen in der Seestadt Aspern abgeschaut“, gibt Florian Stadtschreiber zu.

Pro Quartier gibt es Gemeinschaftsräume, deren Größe in den Bebauungsbestimmungen festgeschrieben ist. Deren ursprünglich quartiersübergreifendes, über eine App geplantes Management ist nicht gelungen; nun kümmert sich jede Hausverwaltung um die Organisation auf der eigenen Liegenschaft, in der Regel mit eigener App und einem Schließsystem. Jedenfalls muss niemand irgendwo hinfahren, um sich den Schlüssel abzuholen und ihn nach dem Kindergeburtstag wieder zurückzubringen.

Reininghauspark: alte Pappeln und Wasserflächen, die an die Eisteiche der Brauerei erinnern

Neue Puzzlesteine

Mit dem Graz östlich und westlich der Mur verhält es sich so ähnlich, wie mit Wien diesseits und jenseits der Donau. Der Grazer Osten hat die pittoreske Altstadt und die Touristenattraktionen, der Westen die Neubaugebiete auf ehemaligen Industrieflächen und gefühlt liegt eine Weltreise dazwischen, in Wahrheit keine zwei Kilometer. Das Reininghaus-Areal soll das Zentrum dieses wachsenden Westens werden. Noch muss man sich in Geduld üben, so richtige Zentrumsstimmung mag trotz charmanter Ecken noch nicht aufkommen, aber es kommt Puzzlestein für Puzzlestein hinzu.

„Schön ist, dass sich viel mehr tut, seitdem die beiden Schulen den Unterrichtsbetrieb im vergangenen Herbst aufgenommen haben“, freut sich Florian Stadtschreiber. Um die Mittagszeit beginnen die Schüler: innen aus Volksschule und AHS (übrigens die erste neugebaute in Graz seit 30 Jahren), über die Alte Poststraße zur Straßenbahn zu strömen. Sie sind auch die ersten Frequenzbringer auf dem noch brachliegenden Baufeld Q2 im Herzen des Areals, indem sie Schlupflöcher im Bauzaun nutzen, um die Direttissima von der Schule zur Haltestelle zu nehmen. Hier sollen die mit 63 und 75 Metern höchsten Türme von Reininghaus entstehen.

Der Gebäudekomplex aus der Feder von Architektur Consult und Coop Himmelb(l)au, Auftraggeber ist die GA Immo aus dem Umfeld von Architektur Consult-Chef Hermann Eisenköck, soll mit Handels- und Büroflächen, Gastronomie, zwei Hotels und einem Kongresszentrum das Stadtteilzentrum von Reininghaus werden. Vorläufig bleibt zur Befriedigung der Konsumlaune – bereits ab zehn vor sieben – nur der Lebensmittelmarkt im von Thomas Pucher geplanten Green Tower der Wohnbaugruppe Ennstal. Im zweiten Stock sorgt seit Jänner das Gesundheitszentrum Reininghaus für die medizinische Primärversorgung im Stadtteil. Gegenüber befindet sich ein tim-Mobilitätsknoten. Das steht für täglich, intelligent, mobil, bekomme ich erklärt, und ist ein Mobilitätsangebot der Holding Graz, in diesem Fall mit e-Carsharing und Lastenrad.

Identität durch Industrie

Im Schatten des Turms behauptet sich die denkmalgeschützte Tennenmälzerei als Kraftort und Begegnungsstätte. Hier wurde ab 1888 das Getreide für die Bierproduktion aufbereitet. Das von den neuen Hochhäusern bedrängte Relikt des alten Reininghaus wurde vom Breathe Earth Collective und Hohensinn architektur saniert und mit wenigen reversiblen Eingriffen minimalinvasiv unter Wiederverwendung von gebrauchten Elementen wie Scheinwerfern aus der alten Vorklinik oder Möbeln aus der Arbeiterkammer in Wien adaptiert.

Im Obergeschoß der beeindruckenden Gewölbestruktur, die von der Stadt Graz angekauft wurde, befinden sich die Räumlichkeiten des Stadtteilbüros und Raum für Initiativen aus der Nachbarschaft. Die Veranstaltungsebene im Erdgeschoß kann kostenpflichtig für Veranstaltungen jedweder Art gebucht werden.

Naturwiesen prägen das grüne Band entlang der Domenico-dell’Allio-Allee.

Central Park

Von anderer Dimension als die alte Malztenne ist die hinter den nördlichen Parkquartieren gelegene Mälzerei der Stadlauer Malzfabrik. Damit ihre Lärm- und Geruchsemissionen die angrenzenden Wohnquartiere nicht beeinträchtigen, haben die Bauträger Maßnahmen zur Beseitigung derselben mitfinanziert. Wie die wenigen erhalten gebliebenen umgenutzten Relikte der Brauerei trägt auch die bestehende Industrie eindeutig zur Stadtteil-Identität bei. Das gilt auch für das in Sichtweite befindliche Stahlwerk Marienhütte, das aus Eisenschrott Betonstahl erzeugt. Ob die Produkte auf den Baustellen nebenan zum Einsatz kommen? Vielleicht. Ganz sicher genutzt wird auf den Reininghausgründen die Prozessabwärme der Marienhütte, die mittels hocheffizienter Wärmepumpen für das Nahwärmenetz nutzbar gemacht wird.

Der von ZwoPK geplante Reininghauspark ist ein Gegenpol zu Industrie und das Grüne Herz des Stadtteils. Aus manchen Blickwinkeln sieht er aus wie eine einzige Wildnis, im Begehen erweist er sich als äußerst weitläufige, gut zonierte, abwechslungsreiche Landschaft mit Angeboten für alle denkbaren Bedürfnisse. Die nördliche Parkseite säumen Wasserflächen, eine Reminiszenz an die Eisteiche der Brauerei. Dass das Grün schon so viel atmosphärische Macht entwickelt, liegt zu einem Gutteil am prächtigen alten Baumbestand, wie den prächtigen Pyramidenpappeln, die riesige grüne Wände bilden oder den alten Eschen und Platanen.

Man kann sich schon jetzt gut ausmalen, dass dies einmal der Central Park von Graz sein wird, wo vieles stattfinden kann, ohne dass sich die Nutzer: innen in die Quere kommen und wo man schnell einmal auch aus der Innenstadt per Bim anreist, um die Weitläufigkeit zu genießen. Entlang der Domenico‐dell’Allio‐Allee, die vom Park Richtung Süden ein grünes Band bildet, sind Naturwiesen angeordnet. Auf den ersten Blick ziemlich versiegelt wirken hingegen auf den ersten Blick die Flächen am Jochen- Rindt-Platz beim Q6. Der Eindruck täuscht, denn hier wurden die Bäume nach dem Schwammstadt- Prinzip verpflanzt und können sich dank des großen Wurzelraums unter dem Stadtpflaster, der mit Steinen und Pflanzenkohle gefüllt ist, gut mit Wasser und Nährstoffen versorgen.

Schaut so aus, als hätten nicht nur die neuen Bäume gute Entwicklungschancen, sondern auch der ganze Stadtteil. Für eine abschließende Beurteilung ist es zu früh, aber es lohnt sich wohl, hin und wieder auf einen Kaffee vorbeizuschauen.

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Pragmatismus und Utopie

Maria Maltschnig, Direktorin Karl-Renner-Institut, Michael Gehbauer, mit den Preisträgerinnen Anne Kockelkorn, Susanne Schindler, Rebekka Hirschberg und Hannes Swoboda, Präsident AzW. Foto: Astrid Knie
Maria Maltschnig, Direktorin Karl-Renner-Institut, Michael Gehbauer, mit den Preisträgerinnen Anne Kockelkorn, Susanne Schindler, Rebekka Hirschberg und Hannes Swoboda, Präsident AzW. Foto: Astrid Knie

Eine Forschungspublikation zum Zürcher Genossenschaftsmodell wurde mit dem Bruno-Kreisky-Preis für sozial-ökologisches Wohnen und Zusammenleben ausgezeichnet.
— MAIK NOVOTNY

Wenn es um sowohl sozial als auch architektonisch innovationsfreudigen Wohnbau geht, ist Zürich mit seiner langen Tradition des genossenschaftlichen Wohnens ein stadtgewordenes Best-Practice-Beispiel. Diese Kontinuität hat auch unter dem hohem Verwertungsdruck der Gegenwart weiterhin Bestand. Die Mieten in Zürich sind in den letzten 25 Jahren um 60 Prozent gestiegen, die Immobilienpreise haben sich im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt.

Dennoch wurde von Wohngenossenschaften immer wieder experimentelle Architektur für neue Formen des Zusammenlebens jenseits der Kernfamilie realisiert: Cluster von Mikroeinheiten, Live-Work-Apartments und neue Formen des Mietens. Quartiere und Bauten wie Kalkbreite oder das Hunziker-Areal haben breite mediale und fachliche Resonanz erfahren. Die Durchschnittsmiete in Zürcher Genossenschaften liegt rund 40 Prozent unter jener auf dem freien Markt. Begünstigt wird dies nicht zuletzt durch ein Finanzierungsmodell, bei dem Banken faire Kredite vergeben.

Wie genau das Zürcher Modell funktioniert, wie es sich historisch entwickelt hat, welche Rolle wirtschaftliche und architektonische Aspekte dabei spielen, haben die Forscherinnen Anne Kockelkorn, Susanne Schindler und Rebekka Hirschberg in ihrer umfangreichen und fundiert recherchierten Publikation „Cooperative Conditions: A Primer on Architecture, Finance and Regulation in Zurich“ analysiert und dargestellt. Bei einer Festveranstaltung im Architekturzentrum Wien wurde diese Publikation mit dem Bruno-Kreisky-Preis für sozial-ökologisches Wohnen und Zusammenleben 2024 ausgezeichnet, der vom Karl-Renner-Institut in Kooperation mit dem Verein für Wohnbauforschung ausgelobt und zum dritten Mal verliehen wurde.

„Das Werk zeichnet sich durch seine präzise Analyse und praxisorientierte Perspektive aus, die den Leser: innen nicht nur ein tiefgehendes Verständnis für die Herausforderungen und Chancen des kooperativen Wohnens vermittelt, sondern auch konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigt“, lobte die Jury. „Besonders hervorzuheben ist die Art und Weise, wie die Autorinnen architektonische Qualität mit Aspekten von Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit in Einklang bringen. Sie liefern wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung kooperativer Wohnformen in Städten und tragen damit entscheidend zur aktuellen Debatte um bezahlbaren Wohnraum und ökologische Verantwortung bei.“

Teil von Staat und Markt

Zu den Faktoren, die das Zürcher Genossenschaftsmodell so erfolgreich machen, zählen laut den Autorinnen das Kontinuum der permanenten Gemeinnützigkeit, die Unterstützung durch gesetzliche Regularien und städtische Liegenschaftspolitik, die Einkommensunabhängigkeit sowie das kooperative Genossenschaftsmodell. Dass ausgerechnet die ordentliche Schweiz mit ihrer basisdemokratischen Tradition solche Experimente hervorbringt, ist laut den Autorinnen kein Zufall. Denn hier finden Pragmatismus und Utopie zusammen. Dieses Wohnbaumodell, so ihr Fazit, existiere nicht außerhalb von Staat und Markt, sondern als Teil von beiden. Die Forschung zeige auch, dass die öffentliche Unterstützung der Genossenschaften der Allgemeinheit viel Geld in Form von Sozialförderungen spart.

Die Frage, inwiefern das komplexe System des gemeinnützigen Wohnbaus in Österreich von Zürich lernen kann, wurde bei der Preisverleihung auf einem abschließenden Podiumsgespräch von den Autorinnen, Michael Gehbauer, zum Zeitpunkt der Auszeichnung noch Obmann des Vereins für Wohnbauforschung, dem Soziologen Nikolaus Dimmel und der Architektin Sabine Pollak diskutiert. Die Antwort blieb offen – doch dass hier ein wertvolles Buch voller hochverdichteter Erkenntnisse und Analysen vorliegt, darüber waren sich alle einig.

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Panorama der Positionen

„Stadt und Natur“ war das Thema der Talkrunde beim diesjährigen Turn-on-Architekturfestival. Foto: Sebastian Pichler
„Stadt und Natur“ war das Thema der Talkrunde beim diesjährigen Turn-on-Architekturfestival. Foto: Sebastian Pichler

Das Turn-on-Architekturfestival bot an drei Tagen ein hochverdichtetes Programm und präsentierte konstruktive Lösungen und Lichtblicke in schwierigen Zeiten.
— MAIK NOVOTNY

Zum mittlerweile 22. Mal fand im Große Sendesaal des ORF RadioKulturhauses das Architekturfestival Turn on statt. Insgesamt 37 Vorträge, ein Festvortrag und eine Talkrunde sorgten an den drei Tagen für ein hochverdichtetes Programm. Der Bogen spannte sich dabei von Wohnbau bis zu Kultur-, Bildungs-, Verwaltungs- und Infrastrukturprojekten.

Beim Format Turn-on-Partner am Donnerstag und Freitag stellten Architekt: innen im Team mit Vertreter:innen der Bauträger oder ausführenden Firmen Best-Practice-Projekte vor. Der Samstag blieb traditionell den Architekt: innen vorbehalten, die dem Publikum sowohl ihre aktuellen Bauten als auch die ihnen zugrunde liegende Haltung präsentierten. Das bewährte Konzept, möglichst heterogene Entwurfsansätze im Rahmen von Turn on am Samstag zu versammeln, wurde auch heuer weiterverfolgt.

Das Leitthema „Chance in der Krise“ bildete 2025 den Rahmen für planerische Lösungen und Lichtblicke in Zeiten politischer Konflikte und bedrohlicher Klimaszenarien. Letztere bildeten auch den Fokus für den Turn-on-Talk mit der Architektin Astrid Staufer, der Landschaftsarchitektin Isolde Rajek und dem Meteorologen und Stadtklimaexperten Simon Tschannett, der sich dem öffentlichen Raum bei steigenden Temperaturen widmete. In ihrem Festvortrag mit dem Titel „Wer macht Stadt? Wer macht Architektur?“ ging die Schweizer Stadtplanerin und langjährige Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher auf die Bedingungen, Funktionsweisen und Ziele der planenden Zunft von heute und morgen ein.

Den Schwerpunkt bei den internationalen Vorträgen bildete dieses Mal (nach Frankreich und der Schweiz in den Vorjahren) der Nachbar aus Deutschland. Dazu zählten Projekte aus dem experimentellen Wohnbau wie das Wohnregal von FAR frohn & rojas in Berlin, die Adaption von Bestandsbauten wie die Verwandlung eines DDR-Plattenbaus in ein „Einfamilienhaus-Haus“ durch AFEA, sowie das konsequente Weiterbauen am Campus der Firma Trumpf von Barkow Leibinger Architekten. Das Thema „Um- und Weiterbauen“ von Sanierung bis kreislaufwirtschaftsfähigem Re-Use ist heute aus der Architektur nicht wegzudenken und steht seit Jahren auch bei Turn on im Fokus der Praxis. Mehrere Vorträge an allen drei Tagen zeigten interessante und intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Vorfertigung von Bauteilen unterschiedlicher Materialität, vom Wohnbau bis zum Gewerbebau.

Wohnbau im Fokus

Auch die gemeinnützigen Bauträger waren als Turn-on-Partner zahlreich vertreten. Die Alpenland präsentierte gemeinsam mit Henke Schreieck Architekten die Spitalsgärten in Baden, die Heimbau mit den Architekten Dorner Matt den urbanen Holzbau in der Reklewskigasse Wien, Migra und Wogem mit Querkraft Architekten den Wohnbau am Nordbahnhof-Areal, die Siedlungsunion mit trans_city Architekten das Haus Süßenbrunner Straße West, und die wbv-gpa mit HNP und gerner gerner Plus den Lebensraum Muthgasse 50.

Gründerin und Festivalleiterin Margit Ulama war auch bei dieser Ausgabe für die kuratorische Leitung und das Programm verantwortlich, eine Neuerung gab es jedoch: Die Organisation übernimmt die 2024 gegründete Turn on GmbH unter Beteiligung von art:phalanx. Die Planungen für die nächste Ausgabe von Turn on im Jahr 2026 laufen bereits.

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