Mehr als 70 Teilnehmer folgten am 13. August 2019 der Einladung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (HMWEVW) und der Hessischen LandesEnergieAgentur (LEA) zur Informationsveranstaltung „Wärme und Kälte aus der Tiefe – effizienter Klimaschutz für Gewerbe und Kommunen“ im Kreishaus des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen neben Informationen zu Technik, Genehmigungsverfahren und Fördermöglichkeiten vor allem innovative Konzepte und Erfahrungsberichte zu bereits umgesetzten Projekten. Diese demonstrierten, dass die oberflächennahe Geothermie Büro-, Gewerbe- und Produktionsgebäude sehr effizient mit Wärme und Kälte versorgen kann und dabei deren CO2-Bilanz signifikant verbessert.
Wärmepumpen und oberflächennahe Geothermie haben sich bereits auf breiter Basis als anerkannte Heizsysteme für Ein- oder Zweifamilienhäuser etabliert. Laut Bundesverband Wärmepumpe betrug der Marktanteil der Wärmepumpe im Jahr 2018 43,7 Prozent und lag damit erstmals bei den genehmigten Wohngebäuden vor der Gasheizung mit 41 Prozent. Dass die oberflächennahe Geothermie darüber hinaus auch enormes Potenzial zur Wärme- und Kälteversorgung gewerblich oder kommunal genutzter Zweckbauten besitzt, war die Kernbotschaft des Informationstags in Marburg.
Versorgungssystemen für Büro-, Gewerbe- und Produktionsgebäude
Dr. Sven Rumohr vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) stellte Trends und Potenziale der oberflächennahen Geothermie in Hessen vor. Prof. Dr.-Ing. Lars Kühl von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaft in Wolfenbüttel gab einen Überblick über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Geothermie in komplexen Versorgungssystemen für Büro-, Gewerbe- und Produktionsgebäude. Wie dies in der Praxis funktioniert und wie ein mittelständisches Unternehmen innovative Heiz- und Kühlkonzepte für die eigenen Gebäude nutzen kann, demonstrierte Franz Mitsch von der ESM Energie- und Schwingungstechnik Mitsch GmbH. Dessen neu gebaute Produktionshallen und Bürogebäude werden u. a. über Erdsonden geheizt und gekühlt.
Stadtwerke Bad Nauheim versorgt schon 400 Wohneinheiten
Eine Nummer größer ist das Projekt der Stadtwerke Bad Nauheim GmbH, das deren Geschäftsführer Peter Drausnigg vorstellte. Die Stadtwerke werden mittels „Kalter Nahwärme“ rund 400 Wohneinheiten eines Neubauviertels im Süden Bad Nauheims mit Wärme und Kälte versorgen. Mit dem rund 11.200 Quadratmeter großen Kollektorfeld ist es das bislang größte derartige Projekt in Deutschland, das auf diese besondere Form der oberflächennahen Geothermie setzt…