Wenn Abwasserleitungen nicht fachgerecht befestigt werden, entstehen früher oder später Leckagen – in der Regel in einem nicht einsehbaren Bereich…
Die Trink- und Abwasserinstallationen im dritten Stockwerk eines Bürogebäudes waren fast auf den Tag genau ein Jahr alt, als ein umfangreicher Schaden bemerkt wurde: Um die Gemeinschaftsküche herum und im Stockwerk darunter gab es eine großflächige Durchfeuchtung.
Auf der Suche nach der Quelle stieß man auf eine getrennte Rohrverbindung im Spülenunterschrank. Hier hatte der Installateur zwei Formstücke auf kreative Weise verbunden. Die Komponenten sind auf dem Bild unten zu sehen: Der 87,5°-Bogen (1) und der 45°-Bogen (2) stammen vom selben Hersteller, aber aus unterschiedlichen Systemen; ihre Durchmesser unterscheiden sich um 6 mm. Um zwischen solchen Komponenten eine kraftschlüssige Verbindung herzustellen, bietet der Hersteller passende Übergangsverbinder an.

Der Installateur entschied sich aber, stattdessen einfach einen Spannverbinder zu verwenden. Außerdem befestigte er die Abwasserleitung nicht an der Wand, sondern über Rohrschellen an der parallel verlaufenden, „fliegend“ verlegten Trinkwasserleitung. Bei jeder Benutzung kam darum Bewegung in die Trink- und die Abwasserleitung.
Die Verbindung zwischen den beiden Rohrbögen hat sich wahrscheinlich schon kurz nach der Inbetriebnahme vollständig getrennt. Eine kraftschlüssige Verbindung hat es von Anfang an nicht gegeben.
Bewusste Fehlentscheidung oder mangelnde Fachkenntnisse?
Ein Problem von Leitungswasserschäden ist, dass sie häufig in verdeckten Bereichen entstehen und darum erst bemerkt werden, wenn die Auswirkungen bereits ein großes Ausmaß angenommen haben. Bei Leckagen an Abwasserleitungen geht mit der Durchfeuchtung oft auch eine Kontamination mit Keimen einher, die die Sanierung erschwert. Sorgfalt bei der Installation ist also unerlässlich.
Wenn Leitungen, wie im geschilderten Fall, nicht befestigt werden, liegt kein schlichtes Versehen vor, sondern eine bewusste Fehlentscheidung oder mangelnde Fachkenntnis. Ein Einzelfall ist dies keineswegs. Im IFS häufen sich zurzeit Schäden durch nicht oder nicht ausreichend befestigte Abwasserleitungen.
In einem anderen Fall zeigte sich ein gravierender Installationsfehler nach zwölf Jahren: Im Keller des betroffenen Vereinsheims wurde Schimmel im Bereich des Herren-WCs festgestellt. Die Suche nach der Ursache führte zu einer getrennten Abwasserleitung an einem Pissoir. Beim Öffnen der Wand kam eine getrennte Steckverbindung zwischen dem 90°-Bogen, an den die Keramik angeschlossen war, und dem Übergang zur horizontal verlaufenden Sammelleitung zum Vorschein (Titelbild). Die Sammelleitung hatte keine Befestigungspunkte; sie ließ sich mehrere Zentimeter nach oben und unten bewegen und rutschte einfach von dem 90°-Bogen ab. Der Schadeneintritt war auch in diesem Fall programmiert. (is)

Ein Gastbeitrag des Institutes für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer, IFS e.V. Weitere Informationen unter www.ifs-ev.org/