Genossenschaften wollen „Hamburg-Standard“ auch bei Sanierungen

Hamburgs Wohnungsgenossenschaften setzen große Hoffnungen in den künftigen Hamburg Standard beim Wohnungsbau. „Eine Reduzierung von Standards und eine Verkürzung von Genehmigungsverfahren dürfte helfen, die ausufernden Baukosten in den Griff zu bekommen“, erklärt Matthias Saß, Vorstand der Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerer-Genossenschaft eG und Vorsitzender des Vereins Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften.

„Ob diese am Ende wirklich in dem von der Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein genannten Umfang sinken werden, steht jedoch in den Sternen.“

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Die Senatorin hatte auf der Jahresversammlung der Hamburger Wohnungsgenossenschaften erklärt, sie erwarte vom „Hamburg Standard“ eine Senkung der Baukosten von derzeit 4500 Euro auf 3000 Euro pro Quadratmeter. Der Standard solle vom kommenden Jahr an gelten, und die IBA werde diesen in einem Pilotprojekt in die Praxis umsetzen. Im Kern geht es beim „Hamburg Standard“ um eine Reduzierung von Baustandards, die Optimierung in Planung und Management sowie die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren.

In den Behörden ist ein Mentalitätswechsel notwendig

Matthias Saß machte deutlich, dass die Genossenschaften die Ideen des „Hamburg-Standards“ voll und ganz unterstützen. „Es kommt jetzt natürlich zudem darauf an, dass auch in den Behörden, allen voran den Bauämtern in den Bezirken ein Mentalitätswechsel stattfindet. „In einigen Ämtern spüren wir, dass die Mitarbeitenden mit uns an einem Strang ziehen und ein Wohnprojekt unbedingt umsetzen wollen. Es gibt aber auch Ämter und Beispiele bei denen das nicht der Fall ist.“

Für kontraproduktiv halten es die Genossenschaften, jetzt schon so konkrete Zahlen zur Kosteneinsparung zu nennen. „Es wäre natürlich toll, wenn wir die Baukosten auf 3000 Euro pro Quadratmeter senken könnten. Allerdings werden mit derartigen Versprechen geweckt, die möglicherweise in der Realität nicht eingehalten werden können.“

Es gebe ja auch von der Politik nicht beeinflussbare Variablen wie die Entwicklung der Zinsen oder die Inflation. „Deshalb werden die Hamburger Wohnungsgenossenschaften erst nach Anwendung des ‚Hamburg-Standards‘ genau sagen können, in welchem Umfang Kosten gespart werden können und welche Auswirkungen das auf die Mieten und Qualität der Vorhaben haben wird“, sagt Matthias Saß.

Bezirksamtsleiter bei Problemen direkt kontaktieren

Aus der Mitgliederversammlung heraus wurde der Vorschlag unterbreitet, künftig Baugenehmigungen zentral von der Stadtentwicklungsbehörde genehmigen zu lassen. Die Bezirke seien oftmals der „Flaschenhals“, der so umgangen werden könne. Die Senatorin reagierte mit Skepsis. Sie glaube, dass es sinnvoller wäre, sich die Prozesse anzuschauen. Zugleich motivierte sie die Genossenschaftsvorstände, bei Problemen die Bezirksamtsleiter direkt anzusprechen.

„Wir erkennen an, dass auch in den Bezirksämtern derzeit Personalprobleme bestehen“, sagte Matthias Saß. „Um so wichtiger ist es, die Genehmigungsprozessen zu verschlanken. Bei Genehmigungsverfahren gibt es oftmals zeitlich auseinandergezogene Nachforderungen, die die Dauer der Verfahren um Monate verlängern. Hier wäre es sinnvoll, dass es eine sogenannte Clearingrunde gibt, auf einmalig Nachforderungen gestellt. Werden diese erfüllt, muss die Baugenehmigung ohne weitere Nachforderungen erteilt werden. Es sollte mehr und zeitnaher kommuniziert werden.“

„Hamburg-Standard“ auch bei Modernisierungen einführen

Zu guter Letzt fordert Matthias Saß, auch für die Modernisierung von Wohnraum einen „Hamburg-Standard“ einzuführen. „In diesem Zusammenhang müssen wir dringend u. a. die Regelungen der sozialen und städtebaulichen Erhaltungsverordnungen den aktuellen Gegebenheiten anpassen. Ich fürchte, dass sonst beispielsweise energetische Sanierungen nicht mehr umgesetzt werden können“, sagt Matthias Saß.

Oliver Schirg


Der Verein Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften e. V. bündelt die Aktivitäten von 30 Mitgliedsgenossenschaften in der Hansestadt. Ziel des Vereins ist es, sich untereinander auszutauschen und das Thema „genossenschaftliches Wohnen“ in der Öffentlichkeit zu kommunizieren und die Interessen unserer Mitgliedsgenossenschaften nach außen zu vertreten. Stellvertretend für alle Vereinsmitglieder stehen wir im kontinuierlichen Dialog mit Politik, Wirtschaft und den Medien.

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