Mobil statt immobil: Münchner Wohnbauprojekt zeigt: Geteilte Fahrzeuge sind weniger Fahrzeuge, auch mehr Platz fürs Rad

Carsharing-Fahrzeuge, zehn Elektro-Schnellladestationen und 405 Fahrradstellplätze: Ein neues Wohnquartier an der Lipperheidestraße im Münchner Westen setzt für seine künftigen Bewohner auf ein ganzes Bündel an Mobilitätsmaßnahmen. „Weil neue Wohnprojekte vermehrt am Stadtrand entstehen, muss die Mobilität der Anwohner bereits bei der Planung mehr denn je berücksichtigt werden und in die Infrastruktur einfließen“, sagt Michael Kuemmerle, Vorsitzender des Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF). Bei diesem Wohnprojekt kombiniert der WAF als Bauherr gleich mehrere Mobilitätsformen – und will damit auch für mehr Nachhaltigkeit sorgen.

Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort, Pendeln in der Freizeit, Sehnsucht nach Natur: In den vergangenen Jahren hat das Mobilitätsbedürfnis weiter zugenommen. Entsprechend steigt das Interesse an Immobilien, die gut an das städtische Verkehrsnetz angebunden sind. Neue Mobilitätskonzepte müssen allerdings bereits beim Aufbau der Infrastruktur einer Immobilie berücksichtigt werden – etwa beim Carsharing.

- Anzeige -
Stationäres Carsharing in der eignen Tiefgarage

Der WAF stellt den Bewohnern der 192 Wohnungen in Zusammenarbeit mit einem regionalen Anbieter Carsharing-Autos zur Verfügung. Die Besonderheit: Die Fahrzeuge werden in der Tiefgarage bereitgestellt und können über eine App gebucht werden. Eine Studie des Bundesverbandes CarSharing e.V. (bcs) zeigt, dass ein einziges Carsharing-Fahrzeug zwischen acht und zwanzig Autos ersetzen kann. Diese Zahl wird durch eine aktuelle Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) gestützt. Den Ergebnissen zufolge ersetzt jedes Carsharing-Fahrzeug allein in Berlin bis zu 15,8 Autos. „Die Fahrzeuge direkt aus der eigenen Wohnanlage heraus nutzen zu können, bietet den Vorteil, dass Wege zu einer Carsharing-Station eingespart werden. Anwohner werden durch den eigenen Standort dazu ermutigt, Carsharing zu nutzen und auf ein eigenes Auto zu verzichten“, erklärt Kuemmerle. Denn erst durch schnelles Auffinden und kurze Wege zu einem Fahrzeug wird das Carsharing als Alternative für einen privaten PKW genutzt.

Infrastruktur für E-Mobilität

Neben gemeinschaftlich nutzbaren Autos setzt das Immobilienprojekt zudem auf zehn Elektroschnellladestellen für E-Fahrzeuge. Die Hälfte der 203 Tiefgaragen-Stellplätze wird außerdem für einen späteren Ladeanschluss präpariert. Laut einer Studie zur Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland will die Mehrheit der Nutzer von Elektrofahrzeugen ihre Autos an Ladestellen in der eigenen Garage oder auf dem Arbeitsgelände laden. Denn: Das Laden während der Nachtstunden oder der Arbeit ist komfortabel und vor allem praktisch.

- Anzeige -
Mehr als 400 Fahrradstellplätze für 192 Wohneinheiten

Bei Mobilitätskonzepten dürfen jedoch Bewohner ohne Führerschein und jene, die bewusst auf Autos verzichten wollen, nicht vergessen werden. In der Münchner Wohnanlage werden daher insgesamt 405 Fahrradstellplätze realisiert und spezielle Fahrradräume eingerichtet. „Die Vielzahl an Fahrradabstellmöglichkeiten soll das Bewusstsein der Anwohner schärfen, Strecken vermehrt mit dem Rad zurückzulegen“, sagt Kuemmerle. Auch hier hat der WAF so geplant, dass die Nutzerinteressen im Vordergrund stehen. „Fahrräder werden teurer und vor allem E-Bikes sind unhandlich und schwer zu tragen. So ist es für Bewohner immer wichtiger, ihre Räder sicher und leicht abzustellen.“ Auch die Stadt München hat erkannt, dass Fahrrädern bei der innerstädtischen Mobilität eine wichtige Rolle zukommt. Der Umfang des Radwegenetzes ist in den vergangenen Jahren auf eine Gesamtlänge von 1.200 Kilometern gestiegen. Damit liegt München nur knapp hinter der Hauptstadt Berlin, diese hat 1.377 Kilometer Radwege. Im bundesweiten Vergleich befindet sich München mit 63 Fahrradstraßen jedoch vorn.

Tristan Thaller

zum vollständigen Artikel als PDF

Lesen Sie die nächsten Artikel dieser Ausgabe

Lesen Sie Artikel zum selben Thema