Start Blog Seite 2

Vonovia-Aufsichtsrat ernennt Katja Wünschel zum Chief Development Officer und verlängert Vertrag von Ruth Werhahn vorzeitig

Vonovia-Aufsichtsrat ernennt Katja Wünschel zum CDO
Katja Wünschel. Foto: RWE / André Laaks

Der Aufsichtsrat der Vonovia SE („Vonovia“) hat einstimmig entschieden, Katja Wünschel zum neuen Chief Development Officer (CDO) von Vonovia zu bestellen. Sie tritt am 1. April 2026 in das Unternehmen ein und übernimmt die Vorstandsposition zum 1. Juni 2026. Sie folgt auf Daniel Riedl, der den Vorstand von Vonovia nach der zweimonatigen Einführungsphase von Katja Wünschel zum 31. Mai 2026 im besten gegenseitigen Einvernehmen verlässt.

Clara C. Streit, Vorsitzende des Aufsichtsrats von Vonovia: „Mit Katja Wünschel konnten wir eine unternehmerisch sehr erfahrene Führungspersönlichkeit für unser Development-Geschäft gewinnen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Projektgeschäft und in der Realisierung großer Investitionsprojekte. Ihre umfangreichen Kenntnisse in der Planung und Umsetzung von Bau- und Entwicklungsprojekten werden für die weitere Entwicklung des Neubaus und insbesondere den seriellen Neubau bei Vonovia sehr wertvoll sein. Das Development ist seit 2018 ein zentraler Baustein für das Wachstum von Vonovia. Wir freuen uns als Aufsichtsrat, dass unser Neubaugeschäft auch künftig in verantwortungsvollen Händen liegt. Im Namen des gesamten Aufsichtsrates wünsche ich Katja Wünschel schon jetzt viel Erfolg und gutes Gelingen. Bei Daniel Riedl möchte ich mich nochmals herzlich auch im Namen des gesamten Aufsichtsrats bedanken, dass er sie bei der Übernahme ihrer neuen Verantwortung mit seiner Expertise und Erfahrung unterstützt.“

Katja Wünschel: „Nach über 20 Jahren in der Energiebranche – insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien – freue ich mich sehr auf die neuen Herausforderungen bei Vonovia und danke für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird. Beide Branchen eint die Anforderung, zahlreiche Projekte parallel umzusetzen und dabei ein hohes Maß an Standardisierung sicherzustellen. Diese Parallelen in der Projektentwicklung und Realisierung sind für mich eine spannende Grundlage, um mit dem seriellen Neubaugeschäft in eine neue Phase des Bauens einzutreten.“

Biografie Katja Wünschel

Katja Wünschel ist seit dem Jahr 2022 CEO der RWE Renewables Europe & Australia GmbH, die Wind Onshore und Solar Parks entwickelt, baut und betreibt. Zuvor war sie seit 2019 Chief Operating Officer (COO) der Vorgängerorganisation RWE Renewables GmbH. Über zwei Jahrzehnte hat sie in führenden Positionen in der Energiewirtschaft im In- und Ausland gewirkt.

Katja Wünschel begann ihre berufliche Karriere 1999 im Bayer-Konzern und wechselte 2002 zum Energieversorger E.ON. Nach zwei Jahren in der Zentrale sowie weiteren drei Jahren für E.ON in der Tschechischen Republik fand sie 2008 ihren Weg zu den erneuerbaren Energien bei E.ON Climate & Renewables GmbH – zuerst als Direktor für Strategy & Business Development, ab 2011 als Direktor für Global Engineering. Als Direktor für Wind Onshore Europe war sie anschließend für die Projektierung, den Bau und Betrieb der Wind Parks verantwortlich. Sie hat Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth studiert.

Vertrag von CHRO Ruth Werhahn vorzeitig bis 30. September 2029 verlängert

Zudem hat der Aufsichtsrat den Vertrag von CHRO Ruth Werhahn, die seit Oktober 2023 die Verantwortung für das Personalressort, die Handwerkerorganisation (Vonovia Technischer Service), die IT und den Zentralen Service innehat, vorzeitig bis 30. September 2029 verlängert.

Clara C. Streit: „Ruth Werhahn hat in den vergangenen zwei Jahren unsere Arbeitgebermarke und Unternehmenskultur positiv weiterentwickelt und die von ihr verantworteten Unternehmensbereiche unternehmerisch erfolgreich aufgestellt. Gerade im Hinblick auf den demographischen Wandel und den zunehmenden Fachkräftemangel kommt der Personalfunktion eine zentrale strategische Rolle zu.“

Ruth Werhahn: „Ich freue mich sehr über das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird. Heute und auch in Zukunft ist eine attraktive und moderne Unternehmenskultur entscheidend für das Unternehmenswachstum. Wir haben allein in diesem Jahr rund 2.800 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem im handwerklichen Bereich, für uns begeistern können und wachsen weiter. Wohnen ist ein Grundbedürfnis aller Menschen. Und es ist vor allem den Mitarbeitenden von Vonovia zu verdanken, dass das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich ist, und gleichzeitig seiner gesellschaftlichen Verantwortung nachkommt.“

Quelle: Vonovia

Anzeige

Intelligente Datenerfassung: vom Funkprotokoll bis zum „grünen Haken“ im Keller

Intelligente Datenerfassung: Funkprotokoll bis zum „grünen Haken“
Das HEIKOM-Panel „Intelligente Datenerfassung“ zeigte die ganze Kette – von der Auswahl des Funkwegs über Gateways und Konnektivität bis zur sauberen Übergabe in Abrechnung und GLT. Der rote Faden: Interoperabilität + Betriebssicherheit + Automatisierung – und zwar so, dass Rollouts bis 2026/27 realistisch bleiben. Spannend auch die Fragen aus dem Publikum, die Moderator Axel Müller gleich an die Akteure auf der Bühne weitergab. Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Das HEIKOM-Panel „Intelligente Datenerfassung“ zeigte die ganze Kette von der Auswahl des Funkwegs über Gateways und Konnektivität bis zur sauberen Übergabe in Abrechnung und GLT.

Acht Aussteller deckten unterschiedliche Lücken ab: Webdyn, Sonexa, Elvaco, Qundis, Relay, Pironex, Solvimus, Engelmann. Der rote Faden: Interoperabilität + Betriebssicherheit + Automatisierung, und zwar so, dass Rollouts bis 2026/27 realistisch bleiben.

Die zentralen Herausforderungen

  • Technologiemix statt EIN Standard: wM-Bus/OMS, LoRaWAN, LTE-M, (S)MGP/SMGW – jedes Haus/Quartier hat andere Randbedingungen. Entscheidungen müssen rückwärtskompatibel und skalierbar sein.
  • Zeit am Objekt ist knapp: Wiederholfahrten, Testauslesungen und Repeater-Tuning fressen Kapazität. „Green-Check“ bei der Erstmontage wird zum Engpasslöser.
  • Silos in der Datenweitergabe: Abrechnung will CSV/FTP, die GLT spricht BACnet/Modbus, IT/Cloud will HTTP/JSON/MQTT – ein Format genügt selten.
  • Betrieb ohne Sicht: Unklare Batteriestände, Funklöcher, fehlende Alarme → Datenlücken → Abrechnungsstress.
  • Security & Governance: E2E-Verschlüsselung, Schlüsselmanagement, ISO-konformes Betriebsmodell – ohne Vendor-Lock-in.

Wie die Aussteller die Lücken schließen

Webdyn – Funkwege wählen, nicht glauben.
Einordnet, wann wM-Bus/OMS (dichte, „vertikale“ Gebäude) punktet, wann LoRaWAN (Areal/Reichweite) Sinn ergibt, und was OMS 5 (Burst/Splitting, bidirektional, synchron) künftig ermöglicht. Edge-fähige Gateways machen Regelungs-/Downlink-Szenarien anschlussfähig – heute OMS-5-ready planen, schrittweise migrieren.

Sonexa – API-first statt Portalslalom.
Metering-Plattform als Integrations-Layer: Masterdaten-Sync (Project-API), Key-Exchange-API, Measurement-API (gezielte Werte), Parametrization-API (Remote-Konfig, z. B. LoRaWAN), plus Message Queue für hohe Gerätedichten. Ergebnis: weniger Medienbrüche, skalierbare Prozesse.

Elvaco – Datentransport „aus einer Hand“.
Paket aus Sensorik/Gateway, gemanagter Konnektivität (LTE-M mit Fallback), Cloud-Weiterleitung und offenen Zielkanälen (Webhook/API). Ziel: schneller Rollout trotz Fachkräftemangel und frühe Anschlussfähigkeit für zusätzliche Innenraumsensorik (ZEB).

Qundis – Inbetriebnahme zählt.
Gateway/Repeater plus Installations-App mit Live-Feedback (Pegel, Gerätesicht, Qualität). Der „grüne Haken“ im Keller ersetzt die Testauslesung – Zeit halbieren, Zweitfahrten vermeiden, Rolloutkurve planbar machen.

Relay – Hybrid statt Dogma.
M-Bus-Backbone (robust, diagnosefähig) + Wireless-OMS-Empfänger an sinnvollen Punkten → oft ohne Repeater. Datenhoheit bleibt beim Kunden (E-Mail/FTP/eigene Cloud), optional EVE-Plattform mit KI-Plausibilisierung und HK-Abrechnung.

Pironex – Sicht auf Batterien & Funk.
Gateway-Design mit Langlauf-Elektronik, NFC-Auslesung (auch im ausgeschalteten Zustand), Empfangstests, Telemetrie und Batterie-Prognosen. Device-Management/Alarme + REST-API: De-Risking im Betrieb, weniger Überraschungen in der Abrechnung.

Solvimus – Edge-Drehscheibe ohne Cloud-Pflicht.
Ein Gerät bedient gleichzeitig Abrechnung (CSV/FTP), IT/Cloud (HTTP/JSON), Gebäudeautomation (BACnet/Modbus – auch „Secure“). Plus: Aufnahme von Zählern UND Sensorik (OMS) – ein Edge-Knoten, viele Protokollwelten.

Engelmann – Intelligenz beginnt am Endgerät.
Vendor-agnostisches OMS-Gateway mit LTE-M und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (≥ ~12 Jahre Laufzeit) + Plattform für Monitoring/automatisierten Import in die Abrechnung. Neuer HKV erkennt und meldet die Rückenplattesaubere Stammdaten, weniger Folgekosten.

Was Entscheider:innen jetzt konkret mitnehmen können

  • „Primärfunk“ bewusst wählen: Gebäudedichte → wM-Bus/OMS; Fläche/Quartier → LoRaWAN; OMS 5 für künftige Downlinks einplanen.
  • Erstmontage industrialisieren: Live-Feedback, standardisierte Workflows, klarer „Go/No-Go“ vor Verlassen des Objekts.
  • Edge vor Cloud: Daten formatgerecht parallel verteilen (Abrechnung/GLT/IT) – Cloud als Option, nicht als Zwang.
  • Betrieb messbar machen: Telemetrie, Batterie-Prognosen, Alarmregeln, Ticketing-Hooks – TCO sinkt, Abrechnungssicherheit steigt.
  • API-Pflicht („no copy & paste“): Masterdaten-Sync, Schlüsselverwaltung, Remote-Parametrisierung und Message-Queues gehören ins Pflichtenheft.

Kurz erklärt (Glossar)

  • wM-Bus / OMS: Funkstandard (Open Metering System) fürs Submetering; große Gerätebasis, abrechnungsfest.
  • OMS 5 (Burst/Splitting): Neue OMS-Profile mit robusteren Übertragungen, Synchronität und Perspektive auf Bidirektionalität; rückwärtskompatibel zu C-Mode.
  • LoRaWAN: LPWAN für große Reichweiten/Areale; kleine Telegramme, Duty-Cycle beachten, für Steuerung Downlinks sauber planen.
  • M-Bus (verkabelt): Drahtgebundener Standard im Gebäude; diagnosefähig, reichweitenunabhängig – ideal als Backbone.
  • LTE-M: 4G-IoT-Funk mit guter Gebäudedurchdringung und moderatem Energiebedarf.
  • Edge-Gateway: Vor-Ort-Knoten, der erfasst, konvertiert und verteilt (CSV/FTP, HTTP/JSON, BACnet/Modbus) – ohne Cloud-Pflicht.
  • Message Queue: Ereignis-Warteschlange zur Lastverteilung bei vielen Devices/Datenströmen.
  • E2E-Verschlüsselung: Entschlüsselung erst im Zielsystem – schützt Transportwege/Zwischenstationen.
  • „Green-Check“ (Erstmontage): App-gestützter Live-Nachweis, dass Gerät→Gateway→Backend zuverlässig läuft – vermeidet Testauslesung/Zweitfahrt.
  • NFC-Auslesung: Lokaler Zugriff auf Gerätestatus/Parameter selbst am ausgeschalteten Gateway – hilfreich bei Rollout & Service.

________________________________________ 

Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025

Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Anzeige

Intelligente Datenerfassung im Wandel: LoRaWAN, wM-Bus und OMS 5 Burst im Vergleich

Warum Webdyn die Funkfrage neu sortieren will und worauf Verwalter jetzt achten sollten. Im Panel „Intelligente Datenerfassung“ eröffnete Sergio Caré Lucas (Webdyn / Flexitron Group) mit einem Blick auf die Funkbasis der ganzen Digitalisierungsdebatte: Wie kommen Messwerte aus Zählern und Sensoren eigentlich zuverlässig ins Backend und wie lassen sich künftige Steuerungsaufgaben abbilden?
Zähler zuverlässig fernauszulesen reicht nicht mehr. Entscheidend sind Kosten, Interoperabilität und Skalierbarkeit , sagte Sergio Caré Lucas von WEBDYN. Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Warum Webdyn die Funkfrage neu sortieren will und worauf Verwalter jetzt achten sollten. Im Panel „Intelligente Datenerfassung“ eröffnete Sergio Caré Lucas (Webdyn / Flexitron Group) mit einem Blick auf die Funkbasis der ganzen Digitalisierungsdebatte: Wie kommen Messwerte aus Zählern und Sensoren eigentlich zuverlässig ins Backend und wie lassen sich künftige Steuerungsaufgaben abbilden?

Der Vortrag legt LoRaWAN, Wireless M-Bus/OMS und das neue OMS 5 Burst Mode nebeneinander und zeigt, warum die Wohnungswirtschaft sich weniger für „die eine“ Technologie entscheiden sollte, sondern für eine Architektur, die mehrere Wege beherrscht.


Herausforderungen

  • Viele Funkbegriffe, wenig Klarheit
    LoRaWAN, wM-Bus, OMS, Burst, Splitting – für Nicht-Funkprofis schwer zu greifen, welche Technik wofür taugt.
  • Reichweiten- und Empfangsprobleme
    Funklücken in Kellern und Tiefgaragen führen zu Repeatern, Nachrüstaktionen und unnötigem Opex.
  • Technologieentscheidungen „auf Verdacht“
    Heute installierte Systeme müssen 10–15 Jahre laufen – während OMS 5 Burst und neue LoRa-Gateways erst 2025/26 kommen.
  • Getrennte Welten für Submetering und Gebäudeautomation
    Messdaten laufen über wM-Bus/OMS, während Steuerung (Ventile, Wärmepumpen, Sensorik) oft eigenständige LoRa- oder proprietäre Netze nutzt.
  • Sorge vor Fehlinvestitionen
    Niemand möchte ein Funkkonzept ausrollen, das in drei Jahren nicht mehr zu den Standards passt.

Der Ansatz

Webdyn ist die IoT-Division der Flexitron-Gruppe und liefert Gateways und Edge-Computer für Energiedaten inklusive Steuerung von Wärmepumpen und Anlagen. Im Vortrag werden drei Bausteine skizziert:

1. LoRaWAN für Fläche und Steuerung

  • LPWAN-Technologie mit 2–10 km Reichweite im Freifeld, ein Gateway deckt ganze Areale ab.
  • Batteriebetriebene Sensoren und Zähler, Gateway im Netzbetrieb, immer empfangsbereit.
  • Bidirektional: Downlinks zur Steuerung von Endgeräten (z. B. Ventile, Sensorik, Gebäudeautomation).
  • Laut Präsentation über 500 Unternehmen in der LoRa-Allianz – also breite Hardware-Auswahl.

Webdyn bringt dafür das Adeunis IRIS LoRaWAN Gateway mit integrierbarem Netzwerkserver (LNS), 4G/Ethernet, MQTT und Schnittstellen zu BMS-Systemen (BACnet, Modbus).

2. Wireless M-Bus / OMS als Submetering-Rückgrat

  • Europäischer Standard EN 13757-4, optimiert für 15–50 m Hausfunk.
  • Sehr großer Gerätepark (Heizkostenverteiler, Wasser-, Wärme-, Gaszähler).
  • Geringer Energieverbrauch pro Telegramm, 10+ Jahre Batterielaufzeit möglich.

Das Gateway WebdynEasy wM-Bus kann laut Hersteller pro Hörfenster bis zu 2.000 Geräte empfangen und über LTE-M, NB-IoT oder 2G sicher in die Cloud übertragen.

3. OMS 5 Burst Mode als „Upgrade“ für wM-Bus

Spannend wird es mit OMS 5 Burst Mode:

  • Baut auf wM-Bus auf, nutzt Subcarrier-Modulation bei 868 MHz.
  • Zwei Modi:
    • Single Burst: kurze Sendezeit, wenig Energieverbrauch, aber störanfälliger.
    • Multi Burst: gleiche Daten mehrfach, deutlich robuster – besserer Empfang im Keller/TG, dafür höherer Energiebedarf.
  • Ziel: mehr Reichweite im Gebäude (50–100 m) und bessere Durchdringung.
  • Perspektivisch bidirektional: Fernkonfiguration, Alarmmeldungen, theoretisch sogar Firmware-Updates.
  • Rückwärtskompatibel zu OMS 4 C-Mode – bestehende C-Mode-Infrastruktur soll weiter funktionieren.

Webdyn plant eine neue Gateway-Generation WebdynEasy wM-Bus ver. 2 ab Q2/2026, die OMS 5 Burst unterstützt und gleichzeitig rückwärtskompatibel bleibt.

Kernaussage von Sergio Caré Lucas: OMS 5 Burst wird LoRaWAN nicht ersetzen, sondern ergänzt wM-Bus im Hausfunk; LoRaWAN bleibt für großflächige Netze und breite IoT-Use-Cases gesetzt.


Warum das wichtig ist

Die Wohnungswirtschaft steht mitten im Roll-out fernablesbarer Zähler (HKVO/EED) – und gleichzeitig wächst der Druck, Mehrwertdienste wie Heizungsoptimierung, Raumklima-Monitoring oder Tür- und Lüftungssensorik zu integrieren.

Wer jetzt nur auf „den einen Funkweg“ setzt, riskiert technische Sackgassen. Ein Setup, das wM-Bus/OMS für Submetering und LoRaWAN für Gebäudeautomation beherrscht und gleichzeitig OMS 5-ready ist, erhöht die Zukunftssicherheit – ohne heute alle Entscheidungen vorwegnehmen zu müssen.


Einordnung für die Wohnungswirtschaft

Wo passt der Webdyn-Ansatz?

  • Bestände, in denen wM-Bus-Submetering bereits etabliert ist, die aber perspektivisch LoRa-Use-Cases (Raumsensorik, Steuerung) aufbauen wollen.
  • Quartiere, in denen ein LoRa-Gateway mehrere Gebäude versorgen kann, während innerhalb der Häuser weiter mit wM-Bus/OMS gearbeitet wird.

Abhängigkeiten & Grenzen

  • OMS 5 Burst ist Stand heute noch Zukunftsmusik – erste Gateways ab 2026, Endgerätehersteller müssen nachziehen.
  • LoRaWAN hat einen strengeren Duty-Cycle und kleinere Nutzlasten – gut für Zustände/Alarme, weniger für große Datenvolumina.
  • Funkplanung (Gebäudegeometrie, Keller, Tiefgarage) bleibt entscheidend – auch robustere Burst-Modi heben keine Betonwände auf.

Was jetzt zu tun ist – Checkliste

  • Bestand clustern: Wo dominiert Hausfunk (wM-Bus), wo Quartiersfunk (LoRa)?
  • Primärfunk definieren: Für Submetering wM-Bus/OMS, für Sensorik/Steuerung LoRaWAN.
  • OMS-5-Readiness prüfen: Gateways und Plattformen auf künftige Burst-Unterstützung ansprechen.
  • API-Pflichten festschreiben: Wie kommen Messwerte, Alarme und Steuerbefehle ins eigene System?
  • Pilotliegenschaft wählen: Ein Haus mit Funkproblemen + ein Quartier mit LoRa-Potenzial.
  • Betrieb planen: Monitoring, Alarmierung, Batterie-Management und SLA-Kennzahlen definieren.

Praxisnutzen / Beispiele

Laut Präsentation können wM-Bus-Gateways bis zu 2.000 Endgeräte pro Hörfenster verarbeiten – ein klarer Vorteil in dicht bestückten Mehrfamilienhäusern.

LoRaWAN-Gateways wiederum decken 2–10 km im Freifeld ab und eignen sich damit für ganze Quartiere oder Stadtteile; eine LoRa-Infrastruktur kann neben Submetering auch CO₂-Sensoren, Türkontakte, Belüftungssteuerung oder Alarme anbinden.

OMS 5 Burst verspricht, Funklöcher in Kellern zu reduzieren und Repeater-Bedarf zu senken – die tatsächlichen Effekte müssen aber erst in Pilotprojekten unter Realbedingungen gemessen werden.


Fazit

Webdyns Beitrag sortiert die Funklandschaft neu: wM-Bus/OMS bleibt der Arbeitspferd-Standard im Submetering, LoRaWAN bringt Reichweite und IoT-Breite – und OMS 5 Burst könnte wM-Bus in Richtung Reichweite und Bidirektionalität aufrüsten.

Für die Wohnungswirtschaft heißt das: Jetzt Funkstrategie und Gateway-Architektur festzurren, die beide Welten unterstützt – und gleichzeitig offen genug ist, um OMS 5 Burst ab Mitte des Jahrzehnts aufnehmen zu können. Der nächste Schritt ist ein sauber aufgesetzter Pilot mit gemischten Funktechnologien und klaren KPIs.


Das Wichtigste auf einen Blick

  • Drei Funkwelten prägen die Datenerfassung: wM-Bus/OMS, LoRaWAN und künftig OMS 5 Burst.
  • LoRaWAN eignet sich für große Areale und smarte Gebäudeautomation.
  • Wireless M-Bus bleibt Standard im Submetering – besonders im Hausfunk.
  • OMS 5 Burst soll wM-Bus robuster, reichweitenstärker und bidirektional machen.
  • Webdyn liefert Gateways für alle drei Welten inkl. Edge-Funktionen.
  • Entscheidungen heute sollten OMS-5-Readiness und LoRaWAN-Optionen mitdenken.

Glossar / Begriffserklärungen

  • Wireless M-Bus (wM-Bus)
    Funkstandard für Zähler (Heizung, Wasser etc.), typischerweise für Hausfunk mit 15–50 m Reichweite.
  • OMS / OMS 5 Burst Mode
    Offenes Protokollprofil für wM-Bus-Geräte; OMS 5 Burst erweitert wM-Bus um robustere, teils bidirektionale Übertragung und größere Reichweiten im Gebäude.
  • LoRaWAN
    Low-Power-Wide-Area-Netz (LPWAN) mit Kilometern Reichweite; ideal für Quartiere und IoT-Sensorik, mit kleinen Telegrammen und batteriebetriebenen Endgeräten.
  • Gateway
    Gerät, das Funksignale von Zählern/Sensoren empfängt, Daten bündelt und an Backend-Systeme (Cloud, BMS, Abrechnung) weiterleitet.
  • Edge-Computer
    Intelligentes Gateway, das Daten nicht nur durchreicht, sondern lokal vorverarbeitet und Steuerungslogik (z. B. für Wärmepumpen) ausführt.
  • Duty-Cycle
    Regulatorische Begrenzung, wie lange ein Funkgerät pro Zeiteinheit senden darf – wichtig bei LoRaWAN für Netzplanung und Laststeuerung.
  • Submetering
    Wohnungsbezogene Verbrauchserfassung und -abrechnung (Heizung, Warmwasser etc.) über Unterzähler in Mehrfamilienhäusern.

________________________________________ 

Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025

Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Anzeige

Digitale Messdaten im Griff: Wie Sonexa Messdiensten hilft, Prozesse zu automatisieren

Digitale Messdaten im Griff: Sonexa automatisiert Messprozesse
Das Multifunktionstool Sonexa stellte Ingo Stracke von Sontex SA vor. Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Im Panel zur „intelligenten Datenerfassung“ stellt Ingo Stracke von Sontex SA die Plattform Sonexa vor und beschreibt sie mit einem Bild, das gut hängen bleibt: ein „Schweizer Taschenmesser“ für Messdaten.

Anders als klassische Portale will Sonexa weniger „schöne Oberfläche“, sondern vor allem Infrastruktur für digitale Prozesse liefern: Daten reinholen, verteilen, entschlüsseln, parametrieren – und das skalierbar, wenn aus ein paar Tausend Messpunkten irgendwann mehrere Hunderttausend oder mehr werden.


Herausforderungen aus Sicht von Messdiensten und Wohnungswirtschaft

  1. Doppelte Datenerfassung und Fehlerquellen
    • Liegenschafts- und Gerätedaten werden in verschiedenen Systemen geführt und teils manuell in Portale übertragen.
    • Jede „Zettelwirtschaft“ erhöht das Risiko von Tippfehlern, Inkonsistenzen und Nacharbeiten.
  2. Verteiltes Schlüsselmanagement
    • Geräteindividuelle Verschlüsselung ist Stand der Technik – aber die Verwaltung von Schlüsseln über verschiedene Hersteller-Tools hinweg ist aufwendig und fehleranfällig.
  3. Schwergewichtige Datenschnittstellen
    • Viele Systeme erlauben nur den Export kompletter Datenpakete. Für den gezielten Abruf einzelner Werte (z. B. zur Klärung einer Reklamation) müssen dann große Dateien bewegt werden.
  4. Parametrierung quer durch die Systemlandschaft
    • LoRaWAN- oder wM-Bus-Geräte werden über unterschiedliche Tools konfiguriert; Stichtage, Sendezyklen oder Alarmparameter sind verstreut.
  5. Skalierungsprobleme bei IoT-Anwendungen
    • Mit wachsender Zahl an Geräten stoßen klassische Backend-Systeme an Grenzen: Peaks bei der Datenanlieferung, ungleichmäßige Last, langsame Reaktionszeiten.

Was Sonexa konkret anbietet

Die Präsentation zeigt Sonexa als Multifunktionsplattform mit mehreren klar benannten APIs und einer Message Queue.

1. Project API – Stammdaten synchron statt doppelt

  • Über die Project API können Messdienst- oder ERP-Systeme ihre Liegenschafts- und Gerätedaten direkt mit Sonexa synchronisieren.
  • Ziel: Keine doppelte Pflege, keine manuellen Exporte/Importe mehr, sondern ein durchgängiger Datenbestand von der eigenen Branchensoftware bis in die Metering-Plattform.

Für die Praxis heißt das: Neue Liegenschaften, Zählerwechsel oder Anpassungen werden einmal im führenden System erfasst und automatisch in Sonexa gespiegelt.

2. KeyXchange API – Schlüsselmanagement als Service

  • Die KeyXchange API bildet ein komplettes Schlüsselmanagementsystem ab – inklusive geräteindividueller Verschlüsselung.
  • Entschlüsselung von Sontex-Geräten (und perspektivisch weiterer Hersteller) kann zentral in Sonexa erfolgen; die Schlüssel werden über die API verwaltet.

Damit wird das bisher oft verteilte Schlüsselhandling in ein standardisiertes Backend überführt – wichtig für Sicherheit, Auditierbarkeit und Prozesssicherheit.

3. Measurement API – gezielte Messwertabfrage

  • Mit der Measurement API lassen sich gezielt einzelne Messwerte oder Messreihen aus Sonexa abrufen, ohne gleich ganze Datenpakete zu ziehen.
  • Typische Anwendungsfälle: nachträgliche Prüfabfragen bei Reklamationen, Sonderauswertungen, Backups bestimmter Messzeiträume.

Das entlastet Leitungen und Systeme, wenn es nicht um Massenverarbeitung, sondern um Fallklärung im Einzelfall geht.

4. Parameterization API – Remote-Parametrierung

  • Die Parameterization API erlaubt es, Geräte aus der Ferne zu parametrieren, etwa LoRaWAN-Zähler.
  • Beispiele: Anpassung der Sendeintervalle, Änderung von Stichtagen, Konfiguration von Alarm-Schwellen.

Statt „Laptop im Keller“ wird Parametrierung damit zur Backend-Funktion, die aus der eigenen Software heraus angestoßen werden kann.

5. Message Queue – vorbereitet auf viele IoT-Geräte

  • Sonexa verfügt über eine integrierte Message Queue, die eingehende Datenströme aufnimmt und verteilt.
  • Vorteil: Lastspitzen – etwa wenn Tausende Geräte gleichzeitig senden – werden abgefedert; Backend- und Abrechnungssysteme können Werte in eigenem Tempo verarbeiten.

Gerade mit Blick auf digitale Gebäude, vernetzte Heizungskeller und zusätzliche IoT-Sensorik ist das ein wichtiger Baustein, um Performance und Skalierbarkeit zu sichern.

6. Weboberfläche als „Toolbox-Deckel“

  • Neben den Schnittstellen bietet Sonexa eine Web-Oberfläche, über die Messdienste Projekte, Geräte und Daten direkt verwalten können.
  • Der Fokus des Vortrags liegt aber klar auf der API-Nutzung – als Basis für durchgängige, automatisierte Abläufe.

Warum das wichtig ist

Für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft ist Sonexa auf den ersten Blick „nur“ die Plattform im Hintergrund des Messdienstes. In der Tiefe entscheidet eine solche Lösung aber mit über:

  • Datenqualität (weniger doppelte Eingaben, weniger Tippfehler),
  • Reaktionsfähigkeit (schnelle Einzelwertabfragen statt Datenpaket-Schlachten),
  • Sicherheit (standardisiertes Schlüsselmanagement),
  • Skalierbarkeit (Message Queue für wachsende IoT-Flotten) und
  • Integrationsfähigkeit (APIs statt proprietärer Inselportale).

Kurz: Ob Digitalisierung im Messwesen wirklich Prozesskosten senkt und neue Services ermöglicht, hängt maßgeblich an solchen Plattformen.


Einordnung für Messdienste und Wohnungswirtschaft

Für Messdienste bedeutet Sonexa vor allem:

  • eine Backend-Komponente, die viele technische Hausaufgaben abnimmt,
  • die Möglichkeit, eigene Abrechnungs- oder ERP-Systeme weiter zu nutzen,
  • und ein klarer Weg, eigene Plattformen via API anzudocken, statt sich an ein monolithisches Komplettsystem fesseln zu lassen.

Für Wohnungsunternehmen ist wichtig zu fragen:

  • Nutzt unser Messdienst bereits eine Plattform mit vergleichbaren Funktionen?
  • Wie werden Stammdaten, Schlüssel, Messwerte und Parametrierung heute organisiert?
  • Gibt es standardisierte Schnittstellen zu unseren eigenen Systemen (z. B. für ESG-Reporting oder Portale)?

Was jetzt zu tun ist

  1. Prozesslandkarte erstellen
    • Wie laufen heute: Liegenschaftserfassung, Geräteeinbau, Schlüsselverwaltung, Messwertverarbeitung, Parametrierung?
    • Wo wird noch manuell übertragen, wo entstehen Medienbrüche?
  2. Messdienst gezielt nach Plattform & APIs fragen
    • Gibt es eine zentrale Plattform wie Sonexa?
    • Welche APIs sind verfügbar – für Stammdaten, Schlüssel, Messwerte, Parametrierung?
  3. Integrationspotenziale identifizieren
    • Welche eigenen Systeme (ERP, Portale, Reporting) sollen direkt mit der Metering-Plattform sprechen?
    • Welche Daten werden heute „per Datei“ getauscht, die künftig über APIs laufen könnten?
  4. Pilotintegration aufsetzen
    • Z. B. eine Liegenschaft komplett über Project API angebunden, Schlüssel via KeyXchange verwaltet, Reklamationsfälle mit Measurement API gelöst.
    • Kennzahlen definieren: Aufwand, Fehlerquote, Bearbeitungsdauer.
  5. Skalierungsstrategie definieren
    • Welche IoT-Use-Cases (digitale Heizungskeller, Raumklima, Leckage, Mieterstrom) sind absehbar – und ist die eingesetzte Plattform dafür gerüstet (Message Queue, Parametrisierungs-API)?

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Sonexa ist eine skalierbare Metering-Plattform des Schweizer Herstellers Sontex, ausgelegt als „Middleware“ zwischen Zählern/Gateways und den Systemen der Messdienste.
  • Kernidee: Alles per API – Liegenschaftsdaten, Gerätestammdaten, Schlüssel, Messwerte und Parametrierung werden über definierte Schnittstellen eingebunden.
  • Die Plattform bietet u. a.:
    • Project API zur Synchronisation von Liegenschafts- und Gerätedaten,
    • KeyXchange API für automatisiertes Schlüsselmanagement,
    • Measurement API für gezielten Abruf einzelner Messwerte,
    • Parameterization API z. B. für Remote-Parametrierung von LoRaWAN-Geräten,
    • sowie eine Message Queue, um große Datenmengen aus IoT- und Gebäudeanwendungen performant zu verarbeiten.
  • Sonexa kann über ein Web-Interface bedient werden, ist aber vor allem als Backend-Plattform gedacht, die sich nahtlos in bestehende Systeme der Messdienste integriert.

Kurz-Glossar

  • Metering-Plattform
    Backend-System, das Messdaten sammelt, entschlüsselt, speichert und an andere Anwendungen verteilt (Abrechnung, Portale, Analytik).
  • API (Application Programming Interface)
    Standardisierte Schnittstelle, über die Software-Systeme automatisiert Daten austauschen oder Funktionen anstoßen können.
  • Key Management / KeyXchange API
    Verwaltung von kryptografischen Schlüsseln zur Ver- und Entschlüsselung von Gerätedaten – zentral, sicher und automatisierbar.
  • Message Queue
    „Warteschlange“ für Nachrichten/Datenpakete; entkoppelt Sender (Zähler, Sensoren) und Empfänger (Backendsysteme) und sorgt dafür, dass auch bei Lastspitzen nichts verloren geht.
  • Remote-Parametrierung
    Fernkonfiguration von Geräten (z. B. LoRaWAN-Zähler) über das Netz – ohne Vor-Ort-Einsatz eines Technikers.

Damit ist Sonexa im Panel klar als „Infrastruktur-Baustein“ positioniert: eine Plattform, die aus vielen einzelnen Messstellen und IoT-Geräten einen handhabbaren, integrierbaren Datenstrom macht. Für Messdienste ein Werkzeug, um Prozesse zu digitalisieren – und für die Wohnungswirtschaft ein wichtiger Faktor, damit Digitalisierung im Hintergrund zuverlässig funktioniert.

________________________________________ 

Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025

Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Anzeige

Digitale Verbrauchserfassung und Innenraumdaten: Was Elvaco Messdiensten für die nächsten Jahre mitgibt

Konrad Bruckner (Elvaco) auf der Heikom 2025, Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Im Panel zur „intelligenten Datenerfassung“ beschreibt Konrad Bruckner (Elvaco AB), wie unterschiedlich Messdienste aktuell aufgestellt sind: vom klassischen Vor-Ort-Ableser mit Papierformularen bis zum vollständig digitalisierten Dienstleister mit API-gestützten Prozessen. Gleichzeitig rücken neue europäische Vorgaben näher, die neben Verbrauchsdaten auch Innenraumqualität ins Zentrum rücken.

Elvaco zeigt in diesem Kontext ein technisches Angebot, das Verbrauchsmessung, Konnektivität und Sensorik zusammenführen soll, mit dem Ziel, Messdiensten den Übergang zu standardisierter Fernauslesung und zusätzlichen Datenservices zu erleichtern.


Die Herausforderungen

  1. Heterogene Digitalisierungsstände
    • Ein Teil der Messdienste arbeitet noch weitgehend manuell, andere nur teilweise digital, wenige durchgängig automatisiert.
  2. Ressourcenknappheit bei Montage und Betrieb
    • Fachkräftemangel erschwert aufwendige Installationen und wiederkehrende Vor-Ort-Ablesungen.
  3. Technologiewandel und Funkvielfalt
    • M-Bus, wM-Bus, LoRaWAN, NB-IoT, LTE-M: Die Auswahl ist groß, klare Migrationspfade fehlen oft.
  4. Regulatorischer Druck
    • EED und FFVAV schaffen Vorgaben zur Fernablesung und Information, die EPBD mit Zero-Emission-Buildings (ZEB) erweitert um Anforderungen an Raumklima-Sensorik.
  5. Integrationsaufwand
    • Verbrauchsdaten und künftig Innenraumdaten müssen in Abrechnungs- und ERP-Systeme integriert werden, ohne zusätzliche Medienbrüche zu erzeugen.

Der Ansatz / Die angebotene Lösung

Elvaco ordnet sein Angebot klar als Infrastruktur-Baustein für Messdienste ein: Hardware, Konnektivität und Meter-Data-Management sollen so zusammenspielen, dass Verbrauchs- und Sensordaten mit möglichst wenig Aufwand erfasst und weitergegeben werden können.

1. Drei Messdienst-Typen als Ausgangspunkt

Bruckner unterscheidet drei Profile:

  • Klassischer Messdienst
    • Papier, Excel, Vor-Ort-Ablesung, überwiegend manuelle Prozesse.
  • Modernisierter Messdienst
    • Teilweise digitale Zähler, aber manuelle Datenerfassung und fragmentierte IT-Systeme.
  • Digitalisierter Messdienst
    • Vollständige Fernauslesung, automatisierte Verarbeitung, Schnittstellen in Drittsysteme.

Die Elvaco-Lösungen sollen vor allem den Übergang von den ersten beiden Gruppen in Richtung „digitalisiert“ erleichtern.

2. Hardware und Konnektivität: batteriebetriebene Gateways mit integrierter SIM

Laut Präsentation setzt Elvaco auf batteriebetriebene Geräte mit einer geplanten Laufzeit von bis zu zehn Jahren, die Verbrauchsdaten (z. B. aus M-Bus/wM-Bus-Zählern) einsammeln und über Mobilfunk in eine zentrale Plattform übertragen.

Wesentliche Aspekte:

  • Integrierte SIM-Karte (u. a. Deutsche Telekom):
    • Primärtechnologien LTE-M / NB-IoT, mit Fallback-Optionen.
    • Ziel: auch in schwierigen Umgebungen wie Heizungskellern oder Untergeschossen Daten nach außen zu bekommen.
  • Einsatzumfelder
    • Neubauten, Nachrüstung im Bestand, Digitalisierung manueller Liegenschaften.

Ergebnis: Zählerdaten sollen ohne zusätzliche SIM-Verträge oder komplexe Vor-Ort-Konfiguration in die Cloud gelangen.

3. Plattform „elvaco evo“ als Meter-Data-Management

Die Plattform elvaco evo übernimmt laut Anbieter folgende Aufgaben:

  • Tageswerte-Speicherung
    • Speicherung tagesgenauer Verbrauchsdaten pro Liegenschaft für zehn Jahre (laut Präsentation).
  • Device Management
    • Verwaltung und Überwachung der eingebundenen Hardware, inkl. Statusinformationen.
  • Schnittstellen
    • Übergabe der Daten in Abrechnungssysteme oder eigene Plattformen des Messdienstes über standardisierte Verfahren (z. B. Webhooks, APIs, SFTP).
    • Ziel ist, kein eigenes Portal „erzwingen“ zu müssen, sondern sich in vorhandene Systemlandschaften einzufügen.

Parallel ist eine Zertifizierung nach ISO 27001 „im Prozess“, um Informationssicherheit und Betrieb der Plattform auditierbar zu machen.

4. EPBD/ZEB: Innenraumqualität als zusätzlicher Use Case

Eine zentrale Folie bezieht sich auf die European Building Directive (EPBD):

  • Ab 2028: Neubauten öffentlicher Gebäude (z. B. Schulen, Rathäuser, Kliniken) müssen als Zero-Emission Buildings (ZEB) errichtet werden.
  • Ab 2030: ZEB-Pflicht für alle Neubauten.
  • Bestandteil: Mess- und Regelgeräte zur Überwachung der Innenraumqualität (IEQ), etwa Temperatur, Luftfeuchtigkeit, CO₂.

Elvaco interpretiert das als zusätzliche Chance für Messdienste:

  • Sensorik kann „als Teil des Submeterings“ mit angeboten werden.
  • Bestehende Ablese-Services lassen sich um Innenraumdaten erweitern – etwa für Behaglichkeitsnachweise oder zur Unterstützung von Energiemanagement.

Ergebnis: Verbrauchs- und Raumklimadaten könnten über dieselbe technische Infrastruktur erfasst und in Richtung Wohnungsunternehmen oder Betreiber weitergereicht werden.


Warum das wichtig ist

Die Branche steht zwischen mehreren Linien: Fernablesungs-Pflicht (EED/FFVAV), Dekarbonisierungsvorgaben und nun auch ZEB-Anforderungen an die Innenraumqualität. Gleichzeitig fehlen Fachkräfte, und viele Prozesse sind noch nicht durchgängig digitalisiert.

Lösungen, die Montage und Konnektivität vereinfachen, Daten langfristig verfügbar machen und sich über Standard-Schnittstellen in vorhandene Systeme integrieren, reduzieren den Umstellungsaufwand. Dass EPBD künftig zusätzliche Sensorik verlangt, spricht dafür, Messkonzepte nicht nur auf „Ablesen“, sondern auf einen breiteren Datenhaushalt im Gebäude auszurichten.


Einordnung für die Wohnungswirtschaft

Für Wohnungsunternehmen ist Elvaco kein direkter ERP- oder Abrechnungspartner, sondern typischerweise Infrastruktur im Hintergrund des Messdienstes. Trotzdem beeinflusst die gewählte Technik mehrere Punkte:

  • Digitalisierungsgrad der Liegenschaften
    • Wie schnell und mit welchem Aufwand können manuelle Liegenschaften auf Fernauslesung umgestellt werden?
  • ZEB- und ESG-Fähigkeit
    • Lassen sich zusätzlich zu Verbrauchsdaten auch Raumklimadaten erheben, wenn ZEB/IEQ-Nachweise gefordert sind?
  • Datenzugriff
    • Können Eigentümer:innen und Verwalter die Daten (tagesgenau, 10 Jahre) in eigenen Systemen weiterverarbeiten, z. B. für Energieberichte oder Portale?
  • Abhängigkeiten und Grenzen
    • Mobilfunkabdeckung im Bestand, Lebensdauer der Batterien, Integration mit bestehenden Zählern (M-Bus/wM-Bus) bleiben praktische Themen, die vor Projektstart geklärt werden müssen.

Was jetzt zu tun ist

  1. Digitalisierungsstand erfassen
    • Welche Liegenschaften werden noch manuell abgelesen, wo gibt es bereits Gateways?
  2. Regulatorischen Horizont einzeichnen
    • EED/FFVAV-Pflichten und EPBD-ZEB-Anforderungen gemeinsam in die Planung aufnehmen.
  3. Messdienst nach Infrastruktur fragen
    • Welche Gateways/Plattformen kommen zum Einsatz?
    • Wie werden tagesgenaue Daten gespeichert und bereitgestellt?
  4. Schnittstellenanforderungen definieren
    • In welchen Formaten sollen Verbrauchs- und ggf. Innenraumdaten in die eigenen Systeme fließen?
  5. Pilotliegenschaften auswählen
    • Eine manuelle und eine bereits teil-digitalisierte Liegenschaft für einen gemeinsamen Test mit Plug-and-Play-Hardware.
  6. ZEB/IEQ-Perspektive mitplanen
    • Bei Neubauprojekten prüfen, ob der Messdienst zusätzlich Raumklimadaten mitliefern kann.

Praxisnutzen / Beispiele

Konkrete Projektzahlen werden im Vortrag nicht vertieft. Aus der Struktur des Angebots lassen sich aber typische Effekte ableiten:

  • Messdienste müssen keine eigenen Mobilfunkverträge organisieren; die Konnektivität ist Teil des Gerätepakets.
  • Tageswerte stehen laut Anbieter über zehn Jahre zur Verfügung – eine Basis für Analysen, Vergleiche und Reporting.
  • Durch die Bündelung von Verbrauchs- und Innenraumdaten über eine Plattform lassen sich zusätzliche Services aufsetzen, ohne parallel neue Datenwege aufzubauen.

Wie stark diese Effekte im Einzelfall sind, hängt von Bestand, Funklage und der Einbindung in bestehende Systeme ab – das wird sich vor allem in Pilotprojekten zeigen.


Fazit

Der Beitrag von Elvaco zeigt, dass Digitalisierung der Verbrauchserfassung und die kommenden Anforderungen an Innenraumqualität zusammen gedacht werden sollten. Das Angebot zielt darauf, Messdiensten eine Kombination aus Plug-and-Play-Hardware, zentralem Datenmanagement und offenen Schnittstellen bereitzustellen.

Für die Wohnungswirtschaft bleibt die Kernfrage: Welche Messdienst- und Technologiepartner helfen am besten dabei, Bestände fristgerecht zu digitalisieren – und gleichzeitig ZEB- und ESG-Anforderungen mit abzudecken? Ein sinnvoller nächster Schritt ist, diese Fragen in einem gemeinsamen Pilot mit klar definierten Schnittstellen und Zielgrößen praktisch zu testen.


Das Wichtigste auf einen Blick

  • Viele Messdienste arbeiten noch mit Papier, Vor-Ort-Ablesung und getrennten Systemen.
  • Elvaco bündelt Zähler- und Sensordaten über batteriebetriebene Gateways und eine Cloud-Plattform.
  • Tageswerte werden laut Anbieter zehn Jahre gespeichert und per Standardschnittstellen exportiert.
  • EPBD-Zero-Emission-Buildings verlangen zusätzliche Innenraumsensorik für Temperatur, Feuchte und CO₂.
  • Messdienste können Submetering-Routen nutzen, um Innenraumdaten als Zusatzservice bereitzustellen.
  • Wohnungsunternehmen sollten Messkonzepte frühzeitig auf ZEB- und Datenanforderungen ausrichten.

Glossar / Begriffserklärungen

EPBD / Zero-Emission Building (ZEB)
EU-Gebäuderichtlinie. ZEB bezeichnet Neubauten mit sehr geringem Energiebedarf und hohen Anforderungen an Betrieb, u. a. inkl. Messung der Innenraumqualität.

EED / FFVAV
Energieeffizienzrichtlinie (EED) und Verordnung über Fernablesbarkeit von Wärme- und Warmwasserzählern (FFVAV); Basis der Fernablesungs- und Informationspflichten.

Submetering
Wohnungsweise Messung und Abrechnung von Heiz-, Warmwasser- und ggf. weiteren Verbräuchen über Unterzähler in Mehrfamilienhäusern.

Meter-Data-Management (MDM)
Plattform, die Messdaten aus verschiedenen Quellen sammelt, speichert, verarbeitet und an andere Systeme (Abrechnung, ERP, Portale) weitergibt.

Device Management
Verwaltung und Überwachung von Feldgeräten: Status, Konnektivität, ggf. Updates und Alarme.

Innenraumqualität (IEQ)
Kennzeichnung der Qualität der Raumluft und des Raumklimas, typischerweise über Temperatur, Luftfeuchte und CO₂-Konzentration.

Plug-and-Play-Gateway
Vorkonfiguriertes Gerät, das nach Anschluss bzw. Einbau ohne umfangreiche Vor-Ort-Konfiguration Daten einsammelt und weiterleitet.

________________________________________ 

Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025

Fotos: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Anzeige

Fernablesung unter Zeitdruck: Wie sich Gateway-Rollouts beschleunigen lassen

Fernablesung unter Zeitdruck: Gateway-Rollouts beschleunigen
Komm mit und die Datenfernauslesung wird zum Kinderspiel. So warb Björn Pressler von Qundis auf der Heikom 2025. Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Auf der HEIKOM 2025 drehte sich vieles um die Frage, wie die Wohnungswirtschaft die letzten Meter zur flächendeckenden Fernauslesung bewältigen kann. Die technischen Optionen – Funkprotokolle, Gateways, Batterielaufzeiten – sind inzwischen breit verfügbar.

In seinem Vortrag rückte Björn Pressler, Bereichsleiter Vertrieb D-A-CH von QUNDIS deshalb einen anderen Aspekt in den Mittelpunkt: der Installationsprozess vor Ort. Denn wenn in 14 Monaten tausende Liegenschaften nachgerüstet werden müssen, entscheidet jede eingesparte Minute pro Objekt darüber, ob Fristen gehalten werden können oder nicht.


Herausforderungen: Was heute bremst

  • Hoher Umrüstbedarf im Bestand
    Studien, auf die sich QUNDIS bezieht, sehen derzeit rund 60 % der Bestände der Wohnungswirtschaft mit fernauslesbarer Technik ausgestattet – umgekehrt sind etwa 40 % noch umzurüsten.
  • Enge regulatorische Zeitfenster
    Die verbleibenden Monate bis Ende 2026 müssen genutzt werden, um Gateways, Zähler und Sensorik in großer Zahl zu installieren und in Betrieb zu nehmen – inklusive stabiler Datenlieferung und UVI.
  • Hoher Vor-Ort-Aufwand je Liegenschaft
    Klassische Inbetriebnahmeprozesse umfassen neben der Montage zusätzliche Schritte: Standortsuche, Pegelmessungen, Testauslesung, Kontrolle im Backend. Jede Unsicherheit führt zu Zweitanfahrten.
  • Heterogene Gerätelandschaften
    In vielen Beständen treffen Geräte verschiedener Hersteller und Generationen aufeinander. Ohne herstellerunabhängige Lösungen und aussagekräftiges Live-Feedback steigt der Aufwand für die Techniker.
  • Fachkräftemangel bei Messdiensten
    Die Zahl der verfügbaren Monteure wächst nicht im gleichen Tempo wie der Umrüstbedarf. Jeder gewonnene Manntag wirkt daher unmittelbar auf die Projektlaufzeiten.

Der Ansatz: Gateway plus Installations-App mit Live-Monitoring

QUNDIS knüpft zunächst an die technischen Grundanforderungen an, auf die sich die Branche weitgehend verständigt hat:

  • batteriebetriebene Gateways mit einer Batterielebensdauer von bis zu 12 Jahren,
  • zukunftsfähige Mobilfunkkommunikation,
  • zuverlässiger Datenempfang mit guter Funkabdeckung im Gebäude,
  • hohe Datensicherheit,
  • herstellerunabhängige Erfassung unterschiedlicher Messgeräte,
  • Lieferung der Daten in Formaten, die sich in bestehende Abrechnungssysteme integrieren lassen.

Der eigentliche Schwerpunkt des Vortrags lag jedoch auf der Frage, wie sich der Prozess vom ersten Betreten der Liegenschaft bis zur verlässlichen Datenlieferung optimieren lässt.

Klassischer Ablauf: 40 Minuten bis zur ersten Datenlieferung

In der präsentierten Prozessgrafik zeigt QUNDIS den Ablauf einer Gateway-Installation ohne App-Unterstützung:

  • Erstellung einer Geräteliste im Büro,
  • Einspielung der Liste ins Gateway,
  • Vor-Ort-Suche nach einem geeigneten Standort,
  • Zählerscan am Gateway,
  • Installation und Verplombung,
  • anschließende Kontrolle der Gerätepegel im Backend-System.

In Summe veranschlagt das Unternehmen dafür rund 40 Minuten pro Liegenschaft, gerechnet bis zur ersten plausiblen Datenlieferung.

Optimierter Ablauf: Live-Feedback am Gateway

Mit der vorgestellten Installations-App („Q app“) verlagert QUNDIS einen Teil dieser Schritte in ein geführtes, mobiles Verfahren:

  • Die Geräteliste wird in die App eingespielt – aus der Cloud oder direkt vom Endgerät.
  • Vor Ort unterstützt die App mit einem „Installationsmonitoring“: Sie zeigt live an, welche Geräte empfangen werden und mit welcher Signalqualität.
  • Die Funkpegel lassen sich an verschiedenen Standorten im Gebäude messen; der optimale Montagepunkt für das Gateway kann empirisch gewählt werden.
  • Eine separate Testauslesung entfällt, da der Techniker bereits während der Installation sieht, ob alle relevanten Geräte mit ausreichender Qualität empfangen werden.

So soll sich die Zeit bis zur ersten stabilen Datenlieferung laut Präsentation auf rund 20 Minuten pro Liegenschaft halbieren lassen.


Warum das wichtig ist

  • Die Wohnungswirtschaft steht unter hohem Zeitdruck, Bestände fristgerecht auf fernauslesbare Technik umzurüsten.
  • Der Flaschenhals sind nicht einzelne Geräte, sondern die Kapazitäten der Monteure vor Ort.
  • Jede Zweitanfahrt – etwa wegen unzureichender Funkabdeckung oder fehlender Daten – verlängert Projekte und verursacht Zusatzkosten.
  • Live-Monitoring bei der Installation schafft Transparenz: Funktioniert der gewählte Standort? Werden alle relevanten Geräte erreicht?
  • Je besser der Prozess standardisiert ist, desto verlässlicher lassen sich UVI-Pflichten und Abrechnungstermine einhalten.

Einordnung für die Wohnungswirtschaft / Entscheider:innen

Auf den ersten Blick adressiert der Ansatz vor allem Messdienstleister und deren Monteure. Für die Wohnungswirtschaft sind die Effekte jedoch direkt spürbar:

  • Planungssicherheit bei der Umrüstung
    Wenn Messdienstleister verbindlichere Aussagen zur benötigten Zeit pro Liegenschaft machen können, werden Umrüstpläne realistischer. Das hilft bei Budgetierung, Kommunikation mit Eigentümern und Mieterinformation.
  • Reduzierte Störungen im Gebäude
    Kürzere Aufenthalte der Techniker und weniger Nachrüst- oder Korrekturtermine bedeuten weniger Belastung für Bewohnerinnen und Bewohner.
  • Stabile Datenversorgung für Abrechnung und ESG
    Verlässliche, regelmäßige Datenlieferung ist Voraussetzung für fristgerechte Heizkostenabrechnungen, unterjährige Verbrauchsinformationen und weitergehende Energie-Reporting-Pflichten.
  • Technik als Enabler, nicht als Selbstzweck
    Die im Vortrag genannten Merkmale – lange Batterielaufzeit, herstellerübergreifende Empfangsfähigkeit, sichere Mobilfunkkommunikation – sind aus Sicht der Wohnungswirtschaft Schutz gegen Fehlinvestitionen in der „letzten Meile“ der Digitalisierung.

Entscheidend ist: Lösungen sollten nicht nur in der Präsentation funktionieren, sondern unter realen Bedingungen in gemischten Beständen – mit Stahlbetondecken, Nischen und Altbau-Grundrissen.


Was jetzt zu tun ist

  1. Bestandsaufnahme machen: Wie hoch ist der Anteil bereits fernauslesbarer Technik in den eigenen Beständen? Welche Fristen gelten für welche Objekte?
  2. Prozessdaten einfordern: Von Messdienstleistern konkrete Angaben zu Installationszeiten, Zweitanfahrtsquoten und Inbetriebnahmeprozessen verlangen.
  3. Anforderungen definieren: In Ausschreibungen festhalten, dass Installationsunterstützung (z. B. App, Live-Pegelanzeige, herstellerübergreifender Empfang) und definierte Datenformate Bestandteil der Leistung sind.
  4. Pilotprojekte aufsetzen: In ausgewählten Liegenschaften prüfen, ob die versprochene Zeit- und Prozessersparnis unter realen Bedingungen erreicht wird.
  5. Schnittstellen klären: Sicherstellen, dass die gelieferten Daten ohne Medienbruch in Hausbewirtschaftungs- und Abrechnungssysteme einfließen.
  6. Ressourcen planen: Umrüstwellen so takten, dass interne Teams (Technik, IT, Kommunikation) nicht überlastet werden.

Praxisnutzen: Beispielrechnung aus 20.000 Wohneinheiten

Um die Dimension zu verdeutlichen, hat QUNDIS im Vortrag eine Beispielrechnung vorgestellt:

  • Ein Messdienst betreut 20.000 Wohneinheiten.
  • 50 % sind bereits mit fernauslesbarer Technik ausgestattet, 10.000 WE müssen noch nachgerüstet werden, verteilt auf rund 1.000 Liegenschaften.
  • Bei 40 Minuten bis zur ersten Datenlieferung pro Liegenschaft ergeben sich rund 83,3 Manntage für Installation und Inbetriebnahme der Gateways.
  • Wird dieser Aufwand durch App-gestütztes Live-Monitoring auf 20 Minuten reduziert, sinkt der Bedarf auf rechnerisch 41,7 Manntage.

Die Zahlen basieren auf einer modellhaften Annahme und ersetzen keine individuelle Projektkalkulation. Sie zeigen jedoch, wie sensibel die Gesamtaufwände auf Prozessoptimierungen reagieren und wie eng Technik und Organisation heute miteinander verknüpft sind.


Fazit

Fernauslesung ist längst kein reines Hardware-Thema mehr. Die im Rahmen der HEIKOM vorgestellte Lösung von QUNDIS macht deutlich: Unter den aktuellen Zeitvorgaben sind Installationszeit und Prozesssicherheit zu entscheidenden Erfolgsfaktoren geworden.

Für die Wohnungswirtschaft bedeutet das: Bei der Auswahl von Messdienstleistern und Technikpartnern sollte nicht nur auf Funkstandards und Batterielaufzeiten geachtet werden, sondern ebenso auf die Frage, wie gut Monteure vor Ort unterstützt werden – etwa durch Apps mit Live-Monitoring, herstellerunabhängige Gateways und klare Datenformate.

Wer diese Aspekte frühzeitig in Ausschreibungen und Gespräche integriert, erhöht die Chance, die regulatorischen Ziele fristgerecht zu erreichen – und legt gleichzeitig die Basis für eine belastbare, digitale Dateninfrastruktur in den Beständen.


Das Wichtigste auf einen Blick

  • Regulatorischer Druck: Bis Ende 2026 müssen noch große Teile der Bestände mit fernauslesbarer Messtechnik ausgestattet werden – inklusive unterjähriger Verbrauchsinformation (UVI).
  • Reststrecke im Bestand: Laut Referent und Präsentation sind je nach Studie bereits rund 60 % der Wohnungsbestände fernauslesbar ausgestattet – etwa 40 % stehen noch vor der Umrüstung.
  • Engpass vor Ort: Entscheidend ist nicht nur das richtige Gateway, sondern die Zeit, die der Techniker in der Liegenschaft braucht – inklusive Testauslesung und Fehlersuche.
  • Ansatz von QUNDIS: Batteriebetriebenes Gateway mit zukunftsfähiger Mobilfunkanbindung, ergänzt um eine Installations-App mit Live-Monitoring von Empfangsqualität und Gerätepegeln.
  • Prozess-Effekt: In einer Beispielrechnung reduziert die App die Zeit bis zur ersten Datenlieferung von 40 auf 20 Minuten pro Liegenschaft – eine rechnerische Zeitersparnis von rund 50 %.
  • Nutzen für die Wohnungswirtschaft: Geringere Zweitanfahrten, stabilere Datenlieferung in die Abrechnungssysteme und höhere Wahrscheinlichkeit, die regulatorischen Fristen einzuhalten.
  • To-do für Entscheider:innen: Prozesse mit Messdienstleistern analysieren, Anforderungen an Live-Monitoring und Installationsunterstützung in Ausschreibungen aufnehmen, Pilotprojekte starten.

Glossar / Begriffserklärungen

  • Datenfernauslesung
    Elektronische Übertragung von Verbrauchsdaten (z. B. Heizung, Wasser) aus Gebäuden, ohne dass ein Ableser jede Wohnung betreten muss.
  • Gateway
    Zentrale Kommunikationseinheit im Gebäude, die Funksignale von Zählern und Sensoren empfängt und gebündelt an Backend-Systeme weiterleitet – häufig über Mobilfunk.
  • Repeater
    Funkverstärker, der in Gebäuden eingesetzt wird, um Messgeräte zu erreichen, die weiter entfernt oder „im Funk-Schatten“ liegen. In der Präsentation wurde eine neue Repeater-Generation vorgestellt, die per App mit dem Gateway gekoppelt werden kann.
  • Unterjährige Verbrauchsinformation (UVI)
    Regelmäßige Information der Nutzerinnen und Nutzer über ihren aktuellen Energieverbrauch im laufenden Jahr. Sie ist Bestandteil der europäischen Energieeffizienzvorgaben und nationaler Heizkostenregelungen.
  • Herstellerunabhängigkeit
    Fähigkeit eines Systems, Messgeräte unterschiedlicher Hersteller zu empfangen und auszulesen – wichtig, um bestehende Gerätelandschaften weiter nutzen zu können.
  • Batteriebetriebenes Gateway
    Gateway, das nicht an eine feste Stromversorgung angeschlossen werden muss. Längere Batterielebensdauern (z. B. bis zu 12 Jahre) erleichtern die Installation und reduzieren Wartungsaufwände.
  • Live-Monitoring bei der Installation
    Echtzeit-Anzeige von Empfangspegeln und empfangenen Geräten während der Montage. Dient dazu, den optimalen Standort zu finden und Zweitanfahrten zu vermeiden.

________________________________________ 

Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025

Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Anzeige

Datenhoheit statt Lock-in: Wie Relay M-Bus, Funk und Cloud zusammendenkt

Datenhoheit statt Lock-in: Relay M-Bus, Funk & Cloud zusammen
Innovation made in Paderborn – Wie Relay den Messdienst neu denkt, so der Titel des Vortrags von Jörg Fischer (Relay GmbH). Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Auf der HEIKOM zeichnete Jörg Fischer, Geschäftsführer der Relay GmbH, nach, wie sich aus einem „klassischen“ M-Bus-Portfolio Schritt für Schritt ein hybrides Messsystem entwickelt, und warum aus seiner Sicht gerade jetzt Grundsatzfragen der Datenhoheit beantwortet werden sollten.

Anstatt sich auf neue Funkstandards allein zu konzentrieren, stellte Fischer die Frage in den Vordergrund, wie Bestandsinfrastrukturen, Funktechnik und Cloud-Plattformen so verbunden werden können, dass Messdienste und Wohnungsunternehmen langfristig flexibel bleiben.


Herausforderungen: Zwischen Bestands-M-Bus und Cloud-Welt

  • Große Bestände mit verkabelter Infrastruktur
    Viele Liegenschaften sind bereits über M-Bus erschlossen. Die Kabel sind vorhanden, die Technik läuft. Ein kompletter Systemwechsel ist technisch aufwändig und wirtschaftlich nicht immer sinnvoll.
  • Wachsende Funkanforderungen
    Insbesondere bei Heizkostenverteilern oder schwer zugänglichen Messstellen stößt die reine Kabelwelt an Grenzen. Ohne Funklösungen lassen sich Nachrüstungen und Einzelmaßnahmen kaum effizient umsetzen.
  • Abhängigkeit von proprietären Gesamtsystemen
    Plattformen, die Zähler, Gateways und Abrechnung aus einer Hand anbieten, bringen Komfort – aber auch die Gefahr, sich eng an einen Anbieter zu binden, inklusive Abomodellen und eingeschränkter Wahlfreiheit bei Geräten und Datenwegen.
  • Unklare Datenwege
    Für Wohnungsunternehmen ist oft nicht transparent, wo Messdaten tatsächlich gespeichert und verarbeitet werden – lokal, im Rechenzentrum des Messdienstes oder in einer Cloud außerhalb ihres Einflussbereichs.
  • Fachkräftemangel und Komplexität
    Je mehr Insellösungen und Spezialprozesse im Einsatz sind, desto schwerer wird es, Personal zu finden, das die Systeme beherrscht und fachlich zusammenbringt: Technik, Datenmanagement, Abrechnung.

Der Ansatz: M-Bus als „Verbrenner“, OMS-Funk als „E-Motor“

Relay bezeichnet sich in der Präsentation als „M-Bus Pioniere seit über 30 Jahren“. Die zentrale Idee von Jörg Fischer: Bestehende Stärken des M-Bus nicht aufgeben, sondern gezielt mit Funklösungen kombinieren.

Hybrides Hardwarekonzept

Kern des Konzepts ist ein zentraler Datenlogger, der über M-Bus mit abgesetzten OMS-Empfängern verbunden wird. In der Präsentation wird dieses Architekturprinzip mit dem Claim „Effizient. Reichweitenstark. Ohne Repeater.“ illustriert.

  • Der M-Bus-Strang im Gebäude fungiert als „robustes Rückgrat“ mit großer Reichweite – vergleichbar mit dem Verbrennungsmotor, der zuverlässig läuft, egal ob im Keller oder unter dem Dach.
  • Die OMS-Funkschicht übernimmt dort, wo keine Kabel verlegt werden können oder sollen – beispielsweise für Heizkostenverteiler oder nachträglich eingebundene Zähler.

Durch die Kombination sollen in vielen Szenarien zusätzliche Funk-Repeater entfallen, mit allen bekannten Nebeneffekten: weniger Hardware, keine Batteriewechsel und weniger potenzielle Fehlerquellen.

Datenhoheit als Leitprinzip

Ein zentrales Motiv des Vortrags: Der Kunde entscheidet, wo die Daten landen.

Laut Fischer können die Messdaten:

  • per E-Mail bereitgestellt,
  • auf FTP-Servern abgelegt,
  • in eigene oder externe Cloud-Systeme übertragen werden.

Das Geschäftsmodell bleibt dabei klassisch: Die Hardware wird gekauft, laufende Abogebühren für den Zugriff auf die Messdaten sieht Relay nicht als zwingend vor.


Von der Hardware zur Plattform: EvE

Der zweite Schwerpunkt des Vortrags ist die Plattform „EvE“ – Evaluate, Visualize, Export. In der Präsentation zeigen mehrere Folien EvE als Weboberfläche, auf der Datenlogger, Liegenschaften und Visualisierungen zusammengeführt werden.

Nach Darstellung von Fischer soll EvE drei Funktionen erfüllen:

  1. Evaluate – technische und kaufmännische Bewertung
    • Monitoring von Datenloggern und Zählern: Sind alle Geräte erreichbar? Fehlen Zähler? Gibt es Ausfälle auf Leitungen?
    • Perspektivisch auch Alarme und Zustandsmeldungen, z. B. bei ungewöhnlichen Verläufen oder Verbindungsabbrüchen.
  2. Visualize – Darstellung für unterschiedliche Zielgruppen
    • Technische Übersichten für Fachabteilungen,
    • Diagramme für Kunden, die „es einmal sehen wollen“ – wie Fischer augenzwinkernd formuliert.
    • In den gezeigten Beispielen werden Verbrauchsverläufe und Verteilungen grafisch aufbereitet.
  3. Export – Übergang in die Abrechnung
    • EvE unterstützt den Schritt von Messdaten zu Verbrauchsabrechnungen.
    • In der Präsentation sind Muster-Heizkostenabrechnungen zu sehen, die direkt aus der Plattform heraus generiert werden können.

Besonderes Merkmal laut Relay: KI-gestützte Plausibilitätsprüfungen sollen dabei helfen, Abrechnungen schneller zu prüfen, Unstimmigkeiten zu erkennen und manuelle Kontrollaufwände zu reduzieren.


Warum das wichtig ist

  • Digitale Souveränität: Wohnungsunternehmen müssen wissen, wo ihre Messdaten landen – technisch und rechtlich.
  • Schutz vor Lock-in: Offene Hardware-Schnittstellen und flexible Exportpfade machen es einfacher, Dienstleister oder Software später zu wechseln.
  • Bestandsverträglichkeit: Hybride Ansätze, die vorhandene M-Bus-Infrastrukturen weiter nutzen, senken Investitions- und Umrüstkosten.
  • Abrechnung unter Druck: Komplexere gesetzliche Vorgaben und knappe Ressourcen erhöhen den Bedarf an automatisierter Plausibilitätsprüfung.
  • ESG und Transparenz: Für Klimapfade, Reporting und Kommunikation mit Mieter:innen sind belastbare, gut zugängliche Verbrauchsdaten eine Grundvoraussetzung.

Einordnung für die Wohnungswirtschaft

Für Entscheider:innen in der Wohnungswirtschaft stellen sich daraus mehrere strategische Fragen:

  • Welche Rolle soll M-Bus künftig spielen?
    In vielen Beständen wird M-Bus noch lange die physische Grundlage der Datenerfassung bleiben. Ein „Alles neu“-Ansatz ist selten realistisch. Hybride Konzepte, wie von Relay vorgestellt, können die Brücke in die Funk- und Cloud-Welt schlagen, ohne die Verkabelung abzuschreiben.
  • Wie wichtig ist Datenhoheit im eigenen Haus?
    Wer künftig stärker auf eigene Datenanalysen, ESG-Reporting oder Benchmarks setzen will, sollte sicherstellen, dass Messdaten aus Gateways und Plattformen offen exportierbar sind – unabhängig vom Abrechnungsdienstleister.
  • Cloud ja, aber wie?
    Der Vortrag macht deutlich, dass Kunden zunehmend Cloud-Funktionalitäten erwarten, gleichzeitig aber Vorbehalte haben. Eine Plattform, die sowohl lokale Datenhaltung als auch Cloud-Anbindung erlaubt, bietet hier einen Mittelweg – entscheidend sind vertragliche und technische Klarheit.
  • KI in der Abrechnung – Chance oder Risiko?
    KI-gestützte Plausibilitätsprüfungen können Teams entlasten, ersetzen aber keine fachliche Verantwortung. Wichtig ist, dass Prozesse transparent bleiben: Wer entscheidet im Zweifel? Wie werden Hinweise dokumentiert?

Was jetzt zu tun ist

  1. Infrastruktur kartieren: Welche Gebäude sind bereits über M-Bus erschlossen? Wo kommt nur Funk in Frage?
  2. Datenhoheit definieren: Festhalten, welche Daten im Haus bleiben müssen, wo externe Cloud-Lösungen vertretbar sind und welche Exportformate benötigt werden.
  3. Ausschreibung schärfen: Unabhängigkeit, offene Schnittstellen und die Möglichkeit, Daten in eigene Systeme zu übertragen, ausdrücklich als Kriterien aufnehmen.
  4. Hybrid-Szenarien testen: In Pilotliegenschaften prüfen, wie gut sich M-Bus und OMS-Funk kombinieren lassen – insbesondere hinsichtlich Reichweite, Stabilität und Aufwand.
  5. Abrechnungsprozesse analysieren: Identifizieren, welche Schritte sich durch Plattformen mit integrierter Plausibilitätsprüfung automatisieren lassen – und wo Kontrolle im Haus bleiben soll.
  6. IT und Fachbereiche zusammenbringen: Messdienst, IT, Technik und Abrechnung frühzeitig an einen Tisch holen, um Zielarchitektur und Verantwortlichkeiten abzustimmen.

Praxisnutzen: Was das Relay-Konzept verspricht

Auch wenn der Vortrag keine detaillierte Wirtschaftlichkeitsrechnung präsentierte, lassen sich die praktischen Effekte aus Sicht der Wohnungswirtschaft skizzieren:

  • Reduzierte Systemvielfalt
    Ein Datenlogger, der sowohl kabelgebundene M-Bus-Teilnehmer als auch wM-Bus-/OMS-Geräte über abgesetzte Empfänger einbindet, kann in vielen Beständen die Zahl parallel betriebener Systeme verringern.
  • Weniger Funk-Infrastruktur
    Wenn abgesetzte OMS-Empfänger dank M-Bus-Anbindung im Gebäude verteilt werden, können in manchen Szenarien Funk-Repeater entfallen – inklusive deren Wartung.
  • Weniger Medienbrüche Richtung Abrechnung
    EvE bündelt Messdaten, Visualisierung und Abrechnung in einer Oberfläche. Das kann insbesondere kleineren oder mittleren Messdiensten helfen, die Zahl der eingesetzten Spezialwerkzeuge zu reduzieren.
  • Unterstützung durch KI
    KI-gestützte Prüfungen können z. B. auffällige Verbräuche, fehlende Zählerstände oder Plausibilitätsprobleme markieren, bevor Abrechnungen erstellt werden. Das spart Zeit und reduziert Reklamationen – vorausgesetzt, die Modelle sind sauber aufgesetzt und werden kontrolliert eingesetzt.

Für Wohnungsunternehmen bleibt entscheidend: Die in der Präsentation skizzierten Effekte sollten in konkreten Projekten und unter realen Bedingungen verifiziert werden – idealerweise mit klaren Kennzahlen zu Ausfallquoten, Aufwand und Datenqualität.


Fazit

Der Auftritt von Jörg Fischer auf der HEIKOM hat gezeigt: Die digitale Zukunft der Verbrauchserfassung wird nicht nur von neuen Funkstandards geprägt, sondern von der Art, wie wir bestehende Infrastrukturen, Plattformen und Geschäftsmodelle zusammenbringen.

Relay setzt dabei auf drei Bausteine: M-Bus als stabile Basis, OMS-Funk für die Flexibilität und EvE als Plattform, die Daten visualisiert und bis in die Heizkostenabrechnung trägt – bei gleichzeitiger Betonung von Datenhoheit und Unabhängigkeit.

Für die Wohnungswirtschaft lohnt sich die Auseinandersetzung mit solchen Ansätzen vor allem dort, wo langfristige Stabilität gefragt ist: in großen, heterogenen Beständen, in denen Infrastrukturentscheidungen die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre prägen werden. Wer hier frühzeitig klare Anforderungen formuliert, kann Innovationen nutzen, ohne die eigene Handlungsfreiheit zu verlieren.


Das Wichtigste auf einen Blick

  • Ausgangslage: Viele Bestände sind noch immer klassisch über M-Bus erschlossen, gleichzeitig wächst der Druck, wM-Bus-/OMS-Funk und Cloud-Plattformen zu nutzen.
  • Positionierung von Relay: Hardwarehersteller aus Paderborn mit eigener Entwicklung und Fertigung, der Unabhängigkeit und Datenhoheit in den Mittelpunkt stellt.
  • Technischer Ansatz: Hybrides System aus zentralem Datenlogger und abgesetzten OMS-Empfängern, gedacht als „Kombination aus Verbrenner und E-Motor“: Reichweite und Robustheit von M-Bus, Flexibilität des Funks.
  • Zielbild: Fernauslesung ohne Funk-Repeater, volle Transparenz in der Kommunikation und freie Wahl, wo die Daten landen (E-Mail, FTP, lokale Systeme, Cloud).
  • Neue Ebene: Die Plattform „EvE“ (Evaluate – Visualize – Export) verwandelt die Hardware in ein System: Geräteüberwachung, Visualisierung und als nächster Schritt Heizkostenabrechnung mit KI-gestützter Plausibilitätsprüfung.
  • Relevanz für die Wohnungswirtschaft: Vermeidung von Abhängigkeiten, flexible Pfade in Richtung Cloud, stabiles Rückgrat für gemischte Bestände.
  • To-do: Rolle von M-Bus in der eigenen Digitalstrategie prüfen, Anforderungen an Datenhoheit definieren, Plattformansätze mit offener Architektur bevorzugen.

Glossar / Begriffserklärungen

  • M-Bus
    Feldbusstandard für die Auslesung von Verbrauchszählern (z. B. Wärme, Wasser, Strom). Ermöglicht eine kabelgebundene, oft sehr robuste Kommunikation über größere Distanzen.
  • wM-Bus / OMS
    Wireless M-Bus (wM-Bus) ist die funkbasierte Variante des M-Bus. Das Open Metering System (OMS) ist ein herstellerübergreifender Standard für die strukturierte Übertragung von Zählerdaten per Funk.
  • Datenlogger
    Gerät, das Messdaten aus verschiedenen Zählern sammelt, speichert und über definierte Schnittstellen (z. B. TCP/IP, Cloud, FTP) zur Verfügung stellt.
  • OMS-Empfänger
    Funkempfänger, die wM-Bus-/OMS-Telegramme aus der Umgebung einsammeln und an den Datenlogger weiterreichen, im Relay-Konzept über M-Bus angebunden.
  • EvE
    Plattform von Relay („Evaluate – Visualize – Export“), die Datenlogger verwaltet, Messdaten visualisiert und – laut Präsentation – Heizkostenabrechnungen mit KI-gestützter Plausibilitätsprüfung erzeugen kann.
  • Heizkostenabrechnung (HKA)
    Abrechnung der Heiz- und Warmwasserkosten einer Liegenschaft gegenüber den Nutzer:innen. Muss gesetzlichen Vorgaben, unter anderem zur Transparenz und Verbrauchsorientierung, genügen.
  • Datenhoheit
    Möglichkeit des Eigentümers oder Betreibers, zu entscheiden, wo und wie seine Daten gespeichert, verarbeitet und weitergegeben werden – inklusive der Option, Dienstleister oder Plattformen zu wechseln.

________________________________________ 

Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025

Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Anzeige

Wenn Gateways leise ausfallen: Wie pironex Batteriestatus und Feldbetrieb transparenter machen will

Gateways leise ausfallen: pironex Batteriestatus und Feldbetrieb
“Intelligentes Gerätemanagement – sichere und aussagekräftige Bewertung der Betriebsparameter im Feld”, erklärte Tino Hülsenbeck von der pironex technology GmbH in seinem Vortrag. Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Auf der HEIKOM wurde viel über Gateways als Enabler für Fernauslesung gesprochen – meist mit Fokus auf Funkstandards, Reichweite oder Datensicherheit. Tino Hülsenbeck, Gründer und Geschäftsführer der pironex technology GmbH aus Rostock, stellte eine andere Frage in den Mittelpunkt: Was passiert eigentlich, wenn die Batterien Ihrer Gateways leer sind und keiner es merkt?

Die Antwort ist für Messdienste und Wohnungsunternehmen gleichermaßen unangenehm: Datenlücken, ungeplante Servicefahrten, Datenverlust und Konflikte in der Abrechnung. Genau an dieser Stelle setzt pironex mit neuen Gateways und einem dazugehörigen IoT-Portal an.


Herausforderungen: Wenn Gateways „unsichtbar“ ausfallen

  • Datenlücken im Verborgenen
    Läuft ein Gateway leer, ohne dass es jemand bemerkt, fehlen Verbrauchsdaten. Das kann unterjährige Verbrauchsinformationen ebenso betreffen wie Abrechnungsperioden – mit entsprechendem Klärungsaufwand gegenüber Mietern und Auftraggebern.
  • Blinde Installation im Feld
    Häufig werden Gateways „blind“ montiert: Es gibt zwar Apps, aber keine wirklich belastbare Rückmeldung, wie gut der Empfang ist, wie viele Knoten tatsächlich erreicht werden oder ob Konfiguration und Standort passen.
  • Unsichere Batterielaufzeit
    Wie lange hält die Batterie unter realen Bedingungen? Das hängt von Konfiguration, Sendeintervallen, Protokollen und Umgebung ab. Ohne präzise Bewertung bleibt die Restlaufzeit Schätzung – und damit ein Risiko.
  • Keine intelligente Problembehandlung
    In vielen Hintergrundsystemen fehlt ein strukturiertes Alarm- und Ticketingkonzept. Ausfälle werden spät oder gar nicht erkannt, Warnsignale laufen ins Leere.
  • Mangelnde Transparenz im Betrieb
    Ohne durchgängiges Gerätemanagement ist oft unklar: Welche Gateways laufen stabil? Wo häufen sich Warnungen? Wo ist die Funkabdeckung grenzwertig? Die Folge sind reaktive statt proaktive Einsätze.

Der Ansatz: Gateway-Design plus Gerätemanagement aus einem Guss

pironex versteht sich als Entwicklungsdienstleister für Elektronik und Software und betont im Vortrag, dass Hardware, Gerätesoftware und Portal von Anfang an als Einheit gedacht wurden.

Feldtaugliche Gateways

In den Folien werden die neuen Gateways als „für den praktischen Einsatz optimiert“ beschrieben:

  • Unkomplizierte Montage
    Das Gerät muss für die Installation nicht geöffnet werden – ein Vorteil für Geschwindigkeit und Fehlerminimierung vor Ort.
  • Intelligente Einrichtung mit Empfangstest
    Vor Ort kann ein Empfangstest durchgeführt werden, um die Funkqualität am geplanten Standort zu prüfen. So lassen sich ungeeignete Positionen früh erkennen.
  • NFC-Tag als digitales Typenschild
    Über NFC können Monteure auch im ausgeschalteten Zustand bestimmte Parameter auslesen und konfigurieren – per App, ohne das Gerät zu öffnen.
  • Flexible Energieversorgung
    Die Gateways können entweder mit einer langlebigen Batterie oder über eine 24-Volt-Dauer­versorgung betrieben werden. Das erlaubt je nach Liegenschaft unterschiedliche Einsatzszenarien.
  • Hohe Reichweite
    Laut Präsentation wurde der Empfang im Feld über mehr als fünf Etagen getestet.
  • Whitelisting
    Whitelists helfen, Auslesezyklen schneller abzuschließen und das System auf relevante Zähler zu fokussieren.

Hülsenbeck betont, dass die Gateway-Hardware sich für wM-Bus eignet und – laut Unternehmensangaben – auch LoRa-Szenarien unterstützen kann.

IoT-Portal für Monitoring, Alarmierung und Integration

Das zweite Standbein ist ein herstellerunabhängiges IoT-Portal, das als Gerätemanagement-System für Gateways fungiert:

  • Automatische Provisionierung – Gateways werden beim ersten Kontakt automatisch ins System aufgenommen und sind schnell einsatzbereit.
  • Gerätemanagement – Firmware-Updates, Statusanzeigen und Fehlermeldungen lassen sich zentral verwalten.
  • Monitoring & Alarmierung – Events, E-Mail-Benachrichtigungen und Protokollfunktionen sollen helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen.
  • Liegenschaftsverwaltung – Zuordnung von Zählern zu Gateways, Verwaltung von Whitelists und Gerätegruppen.
  • Sichere Datenhaltung – TLS-verschlüsselte Übertragung und DSGVO-konforme Verarbeitung werden hervorgehoben.
  • REST-API – Eine Programmierschnittstelle zur Weiterleitung der Gateway-Daten an Drittsysteme, etwa Abrechnungs- oder ERP-Lösungen.

Warum das wichtig ist

  • Gateway-Ausfälle bleiben oft lange unentdeckt – mit direkten Folgen für Abrechnung und Kundenzufriedenheit.
  • Batteriebetriebene Geräte im Feld lassen sich nur mit geeigneten Tools realistisch hinsichtlich Restlaufzeit und Risiko bewerten.
  • Ohne Monitoring und Alarmierung werden Servicefahrten häufig reaktiv und teuer statt geplant und gezielt.
  • Ein integriertes Gerätemanagement erleichtert es Messdiensten, große Gateway-Flotten über Jahre stabil zu betreiben.
  • Für die Wohnungswirtschaft sind stabile Datenflüsse Grundlage für gesetzlich geforderte UVI, korrekte Heizkostenabrechnungen und ESG-Reporting.

Einordnung für die Wohnungswirtschaft / Entscheider:innen

Auf den ersten Blick adressiert pironex vor allem Messdienstleister, Gate-Betreiber und ihre Techniker. Für die Wohnungswirtschaft sind die dahinterliegenden Fragen jedoch strategisch:

  • Wie robust ist die eigene Infrastruktur wirklich?
    Funkstandards und Gateways werden oft als „gesetzt“ betrachtet. Entscheidend ist aber, ob über Jahre hinweg eine verlässliche Datenlieferung garantiert werden kann, inklusive Früherkennung drohender Ausfälle.
  • Wer übernimmt Verantwortung für Gerätemanagement?
    Je komplexer Gateway-Flotten werden, desto wichtiger ist klar geregelt, wer Monitoring, Alarmierung und Firmware-Updates verantwortet – Messdienst, Dienstleister oder interne IT.
  • Wie offen ist die Architektur?
    Das von pironex vorgestellte Portal setzt auf REST-API und offene Weiterverarbeitung. Für Wohnungsunternehmen ist wichtig, dass sie Messdaten langfristig in eigene Systeme unabhängig von Einzelanbietern einbinden können.
  • Was passiert im Fehlerfall?
    Transparente Alarmketten, definierte Reaktionszeiten und klare Zuständigkeiten sollten Bestandteil jeder Vereinbarung sein. Ohne diese Grundlagen bleiben „sorgenfreie Gateways“ ein Versprechen.

Was jetzt zu tun ist

  1. Bestandsaufnahme der Gateway-Flotte: Wie viele Gateways sind im Einsatz? Welche Funktechnologien (wM-Bus, ggf. LoRa) werden genutzt? Gibt es Monitoring?
  2. Batteriestrategie prüfen: Sind Laufzeiten und Austauschintervalle dokumentiert? Gibt es Indikatoren oder Prognosen zur Restlaufzeit – oder nur Erfahrungswerte?
  3. Monitoring-Anforderungen definieren: Welche Kennzahlen (Batteriestatus, Empfangsqualität, Ausfallzeiten) sollen regelmäßig sichtbar sein? Welche Alarme werden benötigt?
  4. Vertragliche Klarheit schaffen: In Vereinbarungen mit Messdiensten festhalten, wie Gateway-Überwachung, Alarmierung und Servicefahrten geregelt sind, inklusive Eskalationswegen.
  5. Integration planen: Prüfen, wie Gerätemanagement-Portale über Schnittstellen (z. B. REST-API) an bestehende IT- und Abrechnungssysteme angebunden werden können.
  6. Pilotprojekte umsetzen: In ausgewählten Liegenschaften testen, ob Gateways mit Monitoring und NFC-gestützter Einrichtung im Alltag tatsächlich weniger Ausfälle und Servicefahrten verursachen.

Praxisnutzen: Vom „Blindflug“ zur planbaren Gateway-Flotte

Der konkrete Nutzen hängt von der jeweiligen Ausgangssituation ab, lässt sich aber entlang dreier Linien beschreiben:

  • Früherkennung statt Überraschung
    Durch kontinuierliches Monitoring von Batteriestatus und Empfangsqualität können kritische Gateways identifiziert werden, bevor Daten ausfallen. Serviceeinsätze lassen sich bündeln und planbar gestalten.
  • Effizientere Installation im Feld
    Empfangstests und NFC-gestützte Konfiguration vor Ort verringern die Wahrscheinlichkeit, dass Gateways an ungünstigen Standorten montiert werden – und später erneut angefasst werden müssen.
  • Weniger Datenverluste und Reklamationen
    Stabilere Gateway-Betriebe reduzieren Lücken in der Datenbasis. Das senkt das Risiko strittiger Abrechnungen und aufwändiger Nacharbeiten in der Kundenkommunikation.

Die in der Präsentation gezeigten Schlagworte – „Unabhängig“, „Volle Kontrolle“, „Zukunftssicher“, „Kostenstruktur“ – verdeutlichen den Anspruch, nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich eine nachhaltige Lösung anzubieten. Ob und in welchem Umfang dies im eigenen Bestand erreicht wird, sollten Entscheider:innen allerdings durch belastbare Kennzahlen in Pilotprojekten prüfen.


Fazit

Mit den neuen Gateways und dem IoT-Portal adressiert Tino Hülsenbeck ein Thema, das in vielen Digitalisierungsprojekten erst auffällt, wenn es zu spät ist: den langfristigen, transparenten Betrieb der Feldinfrastruktur.

Für die Wohnungswirtschaft heißt das: Wer auf fernauslesbare Zähler und Funk setzt, sollte die Gateways nicht als „Black Box“ betrachten, sondern als aktiv zu managende Ressource – inklusive Monitoring, Alarmierung und Batteriemanagement. Lösungen wie die von pironex können hier Bausteine sein, um den Schritt von der reinen Geräteinstallation hin zu einem steuerbaren, ausfallsicheren System zu schaffen.


Das Wichtigste auf einen Blick

  • Ausgangsproblem: Fallen Gateway-Batterien im Feld unbemerkt aus, drohen Datenlücken, zusätzliche Servicefahrten, Abrechnungsprobleme und Ärger mit Kunden.
  • Typische Schwachstellen: Blinde Installation ohne Rückmeldung, unklare Batterielaufzeiten, fehlende Transparenz im Betrieb und kaum intelligente Problembehandlung in vielen wM-Bus-Gateway-Landschaften.
  • Ansatz von pironex: Neu entwickelte Gateways mit stromsparender Elektronik, NFC-Tag, Empfangstest vor Ort, wahlweise Batteriebetrieb oder 24-V-Versorgung – ergänzt durch ein IoT-Portal für Monitoring, Alarmierung und Geräteverwaltung.
  • Ziel: Batteriestatus über Jahre hinweg präzise bewerten, Ausfälle früh erkennen, Servicefahrten reduzieren und einen „sorgenfreien Betrieb der Gateways“ ermöglichen.
  • Plattformgedanke: Elektronik, Gerätesoftware und Portallösung werden als Einheit gedacht – mit REST-API, TLS-Verschlüsselung und DSGVO-konformer Datenhaltung.
  • Relevanz für die Wohnungswirtschaft: Weniger Datenverluste, höhere Abrechnungssicherheit und eine klarere Sicht auf den Zustand der Funkinfrastruktur in den Beständen.
  • Preispositionierung: Laut Hülsenbeck sollen die neuen Gateways – ob netz- oder batteriebetrieben – bei entsprechender Stückzahl ab rund 75 Euro verfügbar sein (Angabe des Anbieters im Vortrag).

Glossar / Begriffserklärungen

  • Gateway
    Zentrale Einheit im Gebäude, die Funktelegramme von Zählern und Sensoren (z. B. per wM-Bus oder LoRa) empfängt und an Backend-Systeme weiterleitet.
  • wM-Bus (Wireless M-Bus)
    Funkbasierte Variante des Meter-Bus-Standards, häufig eingesetzt für Heizkostenverteiler, Wasser- und Wärmezähler.
  • LoRa
    Funktechnologie mit großer Reichweite und geringem Energieverbrauch, die in verschiedenen IoT-Szenarien genutzt wird, u. a. für Zählerfernauslesung.
  • NFC-Tag
    Nahfeldkommunikation (Near Field Communication), mit der Daten auf sehr kurze Distanz ausgetauscht werden können – hier genutzt als digitales Typenschild und Konfigurationsschnittstelle der Gateways.
  • Whitelisting
    Verfahren, bei dem ein Gateway nur Daten von explizit freigegebenen Geräten verarbeitet. Das kann Auslesezyklen beschleunigen und die Funklast reduzieren.
  • IoT-Portal / Gerätemanagement
    Zentrale Softwareplattform zur Verwaltung verteilter Geräte: Monitoring, Firmware-Updates, Alarmierung, Liegenschaftsverwaltung und Schnittstellen zu Drittsystemen.
  • REST-API
    Webbasierte Programmierschnittstelle, über die Daten standardisiert von einem System ins andere übertragen werden können – wichtig für die Integration in Abrechnungs- oder ERP-Systeme.

________________________________________ 

Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025

Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Anzeige

Zählerdaten im Griff: Wie solvimus den Datenhub im Gebäude denkt

Zählerdaten im Griff: Mit solvimus zum Datenhub im Gebäuden
“Zählerdaten: Jede Quelle. Jeder Zielpunkt. Keine Abhängigkeit”, meint Remo Reichel von der Solvimus GmbH. Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

„Wer hat eigentlich alles ein Interesse an den Zählerdaten Ihrer Liegenschaft?“ Mit dieser Frage eröffnete Remo Reichel seinen Vortrag auf der HEIKOM. Gemeint sind nicht Cyberkriminelle, sondern die Vielzahl an Akteuren, die heute legal und sinnvoll mit Zählerdaten arbeiten: Mess- und Abrechnungsdienste, Gebäudeleittechnik, Energiemanager, ESG-Teams.

Die Antwort zeigt ein zentrales Problem der Digitalisierung in der Wohnungswirtschaft: Zählerdaten werden mehrfach erfasst, in unterschiedlichen Systemen gespeichert und in jeweils eigene Formate übersetzt. solvimus, mit Sitz im thüringischen Ilmenau, positioniert sich hier als Anbieter eines neutralen Datensammlers im Gebäude, der alle relevanten Zählerquellen zusammenführt und die Daten direkt an die gewünschten Zielsysteme verteilt.


Herausforderungen: Zählerdaten zwischen Pflicht und Datensilos

  • Heterogene Zählerlandschaft
    In einem typischen Bestand treffen elektrische Energiemessungen, Wärme- und Kältezähler, Wasser- und Gaszähler sowie Heizkostenverteiler aufeinander, häufig von unterschiedlichen Herstellern und mit verschiedenen Schnittstellen (M-Bus, Modbus, Impuls, Funk/OMS).
  • Mehr als nur Abrechnung
    Klassisch denkt man bei Zählerdaten an Heiz- und Betriebskostenabrechnung sowie UVI. In Zweck- und Gewerbebauten kommen jedoch weitere Anwendungsfälle hinzu: Gebäudeleittechnik, Energiemanagement nach ISO 50001, Monitoring von Anlagen oder Lastspitzen.
  • Viele Zielsysteme, viele Sprachen
    • Messdienst und Abrechnung bevorzugen oft CSV-Dateien, übertragen per E-Mail oder FTP.
    • Energiemanager arbeiten mit Cloudlösungen und erwarten JSON- oder XML-Daten über MQTT(S) oder HTTP/REST-Endpunkte.
    • Die GLT benötigt Live-Daten in kurzen Intervallen, z. B. via Modbus oder BACnet/SC – inklusive Leistungs- und Spannungswerten.
  • Proprietäre Ketten und Lock-in-Risiken
    Wenn Zählerdaten nur über die Cloud eines einzigen Anbieters laufen, wird jeder Systemwechsel zum Großprojekt. Gleichzeitig verlieren Eigentümer leicht den Überblick, wo ihre Daten tatsächlich verarbeitet werden.
  • Hoher Integrationsaufwand
    Für jeden neuen Use Case – etwa eine Energiemanagementplattform – entstehen zusätzliche Projekte, Gateways und Schnittstellen. Das kostet Zeit, Geld und Nerven in IT, Technik und beim Messdienst.

Der Ansatz: „Jede Quelle. Jedes Ziel. Keine Abhängigkeit.“

In der Präsentation verdichtet solvimus seinen Ansatz in drei Schlagworte, illustriert über klar gestaltete Folien:

  • „Jede Quelle“ – Zähler- und Sensordaten bündeln
    Die Folie zeigt Symbole für Strom, Wärme, Solar, Wasser, Temperatur, Gas und weitere Medien. Dahinter steckt die Idee, sämtliche relevanten Zähler und Sensoren in einem Gerät zusammenzuführen, unabhängig davon, ob sie kabelgebunden (z. B. M-Bus, Modbus, Impuls) oder per Funk/OMS angebunden sind.
  • „Jedes Ziel“ – Daten parallel verteilen
    Eine weitere Folie visualisiert unterschiedliche Zielwelten: Cloud, Kennzahlen- und Dashboards, Gebäude, Industrie-/Produktionsprozesse, Abrechnung, Datenbanken. Gemeint ist: Der Datensammler soll mehrere Systeme gleichzeitig bedienen können – mit jeweils passenden Protokollen und Formaten.
  • „Keine Abhängigkeiten“ – Neutraler Datenhub statt Cloud-Pflicht
    Im Zentrum steht ein konkretes Gerät (MUC.easy plus) mit dem Claim „Keine Abhängigkeiten“. Das Gerät fungiert als Datendrehscheibe im Gebäude: Es sammelt Zählerdaten, stellt sie auf unterschiedlichen Protokollen bereit, aber solvimus betreibt keine eigene Cloud, in der die Daten zwischengelagert werden.

Damit unterscheidet sich der Ansatz von Lösungen, die Datenerfassung und Plattformbetrieb an einen einzigen Anbieter koppeln.

Wie die Datenflüsse konkret aussehen

  • Eingangsseite („Quelle“)
    • Einlesen von Strom-, Wärme-, Wasser-, Gaszählern und Heizkostenverteilern,
    • Integration von Sensorik wie Temperatur-, Feuchte- oder Bewegungssensoren über dieselbe Infrastruktur (u. a. dank OMS-Standardisierung),
    • Unterstützung unterschiedlicher Unterzähler, auch im industriellen oder gewerblichen Umfeld.
  • Ausgangsseite („Ziel“)
    • Abrechnung/Messdienst: CSV-Dateien, per E-Mail oder FTP übertragbar.
    • Cloud/Energiemanagement: JSON- oder XML-Ströme via HTTP/REST oder MQTT(S) in Cloudplattformen.
    • Gebäudeautomation/GLT: Live-Daten über Modbus oder BACnet, perspektivisch BACnet/SC für eine abgesicherte IP-Kommunikation.
    • Datenbanken/BI: Direkte Anbindung von Datenbanken bzw. Exporte für Reporting- und Analytics-Systeme.

Das zentrale Versprechen: Ein Gerät pro Liegenschaft oder Gebäudeteil kann alle relevanten Quellen und Ziele bedienen und damit künftige Erweiterungen erleichtern, ohne die Infrastruktur neu aufsetzen zu müssen.


Warum das wichtig ist

  • Die Zahl der Anwendungen, die Zählerdaten nutzen, wächst, Abrechnung ist nur ein Baustein.
  • Ohne technischen Datenhub drohen Datensilos, doppelte Installationen und hohe Integrationskosten.
  • Unabhängigkeit von einzelnen Cloud- oder Plattformanbietern erhöht die digitale Souveränität der Wohnungswirtschaft.
  • Wenn Zählerdaten im Gebäude gebündelt und von dort verteilt werden, bleiben Speicherort und Datenflüsse transparent.
  • Eine flexible Datendrehscheibe erleichtert es, neue regulatorische Anforderungen (z. B. UVI, ESG-Reporting) mit vorhandener Infrastruktur zu erfüllen.

Einordnung für die Wohnungswirtschaft

Für Entscheider:innen stellt sich weniger die Frage, ob solvimus ein weiteres Gerät auf den Markt bringt, sondern welche Rolle ein solcher Datensammler in der Gesamtarchitektur der Bestände spielen kann:

  • Vom „Messdienst-Kanal“ zur Mehrfachnutzung
    Zählerdaten laufen heute oft exklusiv zum Messdienst. Wer parallel Energiemanagement, GLT-Optimierung oder ESG-Auswertungen aufbauen will, landet schnell bei Zusatzprojekten. Ein neutraler Datensammler macht es möglich, denselben Datenstrom mehrfach zu nutzen, ohne mehrere Erfassungsebenen aufzubauen.
  • Digitale Souveränität und Wechseloptionen
    Ein Gerät im Gebäude, das offene Protokolle spricht, reduziert Abhängigkeiten. Wenn Abrechnungspartner oder Energiemanagementplattform wechseln, muss nicht zwangsläufig die Zählerinfrastruktur erneuert werden, denn die Anbindung erfolgt über andere Schnittstellen.
  • IT- und OT-Integration
    Zählerdaten sind inzwischen kein reines „Technikthema“ mehr, sondern Teil der IT- und Datenstrategie. Ein klar definierter Datenhub erleichtert es, Zuständigkeiten zwischen IT, Technik, Messdienst und Fachbereichen zu verteilen.
  • Perspektive auf neue Use Cases
    Wo heute nur Verbräuche für die Abrechnung genutzt werden, könnten morgen Lastspitzenmanagement, Anlagenoptimierung oder Mieterstrommodelle hängen. Eine Infrastruktur, die „jede Quelle – jedes Ziel“ abbilden kann, schafft Spielraum für künftige Geschäftsmodelle.

Was jetzt zu tun ist

  1. Stakeholder-Landkarte erstellen: Wer nutzt heute Zählerdaten (Abrechnung, Technik, Energiemanagement, ESG, GLT)? Wer könnte in Zukunft dazukommen?
  2. Quellen erfassen: Welche Medien und Zählertypen sind im Bestand vorhanden (Strom, Wärme, Wasser, Gas, weitere Sensorik)? Über welche Protokolle werden sie angebunden?
  3. Zielsysteme und Formate identifizieren: Welche Systeme erwarten CSV, welche REST/MQTT, welche Modbus/BACnet/SC? In welchen Intervallen?
  4. Architekturzielbild definieren: Soll ein zentraler Datensammler pro Liegenschaft als Drehkreuz etabliert werden und welche Anforderungen an Offenheit und Sicherheit muss er erfüllen?
  5. Verträge und Ausschreibungen anpassen: Offene Schnittstellen, Mehrfachnutzung von Zählerdaten und Verzicht auf proprietäre Cloudpflichten explizit fordern.
  6. Pilotobjekte wählen: In einer oder zwei Liegenschaften testen, wie gut ein Datensammler Zähler- und Sensordaten bündelt und gleichzeitig Abrechnung, GLT und Energiemanagement versorgt.

Praxisnutzen: Ein Gerät, mehrere Welten

Ein typisches Szenario könnte in der Wohnungswirtschaft so aussehen:

  • In einem Quartier werden Strom-, Wärme- und Wasserzähler per M-Bus bzw. wM-Bus/OMS angebunden, ergänzt um Temperatur- und Feuchtesensoren in kritischen Gebäudeteilen.
  • Ein solvimus-Datensammler (z. B. MUC.easy plus) liest diese Daten ein und:
    • erzeugt monatlich CSV-Dateien für den Abrechnungsdienst,
    • liefert täglich aggregierte Verbräuche via MQTT(S) in eine Energiemanagementplattform,
    • stellt im 15-Minuten-Raster Leistungswerte als BACnet-Objekte für die GLT bereit.

Statt getrennten Strukturen für Abrechnung, Technik und Energiemanagement entsteht ein gemeinsamer Datenhub. Das reduziert Hardware, Projektaufwand und Fehlerquellen und macht künftige Systemwechsel handhabbarer.


Fazit

Der Auftritt von Remo Reichel zeigt: Die nächste Ausbaustufe der Digitalisierung in der Wohnungswirtschaft entscheidet sich nicht nur an Funkstandards oder Gateway-Modellen, sondern an der Frage, wie Zählerdaten im Gebäude organisiert werden. Mit seinem Claim „Zählerdaten: Jede Quelle. Jeder Zielpunkt. Keine Abhängigkeit.“ und einem Datensammler wie dem MUC.easy plus positioniert sich solvimus als Anbieter eines neutralen Datenhubs in der Liegenschaft.

Für die Wohnungswirtschaft eröffnet das die Möglichkeit, Zählerdaten als gemeinsame Ressource zu betrachten, statt als isolierten Pfad in Richtung Messdienst. Wer diesen Schritt geht, schafft die Grundlage, um Pflichtaufgaben wie die Abrechnung effizient zu erfüllen und gleichzeitig neue datengetriebene Anwendungen aufzubauen, ohne sich frühzeitig festzulegen.


Das Wichtigste auf einen Blick

  • Ausgangslage: Zähler- und Sensordaten werden für Gebäude- und Liegenschaftsbetrieb immer wichtiger – von Heiz- und Betriebskostenabrechnung bis hin zu Energiemanagement, ESG und Gebäudeleittechnik.
  • Problem: Unterschiedliche Zählertypen, Hersteller und Medien (Strom, Wärme, Wasser, Gas etc.) sowie viele Protokolle (M-Bus, Modbus, Funk/OMS, Impuls) treffen auf stark voneinander abweichende Anforderungen der Zielsysteme.
  • Interessenten an den Daten: Neben klassischen Mess- und Abrechnungsdiensten benötigen GLT, Energiemanager, Industrie- und Gewerbekunden die Daten – oft mit höherer Auflösung und zusätzlichen Messgrößen.
  • Ansatz von solvimus: Ein Datensammler wie z. B. das gezeigte MUC.easy plus, der verschiedenste Zähler und Sensoren einliest und die Daten parallel an viele Zielsysteme liefert: CSV/FTP oder E-Mail für die Abrechnung, MQTT(S) oder HTTP/REST für die Cloud, Modbus oder BACnet/SC für die Gebäudeautomation.
  • Leitbild laut Präsentation:Jede Quelle. Jedes Ziel. Keine Abhängigkeit.“ Zähler- und Sensordaten aus einer Infrastruktur, ohne proprietäre Cloud und ohne Hersteller-Lock-in.
  • Nutzen für die Wohnungswirtschaft: Ein zentraler Datenhub im Gebäude reduziert Integrationsaufwand, vermeidet Datensilos und schafft mehr Unabhängigkeit in der Wahl von Messdienst, Plattformen und Abrechnungspartnern.

Glossar / Begriffserklärungen

  • Zählerdaten
    Messwerte aus Verbrauchszählern (Strom, Wärme/Kälte, Wasser, Gas) sowie Daten aus Heizkostenverteilern und ergänzender Sensorik (Temperatur, Feuchte, Bewegung).
  • Datensammler / Datenhub
    Gerät im Gebäude, das Daten aus verschiedenen Zählern und Sensoren einsammelt, aufbereitet und über unterschiedliche Protokolle an mehrere Zielsysteme verteilt.
  • M-Bus / wM-Bus / OMS
    M-Bus: kabelgebundener Busstandard zur Zählerauslesung. wM-Bus: Funkvariante. OMS (Open Metering System) definiert herstellerübergreifende Standards für strukturierte Zähler- und Sensordaten, die auch in der solvimus-Präsentation als Basis erwähnt werden.
  • GLT (Gebäudeleittechnik)
    Zentrales System zur Überwachung und Steuerung technischer Anlagen eines Gebäudes (Heizung, Lüftung, Klima, Beleuchtung, Aufzüge etc.).
  • Modbus
    Einfaches Kommunikationsprotokoll aus der Automatisierungstechnik, häufig genutzt, um Messwerte zwischen Feldgeräten und Leitsystemen zu übertragen.
  • BACnet / BACnet/SC
    Standardprotokoll für Gebäudeautomation. BACnet/SC (Secure Connect) ist die abgesicherte, IP-basierte Weiterentwicklung mit Fokus auf IT-Sicherheit.
  • MQTT / MQTTS
    Leichtgewichtiges Protokoll nach dem Publish/Subscribe-Prinzip, häufig für IoT- und Cloudanwendungen genutzt. MQTTS bezeichnet die verschlüsselte Variante.
  • CSV, FTP, HTTP/REST
    CSV (Comma Separated Values) ist ein Tabellenformat. FTP dient zur Dateiübertragung. HTTP/REST beschreibt Webschnittstellen, über die strukturierte Daten (z. B. JSON, XML) ausgetauscht werden – zentrale Bausteine moderner Cloudanbindungen.

________________________________________ 

Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025

Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Anzeige

Intelligenz vom Heizkörper bis ins Backend: Wie Engelmann Datenerfassung und Prozesse zusammenführt

Intelligenz vom Heizkörper bis Backend: Engelmann Datenerfassun
“Intelligenz beginnt beim Endgerät”, sagte Benjamin Hofstetter von Engelman Sensor in seinem Vortrag. Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Zum Abschluss des Panels „Intelligente Datenerfassung“ rückte Engelmann einen Punkt in den Vordergrund, der in vielen Diskussionen eher am Rand vorkommt: Wo genau beginnt eigentlich Intelligenz im System?

Die Antwort des Unternehmens fällt klar aus: nicht erst im Gateway oder in der Cloud, sondern bereits im Endgerät – also im Heizkostenverteiler, im Zähler und in der Art, wie diese Geräte montiert und betrieben werden. Von dort spannt Engelmann den Bogen bis zu einer Plattform, die Zählerdaten unterschiedlicher Hersteller aufnimmt und den Weg in die Abrechnung stark automatisiert.


Pain Points: Wo heute Aufwand und Risiken entstehen

  • Heterogene Bestände
    In vielen Liegenschaften findet sich ein Mix aus Zählern und Heizkostenverteilern verschiedener Hersteller und Generationen. Mischliegenschaften sind eher die Regel als die Ausnahme.
  • Aufwändige Nachrüstung
    Der Umstieg auf fernauslesbare Technik ist häufig mit dem Tausch von Rückenplatten und umfangreichen Montagearbeiten verbunden – ein Thema, das bei knappen Montagekapazitäten besonders schmerzhaft ist.
  • Unsicherheit bei Funk und Sicherheit
    Betreiber erwarten herstellerübergreifenden Empfang (OMS, wireless M-Bus) und zugleich eine sichere Übertragung bis ins Backend. Unterschiedliche Lösungen, Netze und Verschlüsselungsansätze machen die Bewertung komplex.
  • Manuelle Prozessketten
    Zwischen Gateway, Datenübernahme und Abrechnung sind oft noch viele Handschritte nötig – mit entsprechender Fehleranfälligkeit beim Export, Import oder bei der Zuordnung von Zählern.
  • Fachkräftemangel im Feld
    Je komplizierter Montage, Konfiguration und Inbetriebnahme, desto stärker wirkt sich der Mangel an qualifizierten Monteuren aus.

Der Ansatz: Gateway, Plattform und Endgerät als durchgängige Linie

Intelligente Datenerfassung: das neue Gateway

Die Folien zur „Intelligenten Datenerfassung“ beschreiben ein Gateway, das einige in der Branche diskutierte Anforderungen bündelt:

  • LPWAN-Funktechnologien: Nutzung moderner Low-Power-Wide-Area-Netze wie LTE-M; weitere Netze wie NB-IoT oder LoRaWAN werden als relevante Optionen genannt.
  • Herstellerunabhängigkeit: Empfang von OMS-Geräten und wireless-M-Bus-Telegrammen, einschließlich verschiedener OMS-Modi (C1/T1, S1). Damit sollen sowohl Engelmann-Zähler als auch Geräte anderer Hersteller eingebunden werden können.
  • Skalierung: Laut Präsentation lassen sich im Batteriebetrieb bis zu 2.500 Geräte auslesen.
  • Lange Betriebszeit: Typische Batteriekapazität von 12 Jahren bei zwei Auslesungen pro Monat – passend zu zwei Eichzyklen vieler Messgeräte.
  • Sichere Kommunikation: Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, Entschlüsselung erst im Zielsystem.

Im Panel betont Engelmann zusätzlich den Installationsaspekt: Das Gateway soll mit „drei Löchern“ montiert sein – ohne Öffnen des Gehäuses, möglichst vorkonfiguriert und automatisiert in Betrieb genommen. Die Vision: Geräte so einfach machen, dass perspektivisch auch Hausmeister statt spezialisierter Techniker montieren können.

Intelligente Datenaufbereitung: Plattform für Überblick und Prozesskette

Die vorgestellte Plattform ergänzt das Gateway um eine Sicht auf die gesamte Liegenschaft:

  • Visualisierung wichtiger Kennzahlen
    Oberflächen zeigen den Status von Liegenschaften und Anlagen auf einen Blick – etwa Kommunikationszustände oder auffällige Zähler.
  • Automatisierte Prozesskette
    Prozesse vom Datenempfang bis zum Import ins Abrechnungssystem sollen automatisiert werden. Ziel ist, manuelle Schritte – etwa das händische Exportieren und Importieren von Dateien – so weit wie möglich zu reduzieren und Fehlerquellen zu minimieren.
  • Mischliegenschaften
    Die Plattform ist ausdrücklich darauf ausgelegt, Zähler anderer Hersteller mitzuverarbeiten. Für die Wohnungswirtschaft ist das relevant, weil Bestände meist nicht homogen ausgerüstet sind.

Eine eigenständige, vollautomatische Plausibilisierung der Verbrauchsdaten leistet die Plattform bewusst nicht; hier verweist Engelmann in der Diskussion auf die Stärken spezialisierter Abrechnungssysteme, die stärker auf Gebäudeinformationen zugreifen können.

Intelligenz am Heizkörper: der „rundum-sorglos-HKV Unifix“

Als drittes Element stellt Engelmann einen neuen Heizkostenverteiler vor, der den Claim „rundum-sorglos-HKV Unifix“ trägt.

  • Kompatibel zu vielen Rückenplatten
    Die Präsentation zeigt Varianten für Techem, Metrona, Engelmann, Qundis P2/P3, Sontex und Caleffi – der HKV soll also auf verschiedene bestehende Wärmeleiter passen.
  • Rückenplatten müssen nicht getauscht werden
    Das spart Montagezeit und reduziert Eingriffe in die Heizkörper – ein Vorteil gerade bei großflächiger Nachrüstung in Beständen.
  • Rückenplatten-Erkennung
    Der Unifix erkennt, auf welcher Rückenplatte er montiert wurde, zeigt dies während der Installation im Display an und überträgt die Information im Funktelegramm.
  • Unterstützung für Bestandspflege
    Durch die Übertragung der Rückenplatten-Information lassen sich Bestandsdaten plausibilisieren: Wurde die richtige Kombination verbaut? Stimmen Monteur-Angaben mit der tatsächlichen Installation überein?

Damit adressiert Engelmann einen sehr praktischen Schmerzpunkt: Fehler bei der Zuordnung von Heizkörpern, Rückenplatten und Geräten, die später aufwendig korrigiert werden müssen.


Warum das wichtig ist

  • Die letzten 40 % der Bestände müssen unter Zeitdruck mit fernauslesbarer Technik ausgestattet werden, und das bei begrenzten Monteurkapazitäten.
  • Jede eingesparte Minute bei Montage und Inbetriebnahme hilft, Fristen und Budgets einzuhalten.
  • Endgeräte, die Bestandskomponenten weiter nutzen und ihre Konfiguration selbst „mitliefern“, reduzieren Fehler und Nacharbeiten.
  • Ende-zu-Ende-Verschlüsselung stärkt Vertrauen in die Datenwege. Bei wachsender Vernetzung ist das ein zunehmend wichtiges Thema.
  • Automatisierte Prozessketten vom Gateway bis zur Abrechnung entlasten Backoffice-Teams und senken das Fehlerrisiko.

Einordnung für die Wohnungswirtschaft / Entscheider:innen

Für die Wohnungswirtschaft ist Engelmanns Ansatz vor allem dort interessant, wo große Bestände mit gemischten Geräten nachgerüstet werden müssen – und wo Fachkräfte knapp sind.

  • Tiefer Einstieg ins Feld
    Mit dem Unifix-HKV versucht Engelmann, Aufwand direkt an der Quelle zu reduzieren: vorhandene Rückenplatten weiter nutzen, Montage vereinfachen, Bestandsdaten per Funk absichern. Das ist pragmatisch und adressiert typische Pain Points aus der Praxis.
  • Herstellerunabhängigkeit im Gateway
    Das angekündigte Gateway, das OMS- und wireless-M-Bus-Geräte verschiedener Hersteller empfängt, passt zur Realität heterogener Bestände. Entscheidend wird sein, wie gut dies im Mischbetrieb tatsächlich funktioniert.
  • Automatisierung mit klaren Rollen
    Dass Engelmann Plausibilisierung und komplexe Abrechnungslogik den Abrechnungssystemen überlässt, kann als Vorteil gesehen werden: Jeder Baustein bleibt bei seiner Kernkompetenz. Wichtig ist, Schnittstellen und Verantwortlichkeiten sauber zu definieren.
  • Installation als strategischer Hebel
    Die im Panel skizzierte Vision – Geräte vorkonfiguriert verschicken, von Hausmeistern anbringen lassen, automatische Inbetriebnahme – zeigt, wohin die Reise gehen soll: weg von hochspezialisierten Einzelterminen, hin zu stark standardisierten Rollouts.

Was jetzt zu tun ist

  1. Bestand analysieren: Welche Heizkostenverteiler- und Rückenplatten-Typen sind im Einsatz? Wie heterogen sind die Bestände?
  2. Installationsaufwand bewerten: Wie viel Zeit fließt heute in Rückenplattentausch, Gehäuseöffnung, Parametrierung und Inbetriebnahme der Geräte?
  3. Anforderungen an Endgeräte formulieren: In Ausschreibungen festhalten, dass neue HKV-Generationen vorhandene Wärmeleiter weiter nutzen und Installationsfehler per Funk erkennbar machen sollen.
  4. Gateway-Strategie klären: Prüfen, wie viele Geräte pro Standort ein Gateway versorgen muss, welche Funknetze verfügbar sind (z. B. LTE-M) und welche Sicherheitsanforderungen an Verschlüsselung gestellt werden.
  5. Automatisierungsgrad in der Abrechnung prüfen: Wo sind heute noch manuelle Exporte/Importe nötig? Welche Schnittstellen kann eine Plattform wie die von Engelmann nutzen?
  6. Pilotprojekte definieren: In ausgewählten Liegenschaften testen, wie sich vereinfachte Installation, herstellerübergreifender Empfang und automatisierte Datenwege in der Praxis bewähren.

Fazit

Engelmann setzt mit seinem Beitrag ein klares Statement: Intelligenz in der Fernauslesung ist mehr als ein „schlaues“ Gateway. Sie beginnt beim Heizkostenverteiler, führt über herstellerunabhängige Funkempfänger und reicht bis zu automatisierten Prozessketten in der Abrechnung.

Für die Wohnungswirtschaft kann dieser Ansatz vor allem dort Mehrwert stiften, wo Rollouts schnell, standardisiert und mit knappen Ressourcen umgesetzt werden müssen – und wo gemischte Bestände eher die Regel als die Ausnahme sind. Ob Engelmanns Lösungen diese Versprechen unter Realbedingungen einlösen, werden Pilotprojekte und konkrete Kennzahlen zeigen müssen. Die strategische Richtung aber ist klar: weniger Montageaufwand, mehr Automatisierung und ein stärkerer Fokus auf Intelligenz direkt am Endgerät.


Das Wichtigste auf einen Blick

  • Fokus des Vortrags: „Intelligenz beginnt beim Endgerät“ und soll sich bis zu den automatisierten Prozessen in den Backendsystemen durchziehen.
  • Neues Gateway: Funkbasiert, batteriebetrieben, herstellerunabhängig für OMS- und wireless-M-Bus-Geräte, angebunden über LTE-M; typische Batterielaufzeit: 12 Jahre bei zwei Auslesungen pro Monat.
  • Sicherheit: Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bis zum Zielsystem. Entschlüsselung erst dort, wo die Daten verarbeitet werden.
  • Plattform zur Datenaufbereitung: Visualisierung des Anlagenstatus, automatisierte Prozesskette von der Datenübernahme bis zum Import ins Abrechnungssystem, inklusive Verarbeitung von Zählern anderer Hersteller.
  • Neuer HKV „Unifix“: Rundum-sorglos-Heizkostenverteiler, der auf mehrere gängige Rückenplatten passt, diese erkennt, auf dem Display anzeigt und im Funktelegramm mit überträgt.
  • Installationsidee: Geräte sollen möglichst vorkonfiguriert kommen, ohne Gehäuseöffnung montiert werden können, perspektivisch sogar durch Hausmeister statt spezialisierte Monteure.

Glossar / Begriffserklärungen

  • Heizkostenverteiler (HKV)
    Gerät am Heizkörper, das die Wärmeabgabe erfasst und als Basis für die verbrauchsabhängige Heizkostenverteilung dient.
  • Rückenplatte / Wärmeleiter
    Metallische Montageplatte am Heizkörper, die die Wärme an den Heizkostenverteiler weitergibt. Unterschiedliche Hersteller nutzen unterschiedliche Geometrien.
  • OMS / wireless M-Bus
    OMS (Open Metering System) ist ein herstellerübergreifender Standard für Zähler- und Sensordaten, oft basierend auf wireless M-Bus als Funkprotokoll.
  • LPWAN / LTE-M / NB-IoT / LoRaWAN
    Low Power Wide Area Networks sind Funknetze mit großer Reichweite und geringem Energieverbrauch. LTE-M und NB-IoT sind Mobilfunk-Varianten, LoRaWAN ein alternativer Funkstandard.
  • Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
    Verfahren, bei dem Daten beim Sender verschlüsselt und erst im Zielsystem entschlüsselt werden – Zwischenstationen sehen nur chiffrierte Inhalte.
  • Mischliegenschaft
    Gebäude oder Liegenschaft, in der Geräte verschiedener Hersteller und Generationen parallel betrieben werden.

________________________________________ 

Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025

Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

Anzeige