Seit 2016 hat die altoba umfangreiche Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt und durch den Ausbau von Dachgeschossen 46 zusätzliche Wohnungen geschaffen. Foto: altoba
Nach zehn Jahren Bauzeit ist die Modernisierung und Fassadensanierung der denkmalgeschützten Wohnanlage Reichardtblock erfolgreich abgeschlossen. Mit einem Innenhof-Fest hat die Altonaer Spar- und Bauverein eG (altoba) gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern den erfolgreichen Abschluss der umfassenden Modernisierung und Fassadensanierung des Reichardtblocks in Hamburg-Bahrenfeld gefeiert.
In acht Bauabschnitten, die sich über zehn Jahre erstreckten, hat die Wohnungsbaugenossenschaft ein Backsteindenkmal für die Zukunft ertüchtigt und die Chance genutzt, ohne Versiegelung neuen Wohnraum zu schaffen.
Mitglieder und Amt für Denkmalschutz – alle waren mit im Boot
Die vier Baublöcke des Reichardtblocks mit ursprünglich 400 Wohnungen waren Anfang der 1930er-Jahre fertiggestellt worden – als erste Wohnhäuser des Altonaer Spar- und Bauvereins im Stil der neuen Sachlichkeit. Seit 2016 hat die altoba umfangreiche Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt und durch den Ausbau von Dachgeschossen 46 zusätzliche Wohnungen geschaffen.
Am Anfang der Maßnahme standen umfangreiche Abstimmungen mit dem Amt für Denkmalschutz sowie mehrere Informationsveranstaltungen für die Mitglieder.
Die Mitglieder brachten den größten Beitrag
Burkhard Pawils, Vorsitzender des Vorstands der altoba, sagt: „Den größten Beitrag zum Erhalt des Reichardtblocks können sich die Bewohnerinnen und Bewohner zuschreiben. Sie haben anstrengende Jahre mit Baulärm, Schmutz und anderen Unannehmlichkeiten hinter sich.“ Während der Strangsanierung in ihrer Wohnung mussten die Mitglieder zudem jeweils mehrere Wochen aus ihren Wohnungen ausziehen.
Die altoba stellte Ausweichwohnungen zur Verfügung. „Ohne die Toleranz und Mitwirkung der Mitglieder wäre es nicht möglich gewesen, die Wohnanlage in dieser Form für die Zukunft zu bewahren“, sagt Burkhard Pawils.
Der Fokus bei der Planung am Anfang der Baumaßnahme lag auf einer möglichst moderaten Entwicklung der Nutzungsgebühren und – zu diesem Zweck – auf der möglichst umfangreichen Inanspruchnahme von Förderprogrammen. Foto: altoba
Zukunftssichere Energieversorgung und verbesserter Wohnkomfort
Der Fokus bei der Planung am Anfang der Baumaßnahme lag auf einer möglichst moderaten Entwicklung der Nutzungsgebühren und – zu diesem Zweck – auf der möglichst umfangreichen Inanspruchnahme von Förderprogrammen. Mit neuen Heizungen und dem Anschluss der Wohnanlage an das Fernwärmenetz schuf die altoba die Grundlage für eine zukunftssichere Energieversorgung. Zur Einsparung von Heizkosten und Erhöhung des Wohnkomforts tragen die neuen Holzfenster bei sowie die Dämmung von Gebäudehülle, Kellerdecken und Dach.
Zum Backsteindenkmal gehört natürlich die Fassadensanierung, Fuge um Fuge, ebenso wie die Holzfenster. Foto: altoba
Treppenhäuser, Hauseingangstüren und Wohnungstüren wurden denkmalgerecht aufgearbeitet. Zum Maßnahmenpaket gehörten darüber hinaus neben anderem die Erneuerung der Zu- und Abwasserleitungen sowie die Erneuerung der Bäder und Sanitäreinrichtungen. Die Backsteinfassaden wurden aufwendig saniert. Der zweischalige Teil der Fassaden wurde durch das Einbringen von Polyurethan (PUR)-Hartschaum gedämmt und in der Standsicherheit gefestigt.
Vier Jahre lang hat es damals gebraucht, den Reichardtblock zu erbauen – und mehr als doppelt so lang hat die Modernisierung und Fassadensanierung gedauert.
Burkhard Pawils
Die vier Gebäudezeilen des Reichardtblocks sind durch die Langbehnstraße im Norden sowie durch die Valparaisostraße, den Bornkampsweg und die Bahrenfelder Chaussee begrenzt. Im Sommer 2025 wurde auch der zweite der beiden großzügigen Innenhöfe fertiggestellt und steht den Mitgliedern jetzt wieder zur Nutzung zur Verfügung.
Historisch beispiellose Investition in den Bestand
Burkhard Pawils: „Vier Jahre lang hat es damals gebraucht, den Reichardtblock zu erbauen – und mehr als doppelt so lang hat die Modernisierung und Fassadensanierung gedauert. Mit einem Investitionsvolumen von rund 100 Mio € war dies eine in der Geschichte der Genossenschaft einmalige Kraftanstrengung.“
Das gesamte Projekt wurde durch das Architekturbüro GSPart Rathay Sprengel Architekten und Sachverständige PartGmbB geplant und begleitet.
Das Schloss Eutin ursprünglich im Besitz der Lübecker Fürstbischöfe und der Herzöge von Oldenburg, gehört heute der Stiftung Schloss Eutin, einer Stiftung des öffentlichen Rechts, die am 24. April 1992 per Gesetz errichtet wurde. Der Zweck dieser Stiftung ist der Erhalt des unter Denkmalschutz stehenden Schlosses, des Inventars und des Schlossgartens sowie deren Zugänglichmachung für die Öffentlichkeit. Foto: Schleswig-Holstein.sh / Gerd Warda
Colliers stellt die erste Ausgabe des neuen Formats „ESG Dialog“ vor, die die Rolle von Baudenkmälern im Kontext von Nachhaltigkeit und ESG-Anforderungen in der Immobilienbranche beleuchtet. Das Paper „ESG Dialog: Baudenkmal & Nachhaltigkeit“ vereint die Perspektiven von Investoren, Eigentümern, Bestandsentwicklern sowie Beratern in Form von Fachbeiträgen und Interviews und bietet einen Überblick über regulatorische Rahmenbedingungen, Markteinschätzungen und Lösungsansätze.
Das Papier zeigt, dass Baudenkmäler trotz komplexer Herausforderungen Chancen für wirtschaftliche und nachhaltige Bestandsentwicklung bieten. Gesetzliche Regelungen stellen Klimaschutzmaßnahmen inzwischen immer häufiger über den Denkmalschutz und eröffnen damit Handlungsspielräume für Eigentümer und Investoren.
Die Untersuchung enthält darüber hinaus eine von Colliers durchgeführte Umfrage unter Asset-, Fonds-, Portfolio- und Transaction-Managern sowie eine statistische Auswertung zum Anteil denkmalgeschützter Gewerbeimmobilien in deutschen Städten durch den Geomarketing-Anbieter Nexiga. Demnach ist Düsseldorf mit einem Baudenkmal-Anteil von über 18 Prozent der Gebäude mit gewerblicher Nutzung Spitzenreiter, gefolgt von Leipzig mit 8 Prozent. Entsprechend hoch ist der Anteil der Unternehmen mit Sitz in einem Baudenkmal in den beiden Städten.
Der überwiegende Baudenkmal-Anteil in Deutschland stammt aus der Zeit vor 1900. Gleichzeitig weist Markus Kelzenberg, Geschäftsführer der DGNB GmbH, darauf hin, dass es auch unter den Nachkriegsbauten als erhaltenswert eingestufte Gebäude gibt, bei denen Sanierungen aufgrund von Schadstoffbelastungen besonders herausfordernd sind.
Regulatorik eröffnet neue Möglichkeiten für Eigentümer und Investoren
Klimaschutz gilt als übergeordnetes öffentliches Interesse, das zunehmend Vorrang vor den Belangen des Denkmalschutzes hat. Dies regeln neue gesetzliche Entwicklungen und Gerichtsurteile, die Klimaschutzmaßnahmen wie Solaranlagen und energetische Sanierungen immer häufiger über den Denkmalschutz stellen. Nur in Ausnahmefällen kann der Denkmalschutz noch überwiegen.
„Baudenkmäler müssen sich heute den gleichen Nachhaltigkeitsanforderungen stellen wie jedes andere Asset. Zwar sehen viele Marktteilnehmer die Nachhaltigkeitsperformance und das Potenzial von Baudenkmälern kritisch, doch in der Praxis ist der Denkmalschutz kein Widerspruch zur Nachhaltigkeit“, sagt Till Brühöfener-McCourt, Head of ESG Services bei Colliers in Deutschland. So bestehen etwa im DGNB Zertifizierungssystem und dem Baudenkmalschutz zahlreiche Synergieeffekte, die das Paper aufzeigt.
Experten sehen Vereinbarkeit von Baudenkmalschutz und Nachhaltigkeit
Während Marktteilnehmer die Nachhaltigkeitsperformance von Baudenkmälern überwiegend negativ bewerten, zeigen Experten, u.a. aus den Bereichen Bestandsentwicklung und Beratung, dass Denkmalschutz und Nachhaltigkeit bei interdisziplinärer Planung keine Gegensätze sind, auch im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit.
„Entscheidend für eine gelungene Nachhaltigkeitszertifizierung im Denkmalbestand ist eine integrierte Planung, die frühzeitige Einbindung aller Beteiligten, das Ausschöpfen gesetzlicher Rahmenbedingungen sowie ein kluger Fördermittel-Mix. So wird das Baudenkmal nicht nur zu einem Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit, sondern überzeugt mit einem einzigartigen Profil, das andere Immobilien kaum bieten. Mit unserem ESG Dialog schaffen wir mehr Markttransparenz und zeigen kompakt Herausforderungen sowie Lösungsansätze auf“, sagt Brühöfener-McCourt abschließend.
Das Rathaus in Siegen ist Baujahr 1970. Die Holzfenster sind damals mit eingebaut worden, nicht gewartet und nicht erneuert. Sie stehen heute unter Denkmalschutz, wie das ganze Gebäude. 20 Millimeter-Nut und nur 4 Millimeter Falzluft, natürlich zieht es. Aber eine neue Dichtung und eine Verdreifachung der Schließpunkte (von vier auf zwölf) schafft Abhilfe. Eine günstige Wartung erspart einen teureren Einbau neuer Fenster. Und die Mitarbeiter der Verwaltung freuen sich: Es zieht nicht mehr. Auch der Stadtkämmerer kann sich freuen. Er spart Energiekosten. Foto: Roto
Im Rathaus Geisweid der Stadt Siegen kämpft die Stadtverwaltung seit geraumer Zeit mit den Tücken eines denkmalgeschützten Gebäudes. Weht der Wind wieder einmal besonders heftig durchs Siegerland, wird die Zugluft im Bürgerhaus aus dem Jahr 1970 zur echten Belastung.
An heißen Tagen lässt sich in einigen Räumen nicht einmal lüften – die schwer zu öffnenden Fenster bleiben aus Sicherheitsgründen dauerhaft geschlossen.
Zugluft im Bürgerhaus
Das hat Frank Demmer und sein Team von den Service Friends in Nümbrecht auf den Plan gerufen. Sie kümmern sich derzeit um die energetische Modernisierung des Rathauses, die sich die Stadt auf die Fahne geschrieben hat. Die Herausforderung? Im Gebäude aus den 70er Jahren greift der Denkmalschutz, sodass 200 Fenster komplett erhalten, aber energetisch modernisiert werden müssen.
Die Service Friends erneuern jedes einzelne Fenster. Neue Dichtungen, moderne, in den Holzrahmen eingefräste Schließstücke und eine Verdreifachung der Schließpunkte (von vier auf zwölf) sorgen künftig für bessere Funktionalität und Energieeffizienz.
Die alten Beschläge wurden ausgetauscht. Dank neuer Beschläge und mehr Schließpunkte lassen sich die Fenster wieder leicht öffnen und schließen. Foto: Roto
Trotz der anspruchsvollen Ausganssituation – die Fenster verfügen über eine 20 Millimeter-Nut und nur 4 Millimeter Falzluft – benötigen Demmer und sein Team für die Arbeiten insgesamt lediglich drei Monate, sodass die Modernisierung bereits Mitte April abgeschlossen ist. „Durch unsere Wartungsleistung kann die Stadtverwaltung künftig die CO2-Emissionen des Rathauses reduzieren und die Heizkosten erheblich senken“, so der Betriebsleiter der Service Friends.
Unter der Dachmarke Service Friends unterhält die Roto Frank Professional Service GmbH aus Stuttgart mittlerweile 36 Standorte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Von dort aus reparieren, warten, sanieren, sichern und erneuern die Service Friends Fenster, Türen und Dachfenster für alle Marken bzw. Hersteller.
Neue Dichtungen für alte Fensterrahmen
Durch die kostengünstige Wartung wurden die 200 Holzfenster des Rathauses komplett erhalten. Dafür brauchte das Team um Frank Demmer nur drei Monate. Foto: Roto
Zu den Kunden zählen unter anderem Wohnungsverwalter, Immobilien-Genossenschaften, kommunale Wohnungsgesellschaften sowie Gemeinden und Bauämter. Der größte Wachstumstreiber für die jüngste Division der Roto Holding ist derzeit der Bereich der energetischen Sanierung. Angesichts der gesetzlichen Verpflichtungen zur nachhaltigen Nutzung und Ertüchtigung älterer Gebäude sei eine optimierte Dichtigkeit von Fenstern und Türen gerade extrem gefragt.
Beim Segelkurs auf Schwanenwerder heißt es nach der theoretischen Einführung „Leinen los“. (Lerninsel Ost) Bildnachweis: BBA
Junge Talente aus der Immobilienwirtschaft ganzheitlich fördern – fachlich und persönlich – das haben sich die Lerninseln Nord und Ost seit vielen Jahren zum Ziel gemacht. Das Konzept kommt an: Auch in diesem Jahr nahmen wieder jeweils rund 20 Auszubildende aus der nord- und ostdeutschen Wohnungswirtschaft auf der ostfriesischen Insel Juist und der Berliner Insel Schwanenwerder teil.
Diese Sommercamps gehen über die reine Weiterbildung hinaus: Sie vereinen praxisnahe und zukunftsorientierte Workshops mit Teamkompetenz und Persönlichkeitsentwicklung.
„Ich bin jedes Jahr aufs Neue begeistert, wenn ich die Entwicklung der jungen Menschen, die noch am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen, in nur einer Woche verfolge“, betont Carsten Wiese, Head of Strategic Relationships bei Aareon, der auch in diesem Jahr wieder vor Ort auf der Insel Juist dabei war.
Dem kann Kathrin Meister, Gebietsleiterin Regionalvertrieb Ost/Süd bei Aareon, die die Lerninsel Ost seit vielen Jahren mit großem Engagement betreut, nur beipflichten: „Die Arbeit mit den Auszubildenden aus der Immobilienwirtschaft macht jedes Jahr aufs Neue enorm viel Spaß. Ich schätze die Interaktion, die auch uns immer wieder neue Sichtweisen vermittelt. Der Austausch ist sehr erfrischend und offen.“
Nach der erfolgreichen Abschlusspräsentation erhalten die Teilnehmenden ihre Urkunden. (Lerninsel Ost) Bildnachweis: BBA
Bereits seit rund 20 Jahren unterstützt Aareon die Lerninseln auf Juist vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) und auf Schwanenwerder, die von den Verbänden BBU, vtw und VSWG ausgerichtet werden.
Auf den Lerninseln geht es neben der Erarbeitung neuer fachlicher Kompetenzen vor allem auch um die persönliche Weiterentwicklung. Egal ob beim Präsentationstraining, der Abschlusspräsentation vor Unternehmensmanagerinnen und -managern oder beim Segelflugkurs auf Juist beziehungsweise dem Segelkurs mit Abschlussregatta auf dem Wannsee, es gilt, die eigene persönliche Komfortzone zu verlassen und viel Neues zu lernen. Eigenschaften, die im Zuge sich stetig verändernder Anforderungen und neuer technologischer Entwicklungen in der Arbeitswelt zum unabdingbaren Erfolgsfaktor geworden sind.
Das unterstreicht auch Andreas Daferner, Referent Bildung beim VNW: „20 hochmotivierte Auszubildende norddeutscher Wohnungsunternehmen haben in dieser Woche auf Juist Gewohntes verlassen und sind über sich selbst hinausgewachsen. Im Flugunterricht blicken sie buchstäblich über den Tellerrand und übernehmen Verantwortung. Wir sind stolz auf jeden Einzelnen von Ihnen.“
Sandra Niedergesäß, Geschäftsführende Vorständin der BBA-Akademie, erläutert: „Abseits des regulären Ausbildungsplans setzen sich die Teilnehmenden mit realen und potenziellen Herausforderungen des Berufsalltags auseinander. Im Mittelpunkt steht die Vermittlung von Kompetenzen, die über das fachliche Wissen hinausgehen. Dies geschieht in einem Umfeld, das kreatives Denken und „Thinking out of the box“ fördert.“
Gelungener Abschluss auf der Lerninsel Nord. Bildnachweis: Jubi Juist
Thematisch stand in diesem Jahr das brandaktuelle Thema KI im Fokus. Die Auszubildenden erarbeiteten gemeinsam, für welche Arbeitsbereiche in einem Immobilienunternehmen KI relevant ist, welche Mehrwerte der Einsatz von KI bringt, aber auch was es zu beachten gilt. Dabei standen der Austausch untereinander und die kollaborative Zusammenarbeit im Mittelpunkt. Branchenexpertinnen und -experten lieferten zudem wichtige Impulse und fungierten als direkte Ansprechpartnerinnen und -partner.
Auch die Teilnehmenden sind jedes Jahr wieder begeistert. Sie haben in dieser Woche fokussiert und ohne Ablenkung die Gelegenheit, sich mit neuen Themen und Anforderungen zu befassen und zu networken. Gerade der Austausch und das Feedback des jeweiligen „Coachingteams“ vor Ort kommt an.
Vor der Praxis ist Theorieunterricht angesagt: Segelflugkurs auf Juist. (Lerninsel Nord) Bildnachweis: Privat
Den zentralen Mehrwert der Lerninsel hat eine Teilnehmerin beispielsweise wie folgt auf den Punkt gebracht: „Hier lernt man nicht kennen, wer man ist, sondern wer man werden kann.“ Damit schaffen die Lerninseln die ideale Basis, um sich auf dem beruflichen Weg stetig weiterzuentwickeln und mutig, neue Chancen zu ergreifen. Wichtige Eigenschaften für die weitere zukunftsorientierte Entwicklung der gesamten Immobilienbranche.
Außengeräte für Multi-Split-Inverter-Systeme. Grafik: panasonic
Die Nutzung von Klimageräten wandelt sich: Sie kommen immer häufiger auch im Heizbetrieb zum Einsatz – teils sogar als Hauptheizung. Die aktuellen Nutzungsdaten von Panasonic Heating & Cooling Solutions belegen diesen klaren Trend. In vielen Haushalten übernehmen Klimageräte mittlerweile die Funktion eines Heizsystems – Tendenz steigend.
Eine aktuelle Auswertung aus dem Jahr 2024, die das Nutzungsverhalten in zehn europäischen Ländern untersucht hat, ergab, dass 81 % der installierten Klimageräte entweder ausschließlich zum Heizen oder sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen verwendet werden. Diese Entwicklung zeigt die wachsende Bedeutung energieeffizienter, ganzjährig nutzbarer Lösungen für den Wohnkomfort.
Heizen mit der Klimaanlage – auch in Deutschland zunehmend relevant
Die Analyse von Panasonic beruht auf den tatsächlichen Nutzungsstunden der Geräte im Zeitraum von Januar bis Dezember 2024 und zeigt, dass die Geräte im europäischen Durchschnitt 72,4 % der Zeit im Heizmodus laufen – ein deutliches Zeichen für den Wandel in der Nutzung.
Auch in Deutschland zeigt sich dieser Trend: 69,8 % der Nutzungsdauer entfallen hierzulande auf den Heizbetrieb. Dies verdeutlicht die wachsende Akzeptanz moderner Luft/Luft-Wärmepumpen als Heizsysteme im privaten Wohnbereich.
Besonders ausgeprägt ist dieser Trend in skandinavischen Ländern: In Norwegen etwa liegt der Heizanteil bei beeindruckenden 95,6 %, in Dänemark bei 94,7 %. Selbst in Ländern mit milderem Klima wie Italien (43,8 %) und Spanien (42,5 %) wird die Heizfunktion stark genutzt.
Ganzjahreskomfort durch effiziente Technologie
Diese Entwicklung verdeutlicht vor allem eines: Die Wahl eines Klimageräts ist heute auch eine Entscheidung für ein Heizsystem. Panasonic reagiert auf diese Nachfrage mit leistungsstarken und gleichzeitig nachhaltigen Lösungen. Mit speziell für kalte Klimazonen entwickelten Klimageräten wie dem neuen Multisplit-Außengerät Power Heat Multi bietet das Unternehmen verlässliche Heizleistung selbst unter extremen Bedingungen.
Das System liefert beim 2-Raum-Modell bis zu 3,9 kW Heizleistung selbst bei Außentemperaturen von -25 °C. Dank moderner Invertertechnologie, einem SCOP von 4,6 und der Energieeffizienzklasse A++ eignet sich das Power Heat Multi-System hervorragend für Ein- und Mehrraumlösungen. Zudem bietet eine solche Lösung viele weitere Vorteile: einfache Installation, hohe Energieeffizienz, integriertes WLAN und die innovative nanoe™ X-Luftreinigung.
Auch die Aquarea Luft/Wasser-Wärmepumpen von Panasonic sind auf ganzjährigen Komfort ausgelegt. Sie können sowohl heizen als auch kühlen und erfüllen somit die Anforderungen europäischer Haushalte nach ganzjährigem hohem Raumkomfort.
Heizen mit Klimageräten liegt im Trend
Klimageräte sind längst mehr als nur Kühlgeräte. Moderne Klimasysteme haben sich zu vollwertigen Ganzjahreslösungen für Heizung und Kühlung entwickelt. Mit einem Heizanteil von über 70 % im europäischen Durchschnitt und 69,8 % in Deutschland wird deutlich, dass Klimageräte künftig eine noch größere Rolle bei der Beheizung moderner Gebäude spielen werden.
Der Aufsichtsrat der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH, unter dem Vorsitz von Dr. Jürgen Allerkamp, hat in seiner Sitzung am 23. September 2025 Jörg Kotzenbauer zum Mitglied der Geschäftsführung der HOWOGE bestellt. Jörg Kotzenbauer verantwortet zukünftig die kaufmännischen Unternehmensbereiche der kommunalen Gesellschaft.
Ebenso ist das Gremium dem Wunsch von Ulrich Schiller gefolgt, die Geschäftsführung der HOWOGE zum 31. März 2026 zu verlassen, um sich neuen Aufgaben zu widmen. Ulrich Schiller wird als Chief Operating Officer (COO) zur Techem Gruppe in Eschborn wechseln.
Jörg Kotzenbauer tritt sein Amt am 01. November 2025 an und übernimmt u. a. die Bereiche Treasury & Investor Relations, Controlling und Datenmodellierung, Finanz- und Rechnungswesen, Recht, Personal sowie die drei Stabsstellen Governance, Risk & Compliance (GRC), Revision und Nachhaltigkeit.
Der 46-jährige Betriebswirt und Jurist blickt auf eine langjährige Erfahrung in der Immobilien- und Finanzwirtschaft zurück und verfügt u. a. über eine umfassende Expertise in der kaufmännischen und strategischen Unternehmensführung. Nach Stationen bei Union Investment übernahm Jörg Kotzenbauer im Jahr 2019 die Rolle als CEO der Zentral Boden Immobilien Gruppe und verantwortete dort rund 63.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten sowie rund 1.000 Mitarbeitende.
Jörg Kotzenbauer tritt sein Amt am 1. November 2025 an. Foto: Harry Schnitger HOWOGE
Jörg Kotzenbauer wird das Unternehmen gemeinsam mit Ulrich Schiller, bis zu dessen Ausscheiden am 31. März 2026, führen.
Ulrich Schiller ist seit April 2019 Geschäftsführer der HOWOGE und führt die operativen Bereiche wie Asset- und Portfoliomanagement, Schulbau, Neubau, Technisches Management, Bestandsmanagement sowie IT. Er steht maßgeblich für das erfolgreiche Wachstum und den strategischen Umbau der HOWOGE in dieser Zeit. Unter seiner Führung ist der Bestand des Unternehmens durch Neubau und Akquisitionen um rund 20.000 Wohnungen gewachsen. Zudem verantwortet er die Entwicklung und den Aufbau der Eigenleistungsstrategie der HOWOGE.
Unter der Führung Ulrich Schiller ist der Bestand des Unternehmens durch Neubau und Akquisitionen um rund 20.000 Wohnungen gewachsen. Foto: HOWOGE Pritzkuleit
Mit vier bereits in Betrieb genommenen und aktuell fünf im Bau befindlichen Schulen hat der Schulbau unter Ulrich Schiller in den vergangenen Jahren die Leistungsfähigkeit der HOWOGE als Baudienstleister des Landes Berlin bewiesen.
Aufsichtsrat und Gesellschafter danken Ulrich Schiller für sein außerordentliches Engagement, die großen Erfolge und die wertvolle Zusammenarbeit. „Ulrich Schiller hat in den Jahren seiner Tätigkeit die HOWOGE mit Vision und Tatkraft zu einem starken Partner des Landes Berlin und zu einem der größten und angesehensten kommunalen Wohnungsbauunternehmen Deutschlands entwickelt“, erklärt der Vorsitzende des Aufsichtsrates der HOWOGE Dr. Jürgen Allerkamp und verbindet dies mit den besten Wünschen für einen guten und erfolgreichen Start für Jörg Kotzenbauer.
In den kommenden Wochen wird ein reibungsloser Übergang sichergestellt, bis eine geeignete Nachfolge für Ulrich Schiller gefunden ist. Denn die HOWOGE soll auch weiterhin auf ihrem mit Aufsichtsrat und Gesellschafter vereinbarten Wachstumskurs bleiben.
Daniel Riedl verlässt zum 31. Mai 2026 im besten gegenseitigen Einvernehmen den Vorstand der Vonovia SE, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen. Daniel Riedl wird seinen Vertrag als Chief Development Officer bis 31. Mai 2026 erfüllen, strebt darüber hinaus jedoch keine Verlängerung an.
Clara C. Streit sagt zum Ausscheiden von Daniel Riedl: „Im Namen aller Aufsichtsratsmitglieder danke ich Daniel Riedl sehr herzlich für seine Arbeit in den vergangenen acht Jahren. Als Chief Development Officer hat er maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens. Er hat das Development sicher durch die Integration und die Baukrise geführt. Wir wünschen ihm weiterhin viel Erfolg für seine per-sönliche und berufliche Zukunft. Das Development ist seit 2018 ein zentraler Baustein für das Wachstum von Vonovia, und der Aufsichtsrat wird sich nun rechtzeitig um eine geeignete Nachfolge von Daniel Riedl bemühen.“
Daniel Riedl sagt: „Als ich vor fast acht Jahren mit der Übernahme der BUWOG in den Vorstand der Vonovia berufen wurde, habe ich nicht damit gerechnet, so lang hier meinen Beitrag leisten zu können. Nun ist es an der Zeit für eine neue berufliche Phase, in der ich meine gesammelten Erfahrungen als DAX- und ATX5-Vorstand in der Beratung und in der Übernahme diverser Mandate einbringen werde.“
„Nach acht intensiven Jahren bei Vonovia verlasse ich das Unternehmen mit einem Gefühl der Wehmut und der Vorfreude. Gemeinsam haben wir immens viel erreicht und können sehr stolz auf unsere Erfolge sein. Ich danke dem Vorstand sowie allen Kolleginnen und Kollegen herzlich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit – ganz speziell natürlich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der BUWOG in Deutschland und Österreich. Zugleich freue ich mich auf die spannenden neuen Aufgaben, die nun vor mir liegen“, so Daniel Riedl weiter.
Im Auftrag des Vorstands der Vonovia SE wird Daniel Riedl über die Laufzeit seines Vorstandsvertrags hinaus Aufsichtsratsmandate bei Unternehmen wie Gropyus und Quarterback wahrnehmen. Damit bleibt er Vonovia weiterhin verbunden.
Rolf Buch: „Mit großem Bedauern habe ich die Entscheidung von Daniel Riedl aufgenommen. Im Namen des gesamten Vorstands und auch persönlich danke ich ihm schon jetzt herzlich für die stets professionelle und engagierte Zusammenarbeit. Seit seinem Eintritt in den Vorstand hat unser Unternehmen bedeutende Fortschritte gemacht, insgesamt mehr als 18.000 neue Wohnungen gebaut und ist sogar in den seriellen Neubau eingestiegen. Der Neubau ist auch künftig ein wichtiger Teil unserer Wachstumsstrategie. Für seine künftigen beruflichen Herausforderungen wünsche ich Daniel Riedl viel Erfolg und alles Gute.“
Daniel Riedl ist studierter Handelswissenschaftler und Fellow der Royal Institution of Chartered Surveyors. Bereits in den Jahren 2004 bis 2011 stand Daniel Riedl an der Spitze der BUWOG, von 2008 bis 2014 war er Mitglied des Vorstands der IMMOFINANZ AG. Von Anfang 2012 bis Oktober 2013 war er als Vorsitzender des BUWOG-Aufsichtsrats tätig. Im November 2013 wurde Daniel Riedl zum CEO der BUWOG Group ernannt. Er führte die BUWOG über die Abspaltung von der IMMOFINANZ AG erfolgreich an die Börse und war bis zum Delisting Ende 2018 deren Vorstandsvorsitzender. Mit Auslaufen seines Mandats im Mai 2026 wird er acht Jahre im Vorstand der Vonovia SE tätig gewesen sein.
Über Vonovia
Die Vonovia SE ist Europas führendes Wohnungsunternehmen. Mit 533.000 Wohnungseinheiten in Deutschland, Schweden und Österreich liegt der Fokus auf der Entwicklung und Vermietung moderner und energieeffizienter Wohnräume. Vonovia setzt auf Nachhaltigkeit als Kern ihrer Wachstumspolitik und bietet Mieterinnen und Mietern ein Zuhause mit hoher Wohnqualität und ausgezeichnetem Service. Im Rahmen ihrer Wachstumsstrategie 2028 wird Vonovia die Segmente Value-add, Development und Recurring Sales stärken, innovative Technologien mit dem Fokus auf serieller Modernisierung, modularen Neubau und moderner Wärmeinfrastruktur vorantreiben und ihr skalierbares Modell auch dem Markt anbieten.
Seit 2013 ist das in Bochum ansässige Unternehmen börsennotiert. Im September 2015 wurde die Aktie in den DAX aufgenommen. Außerdem gehört die Aktie der Vonovia SE zahlreichen weiteren nationalen und internationalen Indizes an, darunter DAX 50 ESG, Dow Jones Best-in-Class Europe Index, STOXX Global ESG Leaders, EURO STOXX ESG Leaders 50, FTSE EPRA/NAREIT Developed Europe und GPR 250 World. Vonovia beschäftigt rund 12.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Spätestens mit der vierten Säule im geförderten Wohnbau – der sozialen Nachhaltigkeit – ist der Gemeinschaftsraum in den Fokus der Interessen gerückt. Die kreative Schöpfungskraft von Bauträgern und Architekt:innen ist beachtlich. Doch leider geht in den Gemeinschaftsküchen, Fitnessräumen und Gartenbeeten das Konzept nicht immer auf. Manchmal kommt es zu Leerstand und Vandalismus. Was tun?
— WOJCIECH CZAJA
„Mit großer Wahrscheinlichkeit haben die Räupchen des Buchsbaumzünslers bereits ihre Fraßtätigkeit aufgenommen“, heißt es auf der Website des Zentralverbands der Kleingärtner Österreichs. „Bitte überprüfen Sie daher Ihre Buchsbäume auf ungebetene Räupchen, um gegebenenfalls Spritzbehandlungen vorzunehmen!“ Außerdem gibt es im Service-Bereich der Website allerhand Tipps und Tricks im Kampf gegen Pflaumenwickler, Birnblattsauger und Apfelblütenstecher. „Infos wie diese werden in der Wohnhausanlage Gartenwerk im Neuen Landgut künftig eine zentrale Rolle spielen“, sagt Christoph Scharinger, Mitglied des Vorstands bei der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft Frieden.
„Denn auf den Dachflächen im achten und neunten Stock planen wir eine Kleingartenkolonie mit etwa 30 Schrebergärten. Auf diese Weise können wir das Grün, das wir durch die Versiegelung und durch den Fußabdruck unseres Wohnbaus auf Straßenebene wegnehmen, oben auf den Dachterrassen wieder kompensieren.“
Passend zum Thema wurde das Projekt Gartenwerk, Bauplatz 4, beim Bauträger-Wettbewerb 2021 grafisch aufgepeppt – mit einem großen Spaten als T und einem kleinen Gartenzwerg in des Buchstabens unmittelbarer Nachbarschaft. Hinzu kommt, dass man für die Bewirtschaftung und Vermietung der Schrebergärten den Zentralverband der Kleingärtner Österreichs als Partner gewinnen konnte. Die Summe der Maßnahmen – in Kombination mit weiteren Letters of Intent (LOI) von Wien Work, neuner immo und konzept greissler – scheint die Jury überzeugt zu haben. Geplanter Baubeginn für die 291 geförderten Mietwohnungen ist im Frühjahr 2026.
Mehr gemeinsam, mehr zufrieden
Für den Bauträger Frieden sind die Schrebergärten am Dach mit 50 Zentimeter Substrataufbau aber nicht nur eine ökologische, sondern vor allem auch eine soziale Investition. Eine gut funktionierende Nachbarschaft und Gemeinschaft sorgt, wie aus wissenschaftlichen Studien und empirischen Begleitstudien hervorgeht, für mehr soziale Kontrolle, mehr zwischenmenschliche Kommunikation und mehr Wohnzufriedenheit unter den Bewohner:innen – und damit auch für weniger Konflikte, weniger Vandalismus und letztendlich auch weniger Mieter:innenwechsel.
„Als gemeinnütziger Bauträger“, so Scharinger, „bauen wir eben nicht nur Wohnungen, sondern schaffen auch eine Bühne für ein soziales Miteinander. Früher mag es gereicht haben, wenn sich das alles in irgendwelchen gemeinschaftlichen Innenräumen abgespielt hat, heute aber wissen wir, dass das zu wenig ist. Mit dem Garteln, dem Aufenthalt an der frischen Luft und mit dem Plaudern über Obst, Gemüse, Werkzeuge, Pflanzendünger und Einkoch-Rezepte wachsen die Leute zam.“ Das Phänomen, das sich heute im Urban Gardening manifestiert, ist nicht neu. Schon Harry Glück hatte dieses „Zamwachsen“ erkannt und in den 1970er- und 1980er-Jahren als „bandstiftende Wirkung“ bezeichnet. Damals mit Badehose und Bikini im Schwimmbecken am Dach, heute mit Gießkanne und Gartenkralle in der dreckigen Erde. Der Effekt ist der gleiche.
„Eine Schrebergartenkolonie am Dach eines Wohnhauses“, sagt Roman Drbusek, Gesellschafter bei g.o.y.a. Architekten, die das Gartenwerk gemeinsam mit EGKK Landschaftsarchitekten planen, „das ist schon eine sehr spezielle Form urbaner Gemeinschaft, auf die wir sehr stolz sind. Leider aber hat der Quartiersbeirat unlängst angemerkt, dass eine allzu große Involvierung des Zentralverbands der Kleingärtner und damit eine möglicherweise externe Vergabe der Schrebergärten gar nicht so wünschenswert ist. Wir werden das Konzept also etwas umplanen müssen.“ Wahrscheinlich ist, dass sich der Kleingärtnerverband aus dem Projekt wieder zurückziehen und dass die Dachterrasse den Mieter:innen als klassisches Urban Gardening zur Verfügung stehen wird. Drbusek: „Die Gemeinschaft im Hausverband beeinträchtigt das in keiner Weise, ganz im Gegenteil!“
Bei der Wohnhausanlage Gartenwerk im Neuen Landgut des Bauträgers Frieden erhalten die Bewohner:innen auch Informationen zur Pflege der Pflanzen.
Belebt oder verwaist?
Veränderungen im Gemeinschaftskonzept, Abweichungen von geplanten Zusammenarbeiten und gut gemeinte Ideen, die sich früher oder später in Luft auflösen, sind kein Einzelfall. Die gemeinnützige Wohnbaulandschaft in den Großstädten, wo Gemeinschaftsräume aufgrund der Projektgröße und der Förderstrukturen deutlich häufiger anzutreffen sind als im ländlichen Raum, ist voll davon. Im Fall des Gartenwerks konnte man rechtzeitig reagieren und umplanen. Was aber, wenn die Gemeinschaftseinrichtung bereits realisiert ist und wenn das gebaute Angebot im Alltag einfach nicht angenommen wird?
„Ja, das passiert leider immer wieder“, meinte Siegfried Igler, Obmann der Gemeinnützigen Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Neues Leben, kürzlich im Rahmen einer Veranstaltung der Wohnenplus Akademie unter dem scharf zugespitzten Titel: Gemeinschaftsräume: Belebt oder verwaist? „Dank Chips und digitalen Buchungssystemen jedoch haben wir eine ganz genaue Statistik darüber, welche Räume genutzt werden und welche nicht.“ Beim Hochhaus the one in St. Marx ist das Feedback besonders erfreulich: Demnach sind Sauna und Waschküche mit rund 300 Nutzungen pro Monat – also durchschnittlich zehn Einbuchungen pro Tag – besonders intensiv im Einsatz, und im großen Gemeinschaftsraum im 3. Stock habe sogar schon mal eine Hochzeitsfeier stattgefunden.
Gemeinschaftsraum: DOs ☺ Gute, zentrale, einsichtige Lage im Haus (Erdgeschoß, Stiegenhaus) ☺ Alternativ: Ruhige, exklusive Randlage mit Mehrwert (Dachgeschoß, Dachterrasse) ☺ Ausblick oder Grün- und Gartenbezug ☺ Hochwertige Ausstattung ☺ Digitaler Zutritt, niederschwelliges Buchungssystem (Chip, App) ☺ Professionelles Besiedelungs- Management ☺ Budget zur freien Ausgestaltung im Rahmen eines moderierten Prozesses ☺ Klare, offen kommunizierte Spielregeln ☺ Reinigung und sofortige Reparatur von Schäden ☺ Eigeninitiative und Ansprechperson im Haus (Mieter:in, Hausbetreuer:in)
„Je größer der Raum, je besser die Lage im Haus und je spezifischer die Funktion und Ausstattung, desto besser wird das Angebot von den Mieter: innen angenommen.“ Zu den beliebtesten Gemeinschaftsräumen bei Neues Leben zählen Gemeinschaftsküchen, Gästewohnungen, Büchertauschbörsen, Co-Working-Spaces und Heimkinos, die ihre Hochblüte vor allem in Zeiten von EM, WM und UEFA Champions League erleben. Deutlich weniger Buchungen hingegen gebe es bei kleinen, allzu monofunktional eingerichteten Gemeinschaftsräumen wie etwa Kletterhöhle, Ballettsaal oder Fitnessraum. Das Fitnesskammerl am Lebenscampus Wolfganggasse – um nur einen radikalen Ausreißer zu nennen – wurde 2024 laut Statistik kein einziges Mal gebucht.
Weg vom analogen Schlüssel
Wichtig für eine hohe Akzeptanz im Haus sind auch die richtige Betreuung und das richtige soziale Management. Darauf legt die Migra in ihren Projekten großen Wert. „Am ehemaligen Nordbahnhof oder am Kapellenhof in der Donaustadt beispielsweise haben wir immer mit professionellen Besiedelungs-Managements gearbeitet“, sagt Geschäftsführer Alfred Petritz. „Aus Erfahrung aber kann ich sagen, dass die Mieter:innen in den ersten sechs Monaten nur mit ihrer eigenen Wohnung beschäftigt sind. Erst danach haben sie wieder Zeit und Lust, sich auch um Themen außerhalb der eigenen vier Wände zu kümmern und sich in die Gestaltung und Bespie- Visualisierung: Schreiner Kastler, g.o.y.a., Foto: Neues Leben lung von Gemeinschaftsräumen einzubringen.“
Gemeinschaftsküche Grüner Markt: Das Angebot wird bereits gut angenommen.
In der Wohnhausanlage Kapellenhof (fertiggestellt 2019 in Kooperation mit Wogem und Neues Leben), wo im Herbst 2023 ein Wohnen-Plus-Praxis- Check stattgefunden hat, sind die Gemeinschaftsräume old-school-mäßig noch mit einem analogen Schlüssel zu betreten, den man beim Hausbetreuer abholen und auch wieder abgeben muss. Der Autor dieser Zeilen hat im Gespräch mit einigen Bewohner: innen damals selbst die Erfahrung gemacht, dass dies im Alltag eine große logistische Hürde sein kann. Als traurige Konsequenz daraus ist der größte und schönste Gemeinschaftsraum der Anlage die meiste Zeit versperrt und ungenutzt.
Gemeinschaftsraum: DON’Ts ☹ Unrealistische, überzogene LOIs im Wettbewerb ☹ Unattraktive Restfläche (Lage, Erreichbarkeit) ☹ Zu kleine Größe, schlechte Möblierbarkeit ☹ Keine klar erkennbare Funktion ☹ Zu wenig Tageslicht, keine Aussicht ☹ Keine oder lieblose Ausstattung ☹ Analoger Schlüssel, „Betteln“ beim Schlüsselwart ☹ Der Gemeinschaftsraum als Abstellraum ☹ Toleranz von Vandalismus ☹ Fehlende Ansprechperson vor Ort
Am Nordbahnhof hat die Migra daraus gelernt und im neuen, gelbweißen Querkraft-Wohnbau ein digitales Buchungs- und Zutrittssystem installiert, das den Zutritt erleichtert und zugleich einen statistischen Überblick über die Nutzung und Beliebtheit der einzelnen Gemeinschaftseinrichtungen ermöglicht. Für den großen Gemeinschaftsraum im ersten Stock gibt es nun ein Budget in der Höhe von 15.000 bis 20.000 Euro, das den Bewohner: innen zur Verfügung gestellt wird. Mithilfe einer professionellen Besiedelungs-Managerin sollen die Investitionswünsche der hier Wohnenden nun moderiert werden.
„Damit ein Gemeinschaftsraum gut funktioniert“, meint Petritz, „braucht es früher oder später aber auch engagierte Bewohner:innen, die die Initiative ergreifen und nach dem Besiedelungs-Management das Zepter in die Hand nehmen.“ Genau darum werde man sich auch beim neuesten, bereits im Bau befindlichen Leuchtturmprojekt bemühen – der Roten Emma in der Attemsgasse. Die nach einer Kartoffelsorte benannte Wohnhausanlage von gerner gerner plus und AllesWirdGut soll die Bewohner:innen und den eingemieteten Sozialträgerverein LOK Leben ohne Krankenhaus vom allerersten Tag an involvieren: In den Urban-Gardening-Gewächshäusern am Dach sollen dann unter anderem Rote Emmas angebaut werden. Geplante Fertigstellung Juni 2026.
Grün-Gemeinschaftsflächen sind am Nordbahnhof für alle Altersgruppen geplant. Visualisierung: OLN, Foto: Hertha Hurnaus. . Quellen: Neues Leben
Ganz klare Nutzungsregeln
Auch der gewerbliche Bauträger Arwag arbeitet in den letzten Jahren vorwiegend mit digitalen Zutrittssystemen. „Bei gemeinschaftlichen Einrichtungen braucht es elektronische Schließanlagen mit einfach zu bedienenden Buchungstools“, erklärt Michaela Reiter- Benesch, Geschäftsführerin der Arwag Immobilientreuhand GmbH. „Daher sind wir nun dabei, auch unsere bestehenden Wohnhausanlagen sukzessive nachzurüsten. Und für besser ausgestattete Gemeinschaftsräume wie etwa Küche und Sporträume empfehle ich – so wie in der Hausordnung – ganz klare und transparent kommunizierte Nutzungsregeln. Wenn man das alles beachtet, halten sich Leerstand und Vandalismus unserer Erfahrung nach in Grenzen.“
Beim jüngsten Projekt Wohn- Wildnis in unmittelbarer Nähe der Alten Donau, An der Schanze, Bauplatz G1, das die Arwag mit Tillner & Willinger und U.M.A. Architektur realisiert, wird es neben einem zentralen Gemeinschaftsraum und einer Community- Dachterrasse zusätzlich auch stockwerksbezogene Flexräume geben, die frei nutzbar sind und die die Vernetzung der Bewohner:innen fördern sollen. Auf diese Weise wird für die 85 geförderten und frei finanzierten Wohnungen direkt vor ihrer Eingangstüre ein Ort geschaffen, an dem man sich unkompliziert austauschen kann – beim Spielen der Kinder oder beim kurzen Plausch zwischendurch. Vor Kurzem war Baubeginn, im Winter 2026 soll die WohnWildnis übergeben werden.
Unrealistische Erwartungen
„Wenn man Gemeinschaft will, dann muss man erst einmal den Motor in Gang setzen“, sagt die auf Wohnbau spezialisierte Soziologin Sonja Gruber, die schon etliche Bauträger begleitet und längerfristige Besiedelungsprozesse gemanagt hat. „Dazu braucht es mit den Bewohner:innen des Hauses einen gut aufgesetzten Prozess. Aber auch ich als involvierte Soziologin und Begleiterin kann nicht zaubern und muss die Bauträger vor überzogenen Erwartungen und damit verbundenen Enttäuschungen immer wieder warnen.“
Viele Bauträger-Wettbewerbe, so Gruber, seien mit viel zu vielen LOIs vollgestopft, die keinerlei Bezug zur Realität hätten. Man könne nicht in jedem Haus Bio-Greißler, Repair-Cafés und soziale Trägervereine haben. Eine Illusion sei auch der starke Fokus auf die Teilhabe von Jugendlichen innerhalb einer Hausgemeinschaft, denn viele Jugendliche wollen in ihrem Sturm und Drang einfach nur weg von Eltern und Wohnumfeld. „Und nicht zuletzt gibt es einen großen Anteil an Menschen, die keine Zeit und Lust für Mieter:innenabende, Abstimmungsprozesse und Gemeinschaftsraum-Aktivitäten haben, die einfach nur wohnen wollen. Auch das ist absolut legitim und muss respektiert werden.“
Sollte es in einer Hausgemeinschaft dennoch zu Ablehnung und Vandalismus kommen, sei es wichtig, nicht nur die Symptome zu bekämpfen, sondern auch die Ursachen zu analysieren und darauf zu reagieren – mit Reinigung, Reparatur, Möblierung, besserer Ausstattung, leichteren Zutrittsmöglichkeiten und mehr Information im Haus. Auf jeden Fall warnt Gruber davor, für die Nutzung von Gemeinschaftsräumen Nutzungsentgelt zu verlangen, wie dies einige Bauträger praktizieren. „Auch schon vier Euro pro Stunde, um einen Kindergeburtstag zu feiern, sind für manche Leute viel Geld. Ganz abgesehen davon, dass das rechtlich kaum zu argumentieren ist, denn die Räume haben allen offenzustehen und sind mit der Miete und den Betriebskosten eigentlich schon abgegolten.“
Die Arwag setzt beim Projekt WohnWildnis im Quartier An der Schanze auf aktive Vernetzung der Bewohner:innen durch unterschiedliche Angebote.
Urban Gardening mit Profis
Und wie sieht die Situation in den Bundesländern aus? „Gerade im ländlichen Raum ist die Situation schwieriger als in der Großstadt“, meint Wolfram Sacherer, Geschäftsführer der Wohnbaugruppe Ennstal. „Ohne Einzugsbegleitung, ohne konkrete Ansprechpartner: innen in der Hausverwaltung und vor allem ohne eine kritische Mindestanzahl an Wohnungen macht die Errichtung von Gemeinschaftsräumen nicht viel Sinn.“ Daher bemüht sich die Ennstal, soziale Prozesse so früh wie möglich aufzusetzen und professionelle Partner:innen und Betreiber:innen mit an Bord zu holen.
Beim neuen Stadtquartier Reininghaus in Graz wird das Gemeinschaftskonzept bauteilübergreifend gemanagt. Fotos: Nikola Milatovic/Verein Stadtteil Reininghaus, TU Graz
Auf den Reininghaus-Gründen in Graz, wo die Wohnbaugruppe Ennstal am Quartier 7 ebenfalls involviert ist, wird das Gemeinschaftskonzept quartiersübergreifend gemanagt. „Bei den gemeinnützigen Bauträgern funktionieren die einzelnen Gemeinschaftsräume in der Regel ganz gut“, erzählt Daniel Huber, Quartiersmanager Reininghaus. „Kritisch wird es in den frei finanzierten Wohnhausanlagen, wo es zwischen Image-Produktion, Vermarktbarkeit und dem wirtschaftlichem Korsett der Investor:innen oft nur einen sehr chmalen Grat zu geben scheint. Da merkt man, dass das Thema Gemeinschaft nicht nur eine Frage der Wohnkultur, sondern auch der Unternehmenskultur ist.“
Beim Projekt Am Grünanger in Gratwein beispielsweise, einer Wohnhausanlage mit rund 60 Wohneinheiten, wird das Urban Gardening vom Verein Naturschwärmerei begleitet. Das Haus wurde vor zwei Jahren übergeben, das Garteln funktioniere besser als erwartet. Und in Turnau, einem Vorzeigebeispiel für klimagerechtes Wohnen 4.0, das im Herbst 2026 übergeben wird, sollen Mieter:innen aller Generationen mit vollbetreuten Volkshilfe- Wohnungen unter einem Dach leben. „In einem naturnahen, generationenübergreifenden Wohnen wie diesem spielt die Gemeinschaft eine große Rolle. Daher werden wir hier besonders viel Energie investieren.“
Gemeinschaftsräume müssen die besten Elemente aus den privaten und öffentlichen Welten vereinen
Sigrid Verhovsek ist Architektur- und Stadtforscherin und unterrichtet u. a. an der TU Graz am Institut für Wohnbau.
Wann gab es die ersten Gemeinschaftsräume im Wohnbau?
Erste Modelle gab es schon im frühen 19. Jahrhundert – etwa die Phalanstère von Charles Fourier oder die Familistère von Jean-Baptiste André Godin. Mit der Industrialisierung ging der sozial-utopistische Grundgedanke verloren, Gemeinschaftsräume wurden eher zu einem paternalistischen Instrumentarium der Überwachung. Ein Comeback gab es erst mit dem Roten Wien und mit den ikonografischen Nachkriegsbauten Alterlaa von Harry Glück und der Terrassenhaussiedlung St. Peter der Werkgruppe Graz.
Wo sollten Gemeinschaftsräume angesiedelt sein?
Soziologisch gesehen handelt es sich dabei um Schwellenräume zwischen öffentlich und privat. Jede Schwelle ist ein supersensibler Bereich, bei dem man sich fragen muss: Warum sollte ich diese Schwellensituation aufsuchen? Daher kann man ableiten: Gemeinschaftsräume müssen die besten Elemente aus den privaten und öffentlichen Welten vereinen. Dazu zählen Lage, Aussicht, Gartenbezug, Ausstattung, Freundlichkeit, Gemütlichkeit und die richtige Mischung aus Intimität und Mikro-Öffentlichkeit.
Gerade in kleinen Projekten handelt es sich oft um Resträume. Was tun?
Sehr gefährlich! Das ist dann die Kombination der schlechtesten Elemente aus beiden Welten. Das wird nicht funktionieren – und wird früher oder später mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Ablehnung oder Vandalismus führen.
Welche Faktoren sind sonst noch hinderlich?
Die Menschen selber beziehungsweise die sozialen Blasen, Sinus-Milieus und Lebenshintergründe, die sie mitbringen. Jede Wohnhausanlage besteht aus Menschen, die informiert oder involviert sind und sich mit einem gewissen Hintergrundwissen bewusst für ein Projekt entscheiden – und jenen, die keine Wahl haben und einfach zugewiesen werden, etwa durch den Wohnfonds Wien. Zwischen diesen sehr diametralen Mieter:innengruppen, die in einem Wohnhaus aufeinander knallen, sind Konflikte vorprogrammiert. Wenn man diese nicht abfedert und nicht moderiert, werden sie sich im Gemeinschaftsraum fortsetzen.
Braucht es Spielregeln?
Unbedingt! So wie es eine Hausordnung gibt, wo viele Menschen zusammenleben, braucht es auch offen kommunizierte Richtlinien für den Umgang mit gemeinschaftlichen Flächen und Einrichtungen. Je klarer und eindeutiger, desto besser.
Wie stehen Sie zu einer Bezahlschranke für bestimmte Räume, um Vandalismus vorzubeugen?
Ich kann den Hintergrund der bewussten, monetären Wertschätzung nachvollziehen, letztendlich aber kann so eine finanzielle Hürde im geförderten Wohnbau, wo wir es mit Menschen in prekären Lebenssituationen und niedrigen Einkommen zu tun haben, zu einer Zwei- Klassen-Gesellschaft führen. Auch rechtlich agiert man hier in einer Grauzone. Ich rate davon ab.
Was tun, wenn ein Gemeinschaftsangebot nicht angenommen wird?
Zunächst einmal nachbessern und informieren. Und irgendwann einmal auch akzeptieren. Wir leben in einer Welt aus Reizüberflutung und Mangel. Die einen kommen nach einem langen Arbeitstag nach Hause und wollen einfach nur die Tür hinter sich zumachen. Die anderen hingegen haben einen Mangel und einen damit verbundenen Bedarf – entweder nach Raum, nach Hilfe oder nach sozialen Kontakten. Beides ist legitim. Ein Raum für Gemeinschaft darf nie eine Verpflichtung sein – sondern immer nur ein Angebot.
Singender Städtebau
Insgesamt sind in Reininghaus an die 18 Bauträger vertreten. Eine Quartiersübergreifende Nutzung der Gemeinschaftsräume hätte sich im Management als sehr umständlich erwiesen. „Dafür konnten wir eine andere, bauplatzentkoppelte Form der gemeinschaftlichen Begegnung schaffen“, so Huber. „Die Zwischennutzung der Tennenmälzerei, die wir revitalisiert und erst Ende April eröffnet haben, eignet sich dafür perfekt! Für uns ist das ein großer Meilenstein für unterschiedliche Formen von Gemeinschaft – auf privater, kultureller und gewerblicher Ebene.“
Das denkmalgeschützte Gebäude von Architekt Johann de Colle wurde 1888 als Brauhaus errichtet und ging vor einigen Jahren in den Besitz der Stadt Graz über. Das Breath Earth Collective hat es nun umfassend saniert – mit einem anmietbaren, 600 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal im Erdgeschoß sowie Büro, Bibliothek, Besprechungsräumen und einem kostenlos nutzbaren Nachbarschaftsbüro, das Vereine und Interessent:innen aus dem gesamten Reininghaus gegen Voranmeldung nutzen können. Eine von ihnen ist Pauline Urban. Die 79-Jährige hat im Herbst 2022 den Reininghaus-Chor initiiert und nutzt die neue Tennenmälzerei jeden Mittwochabend zum Proben.
„Einerseits singen wir, einfach nur aus Freude am Gesang, mittlerweile sogar schon mit einem professionellen Chorleiter“, sagt Urban. „Andererseits tragen wir als 26-köpfige Gruppe dazu bei, dass sich in einem so neuen, jungen Stadtteil wie hier so etwas wie eine Kulturszene und eine kollektive Kraft formiert. Wir sind hierher gezogen als Pioniere, und ich sage meinen Leuten immer: Als Stadtmacher haben wir nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten.“ Für 2025 ist der Reininghaus- Chor in Graz und Umgebung schon ein Dutzend Mal gebucht. Ein perfektes Beispiel für nachbarschaftliches Zamwachsen. Besser kann gelebte Gemeinschaft nicht sein.
Vor ein paar Monaten war ich auf der Suche nach einer Bohrmaschine. Großes Bild aufhängen und so weiter. Ein Freund, der in einem geförderten Wohnbau hinterm Hauptbahnhof daheim ist, meinte: „Ja klar, komm vorbei! Wir haben eine Makita in unserer Werkstatt, unten im Keller, die kannst haben für zwei, drei Tage.“ Gesagt, getan, am nächsten Morgen stand ich in der größten Gemeinschaftswerkstatt meines Lebens, voll ausgestattet mit hölzerner Werkbank, gut befüllter Werkzeugwand und sämtlichen Gerätschaften, die ein Handwerkerherz erfreuen. Wie ein kleiner Hornbach im Haus. Ob die Makita niemand vermissen wird? „Ach was! Da ist eh nie irgendwer. Am Anfang haben’s alle gewerkelt wie die Wahnsinnigen, aber jetzt … Jetzt ist der Raum seit Jahren schon ungenutzt.“
Dieser Moment war die Geburtsstunde der redaktionellen Idee, ein Heft über Gemeinschaftsräume zu machen. Mit der viel zitierten vierten Säule im gemeinnützigen Wohnbau – soziale Nachhaltigkeit – ist es zum Standard geworden, jedes auch noch so kleine geförderte Bauvorhaben mit Gemeinschaftsräumen auszustatten. Die Wiener Bauträger-Wettbewerbe haben die Entwicklung stetig vorangetrieben. Bei manchen Projekten machen die Gemeinschaftsräume bereits zehn Prozent der Nutzfläche aus, wie der Obmann einer Wiener Baugenossenschaft bestätigt.
Und nicht nur das. Im Village im Dritten, am Neuen Landgut und auf dem Areal des ehemaligen Nordwestbahnhofs hat man das Gefühl, dass sich die Bauträger und Architekt:innen im Kampf um die wenigen Grundstücke mit Saunas, Repair-Cafés, Bibliotheken, Gemeinschaftsküchen, professionell betriebenen Fahrradwerkstätten und LOIs von sozialen Trägern und diversen Partnerverbänden regelrecht übertreffen. Mitunter lesen sich die Projektbeschreibungen wie gut befüllte Animationsprogramme auf einem karibischen Kreuzfahrtschiff.
Doch wie viel braucht’s wirklich? Wie kann man Prozesse gestalten, damit das soziale Angebot langfristig angenommen wird? Und was tun, wenn – wie im Fall der verwaisten Makita- Werkstatt – Gemeinschaftsräume eines Tages nicht mehr funktionieren, wenn die Räume zu alten Möbeldepots verkommen, wenn manchmal sogar Diebstahl und Vandalismus auf der Tagesordnung stehen?
Mit dem Ziel, nachhaltigen Wohnraum zu schaffen, aber auch im Umgang mit öffentlichen Geldern müssen diese Fragen ernsthaft beleuchtet und differenziert beantwortet werden. Daher das hier vorliegende Heft: Gemeinschaft am Prüfstadt.
Isabella Stickler und Michael Gehbauer. Foto: Chris Lendl
Seit dem Verbandstag im Mai steht das neue Führungsduo des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen, GBV, für die nächsten drei Jahre fest. Michael Gehbauer, Geschäftsführer der wbv-gpa, wurde zum Obmann gewählt, mit seiner Stellvertreterin, Alpenland-Obfrau Isabella Stickler, steht erstmals eine Frau an der Spitze der GBV. — FRANZISKA LEEB
Sie übernehmen in einer herausfordernden Zeit die Aufgabe, federführend die Interessen der gemeinnützigen Bauvereinigungen zu vertreten. Ist das eher mit Lust oder mit Last verbunden?
Michael Gehbauer: Auf jeden Fall mit mehr Lust als mit Last. Es ist eine positive Herausforderung, wenn man nach Jahrzehnten der Tätigkeit in einer Branche deren Interessen drei Jahre lang maßgeblich vertreten darf. Ich freue mich darauf, meine Erfahrungen einbringen zu können! Isabella Stickler: Gestaltung ist meins, daher Lust und Freude!
Isabella Stickler ist seit 2021 Vorstandsvorsitzende der Gemeinnützigen Bau-, Wohnund Siedlungsgenossenschaft Alpenland und seit 2024 Obfrau der Arge Eigenheim. Seit Mai 2025 ist Stickler GBV-Obmann-Stellvertreterin.
Ihr Vorgänger Klaus Baringer hat das Jahrzehnt der Gemeinnützigkeit ausgerufen. Dass nun auch die neue Bundesregierung einen Mietpreisdeckel beschlossen hat, scheint mir dazu nicht hilfreich zu sein. Welche Auswirkungen hat das?
Gehbauer: Niemand käme auf die Idee, die Krankenversicherungsbeiträge nicht mit dem Lohnzuwachs steigen zu lassen. Warum also die Beiträge zur Erhaltung der Gebäude, in denen unsere Mieter:innen wohnen, nicht anheben, wo gleichzeitig die Preise in der Bauwirtschaft steigen. Das hat nachhaltig negative Auswirkungen auf den Erhaltungszustand der gemeinnützigen Gebäude und damit auf ein Viertel der österreichischen Bevölkerung. Stickler: Wir reden von 190 Millionen, die der Gemeinnützigkeit in drei Jahren fehlen, zusammen mit dem Mietendeckel davor sind es für die Jahre 2024 bis 2027 in Summe 865 Millionen Euro.
In Form des Wohnbaupakets wurden vor über einem Jahr Mittel lockergemacht. Merkt man mittlerweile, dass sie ankommen?
Stickler: In der Abstimmung des Ministeriums zu den Ländern hat es Zeit gebraucht und die Länder mussten ihre Richtlinien auf die Vorgaben der Bundesfördermittel einstellen. Auf der Baustelle kommen diese Gelder jetzt an. Immobilienentwicklung funktioniert nicht Tür auf – Tür zu, sondern hat einen Vorlauf.
Gehbauer: Für eine abschließende Beurteilung ist es zu früh. Wie gut damit die Ankurbelung der Bauwirtschaft gelungen ist, wird man nach einer Evaluierung sehen. Angesichts des Doppelbudgets für 2025 und 2026 werden wohl keine zusätzlichen Impulse gesetzt werden können. Zumindest ab 2027 sollte das aber mit einer nachfolgenden Wohnbaumilliarde möglich sein.
Michael Gehbauer, Verbandsobmann des GBV, ist seit 2004 Geschäftsführer der wbv-gpa, von 2019 bis 2025 war er Obmann des Vereins für Wohnbauförderung und von 2022 bis 2025 Obmann der GBV-Landesgruppe Wien. Seit Mai 2025 ist Gehbauer Obmann des Verbands GBV.
Die Wiedereinführung der Zweckbindung des Wohnbauförderungsbeitrags ist schon länger ein Desiderat der Branche. Nun steht sie im Regierungsprogramm. Wie zuversichtlich sind Sie, dass sie umgesetzt wird? Ist das der Wunderwuzzi, der alles löst?
Stickler: Der Wille und das Bekenntnis aus der Bundesregierung sind da. Die Länder sind grundsätzlich positiv eingestellt. Darüber hinaus wird es aber ein Maßnahmenbündel brauchen, damit die gemeinnützige Wohnungswirtschaft die Voraussetzungen hat, um ihren Versorgungsauftrag umzusetzen. Der Vorteil der Zweckwidmung ist, dass die Gemeinnützigkeit in den Ländern eine Klarstellung und Sicherstellung über mehrere politische Perioden hinweg hätte. Das wäre als langfristiges Signal gut.
Gehbauer: Der Wohnbauförderungsbeitrag wird von den Arbeitnehmer: innen und den Arbeitgeber:innen aufgebracht, insgesamt ein Prozent der in Österreich ausbezahlten Lohnsumme. Kein:e Staatsbürger:in versteht, warum etwas, das so heißt, nicht auch dafür ausgegeben werden muss. Wir haben aber noch andere Einnahmequellen für die Wohnbauförderung. Das sind Ertragsanteile, die über den Finanzausgleich an die Länder bezahlt werden, die für Wohnbau oder Vergleichbares verwendet werden können. Dort ist diese Zweckwidmung nicht so klar. Wir haben auch das Thema der Rückflüsse von Wohnbauförderungsdarlehen, wo die Praxis ganz unterschiedlich ist. Auch über eine Zweckwidmung dieser Rückflüsse sollte man nachdenken. Das ist ein viel größerer Diskussionspunkt als die Wohnbauförderungsbeiträge an sich, die in Summe „nur“ rund 1,3 Milliarden Euro ausmachen, also etwa die Hälfte der gesamten Wohnbaufördermittel.
Die Genossenschaftsidee und Themen der Gemeinnützigkeit erleben eine Renaissance. Im Gegenzug hat man jedoch den Eindruck, dass die traditionsreichen Wohnbaugenossenschaften und gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen nicht mehr als Unternehmungen, die sozialen Werten verpflichtet sind, wahrgenommen werden. Ist es notwendig, am Image zu arbeiten?
Gehbauer: Es gab die eine oder andere Pressemeldung über Vorgänge, die dem Image geschadet haben. Ich erinnere nur an Veranlagungen, die nicht sehr erfolgreich waren. Aber die österreichische Bevölkerung weiß, wo die erste Adresse für leistbaren Wohnraum ist. Es kann aber nicht schaden, darauf immer wieder hinzuweisen. Daher werden wir in unserer Funktionsperiode diese Botschaft verstärkt mit geeigneten Maßnahmen hinaustragen.
Stickler: Das Viertel der Bevölkerung, das bei uns wohnt, kennt die Gemeinnützigkeit. Aber viele junge Menschen fangen mit den Begriffen Genossenschaft oder Gemeinnützigkeit nichts an. Die unterschiedlichen Segmente auf dem Wohnungsmarkt bewusst zu machen, die Vorteile der Gemeinnützigkeit sichtbar zu machen, ist ein klares Ziel. Die Leistungen der Gemeinnützigen sind in der Öffentlichkeit oft zu wenig sichtbar, viele Menschen wissen nicht, wie entscheidend unser Beitrag für leistbares und qualitatives Wohnen ist.
Seit anderthalb Jahren gibt es mit dem „Bundesrevisionsverband für gemeinnützige Bauvereinigungen“ einen Konkurrenzverband zum GBV. Beschäftigt Sie das?
Gehbauer: Wir sind dann stark, wenn wir geeint sind. Mein klares Ziel ist, weiterhin einen starken Verband der gemeinnützigen Bauvereinigungen zu haben, um möglichst mit einer Stimme zu sprechen. Ebenso halte ich einheitliche Prüfungsstandards für unumgänglich, die dürfen nicht, wie es da und dort bereits bekannt wurde, herabgesetzt werden. Unsere Branche muss in ihrer wirtschaftlichen Gebarung einheitlich beurteilt werden. Den neuen Verband gibt es nun eine Zeit lang, aber es gab dort keine dynamische Entwicklung.
Stickler: Es hat uns bei der Gründung mehr beschäftigt als jetzt. Aber ja, es hat uns beschäftigt. Das Gute an einem anderen Mitspieler ist, dass man seine eigenen Stärken besser definieren kann, weil man einen Vergleich hat. Die acht Mitgliedsunternehmen, die dem neuen Verband beigetreten sind, haben sich nicht vermehrt. Wir haben das Beste aus der Situation gemacht und es hat uns ein großes gemeinsames Verständnis dafür gebracht, wie wir in unserem Verband mit 173 Mitgliedern weitergehen.
Was wollen Sie nach ihrer dreijährigen Amtsperiode erreicht haben?
Gehbauer: Das Verständnis für die Wohnungsgemeinnützigkeit soll in der Bevölkerung wie in der Politik gestärkt sein, sodass jeder weiß, was genau unsere Aufgabe ist …
Stickler: … und in der politischen Debatte unser tägliches Tun als Vorzeigemodell für einen funktionierenden Wohnungsmarkt in Österreich gesehen werden und nicht nur als Krisenpuffer.